Nie mehr will ich weinen - Patricia Vandenberg - E-Book

Nie mehr will ich weinen E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Daniel Norden betrachtete die hübsche junge Patientin, die mit gefalteten Händen vor ihm saß, mit forschenden Blicken. Annelore Heilwig, einundzwanzig Jahre, Fremdsprachenkorrespondentin, unverheiratet. Sie war schwanger. »Es stimmt also«, sagte sie leise, »ich werde ein Kind haben.« »Sie freuen sich nicht?« fragte Dr. Norden vorsichtig. Sie sah ihn an, ihr Blick war traurig und abwesend, ihr Gesicht ausdruckslos. »Ich habe keinen Grund mehr, mich zu freuen, aber wenigstens mein Kind wird mir bleiben.« Ihr Verhalten und ihre Worte stimmten Dr. Norden sehr nachdenklich. »Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Frau Heilwig, gleich welcher Art, sagen Sie es mir bitte. Ich kann zumindest versuchen, Ihnen zu helfen.« »Danke, Herr Dr. Norden«, sagte Annelore leise. Dr. Norden bemerkte mit Erleichterung, daß ihr Gesichtsausdruck nicht mehr so – so hoffnungslos war.

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Dr. Norden Bestseller – 342 –

Nie mehr will ich weinen

Patricia Vandenberg

Dr. Daniel Norden betrachtete die hübsche junge Patientin, die mit gefalteten Händen vor ihm saß, mit forschenden Blicken.

Annelore Heilwig, einundzwanzig Jahre, Fremdsprachenkorrespondentin, unverheiratet. Sie war schwanger.

»Es stimmt also«, sagte sie leise, »ich werde ein Kind haben.«

»Sie freuen sich nicht?« fragte Dr. Norden vorsichtig.

Sie sah ihn an, ihr Blick war traurig und abwesend, ihr Gesicht ausdruckslos. »Ich habe keinen Grund mehr, mich zu freuen, aber wenigstens mein Kind wird mir bleiben.«

Ihr Verhalten und ihre Worte stimmten Dr. Norden sehr nachdenklich. »Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Frau Heilwig, gleich welcher Art, sagen Sie es mir bitte. Ich kann zumindest versuchen, Ihnen zu helfen.«

»Danke, Herr Dr. Norden«, sagte Annelore leise.

Dr. Norden bemerkte mit Erleichterung, daß ihr Gesichtsausdruck nicht mehr so – so hoffnungslos war. »Vielleicht haben Sie schon einmal vom Christopherus-Heim gehört. Es ist ein neueingerichtetes Heim für unverheiratete Mütter, die Hilfe brauchen. Das Heim steht unter der Schirmherrschaft meiner Frau und«, Dr. Norden lächelte sein sympathisches Lächeln, »mir. Wir versuchen in den einzelnen Fällen vor allem menschlich zu helfen. Manchmal sind junge Frauen in dieser Situation sehr allein – trotz unserer doch so modernen und aufgeklärten Gesellschaft.«

»Es ist bewundernswert, Herr Doktor, was Sie alles für Ihre Patienten tun. Wer dankt Ihnen denn das?«

Daniel Norden lachte. »Etwas zu tun, um Dank zu erhoffen, ist so eine Sache. Wir versuchen nur zu helfen, wenn es uns möglich ist.«

Jetzt lächelte Annelore. Dr. Norden sah es mit Erleichterung.

»Ja, Herr Doktor, von diesem Christopherus-Heim habe ich schon gehört. Und ich würde gern, wenn es möglich wäre, dort wohnen. Es wäre eine große Hilfe für mich, denn ich muß meine Stellung sofort aufgegeben.«

»Sie wissen aber doch, daß Sie Kündigungsschutz genießen?« fragte er verwundert.

»Ja, das weiß ich, aber aus ganz persönlichen Gründen muß ich kündigen. Ich möchte jetzt aber nicht darüber sprechen.«

»Wir fragen nicht nach Gründen, wenn wir jemanden im Christopherus-Heim aufnehmen.«

»Ich habe genügend Ersparnisse, um über die nächsten Monate hinwegzukommen«, erklärte sie. »Später werde ich ja wohl eine Stellung finden.«

»Aushilfsweise könnte ich Ihnen auch jetzt eine in den Roth-Werken verschaffen«, bot Dr. Norden kurz entschlossen an. Er war überzeugt, daß Fred Roth dagegen keinen Widerspruch erheben würde.

Fred Roth war ein Unternehmer von Format, immer bereit zu helfen. Einst ein dankbarer Patient, mittlerweile ein Freund der Familie Norden.

Annelore Heilwig machte einen sehr sympathischen Eindruck, und Dr. Norden fühlte, daß sie viel verzweifelter war, als sie zugeben wollte.

»Ich wäre natürlich froh, wenn ich noch ein paar Monate arbeiten könnte, aber ich möchte nicht, daß mein früherer Chef erfährt, wo ich eine neue Beschäftigung gefunden habe.« Sie blickte auf. »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, Herr Dr. Norden. Es sind ganz persönliche Gründe, die mir Entscheidungen abverlangen, denen ich mich offengestanden noch nicht ganz gewachsen fühle.«

Sie war intelligent, ehrlich und hatte zweifellos Charakter. Ein Verhältnis mit dem verheirateten Chef? Dr. Norden traute es ihr nicht zu, aber Liebe ging manchmal ganz seltsame Wege. Ein Urteil stand ihm nicht zu. Annelore mußte geholfen werden, das stand im Vordergrund. Er war ahnungslos, in welch dramatisches Schicksal er da wieder einmal verstrickt wurde.

Dr. Norden sollte die Vorgeschichte aus Annelores Mund erfahren, als sie zwei Tage später ein Appartement im ChristopherusHeim bezog und die Zusicherung von dem Industriellen Fred Roth hatte, bis zu ihrer Niederkunft in seiner Firma arbeiten zu können.

Es war eine traurige Geschichte, die Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee noch lange beschäftigen sollte.

Dabei hatte sie für Annelore so glücklich angefangen.

Glücklich, weil sie sich geliebt glaubte von Fabian Hartenstein, dem jungen Abteilungsleiter in der Sörensen AG, in der sie als Fremdsprachenkorrespondentin beschäftigt war.

*

Fabian Hartenstein genoß den Vorzug, einige Male von seinem Chef eingeladen zu werden, nicht ahnend, daß Annabel Sörensen, die einzige Tochter des Fabrikanten, dazu den Anlaß gab.

Henning Sörensen erfüllte seiner Tochter jeden Wunsch.

Annabel war ein überaus zartes Mädchen, das keinerlei Interesse für Geselligkeit oder gar für einen Mann zeigte, bis sie Fabian Hartenstein kennenlernte. Oft kränkelnd, lebte sie auf, wenn sie mit ihm zusammentraf. Sie hatte ihrem Vater gesagt, daß sie keinen größeren Wunsch hätte, als Fabians Frau zu werden.

Henning Sörensen trug die Last eines Wissens mit sich, das ihn in einen tiefen Zwiespalt stürzte. Eine Last, die er allein tragen mußte. Seine Frau Ellen, die er über alles liebte, durfte davon nichts erfahren. Henning Sörensen wußte, daß seine Tochter an einer unheilbaren Krankheit litt, daß ihr Leben nur von kurzer Dauer sein würde.

Ellen Sörensen liebte ihre einzige Tochter abgöttisch. Sie hatte sich so sehr mehrere Kinder gewünscht. Da ihr aber dieser Wunsch nicht erfüllt worden war, war Annabel ihr ein und alles. Henning Sörensen mußte fürchten, daß seine Frau den Schicksalsschlag, den ein früher Tod Annabels mit sich bringen würde, nicht verwinden könnte.

Und so hoffte er immer noch, daß Annabel gerettet werden könnte, er hoffte es erst recht, als er zufällig einen Artikel las, in dem geschildert wurde, daß eine junge Frau durch die Geburt eines Kindes von der Leukämie geheilt worden war.

Was Henning Sörensen nicht wußte, war, daß Fabian mit Annelore Heilwig verlobt war, denn sie hatten diese Verlobung geheimgehalten.

Es war ein trüber Oktobertag gewesen, als Henning Sörensen Fabian zu sich rief. Annabels zwanzigster Geburtstag stand vor der Tür, vielleicht ihr letzter, wie Sörensen von Professor Dittmar erfahren hatte. Aber daran wollte Sörensen nicht glauben. Er war bereit, alles zu opfern, um Annabel zu retten, und damit auch seine Frau, denn Ellen konnte es nicht verborgen bleiben, daß Annabel immer durchsichtiger wurde, müder und gleichgültiger, daß sie nur auflebte, wenn Fabian Hartenstein bei ihnen war.

Er machte jedoch keine Anstalten, sich mehr als nur höflich mit der Tochter seines Chefs zu unterhalten. Fabian schien nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß ihm da eine riesige Chance zugespielt werden sollte.

Henning Sörensen sah sich in der Not seines Herzens gezwungen, offen mit Fabian zu sprechen.

Leicht fiel es ihm nicht, doch wer wollte ihm das verdenken? Er war bleich, übernächtigt, unsicher, als Fabian Hartenstein das Chefzimmer betrat.

Henning Sörensen hatte seine Sekretärin weggeschickt, damit jede Möglichkeit, daß dieses Gespräch oder auch nur Bruchstücke davon belauscht werden könnten, ausgeschaltet war.

»Es ist eine ganz persönliche Angelegenheit, wegen der ich Sie zu mir gebeten habe, Herr Hartenstein«, begann er stockend. »Es handelt sich um meine Tochter. Ich will offen mit Ihnen reden. Von Ihrer Entscheidung hängt alles ab.« Er sprach schnell, sah Fabian dabei nicht an. »Ich muß Sie jedoch um vollste Diskretion bitten. Niemand darf wissen, was ich Ihnen sage.«

Fabian war völlig konsterniert gewesen, immer noch ahnungslos und auch arglos.

»Selbstverständlich können Sie auf meine Diskretion rechnen, Herr Generaldirektor«, sagte er beklommen.

»Meine Tochter liebt Sie«, stieß Henning Sörensen hervor, »und ich möchte Sie bitten, Annabel zu heiraten.«

Fabian Hartenstein war fassungslos. »Sie bitten mich?« stotterte er. »Aber… «

Sörensen fiel ihm gleich ins Wort. »Hören Sie mich bitte erst an, bevor Sie weitersprechen. Annabel ist krank. Ich weiß, daß sie nicht mehr lange leben wird. Ich bin der einzige, der es weiß, die Ärzte ausgenommen.

Annabel darf es nicht erfahren, und auch meine Frau muß geschont werden. Ich habe Ihnen einiges zu bieten, Herr Hartenstein, wenn Sie meine Tochter heiraten werden. Ich mache Sie zu meinem Teilhaber, und der bleiben Sie auch, wenn Annabel nicht mehr lebt. Sie sind jung. Sie haben dann immer noch die Chance, die Frau zu heiraten, mit der Sie wirklich glücklich sein können. Ich werde Ihnen diesbezüglich nichts in den Weg legen. Ich möchte nur, daß Annabel noch eine kurze Spanne glücklich ist. Ich gebe Ihnen alles schriftlich. Wenn Sie sich später von mir und dem Unternehmen trennen wollen, werde ich Sie großzügig honorieren. Ich biete Ihnen zwei Millionen, mit denen Sie dann anfangen können, was Sie wollen.«

Fabian war benommen. Es kam ihm vor, als träume er. »Aber ich bin gebunden«, sagte er stockend.

»Sie sind verheiratet?« fragte Sörensen bestürzt.

»Nein, nicht verheiratet, aber…«

Wieder wurde er unterbrochen.

»Nun, ich glaube nicht, daß es eine Frau gibt, die für zwei Millionen nicht ein paar Wochen oder Monate warten würde«, fiel ihm Sörensen ins Wort. »Es ist doch nur eine Ehe auf Zeit, aber Ihre Zustimmung würde mich zu Dank verpflichten. Ich gebe Ihnen ein paar Tage Bedenkzeit. Sollten Sie sich allerdings gegen meinen Vorschlag entscheiden, müßten wir uns trennen.

Ich habe in diesem Fall noch mehr mit mir selbst auszumachen, Herr Hartenstein, aber ich brauche eine Rechtfertigung vor meiner Tochter, wenn Sie nicht mehr zu uns kommen. Ich muß ihr in diesem Fall sagen, daß Sie sich für eine andere Frau entschieden und deshalb auch eine andere Stellung angenommen haben. Ich weiß, daß es schwer ist, mich zu verstehen, aber ich weiß, daß ich mein einziges Kind verlieren werde.«

*

Fabian traf sich am Abend mit Annelore, wie jeden Tag. Sie saßen in ihrer kleinen Wohnung beisammen. Annelore spürte, daß er anders war als sonst. Er hatte keinen Appetit, obgleich sie ihm sein Leibgericht vorsetzte.

»Hast du Ärger gehabt, Fabian?« fragte sie und stellte zurück, worüber sie mit ihm sprechen wollte.

»Keinen Ärger. Der Chef hat mir ein seltsames Angebot gemacht.«

»Was für ein Angebot?«

»Ich soll seine Tochter heiraten. Ich soll über die Gründe nicht sprechen.«

»Es scheint ein interessantes Angebot zu sein«, sagte Annelore.

»Zwei Millionen, wenn ich einwillige. Für eine Scheinehe, Annelore.«

»Wieso für eine Scheinehe?«

»Sie ist nicht gesund. Ich dürfte dir das eigentlich nicht sagen, aber wir müssen doch darüber sprechen.

Es handelt sich um eine Ehe auf Zeit, Annelore. Meine Gefühle für dich werden davon nicht betroffen. Wir wollten doch ohnehin noch warten. Überlege mal, was für ein Leben ich dir bieten könnte.«

Es klang nüchtern, obgleich er es nicht so meinte.

Sie war wie versteinert, weil es ihr nicht in den Sinn gehen wollte, daß ihr Fabian so sprechen, geschweige denn denken könnte.

»Ich überlege«, nickte sie geistesabwesend. »Es ist deine Entscheidung.«

»Sörensen verlangt von mir nichts als Entgegenkommen. Ich habe ihm gesagt, daß ich gebunden bin.«

»Hast du mich erwähnt?«

»Nein, das würde alles doch nur schwieriger machen.«

»Allerdings – Annabel Sörensen ist ein nettes Mädchen. Es ist traurig, wenn ein so reiches Mädchen mit allem Geld nicht gesund werden kann, aber vielleicht durch Liebe, durch die Erfüllung ihrer Wünsche.«

»Ich kann sie doch nicht lieben. Ich liebe dich«, sagte Fabian.

»Du kannst sie nicht lieben, aber du würdest sie heiraten.«

»Andernfalls müßte ich mir eine andere Stellung suchen. Das wurde mir auch gesagt. Es ist nur ein Vertrag, Annelore, bitte, begreife es.«

»Ich begreife es.«

»Du bist einverstanden?«

»Ich bin einverstanden«, erwiderte Annelore, weil sie in diesem Augenblick glaubte, ihn nicht mehr lieben zu können. Obgleich sie wußte, daß sie schwanger war, sagte sie es.

»Du wirst für alles entschädigt werden, Annelore«, versprach Fabian. »Meine Liebe gehört dir, daran wird sich nichts ändern. Du darfst niemals daran zweifeln.«

Sie zweifelte schon in diesen Minuten daran. Er wollte sie entschädigen. Er sagte, daß er sie liebe, aber er wollte eine andere heiraten.

Sollte sie ihm da sagen, daß sie vielleicht ein Kind bekommen würde? Mit Bestimmtheit konnte sie das nicht sagen. Sie war noch bei keinem Arzt gewesen. Und wenn es dann nicht stimmte, würde Fabian vielleicht meinen, daß sie ihn erpressen wollte. Annelore zog es vor, zu schweigen.

*

So hatte sie es Dr. Norden erzählt, mit klangloser Stimme, als spräche sie von einem fremden Menschen.

»Ich war Ihnen diese Erklärung wohl schuldig für die Hilfe, die Sie mir gegeben haben«, lächelte sie schwach. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß ich im Christopherus-Heim wohnen darf, und daß Sie mir die Stellung in den Roth-Werken vermittelt haben.«

Ihre Ruhe, mochte sie auch erzwungen sein, war Daniel Norden unheimlich.

»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Annelore?« fragte er. Er nannte die Bewohnerinnen des Christopherus-Heimes beim Vornamen, und zu denen gehörte Annelore nun bereits seit einer Woche.

»Bitte, fragen Sie nur, Herr Doktor.«

»Kam es zu einer weiteren Aussprache mit Herrn Hartenstein?«

»Nein. Am nächsten Tag meldete ich mich krank und kam zu Ihnen in die Sprechstunde. Sie bestätigten mir, daß ich ein Kind erwarte. Ich bat um Urlaub aus dringenden familiären Gründen und gleichzeitig um meine Entlassung. Sie wurde mir gewährt. Vielleicht ahnte mein Chef, Herr Sörensen, die Zusammenhänge. Mir wurden jedenfalls keine Schwierigkeiten gemacht. An Fabian schrieb ich ein paar Zeilen.«

»Aber nichts von dem Kind?«

»O nein, das ist meine Angelegenheit. Ich habe ihn geliebt. Ich dachte, er würde mich auch lieben. Es war plötzlich so viel zerstört. Sollte ich ihm alles glauben, was er mir gesagt hat? Ich habe lange darüber nachgedacht. Eine Scheinehe? Ich kann mir so etwas nicht vorstellen. Ihm wurde eine Chance geboten, die ihm einmalig erschien.«

»Vielleicht stimmt alles, was er Ihnen sagte.«

Annelore hob den Kopf. »Ich würde mich nicht kaufen lassen, und ich will für mein Warten auch nicht bezahlt werden. Ich habe den Schlußstrich gezogen. Das habe ich Fabian geschrieben.«

Sie wußte nicht, welchen Schlag sie Fabian damit versetzt hatte. Vor allem mit den Worten: Ich glaubte, Dich zu lieben. Es stimmt nicht. Jetzt weiß ich es. Ich glaube Dir kein Wort. Du wolltest Dich auf elegante Art aus der Affäre ziehen. Wahre Deine Chance als Schwiegersohn von Sörensen. Ich wünsche Dir Glück.

Glück? Das sollte Glück sein?

Nur Annabel war glücklich, als ihr Vater ihr sagte, daß Fabian um ihre Hand angehalten hätte. Sie glaubte, was sie glauben wollte. Sie war selig, weil die Hochzeit schon in drei Wochen stattfinden sollte. Sie dachte nicht darüber nach, warum der Termin schon für so bald festgesetzt wurde.

Aber Ellen Sörensen überlegte, und sie fragte ihren Mann beklommen, warum dies alles so schnell abgewickelt werden müsse.

Er war auf diese Frage vorbereitet. »Annabel liebt Hartenstein. Sie verzehrt sich so in Sehnsucht nach ihm, daß sie immer dünner und schmaler wird. Das wollte ich bremsen.«

»Du hast ihn also animiert«, sagte Ellen, eine zarte schöne Frau von knapp vierzig Jahren.

»Was sollte ich tun, Liebste? Von selbst hätte er den Mut nicht gefunden.«

»Aber liebt er sie denn?« fragte Ellen leise.

»Muß man Annabel nicht lieben?« fragte Henning Sörensen.

Ellen nickte. »Ja, man muß sie lieben. Wir lieben sie doch auch so sehr. Ich will sie glücklich sehen, Henning.«