Notes from the upside down - Guy Adams - E-Book

Notes from the upside down E-Book

Guy Adams

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Beschreibung

Hat euch Stranger Things auch so begeistert wie Millionen andere Zuschauer weltweit? Und fühlt ihr so kurz vor dem Sendestart der dritten Staffel am 4. Juli 2019 eine alles verzehrende Düsternis von der Größe eines Demogorgon in der Brust? Dann ist dieses inoffizielle Fanbuch zur megaerfolgreichen Science-Fiction-Mystery-Serie auf Netflix – mit beeindruckenden Details zu Staffel 1 und 2 – genau das Richtige für euch. Denn in ihm wird die DNA der Serie sorgfältig seziert und in ihre Einzelteile zerlegt. Solltet ihr euch je gefragt haben, warum Spielberg ein solch großer Einfluss war, welche Bücher von Stephen King ihr unbedingt lesen solltet und wie eigentlich State Trooper David O'Bannon zu seinem Namen kam, dann ist „Notes from the Upside Down“ genau die richtige Munition für euch. Autor Guy Adams ist ein Superfan der Serie und nimmt uns mit auf einen faszinierenden Trip in die Welt auf der anderen Seite ...

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Seitenzahl: 258

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Das Buch

Komm mit in die spannende Welt von »Stranger Things« und entdecke all die Mysterien und Geheimnisse der superspannenden Netflix-Serie.

Der Autor

Guy Adams lebt in Spanien und war zehn Jahre lang professioneller Schauspieler und Comedian. Als das Verlangen zu stark wurde, regelmäßige Mahlzeiten auf dem Tisch stehen zu haben, wurde er Vollzeitautor. Bisher hat er mehr als 20 Bücher veröffentlicht.

Guy Adams

NOTES FROM THE UPSIDE DOWN

Das inoffizielle Buch zu »Stranger Things«

Übersetzt vonJulia Schmeink

Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Notes from the upside down. An unofficial guide to Stranger Things« bei Ebury Press (Penguin Random House), London UK.This book is an unofficial title written by a fan of Stranger Things. Neither the author, nor the publisher, nor the book itself are in any way affiliated with or endorsed by the programme nor its creators. Stranger Things is a trademark of NetflixStudios LLC.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe, Mai 2019

Copyright © 2019 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Copyright © 2017 der englischen Originalausgabe by Guy Adams

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München, in Anlehnung an die Gestaltung der Originalausgabe und unter Verwendung von Motiven von

© Getty Images/Science Photo Library (Glühbirne)

© Getty Images/Image Source (Hand)

Lektorat: Doreen Fröhlich

MP • Herstellung: kw

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-24029-5V001

www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz:

INHALT

Einführung

Kapitel Eins – Das Verschwinden des Will Byers

Kapitel Zwei – Die Verrückte auf der Maple Street

Kapitel Drei – Grausame Nacht

Kapitel Vier – Die Leiche

Kapitel Fünf – Der Floh und der Akrobat

Kapitel Sechs – Das Monster

Kapitel Sieben – Die Badewanne

Kapitel Acht – die andere Seite

Appendix 1 – Hardly Strangers – Alte Bekannte

Appendix 2 – Even Stranger Sounds – Noch merkwürdigere Klänge

Appendix 3 – 80s Movies Playlist – Filme, die man gesehen haben muss

Appendix 4 – Quiz-Antworten

Quellen

Stranger Things – Notizen von der Anderen Seite – Update zur zweiten Staffel

Ah … erinnert ihr euch an die Achtziger? Damals war alles noch einfacher: In der Downing Street saß eine skrupel lose Frau, die das Land in zwei Lager spaltete, im Weißen Haus ein gebräunter, republikanischer Lackaffe, und alles, worum wir uns Sorgen machen mussten, war das Säbelrasseln aus Russland oder die Gewalt im Mittleren Osten. Herrliche Zeiten. Ich bezweifle, dass wir so etwas je wieder erleben werden.

Die Welt des Fernsehens war auf jeden Fall einfacher. Es gab weniger Auswahl, und das, was lief, war vergänglicher. Na gut, mit etwas Glück konnte man vielleicht seine Lieblingssendung aufnehmen (wenn man sich die Kassette dafür leisten konnte), aber normalerweise war etwas, sobald man es gesehen hatte, auch schon wieder verschwunden. Aber das war okay, denn es gab ja Bücher, Romanfassungen, in denen wir die Geschichte im Kopf noch mal erleben konnten (aber mit besseren Spezialeffekten), und manchmal sogar Bücher über die entsprechende Serie, damit wir rausfinden konnten, was genau eigentlich ein Produzent so macht und wo wir den Typen da links sonst noch gesehen haben, nein, der da, genau, mit der Plastiklaserkanone in der Hand, auf den die Klümpchen aus Glaswolle vom Planeten Alpharis niederschweben.

Heute gibt es natürlich Streaming, es gibt Downloads, es gibt Fernsehen, das nie verschwindet. Und was Bücher angeht, wer braucht die schon? Dafür gibt’s das Internet.

Oh. Hallo. Herzlich Willkommen bei Notes from the Upside Down: Das inoffizielle Buch zu Stranger Things. Ich bin ein Buch. Sorry.

Vielleicht bin ich einfach nur eine der vielen Anspielungen auf die Achtziger. Ein nostalgisches Augenzwinkern.

Wozu soll ich also gut sein?

Na ja, einerseits kann ich nicht anders, als zu hoffen, dass ein paar der Leute, die mich kaufen, nicht so tief in die Serie eingetaucht sind, dass ich ihnen nicht noch ein paar Sachen erzählen könnte, die sie vielleicht nicht wussten. Das wäre schön. Ich habe haufenweise Fakten zu bieten; habt Spaß damit, jubelt sie euren Gästen beim Abendessen unter, bis alle gegangen sind (dann könnt ihr endlich Netflix anschmeißen, denn wer braucht schon Freunde?).

Für den Rest von euch, diejenigen, die alles wissen, hoffe ich, dass ihr hier ebenfalls jede Menge Interessantes findet. Ich hoffe ganz besonders, dass ihr Sachen findet – Filme, Fernsehserien, Bücher –, die etwas mit der Serie zu tun haben, die ihr noch nicht so gut kanntet und vielleicht noch nicht gesehen oder gelesen habt. Das würde mich wirklich freuen. Wenn dieses Buch dafür sorgt, dass sich auch nur ein weiterer Mensch Gary Shermans Film Tot & begraben1 von 1981 ansieht, darf ich meine Zeit als gut investiert verbuchen.

Vor allem hoffe ich, dass dieses Buch eines ist: eine amüsante Unterhaltung unter Fans der Serie – wenn auch eine ziemlich einseitige, sorry, aber schreit ruhig zurück. Wenn man etwas toll findet, will man doch auch ausführlich darüber reden, oder? Genau das mache ich hier. Ausführlich.

So funktioniert’s: Neben ein paar allgemeinen Passagen, die sich mit der Entwicklung der Serie und der Besetzung befassen, nehmen wir uns jede Folge einzeln vor, und ich werde – abgesehen davon, dass ich euch mit meiner Meinung langweile2 – über Zitate, die in der Folge stecken, sprechen, über Songs, die darin vorkommen, und ich werde euch sogar auf den ein oder anderen Gastauftritt aufmerksam machen. Weil Andrew Benator es verdient hat, dass sein Name in einem Buch vorkommt, findet ihr nicht?3 Ich bespreche auch die wichtigsten Einflüsse, die die Serie geprägt haben, von Stephen King zu Steven Spielberg, von Drew Struzan zu Richard Greenberg. Ich erzähle euch von geheimen Regierungsplänen und Dungeons and Dragons und … ach, ihr wisst schon, lustigen Sachen eben.4

Es gibt sogar ein Quiz. KRASS, ich weiß!

Vergesst das Internet; tun wir für einen Augenblick so, als wären wir wieder in den Achtzigern. Erinnern wir uns daran, wie es war, als es nichts Tolleres gab als eine mit Fakten vollgestopfte, aufregende Quellensammlung, die in aller Ausführlichkeit Fantasiewelten beschreibt.

Würfelt eine Zehn oder höher, um umzublättern, und lasst uns Spaß haben.

STRANGE BIRTH – EINE SELTSAME GEBURT

Stranger Things findet doch jeder gut, oder? Man kann kaum noch was sehen vor lauter Leuten, die mit Tiefkühlwaffeln auf Eierbasis rumwedeln und sich im Takt der unheilvollen Synthie-Klänge von John Carpenter wiegen, jedenfalls nicht bei mir zu Hause. Dann muss es doch echt einfach gewesen sein, die Serie ins Fernsehen zu kriegen, oder?

NATÜRLICH NICHT

Das ist das Fernsehen, nichts ist jemals einfach beim Fernsehen.

Aber, um fair zu sein, Stranger Things hatte es, mal abgesehen von der ein oder anderen Bremsschwelle, einfacher als so manche andere. Bevor wir tiefer in die Details eintauchen und uns dem schmutzigen Vergnügen hingeben, die Serie auseinanderzunehmen, als wäre sie ein falscher Will Byers aus Gummi mit Kapok-Füllung, gönnen wir uns eine BMX-Radtour durch den UFO-erleuchteten Wald ihrer Schöpfung.

DIE DUFFER-BRÜDER

Ross und Matt Duffer sind Zwillinge, ob ein- oder zweieiig, wissen sie nicht, und sie haben es auch nicht eilig, das herauszufinden. Sie wurden 1984 geboren und sind mitten im Nirgendwo von Durham, North Carolina, aufgewachsen. Wie jeder Fantast weiß, ist mitten im Nirgendwo ein Ort, von dem man leicht entkommen kann; alles, was man braucht, ist ein gutes Buch oder ein guter Film. Die Liebe zu Spielberg, Stephen King und John Carpenter schlug bei ihnen früh zu, wie sie in einem Essay für Entertainment Weekly schrieben:

»Wir waren ganz normale Kinder und sind in einem Vorort in North Carolina aufgewachsen, und als wir diese Filme gesehen und Bücher gelesen haben, hatten wir das Gefühl, dass in unserem ziemlich gewöhnlichen Leben das Potenzial für Abenteuer liegt. Vielleicht würden wir ja morgen eine Schatzkarte auf dem Dachboden finden oder einer von uns im Fernseher verschwinden, oder vielleicht sitzt da ein Clown unter dem Gullirost am Ende der Straße.«

Auf Vulture.com hat Ross dem hinzugefügt: »Der Grund, weshalb uns das alles so gut gefiel, war, dass es in diesen Filmen und Büchern um gewöhnliche Menschen ging, mit denen wir uns identifizieren konnten … Diese Art von Geschichten war uns immer am liebsten, die haben es uns einfach angetan. Die Achtziger waren die Blütezeit für Geschichten, in denen Gewöhnliches auf Außergewöhnliches trifft.«

Die Duffer-Brüder waren richtige Träumer. Sie waren Mike, Dustin, Lucas und Will5. Und ich wette, sie waren wie jeder, der dieses Buch liest.

Man nehme ›Mitten im Nirgendwo‹, füge einen großen Batzen eskapistischer Fantasy hinzu, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Jugendlicher anfängt, sich selber Sachen auszudenken. Die Duffer-Brüder haben in der vierten Klasse mit dem Filmemachen angefangen.

In einem Interview mit The News & Observer aus North Carolina haben sie angegeben, dass ihre erste kinematografische Obsession mit Tim Burton begann6. Seine Filme sind, besonders für junge Menschen, visuell unglaublich eindrucksvoll. Sie konnten die Arbeit, die ein Regisseur leistet, darin erkennen und sich mit Burtons Filmen identifizieren.

Ihr erster selbst gedrehter Film ist angelehnt an Magic: The Gathering und besteht im Grunde genommen daraus, dass die beiden mit Plastikschwertern aufeinander eindreschen7. Irgendwo muss jeder mal anfangen. Sie besaßen kein Equipment für Schnitt, und der Soundtrack bestand aus Musik von Danny Elfman, die live von einem Kassettenrekorder abgespielt wurde8.

Auch wenn sie ihre ersten Versuche für nicht vorzeigbar halten, hatten sie damit doch eine Tradition für sich begründet, und so machten sie jeden Sommer einen neuen Film. Es überrascht kaum, dass sie schließlich an der Chapman University in Kalifornien Film studierten. Während des Studiums drehten sie weiter Kurzfilme, einschließlich We All Fall Down über die Beulenpest von 1666, der den Preis für den besten Kurzfilm beim Deep Ellum Film Festival 2005 gewonnen hat.

Für ihre Abschlussarbeit verfilmten sie die Kurzgeschichte Eater von Peter Crowther9; man kann sich den Film, der ihnen die Vertretung durch die Paradigm Talent Agency eingebracht hat, in voller Länge online ansehen10. Es schien also alles aufwärtszugehen, und sie verkauften ein Drehbuch für ihren ersten Spielfilm, Hidden, an Warner Bros, bei dem sie beide auch Regie führen sollten.

Hidden handelt von einer Familie in einem Atomschutzbunker, die dort die Nachwirkungen einer viralen Pandemie ausharren. Es wurden Alexander Skarsgård und Andrea Riseborough gecastet, und es schien ganz so, als stünden die Duffer-Brüder kurz vor dem großen Durchbruch. Leider verschleppte das Studio die Veröffentlichung des Films ganze drei Jahre (und selbst dann wurde er nur als Video-on-Demand herausgebracht). Während der Wartezeit machten sie Pitches für die Buchverfilmung von Stephen Kings Roman Es, die das Studio plante, wurden aber abgelehnt.

Zum Glück war noch nicht alles verloren; der bekannte Regisseur M. Night Shyamalan hatte das Skript für Hidden gelesen und für gut befunden, und bot den Duffer-Brüdern eine Autoren-/Produzenten-Stelle in seiner neuen Fernsehserie an, die er gerade entwickelte, Wayward Pines. Für die erste Staffel der Serie schrieben sie letztlich vier Folgen und, was vielleicht noch viel wichtiger ist, lernten eine Menge darüber, wie fürs Fernsehen produziert wird.

In einem Gespräch mit dem Rolling Stone berichtete Ross: »Das war gewissermaßen unser Übungsfeld, und M. Night Shyamalan war ein großartiger Mentor für uns. Als die Serie abgedreht war, konnten wir für uns sagen, ›Okay, jetzt wissen wir, wie man eine Serie auf die Beine stellt‹. Und da haben wir dann Stranger Things geschrieben.«

DIE ENTWICKLUNG DER SERIE

Die ursprüngliche Inspiration für ihre Geschichte lieferte der Film Prisoners von 2013 mit Hugh Jackman in der Hauptrolle. Der Film handelt von einem Mann, der verzweifelt versucht, seine entführte Tochter zu finden.

»Wir dachten uns, dass der Film sogar noch besser gewesen wäre, wenn man ihn über acht Stunden auf HBO oder Netflix hätte erzählen können«, berichtete Matt dem Rolling Stone. »Also fingen wir an, eine Geschichte um ein vermisstes Kind zu entwickeln.«

Im gleichen Interview führt Ross näher aus: »Es war toll, die Charaktere in dieser Atmosphäre auf der großen Leinwand zu sehen, aber wir fanden, dass da noch was fehlte. Was uns vorschwebte, war, die Idee mit dem vermissten Kind mit einem kindlicheren Denken zu kombinieren. So nach dem Motto: Können wir da nicht noch ein Monster mit reinwerfen, das Menschen frisst? Im Herzen sind wir nun mal Nerds und Kinder, und deshalb fanden wir, dass das das Größte überhaupt wäre.«

Aber sie wollten kein magisches Monster; sie wollten, dass ihre Serie in der Wissenschaft verwurzelt ist anstatt im Übernatürlichen. Das brachte sie dazu, sich mit Geschichten über merkwürdige wissenschaftliche Experimente zu befassen, die während des Kalten Krieges durchgeführt wurden, geheime Projekte wie MKUltra11. Als sie beschlossen, die Serie in den Achtzigern spielen zu lassen, weil das am besten zu der Story passen würde, die sie erzählen wollten, ging ihnen auf, dass sich daraus zudem die Möglichkeit ergab, eine Hommage an die Lieblingswerke ihrer Kindheit zu schaffen. Sie schrieben das Skript für eine Pilotfolge. Jetzt mussten sie es nur noch verkaufen. Kindergeburtstag, oder?

DER PITCH

Na ja, eine Produktionsfirma zu finden war einfach. Als sie das Pilotskript allerdings den Sendern vorstellten, kassierten sie eine Absage nach der anderen, insgesamt fünfzehn bis zwanzig. Den Sendern missfiel, dass die Serie sich um eine Gruppe von Kindern drehte, aber nicht als Kinderserie aufgestellt war. Ursprünglich waren sie davon ausgegangen, dass Netflix – ein Sender, dessen Geschäftsmodell darauf basiert, die Serien von bekannten Namen in der Branche zu produzieren, nicht die von Nachwuchstalenten – kein Interesse haben würde, aber als Dan Cohen und Shawn Levy von 21 Laps Entertainment als Produzenten einstiegen, erkannten die Duffer-Brüder ihren Irrtum. The Hollywood Reporter zufolge machte Levy Netflix sofort einen Pitch, worauf sich der Sender innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit einem Angebot meldete.

DIE PRODUKTION

Ursprünglich hatten die Duffer-Brüder geplant, die Serie in einem Küstenort spielen zu lassen, wobei ihnen Amity Island aus Der weiße Hai vor Augen schwebte. Schließlich entschieden sie sich aber für Montauk, New York, aufgrund der Geschichte dieser Gegend, die mit geheimen Regierungsexperimenten in Verbindung gebracht wird12. Solche Ideen mögen auf dem Papier ja ganz nett sein, aber wenn es ans Drehen geht, stellen sich gern einmal praktische Probleme in den Weg. In einem Gespräch mit The Hollywood Reporter erklärte Matt: »Es war wirklich unmöglich, im Winter in oder um Long Island herum zu drehen. Es wäre einfach zu deprimierend und teuer geworden. Wir kommen ursprünglich aus North Carolina, als wir also in Atlanta ankamen und anfingen, dort zu scouten, hat uns die Gegend sofort begeistert, weil sie tatsächlich so viel mehr Ähnlichkeit mit dem hatte, wie unsere eigene Kindheit aussah.«

Allmählich fügt sich die Serie, wie wir sie kennen, zusammen, und mit der Besetzung kommen noch weitere Puzzlestücke hinzu. Carmen Cuba war Casting-Direktorin für ein breites Spektrum an Projekten, von Filmen von Steven Soderbergh13 bis hin zu den Fernsehserien Sense8 und HBOs Looking. Es war Cuba, die Winona Ryder vorschlug. Die Duffers, Levy und Cohen waren sofort von der Idee begeistert, allerdings nicht – wie ihr euch jetzt vielleicht denkt – aus Nostalgie, sondern weil Ryder eine großartige Schauspielerin ist, die ein perfektes Format in die Serie mitbringen würde. Ein Format, das nach und nach auch seinen Weg in das Skript finden sollte, wie Matt Bustle.com mitteilte: »Wir wussten, dass sie eine ganz eigene Energie hat, und beschlossen, dass wir das ausbauen wollten. Das brachte uns schließlich dazu, über Richard Dreyfuss’ Rolle in Close Encounters nachzudenken … Uns gefiel die Vorstellung von ›Winona gegen den Rest der Welt‹.« Ryder, die kurz zuvor die TV-Miniserie Show Me a Hero abgedreht und damit Gefallen an Fernsehserien gefunden hatte, las das Skript und stieg ein. Sie steuerte außerdem eine recht unkonventionelle Idee für die Rolle von Joyce Byers bei: ihre Frisur. Die Schauspielerin wollte, dass sie so aussah wie Meryl Streep im Film Silkwood14.

In erster Linie ging es beim Casting – wie es ja auch sein sollte – schlicht darum, die bestmöglichen Schauspieler zu finden. Im Fall von Ryder und Matthew Modine kauften sie große, bekannte Namen ein, aber das war vonseiten des Produktionsteams nie das Hauptinteresse. Bei David Harbour beispielsweise entschied man sich für einen Schauspieler, der auf eine ganze Reihe von Nebenrollen zurückblicken kann und daher die perfekte Besetzung für die Hauptrolle des Chief Hopper ist.

»Wir hatten das Gefühl, dass das jetzt seine Zeit ist«, sagt Levy im gleichen Interview mit Bustle.com. »Er nahm die Rolle und entschied sich dafür, ihr eine Schlichtheit und Stärke zugrunde zu legen, eine Tiefe, die aus seinem Schmerz rührt, die er nur sehr selten zeigt. Man kann erkennen, wie unglaublich kontrolliert er sie spielt. Hopper hat eine Ruhe, die unheimlich stark und fesselnd rüberkommt.«

Natürlich würde die größte Herausforderung sein, Kinderdarsteller zu finden. Ross hat Vulture.com gegenüber die damit verbundene Gefahr zugegeben: »Uns war klar, dass eine schlechte Leistung durch die Kids die Serie scheitern lassen konnte, weil so viel Verantwortung auf den Schultern der Kinder lastet. Wonach man sucht, sind Kinder, die real und authentisch wirken. Wenn man sich Stand By Me ansieht, dann ist das für mich natürlich der Inbegriff des Könnens, wenn es um Kinderdarsteller in Filmen oder Serien geht15. Besser kann man es nicht machen, bei diesen Kindern hat man sofort das Gefühl, als kenne man sie, sie fühlen sich real an. Bei so vielen Kindern heutzutage entsteht der Eindruck, als hätten sie eine Disney-Ausbildung bekommen, wo man ihnen beibringt, süß auszusehen, für die Kamera richtig aufzudrehen und Lacher zu erheischen. Wir haben Kinder gesucht, bei denen man das Gefühl bekommt, man kenne sie.«

Wenn man bedenkt, dass Stand By Me für die Duffer-Brüder der Prüfstein schlechthin war, überrascht es wenig, dass Szenen aus diesem Film fürs Vorsprechen herhalten mussten.

Carmen Cuba weist in einem Interview mit Backstage.com auf das sehr wichtige Detail hin, dass man nicht Kinder castet, sondern Schauspieler: »Für uns muss jeder einzelne Schauspieler eine Subtilität und innere Tiefe haben, die nicht notwendigerweise Worte braucht, um sie zu definieren, und für die Kids und Teens haben wir denselben Maßstab angelegt. Wir haben das zum damaligen Zeitpunkt zwar nicht ausdiskutiert, aber es ist klar, dass wir sie nicht als Kinder- oder Teenager-Schauspieler betrachtet haben […] die Duffer-Brüder haben von ihnen erwartet, dass sie in der Lage sind, eine komplexe menschliche Erfahrung abzuliefern, ohne Rücksicht auf das Alter des Körpers, in dem sie steckten.«

Aufgrund der damit verbundenen potenziellen Schwierigkeiten ging die Suche in dem Moment los, als die Serie grünes Licht bekam. Es wurden über tausend Kinder für die verschiedenen Rollen angehört. Da zu diesem Zeitpunkt nur die Pilotfolge fertig geschrieben war, konnten die Duffer-Brüder die Charaktere auf die Schauspieler zuschneiden, die sie letztlich gefunden hatten, denn sie waren durchaus bereit, ihre ursprünglichen Vorstellungen zu ändern, wenn sich neue, bessere Möglichkeiten auftaten. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Steve Harringtons Charakter, der durch das Input von Schauspieler Joe Keery sehr viel weicher und komplexer geworden ist. In einem Gespräch mit Daily Beast sagte Matt: »Das ist es, was am Fernsehen so viel Spaß macht, auch wenn wir uns das als einen großen Film denken: Filme sind nicht acht Stunden lang. Man kann ein bisschen Abwechslung reinbringen. Steve war ursprünglich ein stereotyper Vollpfosten. Er war ein Abziehbild. Und dann sind ein paar Dinge passiert, wir haben Joe Keery gefunden, diesen Schauspieler, der nicht so recht zu unserer Vorstellung von Steve passen wollte. Aber dieser Typ hatte es uns angetan. Wir wollten ihn in der Serie und haben dann das Skript gewissermaßen auf ihn zugeschnitten.« Sie fanden Joe charmant und sympathisch, auch wenn sein Charakter ein Vollpfosten war, und so beschlossen sie, ihm einen eigenen Handlungsbogen zu geben.

Der Dreh fing mit einem Zeitplan von elf Tagen pro Folge an, etwas über dem Durchschnitt für eine Fernsehserie. Dank des Veröffentlichungsmodells von Netflix – die Verfügbarkeit der ganzen Serie zum gleichen Zeitpunkt – gab es einen zusätzlichen Vorteil: Einzelne Folgen konnten während des Schneidens einfach beiseitegelegt und später wieder aufgegriffen werden, was es möglich machte, an allen acht als Ganzem zu arbeiten und an ihnen herumfeilen zu können, sobald alles komplett im Kasten war.

POSTPRODUCTION

Mit den Filmen im Hinterkopf, die sie in ihrer Jugend so geliebt hatten, wollten die Duffer-Brüder auf digitale Effekte verzichten, aber leider stellte sich das als nicht praktikabel heraus, wie Ross dem Daily Beast mitteilte:

»Was uns bewusst wurde – und das sorgte bei uns wirklich für Bewunderung für die Leute, die Das Ding aus einer anderen Welt und Alien und Ähnliches gemacht haben –, war, dass es wirklich schwer ist, Spezialeffekte praktisch umzusetzen. Dafür braucht man sehr viel Zeit und Vorbereitung. Wir produzierten die Skripte so schnell wir konnten, hatten aber keine sechs Monate, um diesen Kram vorzubereiten … Man muss dafür sehr viel herumprobieren, und das war eine Lektion, die wir leider lernen mussten. Einmal wollten wir das Monster mithilfe eines praktischen Effekts durch eine Wand brechen lassen, und es war einfach … Es sah lächerlich aus.

Wenn irgendjemand die Probeaufnahmen gesehen hätte, die hätten sich vor Lachen auf dem Boden gewälzt. Also mussten wir einsehen, dass wir einiges davon eben nun mal mit visuellen Effekten machen mussten. Das ist etwas, das J. J. Abrams zum Beispiel ganz hervorragend macht. Im neuen Star Wars-Film hat er eine Mischung aus praktischen und visuellen Effekten benutzt, und es geht alles beinahe nahtlos ineinander über. In der Szene im Labor sind die meisten der Ranken und all das Zeug, das da pulsierend aus dem Loch kommt, Set-Design. Das haben wir alles real gebaut. Aber die Sachen, bei denen wir keine Zeit hatten auszutüfteln, wie wir sie real hinbekommen, wurden später als visuelle Effekte eingefügt. Am Ende standen wir bei ungefähr 50:50.«

Für viele Zuschauer ist ein wichtiger Teil des Postproduction-Prozesses und ein enorm wichtiger Beitrag zur Atmosphäre der Serie der Soundtrack, komponiert von Michael Stein und Kyle Dixon.

Als Teil des ursprünglichen Pitches hatten die Duffer-Brüder ein sogenanntes »Sizzle Reel« mit Ausschnitten aus ihren Lieblingsfilmen zusammengebastelt und mit musikalischen Stimmungsbildern des Regisseurs und Komponisten John Carpenter untermalt. Sie wollten eine elektronisch aufgeladene Filmmusik, etwas, das den alten Sound heraufbeschwören konnte, und sie fanden ihn in Gestalt der Band Survive aus Austin, Texas, die erst kürzlich am Soundtrack von Adam Wingards Film The Guest (2014)16 mitgewirkt hatte. Sie kontaktierten die Band, und Dixon und Stein stiegen sehr früh ein, sogar noch bevor die Schauspieler besetzt waren.

Das Duo komponierte ein Demo-Set, um einen Eindruck von der Bandbreite zu geben, die sie liefern konnten – nicht nur Horror-Momente, sondern auch die leiseren, emotionaleren Stimmungen, die gebraucht werden würden –, und die Duffer-Brüder spielten die Musik während des Castings, um sich die Atmosphäre auf die Bühne zu holen, die sie wollten.

Auch Stein und Dixon hatten sich von Filmen beeinflussen lassen und zählten Soundtrack-Künstler wie Carpenter, Tangerine Dream, Giorgio Moroder und Goblin auf, als sie vom Rolling Stone interviewt wurden. Daraufhin beeilten sie sich aber klarzustellen, dass sie angesichts der Tatsache, dass die Achtziger einen kälteren, weniger vollen elektronischen Klang mit sich brachten, musikalisch tatsächlich mehr in Richtung eines Siebziger-Sounds tendierten. »Wir fühlen uns einfach ein bisschen mehr zu den Aufnahmetechniken der Siebziger hingezogen«, teilte Dixon dem Journalisten mit. »Die Achtziger sind großartig, wir mögen diese Sachen sehr. Aber wir bemühen uns, alles ein bisschen wärmer klingen zu lassen.«

Dass ihnen das gelungen ist, ist mehr als offensichtlich. Ihre Musik – zusammen mit Songs von anderen Künstlern, die noch genannt und besprochen werden, wenn wir über die einzelnen Folgen reden – bildet das Rückgrat der Serie, wie Shawn Levy in einem Interview mit Slashfilm.com bemerkt: »Es ist ihnen gelungen, eine klangliche Textur zu erschaffen, die nicht nur auf die Zeit verweist, sondern auch als emotionales Element des Geschichtenerzählens fungiert und ein wirkliches Herzstück der Serie darstellt. Es ist fast, als wäre die Musik einer der Charaktere. Es gibt drei Handlungsstränge, die sich eine Zeit lang unabhängig voneinander entwickeln und sich dann in dem, was man als den dritten Akt der Serie betrachten könnte, zusammenfügen. Und ich glaube, dass eines der wichtigsten verbindenden Elemente, abgesehen von den Familienbeziehungen, dieser Sound ist, der sie gewissermaßen alle zusammenführt.«

AUSSTRAHLUNG

Und dann kam am 15. Juli 2016 die Serie raus. An dieser Stelle sollte gesagt werden, dass in alle Fernsehserien ein solcher Aufwand einfließt, den wir oben gerade einmal nur knapp umrissen haben. Es gibt unzählige Crews von Leuten, die alle einer Sache Leben einhauchen, in der verzweifelten Hoffnung, dass es letztendlich vor einem Publikum landet, dem es gefällt. Nur allzu häufig trifft eine Serie einfach nicht auf das Publikum, das sie braucht17. Ja, die Beteiligten können hoffen – sie können sogar einigermaßen fundierte Einschätzungen treffen –, aber man kann es niemals wirklich wissen. Sollte Stranger Things so aufgenommen werden, wie die Serie es verdient hatte?

Gerade so.

Ihr werdet es nicht glauben, aber irgend so ein Volltrottel hat sogar ein Buch darüber geschrieben.

1 Ich bespreche hier noch andere Filme, keine Sorge, das war nur der erste, der mir eingefallen ist.

2 Seht ihr? So anders als das Internet ist es gar nicht.

3 Zweimal, Andrew, ZWEI MAL!

4 Und außerdem gibt es Fußnoten! Wie klasse ist das denn bitte! Ich stell mir das als das literarische Äquivalent zur Anderen Seite vor. Ein Ort, der wie die echte Welt ist, aber ein bisschen langsamer und schwerer zu erreichen.

5 Obwohl sie das Kartenspiel Magic: The Gathering anstelle von Dungeons and Dragons gespielt haben.

6 In zwei von Tim Burtons frühen Filmen, Beetlejuice (1988)und Edward mit den Scherenhänden (1990), hat Winona Ryder eine Hauptrolle gespielt.

7 Manche mögen argumentieren, dass Michael Bays Schaffen seit Jahren kaum mehr hervorgebracht hat, auch wenn es Unmengen mehr an Budget verschlingt.

8 Ein bekannter Soundtrack-Komponist, der viel mit Tim Burton zusammengearbeitet hat.

9 Eine Geschichte, die bereits häufiger fürs Fernsehen adaptiert wurde, zum ersten Mal für die britische Serie Urban Gothic 2001, und dann noch einmal in der NBC-Anthologie Fear Itself, Letztere unter der Regie von Stuart Gordon, dem hervorragenden Regisseur solch Lovecraft’scher Filmmeisterwerke wie Re-Animator (1985) und From Beyond – Aliens des Grauens (1986).

10 https://vimeo.com/11414039

11 Wird im Buch später noch ausführlich besprochen.

12 Wird im selben Kapitel besprochen wie MKUltra … Ich weiß, ich spanne euch auf die Folter, habt Geduld.

13 Der größte Erfolg von Regisseur Soderbergh ist mit Sicherheit die Ocean’s Eleven-Trilogie, aber Cuba hat mit ihm auch in den Filmen Der Informant!, Contagion, Magic Mike und Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll zusammengearbeitet.

14 Ein biografischer Film aus dem Jahr 1983 über Karen Silkwood, die während ihrer Untersuchungen des Atomkraftwerks, bei dem sie arbeitete, unter verdächtigen Umständen starb.

15 Rob Reiners Verfilmung aus dem Jahr 1986 von Stephen Kings Novelle Die Leiche. Und ein Film, der in diesem Buch SO oft erwähnt wird!

16 Für einen modernen Twist eines Achtzigerjahre-Slasher-Movies – und deshalb eigentlich knapp außerhalb des Rahmens dieses Buchs, aber was soll’s – empfehle ich von ganzem Herzen Wingards meisterhaften Film You’re Next (2011).

17 Wir haben doch alle unsere Liste mit Serien, die nicht verlängert wurden und die wir geliebt haben, oder? Ich meine, mal im Ernst, in welcher geistig gesunden Welt wird eine Serie wie Hannibal abgesetzt? KANN MIR DAS MAL EINER VERRATEN?!

HAUSAUFGABEN

Peter Crowther, der Autor der Kurzgeschichte Eater, die die Duffer-Brüder für ihre Abschlussarbeit verfilmt haben, ist ein phänomenaler Autor und Herausgeber von Anthologien, der deutlich mehr Anerkennung verdient, als er bekommt (und er bekommt durchaus eine Menge: seine Kurzgeschichtensammlung Lonesome Roads hat den Britischen Fantasy Award für die Beste Sammlung im Jahr 2000 gewonnen). Seine Werke haben die lyrische Qualität eines Ray Bradbury und würden sicherlich jeden Fan von Stranger Things begeistern (so wie sie das eindeutig mit den Schöpfern der Serie getan haben). Also besorgt euch eine Ausgabe einer seiner Kurzgeschichtensammlungen und lasst euch in seinen Bann ziehen. Es ist ganz egal, welche; sobald ihr erst mal Blut geleckt habt, habe ich vollstes Vertrauen, dass ihr die restlichen auch noch aufstöbern werdet.

Crowther ist zudem auch Herausgeber: Seine Firma PS Publishing arbeitet mit Autoren wie Ramsey Campbell, Stephen King und dem kürzlich verstorbenen – und sehr vermissten – Ed Gorman zusammen.

Der Kameraschwenk herab von den Sternen – einen irreführenderen visuellen Hinweis könnte es kaum geben, die Bedrohung kommt schließlich nicht von ›da draußen‹. Wir bewegen uns in die Flure des Hawkins National Laboratory hinein. Es gehört dem US-Energieministerium, was die Tatsache, dass die Lichter flackern, ziemlich ironisch erscheinen lässt. Aber zur Hölle mit zuverlässigen Birnen, kein Horrorfilm, der je gedreht wurde, hat den Schrecken mittels voll funktionsfähiger Neonröhren rübergebracht. Natürlich muss das Licht flimmern, immerhin stehen wir kurz davor, etwas Scheußlichem zu begegnen. Das ist eine Horror-Regel18. Genauso das wiederholte Einhämmern auf den Fahrstuhlknopf, als ob das je etwas gebracht hätte19. Wir verharren eine Weile, wie es sein muss, in diesem unheimlich wichtigen Augenblick der Stille, in dem der Charakter auf dem Bildschirm zu hoffen wagt, dass alles gut ausgehen könnte (sogar noch während das Publikum grinst, Sofapsychopathen, die wir sind, in dem Wissen, dass es wirklich, wirklich nicht gut ausgehen wird). Dann, BOOM, das Monströse schlägt von oben zu, und es gibt einen Schnitt zu den flüsternden Rasensprengern im Mittleren Westen.

Nach weniger als zwei Minuten haben wir bereits einen Eindruck von der Serie, die wir uns gerade ansehen wollen, aber der Knüller kommt erst noch, wenn uns Mike, Dustin, Lucas und Will vorgestellt werden. Vier Jungs, die seit geschlagenen elf Stunden über einem Spiel hocken – eine Dungeons and Dragons-Kampagne in Mikes Hobbyraum im Keller. Und mit diesen vier Freunden und dem Versprechen von Monstern, die zu besiegen es mehr als einen erfolgreichen Wurf mit den Würfeln braucht, reisen wir um drei Dekaden zurück zu einer Form von Fantasy-Horror, die wir nicht mehr gesehen haben, seit – na ja, seit J. J. Abrams die gleichen Noten in Super 8 angeschlagen hat, wenn wir uns wirklich pingelig anstellen wollen.

Aber verwechselt Pedanterie nicht mit Kritik. Einige haben versucht, Stranger Things als eine vertraute Fahrt mit dem Fahrrad durch die finsteren Wälder bekannter Tropen abzuschreiben, aber das ist ein Bärendienst an etwas, das eine meisterhafte Hommage ist, eine Hommage, der etwas gelingt, was so wenige schaffen: Sie steht auf ihren eigenen zwei Beinen. Wie Guillermo Del Toro auf Twitter erklärte: »Stranger Things mag sich an vieles anlehnen: King, Spielberg, die Achtziger, mich (Duffer hat mich darauf hingewiesen), was es aber vor allem ist, ist gut!!«20