OPERATION ANTARKTIKA - William Meikle - E-Book

OPERATION ANTARKTIKA E-Book

William Meikle

2,0

Beschreibung

DIE KREATUREN RUHEN NICHT – ZEIT FÜR DAS S|SQUAD! "Einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit." - Famous Monsters of Filmland Das S|SQUAD ist zurück – und dieses Mal verschlägt es sie in die Antarktis. Als Captain John Banks ausgesandt wird, eine verlassene Armeebasis der Nazis zu erforschen, rechnet er allenfalls damit, verdammt viel Eis und vielleicht ein paar Leichen vorzufinden. Aber in einem der Hangars scheint seit Jahrzehnten etwas zu lauern … Eine Waffe – konstruiert, um den Ausgang des Krieges zu verändern. Nun erwacht sie zu neuem Leben … Monster. Riesige Kreaturen. Kugeln. Und Flüche … jede Menge Flüche. "Schottlands bester Horrorautor." - Ginger Nuts of Horror

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 214

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
2,0 (1 Bewertung)
0
0
0
1
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




Operation Antarktika

William Meikle

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com Title: OPERATION ANTARCTICA. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2018. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

Impressum

überarbeitete Ausgabe Originaltitel: OPERATION ANTARCTICA Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Philipp Seedorf Lektorat: Astrid Pfister

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-506-4

Folgen Sie dem LUZIFER Verlag auf Facebook

Für weitere spannende Bücher besuchen Sie bitte unsere Verlagsseite unter luzifer-verlag.de

Sollte es trotz sorgfältiger Erstellung bei diesem E-Book ein technisches Problem auf Ihrem Lesegerät geben, so freuen wir uns, wenn Sie uns dies per Mail an [email protected] melden und das Problem kurz schildern. Wir kümmern uns selbstverständlich umgehend um Ihr Anliegen.

Der LUZIFER Verlag verzichtet auf hartes DRM. Wir arbeiten mit einer modernen Wasserzeichen-Markierung in unseren digitalen Produkten, welche dir keine technischen Hürden aufbürdet und ein bestmögliches Leseerlebnis erlaubt. Das illegale Kopieren dieses E-Books ist nicht erlaubt. Zuwiderhandlungen werden mithilfe der digitalen Signatur strafrechtlich verfolgt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Operation Antarktika
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Über den Autor

Kapitel 1

Captain John Banks schwirrte der Kopf wegen der Informationen, die man ihm gerade gegeben hatte. Die Schultern gegen die Kälte hochgezogen, stand er auf dem Eisbrecher und überlegte, was er seinem Squad sagen sollte. Inmitten der Sternendecke hing das Kreuz des Südens hoch am Himmel und am Horizont konnte man im Zwielicht, das zu dieser Jahreszeit als Nacht durchging, deutlich die weiße Wand des Eisschelfs sehen, das ihr Ziel war. Der kantige Bug des Schiffes durchschnitt die Wellen und sie kamen im glasklaren Wasser schnell voran. Das lange Band der Heckwelle reichte hinter ihnen bis zum Horizont; ein leuchtender, silberner Streifen auf dem Wasser.

Lossiemouth, London, die Azoren, die Falklandinseln und nun waren sie hier, direkt am Rand der Antarktis. Es war eine lange, ermüdende Reise gewesen. Vor sechsunddreißig Stunden hatte der Colonel gesagt: Springt! Und das S-Squad war gesprungen … Banks, Sergeant Hynd, Corporal McCally und fünf andere altgediente Soldaten, die gerade für einen Einsatz verfügbar gewesen waren. Banks kannte Wiggins und Parker aus Afghanistan, beide waren gute Männer. Die anderen drei kannte er noch nicht, aber wenn sie einsatzbereit gewesen waren, hieß das, dass auch sie über die nötige Ausbildung verfügten und wussten, wo es lang ging. Er machte sich ihretwegen keine Sorgen. Das Einzige, was ihm Sorgen bereitete, war, dass sich der ganze Raum kaputtlachen würde, wenn er ihnen sagte, was für wichtig genug gehalten wurde, um sie auf diese Reise zu schicken.

Doch er konnte es nicht länger aufschieben, denn die kalte Brise auf dem Deck hielt an und drohte langsam, ihm den Atem in seiner Nase und auf den Lippen gefrieren zu lassen. Noch einmal warf er einen langen Blick auf das Eisschelf, dem sie sich näherten, eine Wand, die sich wie ein Band über den Horizont erstreckte, und fragte sich, was sie dort wohl erwartete.

Er bekam genau die Reaktion, mit der er gerechnet hatte.

»Eine beschissene Nazi-UFO-Basis? In der Antarktis? Red doch keinen Scheiß! Du verarschst uns doch, Cap. Oder etwa nicht? Das ist garantiert nur irgend so ein Indiana-Jones-Hollywood-Quatsch. Wenn nicht, dürfen wir auf keinen Fall den Alu-Hut vergessen.«

Seit der Mission vor Baffin Island hatte McCally offenbar die Rolle des Skeptikers im Squad abonniert und die passte nur zu gut zu seiner stoischen Natur, da er ein waschechter Schotte aus den Highlands war. Er saß am anderen Ende des Tisches in der vollgestopften Kabine, die gleichzeitig ihr Einsatzbesprechungszimmer war, und trug ein breites Grinsen im Gesicht. Banks grinste zurück und nippte dabei an einem dampfenden Becher heißen Kaffees, bevor er antwortete. Er war dankbar für die Wärme sowohl in den eiskalten Händen als auch in Hals und Magen.

»Ich berichte euch nur, was man mir gerade über Funk durchgegeben hat. Der Colonel hat sich nicht so angehört, als würde er irgendeine Widerrede dulden und auch wenn die Verbindung etwas schlecht war und es die meiste Zeit in der Leitung geknistert hat, konnte ich ihn klar und deutlich verstehen.«

»Das ist nur die Schuld der verdammten Aliens«, sagte Wiggins und alle lachten laut, bevor Banks wieder Ruhe einforderte.

»Hört zu, ich habe keine Zeit, das alles zu wiederholen. Unser Ziel befindet sich im Königin-Maud-Land. Die Norweger haben uns die Erlaubnis erteilt, es zu betreten und uns dort mal umzusehen. Heutzutage ist es ihr Territorium, aber die Deutschen waren vorher hier und haben seit 1938 auf und unter dem Eis gearbeitet. Angeblich haben sie eine Forschungsbasis gebaut, einen ruhigen Ort, wo sie neue Antriebstechniken testen konnten. Das Gerücht, und es ist eines, dem der Colonel anscheinend Glauben schenkt, besagt, dass sie in dieser Zeit eine funktionierende fliegende Untertasse entwickelt haben, bevor man auf einmal nichts mehr von ihnen gehört hat.«

»Nichts mehr von ihnen gehört hat? Was soll das heißen?«, fragte Hynd verwirrt.

»Das weiß keiner. Den einen Sommer waren sie noch da und im nächsten Sommer nicht mehr. Während des Krieges hatten alle zu viel zu tun, um nach ihnen zu sehen. Die Yankees waren genug daran interessiert, um Ende der vierziger-Jahre ein Team hierher zu schicken, aber sie haben sich sofort zurückgezogen, als ihre Geigerzähler die Skala sprengten, noch bevor sie überhaupt an Land gegangen waren. Man hat uns deshalb gesagt, wir sollen äußerst vorsichtig sein.«

»Gut, dass ich heute meine bleigefütterten Boxershorts anhabe, was?«, erwiderte Wiggins trocken. »Aber wieso gerade jetzt, Cap? Was hat sich denn geändert?«

»Irgendetwas ist wohl auf einem Infrarotbild bei einem Satellitenüberflug aufgetaucht«, antwortete Banks. »Die mit dem Lametta an der Uniform machen sich jetzt Sorgen, dass sich jemand anderes, die Russen beispielsweise, auf den Weg macht, um nachzusehen, ob es hier etwas zu holen gibt.«

»Das Letzte, was wir wollen, sind scheißkommunistische UFOs«, entgegnete Hynd und lachte bitter. »Also müssen wir uns deswegen mal wieder die Eier abfrieren, Cap? Kannst du uns nicht mal einen kleinen Job auf den Bahamas besorgen? Wenn die uns wieder mal abgedrehten Scheiß untersuchen lassen, bin ich dafür, dass es beim nächsten Mal das Bermudadreieck ist.«

»Ich auch, Sarge, ich auch«, sagte Banks.

»Also, diese Strahlung, Cap«, meldete sich nun McCally zu Wort. »Müssen wir uns da Sorgen machen?«

»Die haben bereits eine Drohne mit einem Geigerzähler drüber geschickt«, erklärte Banks. »Wir haben die Freigabe, aber man hat uns angewiesen, vorsichtig zu sein. Wir werden also alle Strahlungsdetektoren tragen und Wiggins hat außerdem noch seine magischen Unterhosen an. Da passiert schon nichts.«

»Aber keine beschissenen Aliens, okay?«

Banks seufzte.

»Das Gerücht besagt, dass sie eine fliegende Untertasse gebaut, sie aber nicht vom Eis gekriegt haben. Wenn sie mit der Forschung weitergemacht hätten und sie funktioniert hätte, glaube ich, dass es von Braun gewusst, den Yankees davon erzählt hätte und wir schon überall fliegende Untertassen hätten.«

»Das haben wir doch schon«, meinte Wiggins, »zumindest meinen das einige.« Er verfiel in einen miserablen amerikanischen Akzent. »Wagen der Götter, Mann. Denen gehört doch schon praktisch Südamerika.«

Das provozierte weiteres Gelächter am Tisch. Banks stand auf.

»Okay, das reicht jetzt mit dem Blödsinn. In zehn Minuten sollen alle auf dem Deck antreten. Zeit, die Pferde zu satteln.«

Hynd blieb zurück, als die anderen gingen, und sah Banks fest in die Augen.

»Da ist doch noch mehr dran, als du uns gesagt hast, oder Cap?«

Banks nickte.

»Aber das sind eher Gerüchte und Spekulationen als harte Fakten«, antwortete er. »Darüber soll sich das Squad keine Sorgen machen, bis wir mehr wissen.«

»Aber das Ganze könnte ziemlich schnell haarig werden, oder?«

Banks nickte erneut. »Ist das nicht immer so? Deshalb bezahlen die uns doch so gut.«

Hynd schnaubte, als die beiden Männer in Richtung Lagerraum zu ihrer Ausrüstung gingen.

»Denk dran, Cap, beim nächsten Mal geht es in die Karibik. Zumindest haben wird es dann warm, wenn wir einen Tritt in den Arsch kriegen.«

Banks traf sich zur vollen Stunde mit dem Squad an Deck. Hughes, Patel und Wilkes, die drei, mit denen er vorher noch nie zusammengearbeitet hatte, standen in einem Grüppchen auf dem Seitendeck und rauchten Zigaretten, die sie wie Seeleute in der hohlen Hand hielten. Er hatte schon bemerkt, dass die drei, auch wenn sie sich wirklich effizient einfügten und in der Messe eine angenehme Gesellschaft waren, als Gruppe meist unter sich blieben. Er wusste auch, wieso. Die Kampferfahrung war der Grund, denn diese Männer hatten zusammen an ein paar wirklich üblen Orten gedient. Er hatte die Berichte gelesen und wusste daher, dass er, Hynd und McCally eine ähnliche Verbindung hatten. Wenn man durch die Hölle ging und auf der anderen Seite heil wieder herauskam, dann erinnerte man sich sein Leben lang daran, wer einem hindurchgeholfen hatte.

Er trommelte das Team zusammen. Sie alle trugen weiße Parkas, hatten die Waffen über der Schulter und auf dem Rücken kleine Rucksäcke. Sie gingen nur mit leichter Ausrüstung rein, denn es gab keinen Grund, sich schwer zu bepacken, wenn der Eisbrecher direkt vor der Küste vor Anker lag. Ihr Schlauchboot war schon im Wasser, ein fünf Meter langes Zodiac mit Fiberglaskiel und zwei fünfhundert Kubik Honda-Motoren. Mehr als genug Power, um sie über die halbe Meile Wasser zu bringen und um eine Landzunge herum in die Bucht, die ihr Ziel darstellte.

»Wir gehen leise und unbemerkt rein, oder zumindest so unbemerkt, wie es geht«, erklärte er. »Nur für den Fall, dass bereits ein anderes Team vor uns da ist. Der Eisbrecher wird die ganze Zeit außer Sichtweite vor der Küste bleiben und auf unsere Rückkehr warten. Wir haben zwölf Stunden, um rein und wieder raus zu kommen.«

»Keine persönlichen Funkgeräte?«, fragte Hynd.

»Nein. Leise bedeutet dieses Mal wirklich leise. Es gibt ein Funkgerät im Armaturenbrett des Bootes«, sagte er und tippte sich an die Braue, »wenn wir also unbedingt jemanden anfunken müssen, geht das. Aber wir hoffen lieber, dass es nicht nötig sein wird. Schnell rein, umsehen und dann zum Frühstück wieder zurück. Okay?«

»Yeah«, erwiderte McCally sarkastisch. »Als hätte das je funktioniert.«

»Wechsel mal die Platte, Cally«, meinte Hynd. »Das geht mir langsam echt auf die Eier.«

»Mehr als deine Frau zustande bringt, habe ich zumindest gehört, Sarge«, erwiderte Wiggins und Banks sah es als gutes Omen, dass sie alle immer noch lachten, als sie hintereinander die Leiter zum Schlauchboot hinabstiegen.

Auf dem Wasser war es noch kälter und das Squad kauerte sich, so eng es ging, in der Mitte des Schlauchbootes zusammen, um dem beißenden Wind, der von den Wellen in ihre Richtung wehte, und der Gischt, die sich auf den Gummiflanken des Bootes in Eismatsch verwandelte, zu entgehen.

Hynd steuerte das Boot und hielt die Drehzahl dabei so niedrig, dass sie fast lautlos über das ruhige Wasser fuhren. Die Männer hatten mit den Witzeleien aufgehört. Die Mission hatte begonnen, als sie das Deck verlassen hatten, und alle wirkten jetzt ernst, angespannt wie eine Sprungfeder und zu allem bereit.

Banks setzte sein Nachtsichtgerät auf. Es war zwar nicht so viel effektiver als die normale Sicht im Zwielicht, hatte aber den Vorteil einer Zoomfunktion, die Banks nun auf Maximum stellte. Während Hynd mit dem Schlauchboot um die Landzunge steuerte, konnte er einen ersten Blick auf die Basis vor ihnen erhaschen.

Es sah allerdings nicht besonders beeindruckend aus. Es gab nur einen metallenen Anlegesteg und einen Pfad, der zwischen einem halben Dutzend kleiner Blechhütten hindurchführte. Dahinter stieg das Eis in einer Kuppelform nach oben, die vielleicht menschengemacht war, aber dennoch natürlich aussah. Danach war nur eine Reihe felsiger Hügel und noch weiter dahinter der Hauptkörper des Eisschelfs zu sehen, der etwa eine halbe Meile hoch war. Es sah mehr nach einem Sommerlager für Fischer als nach einer Forschungsstation aus.

Als sie sich der Küste näherten, überprüfte Banks sofort den Strahlungsdetektor an seiner Brust. Rot bedeutete Gefahr, aber der obere Kreis der Plakette zeigte immer noch ein kräftiges Grün. Er streckte den Daumen in Hynds Richtung hoch und der Sarge steuerte mit dem Schlauchboot auf die Küste zu und kam neben dem wackeligen Anlegesteg zum Stehen.

Das Metall der Struktur sah verwittert und verrostet aus, an einigen Stellen sogar beinahe durchgefressen, aber sie fanden eine Stelle, die noch fest genug wirkte, um daran anzulegen. Hynd schickte Wiggins als Ersten die kurze Leiter hoch.

»Hoch mit dir, du Fettsack«, sagte er. »Wenn der Steg deinen dicken Hintern aushält, dann auch den Rest von uns.«

»Wenn ich tatsächlich einen dicken Hintern habe, ist das nur die Schuld von deiner Frau, Sarge«, sagte Wiggins, als er nach oben kletterte. »Denn jedes Mal, wenn ich es mit ihr treibe, gibt sie mir danach einen Keks.«

Hynd versetzte dem Soldaten einen Boxhieb hinten auf den Oberschenkel.

»Klappe halten, Kumpel«, sagte er, »und das Klettern nicht vergessen. Wir sind hier nämlich ein bisschen unter Zeitdruck.«

Wiggins kletterte nach oben auf den Anlegesteg und testete vorsichtig, wie stabil dieser war, bevor er sich umdrehte.

»Wir sind im grünen Bereich, wenn wir nicht gerade wild auf und ab springen … oder es der Frau vom Sarge besorgen müssen.«

Bis Banks aus dem Schlauchboot gestiegen war, hatte sich Wiggins bereits sicherheitshalber auf den Weg zur Küste gemacht, damit er keinen Satz heiße Ohren verpasst bekam.

Das kleine Lager sah aus der Nähe auch nicht viel beeindruckender aus. Die Blechhütten waren zwar in einem besseren Zustand als der Anlegesteg, aber sie zeigten ebenfalls Anzeichen von Korrosion und Verfall und es gab keine anderen Fußabdrücke als die des Squads im Schnee. Der Pfad vor ihnen war glatt, weiß und jungfräulich.

Wenn hier noch ein anderes Team ist, dann sind sie zumindest nicht hier langgegangen.

Wenigstens war es nicht besonders kalt. Jetzt, wo sie die Bucht und das Wasser hinter sich gelassen hatten, war es fast windstill und da der Morgen bereits graute, würde es bald noch wärmer werden. Banks ging davon aus, dass es nicht mehr als ein oder zwei Grad unter dem Gefrierpunkt sein konnte.

»Kopf hoch, Cap«, sagte Hynd. »Wenigstens ist es nicht Baffin Island.«

»Erinnere mich bloß nicht daran, verdammt«, erwiderte Banks und meinte es ernst. Sie hatten in diesem Riesenschlamassel drei gute Männer verloren, deshalb war er ganz und gar nicht in der Stimmung, diese Erinnerung wieder aufleben zu lassen. Er gab McCally ein Zeichen, mit Wiggins und Parker zu den Hütten auf der rechten Seite zu gehen, während Hynd, Hughes, Patel, Wilkes und er selbst nach links gingen.

Die Tür der ersten Hütte hing schief in den Angeln. Das Innere war etwa so groß wie eine Garage für ein Familienauto und enthielt zwei Reihen hölzerner Kisten, jede mit einem Hakenkreuz bedruckt und immer noch zugenagelt, als wären sie nach dem Transport eingelagert und niemals geöffnet worden. Eine dicke Schicht Eis lag über allem, und wieder waren keine Fußspuren auf dem Boden oder in der Nähe der Tür zu sehen. Nicht das geringste Anzeichen, dass in den letzten Jahrzehnten irgendjemand hier gewesen wäre. Eine nackte Glühbirne hing an der Decke. Patel zog an der Kordel neben der Tür, woraufhin sie einfach abriss und in drei Teilen zu Boden fiel. Hynd verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

»Benimm dich mal, Kumpel«, sagte er. »Heb dir solche Faxen auf, bis wir wieder auf dem Rückweg sind.«

Patel war schlau genug, beschämt auszusehen und alle fünf waren still, als sie das leere Gebäude verließen und den Hügel zum nächsten hinaufgingen. Banks sah nach rechts, McCally streckte den Daumen nach unten und zeigte auf die Tür zu dem Schuppen, den er untersucht hatte.

Sieht ganz so aus, als wird das ein kurzer Ausflug.

Banks überprüfte wieder seinen Strahlungsmesser und war erleichtert, dass er immer noch grün war. Anschließend führte er die anderen vier zur Tür des zweiten Schuppens. Dieser war in einem besseren Zustand, die schwere Doppeltür war noch intakt und verschlossen. Sie gab sogar nach einem Stoß mit der Schulter von Wiggins immer noch nicht nach. Aber sie ging auf, als der Sarge das Schloss mit einem kleinen Dietrich knackte.

Diese Hütte war durch eine Innenwand aus Holz besser isoliert als die erste. Sie war offenbar vor langer Zeit das Wohnquartier gewesen. Denn es gab zwei Betten auf der rechten Seite, einen Tisch mit drei Stühlen in der Mitte und einen großen Ofen an der linken Wand zum Heizen und Kochen. Eines der Betten sah aus, als würde sich etwas darauf befinden, und Banks’ erster Gedanke war es, dass es sich um eine Leiche handeln musste, aber als Hynd nachsah, war es nur ein Bündel zerknitterter Laken und Decken. Alles war ordentlich verstaut worden, abgesehen von einer Zeitung auf dem Tisch. Sie war nur dünn mit Frost bedeckt, und auch wenn sie auf Deutsch war, war das Datum deutlich zu erkennen – 29. November 1942.

Es standen außerdem zwei hohe Schränke im Militärstil neben den Betten, aber sie waren leer, abgesehen von einigen hart gefrorenen Wollpullovern. Als er sich im Raum umsah, wirkte es für Banks so, als hätten die Bewohner eines Tages einfach die Kaltwetterausrüstung angelegt und wären fortgegangen, ohne jemals zurückzukehren.

Sie warfen einen schnellen Blick in alle Ecken, entdeckten aber nicht viel mehr, als sie bereits gesehen hatten. Als sie wieder hinausgingen, war McCally an der Tür eines weiteren Schuppens angelangt und zeigte ihm wieder das Daumen-runter-Zeichen.

Banks war mehr und mehr davon überzeugt, dass ihre Reise hierher ziemlich sinnbefreit war.

Doch jeder Gedanke an eine nutzlose Reise war plötzlich wie weggeblasen, als sie zur dritten Hütte kamen, denn diese war wesentlich stabiler gebaut, auch wenn sie so ähnlich aussah wie die anderen Bauten auf dem Hügel. Aber er war sich sicher, dass man das nur getan hatte, damit sie aus der Ferne fast identisch aussah. Sie war in derselben obligatorischen grünen Farbe gestrichen, bestand aber aus Stahl und nicht aus dünnem Blech und klang daher wie ein Schiffsrumpf, wenn man mit dem Kolben einer Waffe dagegen schlug. Außerdem war die Tür weniger eine Tür als eine Luke … wie der Zugang zu einem Schiff oder einem U-Boot.

McCally stieß jetzt mit seinem Team zum Rest des Squads, und Wiggins versuchte das Stahlrad zu drehen, das die Verriegelung der Luke öffnete. Es quietschte zwar, löste sich aber nicht.

»Könnte vielleicht mal jemand mit anfassen?«, fragte er entnervt. »Das Mistding macht einen auf widerspenstig.«

Parker war der Erste, der sich bewegte und als beide Männer eine Seite des Rades gepackt hatten, ließ es sich viel leichter drehen. Das Quietschen von Metall auf Metall hallte nun über die stille Bucht und Banks sah sich hastig um, um zu überprüfen, ob der Lärm die Aufmerksamkeit von irgendwem geweckt hatte. Die Tür schwang jetzt mit einem weiteren ohrenzerfetzenden Quietschen auf und offenbarte Finsternis und ein paar eiserne Stufen, die nach unten, landeinwärts, in den Hügel hinein führten.

Banks hatte sich noch einmal in der Bucht umgesehen, doch nichts rührte sich, selbst das Wasser war absolut still und das Schlauchboot lag ruhig an seinem Anlegeplatz. Der Himmel erstreckte sich klar über ihnen, die Sterne verblassten und verschwanden gerade mehr und mehr, da die Sonne langsam den Horizont erklomm. Banks warf einen letzten Blick auf sie und verfluchte innerlich die Wärme, die unweigerlich folgen würde. Dann wandte er sich wieder dem schwarzen Loch hinter der Tür zu. Er sah auf seinen Strahlungsmesser und stellte erleichtert fest, dass dieser immer noch grün anzeigte.

»Okay, Cally, du bist jetzt am Zug. Bring uns rein.«

Der Corporal machte einen Schritt nach vorn, blieb dann aber sofort wieder stehen und winkte Banks zu sich, damit dieser einen Blick die Treppe hinabwarf. Banks wurde klar, dass sie beide ihre Nachtsichtbrillen und auch die Lampen auf ihren Waffen brauchen würden, sobald sie ganz im Inneren waren, aber jetzt benötigte er keines von beiden, um die sechs Stufen nach unten sehen zu können.

Denn dort, auf dem ersten Treppenabsatz, lag eine Leiche.

Kapitel 2

Der Korridor war gerade breit genug, dass zwei von ihnen nebeneinander gehen konnten. Banks ging als Erster vor Parker und Hynd nach unten und blieb neben McCally stehen, der sich gerade über der Leiche beugte. Schwaches Licht drang von oben herein, aber leider nicht genug, um die Leiche genau betrachten zu können. Er setzte deshalb die Nachtsichtbrille auf.

Die Hakenkreuz-Armbinde war deutlich durch das Nachtsichtgerät zu sehen und Banks hatte daher keinen Zweifel daran, zu welcher Armee der Mann gehört hatte, auch wenn die Leiche von Kopf bis Fuß von einer dicken Frostschicht bedeckt war. Er war allerdings kein Soldat gewesen, denn er trug einen dicken Baumwolloverall, gefütterte Stiefel, und hatte eine Brille mit breitem Rand auf, die anscheinend am Gesicht festgefroren war. Er trug auch keinen Helm auf dem Kopf und seine Ärmel waren bis zu den Ellbogen hochgerollt.

»Er trägt keine Ausrüstung für kaltes Wetter, Cap«, sagte McCally und sprach damit das Offensichtliche aus. Der Mann hatte offenbar in einem wesentlich wärmeren Klima als dem gearbeitet, mit dem sie sich momentan herumschlagen mussten. Man konnte auf den ersten Blick keine Wunden sehen und daher nicht feststellen, woran er gestorben war. Es waren auch keinerlei Körperflüssigkeiten ausgetreten. Es sah aus, als habe er sich einfach zum Schlafen in den Eingang gelegt und war dann innerhalb kürzester Zeit erfroren.

Banks blickte hoch an die Decke. Sie befanden sich ganz offensichtlich in einem von Menschen gemachten Tunnel, der aussah, als würde er aus demselben Metall wie die Außentür bestehen. Kabel und Rohre – vermutlich für die Beleuchtung und möglicherweise auch für eine Heizung – verliefen an der Decke entlang. Alles war dunkel und mit einer dicken Frostschicht bedeckt.

»Ein plötzlicher Stromausfall vielleicht?«, überlegte McCally laut. »Könnte der so etwas verursachen?«

Banks betrachtete die Leiche erneut.

»Selbst hier unten wäre das nicht so schnell passiert. Er hätte auf jeden Fall noch Zeit gehabt, irgendwohin zu fliehen, wo es wärmer war. Es sieht so aus, als wäre er einfach hier an Ort und Stelle gestorben. Erst eingeschlafen und dann erfroren.«

Er richtete den Strahl seiner Lampe auf die Treppe vor ihnen. Sie gingen weiter in die Dunkelheit hinein. Den Boden konnten sie nicht sehen und ein kalter Hauch abgestandener Luft schlug ihnen entgegen.

»Handschuhe an und Kapuzen auf, Männer. Es wird ab hier wohl ein wenig kälter werden.«

Er war direkt hinter McCally, als sie nach unten gingen. Dreißig Stufen, dann erreichten sie das Ende der Treppe. Hier hatte es keine weiteren Leichen gegeben, aber als sie unten ankamen, sahen sie noch mehr. Sie lagen in Türdurchgängen, auf dem Boden, waren gegen die Wand gesunken und in der gesamten großen Kammer verteilt, in der das Squad jetzt stand.

Die Decke befand sich einige Handbreit über ihnen und es waren weitere Kabel mit Lampen daran verteilt … alle waren genauso eingefroren, wie diejenigen, die sie auf der Treppe auf dem Weg nach unten gesehen hatten. Die Kammer schien der zentrale Knotenpunkt des unterirdischen Tunnelsystems zu sein, denn es gab ein Dutzend Türen, die kreisförmig verteilt waren. Einige davon waren geschlossen, andere offen, doch dahinter sah man nur Finsternis und sie waren noch zu weit entfernt, als dass die Strahlen ihrer Taschenlampen die Dunkelheit hätten vertreiben können. Banks zählte die Leichen. Es waren insgesamt zwölf und alle sahen so entspannt, ausgeruht und tot aus, wie der Körper auf dem Treppenabsatz an der Tür. Alle wirkten, als hätten sie einfach unterbrochen, was sie gerade taten und waren ohne das geringste Anzeichen eines Kampfes oder einer Verletzung gestorben.

Und das sind nur diejenigen, die ich sehen kann. Was zur Hölle ist hier nur passiert?

Elf der Türen, die aus der Kammer herausführten, waren normale Türen, aber es gab auch eine, die doppelt so breit war wie die anderen und nachdem er sich kurz orientiert hatte, vermutete Banks, dass diese tiefer unter das Eis führen würde, und zwar in die Richtung, wo er den Bereich mit der Kuppel zwischen den Hütten und den Hügeln gesehen hatte. Wenn sie irgendetwas hier finden würden, dann sicher in dieser Richtung.

Vorsicht ist besser als Nachsicht.

»Ich will, dass all diese Räume gründlich durchsucht werden«, ordnete er an. »Lasst die große Tür bis zum Schluss übrig, denn ich habe so eine Ahnung, dass wir da noch bald genug durch müssen. Stellt aber vorher sicher, dass die restlichen Räume alle leer sind. Wenn ihr irgendwelche Dokumente findet, irgendwelche Bücher oder Papiere, dann ruft nach mir … und Wiggins …«

Der stämmige Soldat sah hoch, als Banks ihn mit der Taschenlampe anleuchtete.

»Aye, Cap?«

»Nichts anfassen, was du nicht anfassen solltest, und lass die Hosen an, Kumpel. Wir wollen ja nicht, dass dir der Hintern abfriert, oder?«

Sie teilten sich in dieselben Teams auf, wie bei der Durchsuchung der Hütten oben. McCally startete mit seinem Team im Uhrzeigersinn und Banks ging mit seinen Männern in die andere Richtung. Banks’ erster Halt war eine lange Reihe von Spinden an der Wand. Eine schnelle Untersuchung ergab, dass sie eine bunte Mischung aus Winterkleidung und Waffen enthielten – alte Pistolen und Gewehre vor allem, alle von einer dicken Frostschicht bedeckt.

Sie bewegten sich weiter und fanden schnell heraus, dass von den elf Räumen acht Schlafsäle mit jeweils sechs Kojen waren. In der Hälfte der Betten fanden sie die gleichen, merkwürdig entspannt aussehenden, gefrorenen Leichen. Banks stellte fest, dass es alles Männer waren und etwa zu gleichen Teilen Zivilisten und Militär, wenn man von den Uniformen und den Overalls ausging, die sie trugen.