OPERATION AMAZONAS - William Meikle - E-Book

OPERATION AMAZONAS E-Book

William Meikle

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Beschreibung

DIE KREATUREN RUHEN NICHT – ZEIT FÜR DAS S|SQUAD! "Einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit." - Famous Monsters of Filmland Nach ihren Strapazen in den eisigen Regionen der Welt zieht es das S|SQUAD in wärmere Gefilde. Deshalb kommt eine vermeintlich simple Mission im Amazonas wie gerufen. Was sie dort aber erwartet, sind drückende Hitze, lästige Insekten und ein Schlangenproblem. Ein großes Schlangenproblem … Schon bald finden sie sich in einem Kampf ums Überleben wieder. Und die alten Schlangengötter kennen den Dschungel und die Flüsse weitaus besser als unsere schottischen Draufgänger … Monster. Riesige Kreaturen. Kugeln. Und Flüche … jede Menge Flüche. "Schottlands bester Horrorautor." - Ginger Nuts of Horror

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Operation Amazonas

William Meikle

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com Title: OPERATION AMAZONAS. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2018. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Impressum

überarbeitete Ausgabe Originaltitel: OPERATION AMAZONAS Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Philipp Seedorf Lektorat: Manfred Enderle

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-556-9

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Operation Amazonas
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Über den Autor

Kapitel 1

»Das muss man dir ja lassen, Cap«, sagte Wiggins aus dem Rumpf des Bootes mit dem flachen Boden, »du weißt auf jeden Fall, wie man einer Frau eine schöne Zeit bereitet.«

Captain John Banks wedelte ein halbes Dutzend träger schwarzer Fliegen von seinem Gesicht, wischte sich zum vierten Mal in ebenso vielen Minuten den Schweiß von der Stirn und hörte auf, den Fluss zu beobachten. Wiggins und McCally waren gerade dabei, eine Kanne Tee auf dem tragbaren Feststoffkocher aus dem Rucksack des Soldaten zu brauen.

»Was jammerst du denn schon wieder rum, Wiggo? Ich hab dir vorhin versprochen, dass es diesmal wohin geht, wo es wärmer ist, oder nicht? Noch heißer als hier wird es nicht mehr.«

»Warme Scheiße ist immer noch Scheiße«, sagte Wiggins.

Banks lachte.

»Aye, die Logik lässt sich nicht widerlegen.«

Der Flug ins Innere des Amazonasgebiets vom Flughafen an der Küste aus hatte auf den ersten Blick üppiges Grün, glänzendes Wasser und jede Menge wilde Tiere verheißen, aber die Bucht, in der sie gelandet waren, gab Banks einen ersten Vorgeschmack auf das, was sie bei ihrer Fahrt den Fluss hinauf erwarten würde. Eine dicke Schlammschicht an beiden Ufern, die das Grün der Vegetation erstickte und dafür sorgte, dass die ersten drei bis fünf Meter unter dem Blätterdach grau und tot aussahen. Das Flusswasser hatte die Farbe von Milchschokolade – oder warmer wässriger Scheiße, wie Wiggins meinte –, so weit man sehen konnte. Sie stiegen bei einem Dorf vom Wasserflugzeug in ein Fischerboot um und fuhren nun mit zwei Führern, die sich auf dem Fluss auskannten, langsam, durch zunehmend trüberes Wasser, den Amazonas hinauf in Richtung ihres Ziels.

»Ich hoffe, die Scheiße wird nicht noch dicker«, sagte McCally und wieder einmal musste Banks ihm zustimmen.

Wie Wiggins hatte auch Banks nach Sibirien auf etwas Wärmeres gehofft.

»Wie wär’s mit einem Abstecher nach Brasilien?«, hatte der Colonel sie vor fast 48 Stunden in Lossiemouth gefragt, und Banks hatte gar nicht schnell genug »ja« sagen können, um seinem Vorgesetzten den Job aus den Händen zu reißen, bevor er überhaupt gefragt hatte, worum es ging. Er hatte Strand, Sonne und Piña colada im Kopf gehabt, genau wie das Squad, als er sie fürs Briefing zusammengetrommelt hatte.

»Ich packe schon mal Sonnencreme und Badehose ein«, hatte Wiggins gesagt und Banks hatte ihren Hoffnungen auf eine angenehme Reise ins Warme nicht widersprochen.

Stattdessen waren sie nun in den Tiefen des Dschungels am Amazonas und fuhren weiter stromaufwärts ins Landesinnere. Sie waren stundenlang mit dem Motorboot gefahren, quälend langsam durch etwas, was bestenfalls Schlamm war und verpestet mit allen Arten von Fliegen. Sie hatten unter ihren dünnen Flecktarnanzügen geschwitzt, die das Einzige waren, was sie davor bewahrte, bei lebendigem Leib von den erwähnten Insekten gefressen zu werden.

»Alles in allem wäre ich lieber am Strand«, sagte Banks mehr zu sich selbst, aber Hynd hatte es gehört und lachte.

»Wir beide, Cap. Es ist also eine Rettungsmission, oder?«, fragte der Sergeant. Er hatte eine Zigarette zwischen den Zähnen und sprach mit minimalen Lippenbewegungen. Der Rauch stieg ihm in die Augen, was sie tränen ließ. Er kniff sie zusammen, aber es schien einen Großteil der Fliegen von ihm fernzuhalten und zum ersten Mal überlegte Banks, ob er seinem alten Laster wieder frönen sollte, wenn auch nur, um vor den stechenden Viechern Ruhe zu haben.

»Vielleicht ja, vielleicht nein«, erwiderte er und wedelte weitere schwarze Fliegen vor seiner Nase weg. »Ich hab dir gesagt, was der Colonel mir gesagt hat. Ein paar Leute – größtenteils Ingenieure – sind bei Grabungsarbeiten weiter oben am Flusslauf verschwunden. Einige davon sind britische Staatsbürger. Also haben wir die Erlaubnis, uns da mal umzusehen. Ob irgendwer tatsächlich gerettet werden muss, das wissen wir erst, wenn wir dort sind und die Lage gecheckt haben.«

»Und vielleicht sind wir nur dort, um ein wenig Eindruck zu schinden, eine Show abzuziehen und diesen Unsinn zu stoppen?«, fragte der Sergeant grinsend.

»Vielleicht ja, vielleicht nein«, erwiderte Banks. »Es wäre nicht das erste Mal, dass der Colonel ein bisschen Diplomatie mit Säbelrasseln betreibt.«

»Wieso wir, Cap?«, fragte McCally aus dem Rumpf des Boots. »Das hätte ja auch irgendwer sonst machen können, wenn da nur mal durchgefegt werden muss. Wäre sicher auch jemand näher dran gewesen.«

Banks hatte das letzte Detail so lange wie möglich zurückgehalten und es bei dem Briefing vor ihrer langen Reise in den Süden nicht erwähnt, aber sie hatten es verdient, davon zu erfahren.

»Wir haben Hinweise. Es wird gemunkelt, dass es ein Tierangriff war. Der Colonel meinte, er habe Gerüchte gehört, ein Ding wäre aus dem Dschungel gekommen.«

»Nicht noch mehr beschissene Viecher«, sagte Wiggins. »Hätten ja auch verdammt noch mal Schwarzenegger schicken können und uns in Ruhe lassen.« Der Soldat wedelte mit der Hand Richtung Bug über den Fluss.

»Und all der warme Dünnpfiff kommt also von der Grabung den Fluss runter? Das sollen wir also schützen?«

Banks nickte.

»Sieht aus, als hättest du die Woche Latrinenaufsicht, Wiggo.«

»Was, schon wieder?«, fragte der Soldat. Das brachte die beiden Führer zum Lachen, die hinter ihnen auf der schmalen Bank an dem kleinen Ruder saßen, auf einem Podest, das wohl als Kabinenbereich des Boots durchgehen sollte. Die beiden Männer, die aus der Gegend waren, hatten nicht viel gesprochen, seitdem sie sie im Dorf getroffen hatten, nur so viel, dass Banks wusste, sie wurden gut bezahlt für die Fahrt den Fluss hinauf und waren Vater und Sohn. Bisher waren die beiden am Steuerrad im hinteren Teil des niedrigen, langgezogenen Bootes unter einem zeltartigen Überbau geblieben und hatten schwarze Zigaretten geraucht, die sogar Hynd, der zwei Päckchen am Tag rauchte, als zu heftig abgelehnt hatte, als sie ihm welche angeboten hatten.

Der Ältere der beiden und Besitzer des Bootes, Giraldo, wandte sich an Wiggins.

»Du bist Schotte, oder?«

»Ich bin Schotte, ja«, entgegnete Wiggins.

Giraldos Grinsen wurde breiter.

»Weltmeisterschaft 1982. Da haben wir euren Jungs aber in den Arsch getreten. Ich hab’s mit meinem Vater und meinen Onkeln angesehen.«

»Das war ein bisschen vor meiner Zeit«, antwortete Wiggins. »Aber ich hab die Highlights gesehen. Wenigstens haben wir zwei Tore geschossen.«

»David Narey. Tolles Tor«, entgegnete Giraldo. »Aber das hat unsere Jungs nur wütend gemacht.«

»Bist du Fußballfan, Giraldo?«, fragte Wiggins.

»Wir beide«, erwiderte der Führer. »Ist eine ganz schöne Schande, aber euer Team ist nur noch Müll, oder?«

Wiggins lachte laut.

»Unsere Mannschaft ist heute Müll, stimmt«, sagte er.

Er ging vor ins Boot und holte den beiden Führern je eine Tasse Tee. Zum Dank bekam er ein paar der landesüblichen Zigaretten und Banks blendete die Unterhaltung aus, während sie sich den Vorzügen oder Nachteilen der jeweiligen Nationalmannschaften widmeten. Wenigstens freundete sich Wiggins mit ihnen an, denn ein paar Minuten später waren sie anscheinend schon die dicksten Kumpels.

»Wie lange, bis wir bei der Grabung sind?«, fragte Wiggins.

»Zwei Stunden«, meinte Giraldo lächelnd. »Gibt noch eine Menge Scheiße zu sehen, bis wir dort sind.«

»Wie immer«, murmelte Wiggins.

Giraldo hatte mit seiner Schätzung auf die Minute richtig gelegen, auch wenn Banks wusste, dass sie ihrem Ziel schon nahe waren, noch bevor sie es erreicht hatten. Das Wasser wurde schlammiger, dunkler und dicker, bis es aussah und sich anfühlte, als würde das Motorboot durch geschmolzene Schokolade fahren. Der Schlamm entlang der Ufer wirkte hier frischer und feuchter, aber das machte es nur noch weniger einladend.

Kurz nachdem das Wasser schlammiger geworden war, fuhren sie um eine weite Schlaufe im Flusslauf und sahen schließlich das ganze Ausmaß der Grabung vor sich.

»Das ist eine Schande«, sagte Giraldo mit trauriger Stimme.

»Das war mal der perfekte Platz, um Fische für einen ganzen Monat zu fangen. Aber dann kamen diese Leute mit mehr Geld als Verstand und meine Freunde aus dem Dorf konnten der Bezahlung nicht widerstehen, die weit höher war, als was sie mit Fischen verdienen konnten. Aber schaut euch an, zu welchem Preis. Seht es euch nur an.«

Die Hauptgrabungsmaschine war auf einer flachen Struktur aufgebaut, die etwa so lang und breit war wie zwei Fußballfelder hintereinander. Sie schien hauptsächlich aus zwei Teilen zu bestehen – einer Apparatur, die den Schlamm vom Flussbett saugte, und eine weitere, die ihn filterte und den resultierenden Schlamm auf beiden Seiten in hohem Bogen in den Fluss zurück spritzte. Ein Dutzend Männer arbeitete auf dem flachen Deck außen herum, schleppte Eimer zu einer tiefen Grube voller Schlamm, vermutlich zur weiteren Filterung, in Gerüsten und auf Tischen, die um das Zentrum der Struktur herumstanden. Auf dem hinteren Teil des Decks, der ihnen am nächsten war, als sie heranfuhren, stand ein gedrungener Kubus von etwa sieben Meter Kantenlänge, in dem nach Banks‘ Vermutung die Wohnquartiere untergebracht waren. Giraldo landete an der Rückseite, aber selbst dann konnte er dem schmutzigen Nebel nicht ausweichen, der das Boot, das Squad und ihre Ausrüstung mit einem dünnen Film schleimigen Schlamms überzog, der nach Fäulnis und Verrottung stank.

»Ich hatte recht, was die Scheiße angeht«, murmelte Wiggins, als sie an dem improvisierten Landesteg anlegten.

Sie traten schnell aus dem Boot, wuchteten ihre Ausrüstung auf den Steg, wo sie zum Glück endlich in einem Bereich waren, in dem kein Schlamm herunterspritzte, auch wenn Banks ihn immer noch auf der Zunge schmeckte.

Ein kräftiger Mann kam aus dem Kubus, mit breiter Brust und dickem Bauch, die Arme, das Gesicht und die Beine so dunkel wie altes Mahagoni, seine Shorts und das Hemd schlammverkrustet, das einzig Helle an ihm waren seine blauen Augen und das Weiß seiner Zähne, wenn er lächelte.

Er kam direkt auf Banks zu und streckte die Hand aus.

»Captain Banks, nehme ich an?« Sein Akzent war südenglisch und hörte sich an diesem Fluss am Äquator seltsam fehl am Platz an.

»Sind Sie Buller?«, fragte Banks und das Lächeln des Mannes erstarb sofort.

»Nein, ich bin Joe, der Vorarbeiter, Joe Wilkes«, erwiderte er. »Buller ist nicht hier. Und ich muss deswegen mit Ihnen reden. Aber nicht hier draußen. Kommen Sie rein. Kaffee und was zu essen warten schon.«

Als er sich umdrehte und Banks dem Squad zuwinkte, ihm zu folgen, kamen sechs Männer, genau so schlammbedeckt wie Wilkes, aber eindeutig Einheimische, schnell über den Steg, gingen am Squad vorbei und begannen, auf Giraldo fast schreiend einzureden. Alles auf Portugiesisch und zu schnell, als dass Banks irgendwas davon verstehen konnte. Aber er erkannte den Ausdruck auf den Gesichtern der Männer nur zu gut. Die Angst und er waren alte Freunde.

Gleichzeitig verstummte eine der Maschinen und der Schlamm, der in weitem Bogen in den Fluss spritzte, stotterte und versiegte dann mit einem letzten Spritzen.

»Zurück an die Arbeit«, sagte Wilkes. »Ich habe nicht gesagt, dass ihr aufhören könnt.«

Die Männer um Giraldo ignorierten den Engländer und redeten weiter besorgt auf den Führer ein.

»Ich habe gesagt, zurück an die Arbeit«, rief Wilkes diesmal lauter, wurde aber wieder ignoriert. »Sehen Sie, womit ich mich hier abgeben muss?«, fragte er Banks auf der Suche nach einem Verbündeten. Banks war noch nicht bereit, diese Rolle zu spielen.

Hier ging mehr vor sich, als man auf den ersten Blick sah. Hynd hatte es ebenfalls bemerkt, aber Banks hielt ihn davon ab, irgendwelche Fragen zu stellen, indem er einen Finger an die Lippen legte und sich umdrehte, um Wilkes zu folgen.

Und hoffentlich ein paar Antworten zu bekommen.

Das Büro im Inneren des Kubus, in das Wilkes sie führte, erwies sich als bemerkenswert sauber und kühl, mit einer großen Klimaanlage am Fenster, der die frische Luft zu verdanken war. Sie ließen ihre Ausrüstungstaschen auf den Boden fallen. Banks wischte an der dünnen Schlammschicht auf der Hose herum, aber verteilte sie nur erfolgreich.

»Den Matsch kriegt man nie ganz raus«, sagte der Vorarbeiter entschuldigend, »aber wir tun, was wir können, damit es hier ein wenig bequemer ist. Bier oder Kaffee?«

Das Squad war einstimmig derselben Meinung und auch wenn sie eigentlich im Dienst waren, hörte sich Bier für Banks genau richtig an, um den schlammigen Geschmack aus dem Mund zu kriegen. Als Wilkes den Korridor entlang verschwand und mit ein paar Flaschen wiederkam, waren sie kalt, fast eisig, zischten beim Öffnen und er goss es sich so schnell in die Kehle, dass sie davon kaum befeuchtet wirkte.

Es hatte die erhoffte Wirkung, aber er lehnte ein zweites für sich und das Squad ab, als Wilkes noch mehr anbot. »Vielleicht später. Aber fürs Erste, sagen Sie mir, wieso Buller nicht hier ist, um uns zu begrüßen?«

Wilkes zündete sich eine Zigarre an, so dick wie sein Daumen, und brauchte dafür drei Streichhölzer, bevor er antwortete.

»Der Boss ist nicht hier und ich weiß nicht, wo er ist«, sagte der Vorarbeiter. »Er ist letzte Nacht verschwunden, genauso wie die anderen, ohne jeden Mucks, mitten in der Nacht. Der ganze Betrieb hier steckt richtig in der Scheiße, wenn Sie ihn nicht finden und zurückbringen.«

Banks sah, dass der stämmige Mann völlig erledigt war, sich nur noch mit Bier, Rauchen und schierem Durchhaltewillen am Laufen hielt, angesichts von etwas, das ihm eine Heidenangst einjagte.

Und wenn er sich so sehr sorgt, sollte ich das vielleicht auch tun.

»Sie erzählen uns besser die ganze Geschichte«, sagte Banks.

»In diesem Fall brauche ich noch ein Bier und Sie brauchen was zu essen. Hier entlang.«

Er führte sie in einen kleinen Essbereich, nicht mehr als ein drei mal drei Meter großer quadratischer Raum mit Kühlschränken und Regalen an den Wänden. Die Decke war niedrig und an der Außenwand war eine einfache Küchenzeile. Hier gab es keine Klimaanlage und durch das offene Fenster drangen heiße Luft, Fliegen und der abgestandene Schlammgeruch. Aber Brot, Wurst und Käse, die aufgetischt waren, waren ein angemessener Ausgleich.

Während das Squad aß, holte sich Banks eine Tasse starken Kaffees, der schmeckte, als stünde er schon seit Stunden herum, und nippte daran. Er setzte sich an eine lange Arbeitsplatte, während er sich Wilkes’ Geschichte anhörte.

»Buller und ich kennen uns schon seit Jahren. Direkt nach der Uni hab ich im Kongo für seinen Vater gearbeitet. Buller war damals bei der Bohrung als Assistent für den Chef tätig, aber es war klar, dass er auf größere Aufgaben vorbereitet wurde. Also hab ich mich an ihn drangehängt und wir sind schnell auf der Karriereleiter aufgestiegen. Damals waren wir in Afrika auf Ölsuche, aber ein Fluss ist ein Fluss, selbst ein so großer wie hier, und wir haben die meisten Schwierigkeiten im Produktionsprozess im Kongo und später in Jakarta ausgebügelt. Dort haben wir nach Silber gesucht. Dann bekam Bullers alter Herr Wind von ein paar Goldsuchern, die im kleinen Rahmen hier oben im Dschungel gutes Geld verdienten, und er wusste, man konnte ein Vermögen machen, wenn man das Ganze im großen Stil betrieb. Wir haben mit der Planung vor zwei Jahren begonnen und mussten dann die ganze Ausrüstung den Fluss hochfahren und zusammenbauen lassen. Wir wühlen jetzt seit einem halben Jahr im Fluss herum«, fuhr Wilkes fort. »Zuerst klappte alles wie am Schnürchen. Wir gruben, filterten und fanden das Gold, von dem wir wussten, dass es hier lag und nur darauf wartete, gefördert zu werden. Die Einheimischen im Team machten mehr Geld, als sie mit ihrer Fischerei je verdient hatten. Wir konnten das Gold pfundweise nach England schicken und mit gewaltigem Profit verkaufen. Wir sind hier weit genug weg von den Baumstreichlern, sodass es niemanden interessiert, wie viel Schweinerei wir hier machen, und der Boss und sein Dad waren vergnügt wie die Fische im Wasser.

Das hat sich erst geändert, als wir um diese letzte Flussbiegung kamen und in den Bereich hier. Die Einheimischen wurden nervös, und auch wenn mir keiner was sagte, erwischte ich sie oft, wie sie in Grüppchen zusammenstanden und tuschelten, und es wurde offensichtlich, dass sie, soweit sie konnten, in der Mitte des Decks blieben, als hätten sie vor etwas im Wasser Angst. Und sie nach Einbruch der Dunkelheit zum Arbeiten zu kriegen, war fast unmöglich, egal, wie sehr ich herumschrie oder wie viel Geld ihnen der Boss bot. Es fühlte sich ständig so an, als stünden wir jede Minute vor einer Meuterei. Dann verschwanden die ersten Männer.«

Der dicke Mann verstummte, biss auf der Zigarre herum, sein Blick schien in weite Fernen zu schweifen, die Erinnerung ihn fast zu überwältigen, bevor er sich genug zusammenriss, um weiterzumachen.

»Jack Baillie war der Erste, der verschwand – ein Schotte wie Sie, Geologe und dafür zuständig, die besten Stellen für die Grabung zu finden. Er war ein lustiger Typ, ein guter Schachspieler und alle Einheimischen mochten ihn, weil er mit ihnen mithalten konnte, selbst wenn die ihren selbst gebrannten Rum tranken.

Dann war er eines Morgens einfach weg. Es hatte keinen Lärm gegeben, keinen Alarm. Wir standen auf, gingen zum Frühstück und er war nicht da. Ich bin im Boot rausgefahren, am Ufer auf und ab, falls er was Dämliches getan hatte, wie nach einem Drink schwimmen zu gehen, aber es gab keine Anzeichen, dass auf irgendeiner Seite jemand vorbeigekommen wäre, und auch keine Hinweise auf Gewalt.

Die Männer tuschelten nervös, aber der Boss bot ihnen ein paar Tage lang doppelte Bezahlung, wenn sie einverstanden waren, dass man es einen Badeunfall nannte. Geld regiert die Welt, selbst hier mitten im verfluchten Nirgendwo, und keiner widersprach Buller. Wir gingen wieder an die Arbeit.

Der zweite Mann verschwand drei Nächte später.

Dieses Mal hörten wir ein Platschen, aber bis wir auf der anderen Seite der Anlage waren, sah man nur noch ein paar Wellen auf dem Wasser, und obwohl wir den ganzen Bereich absaugten, wurde keine Leiche gefunden. Obwohl der Boss noch mehr Geld versprach, hätte ich es diesmal fast mit einer verdammten Meuterei zu tun gehabt. Nur weil Buller davon redete, Leute zu feuern, und sie vielleicht gar nichts mehr verdient hätten, blieben die Männer da.

Aber jetzt, wo der Boss weg ist – und er ist genauso lautlos verschwunden wie Jack Baillie –, glaube ich nicht, dass ich sie hier halten kann. Außer Sie können uns helfen.«

Es war alles aus Wilkes hervorgesprudelt, und da es ihn durstig gemacht hatte, kippte er ein Bier in einem Zug herunter und biss dann fest auf seine Zigarre. Banks sah erneut die Anspannung des Mannes, eine mühsam niedergehaltene Angst, die jeden Moment explodieren konnte.

Er wollte gerade etwas sagen, eine Bemerkung darüber machen, was sie tun konnten, um zu helfen, als aus dem Korridor Lärm drang. Giraldo trat mit seinem Sohn und einer kleinen Gruppe Arbeiter hinter ihm ein. Banks bemerkte, dass es draußen völlig still geworden war. All die Maschinen, die den gesamten Betrieb ausmachten, waren abgeschaltet worden und er konnte die Vibrationen nicht mehr spüren, die vorher spürbar gewesen waren und die er nicht bemerkt hatte, bis sie aufgehört hatten.

»Ich bringe diese Männer nach Hause.« Giraldo wandte sich an Banks und nicht an den Vorarbeiter. »Wenn ihr wollt, kann ich euch auch zurückbringen. Ansonsten komme ich wieder, um euch abzuholen, wenn ihr immer noch da seid.«

Wilkes knallte die Hand auf den Tisch und stand auf, die Wut stand ihm plötzlich ins Gesicht geschrieben.

»Sie können nicht gehen.«

Giraldo sah weiter Banks an.

»Sie können und sie werden. Hier ist es nicht sicher.«

»Sie werden kein Geld mehr kriegen, wenn es das ist, was sie wollen«, schrie Wilkes.

Giraldo lächelte dünn.

»Es ist schwierig, Geld auszugeben, wenn man tot ist.« Er sah Banks in die Augen. »Ich kann euch jetzt zurückbringen?«

Banks schüttelte den Kopf.

»Wir bleiben. Aber wir können euch nicht davon abhalten, zu gehen. Vergesst nicht, wiederzukommen, okay.«

»Wir vergessen euch schon nicht.« Giraldo schüttelte Banks die Hand. »Lasst euch nicht umbringen, bis ich zurückkomme. Wiggins und ich müssen uns noch über Fußball unterhalten.«

Banks sah, dass die Angst der Arbeiter auf ihre Führer übergesprungen war, aber er wusste auch, dass die im Raum bereits mit Händen greifbare Gewalt jeden Moment explodieren konnte. Diese Männer mussten gehen und jeder Versuch, sie aufzuhalten, würde die Sache nur schlimmer machen.

»Dann geht«, sagte er und Giraldo drehte sich um. Wilkes sah aus, als würde er gleich platzen, und wollte schon den Führer packen, aber Banks hielt ihn mit einer Hand auf seiner Schulter zurück.

»Es ist besser so«, sagte er. »Wir können uns an die Arbeit machen, ohne uns um die Sicherheit Ihrer Crew zu sorgen, und sie können zurückkommen, wenn wir hier alles erledigt haben, und es gibt keine weiteren Toten.«

Wilkes sah immer noch aus, als wäre er bereit für einen Streit, aber Giraldo hatte die Crew bereits weggeführt und Minuten später hörten sie alle das Dröhnen des Außenbordmotors, als das Boot vom Anlegesteg ablegte und den Fluss hinabfuhr.