OPERATION X (BAND 1-3) BUNDLE - William Meikle - E-Book

OPERATION X (BAND 1-3) BUNDLE E-Book

William Meikle

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Beschreibung

Die OPERATION-X-Reihe - Band 1-3 jetzt in einem Bundle zum kleinen Preis! Band 1: Operation Arktis Band 2: Operation Antarktika Band 3: Operation Sibirien Als in arktischen Gewässern ein russisches Spionageschiff offenbar in Seenot gerät, werden Captain John Banks und sein Trupp ausgesandt, um den Vorfall zu untersuchen. Eigentlich eine Routinemission für die S-Squad. Doch als sie an ihrem Einsatzort eintreffen, finden sie nur ein leeres Schiff vor – und Spuren eines blutigen Gemetzels. Der Einsatz wird schnell zu einem Kampf auf Leben und Tod, denn in den eisigen Fluten vor Baffin Island lauern seltsame Kreaturen von gigantischen Ausmaßen und mit einem ungewöhnlich großen Appetit auf Menschenfleisch. Als in arktischen Gewässern ein russisches Spionageschiff offenbar in Seenot gerät, werden Captain John Banks und sein Trupp ausgesandt, um den Vorfall zu untersuchen. Eigentlich eine Routinemission für die S-Squad. Doch als sie an ihrem Einsatzort eintreffen, finden sie nur ein leeres Schiff vor – und Spuren eines blutigen Gemetzels. Der Einsatz wird schnell zu einem Kampf auf Leben und Tod, denn in den eisigen Fluten vor Baffin Island lauern seltsame Kreaturen von gigantischen Ausmaßen und mit einem ungewöhnlich großen Appetit auf Menschenfleisch. ★★★★★ Monster. Riesige Kreaturen. Kugeln. Und Flüche … jede Menge Flüche. »Schottlands bester Horrorautor.« - Ginger Nuts of Horror ★★★★★ "OPERATION ARKTIS ist ein wunderbar geschriebenes Lesevergnügen, das sich der Ästhetik eines Creature-Feature-B-Movies bedient, aber genügend eigene Ideen in die Waagschale werfen kann, die dafür sorgen, dass sich dieser Roman aus der Masse ähnlich gelagerter Bücher abhebt." – SCI-FI AND FANTASY REVIEWER  

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Impressum ________________________________________ Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER-Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden. Cover: Michael Schubert Übersetzung: Philipp Seedorf Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert. ISBN E-Book: 978-3-95835-985-7 Sollte es trotz sorgfältiger Erstellung bei diesem E-Book ein technisches Problem auf deinem Lesegerät geben, so freuen wir uns, wenn du uns dies per Mail an [email protected] meldest und das Problem kurz schilderst. Wir kümmern uns selbstverständlich umgehend um dein Anliegen und senden dir kostenlos einen korrigierten Titel. Der LUZIFER Verlag verzichtet auf hartes DRM. Wir arbeiten mit einer modernen Wasserzeichen-Markierung in unseren digitalen Produkten, welche dir keine technischen Hürden aufbürdet und ein bestmögliches Leseerlebnis erlaubt. Das illegale Kopieren dieses E-Books ist nicht erlaubt. Zuwiderhandlungen werden mithilfe der digitalen Signatur strafrechtlich verfolgt.

Operation Arktis

 

William Meikle

übersetzt von Philipp Seedorf

  

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com Title: INFESTATION. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2017. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

 

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Inhaltsverzeichnis

Operation Arktis
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26

Kapitel 1

 

»Das ist doch Bullshit, Sarge«, sagte Mac. »Wieso springen wir im Dunkeln? Wir sind in der Mitte von Nirgendwo; ist ja nicht so, dass uns irgendjemand kommen sehen würde.«

Captain John Banks lächelte. Mac war immer der Erste, der sich beschwerte, danach konnte man die Uhr stellen. Es war ein wenig Normalität in einer Nacht, in der normal nur noch eine ferne Erinnerung war. Sie flogen gerade in fünfzehntausend Fuß Höhe in der Dunkelheit, irgendwo westlich von Baffin Island und durchkreuzten lautlos den kanadischen Himmel. Vor zwölf Stunden war Banks noch auf einen Urlaub vorbereitet gewesen, hatte sogar Tickets für einen Flug nach Griechenland gehabt. Seine Frau und seine zwei Kinder waren schon aufgeregt gewesen, hatten gepackt und sich für die Abreise bereit gemacht. Doch stattdessen hatte er sie zum Flughafen gefahren und sie verabschiedet, bevor er sich auf den dringenden Befehl des Colonels hin in der Basis gemeldet hatte. Jetzt war er zu einem Ort unterwegs, der ein bisschen kälter war. Wenigstens hatte er seine eigenen handverlesenen Männer dabei, aber das war auch das Einzige gewesen, was er hatte auswählen dürfen.

»Irgendwo dort draußen ist ein russisches Boot, wo es nichts zu suchen hat, John«, hatte der Colonel an diesem Nachmittag in Lossiemouth zu ihm gesagt. »Und wir glauben, dass es in Schwierigkeiten steckt, möglicherweise sogar in großen Schwierigkeiten, wenn wir dem lückenhaften Bericht glauben können, den wir haben. Vielleicht lässt sich noch irgendetwas davon bergen. Es wäre gut, wenn wir erfahren könnten, wieso sie so tief in kanadischen Gewässern herumgeschnüffelt haben. Das Übliche für Ihr Team: Schnell rein, Job erledigen und berichten … und sich dabei möglichst nicht umlegen lassen.«

Also waren Banks, sein Sergeant Frank Hynd und das kleine Team aus vier Männern, denen er mehr vertraute als irgendjemandem sonst auf der Welt, in der Mitte von Nirgendwo unterwegs; bereit, aus dem Himmel in die kalte Schwärze unter ihnen zu fallen.

Alles in allem wäre ich jetzt wirklich lieber in Griechenland.

»Wir nähern uns dem Absprungpunkt. Noch zwei Minuten«, sagte der Pilot über das Bordsystem.

»Okay, Sarge«, meinte Banks. »Alle in Reihe antreten.«

Mac sah aus, als würde er gleich wieder zu motzen anfangen, aber Frank Hynd unterband das ganz schnell – ein Blick vom Sarge reichte normalerweise aus. Die anderen drei … McCally, Nolan und Briggs … Tom, Dick und Harry, wie der Sarge sie nannte … stellten sich jetzt hinter Banks auf, als sich das Heck des Flugzeugs öffnete und die vorbeiröhrende Dunkelheit darunter enthüllte. Mac und Hynd traten vor und schoben die Box mit der Ausrüstung vor sich her. Banks zählte für beide von fünf herunter und sie rollten die Box daraufhin hinaus in die Nacht.

Sekunden später flogen alle sechs bereits durch die Luft und folgten ihr auf dem Weg nach unten.

 

Das war Banks’ liebster Teil der Mission: Der Sprung ins Unbekannte, mit Schmetterlingen im Bauch und dem Wind, der um einen herum röhrte. Es kam ihm immer wie Freiheit vor, trotz der Kälte und des Frosts, der sich an seinen Lippen und Ohren bildete. In diesen ersten Sekunden fühlte es sich kaum wie fallen an, sondern eher, als würde er wie ein flacher Stein über den Rand der Welt springen.

Die übrigen Männer waren nur dunkle Schatten in der Finsternis, aber sie hatten genügend Sprünge zusammen absolviert, um genau zu wissen, dass sie in enger Formation flogen, und wenn einer von ihnen ein Problem hatte, dann konnte man daran jetzt sowieso nichts mehr ändern.

Er sah den Fallschirm der Ausrüstungsbox unter sich, zählte bis fünf, zog dann die eigene Reißleine und folgte dem anderen Schirm hinab. Es war eine mondlose und ebenso wolkenlose Nacht. Das Sternenzelt bot ihm genügend Licht, um den dunkleren Schatten der Insel zu sehen, ihren Landepunkt, der nun unter ihnen auftauchte. Er sah über das schimmernde Wasser der Bucht im Norden. Wenn dort draußen tatsächlich ein russisches Spionageboot war, dann hatte es keine Lichter an.

Aber das heißt nicht, dass sie nicht da sind.

Er blieb fast den ganzen Weg nach unten direkt über dem Fallschirm der Ausrüstung und legte danach eine perfekte Landung etwa zwanzig Meter nördlich der Box hin. Er hatte noch genügend Zeit, den Schirm einzusammeln, bevor der Wind ihn erwischen und davontragen konnte. Anschließend rannte er zur Kiste. Trotz ihres Gewichts wurde sie über die Felsen gezogen, wenn auch nur langsam. Ihre Reise wurde durch das Eis darunter noch begünstigt. Hynd landete jetzt ebenfalls in der Nähe und eilte zur Hilfe. Bis sie den Ausrüstungsfallschirm entfernt und zusammengepackt hatten, war der Rest des Teams um die Box versammelt. Alle, außer einem und Banks wusste genau, wer das war, noch bevor er sich die Gesichter angesehen hatte.

»Wo ist Nolan?«

»Ich glaube, ich hab ihn nach Westen abtreiben sehen. Ist eben Pat«, sagte Mac, »der ist nicht zu gebrauchen für so einen Absprung. Der könnte mittlerweile überall sein.«

Banks seufzte.

»Okay, Männer. Ausrüstung anlegen, bevor ihr euch die Eier abfriert. Fünf Minuten, dann gehen wir erst mal unser verlorenes Schäfchen suchen.«

Sie reisten mit kleinem Gepäck, um schneller zu sein, also waren sie rasch damit fertig, die Ausrüstung anzulegen. Kleidung für kaltes Wetter, gefütterte Parkas mit Kapuze, Wollmützen, Handschuhe und Nachtsichtbrillen. Jeder Mann hatte außerdem eine schusssichere Weste, einen Munitionsgurt, einen kleinen Rucksack, ein Gewehr und ein Messer dabei. Banks wusste, sie konnten in diesem Terrain mit voller Ausrüstung konstant sechs Meilen die Stunde zurücklegen; er hoffte nur verdammt noch mal, dass das nicht nötig werden würde.

»Mac – du übernimmst die Spitze, Briggs und McCally, ihr holt Nolans Ausrüstung – der dumme Wichser ist wahrscheinlich schon ein Eis am Stiel, bis wir bei ihm sind, aber das hat er auch verdient. Sarge – ganze Truppe Abmarsch.«

 

Der Boden war eisig, aber rau. Durch das tiefe Profil ihrer Stiefel rutschten sie kaum weg. Banks wurde im Parka fast sofort warm, aber er öffnete den Reißverschluss lieber nicht, denn er wusste es besser. Es war eine klare Nacht im späten Frühjahr, aber sie waren oberhalb des Polarkreises und er durfte bei diesem Wetter kein Risiko eingehen. Er folgte Mac, als der Mann aus Glasgow sie schnell nach Westen führte, wo er Nolans Fallschirm das letzte Mal gesehen hatte. Sie gingen in Richtung Meer; Banks sah es bereits vor ihnen, das Schimmern war deutlich in seinem Nachtsichtgerät zu erkennen. Er konnte nur hoffen, dass die Unfähigkeit des Iren mit einem Fallschirm umzugehen, ihn nicht im Wasser hatte landen lassen, denn wenn das der Fall war, dann war er vielleicht schon tot.

Doch Nolan war am Leben und nahezu blaugefroren, als sie ihn nach ein paar Minuten Marsch gefunden hatten, aber er schien es gar nicht zu bemerken. Seine ganze Aufmerksamkeit war von der Szenerie um ihn herum gefangen genommen. Er war am felsigen Ufer gelandet, nur wenige Meter vom Wasser entfernt. Sein Fallschirm lag noch offen und ausgebreitet hinter ihm … durchweicht, schwarz und glänzend durch die Nachtsichtbrille. Trotz der fehlenden Farbe wusste Banks aus bitterer Erfahrung, wie Blut im Nachtsichtgerät aussah, und es war eine Menge auf dem Fallschirm zu sehen.

Viel zu viel.

Banks ging schnurstracks auf den Mann zu, denn er fürchtete das Schlimmste.

»Nolan, bist du verletzt, Mann?«

Nolan antwortete nicht, selbst als Banks nachschaute, ob er verwundet war. Aber das Blut stammte nicht von dem Iren. Banks bemerkte es nach kurzer Zeit, als er auf ihre Füße sah. Sie wateten beide in nassem Schneematsch, der rot verfärbt war und als er Nolans Blickrichtung, die Küste entlang folgte, sah er schnell den Grund dafür.

Der Strand war die Heimat einer oder mehrerer Herden großer Meeressäugetiere gewesen. Wie es aussah Walrosse, angesichts des enormen Brustkorbes und der riesigen elfenbeinfarbenen Stoßzähne, die er am nächsten Kadaver entdeckte. Sie mussten einen beeindruckenden Anblick abgeliefert haben, als sie am Strand aufgereiht gewesen waren. Doch nun waren sie alle kaum mehr als ausgeweidete Kadaver. Leuchtend weiße Knochen und Fettklumpen schienen alles zu sein, was von den Tieren noch übrig war – das und das Blut, das mit der sanften Brandung im Schlick hin- und hergespült wurde.

Sein Team schwieg. Jeder Mann hatte jetzt seine Waffe in der Hand und sie hatten Position bezogen, damit das ganze Team 360 Grad um sich herum nach einem potenziellen Angreifer suchen konnte.

»Was ist das für eine Scheiße, Sarge?«, fragte Mac leise.

Sergeant Hynd brachte den Mann zum Schweigen, indem er einen Finger an die Lippen legte und ihm mit Gesten zu verstehen gab, dass er selbst nach Süden den Strand entlang gehen würde und Mac im Norden suchen sollte. Briggs und McCally befreiten Nolan von seinem Fallschirm und reichten ihm anschließend die Kaltwetter-Ausrüstung. Banks war froh, dass der Ire sich langsam von dem Schock zu erholen schien.

»Ich hab mal wieder den Landeplatz verfehlt, Cap«, sagte er leise, als er seinen gefütterten Parka anzog. »Ich hab Mist gebaut. Sorry.«

Banks klopfte dem Mann aufmunternd auf den Rücken.

»Versuch einfach dem Rest von uns zu folgen. Ich hab’s dir schon hundert Mal gesagt, schau unter dich und genieß nicht die Aussicht auf dem Weg nach unten, dann lebst du auch länger. Aber wenigstens bist du nicht ins Wasser gefallen, und du bist auch immer noch in einem Stück, das ist das Wichtigste. Ganz anders als die armen Tiere hier.«

Nolans Augen waren immer noch weit aufgerissen, als er sich umsah.

»Was könnte so etwas angerichtet haben, Cap? Ein Eisbär?«

»Vielleicht«, erwiderte Banks, »wenn es drei oder vier waren. Oder, wenn sie näher am Wasser gewesen wären, hätte eine Gruppe Orcas so viel Schaden anrichten können, vermute ich.«

Aber es sah nicht wirklich so aus, wie ein Ort, an dem Raubtiere gefressen hatten, fand Banks. Die Kadaver wirkten, als hätte man sie gehäutet und geschlachtet, statt zerrissen. Vielleicht waren es Bären gewesen, aber das mussten wohl die ordentlichsten Bären gewesen sein, die er jemals im Leben gesehen hatte.

Er schob den Gedanken beiseite, denn was auch immer die Ursache dieses Gemetzels war, es war nicht der Grund, wieso sie hier waren – er konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendetwas mit ihrer Mission zu tun haben sollte. Hynd und Mac kamen jetzt von den entgegengesetzten Enden des kleinen, felsigen Strandes zurück.

»Irgendwas gefunden?«, fragte Banks.

Hynd schüttelte den Kopf.

»Was immer das getan hat, es war nur an diesem Teil des Strandes aktiv. Es muss durch das Wasser abgehauen sein, denn es gibt keine Spuren, kein Blut oder eine Fährte in Richtung Süden.«

»Auf der anderen Seite dasselbe«, sagte Mac und wiederholte seine frühere Beobachtung. »Was zur Hölle war das, Sarge?«

Hynd sagte trocken: »Ich weiß nur eines, Mac. Es waren auf jeden Fall nicht die beschissenen Russen, denn es gibt keine leeren Wodkaflaschen hier.«

Banks sah, dass die Männer beunruhigt waren wegen des Blutbads um sie herum. Zwischen blutigen Überresten zu stehen, hatte noch niemandem gutgetan, ob es nun tierische oder die von Menschen waren. Er musste den Trupp schnellstens wieder in Bewegung setzen, bevor sie alle die Nerven verloren.

»Fokus, Männer«, sagte er deshalb. »Wir sind wegen eines Bootes voller russischer Spione hier. Wenn ihr einen Eisbären seht, habt ihr meine Erlaubnis, ihm die Eier wegzuschießen, aber wir müssen los, und zwar sofort. Nolan, bist du bereit, mein Junge?«

Der Ire streckte den Daumen in die Höhe.

»Okay, dann mal los. Mac, du bist immer noch an der Spitze. Sarge, du bildest die Nachhut. Wenn wir da runtergekommen sind, wo wir sollten, dann befindet sich eine Inuit-Siedlung zwei Meilen in Richtung Norden. Das wird unser erster Zwischenstopp.«

Bei dem kurzen Briefing, das sie auf der Basis gehabt hatten, bevor sie gegangen waren, hatte der Colonel Banks erzählt, dass sie eine undeutliche Nachricht von einer abgelegenen Siedlung auf Baffin Island erhalten hatten, die etwas von einem russischen Boot in Schwierigkeiten in der Bucht nördlich von hier berichtet hatte.

»Die Diplomaten waren den ganzen Morgen am Telefon. Wir haben darum gebeten, es uns als Erste ansehen zu dürfen, was mit ein paar Versprechen verbunden war, die den Deal versüßen sollten, damit die Politiker glücklich sind. Ihr habt also die Erlaubnis, einen Blick zu riskieren.

Wir haben allerdings keine Ahnung, wie viele Russkies an Bord sind oder wie schwer sie bewaffnet sind, also solltet ihr euch lieber anschleichen. Die Air Force in Canuck ist euer Back-up«, hatte ihm sein Vorgesetzter erklärt. »Ihr habt vierundzwanzig Stunden nach dem Absprung, um einen Bericht hierherzusenden; wenn ihr das nicht schafft, dann schicken die schweres Gerät.«

Es war keine besonders ungewöhnliche Mission. Banks und das Team hatten schon ähnliche Jobs mit kürzeren Deadlines unter schlechteren Bedingungen erledigt, aber die zerlegten und blutigen Walrossüberreste hatten ihm Schauer über Rücken gejagt. Sein normalerweise verlässlicher Instinkt sagte ihm mittlerweile, dass die Dinge vielleicht nicht so einfach lagen, wie der Colonel angedeutet hatte, oder er selbst gehofft hatte.

Die Männer dachten offenbar so ziemlich dasselbe. Sie redeten die ganze Zeit leise vor sich hin, größtenteils über die blutige Schweinerei, die sie am Strand hinter sich gelassen hatten. Nolan berichtete ständig über die Szenerie, in der er gelandet war.

»Ich dachte, ich sei aufgeschlagen, gestorben und in der Hölle gelandet«, sagte er, nachdem er zum vierten Mal in ebenso vielen Minuten seine Landung beschrieben hatte. »Es war wie ein beschissener Horrorfilm.«

»Hör auf mit dem Scheiß, du Mädchen«, entgegnete McCally entnervt. »Ich hab schon an einem Samstagabend in Inverness Schlimmeres gesehen.«

»Jo«, erwiderte Nolan todernst, »deine Mutter hat schon immer eine Schweinerei beim Essen gemacht.«

Briggs, McCally und Nolan lachten so laut, dass es weithin in der kalten Nacht zu hören war, was ihnen einen bösen Blick vom Sarge eintrug.

»Mal ein bisschen leiser, Jungs«, sagte Hynd von hinten. »Wenn der Captain recht hat, dann werden wir bald auf die Siedlung stoßen.«

Das war genug, um alle verstummen zu lassen, und sie gingen die nächste halbe Meile schweigend weiter. Das Terrain machte es leicht und der harte Schnee wurde nur gelegentlich von ein paar eisigen Felsen durchbrochen, um die sie einfach herumgehen konnten, also kamen sie schnell voran. Banks ließ die anderen anhalten, als Mac aus zehn Metern Entfernung signalisierte: Ärger voraus.

Banks ließ Nolan, McCally und Briggs hinter sich, während Sergeant Hynd und er schnell zu Macs Position aufschlossen und sich flach auf einen eiskalten Felsvorsprung legten. Sie ignorierten die Kälte und betrachteten aufmerksam den Anblick unter ihnen.

Eine Inuit-Siedlung stand um eine geschützte Bucht herum am Fuße des Abhangs vor ihnen – oder zumindest, das, was von der Siedlung noch übrig war. Das Dorf hatte aus etwa zwanzig entlang der Küste gebauten Gebäuden bestanden. Sechs davon waren nur noch wenig mehr als zerfetzte und zertrümmerte Holzrahmen und viele andere zeigten Zeichen eines Angriffs. Mehrere Flecken, die in den Nachtsichtbrillen schwarz aussahen, aber offensichtlich Blut waren, sah man auf dem Pfad, der zwischen den Gebäuden und dem Wasser entlang verlief. Zwei kleine Fischerboote waren in dem winzigen Hafen vertäut, eines davon hatte schwere Schlagseite und ein Loch auf der Backbordseite, das andere war beinahe komplett gesunken, nur das Steuerhaus ragte noch über das Wasser. Draußen in der Bucht, ein paar Hundert Meter vor der Küste, lag ein größeres Schiff vor Anker, doch es war zu dunkel, um feststellen zu können, woher es stammte und es waren auch keine Lichter an Bord zu sehen.

»Unsere russischen Freunde?«, fragte Hynd mit einem Flüstern.

»Ich nehme es an«, erwiderte Banks.

Er zoomte mit seinem Fernglas auf Maximum und versuchte auf diese Weise mehr Details des Schiffs zu erkennen, aber es war zu weit weg. Er wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder dem Hafen zu und suchte die gesamte Länge der Siedlung ab. Es gab keine Spuren irgendwelcher Leichen.

Aber da ist jede Menge Blut.

Als Mac sprach, hatten weder er noch Hynd eine Antwort für ihn.

»Was zur Hölle ist hier los, Sarge?«

 

Sie ließen sich Zeit beim Abstieg zum Dorf und achteten dabei auf jedes Geräusch und jedes Anzeichen für eine Attacke. Sie passten auch auf, dass sie nicht selbst als Schemen vor dem Nachthimmel zu sehen waren. Aber es gab keinen Angriff. In der Siedlung unter ihnen bewegte sich nichts, abgesehen von kleinen Wellen, die auf den Kiesstrand rollten. Das einzige Geräusch war das Knirschen ihrer Füße auf dem Schnee und Macs geflüsterte Flüche, als er ausrutschte und beinahe hinfiel.

Banks behielt die Siedlung im Auge, aber je näher sie kamen, desto deutlicher wurde es, dass die Menschen hier Opfer einer katastrophalen Attacke geworden waren, genau wie die Walrosse, die sie gefunden hatten.

Ein ausgetretener Pfad aus kleinen Steinen und Kies brachte sie vom Gipfel des Hanges in weit ausladenden Schlangenlinien den ganzen Weg hinunter bis zum Ufer am südlichen Ende der Bucht.

Das Haus an diesem Ende der Stadt hatte weniger Schaden genommen als einige der anderen, aber als sie vom Hang auf den Weg am Ufer entlang traten, sahen sie, dass die Vordertür des Hauses eingeschlagen worden war. Es sah aus, als wäre ein Kleinwagen direkt hindurch gefahren, hätte die Tür zerfetzt und den Holzrahmen und die umgebende Terrasse zersplittert. Drei Blutspuren, jede einen Meter breit im Inneren des Zimmers, bis sie im Türdurchgang zu einer wurden, führten vom Haus über den Pfad ins Meer. Sie endete direkt am Ufer. Ein Kinderstiefel schaukelte im eisigen Schneematsch der Brandung auf und ab, der zehn Zentimeter rundherum pink gefärbt war.

Banks, der seine Männer nicht bitten wollte, sich irgendetwas anzusehen, das er selbst nicht sehen wollen würde, trat auf die vordere Veranda des Hauses und näherte sich langsam der zertrümmerten Tür.

»Hallo?«, rief er und kam sich sofort dämlich vor, denn es war offensichtlich, dass niemand hier war. Der Raum war mit Blut bespritzt, als hätte sich ein verrückter Künstler mit einem Topf roter Farbe hier ausgetobt und sie über Wände, Möbel und Teppiche gespritzt, ohne sich zurückzuhalten. Der Strom war aus, aber Banks brauchte keine Zusatzbeleuchtung, er konnte mit der Nachtsichtbrille mehr als genug erkennen. Es waren tatsächlich keine Leichen zu sehen, nur das Blut und die verschmierten Spuren, die ihm allein schon sagten, dass niemand hier überlebt hatte. Zwei der Blutspuren begannen bei einem großen Ledersofa, das vor dem Fernseher stand und der Boden hier war sogar noch dunkler. Das Sofa war an einigen Stellen zerfetzt, wie von Messern oder Klauen. Die dritte Blutspur, die schmaler war als die beiden anderen, führte von einem umgeworfenen Bettchen in der Ecke weg.

Einem Kinderbett.

Er konnte die gesamte Szene vor seinem geistigen Auge nachstellen, abgesehen davon, dass er sich nicht vorstellen konnte, welche Bestie in der Lage war, ein solches Blutbad anzurichten, ohne eine einzige Spur von sich selbst zu hinterlassen.

»Verflucht ordentliche Bären«, murmelte er leise, als er hinausging und sich wieder seinen Männern anschloss.

Hynd und Mac untersuchten bereits das nächste Haus, aber das hatte ganz offensichtlich dasselbe Schicksal erlitten. Es gab weitere Hinweise auf eine brutale, direkte Attacke und blutige Schleifspuren, dieses Mal zwei, die zur Wasserkante führten, wo ein paar zerrissene, blutige Kleidungsfetzen von denjenigen übrig geblieben waren, die man weggezerrt hatte. Hynd sah nach hinten zu Banks und schüttelte den Kopf. Er musste nichts sagen. Hier würden sie genauso wenig jemanden lebend antreffen.

»Cap? Was soll diese Scheiße?«, fragte Nolan und Banks hörte das Zittern in der Stimme des Mannes. Er hatte gesehen, wie Pat Nolan allein die Attacke einer Gruppe mörderischer Bergbewohner in Afghanistan abgewehrt hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, aber jetzt war er blass und zitterte wie ein verängstigter Junge.

»Ich weiß, Kumpel«, sagte Banks leise. »Das ist echt übel. Aber das war ein Angriff von irgendeinem Tier … muss es einfach gewesen sein.« Er tätschelte Nolans Gewehr. »Richte das einfach auf alles, was auftaucht und schieß, bis es wieder verschwindet.«

Nolan brachte ein dünnes Lächeln zustande, während Hynd und Mac zurückkamen und sich ihnen anschlossen.

»Was zur Hölle geht hier vor?«, fragte Hynd, aber Banks hatte keine Antwort, die über das hinausging, was sowieso jeder sehen konnte.

»Zuerst ein russisches Boot, das in Schwierigkeiten steckt und nun das üble Gemetzel hier? Ich weiß es nicht. Ich hab zuerst gedacht, dass die Walrosse das Opfer einer wahllosen Attacke eines Tieres geworden sind, aber ich glaube nicht an solche Zufälle. Haltet die Augen offen, Jungs. Das könnte echt übel werden.«

 

Die nächsten zwei Häuser an der Küste waren genau wie die ersten: Kaputte Türen, kein Strom und blutige Schleifspuren als einziger Hinweis, auf das, was passiert war. Sie fanden keine Anzeichen einer Schießerei, und auch wenn Banks den Boden nach Spuren absuchte, besonders nach Stiefelspuren der russischen Armee, fand er nur verwirrende Kratzer und Spuren, fast wie von einem Vogel, andere sahen eher wie tiefe Scharten aus, die vielleicht von Klauen verursacht worden waren. Er hatte fast schon einen Angriff durch ein Tier zugunsten einer russischen Geheimmission, die schiefgelaufen war, ausgeschlossen, doch als er diese Spuren sah, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher.

Bis sie am fünften Haus angekommen waren, war offensichtlich, dass die gesamte Siedlung dasselbe Schicksal ereilt hatte, auch wenn es hier zum ersten Mal Spuren von Gewehrfeuer gab, das aber aus dem Haus selbst gekommen zu sein schien. Der Besitzer hatte offenbar eine Schrotflinte gehabt, eine große, wenn man von der Streuung ausging. Aber falls er irgendetwas getroffen hatte, gab es keine Anzeichen von vergossenem Blut, außer seinem eigenen. Dieses Mal musste Banks eine Menge Hinweise analysieren, auch wenn er sich keinen Reim darauf machen konnte.

Der Angreifer hatte sein Opfer weggeschleift, denn der dicke Mann lag im Eingang, Fetzen von Kleidung und Fleisch wie eine Decke unter ihm verteilt. Von seinen Beinen war nichts mehr übrig, außer Knochen und Fettgewebe – scheint ein begeisterter Fleischfresser zu sein – sein Schritt und der Bauch waren aufgerissen, die Rippen aufgebogen, als wären sie explodiert, Innereien, Herz und Lunge waren entnommen worden, genauso säuberlich, wie die Muskeln der Oberschenkel, beinahe mit chirurgischer Präzision. Alles, was die Attacke übrig gelassen hatte, war das Gesicht. Der Mund in einem nie endenden Schrei geöffnet. Die Augen, blutrot, schienen fast aus den Höhlen zu treten.

Banks trat näher, um sich die Wunden genauer ansehen zu können, und er wünschte sich, er hätte sich bei den Walrossen ebenso die Zeit genommen. Die langen Oberschenkelknochen waren zerkratzt und fast zerfetzt, so als wäre das Fleisch grob abgerissen worden. Nachdem er genauer hingesehen hatte, wusste er auch wieder, woran ihn dieser Anblick erinnerte – an Leichen, die er im Himalaja gesehen hatte, von Priestern, die man unter freiem Himmel in einer Himmelsbeerdigung für die Krähen und Geier abgelegt hatte. Die abgeschlachtete Leiche zu seinen Füßen sah sehr ähnlich aus, wenn man betrachtete, was davon übrig war … ein Aasfresser hatte sich daran gelabt, oder eher mehrere.

»Mein Wissen über die Gegend hier ist lückenhaft, Cap«, sagte Hynd leise, »aber ich kann mich nicht an irgendein Wildtier erinnern, dass auf dieses Weise angreift oder frisst.«

Banks stand auf und vermied es dabei, in irgendwelche blutigen Überreste zu treten. Er schüttelte den Kopf.

»Ich auch nicht. Aber was immer es ist, wir können keine Zeit damit verschwenden, danach zu suchen, denn wir stehen unter Zeitdruck. Wir sollten uns schnellstens zu dem russischen Boot aufmachen und genau unter die Lupe nehmen, was es dort zu sehen gibt.«

 

Der kleine Hafen in der Mitte des Dorfes war so still, wie der Rest der Siedlung und keines der beiden Boote, die an dem kurzen Kai festgemacht waren, würden noch weit kommen, außer auf den Grund des Hafens. Sie hatten beide Löcher auf Höhe der Wasserlinie, und das Holz war zersplittert, als wären sie von außen aufgerissen worden.

Banks ließ den Blick über das finstere Wasser schweifen, das zwischen ihnen und dem russischen Schiff lag. Im Mittelmeer hätte man die kurze Entfernung einfach schwimmen können, doch hier wäre es Selbstmord; der sichere Tod innerhalb von Minuten im eiskalten Wasser.

»Plan B«, sagte Banks. »Das ist ein Fischerdorf und es gibt hier bestimmt irgendwo noch andere Boote oder Schlauchboote. Wir müssen eines finden, und zwar schnell. Zwei Teams; Sarge, du nimmst McCally und Briggs mit und siehst dir die Rückseite der Gebäude an, an denen wir vorbeigekommen sind. Checkt die Schuppen, Ladeflächen von Pick-ups, Wohnwagen … alles, wo man ein Boot oder Gummiboot finden könnte. Nolan, du bleibst bei Mac und mir. Wir treffen uns in zwanzig Minuten wieder hier.«

»Und was geschieht, wenn wir kein Boot finden?«, fragte Mac.

Banks lächelte finster.

»Dann höhlen wir deine Wampe aus und benutzen dich als beschissenes Kanu.«

 

Banks machte sich schnell in Richtung Norden auf, Nolan und Mac waren direkt hinter ihm. Das erste Gebäude, das sie inspizierten, stand gegenüber dem Kai auf der anderen Seite der Uferstraße. Es war das örtliche Postbüro. Im Gegensatz zu den übrigen Häusern sah es so aus, als hätte es alle Attacken schadlos überstanden. Banks sah, dass es ein Betonfundament hatte und Ziegelmauern, außerdem eine Eingangstür, die aussah, als würde sie einiges aushalten; Stahl und Glas, mindestens zwei Zentimeter dick. Was immer die Siedlung attackiert hatte, hatte sich offensichtlich über die leichteren Opfer in den Holzhäusern auf beiden Seiten hergemacht.

Er klopfte laut an die abgeschlossene Tür, aber alles war ruhig und im Inneren war es finster. Wie bei den anderen Gebäuden war kein Licht zu sehen, falls es überhaupt noch Elektrizität gab. Entweder waren die Ortsansässigen nicht darauf gekommen, hier Zuflucht zu suchen, oder – und das war wahrscheinlicher angesichts dessen, was sie bisher gesehen hatten – den Leuten war keine Zeit geblieben. Auf jeden Fall würden sie in einem Postamt wohl eher kein Boot finden.

Sie umrundeten das Gebäude dennoch und Mac übernahm dieses Mal die Führung. Auf einem kleinen, gepflasterten Platz hinter dem Haus waren drei Schneemobile ordentlich in einer Reihe geparkt. Er machte sich eine geistige Notiz, denn die Fahrzeuge könnten nützlich sein, wenn sie zu irgendeinem Zeitpunkt über Land fliehen mussten … aber wie Banks vermutet hatte, gab es keine Anzeichen eines Bootes.

Banks sah die anderen drei Männer in südlicher Richtung im Hinterhof eines der Häuser. Sie schienen auch nicht viel Glück zu haben. Er führte Nolan und Mac zur Vorderseite des Gebäudes und sie gingen gemeinsam weiter nach Norden. Die Zeit verflog; wenn sie nicht bald etwas fanden, womit man zum russischen Boot übersetzen konnte, dann musste er möglicherweise die Mission abbrechen. Es wäre für ihn und sein Team allerdings das erste Mal und ein Schritt, den er nicht bereit war, zu gehen.

»Legt mal einen Zahn zu, Leute«, sagte er und joggte – rannte fast – zum nächsten Haus an der Küste. Dieses sah vielversprechender aus. Es war ein großes Grundstück, ein Stück vom Wasser entfernt. An einer Seite war eine Doppelgarage, die sich, wenn sie Glück hatten, als Bootsschuppen erweisen könnte. Doch als sie von der Küstenstraße in die kurze Einfahrt einbogen, wurden Banks’ Hoffnungen sofort zunichtegemacht. Eine der Garagentüren war aufgerissen worden und hing zersplittert und schief in den Angeln. Es war tatsächlich ein Boot darin gewesen, ein drei Meter langes Zodiac-Schlauchboot. Genau wie die Boote im Hafen war auch dieses nicht mehr zu gebrauchen. Das Gummi war aufgeschlitzt, zerrissen und zerfetzt worden. Stücke davon lagen auf zwei weiteren Leichen verteilt. Eine Frau und ein Kind, das sie offensichtlich hatte beschützen wollen. Der Rücken der Frau war aufgeschlitzt, man konnte sogar das Rückgrat sehen. Das Mädchen unter ihr hatte weniger Verletzungen, aber an ihren Beinen war kein Fleisch mehr zu finden und die Knochen sahen in Banks’ Nachtsichtgerät irgendwie zu weiß aus. Nolan hinter ihm würgte. Banks drehte sich um und wollte ihm gerade sagen, er solle das draußen machen, aber dazu kam er nicht.

Sie hörten es alle gleichzeitig, ein kratzendes, schwaches Geräusch aus der anderen Ecke hinter dem Schlauchboot. Mac und Nolan bewegten sich darauf zu, ohne dass man es ihnen sagen musste. Mac umrundete vorsichtig das Boot, während Nolan sich Banks anschloss, um direkt auf die Geräuschquelle zuzugehen.

Das Erste, was Banks sah, war ein Mann, der auf dem Boden lag und dessen Bein wie in Todeszuckungen zappelte.

Wir haben einen Überlebenden!

Dann machte er einen Schritt nach vorne und sah, was an der Leiche fraß und dafür sorgte, dass das Bein zuckte.

 

Drei davon … zuerst dachte Banks, es seien … ein surrealer Gedanke … Gürteltiere, denn sie hatten denselben gepanzerten Look, aber diese Biester waren flacher, ovaler und wirkten eher wie Krustentiere als Säugetiere. Sie hatten breite, platte Schwänze, die auf den Garagenboden klopften, während sie fraßen. Je länger er sie ansah, desto mehr erinnerten sie ihn an die Kellerasseln, die ihr Haus heimgesucht hatten, als er noch ein Kind gewesen war. Aber diese hier würde er nicht zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetschen können. Die Biester, die sich gerade an den Innereien des toten Mannes labten, waren über einen halben Meter lang. Sie bewegten sich sehr effizient, die klauenartigen Haken an den Füßen fetzten das Fleisch in Streifen, führten es dann an das gierige Maul, das erneut daran riss, bevor es kaute. Dabei machten sie Geräusche, die ekelhaft danach klangen, als würden sie ihr Mahl genießen.

Banks sah, wie Mac jetzt mit erhobener Waffe auf der anderen Seite der Leiche ankam. Er bewegte den Zeigefinger langsam hin und her – nicht schießen – denn er wollte nicht, dass man ihre Position bestimmen konnte. Aber Nolan, der neben Banks war, sah das Signal entweder nicht oder er war zu gefangen in seinem Ekel, um zu gehorchen. Auf jeden Fall hob er die Waffe und jagte schnell hintereinander drei Kugeln in den Körper des Monsters, das ihm am nächsten war. Die Schüsse waren in der Garage nahezu ohrenbetäubend, und als wäre es ein Signal gewesen, drehten sich nun alle drei Kreaturen zu ihnen um, auch diejenige, die Nolan eindeutig getroffen hatte, und griffen den Iren gleichzeitig an.

 

Nolan tänzelte nach hinten, die Waffe immer noch erhoben, aber die Dinger waren einfach zu schnell für ihn und erreichten seine Knöchel. Sie klettern über seine Beine, bevor er sich überhaupt bewegen konnte. Er schrie, als Fetzen aus der Hose und dann Haut von den Schienbeinen gerissen wurde.

»Zurück, Cap«, brüllte Mac und machte einen Schritt nach vorne. Er trat eines der Biester gegen die Wand, wo Banks es erledigen konnte. Nicht einfach, denn es brauchte drei Salven – neun Kugeln – bevor es endlich stilllag. Er drehte sich um und sah, wie Nolan versuchte, eines der verbliebenen zwei Wesen von seinem Gesicht fernzuhalten, während die Beine des Viehs an seiner schusssicheren Weste zerrten, die sich unter dem Parka befand, und versuchten an die weichen Teile heranzukommen.

Mac erledigte das zweite mit drei Salven aus seiner eigenen Waffe, dann waren Banks und er endlich an Nolans Seite und versuchten das dritte von dem Iren wegzuzerren. Doch das Biest wehrte sich wie wahnsinnig, die Beine schlitzten und rissen. Nolan brüllte in Panik, und Entendaunen und Nylonfetzen segelten um ihn herum zu Boden. Endlich bekamen Banks und Mac es zu fassen, auch wenn Mac dabei einen Schnitt über die Rückseite des Handschuhs einstecken musste.

»Auf drei in die Ecke da«, schrie Banks und bei drei warfen sie das Biest gemeinsam von sich. Es versuchte sofort wieder an sie heranzukommen, aber bis dahin hatten alle drei Männer ihre Waffen erhoben und waren schussbereit. Die Kreatur zerplatzte im ohrenbetäubenden Lärm des Gewehrfeuers und es blieb nur noch ein Schmierfleck an der Wand und ein Klingeln in Banks Ohren zurück, das eine ganze Weile brauchen würde, um abzuklingen.

Blut strömte unter den zerrissenen Fetzen von Nolans Hose hervor und der Ire war blass im Gesicht, nahezu aschfahl, doch seine Stimme war kräftig, als er sich auf die Beine kämpfte und sagte: »Ich brauche da vielleicht mal ein bisschen Hilfe, Cap.«

»Ich hab Verbandsmaterial im Rucksack«, meinte Mac, aber er hatte keine Zeit, es zu suchen, denn von draußen hörte man nun weiteres Schnellfeuer.

»Ich bin gleich bei euch«, sagte Nolan und alle drei verließen im Laufschritt die Garage.

 

Sie kamen jedoch nur bis an die Küstenstraße, als sie die anderen aus südlicher Richtung auf sich zu rennen sahen.

»Wir brauchen mehr Deckung, Cap, und zwar schnell«, sagte Hynd.

Banks sah dem Mann über die linke Schulter und verstand sofort, was er damit meinte. Der Strand bewegte sich, als wären die Felsen selbst zum Leben erwacht, als dieselben Biester, die sie getötet hatten, Hunderte davon, hoch- und aus dem Wasser sprangen.

»Das Postamt«, rief Banks. »Das ist unsere einzige Chance.«

Sie zogen sich zurück, während der Schwarm schnell näherkam.

 

Kapitel 2

 

Rika Svetlanova stellte die Büchse mit den Keksen weg und stand still. Sie lauschte, denn sie war sich sicher, dass sie in der Ferne etwas gehört hatte.

Ein Motor? Hoffentlich war es ein Motor.

Aber das Geräusch wiederholte sich nicht und sie hatte trotz der zunehmenden Kälte nicht vor, die Sicherheit der Vorratskammer zu verlassen. Sie zog die Jacke enger um sich, dankbar, dass sie ihre Outdoor-Kleidung getragen hatte, als sie hatte wegrennen müssen. Sie war nun schon zwei Tage hier, wenn ihre Armbanduhr richtig ging und sie hatte keine anderen Stimmen gehört und hatte mit niemandem geredet. Ihrem Handy war schon vor Stunden der Saft ausgegangen, auch wenn die Chance gering war, hier unten ein Signal zu empfangen, in der Mitte der vielen Lagen aus Stahl. Doch sie hatte nicht vor, den Raum zu verlassen und nach Gesellschaft zu suchen.

Denn es war nicht sicher.

Es war vielleicht nie mehr sicher.

Das Boot schaukelte unter ihr sanft hin und her. Soweit sie wusste, waren sie immer noch im Hafen vor Anker, neben der Bohrinsel festgemacht. Der Antrieb war aus, denn sonst hätte sie das Dröhnen des Motors unter den Füßen gespürt und den Trommelrhythmus der Turbinen. Stattdessen spürte sie nur das sanfte Schaukeln, das sie fast hatte einschlafen lassen.

Fast.

Sie hatte ein wenig Licht, also funktionierte eine Reservebatterie irgendwo noch, aber die Glühbirne über ihr war in den letzten Stunden beträchtlich schwächer geworden. Nicht mehr lange und sie würde in vollkommener Finsternis dasitzen.

Sie war nun schon über achtundvierzig Stunden wach und bereits mehrmals eingenickt, doch sie schreckte immer wieder auf, wenn ihr Kopf auf die Brust sank. Ein kompletter Nachtschlaf musste noch eine ganze Weile warten, und bis sie wieder ruhig durchschlafen konnte, würde es sicher noch länger dauern, denn sie hatte in den letzten Tagen viel zu viel gesehen, um je wieder fest schlafen zu können.

Vielleicht schlafe ich, wenn ich nach Moskau zurückkehre … mein eigenes Bett, ein gutes Essen und ein paar große Gläser Wodka wären nicht übel.

Sie lachte bei dem Gedanken daran. Angesichts der Umstände für die Zukunft zu planen, war keine gute Idee. Sie befand sich gerade wenigstens im Hauptvorratsraum des Schiffes, hatte genug zu essen und zu trinken und es kam Luft herein, auch wenn diese manchmal nach Tod stank, konnte man sie atmen. Aber sich aus der Tür zu bewegen konnte für sie schnell den Tod bedeuten und sie wusste nicht, wie lange sie standhaft genug bleiben konnte, um sie nicht zu öffnen.

Denn irgendwann würde sie hier durchdrehen, wenn sie weiterhin nichts zu tun hatte.

Wenn ich nicht von hier verschwinden kann, dann kann ich vielleicht wenigstens einen Bericht anfertigen. Der könnte für irgendjemanden in den nächsten Wochen hilfreich sein.

Sie sah sich das Diktiergerät genauer an und überprüfte, ob die Batterien noch genug Saft hatten, dann begann sie zu reden.

 

Ich habe beschlossen, die Geschichte unseres Scheiterns zu erzählen, in der Hoffnung, jemand, der darüber stolpert, macht nicht dieselben Fehler, die wir gemacht haben. Fehler, die uns alle umgebracht haben … oder sogar Schlimmeres.

Wir sind im späten Frühjahr hier angekommen. Ich weiß, wir sollten überhaupt nicht in kanadischen Gewässern sein, aber es steht zu viel auf dem Spiel, um den Reichtum zu ignorieren, der zum Greifen nahe ist und vom wärmeren Wasser der Arktis gefördert wird. Irgendjemand wird den Reichtum ernten, der hier liegt und der bisher noch unerschlossen ist. Wenn wir es nicht machen, dann tut es ein anderes Land und die Amerikaner sind genauso ignorant, wenn es um diplomatische Nettigkeiten geht, wie wir. Wir haben also den Polarkreis überquert, um es zu versuchen.

Wir sind mehrere Wochen die Küste auf- und abgefahren und haben seismische Tests durchgeführt, bevor wir uns den besten Ort zum Bohren ausgesucht haben. In der Woche, in der die Bohrausrüstung an Ort und Stelle gebracht und für den Einsatz vorbereitet wurde, war es sehr langweilig und ich habe mehr Wodka getrunken, als ratsam für mich war. Dafür habe ich mit grässlichen Katern und Seekrankheit bezahlt, die mich eine ganze Weile außer Gefecht gesetzt haben. Aber schließlich war alles erledigt und wir konnten endlich bohren.

Mein Job als leitende Wissenschaftlerin war es, ein Auge auf die Sedimente zu haben, die wir hochgeholt haben und sie auf ihren Wert hin zu überprüfen. Wie sich zeigte, hatte ich mehr zu tun, als mir lieb war. Der Bohrer arbeitete meistens sehr zuverlässig, aber das Sediment, und dann der Fels, durch den wir bohrten, variierte sehr in seiner Porosität und Dichte, also wussten wir von Tag zu Tag nie, wie tief wir kommen würden oder auf was wir dabei genau stoßen würden. Ich verbrachte meine Zeit auf der Bohrinsel in der Nähe des Bohrgestänges und versuchte sicherzustellen, dass alles glattlief. Die Abende verbrachte ich in der Messe mit einer nicht enden wollenden Prozession an Wodkagläsern und einer Marlboro nach der anderen.

Als mir der Schnaps ausging, ging ich dazu über, mich vom Captain im Schach schlagen zu lassen. Der kleine Mann aus Murmansk war ruhig, hatte aber einen Verstand wie ein stählernes Fangeisen und spielte dementsprechend. Ich zwang ihn ein paar Mal ins Remis, aber weiter kam ich nicht. Wir redeten über wenig, außer das Spiel und das Bohren, aber er war dennoch eine angenehme Gesellschaft. Ich werde ihn vermissen.

Anfang Mai feierten wir, als wir endlich ein Ölfeld trafen und ich fürchte, ich erlag erneut den Verlockungen des Wodkas. Ich stolperte zu meiner Koje und fiel in ein tiefes Loch. Ich wachte mit furchtbaren Kopfschmerzen auf, was noch durch das laute Klingeln eines Alarms verstärkt wurde und das unablässige Tuten des Nebelhorns, obwohl helles Sonnenlicht durch das Bullauge über meiner Koje in meine Augen stach.

Ich ging auf das Hauptdeck und stolperte mitten hinein in ein Szenario, das beinahe komisch wirkte, so chaotisch war es.

Stefan der Koch, stand auf dem Seitendeck und schlug mit einer Bratpfanne auf etwas an seinen Füßen ein, wieder und wieder, bis es nur noch ein Haufen Matsch war, was immer es auch gewesen sein mochte. An anderer Stelle trampelten die Mitglieder der Crew auf dem Boden herum und schrien in einer Art makabrem, schlecht choreografierten Tanz. Erst als ich sah, womit es der Kapitän zu tun hatte, wurde mir klar, dass es hier nichts zum Lachen gab.

Zuerst sah es aus wie Pfeilschwanzkrebse; sie hatten etwa dieselbe ovale Form wie eine Servierplatte. Aber diese hatten Klauen unter der Schale, Krallen an den Beinen und scharfe Beißwerkzeuge. Lange Antennen peitschten durch die Luft, als würden sie damit schmecken und ein gedrungener, stummeliger, rechteckiger Schwanz ragte nach oben und half ihnen, die Balance zu halten, während sie über das Deck krabbelten. Als einer stehen blieb, den Kopf hob, und schnupperte, konnte ich ihn identifizieren. Ich hatte so etwas schon in Büchern und im Internet gesehen, aber das war mein erstes Zusammentreffen im richtigen Leben mit dieser Spezies. Es war ein Isopode, Bathynomus Giganteus, ein fleischfressender Meeresbodenbewohner.

Sie waren jetzt allerdings nicht mehr in der Nähe des Meeresbodens. Sie schwärmten über das ganze Deck aus. Der gerade mit den Fühlern geschnuppert hatte, drehte sich auf den, unter dem Panzer verborgenen Beinen um und rannte jetzt direkt auf mich zu. Ich überlegte nicht länger, sondern machte sofort einen Schritt nach vorn und trat hart dagegen, sodass er über das gesamte Seitendeck flog.

»Ich brauche hier Hilfe«, rief der Captain. Er war momentan am Haupteingang des Deckaufbaus und versuchte ihn zu schließen, während zig Isopoden darauf zu drängten. Drei Maate folgten gemeinsam mit mir dem Befehl und wir taten, was wir konnten, um ihm zur Hilfe zu eilen. Wir traten und stampften und hinterließen dabei Spuren aus Matsch und Schleim.

Der Mann neben mir bückte sich und versuchte eines der Dinger mit der Hand aufzuheben, doch es griff ihn sofort an und zerfleischte zwei seiner Finger bis auf die Knochen mit seinen groben Beißwerkzeugen. Wir trampelten immer wilder auf ihnen herum, trotzdem drohte die schiere Anzahl dieser Dinger, uns zu überwältigen. Der Lärm der Klauen auf dem Stahlblech des Decks hörte sich an wie zerreißendes Metall und das Getrappel ihrer Beine, während sie herumrasten, war wie Feuer aus einem Sturmgewehr. Überall, wo ich hinschaute, waren noch mehr von ihnen und schließlich entdeckte ich die Quelle. Sie kamen den Bohrschacht hoch und über die Landungsstege der Bohrstation. Wie eine Welle trafen sie auf das Deck.

Ich vermutete, dass wir eine Kolonie von ihnen auf dem Meeresboden gestört hatten, genug, um sie neugierig zu machen … oder hungrig. Ich wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken.

Ich trat und stampfte. Hinter mir schrie jetzt einer der Besatzungsmitglieder schmerzerfüllt auf und bückte sich, um nach dem zu schnappen, was seinen Knöchel attackiert hatte. Doch sofort krabbelten drei der Dinger seine Arme hoch und über seinen Körper. Ich sah, wie sein linkes Ohr abgerissen wurde, dann fiel er hin und war sofort in einer wogenden, krabbelnden Masse von Isopoden verschwunden, die sich alle gierig auf ihn stürzten und ihm das Fleisch von den Knochen rissen. Seine Schreie waren furchtbar, dauerten aber zum Glück nicht lange an.

Wir hatten den Kapitän an der Tür zum Aufbau jetzt beinahe erreicht. Er versuchte immer noch energisch die angreifenden Isopoden mit einem langen Brecheisen zurückzudrängen, mit dem er wie mit einem Schwert Schneisen durch die Biester hieb. Wir vier, die noch übrig waren, schafften es, die Tür freizumachen, retteten uns dahinter und schlugen sie anschließend mit einem lauten Knall zu.

Wir hasteten jetzt die Treppe zur Brücke hoch, wo wir einen Moment lang herumstanden, uns ansahen und uns fragten, was zur Hölle da gerade passiert war. Auf dem ganzen Deck schwärmten diese Biester herum. Sie krabbelten und krochen übereinander, während sie eifrig nach Nahrung suchten. Ich sah jetzt niemanden mehr von der Mannschaft. Ich hoffte, dass die meisten es wie wir geschafft hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Zumindest waren die Ladeluken geschlossen. Ich konnte nur hoffen, dass alle verbliebenen Zugänge unter Deck genauso fest geschlossen waren, denn der Gedanke daran, dass diese Dinger in den Korridoren und Kabinen herumwuselten und fraßen, war einfach unerträglich.

»Und was jetzt?«, fragte eines der Crewmitglieder, der bei uns war. Mir wurde klar, dass die Frage an den Kapitän gerichtet war.

»Jetzt entfernen wir diese Mistviecher von meinem verdammten Schiff«, sagte er und sein Gesicht wirkte dabei grimmig entschlossen. »Brutale Gewalt funktioniert anscheinend, aber wir sollten etwas probieren, das ein wenig schneller ist. Holt das Kerosin. Wir verbrennen diese Bastarde.«

So begann der längste Tag meines Lebens. Der Kapitän schickte Teams los, die auf dem ganzen Boot nur eine Aufgabe erfüllen sollten … alle Isopoden an Bord finden und sie mit egal welchem Mittel entfernen. Wie sich herausstellte, war Feuer verdammt effektiv und die Dinger jagten in Windeseile davon, um sich vor den Flammen zu verstecken. Wir konnten große Mengen von ihnen in den Frachtraum treiben, wo sie dann verbrannten; schmurgelnd und platzend wie hastig gebratener Speck. Ich hatte damit gerechnet, dass sie wie gegrillte Meeresfrüchte riechen würden, aber ich hatte mich gewaltig getäuscht. Der Gestank, den sie verbreiteten, war beißend, wie verbrannter Essig und sie verkohlten, nicht wie gebratenes Krabbenfleisch, sondern zu einem grünen, öligen Matsch, der sogar noch schlimmer roch.

Aber unsere Taktik funktionierte.

Während ich mithalf, zehn weitere Isopoden in die dunkle Öffnung des Frachtraums zu treiben, sah ich zum ersten Mal die Lumineszenz. Es war nur ein schwaches, blaues Leuchten, denn das helle Sonnenlicht kam durch die offenen Türen des Frachtraums und überstrahlte den Effekt. Aber jetzt, wo ich es einmal gesehen hatte, bemerkte ich es auch in anderen dunklen Ecken, wo wir die Biester aufstöberten. Ich wusste sofort, was ich da sah. Das Licht, das sie nutzten, um in den Tiefen zu jagen, verriet sie hier auf dem Schiff.

Als der Tag sich dem Ende zuneigte, die Sonne sich am Himmel weiterbewegte und längere Schatten in Korridore und Laderäume warf, sah ich das Leuchten immer stärker und damit verbunden, hörte man jetzt auch ein hohes, fiependes Brummen. Ich musste näher an eines der Dinger herangehen, um zu sehen, was die Ursache dafür war. Es rieb seine größten Beine zusammen, schnell und energisch und sendete dabei offenbar wie eine Grille eine Nachricht, die nur die anderen Isopoden verstehen konnten. Aber als ich es näher inspizierte, offenbarte sich mir auch etwas anderes und es war etwas, das man unbedingt näher untersuchen sollte. Ich wollte diese Information zuerst mit niemandem teilen, aber wenn es stimmte, dann steckten wir in wesentlich schlimmeren Schwierigkeiten als gedacht.

Sehr zum Missfallen des Kapitäns bestand ich darauf, eines der Dinger lebend zu fangen, um es studieren zu können. Wir fingen schließlich eines in einem stabilen Fischernetz und ich ließ es zum Labor über dem Bohrloch auf der Station bringen. Ich hatte allerdings keine Zeit, es mir anzusehen, denn das Schiff war noch längst nicht von den Dingern befreit und es dauerte noch mehrere anstrengende Stunden, bis der Kapitän schließlich verkündete, zufrieden zu sein.

Das Letzte, was wir an diesem langen Tag taten, war, raus auf die Bohrstation zu gehen und Kerosin über das Bohrgestänge und in den Bohrschacht zu schütten und es anschließend anzuzünden. Ich hörte das hohe Pfeifen jetzt nicht mehr, aber ich sah, wie mehrere kleine Körper brennend in die See fielen, tief unter dem Hauptteil des Bohrturmes. Als die Nacht hereinbrach, suchten wir das Schiff nach weiteren leuchtenden Stellen ab, aber wir fanden keine. Der Job war offenbar endlich erledigt.

Der Kapitän ließ jedoch eine Wache auf dem Bohrturm, nur für alle Fälle, und ich schleppte mich müde in meine Koje, wo ich, komplett angezogen in eine willkommene Bewusstlosigkeit fiel, die ausnahmsweise keinerlei Wodka erforderte.

 

Erneut wurde ich schroff geweckt, auch wenn es dieses Mal noch dunkel vor dem Bullauge war. Es war der Kapitän höchstpersönlich, der an meiner Schulter rüttelte.

»Wir haben eines übersehen«, sagte er, als ich benommen aufstand.

»Ist es noch am Leben?«

»Nicht mehr. Aber Sie sollten es sich dennoch ansehen, und wir müssen außerdem über etwas reden.«

Er führte mich zur Kombüse und durch den kleineren Kühlraum am Ende. Es sah aus, als wäre ein Wirbelwind hindurchgefahren … gefrorenes Fleisch, teilweise gegessen, war überall verstreut. Aber deswegen hatte er mich nicht hergebracht. Die Reste eines der Isopoden waren auf dem Boden zu Matsch zerquetscht, wenige Zentimeter von dort entfernt, wo er offensichtlich hereingekommen war. Es war ein Loch in der Metalltür des Lagerraums, entweder hineingekratzt oder gefressen. Ein Loch, das etwa die Breite und Höhe eines Isopoden hatte.

Wir überließen es den Köchen, die Unordnung zu beseitigen, und gingen in die Kabine des Kapitäns, wo er, ohne zu fragen, für jeden drei Fingerbreit Wodka einschenkte, die wir so schnell tranken, dass ich nicht einmal eine Zigarette anzünden konnte, bevor er noch einen eingeschenkt hatte.

»Erzählen Sie mir noch mal von der Diskontinuität«, sagte er schließlich, nachdem wir beide eine Zigarette angezündet hatten.

Wir hatten schon vorher kurz über diese Theorie geredet, also war mir klar, dass es wenig gab, was er nicht bereits wusste, aber es war ebenso offensichtlich, dass er reden wollte. Dass die Isopoden in solchen Massen erschienen waren, und der daraus resultierende Tod des Besatzungsmitglieds, hatte uns alle aufgewühlt. Also erklärte ich es ihm noch einmal, während wir die Flasche leerten. Ich erzählte, wie unsere russischen Wissenschaftler eine anomale Schicht zwischen Mantel und Erdkruste entdeckt hatten, wo sich Schallwellen unterschiedlich verhielten und die Theorien darüber, was das verursachen konnte, von einer porösen Gesteinsschicht zu großen Ölvorkommen oder vielleicht sogar eine Schicht aus flüssigem Metall.

Zuerst dachte ich, dass er vielleicht gar nicht auf meinen Bericht reagierte, aber dann stellte ich fest, dass er sich durchaus Gedanken gemacht hatte, und dass diese in eine Richtung führten, auf die ich selbst gar nicht gekommen wäre.

»Diese Dinger, die Isopoden, wie Sie sie nennen – Sie sagen, die leben auf dem Grund, dem Meeresboden?«

Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste, worauf er hinauswollte.

»Aber sie kamen erst den Schacht hoch, als wir auf Öl gestoßen sind und durch eine andere Schicht gebohrt haben. Ich habe mir gedacht, was ist, wenn sie in Wirklichkeit von dort gekommen sind und nicht vom Meeresboden? Sie haben gesehen, wie es sich durch die Metalltür gefressen hat. Was, wenn das die Diskontinuität verursacht? Was, wenn es diese Dinger da unten sind, die sich durch Fels und Sediment und was immer sie sonst noch finden, hindurchfressen? Sie sind auf jeden Fall gefräßig genug dafür.«

Ich hätte fast gelacht, dann sah ich, dass es ihm todernst war, also zog ich lange ander Zigarette, bevor ich antwortete, und versuchte mir eine Antwort einfallen zu lassen, die nicht herablassend klang. Ich schüttelte den Kopf.

»Die Unterschiede in Druck und Temperatur wären zu groß in dieser Tiefe, als das irgendein Wesen überleben könnte, mal ganz davon abgesehen, dass sie in solchen Mengen gedeihen. Das ist unmöglich …«

»Es ist auch unmöglich, dass sich eines davon durch eine Metalltür frisst, und doch haben sie es getan.« Er gab mir keine Zeit, zu antworten. »Wenn sie am Meeresgrund leben und wir sie gestört haben, wieso sind sie dann nicht hochgekommen, als wir anfingen zu bohren und nicht erst, als wir so weit unter dem Meeresboden waren?«

Seine Frage erinnerte mich an etwas, das ich ganz vergessen hatte – der Grund, wieso ich überhaupt ein lebendes Exemplar hatte haben wollen.

»Ich habe noch keine Antworten für Sie. Aber vielleicht können wir etwas von dem Tier erfahren, das wir lebend gefangen haben.«

Wir gingen an Deck und auf den Bohrturm und dann zu dem breiten Schiffscontainer aus Metall, der über dem Bohrschacht lag und mir als Labor diente. Aber unser Ausflug war umsonst. Die Box lag zur Hälfte auf und zur Hälfte unter dem Regalbrett und war eindeutig von innen heraus aufgebrochen worden.

»Ich glaube, jetzt haben wir herausgefunden, woher das Tier kam, das wir übersehen hatten«, sagte der Kapitän trocken. »Gab es einen besonderen Grund, dass Sie es eingefangen haben?«

Ich hatte bisher gezögert, es zu erwähnen, aber nun machte ich mir Sorgen und wollte mich mehr als alles andere wieder dem Wodka hingeben, doch der Kapitän akzeptierte mein Schweigen nicht als Antwort und war beharrlich.

»Die Antwort wird Ihnen nicht gefallen«, sagte ich.

»Ich bin sowieso schon ziemlich durch den Wind«, erwiderte er. »Wie viel schlimmer kann es denn noch kommen?«

»Deswegen mache ich mir ja Sorgen«, erwiderte ich und redete leise, damit nur der Kapitän verstand, was ich zu sagen hatte, denn es befanden sich noch andere Männer auf dem Deck und rauchten. »Ich hab es nicht so genau gesehen, aber ich glaube, diejenigen, die an Bord gekommen sind, waren alle noch nicht ausgewachsen und sind erst vor Kurzem geboren worden.«

»Sie sagen, es gibt noch mehr?«, entgegnete er und ich sah meine eigene Sorge in seinen Augen reflektiert. Ich wollte es nicht noch schlimmer machen, aber als Kapitän verdiente er eine Antwort.

»Ich will damit sagen, es gibt noch größere.«

 

Kapitel 3

 

Banks führte das Team gerade noch rechtzeitig zur Poststelle zurück, denn der Uferweg, der kurze Anlegesteg und selbst die teilweise versunkenen Boote waren nur eine einzige brodelnde, wogende Masse krabbelnder Kreaturen. Der Haupteingang war verschlossen und Mac und Hynd schafften es nur gemeinsam, ihn aufzustemmen, wobei sie das Schloss aufbrechen mussten. Dass die Tür so stabil war, erwies sich als Segen, denn als sie drinnen waren, sie wieder geschlossen und einen großen Aktenschrank davorgestellt hatten, sah sie robust genug aus, jede Attacke auszuhalten oder ihnen zumindest ausreichend Vorwarnzeit zu geben.

Banks und Hynd standen jetzt am größten Fenster, das in Richtung Strand ging, während hinter ihnen McCally und Briggs den Raum sicherten und Mac sich um Nolans Wunden kümmerte. Mit ihren Nachtsichtgläsern konnten sie die Szenerie draußen nur zu gut erkennen. Ungefähr hundert dieser Biester hatten sich im Freien versammelt, alle zwischen der Post und dem Ufer. Sie krabbelten offenbar ziellos herum. Der einzige Pluspunkt war, dass sie offenbar kaum Interesse an Banks’ Team zu haben schienen.

Fürs Erste zumindest.

»Was zur Hölle machen die da, Cap?«, fragte Sergeant Frank Hynd und ahmte dabei Macs Glasgower Dialekt perfekt nach.

»Woher zur Hölle soll ich das wissen, Sarge?«, entgegnete Banks. »Zumindest wissen wir, was die Walrosse und die armen Schweine getötet hat, die hier gewohnt haben. Keine Ahnung allerdings, was das mit unserer Mission zu tun haben soll.«

Jetzt wo sie die Biester auf einem Haufen in der Dunkelheit sahen, war noch etwas anderes offensichtlich: Sie leuchteten im Dunkeln. Banks hob sein Fernglas, um sie besser sehen zu können. Beim Herumkrabbeln sahen sie fast so aus, als schwebten sie auf einem leuchtenden blauen Teppich.

»Was sind das für Dinger?«, fragte Hynd. »Ich hätte gesagt, Asseln, aber diese Mistviecher sind viel zu groß dafür. Vielleicht eine Art Krabbe?«

»Auf jeden Fall irgendwelche Krustentiere«, erwiderte Banks. »Und gemeingefährliche Drecksviecher noch dazu.«

»Wir sollten das über Funk durchgeben, Cap«, meinte Hynd. »Das ist schließlich nicht normal. Das hat gar nichts mehr mit der Einsatzbeschreibung zu tun und wir sind noch nicht einmal beim Schiff angekommen.«

»Du kennst doch die Befehle. Funkstille hat es geheißen, außer es gibt besondere Umstände.«

Hynd lachte und wedelte mit der Hand in Richtung Fenster.

»Ich glaube, das da passt verdammt noch mal gut auf die Beschreibung, Cap. Oder etwa nicht?«

Banks konnte den Blick nicht von den herumschwärmenden Biestern abwenden. Er setzte das Nachtsichtgerät ab. In der blau schimmernden Beleuchtung sah es einfach zu fremdartig aus, zu weit weg von jeder Alltagserfahrung. In der gedämpften, beinahe monochromen Welt des Nachtsichtgeräts wirkte es irgendwie weniger verrückt. Die Biester zeigten immer noch nicht das geringste Interesse an ihnen.

»Wir sind nicht in unmittelbarer Gefahr, glaube ich. Aber wir müssen unbedingt einen Weg an diesen Wichsern vorbei finden, damit wir auf das Schiff kommen können.«

»Nun, ich hab wenigstens ein paar gute Neuigkeiten«, erwiderte Hynd. »Wir haben zwar kein Boot oder Schlauchboot gefunden, aber dafür wenigstens ein paar Kajaks. Es befinden sich acht von ihnen ordentlich aufgestapelt hinter dem zweiten Haus vom Südende der Stadt aus gesehen. Was ich sehen konnte, sind sie alle in einem guten Zustand und besitzen auch Paddel.«

Banks sah über die Biester am Strand hinweg auf das Meer dahinter. Es war mehr Schneematsch als Wasser und mit einem Kajak hindurch zu paddeln, würde schwerer werden, als es ihm bei diesem Klima lieb war.

Aber es ist immer noch besser als schwimmen.

»Gute Arbeit, Sarge«, sagte er. »Sieht aus, als hätten wir doch einen Plan.«

»Wir müssen aber erst mal an diesen Dingern vorbeikommen«, erwiderte Hynd. »Irgendeine Idee?«

»Ich arbeite daran«, erwiderte Banks und riss sich endlich vom Fenster los. Er ging jetzt zu Mac hinüber, der gerade Nolans Wunden fertig verarztet hatte.

»Wie geht es dem Patienten?«, fragte Banks.

»Er wird noch eine Weile ziemliche Schmerzen haben, aber er wird es überleben. Es sah schlimmer aus, als es war. Es sind drei tiefe Schnitte und eine Menge Kratzer. Er braucht aber definitiv eine neue Hose.«

Dann sprach Banks direkt mit Nolan: »Wie geht es dir, Kumpel? Kannst du die Wunde belasten? Kannst du laufen? Wir müssen hier vielleicht schnell abhauen.«

Nolan lächelte und streckte den Daumen in die Höhe.

»Bereit, wenn Sie es sind, Cap«, sagte er.

Mac versuchte die Schlitze in der Hose des Iren zu reparieren, indem er die Fetzen mit Mullbinden zusammenband. Sie sahen im Nachtsichtgerät extrem weiß aus, eine zu lebhafte Erinnerung an die Brutalität der Biester vor der Tür.

Als Banks sich abwandte, sah er helles Licht wie einen Blitz im Nachtsichtgerät aufflammen, als der Strom in der Poststelle und die Lichter über ihnen plötzlich wieder angingen – begleitet von einem fernen Dröhnen.

»Ich hab den Generator gefunden«, rief McCally von hinten. »Es werde Licht.«

»Mach das Scheißding sofort wieder aus!«, schrie Hynd, aber es war bereits zu spät.

Banks nahm das Nachtsichtgerät herunter, damit sich seine Augen wieder anpassten, und sah zum Strand hinüber. Alle Viecher kamen jetzt in ihre Richtung.

Wir haben sie neugierig gemacht.

 

Zumindest hatte McCally schnell auf Banks’ Befehl reagiert. Der Generator ging wieder aus und die Lichter erloschen. Das Postamt war ruhig, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die Viecher kamen schnell heran und schwärmten dann um den Bereich vor dem Fenster herum. Der Haupteingang klapperte, während der Druck von draußen immer mehr wuchs und Nolan sah plötzlich gar nicht mehr so glücklich aus.

Banks setzte das Nachtsichtgerät wieder auf und klatschte eine Hand gegen die nächste Wand.

»Das Gebäude hat ein Betonfundament und Ziegelwände«, erklärte er. »Die kommen hier nicht rein, zumindest nicht so leicht. Bleibt ruhig, Jungs, wir sind hier sicher, wenigstens im Moment.«

»Was ist mit dem Fenster, Cap?«, fragte Hynd leise, als die Kreaturen sich vor der Wand stapelten und bereits übereinander kletterten. Die wuselnde Masse reichte schon fast bis ans Fensterbrett. Während sie hochkletterten, wurde die blaue Lumineszenz immer stärker, fast so hell, wie die Bürobeleuchtung nur Sekunden vorher gewesen war.

»Die können hier nicht rein«, wiederholte Banks, aber er erinnerte sich an die zertrümmerten und herausgerissenen Türrahmen der anderen Häuser, und das große Frontfenster der Poststelle saß in einem Holzrahmen. Es sah zwar stabil aus, aber wenn diese Kreaturen eine Schwachstelle fanden, dann würden sie ganz bestimmt nicht lange fackeln, um sie auszunutzen.

»McCally?«, rief er. »Hast du irgendwas Nützliches da hinten gefunden, während du dich wie ein Idiot angestellt hast?«

»Nur den Generator und ein Dutzend 20-Liter-Kanister voller Benzin«, erwiderte der Schotte und kam durch die Tür, die zur Hinterseite des Gebäudes führte.

»Das könnte nützlich sein. Sag so was beim nächsten Mal lieber sofort, bevor du Eigeninitiative zeigst – das steht dir nicht so gut.«

Der Haupteingang knirschte plötzlich, ein lautes Quietschen, als hätte der Metallrahmen nachgegeben. Banks machte ein paar Schritte durch den Raum zum schmalen Eingangsbereich, wo sich die Tür befand. Er sah, wie die Biester an dem Rahmen schabten und kratzten, wo er auf dem Boden saß. Das Metall wurde fast so leicht zerfetzt und zerlegt, als wäre es Holz. Die Tür zitterte und bewegte sich ein Stück, als das Gewicht der schieren Masse der Viecher sie langsam aufdrückte.

»Da kommt was auf uns zu«, rief er.

 

Ein weiteres Quietschen hallte durch die Nacht, als der Aktenschrank über den Boden geschoben wurde. Es hatte zwei Männer gebraucht, ihn an Ort und Stelle zu schieben, aber die Kreaturen drückten ihn mühelos weg, als wäre es ein leerer Pappkarton.