OPERATION Nordsee - William Meikle - E-Book

OPERATION Nordsee E-Book

William Meikle

0,0

Beschreibung

DIE KREATUREN RUHEN NICHT – ZEIT FÜR DAS S|SQUAD! "Einer der besten Geschichtenerzähler unserer Zeit." - Famous Monsters of Filmland Die eisigen Gewässer der Nordsee vor der Küste Schottlands sind ohnehin gefährlich genug, doch sie werden noch gefährlicher, als etwas die dort befindlichen Ölplattformen attackiert. Deshalb bittet ein alter Freund des S|Squads die Männer um Hilfe – doch bei ihrer Ankunft sehen sie sich mit einem Gegner konfrontiert, der größer ist als alles, womit sie es bislang zu tun hatten. Dieses Mal brauchen sie größere Kanonen … Monster. Riesige Kreaturen. Kugeln. Und Flüche … jede Menge Flüche. "Schottlands bester Horrorautor." - Ginger Nuts of Horror

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 167

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Operation Nordsee

S-Squad - Band 10

William Meikle

This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com Title: OPERATION NORTH SEA. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2020. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

 

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

 

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: OPERATION NORTH SEA Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Philipp Seedorf

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-881-2

Sie lesen gern spannende Bücher? Dann folgen Sie dem LUZIFER Verlag aufFacebook | Twitter | Pinterest

Sollte es trotz sorgfältiger Erstellung bei diesem E-Book ein technisches Problem auf Ihrem Lesegerät geben, so freuen wir uns, wenn Sie uns dies per Mail an [email protected] melden und das Problem kurz schildern. Wir kümmern uns selbstverständlich umgehend um Ihr Anliegen.

Der LUZIFER Verlag verzichtet auf hartes DRM. Wir arbeiten mit einer modernen Wasserzeichen-Markierung in unseren digitalen Produkten, welche Ihnen keine technischen Hürden aufbürdet und ein bestmögliches Leseerlebnis erlaubt. Das illegale Kopieren dieses E-Books ist nicht erlaubt. Zuwiderhandlungen werden mithilfe der digitalen Signatur strafrechtlich verfolgt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

Inhaltsverzeichnis

Operation Nordsee
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Über den Autor

Kapitel 1

Corporal Wiggins stand vor einem Dilemma. Das hatte ihn schon den ganzen Morgen genervt, seitdem er in Lossiemouth zu früh grob aus dem Schlaf gerissen worden war; während er eilig seine Ausrüstung zusammengesucht hatte; und auch noch, als sie genauso eilig mit dem Helikopter und anschließend mit einem SUV zum Flughafen in Aberdeen und dann zu den Docks unterwegs gewesen waren. Jetzt waren sie hier auf dem Oberdeck eines Versorgungsschiffes für Ölbohrinseln, hatten den Hafen von Aberdeen hinter sich gelassen und es nervte ihn immer noch.

Darüber konnte er nicht mit den anderen reden … na ja, vielleicht mit dem Sarge, wenn der mal zuhörte. Wiggo hatte sich immer in der Rolle des Squad-Clowns gesehen. Derjenige, der die Stimmung aufheitert und alles am Laufen hält, wenn es Probleme gab oder eine lange Wache nicht vorüberzugehen schien.

Das Problem war, dass der Sarge, der normalerweise das Opfer von Wiggos Witzen war, sich nicht mehr provozieren ließ. Hynd hatte eine neue Frau in seinem Leben und war quasi noch in den Flitterwochen. Wiggo wollte auf keinen Fall diesen neu gefundenen Geistesfrieden eines Mannes stören, den er bewundert hatte, seitdem er in die Streitkräfte eingetreten war. Der Sarge war durch die Hölle gegangen, nicht nur im Squad, sondern auch im Privatleben, und hatte den Tod seiner Frau vor einigen Jahren verkraften müssen. Wenn eine neue Frau ihm half, etwas ausgeglichener zu sein, würde Wiggo dem nicht im Weg stehen.

Über den Captain wurden natürlich keine Witze gerissen, das war tabu. Wiggo war gerne Corporal und hoffte, eines Tages Sergeant zu werden. Er wusste, dass man die Hand nicht beißt, die einen füttert. Captain Banks genoss die Witze genau wie jeder andere, aber nur dann, wenn sie nicht gegen ihn gerichtet waren.

Damit blieben nur Davies und Wilkins, die im Grunde noch Frischlinge waren und seine Untergebenen. Einer davon schwarz und der andere hatte sich kürzlich erst als schwul geoutet. Sie zu necken, wäre ihm vorgekommen, wie Hundebabys zu treten.

Also lief es darauf hinaus, dass es wohl am besten für alle Beteiligten war, wenn Wiggo einfach seine große Klappe hielt.

Aber das erwies sich als ständiger Kampf. Wiggo hatte sich schon in jungen Jahren stets entscheiden müssen, ob er redete wie ein Wasserfall oder sich zurückzog. Er war in einer großen Familie aufgewachsen und während die Männer in der Arbeit gewesen waren, hatten sich die Frauen zu Tee, Keksen und einem Schwätzchen versammelt. Mütter, Schwestern, Tanten, Cousinen, Nachbarinnen und Tante June Cobbley. Und alle hatten ihre Kinder dabei, die zu ihren Füßen spielten. Um nicht im Getümmel unterzugehen, hatte Wiggo sich für die Kunst entschieden und Witze vom Pausenhof nacherzählt, sich alberne Geschichten ausgedacht, war laut gewesen und hatte generell sichergestellt, nicht übersehen zu werden.

Es war zu mehr als nur einer Gewohnheit geworden, es war ein Lebensstil, dem er gefolgt war … und der zu so viel Auseinandersetzungen und Kämpfen geführt hatte, dass er schon lang nicht mehr mitzählte … auf dem Schulhof, in Straßengangs, in Jugendhaft und schließlich hier in seinem neuen Zuhause im Squad. Endlich hatte er einen Ort gefunden, an dem er dazu passte.

Aber die alten Gewohnheiten ließen sich nicht so einfach abschütteln, auch wenn sie nicht mehr erforderlich waren, und irgendwann brach der Damm, er riss die Klappe auf und durchbrach das Schweigen, das vorgeherrscht hatte, während sie alle auf dem Deck des Schiffes standen und eine rauchten.

»Also, was isses diesmal, Cap?«, fragte er. »Muss sich ja wieder jemand ziemlich aufgeregt haben, wenn wir so schnell losziehen.«

»Ich würde es dir ja sagen«, erwiderte Captain John Banks, »aber wieso die Überraschung verderben? Raucht mal fertig, Männer, unter Deck gibt’s Kaffee und wir geben euch die Befehle aus.«

»Wir?«, fragte Wiggo. »Hast du noch jemanden in der Hosentasche versteckt, Cap? Ist doch niemand hier außer uns aufgeregte Hühner.« Wiggo lag falsch, wie sich zeigte, als sie unter Deck gingen und dem Captain in einen kleinen, beengten Raum folgten. Wiggo rutschte das Herz in die Hose, als er sah, wer dort auf sie wartete. Das letzte Mal hatte er Alexander Seton am Ufer des Loch Ness gesehen, als die Geschichte mit dem Monster vorbei gewesen war. Die ganze Mission war damals so unglaublich beschissen schiefgelaufen, dass Wiggo dabei seinen besten Freund in der ganzen Truppe verloren hatte. Als er den kleinen Mann mit den roten Haaren sah, stürzte das plötzlich alles wieder auf ihn ein und Zorn stieg in ihm auf, den er mühsam niederkämpfte.

»Sag’s mir nicht … wieder so ein paar beschissene Monster«, meinte er und ging zur Kaffeemaschine, wo er Seton ein paar Sekunden den Rücken zuwenden konnte, um sich wieder in den Griff zu bekommen, während der Cap Wilkins und Davies mit Seton bekanntmachte. Die beiden Soldaten hatten sich erst nach diesem Debakel dem Squad angeschlossen, also kannten sie die Geschichte nicht und Wiggo sah, dass besonders Davies von der Reaktion des Corporals verwirrt war.

»Lange Geschichte, Kumpel«, sagte Wiggo und war überrascht, wie leise und ruhig er klang. »Das erzähle ich dir mal bei einem Bier.«

Der Captain bat um Ruhe. Wiggo rechnete damit, dass er mit der Einsatzbesprechung anfangen wollte, und war überrascht, als er Seton den Vortritt ließ.

Wenigstens hatte der kleine Mann genug Anstand, verlegen dreinzublicken.

»Ich fürchte, es ist meine Schuld, dass Sie alle hier sind«, sagte er in seinem leichten Highland-Akzent. »Wenn sich herausstellen sollte, dass wir nur unseren eigenen Schatten jagen und das alles ein Schuss ins Blaue ist, kriegt jeder von mir eine gute Flasche Scotch. Aber wenn ich recht habe, ist es eine Aufgabe, der nur dieses Team wirklich gewachsen ist.«

»Mal wieder Scheißmonster, ich wusste es, verflucht noch mal«, sagte Wiggins und ein einziger Blick des Captains brachte ihn zum Verstummen, bevor Seton fortfuhr.

»Monster in der Einzahl«, sagte er. »Das hoffe ich wenigstens. Aber dazu komme ich noch. Gehen wir erst mal zum Anfang zurück oder so nahe wie möglich.«

Er verfiel in den Singsang des Geschichtenerzählers, als er fortfuhr.

»Ich war vor ein paar Wochen in Aberdeen in der Unibibliothek und stellte ein paar Recherchen an, als mir der erste Hinweis auffiel, dass etwas nicht stimmt. Ich hörte, wie sich zwei junge Studenten über ein verschollenes Fischerboot unterhielten; ich glaube, einer von beiden hatte einen Verwandten, der auf dem Boot war und machte sich Sorgen um dessen Wohlergehen. Aber so etwas passiert eben auf See, also habe ich mir damals nicht so viel Gedanken deswegen gemacht. Später an diesem Abend an der Hotelbar plauderte ich allerdings mit jemandem, der die ganze Geschichte kannte.

Da wurde es dann interessant. Offensichtlich sind in den vergangenen zwei Jahren mehrere Boote verschwunden und die Einheimischen sind der Meinung, das habe alles angefangen, seitdem die Ölbohrinsel in Betrieb ging. Fischer sind eben Fischer, also gibt es so viele Theorien dazu wie Heringe im Meer. Und abgesehen davon, dass es keine handfesten Belege für irgendwas gibt, waren die Behörden auch nicht daran interessiert, das Geschäft mit dem Öl zu gefährden, und bereit, alles unter den Teppich zu kehren und zu einer Reihe unglücklicher Unfälle zu erklären, die nichts miteinander zu tun haben. Ich habe guten Grund, das anzuzweifeln.«

Er machte eine Pause und tastete die Hosentaschen ab, als würde er nach etwas suchen.

»Und das war’s? Sie haben uns wegen einer Geschichte, die Sie in einer Bar gehört haben, hier hergeholt? Ich hab’ ja gestern Abend in der Messe ein paar Geschichten über Sweaty Betty gehört, über die schon jeder in Balloch mal drübergerutscht ist, aber deswegen bin ich nicht heute zum Loch Lomond gefahren, um sie zu suchen. Auch, wenn ich das vielleicht hätte tun sollen, was? Wäre sicher lustiger gewesen als der Scheiß hier. Ist das alles, was Sie haben?«

»Wiggo?«, sagte der Captain, worauf sich der Corporal zu ihm umdrehte. »Halt einfach einmal die Schnauze.«

Seton hatte sich nicht daran gestört und lächelte sogar. Er hatte eine Pfeife aus der Tasche geholt und sie zwar nicht entzündet, aber er kaute sichtlich vergnügt auf dem Mundstück herum.

»Natürlich ist das nicht alles«, sagte er leise. »Geben Sie mir etwas Zeit, ich komme darauf zurück, wenn Sie mir die Zeit lassen. Wir haben ein paar Stunden, bevor wir unser Ziel erreichen, also machen Sie es sich bequem und ich erzähle Ihnen eine Geschichte.«

»Also sind wir hier in der Märchenstunde, oder was?«, murmelte Wiggo, aber es war kaum mehr als ein Flüstern, um nicht wieder die Aufmerksamkeit des Captains zu erregen.

Seton kaute noch etwas auf dem Pfeifenmundstück herum und fuhr dann fort.

»Diejenigen von euch, die mich schon kennen, wissen von meiner Begeisterung für ausgefallene Dinge. Ich habe mein altes Hirn schon seit vielen Jahren mit verrückten und unsinnigen Sachen gefüllt, die alle wie ein unfertiges Puzzle darin hin und her purzeln. Und diese ganzen Geschichten von verschwundenen Booten haben mich an etwas erinnert. Ein Puzzlestück hat sich mit einem anderen verbunden und aus den Ecken meines Hirns kramte ich die Erinnerung an vergangene, noch ältere Recherchen hervor, an denen ich gearbeitet und die ich vor vielen Jahren aufgegeben hatte.

Die kalten, grauen Fluten der Nordsee waren schon immer berüchtigt. Boote verschwanden hier seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden. Wer weiß, wie viele Tote in den kalten Tiefen liegen und welche Geschichten sie erzählen könnten, wenn man sie zum Reden bringen könnte? Aber um zum Thema zurückzukommen: Wie Sie wissen, ist mein besonderes Interessengebiet die Kryptozoologie und besonders interessieren mich dabei Tiere, die im Wasser leben.«

»Erzählen Sie mal die Geschichte über Thor und das Fischerboot, los … ich weiß, dass Ihnen das auf der Zunge brennt«, sagte Wiggo.

»Sie sind gebildeter, als Sie vorgeben, Corporal. Aber diese Geschichte ist der anderen verwandt … sie könnte sogar der Erinnerung an dasselbe Tier entstammen.«

»Sie brauchen mir nicht schmeicheln«, murmelte Wiggo, »Sie sind nicht mein Typ.« Aber es war erneut so leise, dass niemand ihn beachtete.

»Ein weiterer Besuch in der Universitätsbibliothek, dieses Mal war es die Privatsammlung in der Krypta der Kathedrale St. Giles, rief mir rasch die Geschichte wieder in Erinnerung, an die ich mich nicht mehr ganz erinnern konnte. Sie geht zurück auf die Zeit kurz nach der normannischen Eroberung und als Dunnottar Castle unten in Stonehaven befestigt wurde. Eine Menge Steinbrucharbeiten waren dafür erforderlich und viele Boote legten dort an und fuhren mit Baumaterial die Küste entlang. Einige davon kamen nie im Hafen an und es verbreiteten sich rasch Geschichten über eine Seeschlange. Dieses Mal gab es keine Gerüchte oder Theorien, die mit einer anderen Erklärung aufwarteten; alle stimmten überein, was an sich schon bemerkenswert ist.

Ich habe eine zeitgenössische Beschreibung in St. Giles gefunden und ich würde sie Ihnen gerne vorlesen. Sie ist in Kirchenlatein geschrieben, aber ich habe sie, so gut es geht, übersetzt.«

Er holte ein einzelnes Blatt Papier heraus und las vor.

»Es war ein schreckliches Ding, bald über eine Meile lang und breiter als der Rumpf unseres Schiffes. Der Kopf glich dem eines großen Pferdes und der Mund war mit Zähnen gefüllt, die so lang waren wie ein Mann und scharf wie eine Axt. Silber war sie und Gold und Gelb und Grün, alles zusammen, und schimmerte in der Sonne. Sie kam aus der See wie ein springender Lachs und landete direkt auf uns. Und sie sang, ein schreckliches Heulen wie ein Klagelied, wie in Trauer über die Zerstörung, die sie anrichtete. Von den 30 Männern der Mannschaft überlebten nur zwo von uns, um diese Geschichte zu erzählen.«

Seton faltete das Blatt Papier zusammen und steckte es zurück in die Brusttasche.

»Ist das alles?«, sagte Wiggo und lachte. »Eine Altweibergeschichte ist alles, was Sie auf Lager haben? Dann holen Sie mal besser den Whisky, Mann. Ich glaube, Sie brauchen ihn mehr als wir.«

Seton wartete, bis das Lachen der anderen erstorben war, bevor er antwortete, und als er es tat, klang er ernst.

»Nein Corporal, das ist leider nicht alles, was ich auf Lager habe. Soweit es diese Geschichte betrifft, könnte ich Sie sogar zu einer kleinen Kirche in der Nähe von Stonehaven mitnehmen, in der Sie immer noch die Grabsteine lesen können, unter denen die Männer von diesem Boot begraben liegen. Mehrere davon zeigen sogar eine Darstellung der Schlange, genau wie der Autor es beschrieben hat. Aber auch, wenn das mit meiner Geschichten zusammenhängt, sind diese historischen Überlieferungen nicht der Grund, wieso Sie hier sind.

Sie sind hier, weil letzten Abend um 9 Uhr etwas eine der Ölbohrplattformen im Nordosten von uns getroffen hat. Ein Mann, der im richtigen Moment gerade in die richtige Richtung blickte, berichtet, dass er Folgendes gesehen hat, und ich zitiere: Ein verflucht riesiges Schlangenvieh, grün, silbern und golden gleichzeitig. Und wollen Sie das Seltsamste daran hören? Das verfluchte Vieh hat gesungen.«

Kapitel 2

Captain Banks hatte Seton genau beobachtet. Der kleine Mann wirkte auf jeden Fall, als würde er es ernst meinen und nicht, als hätte er vor, sie zu verulken, aber trotz allem, worauf Banks in den letzten Jahren getroffen war und was er gesehen hatte, konnte er die Geschichte dennoch kaum glauben.

»Also, was soll das genau sein? Ein tausend Jahre altes Biest, das einfach wieder aufgetaucht ist?«

Seton zuckte mit den Schultern.

»Es scheint so. Ich vermute, es könnte etwas mit den jüngsten Bohrarbeiten in diesem Gebiet zu tun haben. Eine ähnliche Störung wie damals die Steinbrucharbeiten bei Dunnottar, vor all diesen Jahren. Aber das ist nur eine Vermutung.«

»In diesem Fall«, fuhr Banks fort, »hätte ich eine weitere Frage an Sie. Mir ist klar, dass die Betreiber der Bohrinsel sich Sorgen machen, dass etwas Merkwürdiges passiert ist. Aber wieso Sie? Wieso sind Sie in diese Geschichte derart involviert, dass Sie den Colonel überzeugen konnten, uns hier herzuschicken?«

Seton tippte sich seitlich an die Nase und lächelte.

»Ich kenne jemanden, der jemanden kennt. Einer der Vorteile, dass ich so viele Jahre mit Leuten zu tun hatte, die in den Hallen der Macht verkehrten. Abgesehen davon waren Sie recht erfolgreich am Loch Ness … ich wusste sofort, dass Sie hinzugezogen werden sollten.«

»Tun Sie uns bitte keine weiteren Gefallen, okay?«, meinte Wiggo bitter. Der Corporal stand auf und ging, bevor Seton etwas erwidern konnte. Banks hielt ihn nicht auf. Wiggo war nicht der Einzige, der den Verlust ihres früheren Corporals am Ufer des Loch Ness betrauert hatte.

Banks wandte seine Aufmerksamkeit Seton zu.

»Also, nun, da wir hier sind, was erwarten Sie von uns? Abgesehen davon, ein U-Boot zu mieten und die See zu durchpflügen, ist mir nicht klar, was wir hier ausrichten können.«

»Ich glaube nicht, dass wir lang suchen müssen, Captain«, entgegnete Seton. »Ich glaube, sie wird zu uns kommen. Sie haben vor einer Stunde schon wieder zu bohren begonnen. Wenn mich mein Gespür nicht trügt, wird, was immer da unten ist, auftauchen und einen zweiten Blick riskieren.«

Es schien, als hätte Seton alles gesagt, was er loswerden wollte. Banks wandte sich an sein Squad.

»Sieht so aus, als wäre es eine weitere Monsterjagd, Jungs«, sagte er. »Ich kann dem, was er gesagt hat, nicht viel hinzufügen. Wir fahren zur Bohrinsel und sehen uns mal um. Wir müssen improvisieren. Noch ein paar Stunden Fahrt, bevor wir dort sind, also entspannt euch oder macht ein Schläfchen. Wir treffen uns wieder um 14 Uhr. Dann sollten wir nahe am Ziel sein.«

Banks wartete, bis die Männer gegangen waren, und folgte dann Seton, als sie wieder an Deck gingen. Wiggo war gerade fertig damit, eine zu rauchen. Er schnipste den glühenden Stummel über Bord und ging unter Deck, ohne Banks oder Seton zu beachten.

Banks nahm eine Zigarette von Seton, als dieser ihm eine anbot.

»Er beschuldigt mich für das, was an Loch Ness passiert ist, oder?«, fragte Seton.

»Nein, das ist nicht das Problem. Er gibt sich selbst die Schuld, genau wie ich. Einen Mann zu verlieren, ist hart. Einen Freund zu verlieren, ist noch schlimmer. Und wenn man dann gerade denkt, man hätte damit abgeschlossen, taucht ein Gesicht aus der Vergangenheit auf und die Erinnerungen … und Gefühle … stellen sich wieder ein, so als wären sie nie weg gewesen.«

Seton nickte.

»Das kenne ich aus eigener, bitterer Erfahrung. Aber ich meinte, was ich da unten gesagt habe – was wir an Loch Ness gesehen haben, könnte uns dabei helfen, herauszufinden, was hier los ist.«

Banks erinnerte sich an das Haus am See, den albtraumhaften Abstieg in die Eingeweide der Erde und die magischen Praktiken, die dort durchgeführt worden waren.

»Da ist kein Hokuspokus dabei, oder? Mit einem Riesenvieh werde ich fertig, aber dieser ganze pseudomystische Mist kann mir gestohlen bleiben.«

Seton zuckte erneut die Achseln.

»Bei kryptozoologischen Tieren wie diesem gibt es fast immer ein mythisches Element. Was wir im Kopf und im Herzen tragen, spiegelt sich in der physischen Umgebung wider und wird manchmal real.«

Banks lachte.

»Sehen Sie, pseudomystischer Mist. Ich wusste es.«

Seton lachte netterweise ebenfalls.

»Ich kann Ihnen nicht hundertprozentig versprechen, dass es hier ein echtes Tier zu bestaunen gibt«, sagte er. »Aber ich kann Ihnen versprechen, mich rauszuhalten, bis wir sicher sind, so oder so. Bitte, unterschätzen Sie meine Expertise nicht, bloß weil sie nicht in Ihre Weltanschauung passt, Captain. Das könnte den Tod für uns beide bedeuten.«

Während Banks noch redete, erinnerte sich Banks an die Zeiten, als die Realität einem zwischen den Fingern zu zerrinnen schien – am Amazonas, mit den Schlangen, die vielleicht Menschen waren oder Menschen, die Schlangen waren. In der Antarktis, mit der fliegenden Untertasse, angetrieben von einer Macht, die Tote erwecken konnte. Und natürlich Loch Ness, wo derselbe kleine Mann, der nun vor ihm stand, ihm ein magisches Ritual gezeigt hatte, um ein wildes Biest zu bezähmen.

»Ich gebe Ihnen ebenfalls ein Versprechen«, sagte Banks. »Sie decken uns den Rücken und ich verspreche, das Gleiche für Sie zu tun.«

Sie standen eine Weile nebeneinander und rauchten schweigend, während sie auf die Nordsee hinausblickten. Beide hingen ihren Gedanken nach. Es war ein kalter, grauer Tag, obwohl August war. Die Vorahnung herbstlicher Winde und des damit einhergehenden Seegangs war bereits auf dem Meer zu erahnen. Banks’ jüngste Abenteuer in der Hitze am Kongo schienen bereits eine ganze Welt hinter ihm zu liegen und er zog die Jacke fester zu, als eine eisige Brise ihn anfuhr, als wolle sie ihn in zwei Hälften teilen.