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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Nachdenklich ließ Dominik von Wellentin-Schoenecker die Tageszeitung sinken, in der er gerade einen Artikel gelesen hatte, der ihn stark beeindruckte. Etwa dreißig Kilometer von der Kreisstadt Maibach entfernt war ein Kinderheim von einem Wasserrohrbruch heimgesucht worden, durch den zahlreiche Räume im Haus absolut unbewohnbar geworden waren. Nun suchte das Kinderheim Sankt Josef händeringend nach Pflegestellen, die einige Kinder aufnehmen konnten. Mit der Zeitung in seiner Hand wanderte Nick durch das Haus und suchte nach seiner Mutter. Die fand er auch schon recht bald im Wintergarten. Dort hielt Denise von Schoenecker ein Schwätzchen mit Schwester Regine, der Kinder- und Krankenschwester von Sophienlust. Als Nick den Wintergarten betrat, schaute Denise ihn lächelnd an. »Guten Morgen, Nick. Ich habe mir schon gedacht, dass du zu mir kommen würdest, um mit mir zu sprechen«, bemerkte sie. »Wie viele Kinder möchtest du denn so schnell wie möglich hier bei uns aufnehmen?« »Woher weißt du denn, was ich gerade geplant habe?«, fragte der Achtzehnjährige verdutzt. »Kannst du jetzt etwa schon Gedanken lesen?« »Nein, das kann ich nicht", lachte sie. »Aber ich kann Zeitung lesen. Das habe ich heute schon ganz früh getan, und da ich dich sehr gut kenne, wusste ich, dass dich der Artikel über das Kinderheim Sankt Josef nicht kalt lassen wird. Mir war sofort klar, dass du helfen möchtest. Wenn es nicht so wäre, hätte ich mich auch sehr gewundert. Also, wie ist das nun?
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Seitenzahl: 127
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Nachdenklich ließ Dominik von Wellentin-Schoenecker die Tageszeitung sinken, in der er gerade einen Artikel gelesen hatte, der ihn stark beeindruckte. Etwa dreißig Kilometer von der Kreisstadt Maibach entfernt war ein Kinderheim von einem Wasserrohrbruch heimgesucht worden, durch den zahlreiche Räume im Haus absolut unbewohnbar geworden waren. Nun suchte das Kinderheim Sankt Josef händeringend nach Pflegestellen, die einige Kinder aufnehmen konnten.
Mit der Zeitung in seiner Hand wanderte Nick durch das Haus und suchte nach seiner Mutter. Die fand er auch schon recht bald im Wintergarten. Dort hielt Denise von Schoenecker ein Schwätzchen mit Schwester Regine, der Kinder- und Krankenschwester von Sophienlust. Als Nick den Wintergarten betrat, schaute Denise ihn lächelnd an.
»Guten Morgen, Nick. Ich habe mir schon gedacht, dass du zu mir kommen würdest, um mit mir zu sprechen«, bemerkte sie. »Wie viele Kinder möchtest du denn so schnell wie möglich hier bei uns aufnehmen?«
»Woher weißt du denn, was ich gerade geplant habe?«, fragte der Achtzehnjährige verdutzt. »Kannst du jetzt etwa schon Gedanken lesen?«
»Nein, das kann ich nicht“, lachte sie. »Aber ich kann Zeitung lesen. Das habe ich heute schon ganz früh getan, und da ich dich sehr gut kenne, wusste ich, dass dich der Artikel über das Kinderheim Sankt Josef nicht kalt lassen wird. Mir war sofort klar, dass du helfen möchtest. Wenn es nicht so wäre, hätte ich mich auch sehr gewundert. Also, wie ist das nun? Seit deiner Volljährigkeit bist du der Herr von Sophienlust. Was willst du tun, und wie vielen Kindern möchtest du hier ein trockenes und sicheres Zuhause schenken?«
»So ganz genau weiß ich das selbst noch nicht«, gestand Nick. »Deswegen will ich ja mit dir reden. Dass ich helfen werde, ist keine Frage. Aber du hast mehr Erfahrung als ich. Meinst du, ich kann einfach im Kinderheim Sankt Josef anrufen und unsere Hilfe anbieten?«
»Selbstverständlich kannst du das, und du solltest diesen Anruf auch nicht auf die lange Bank schieben. Die Kinder dort sind jetzt betroffen, brauchen unverzüglich Hilfe und nicht erst nächste Woche.«
»Gut, dann setze ich mich sofort mit diesem Kinderheim in Verbindung. Ich weiß nicht, für wie viele der Kinder ein Ausweichquartier gesucht wird. Alle können wir vermutlich nicht aufnehmen, aber es gibt ja noch andere Heime oder Pflegefamilien, die helfen können, und für zwei oder drei Kinder haben wir hier bei uns genug Platz. Wenn wir ein bisschen zusammenrücken, können wir für eine Übergangszeit auch noch ein oder zwei mehr aufnehmen. Oder meinst du, dass das zu viel wären?«
Denise schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, wir wären nicht überlastet. Dieses Kinderheim ist gegründet worden, damit jedem in Not geratenen Kind Zuflucht gewährt werden kann. Im Notfall muss Platz geschaffen werden, und jeder rückt ein bisschen näher an den anderen heran. Das ist bisher immer gelungen, und du wirst es bestimmt ebenfalls schaffen, stets eine gute Lösung zu finden. Daran habe ich überhaupt keinen Zweifel.«
Nick grinste seine Mutter etwas verlegen an. »Du scheinst von mir eine wirklich sehr gute Meinung zu haben und mir voll zu vertrauen. Bist du sicher, dass du nicht irgendwann doch einmal von mir enttäuscht sein wirst, weil ich nicht den optimalen Weg zur Lösung eines Problems gefunden habe?«
»Ich bin absolut sicher, dass ich niemals von dir enttäuscht sein werde«, erwiderte Denise. »Du bist mein Sohn, der von frühester Kindheit an mit Sophienlust vertraut ist. Du hast dich immer dafür interessiert, wie dieses Kinderheim geführt wird, und wolltest alles ganz genau wissen. Schon als kleiner Junge hast du dich mit verantwortlich für alles gefühlt, was sich hier in Sophienlust ereignete. Du hast eine Menge gelernt in all den Jahren. Jetzt ist die Zeit gekommen, da du alles Erlernte anwenden und die Verantwortung, die du schon immer tragen wolltest, übernehmen kannst. Sophienlust ist dein Leben. Das weiß ich genau. Wie könnte ich da auch nur ansatzweise befürchten, dass du mich irgendwann enttäuschen könntest?«
Gerne hätte Nick etwas erwidert, spürte aber einen seltsamen Kloß im Hals. »Ich gehe dann jetzt telefonieren«, sagte er mit etwas heiserer Stimme und verließ den Raum. Was seine Mutter da gerade über ihn gesagt hatte, hatte ihn stark beeindruckt. Natürlich war Nick klar, dass sie ihn liebte und ihn für einen klugen jungen Mann hielt. Schließlich war sie seine Mutter. Aber dass sie ein so absolut unerschütterliches Vertrauen zu ihm hatte, obwohl er bis jetzt über denkbar wenig berufliche Erfahrung verfügte, erfüllte ihn schon mit Stolz.
*
Ein der Dauerkinder von Sophienlust, die siebzehn Jahre alte Irmela Groote, hatte an diesem Tag auch schon einen Blick in die Tageszeitung geworfen und den Bericht über den Wasserrohrbruch im Kinderheim Sankt Josef gelesen. Nicht einmal eine halbe Stunde später wussten sämtliche Kinder, was sich in jenem Heim ereignet hatte. Irmela persönlich hatte dafür gesorgt, dass die Nachricht überall verbreitet wurde. Nun waren die Kinder auf der Suche nach Nick. Als der aus dem Raum kam, in dem er mit seiner Mutter gesprochen hatte, wurde er sofort umringt.
»Hast du schon gelesen, was im Kinderheim Sankt Josef passiert ist?«, wollte die fünfzehn Jahre alte Angelina wissen, die wegen ihrer zahlreichen Sommersprossen allerdings nur Pünktchen genannt wurde, und hielt Nick die Tageszeitung hin.
»Ja, ich habe die Nachricht auch gelesen«, erwiderte der Achtzehnjährige. »Mir ist auch klar, warum ihr mir jetzt davon erzählen wollt. Ihr möchtet wissen, ob wir dem Kinderheim helfen und ein oder mehrere Kinder bei uns aufnehmen wollen.«
»Ja, wir wollen wissen das«, bestätigte der sechs Jahre alte vietnamesische Waisenjunge Kim, der mit der deutschen Sprache noch leichte Schwierigkeiten hatte. »Sind arme Kinder, die werden ganz nass, wenn sie müssen schlafen in nasse Betten. In Sophienlust Betten sind trocken. Deshalb wir müssen helfen Kinder von Sankt Josef.«
»Ja, das müssen wir«, pflichtete Heidi, ein sieben Jahre altes Mädchen dem kleinen Jungen bei. »Bei uns ist doch genug Platz. Das müssen wir den Leuten vom Sankt Josef-Kinderheim sagen. Die wissen nämlich wahrscheinlich überhaupt nicht, dass wir helfen können.«
Nick machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Ist ja schon gut. Ich weiß, wie wichtig es für euch ist, anderen Kindern zu helfen, die in eine schwierige Situation geraten sind. Weil mir das auch sehr wichtig ist, habe ich eben mit Tante Isi gesprochen. Wir sind uns darüber einig, dass ich gleich im Kinderheim Sankt Josef anrufe und unsere Hilfe anbiete. Alle Kinder können wir natürlich nicht aufnehmen, aber ein paar können zu uns kommen. Wenn noch mehr Leute helfen, kann bestimmt für alle Kinder gesorgt werden.«
»Wenn du telefoniert hast, sagst du uns dann, wie viele Kinder zu uns kommen werden?«, erkundigte sich Fabian, ein dreizehn Jahre alter, etwas schmächtiger Junge. »Wir sind nämlich alle recht neugierig. Es ist immer aufregend, wenn neue Kinder zu uns kommen.«
»Natürlich werdet ihr alle sofort informiert«, versprach Nick lächelnd. »Schließlich seid ihr am meisten davon betroffen, wenn wir neue Gäste bekommen.«
»Betroffen, das klingt so, als wäre es eine Qual für uns«, bemerkte Martin Felder, der nur einige Wochen älter war als Fabian. »Wir sind nicht betroffen. Wir freuen uns, wenn neue Kinder zu uns kommen, und wollen auch so schnell wie möglich wissen, wie viele es sein werden und wie alt sie sind. Es kann ja sein, dass mehrere Kinder eine Unterkunft suchen. In den meisten Heimen leben eine ganze Menge Kinder, und wenn es ein richtig großer Wasserrohrbruch gewesen ist, dann brauchen vielleicht zehn, zwanzig oder noch mehr Kinder einen Platz, an dem sie vorübergehend wohnen können. So viele können wir in Sophienlust natürlich nicht aufnehmen, aber für ein paar haben wir immer Platz. Ich bin wirklich darauf gespannt, wie die Sache laufen wird.«
»Das werden wir wahrscheinlich schon in weniger als einer halben Stunde ganz genau wissen«, entgegnete Nick und ging ins Büro, um unverzüglich mit dem Kinderheim Sankt Josef zu telefonieren.
*
Im Kinderheim Sankt Josef herrschte geschäftiges Treiben.
Zahlreiche Kinder waren zwar von Pflegefamilien und anderen Heimen aufgenommen worden, aber für die verbliebenen Schützlinge mussten in den wenigen trockenen und vom dem Wasserrohrbruch nicht beschädigten Räumen Schlafplätze eingerichtet werden. Es gab eine Menge zu tun, und als dann mitten in der Arbeit wieder einmal das Telefon läutete, verdrehte Schwester Ariane, die das Heim leitete, gequält die Augen. Natürlich hätte sie den Anruf einfach ignorieren können, tat das aber dann doch nicht, sondern nahm das Gespräch an. Als Nick sich am anderen Ende der Leitung meldete, wusste Schwester Ariane sofort, mit wem sie es zu tun hatte.
»Ach, Herr von Schoenecker. Das ist schön, dass Sie anrufen. Vermutlich wollen Sie sich näher über den Stand der Dinge erkundigen. Sie wissen wahrscheinlich, von welcher Katastrophe wir heimgesucht worden sind, und können sich vorstellen, wie es jetzt bei uns zugeht. Es herrscht das absolute Chaos, obwohl wir die meisten Kinder, deren Räume betroffen sind, schon anderweitig unterbringen konnten. Unsere Schützlinge sind ein bisschen zusammengerückt, einige haben spontan Aufnahme in Pflegefamilien gefunden, aber es gibt trotzdem noch zahlreiche Probleme.«
»Genau bei diesen Problemen möchte Sophienlust gerne helfen«, erklärte Nick. »Sie wissen bestimmt, dass es sich nicht um eine sehr große Einrichtung handelt, aber ein paar Ihrer Schützlinge könnten wir trotzdem bei uns aufnehmen, auch für einen längeren Zeitraum. Bis so ein massiver Wasserschaden behoben ist und alle Räume renoviert sind, dauert es ganz sicher mehrere Monate. Wir helfen wirklich gern.«
»Das ist nett, und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Es würde uns schon helfen, wenn Sie ein Kind in Sophienlust aufnehmen könnten. Allerdings handelt es sich dabei um ein ganz besonderes Kind. Es ist ein elf Jahre altes Mädchen namens Charlotte Biese, das von allen nur Charly genannt wird und für uns gewissermaßen ein Problemkind ist.«
»Wir haben in Sophienlust schon viele Problemkinder gehabt«, erwiderte Nick. »Bis jetzt konnten wir für all diese Kinder etwas tun und die Probleme, die es mit ihnen gab, lösen. Was für ein Problem hat Charly denn?«
»Das Problem heißt Alma«, erwiderte Schwester Ariane, und es war nicht zu überhören, dass sie dabei fast ein bisschen kicherte. »Alma ist eine drei Jahre alte Hündin, eine Mischung aus Neufundländer, Collie und was weiß ich noch für Rassen. Eigentlich handelt es sich um eine freundliche, wirklich liebenswerte und wohlerzogene Hündin, die Charlotte gehört. Aber in unserem Kinderheim dürfen keine Haustiere gehalten werden. Deshalb ist Alma derzeit bei einem Bauern untergebracht, der seinen Hof hier in der Nähe hat. Das gefällt Charly natürlich gar nicht. Sie ist sehr traurig darüber, dass sie sich von ihrer vierbeinigen Freundin trennen musste. Soweit ich weiß, ist es den Kindern in Sophienlust gestattet, ihre Tiere mitzubringen. Es wäre deshalb ein Segen, wenn Sie Charly und Alma aufnehmen würden. Das wäre für alle wirklich eine große Hilfe.«
»Selbstverständlich nehmen wir Charly und Alma auf«, entgegnete Nick. »Wir holen die beiden ab, wann immer Sie wollen. Wenn es Ihnen hilft, nehmen wir gerne noch ein weiteres Kind mit. Es ist genügend Platz in Sophienlust.«
»Danke, das ist ein sehr nettes Angebot. Aber Sie leisten schon mehr als genug Hilfe, wenn Charly und ihre Hündin bei Ihnen eine Zuflucht finden. Es wäre natürlich ideal, wenn die zwei schon heute nach Sophienlust übersiedeln könnten.«
Mit diesem Vorschlag war Nick einverstanden. »Gut, dann können Sie Charlys Sachen, soweit diese nicht ein Opfer des Wasserrohrbruchs geworden sind, schon packen. Wir holen sie in ungefähr zwei Stunden ab. Anschließend fahren wir mit Charly direkt zu dem Bauernhof, auf dem Alma sich befindet, und nehmen den Hund mit.«
Schwester Ariane schien überglücklich über dieses Hilfsangebot zu sein und bedankte sich noch einmal mehrfach bei Nick, dem das beinahe schon peinlich war. Schließlich hatte er seine Hilfe gerne angeboten. Das gehörte für ihn zu den normalsten Sachen der Welt. Schon als ganz kleiner Junge hatte er tagtäglich erfahren, wie schön es war, in Not geratenen Menschen helfen zu können. Damit war er aufgewachsen und hatte diese Hilfsbereitschaft in sein Denken und Handeln aufgenommen.
Freundlich verabschiedete er sich von Schwester Ariane und beendete das Gespräch. Anschließend verließ er umgehend den Raum, weil er wusste, dass sämtliche Schützlinge von Sophienlust draußen schon gespannt auf ihn warteten.
Schmunzelnd stellte Nick fest, dass er sich nicht getäuscht hatte. Zahlreiche Augenpaare waren fragend auf ihn gerichtet. Der sechs Jahre alte Kim eilte sofort auf ihn zu: »Und? Kommen viele Kinder und wohnen dann bei uns? Ist auch ein Kind dabei, das kommt aus Vietnam, so wie ich? Sankt Josef ist großes Kinderheim. Da viele Kinder sind. Vielleicht auch aus Vietnam. Ich dann kann reden mit Kind und ihm übel setzen viele deutsche Wörter.«
»Du meinst übersetzen«, bemerkte Pünktchen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ein Kind aus Vietnam bekommen. Davon gibt es hierzulande nur sehr wenige.«
»Pünktchen hat recht«, bestätigte Nick. »Es wird wirklich kein vietnamesisches Kind zu uns kommen.«
»Aber vielleicht eins, das ungefähr so alt ist wie ich«, ließ sich Heidi mit hoffnungsvoll leuchtenden Augen vernehmen. »Dann könnte ich mit diesem Kind in einem Zimmer wohnen.«
Nick machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Jetzt lasst mich doch erzählen, was ich mit Schwester Ariane besprochen habe. Ihnen reicht es, wenn wir nur ein Kind aufnehmen. Für alle anderen ist schon gesorgt, aber Charly, die mit vollem Namen Charlotte Biese heißt, braucht ganz spezielle Hilfe.«
»Warum denn das?«, wollte Fabian mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck wissen. »Ist sie vielleicht behindert? Wenn das so ist, müssen wir besonders nett zu ihr sein und ihr helfen, wann immer wir können. Sie soll bei uns glücklich sein.«
»Nein, Charly ist nicht behindert«, teilte Nick mit. »Bei Charly handelt es sich um ein völlig gesundes, elf Jahre altes Mädchen. Allerdings gehört ihr ein Hund, der sogar ziemlich groß ist. Alma heißt die Hündin und ist wohl eine Mischung aus Neufundländer und Collie.«
»Dann ist Alma wirklich ein riesiges Tier«, stellte Martin fest. Der Dreizehnjährige liebte Tiere über alles, verfügte über eine erstaunliche Sachkenntnis und wollte später unbedingt einmal Tierarzt werden. »Ich kann mir schon denken, wieso das ein Problem ist. In den meisten Kinderheimen ist die Tierhaltung verboten. Das ist wahrscheinlich auch in Sankt Josef so. Deshalb ist Charly von ihrer Hündin getrennt worden, die nun vermutlich in einem Tierheim lebt.«
»Nicht ganz«, stellte Nick richtig. »Alma ist auf einem Bauernhof untergebracht worden. Aber das ist auch nicht viel besser.«
»Hoffentlich gibt es auf diesem Bauernhof wenigstens einen schönen großen Teich«, sagte Martin. »Neufundländer schwimmen meist leidenschaftlich gerne. Aber auch dann ist es nicht gut, dass Charly und Alma voneinander getrennt sind. Hier bei uns passiert ihnen das zum Glück nicht. Wann kommen sie denn nach Sophienlust?«
»Ich habe mit Schwester Ariane vereinbart, dass wir Charly in zwei Stunden abholen«, entgegnete Nick. »Meine Mutter wird mich bestimmt begleiten. Vom Kinderheim aus fahren wir dann zum Bauernhof und nehmen Alma mit.«
»Warum ist Charly eigentlich in einem Kinderheim untergebracht worden?«, fragte Angelika, ein vierzehn Jahre altes Mädchen, das mit seiner zwölfjährigen Schwester Vicky in Sophienlust war, seit die beiden ihre Eltern bei einem Lawinenunglück verloren hatten. »Leben ihre Eltern vielleicht nicht mehr?«
»Das weiß ich noch gar nicht«, gestand Nick. »Aber ich bin sicher, dass wir das noch heute erfahren werden. Jetzt muss ich mich aber auf den Weg machen. Schließlich muss ich dafür sorgen, dass das Zimmer für Charly vorbereitet wird, und bei meiner Mutter muss ich mich auch noch erkundigen, ob sie mich begleitet.«