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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Mit einem frischen Blumenstrauß in den Händen, den sie gerade draußen im Garten geschnitten hatte, betrat Carola Rennert ihre Wohnung, die im Seitentrakt des wunderschönen alten Herrenhauses lag, das an ein kleines Schloss erinnerte. Während sie wenig später die bunten Sommerblumen in eine große Glasvase stellte, fiel ihr Blick aus dem Fenster in den weitläufigen Park, der das Herrenhaus umgab. Dabei entdeckte Carola ihre drei Jahre alten Zwillinge, die mit einigen anderen Kindern auf der Wiese spielten. Die junge Frau wusste, dass sie sich um ihre noch recht kleinen Kinder keine Sorgen machen musste. Die Kinder dort draußen waren alle schon etwas älter und passten gut auf die Zwillinge Andreas und Alexandra auf. Außerdem war Schwester Regine immer in der Nähe, und den wachsamen Augen der erfahrenen Kinderschwester entging nichts. Einen Augenblick lang geriet Carola ins Träumen, und ihre Gedanken wanderten weit in die Vergangenheit. Bei dem alten Herrenhaus, in dem sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern wohnte, handelte es sich um das Kinderheim Sophienlust. Sie selbst war seinerzeit in diesem privaten Kinderheim aufgewachsen. Sophie von Wellentin hatte das prächtige Anwesen einst ihrem Urenkel Dominik von Wellentin-Schoenecker vermacht und verfügt, dass künftig in Not geratene Kinder hier ein Zuhause finden sollten. Damals war Dominik, der von allen nur Nick genannt wurde, noch sehr klein gewesen. Seine Mutter, Denise von Wellentin, erfüllte aber gern den letzten Wunsch der alten Dame und verwaltete das Erbe für ihren Sohn. Daran änderte sich auch nichts, als Denise später den Gutsbesitzer Alexander von Schoenecker heiratete, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte und Nick adoptierte. Nachdem dann auch noch der gemeinsame Sohn Henrik auf die Welt gekommen war, war das Familienglück komplett gewesen. Aber Denise hatte sich nie damit begnügt, ihr privates Glück zu genießen. Zwar lebte sie mit ihrer Familie auf dem ganz in der Nähe gelegenen Gut Schoeneich, aber meistens war sie in Sophienlust anzutreffen und jederzeit bereit, einem Kind zu helfen, das sich in einer Notsituation befand. So war es vor langer Zeit auch bei Carola gewesen. Nach Zeiten tiefer Verzweiflung hatte sie in Sophienlust endlich eine glückliche Kindheit genießen dürfen. Als sie ihre Liebe zur Malerei entdeckte, hatte Denise sie unterstützt und ihr ermöglicht, ihr Talent weiter auszubauen und diese Kunst perfekt zu erlernen. Damals war Carola eigentlich fast schon erwachsen gewesen und hatte sich nicht nur in die Malerei, sondern auch noch in Wolfgang, den Sohn der Heimleiterin Else Rennert, verliebt.
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Seitenzahl: 130
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Mit einem frischen Blumenstrauß in den Händen, den sie gerade draußen im Garten geschnitten hatte, betrat Carola Rennert ihre Wohnung, die im Seitentrakt des wunderschönen alten Herrenhauses lag, das an ein kleines Schloss erinnerte. Während sie wenig später die bunten Sommerblumen in eine große Glasvase stellte, fiel ihr Blick aus dem Fenster in den weitläufigen Park, der das Herrenhaus umgab. Dabei entdeckte Carola ihre drei Jahre alten Zwillinge, die mit einigen anderen Kindern auf der Wiese spielten. Die junge Frau wusste, dass sie sich um ihre noch recht kleinen Kinder keine Sorgen machen musste. Die Kinder dort draußen waren alle schon etwas älter und passten gut auf die Zwillinge Andreas und Alexandra auf. Außerdem war Schwester Regine immer in der Nähe, und den wachsamen Augen der erfahrenen Kinderschwester entging nichts.
Einen Augenblick lang geriet Carola ins Träumen, und ihre Gedanken wanderten weit in die Vergangenheit. Bei dem alten Herrenhaus, in dem sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern wohnte, handelte es sich um das Kinderheim Sophienlust. Sie selbst war seinerzeit in diesem privaten Kinderheim aufgewachsen. Sophie von Wellentin hatte das prächtige Anwesen einst ihrem Urenkel Dominik von Wellentin-Schoenecker vermacht und verfügt, dass künftig in Not geratene Kinder hier ein Zuhause finden sollten. Damals war Dominik, der von allen nur Nick genannt wurde, noch sehr klein gewesen. Seine Mutter, Denise von Wellentin, erfüllte aber gern den letzten Wunsch der alten Dame und verwaltete das Erbe für ihren Sohn. Daran änderte sich auch nichts, als Denise später den Gutsbesitzer Alexander von Schoenecker heiratete, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte und Nick adoptierte. Nachdem dann auch noch der gemeinsame Sohn Henrik auf die Welt gekommen war, war das Familienglück komplett gewesen. Aber Denise hatte sich nie damit begnügt, ihr privates Glück zu genießen. Zwar lebte sie mit ihrer Familie auf dem ganz in der Nähe gelegenen Gut Schoeneich, aber meistens war sie in Sophienlust anzutreffen und jederzeit bereit, einem Kind zu helfen, das sich in einer Notsituation befand. So war es vor langer Zeit auch bei Carola gewesen. Nach Zeiten tiefer Verzweiflung hatte sie in Sophienlust endlich eine glückliche Kindheit genießen dürfen.
Als sie ihre Liebe zur Malerei entdeckte, hatte Denise sie unterstützt und ihr ermöglicht, ihr Talent weiter auszubauen und diese Kunst perfekt zu erlernen. Damals war Carola eigentlich fast schon erwachsen gewesen und hatte sich nicht nur in die Malerei, sondern auch noch in Wolfgang, den Sohn der Heimleiterin Else Rennert, verliebt. Er, der Musiklehrer, und sie, die Malerin, hatten schließlich geheiratet und waren schon bald Eltern von Zwillingen geworden. Carola war Denise von Schoenecker noch heute dankbar für ihre Unterstützung.
Inzwischen war Nick nun achtzehn Jahre alt und damit mündig geworden. Jetzt war er selbst für das Kinderheim verantwortlich, das er als kleiner Junge geerbt hatte.
Aber obwohl er alle Entscheidungen jetzt selbständig fällen durfte, bezog er stets seine Mutter mit ein, die ihn beraten konnte und natürlich über sehr viel Erfahrung verfügte. Demnächst wollte Nick ein Fernstudium beginnen und überlegte derzeit, ob Kinderpsychologie für ihn der richtige Studiengang sein könnte.
Als das Telefon läutete, wandte Carola sich vom Fenster ab und nahm den Anruf entgegen. Sie staunte nicht schlecht, als sich Ina Buchmacher meldete, eine Galeristin aus Frankfurt, die vor mehreren Jahren einige von Carolas Bildern ausgestellt hatte, die nachher einen Interessenten gefunden hatten, der die Gemälde für einen hohen Preis gekauft hatte. Seinerzeit war zwischen Carola und Ina Buchmacher eine sehr nette Bekanntschaft entstanden. Durch die große Entfernung waren die Kontakte dann leider allmählich weniger geworden und am Ende ganz eingeschlafen.
»Ina, das ist aber eine Freude, wieder einmal etwas von dir zu hören. Wie lange ist es her, seitdem wir zuletzt miteinander gesprochen haben? Es muss vor etwa drei Jahren gewesen sein. Damals waren unsere Zwillinge gerade auf die Welt gekommen.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Ina. »Ich erinnere mich daran, dass du mir ganz begeistert erzählt hast, dass die beiden gerade die erste Nacht durchgeschlafen hätten und ihr beide damit auch endlich einmal eine ganze Nacht lang ungestört schlafen konntet. Wie geht es den Kindern denn heute, und wie geht es deinem Mann und dir?«
»Sehr gut. Andreas und Alexandra spielen gerade mit einigen Kindern draußen im Park, und Wolfgang übt mit einem Jungen ein Klavierstück ein, das der Kleine unbedingt lernen wollte. Na ja, und mir geht es auch bestens. Ich male noch immer fleißig, und meine Bilder verkaufen sich auch recht gut. Wie ist es denn bei euch? Aus Paulina muss inzwischen ja fast eine junge Dame geworden sein.«
»Junge Dame? Das ist wohl noch ein bisschen übertrieben«, erwiderte Ina lachend. »Paulina ist jetzt elf Jahre alt. Aber in den vergangenen drei Jahren ist sie natürlich gewaltig gewachsen. Carsten geht noch immer ganz in seinem Beruf als Restaurator auf. Im Augenblick arbeitet er für ein Schweizer Museum. Ein wertvolles Gemälde war bei einem Wasserrohrbruch beschädigt worden. Von diesem Schaden sieht man jetzt dank seiner Arbeit nichts mehr. Ich habe noch immer meine Galerie in Frankfurt und bin damit recht erfolgreich. Ach ja, Zuwachs haben wir vor gut zwei Jahren auch noch bekommen.«
»Tatsächlich?«, fragte Carola erfreut. »Das ist eine schöne Nachricht. Was habt ihr denn bekommen: Einen kleinen Sohn oder eine Tochter?«
Ina lachte herzhaft auf. »Nichts davon. Wir haben uns einen Hund angeschafft, einen schwarzen Labrador. Er heißt Rembrandt. Carsten hatte natürlich die Idee, den Hund nach dem berühmten Maler zu nennen. Rembrandt ist wirklich ein kluges Kerlchen. Paulina hat ihm eine Menge Tricks beigebracht und liebt ihn sehr. Das heißt, wir alle lieben unseren Rembrandt. Du lernst ihn demnächst bestimmt auch persönlich kennen. Wir haben nämlich vor, nach Wildmoos zu kommen und dich und deine Familie zu besuchen. Natürlich freuen wir uns auch auf Sophienlust, all die netten Kinder und Frau von Schoenecker. Unser letzter Besuch im Kinderheim liegt zwar schon lange zurück, ist mir aber noch sehr gut in Erinnerung geblieben. Ich hoffe, alle werden damit einverstanden sein, dass wir dich heimsuchen.«
»Du liebe Zeit, von einer Heimsuchung kann doch überhaupt keine Rede sein«, bemerkte Carola heiter. »Alle werden sich über euren Besuch freuen, am allermeisten natürlich ich und Wolfgang. Es ist schön, dass ihr kommt, und ich hoffe, dass ihr eine ganze Weile bleiben werdet.«
»Wir hatten an zehn bis zwölf Tage gedacht. Weißt du, in der Nähe von Maibach gibt es einen Kunstsammler, der mehrere alte Meister in seinem Besitz hat. Anfangs ist er sehr unerfahren gewesen, wie er uns gegenüber zugab, und hat die Werke nicht optimal behandelt. Dadurch sind Schäden entstanden. Es sind nur Kleinigkeiten, davon allerdings eine ganze Menge. Dieser Sammler möchte, dass Carsten die Bilder vor Ort restauriert. Er will seine Schätze nicht aus dem Haus geben. Da das Ganze in eurer Nähe ist, wollen wir euch natürlich unbedingt besuchen.«
Carola war begeistert. »Das ist schön. Noch schöner wäre es, wenn ihr euch entschließen könntet, in einem der Gästezimmer von Sophienlust zu wohnen. Dagegen wird hier sicher jemand einen Einwand haben, und nach Maibach ist es nicht weit. Ich nehme übrigens an, dass es sich bei dem Kunstsammler um Baron Wieland von Magenius handelt. Ich kenne ihn zwar nicht sehr gut, aber ich habe mir vor zwei Jahren einmal seine Sammlung ansehen dürfen, nachdem wir rein zufällig zusammengetroffen waren. Es sind wirklich wertvolle und kostbare Bilder dabei. Wann werdet ihr denn hier eintreffen? Das hast du mir bisher noch gar nicht gesagt.«
»Stimmt, das habe ich glatt vergessen. Wir würden gerne übermorgen kommen. Ist dir das recht?«
Carola bestätigte, dass ihr das sogar sehr recht war. Nachdem sie wenig später aufgelegt hatte, freute sie sich wie ein kleines Mädchen auf Ina Buchmachers Besuch und hoffte, dass diese mit ihrer Familie und dem Hund Rembrandt nicht in ein Maibacher Hotel oder den Gasthof in Wildmoos ziehen, sondern in Sophienlust bleiben und dort übernachten würden. Auf diese Weise blieb ganz bestimmt viel mehr Zeit, die sie zusammen verbringen konnten.
Für die elf Jahre alte Paulina würde es auch besser und interessanter sein, die Zeit in Sophienlust gemeinsam mit den hier wohnenden Kindern zu verbringen. In einem Hotel oder Gasthof würde sich ein Mädchen in ihrem Alter ganz bestimmt einsam fühlen und langweilen.
Carola fragte sich, ob Paulina wohl noch Erinnerungen an einige Kinder aus Sophienlust hatte. Vielleicht war ihr noch Pünktchen ein Begriff? Pünktchen, die heute fünfzehn Jahre alte Angelina Dommin, die wegen ihrer zahlreichen Sommersprossen Pünktchen genannt wurde, hatte Paulina erzählt, dass ihre Eltern bei einem Zirkusbrand ums Leben gekommen waren und Nick sie praktisch von der Straße aufgelesen und nach Sophienlust gebracht hatte. Paulina hatte damals dieser berührenden Lebensgeschichte gebannt gelauscht, daran erinnerte sich Carola deutlich.
Auch an die nun zwölf und vierzehn Jahre alten Geschwister Vicky und Angelika Langenbach, die ihre Eltern durch ein Lawinenunglück verloren hatten, würde Paulina sich möglicherweise erinnern können. Sie hatte nämlich selbst im letzten Winterurlaub eine Lawine aus der Ferne beobachten können, bei der zum Glück niemand zu Schaden gekommen war. Aber der Anblick war für das Mädchen ein beeindruckendes Erlebnis gewesen.
Nun, ob sich Paulina erinnerte oder nicht, fest stand, dass sie in Sophienlust mit Sicherheit ihren Spaß haben würde.
*
Als die Kinder von dem zu erwartenden Besuch erfuhren, freuten sie sich darauf. Martin Felder, ein zwölf Jahre alter Junge, der Tiere über alles liebte, sein Wissen darüber ständig erweiterte und später unbedingt Tierarzt werden wollte, freute sich besonders auf den Labrador Rembrandt, der angeblich eine Menge Tricks beherrschen sollte.
»Fast alle Labradors sind von Natur aus sehr lernfreudig und verstehen ungewöhnlich schnell, was von ihnen erwartet wird. Aber es gibt auch ganz besonders kluge Exemplare. Ich bin gespannt, ob Rembrandt eine von diesen Ausnahmen ist.«
»Ich mehr gespannt, ob Rembrandt sich vertragen mit Anglos und Barri«, ließ sich der sechsjährige vietnamesische Waisenjunge Kim vernehmen, der immer noch ein paar kleine, aber unbedeutende Sprachprobleme hatte. »Wenn wir haben Pech, Rembrandt nicht mögen Barri und Anglos und will beißen sie.«
»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, meinte Martin beruhigend. »Labradors sind ausgesprochen friedfertig. Außerdem wird Rembrandt nicht so dumm sein, sich mit einem starken Bernhardiner wie Barri oder einer riesigen Dogge wie Anglos anzulegen, denen hier dieses Revier gehört. Du wirst schon sehen, dass die drei Hunde friedlich miteinander umgehen und wahrscheinlich sogar fröhlich miteinander spielen werden.«
Kim schaute Martin vertrauensvoll an und nickte zufrieden. Er wusste genau, wie gut der Zwölfjährige sich mit Tieren auskannte, und vertraute seinem Urteil. Bis jetzt hatte Martin sich noch nie getäuscht, wenn es um Tiere gegangen war.
Carola hatte sich im Biedermeierzimmer eingefunden, in dem Nick gerade ein Gespräch mit seiner Mutter führte. Es ging dabei um das Studium, das er demnächst beginnen wollte. Natürlich hätte er in eine Universitätsstadt übersiedeln können, aber das wollte er nicht. Da er nun volljährig war, fühlte er sich für Sophienlust verantwortlich und wollte hier so viel Zeit verbringen wie nur möglich. Deshalb war Nick entschlossen, ein Fernstudium zu beginnen, wobei ihm das Studienfach Kinderpsychologie am meisten interessierte. Wie schon so oft in den letzten Wochen sprach er mit seiner Mutter über dieses Thema und freute sich, dass diese ihn in seinem Vorhaben unterstützte.
»Darf ich einen Moment stören?«, erkundigte Carola sich, als sie den Raum betrat. Nach einer einladenden Geste von Nick und Denise nahm sie Platz und berichtete von dem bevorstehenden Besuch.
»Ich habe Ina spontan angeboten, dass sie mit ihrer Familie und ihrem Hund in Sophienlust übernachten kann. Das ist vielleicht ein bisschen voreilig gewesen, weil ich darüber ja gar nicht entscheiden darf.« Carola schaute Denise fragend an. Dann besann sie sich, und ihr Blick richtete sich mit einem etwas verlegenen Lächeln auf Nick:
»Es tut mir leid, Nick. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass du es bist, der jetzt die Zügel in Sophienlust in der Hand hält. Deshalb muss ich dich natürlich fragen. Hast du etwas dagegen, dass Ina Buchmacher mit ihrer Familie und ihrem Hund hier in Sophienlust in einem Gästezimmer übernachtet? Sie möchte ungefähr zehn Tage bleiben.«
»Ja, dagegen habe ich tatsächlich etwas«, erwiderte Nick und grinste dabei. »Ein Gästezimmer wird für drei Leute und einen Hund nicht ausreichen. Der Besuch wird beide Gästezimmer benötigen, wenn es nicht zu eng werden soll. Selbstverständlich stehen die Gästezimmer zur Verfügung. Carola, deine Freunde sind auch unsere Freunde und in Sophienlust jederzeit willkommen.«
Denise von Schoenecker bedachte ihren Sohn mit einem wohlwollenden und zufriedenen Blick. Sie sah sich in ihrer Erziehung bestätigt. Nick hatte sich genauso entwickelt, wie sie es sich gewünscht hatte. Ja, er war jetzt volljährig und hätte rechtlich auch gegen ihren Willen und ihren Rat Entscheidungen treffen können. Zahlreiche junge Leute in Nicks Alter hätten diese Situation ausgenutzt und wären vielleicht auch ein bisschen selbstherrlich geworden. Aber Nick war aus anderem Holz geschnitzt. Er kannte seine Rechte und die Macht, die ihm durch seine Volljährigkeit verliehen worden war. Sein Verantwortungsbewusstsein war dadurch spürbar gestärkt worden. Dennoch wusste er genau, dass er noch relativ unerfahren war und oft den guten Rat seiner Mutter benötigen würde. Außerdem wollte er Sophienlust genau so weiterführen, wie seine Mutter es immer getan hatte: freundlich, offenherzig und ohne den geringsten Hauch von Überheblichkeit. Eigentlich sollte sich nichts ändern, abgesehen davon, dass er nun ganz offiziell sein Erbe angetreten hatte.
Zufrieden verließ Carola das Haus und strebte ihrer Wohnung zu, die in einem Anbau lag.
Dabei überlegte sie, wie sie Ina, Carsten und Paulina eine Freude machen konnte, und entschloss sich, einen Apfelkuchen zu backen. Der gelang ihr immer besonders gut und erfreute sich überall allgemeiner Beliebtheit. Ina und ihrer Familie würde er ganz sicher auch schmecken.
*
Paulina freute sich darauf, mit ihren Eltern nach Sophienlust zu fahren. Die großen Ferien waren noch nicht zu Ende. Deshalb konnten sie diese Reise problemlos unternehmen. Zwar hatte die Elfjährige mit ihren Eltern schon zwei Wochen Urlaub im Süden von Spanien bei Malaga verbracht, aber auf Sophienlust freute sie sich sehr. Paulina konnte sich noch recht gut an den letzten Besuch vor etwa drei Jahren erinnern.
Nick, der ja eigentlich Dominik von Wellentin-Schoenecker hieß und der Besitzer des Kinderheims war, hatte ihr alles gezeigt, was sehenswert war. Dazu gehörte auch der Wintergarten, in dem ein bunter Papagei wohnte, der auf den Namen Habakuk hörte. Der kluge Vogel war schon nach wenigen Minuten in der Lage gewesen, Paulinas Namen zu sprechen. An einige Kinder, die dauerhaft in Sophienlust wohnten, konnte sich das Mädchen ebenfalls erinnern und an die Pferde und Ponys, die zum Haus gehörten und von den Kindern geritten werden durften. Richtig schön war es in Sophienlust gewesen, und ein Kind, das keine Eltern mehr hatte, konnte sich glücklich schätzen, dort leben zu dürfen.
»Du kommst natürlich mit uns nach Sophienlust«, erklärte Paulina ihrem Hund Rembrandt. »Dir gefällt es dort ganz bestimmt, und du kannst den Kindern zeigen, welche Tricks ich dir beigebracht habe. Ich hoffe, du wirst mich nicht blamieren und gerade einmal keine Lust haben, die Tricks vorzuführen. Das wäre nicht schön.«
Rembrandt zuckte mit den Ohren und lauschte Paulinas Worten, ohne den Sinn genau zu verstehen. Er hielt den Kopf schief und blickte sie so treuherzig an, dass sie schmunzeln musste.
»Ich glaube, du wirst mich nicht blamieren«, bemerkte Paulina und hielt Rembrandt eine Handfläche entgegen. »Gibst du mir dein Wort darauf, dass du mich nicht im Stich lassen wirst?«