Professor Zamorra 1011 - Manfred H. Rückert - E-Book

Professor Zamorra 1011 E-Book

Manfred H. Rückert

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Beschreibung

Der kleine Mann erschien wie aus dem Nichts heraus. Mit einem Mal befand er sich in der Talsenke, in der der Turm stand. Neugierig und bewundernd blickte er zur mehrere hundert Meter hoch aufragenden Spitze des Bauwerks empor. Konnte er hier wirklich eine weitere Spur entdecken? Er befand sich schon viele Jahre auf der Suche nach seinem Herrn. Und irgendwann musste er ihm doch einmal näher kommen. Er zuckte zusammen. Hatte er dort hinten nicht einen Schatten wahrgenommen? Er war sich dessen nicht sicher und nahm sich vor, die Umgebung genauer zu beobachten. "Aufpassen, Gwydd!", rief sein Begleiter, ein etwas mehr als faustgroßer, schwebender Irrwisch. Der Leprechaun nahm noch wahr, dass sein Begleiter floh. Dann senkte sich Dunkelheit über ihn.

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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Impressum

Krieger des Lichts

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Jürgen Speh

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-4901-3

www.bastei-entertainment.de

Krieger des Lichts

von Manfred H. Rückert

Der kleine Mann erschien wie aus dem Nichts heraus. Mit einem Mal befand er sich in der Talsenke, in der der Turm stand. Neugierig und bewundernd blickte er zur mehrere Hundert Meter hoch aufragenden Spitze des Bauwerks empor.

Konnte er hier wirklich eine weitere Spur entdecken? Er befand sich schon viele Jahre auf der Suche nach seinem Herrn. Und irgendwann musste er ihm doch einmal näher kommen.

Er zuckte zusammen. Hatte er dort hinten nicht einen Schatten wahrgenommen? Er war sich dessen nicht sicher und nahm sich vor, die Umgebung genauer zu beobachten.

»Aufpassen, Gwydd!«, rief sein Begleiter, ein etwas mehr als faustgroßer, schwebender Irrwisch.

Der Leprechaun nahm noch wahr, dass sein Begleiter floh.

Dann senkte sich Dunkelheit über ihn.

Mitte Oktober 2012

Beim vierten Schrei des Lakxas zuckte Thorgaard zusammen. Der hünenhafte muskulöse Krieger suchte mit seinen Blicken den Horizont ab. Eine große blaue und davor eine kleine weiße Sonne schienen von einem fremden, schmutzig grauen Himmel herab. Thorgaard atmete tief ein. Die würzig riechende Luft auf der Hochebene von B’oran empfand er als erfrischend. Er machte ein paar Schritte nach vorn. Die Schwerkraft hier war geringfügig kleiner als auf der Straße der Götter, aber das bemerkte er nicht. Dieser Unterschied konnte nur mit den entsprechenden Instrumenten gemessen werden.

Er atmete auf. Der Schrei des eselähnlichen Lasttiers hatte sich also nicht auf einen Angreifer bezogen, noch nicht einmal auf einen Artgenossen. Man konnte hier auf der Hochebene des fremden Planeten, den er seit einigen Tagen erforschte, nicht vorsichtig genug sein.

Vor allen Dingen musste er sich vor den Ta’sean hüten, halbintelligenten Wesen mit Raubtierköpfen auf kurzen muskulösen Hälsen. Sie waren in der Lage, sowohl auf allen vieren zu gehen als auch nur auf den Hinterbeinen. Ihnen war die Gefährlichkeit anzusehen. Die dunklen Augen, das messerscharfe Gebiss sowie der muskulöse Körper sprachen für sich.

Thorgaard wusste, weshalb er Abstand zu den Ta’sean hielt. Auch wenn er sich erst seit wenigen Tagen auf K’oandar befand, machte er nicht den Fehler, unvorsichtig zu werden.

Vor allen Dingen durfte er sich nicht allzu weit von der Regenbogenblumenkolonie entfernen, über die er hierher gekommen war. Im Notfall konnte er über die Transportblumenverbindung wieder von diesem Planeten verschwinden.

Dazu musste er in Noord-wystliche Richtung gehen. Die Straße der Götter hatte einst fünf Himmelsrichtungen besessen: Noord, Oyst, Soyst, Wooyst, Wyst. Dabei entsprach Noord etwa unserer gebräuchlichen Richtung Nord. Thorgaard benutzte selbst über dreizehn Jahre nach der Zerstörung seiner Heimatwelt immer noch die gewohnten Ausdrücke. Aber das war auch kein Wunder, denn meistens war er allein unterwegs. Er besaß keinen Grund das gewohnte Vokabular zu wechseln.

Thorgaard gehörte zu den wenigen Überlebenden, die von Zeus, Apollo und einem dritten Gott während der Zerstörung der Straße der Götter überallhin versetzt worden waren, um die Katastrophe zu überleben. Wohin die meisten seiner damaligen Mitbewohner in den Weiten des Multiversums verschwanden, wusste er nicht. Deshalb versuchte er, sie mithilfe der Regenbogenblumen zu finden. Das interstellare Transportsystem, ein Netzwerk, ähnlich einer Reihe von Transmitterabstrahl- und empfangsstationen, war einzigartig. Nur auf diese Weise konnte er zu anderen Welten reisen und nach seinen Artgenossen suchen. Die Verbindung beruhte nach seinen Informationen jedoch auf Magie und nicht auf Technik.

Mit einem Mal erfüllte ihn eine eigenartige Unruhe. Er stieg auf den Rücken des Lakxas und trieb das Tier an, zurück zu der Blumenkolonie von B’oran zu gehen. Irgendetwas Außerordentliches würde geschehen, dessen war er sicher. Thorgaard war ein erfahrener Kämpfer, er konnte sich auf sein Gefühl verlassen. Abgesehen davon war er immer gut gefahren, wenn er seinem Gespür vertraut hatte. Nur wusste er natürlich noch nicht, was das Außergewöhnliche sein würde.

»Ich werde es schon noch herausfinden«, murmelte er fatalistisch und bemerkte nicht, dass er seine Gedanken ausgesprochen hatte. Da er zumeist allein unterwegs war, hatte er sich das angewöhnt, um wenigstens manchmal eine Stimme zu hören. »Beim ORTHOS und beim verfluchten Land Grex.«

Der ORTHOS – das »Dämonennest«, wie es die Menschen bezeichneten, die damals den Göttern des OLYMPOS gehuldigt hatten – war einst Heimstatt der dunklen Götter gewesen, wie sich die Dämonen auch nennen ließen. Es war der Hort jener, die schon früh in Opposition zu Zeus und seinen Mitstreitern gegangen waren und sich um den Dämon Abbadon scharten.

In Wirklichkeit war der ORTHOS ein gigantischer Kristall in den Bergen sooystlich von Trollheim und noordlich von Aronyx gewesen, der Hauptstadt des Reiches Grex. Im Innern dieses dunklen Kristalls lebten die dunklen Götter, die Kinder Thuollas, der Herrscherin der Tiefe.

Grex selbst galt als das Land der Bösen. Und das war Grund genug für die Bewohner des OLYMPOS, die Bezeichnung »Grex« als Schimpfwort zu gebrauchen und ein »verflucht« voranzustellen.

Aber das war alles schon lange Geschichte, seit die Flotte der Dynastie der Ewigen unter dem Kommando ihres Erhabenen Yared Salem die Straße der Götter vernichtet hatte. Vordringlich kamen sie, um Salems Vorgänger Zeus zu töten, denn es durfte immer nur einen ERHABENEN geben.

Thorgaard hatte damals nur den Angriff mitbekommen. Er hatte versucht zu fliehen, obwohl es keinen Schutz gab. Und mit einem Mal befand er sich in einer anderen Welt. Seine Gefährtin, die sich vor dem Verschwinden neben ihm befunden hatte, schien auf einem anderen fremden Planeten gelandet zu sein, denn er fand keine Spur von ihr.

Im schlimmsten Fall hatten es die drei Götter nicht geschafft, sie zu retten und sie war beim Untergang der Straße der Götter gestorben.

Der Hüne hatte Jahre gebraucht, um sich mit der Situation zu arrangieren. Wenn ihn etwas innerlich bewegte, dann »redete« er immer noch mit seiner Gefährtin und bildete sich ein, dass sie ihm Antwort auf seine Fragen gab.

Die wenigen anderen mit ihnen gemeinsam versetzten Menschen aus der Straße der Götter hatten Thorgaard beschworen, bei ihnen zu bleiben. Aber nachdem Sáirana verschollen ging, hielt ihn nichts. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, andere ehemalige Bewohner des OLYMPOS zu finden und alle zusammen auf die Welt bringen, auf der er damals gestrandet war – in der Hoffnung, dass er dabei Sáirana finden würde. Bisher hatte er 253 seiner Leute wiedergefunden und zur Zusammenführung der Familien gebracht. Dagegen standen sieben ehemalige Bewohner der Straße der Götter, die unter keinen Umständen aus ihrer neuen Umgebung herausgerissen werden wollten. Kein Argument Thorgaards konnte sie davon überzeugen, mit ihm zu gehen.

Mehrere Jahre lang hatte ein ehemaliger Händler Thorgaard begleitet. Doch nachdem sich sein Begleiter bei einer Prostituierten entweder beim wandernden Park auf Karenja oder kurz darauf bei den Fliegenden Bergen auf Kasooun mit dem Weichen Fieber angesteckt hatte, einer schnell zum Tode führenden Geschlechtskrankheit, verfiel er innerhalb weniger Tage.

Seitdem war Thorgaard wieder allein unterwegs.

Bei den geschützt am Fuß der Berge stehenden Regenbogenblumen angelangt, stieg er vom Lakxa und beobachtete die Umgebung. Er bemerkte nur einige Vögel, die in mehreren Hundert Meter Entfernung hoch flogen und krächzten. Es handelte sich um eine Art Aasfresser, soviel hatte Thorgaard bisher herausgefunden. Lebende Wesen griffen sie weder an noch beachteten sie sie.

Leicht verunsichert darüber, dass ihn sein Gefühl augenscheinlich getrogen hatte, strich der Zweimetermann die mehr als schulterlangen dunklen Haare zurück. Er trug eine Art kurze Hose aus Fell, sowie die dazugehörigen Stiefel. Ein bis zu den Waden reichender Umhang aus Syntho-Tex von Tasinth vervollständigte die Kleidung. Ein Dolch und ein Halbschwert steckten in dem breiten Lederband, das sich von einer Schulter bis zu den Hüften zog. Thorgaard war genügsam. Alles was er sonst benötigte, passte in eine lederne Umhängetasche.

Er besaß nur wenig, somit konnte ihm auch kaum etwas gestohlen werden.

»Langsam scheine ich doch ein wenig wunderlich zu werden, Sáirana«, brummte er und schüttelte den Kopf. »Bisher konnte ich mich auf mein Gefühl verlassen, aber heute hat es mich zum ersten Mal getrogen.«

Bei ähnlichen Fällen früher hätte ihn seine Gefährtin angelächelt und eine leicht spöttische Bemerkung gemacht. Aber Sáirana würde vielleicht nie wieder irgendetwas sagen.

Es tat immer noch unendlich weh, an sie zu denken. Selbst nach so langer Zeit.

Thorgaard schloss kurz die Augen und atmete tief ein. In Gedanken befand er sich wieder in der Vergangenheit. Was hatte Sáirana ihm stets geraten, wenn er ruhelos war?

»Sei nicht so ungeduldig, Liebster«, hätte sie gesagt. »Überlege zuerst, ob es vielleicht an dir liegt.«

»Überlege zuerst, ob es vielleicht an dir liegt«, wiederholte er leise. Er presste die Lippen zusammen und öffnete die Augen wieder.

Der Rat war leichter gesagt als getan. Außer seinem Gefühl fehlten ihm sämtliche Anhaltspunkte.

Ein Flüstern senkte sich in seine Gedanken. Zuerst fast unbemerkt, wie ein ständig präsentes Hintergrundrauschen, das man nicht mehr wahrnimmt. Langsam nur nahm es an Intensität zu, als hätte jemand einen Lautstärkeregler betätigt. Als er es bemerkte, wurde es wieder leiser.

Es handelte sich bei diesem Flüstern nicht um Worte im eigentlichen Sinn, sondern eher um eine bildliche Information.

Thorgaard verstand die Botschaft auch ohne akustische Erklärung. Jemand rief um Hilfe und hatte ihm – oder jedem anderen, der die Benachrichtigung erhielt – die Koordinaten dazu übermittelt, wo diese Hilfe gebraucht wurde.

Der Krieger überlegte nicht lange. Er entschied sich dazu, dem Hilferuf zu folgen. Er wusste nicht, wie lange der Rufer noch aushalten konnte. Und vielleicht befand sich bei ihm sogar ein Überlebender aus der Straße der Götter. Aus Erfahrung wusste er, dass die Wahrscheinlichkeit dafür rein rechnerisch nur minimal einzuschätzen war.

Falls sie überhaupt vorhanden ist.

Aber auch bei ihm starb die Hoffnung zuletzt. Und sollte die Suche ergebnislos verlaufen, konnte er die alte Spur wieder aufnehmen. Über die Regenbogenblumenverbindung konnte er jederzeit wieder nach K’oandar zurückkehren.

Thorgaard gab dem Lakxa einen Klaps auf das Hinterteil und sah dem Lasttier nur kurz nach, als es den Weg dorthin verschwand, von wo sie gerade hergekommen waren. Dann trat er zwischen die mannshohen Blütenkelche der in allen Farben des Spektrums schillernden Regenbogenblumen und ließ sich dorthin transportieren, wo der Hilferuf ausgestoßen wurde.

Die Luft um ihn herum flimmerte leicht, gerade so, als würden hier hohe Temperaturen herrschen. Und dann befand er sich nicht mehr auf dieser Welt.

***

Thorgaard vernahm den Hilferuf nicht allein. Zwei andere Wesen folgten ebenfalls der Flüsterbotschaft. Wesen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten – von ihrem Charakter her und vom Aussehen.

»Ziemlich unvorsichtig von uns, allein auf ein telepathisches Raunen hin auf eine fremde Welt zu kommen«, gab Arr Katt in seiner knarrenden Sprechweise zu bedenken, nachdem sie sich orientiert und die nächsten Schritte abgesprochen hatten. Der Sauroide lief in dem typischen, eigenartigen Schaukelgang, der Menschen an aufrecht gehende Krokodile erinnerte; wenn es sie auf der Erde denn wirklich gegeben hätte. Er trug graue Kleidung, die an einen Jogginganzug erinnerte. »Ohne atembare Atmosphäre könnten wir nicht lange überleben. Was, wenn hier Methan oder Ammoniak vorherrschten? Oder wenn dies ein luftleerer Mond wäre?«

Sein Begleiter schüttelte den Kopf.

»Die Unsichtbaren haben die Regenbogenblumen nur dort gepflanzt, wo sie auch ohne Schutzanzug überleben konnten. Alles andere würde keinen Sinn ergeben«, widersprach Gevatter Tod. Der alte Mann verdiente seinen Namen zu Recht, denn er sah genauso aus, wie man sich gemeinhin den Sensenmann vorstellte. Dabei täuschte sein Aussehen. Der hochgewachsene Mann wirkte wesentlich älter und gebrechlicher, als er wirklich war.

Mit richtigem Namen hieß er Padrig YeCairn, aber da sein Schädel eher einem mit Haut überzogenen Totenkopf glich und sein Körper hager und klapperdürr wirkte wie bei einem Knochengestell, wurde er seit vielen Jahren meistens nur »Gevatter Tod« genannt.

Der Name selbst besaß nichts Abfälliges oder Beleidigendes. Im Gegenteil, der ehemalige Kriegerausbilder und jetzige Heiler und Philosoph wurde auf dem Silbermond stets mit Hochachtung behandelt. Er hielt Kämpfen immer für das Eingeständnis eines Versagens. Es gehörte seiner Meinung nach auf jeden Fall nicht viel Intelligenz dazu, einen Schwächeren zu überrennen. Sein Rat wurde gesucht und geschätzt – selbst von seinen Gegnern. Gab es eine bessere Anerkennung für einen Mann seiner Art?

Einst war er ein Ausbilder von Kriegern gewesen; der beste, über den sein Volk jemals verfügte. Wenn man beobachtete, wie er sich bewegte – immer kontrolliert, stets vorsichtig, sorgfältig, trotzdem erstaunlich schnell und gewandt –, wusste man ihn schon bald als äußerst gefährlich einzuschätzen.

»Wir haben bis jetzt nur Welten vorgefunden, die vom Sauerstoffgehalt und der Schwerkraft her für uns geeignet waren«, setzte YeCairn hinzu. Die dünne weiße Leinenkleidung war für eine stärker gebaute Person gedacht. Er wirkte, als würde er sich darin verlieren. »Alle dieser Daten bewegen sich bisher in gewissen Grenzen, die weder unter- noch überschritten wurden. In diesem einen Punkt vertraue ich den Unsichtbaren.«

Arr Katt klapperte mit Ober- und Unterkiefer seines langen Echsenmauls. Bei Sauroiden war das ein Zeichen, dass sie mit dem Gehörten nicht ganz einverstanden waren. Da er keine Argumente gegen YeCairns Folgerungen hatte, verhielt er sich ruhig.

Er beobachtete die Umgebung. Auf einem unbekannten Planeten war es wichtig, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Sie waren weder mit der Flora noch der Fauna vertraut, und jeder kleine Fehler in ihrem Verhalten konnte der letzte sein. Immer wieder tauchten die gleichen Fragen auf: Gab es Eingeborene, die ihnen feindlich gesinnt waren? Welche Tiere waren gefährlich, welche nicht? Gab es ebenso genießbare wie ungiftige Früchte?

Mit der Zeit hatten sie sich ein bestimmtes Verhalten antrainiert, wie sie beim ersten Besuch auf einer anderen Welt vorgehen mussten. Zusätzlich hatten YeCairn und die beiden obersten Sauroiden, Tempelherr Tzakk Rakko und Sicherheitschef Korr Takkon, zu diesem Thema vor der Expedition einen Kodex zusammengestellt.

Die Regenbogenblumen standen, vor Unwetter und Tieren geschützt, am Rand eines Gebirges. Auf der einen Seite bekamen sie genug Sonne ab, andererseits konnte man nur schwer zu ihnen vordringen. Die Unsichtbaren hatten ihre Transportmittel so gut es ging geschützt. Aber so war es auch auf allen anderen Welten gewesen, auf denen die beiden ungleichen Wesen ihre Suche begonnen hatten. Und in der Nähe der Transportblumen fingen sie auch den telepathischen Hilferuf auf.

»Wir sollten die Schwebeplatte benutzen und die nähere Umgebung erforschen«, schlug Arr Katt vor und fuhr mit der Zunge über die scharfen, spitzen Zahnreihen. Auf dem Silbermond war er einer der Teamleiter von Takkons Sicherheitstruppe. Entweder gehorchte er seinem Vorgesetzten oder er gab Befehle an seine Untergebenen weiter. Die Rolle des gleichberechtigten Forschers zu spielen, fiel ihm nicht leicht.

YeCairn nickte. Er kratzte sich am Hinterkopf und blickte in den blauen Himmel, an dem nur wenige weiße Wolken zu sehen waren. Eine gelbe Sonne schien über der noch namenlosen Welt. Die Temperaturen waren sowohl für den Menschen als auch für den Sauroiden angenehm. Ein warmer Wind wehte hier oben und ließ sie die Nässe und Kälte vergessen, die auf dem letzten Planeten vorherrschten, den sie besucht hatten. Das war noch keine Stunde her.

Vor ihnen erstreckte sich ein langes Tal, in dem Wälder mit unbekannten Bäumen standen. YeCairn atmete tief ein. Einige Büsche, die in der Nähe standen, verbreiteten einen feinen Duft, der den alten Heiler an eine Mischung aus Birne und Beeren erinnerte.

Er widerstand dem Verlangen, die kleinen schwarzen Früchte zu sammeln. Noch hatten sie genug eigene Vorräte. Und vor einem ersten Verkosten der hiesigen Lebensmittel würden sie zuvor erst Untersuchungen durchführen müssen.