Professor Zamorra 1018 - Manfred H. Rückert - E-Book

Professor Zamorra 1018 E-Book

Manfred H. Rückert

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Beschreibung

Ein heißer Wind wehte über die mit den Gebeinen besiegter Krieger übersäte Steinwüste. In diesem Teil der schwebenden Stadt wurde es nie richtig Tag, alles sah aus, als wäre es grau und verwaschen. Durch die Düsternis bewegte sich eine junge schwarzhaarige Frau. Von ihrem Standort aus konnte sie unmöglich den Palast der Herrscherin erblicken, denn das Pallan-Gebirge lag dazwischen. Dennoch schaute sie in genau diese Richtung. Ihre Lippen murmelten Beschwörungsformeln, doch kein Ton verließ ihren Mund; die Hände woben magische Muster in die Luft. Als Antwort auf ihre Beschwörungen entstand eine Windhose wie aus dem Nichts. Der Wirbelsturm umhüllte die Frau innerhalb von Sekundenbruchteilen. Von einem Augenblick auf den nächsten schien sie nicht mehr zu existieren...

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Impressum

Herrin der Geisterstadt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Tang / Luserke

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-4908-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Herrin der Geisterstadt

von Manfred H. Rückert

Ein heißer Wind wehte über die mit den Gebeinen besiegter Krieger übersäte Steinwüste. In diesem Teil der schwebenden Stadt wurde es nie richtig Tag, alles sah aus, als wäre es grau und verwaschen.

Durch die Düsternis bewegte sich eine junge schwarzhaarige Frau. Von ihrem Standort aus konnte sie unmöglich den Palast der Herrscherin erblicken, denn das Pallan-Gebirge lag dazwischen.

Dennoch schaute sie in genau diese Richtung.

Ihre Lippen murmelten Beschwörungsformeln, doch kein Ton verließ ihren Mund; die Hände woben magische Muster in die Luft. Als Antwort auf ihre Beschwörungen entstand eine Windhose wie aus dem Nichts.

Der Wirbelsturm umhüllte die Frau innerhalb von Sekundenbruchteilen. Von einem Augenblick auf den nächsten schien sie nicht mehr zu existieren.

»Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.«

Psalm 127, 1

»Die Menschen wollen das Leben enträtseln. Mir aber macht erst sein Geheimnis das Leben schön und lebenswert.«

Alfred Kubin (1877 – 1959)

Österreichischer Grafiker und Autor

***

New York CityDer Übergang

Die Explosion hatte vom BIG APPLE BITE nicht mehr viel übrig gelassen. Der einstige Vampir-Club von Finn Cranston war nur noch ein besserer Rohbau. Rußschwarze Mauerreste stützten die teilweise eingestürzte Decke. Die breite Bar war Geschichte, und ihre Ruine qualmte unentwegt. Der Boden der Tanzfläche hatte sich unter der Hitze nach oben gebogen und bildete nun eine bizarr anzusehende halb versengte, halb verschmorte Kraterlandschaft. Die Luft roch nach Rauch, verbranntem Fleisch und Zerstörung.

»Und das Zauberwasser?«, fragte Nicole Duval, als Bürgermeister Finn Cranston die Überreste des BIG APPLE BITE verließ, bevor die Feuerwehr oder die Polizei hier auftauchen konnten. »Falls Cranston es noch hat, müssen wir ihm eine Probe abschwatzen und analysieren lassen!«

»Falls er es noch hat«, betonte ihr Gefährte, Zamorra deMontagne. Allerdings ging der Parapsychologe fest davon aus, dass der Vampir noch etwas von Linh Haos Vernichtungsmittel besaß.

»Komm«, sagte der Professor. »Gehen wir in Elektras Zimmer. Mal sehen, ob wir nicht doch noch ein, zwei Spuren finden, die uns mehr als das Nichts geben, das wir bis jetzt aus dieser Sache gewonnen haben.«

Seufzend folgte Nicole Duval seinem Vorschlag. Gemeinsam traten sie in die Schleuse. Die Tür zu Elektras Zimmer stand offen. Auch in diesem Raum, so sah der Professor schon von Weitem, herrschten Chaos und Zerstörung. Er winkte seine Gefährtin herbei. Das Wesen mit Ella Leeks Geisterkörper war nirgends zu sehen.

»Weißt du, was mir gerade einfällt?«, fragte Nicole plötzlich. »Was wurde eigentlich aus …«

Dann setzten sie den Fuß über die Schwelle zu Elektras Reich – und eine unbekannte Magie griff nach ihren wehrlosen Leibern! Es war, als hätte das mysteriöse Wesen Elektra noch ein letztes Erbe zurückgelassen, eine trotzige Rache für die, die sich erdreisteten, es zu überdauern. Die französischen Dämonenjäger konnten gar nicht schnell genug reagieren.

In einem Moment standen sie noch in den Ruinen der vampirischen Bar, im nächsten fanden sich an einem ganz anderen Ort wieder …

***

Einen Gedanken weit entfernt

… an einem Ort, an dem sie sich noch nie zuvor aufgehalten hatten. Das erkannten sie auf den ersten Blick; dazu sah er zu fremd aus.

Ein leichtes Schwindelgefühl, gemischt mit einem eigenartigen Ziehen in der Magengegend, erfasste die beiden Dämonenjäger. Jede räumliche Versetzung wirkte auf einen Körper ein und machte ihm zu schaffen. Manchmal wurde der Kreislauf stärker belastet, oft schwächer, ganz selten nur spürte man fast nichts. In diesem Fall trat die erste Variante ein.

Nicole Duval schwankte leicht und blickte Zamorra überrascht an. Sie hatte vergessen, was sie ihren Gefährten vor der Versetzung hatte fragen wollen. Sie beobachtete die Umgebung so genau wie möglich, ihre Hand fuhr automatisch vorsichtig in die Tasche ihrer modischen Jacke – dorthin, wo sich die magischen Waffen befanden.

»Wo sind wir denn hier herausgekommen?«, stieß sie hervor. Gleich darauf wurde ihr bewusst, dass sie darauf keine Antwort bekommen würde. Der Professor kannte die Lösung ebenso wenig wie sie. »Das ist so düster wie bei uns kurz vor dem Sonnenuntergang.«

Die Umgebung wirkte wie eine Mischung aus einer Tropfsteinhöhle und einem Burgsaal, in dem rauschende Feste gefeiert wurden. Der Boden war eben und mit Ziersteinen versehen, die zu einem Muster zusammengelegt waren, von der in mindestens zehn Meter Höhe liegenden halbkugelförmigen Decke hingen Stalagmiten, und an den Durchgängen zu den nächsten Räumen konnten sie sogar einige rötlich glühende Stalagnaten sehen; Verbindungen von Stalagtiten und Stalagmiten. Trotzdem waren die Temperaturen erträglich.

Im Hintergrund, etwas unterhalb der Decke, befanden sich mehrere fensterähnliche Öffnungen, durch die dämmeriges Licht hereinfiel und alles ein wenig unwirklich aussehen ließ. Durch das Leuchten der Tropfsteine wurden ihre beiden Schatten, die bei jeder Bewegung zu tanzen schienen, an die Wand geworfen.

Nicole sog die Luft stärker ein und rümpfte die Nase. »Anscheinend wurde hier seit Jahrhunderten nicht mehr gelüftet«, fand sie und deutete auf den Boden. Im hohen Staub konnte sie selbst bei den hier vorherrschenden Lichtverhältnissen deutlich die Abdrücke ihrer Schuhe sehen.

Sie standen beide in einem der Stalagnaten-Durchgänge und bemerkten, dass das Glühen nachließ, bis es schließlich nach wenigen Sekunden ganz erlosch. An der Temperatur veränderte sich nichts. Nur die Schattenspiele an der Wand hörten auf.

»Das dürfte auf das Verblassen von Elektras Magie zurückzuführen sein«, vermutete Zamorra. Er beobachtete ebenfalls die fremde Umgebung und stieß hörbar die Luft aus, als er bemerkte, dass sie alleine waren. »Wir können von Glück reden, dass uns kein Empfangskomitee begrüßt. Man könnte unser überraschendes Ankommen als feindlichen Akt werten.«

»Vielleicht wurden wir angekündigt«, mutmaßte seine Begleiterin, aber sie war von den eigenen Worten nicht sehr überzeugt. Sie strich die halblangen rotbraunen Haare mit den Händen zurück, eine Geste, die in diesem Fall Unsicherheit bedeutete.

Zamorra murmelte: »Hoffentlich nicht, ich lege keinen Wert darauf, gefangen genommen zu werden. Unsere Spuren sind ja unübersehbar.«

Der Parapsychologe nickte, er trat einen Schritt vor und betrachtete den Durchgang genau. Er holte die Kette mit Merlins Stern unter seinem Hemd hervor, nahm ihn vom Schnellverschluss und bewegte das Amulett an den Stalagnaten entlang. Unschlüssig schüttelte er den Kopf. »Solange die Verbindung stand, leuchtete der Rand des Durchgangs. Jetzt ist es hier magisch tot.«

Seine Gefährtin, Sekretärin und Kampfpartnerin gegen die Mächte der Finsternis war über die Konsequenz aus dieser Erkenntnis nicht gerade zufrieden.

»Das bedeutet, dass unser Rückweg abgeschnitten ist«, erkannte sie und kratzte sich ratlos im Genick. »Beam me up, Scotty«, sagte sie mit Galgenhumor und blickte kurz an die Decke. »Und falls das nicht klappt, sollten wir ein Weltentor erschaffen, Chef.«

Der Parapsychologe nickte, dann hängte er das Amulett an den Schnellverschluss und schob es unter das blaurot gestreifte Holzfällerhemd. Er schaute seine Gefährtin an.

»Wenn wir schlau sind, verschwinden wir so schnell wie möglich, Nici«, gestand der Professor langsam und mit einem gewissen Unterton. Die Situation, sich auf einer fremden Welt zu befinden, war ihm nicht neu – in der Vergangenheit hatten sie dabei schon des Öfteren schlechte Erfahrungen gemacht –, gerade deswegen wollte er so bedacht wie möglich agieren.

»Aber wir sind nicht etwa schlau, sondern im Gegenteil überaus neugierig«, sagte Duval und lächelte. Sie kannte doch ihren Gefährten. Trotz aller zur Schau getragenen Vorsicht konnte er nicht an Rätseln wie diesem vorbeigehen.

»Interessiert«, verbesserte Zamorra.

»Interessiert?«, wiederholte Nicole, und es hörte sich an wie ein Echo. Dabei fiel ihr auf, dass ihre Worte in diesem riesigen Saal nicht hallten. Es schien gerade so, als würden die Töne regelrecht aufgesogen. Und das hätte bei einem Bauwerk wie diesem schlecht möglich sein sollen. Dieser Raum sah eindeutig so aus, als sei er darauf ausgelegt, dass Worte verstärkt wiedergegeben wurden, ähnlich wie in einer Kirche.

»Interessiert klingt besser als neugierig, auch wenn es im Endeffekt das Gleiche ist«, erklärte der Meister des Übersinnlichen und lächelte.

»Du Besserwisser!« Nicole winkte ab. Ihr war nicht nach schlechten Witzen zumute. Sie zog das TI-Alpha aus der Innentasche ihrer Jacke und knipste mehrere Fotos des riesigen Saals für spätere Auswertungen. »Wir sollten lieber zusehen, dass wir hier herauskommen, wenn wir schon nicht sofort verschwinden wollen. Es macht mich nervös nicht zu wissen, wo wir gelandet sind. Wer weiß, welche Wesen sich auf dieser Welt aufhalten.«

»Auf jeden Fall Wesen, die genau wie wir Sauerstoff atmen«, erklärte Zamorra. »Und zumindest das beruhigt mich ein wenig.«

Duval steckte das TI-Alpha wieder zurück in die Tasche. Sie verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und zog das Genick ein. Dabei blickte sie sich suchend um. Innerhalb weniger Sekunden schienen die Temperaturen in diesem Tropfsteinburgsaal um mehrere Grad gefallen zu sein.

»Mir ist ebenfalls kälter geworden«, bestätigte Zamorra Nicoles Gefühl. »Keine Ahnung, an was das liegt.«

Die Kälte schien unter die Kleidung zu kriechen und langsam über die Haut entlang zu wandern. Das Gefühl war extrem unangenehm und ekelerregend. So ähnlich musste sich das zärtliche Streicheln eines Dämons anfühlen. Berührungen von Vampiren fühlten sich anders an, das wusste Nicole, seit sie vor knapp fünfzehn Jahren mit Tan Morano geschlafen hatte. Ihr gab zu denken, dass sich kein Höllenwesen hier aufhalten konnte, ansonsten wäre Zamorra durch Merlins Stern gewarnt worden. Es musste sich zumindest um jemand handeln, der Magie beherrschte.

Nicole Duval schloss ihre Jacke bis zum Hals. Viel nutzen würde es nicht, denn das Bekleidungsstück war eher bequem und modisch als wärmend.

»Jemand beobachtet uns!« Zamorra fluchte und sah sich um, doch er konnte niemand erkennen, der sich mit ihnen hier aufhielt. »Und das muss mehr sein als nur eine Person.«

Nicole presste die Lippen zusammen. Auch sie fühlte sich aus Hunderten von Augen angestarrt. Sie konzentrierte sich und versuchte, ihre geringe telepathische Gabe einzusetzen. Neben der Para-Fähigkeit, die Nähe Schwarzer Magie zu spüren, war sie Telepathin, allerdings mit dem Handicap, dass sie die Person unmittelbar sehen musste, deren Gedanken sie lesen wollte.

Sie schüttelte den Kopf, als sie Zamorras fragenden Blick bemerkte.

Nein, ich habe keinen Kontakt, sollte ihre Antwort bedeuten.

Die fensterähnlichen Öffnungen verschlossen sich blitzschnell und es wurde dunkel!

***

Zwei Tage zuvorDer Planet Exodus

Die drei Männer in den weißen Kitteln wirkten wie Fremdkörper unter den Versammelten im Turm, fand Thorgard. Der ehemalige Krieger aus der Straße der Götter war dem Ruf von Padrig YeCairn und Stuart Cook gefolgt. Letzterer war Wissenschaftler der Tendyke Industries und gehörte dem erweiterten Team von Artimus van Zant an. Hier auf Exodus war Cook der Ansprechpartner für Sauroiden und Silbermond-Druiden. Monica Peters hatte die drei Wissenschaftler auf eine Bitte von Padrig YeCairn hin auf die neue Heimat der Sauroiden geschickt.

Cook war einsachtzig groß, er besaß halblange lockige schwarze Haare und einen ebensolchen Schnauzbart. Die Fältchen um seine Augen bewiesen, dass der Wissenschaftler gern lachte. Eine Nickelbrille, in die er laut hinter vorgehaltener Hand kursierender Gerüchte unzählige Gimmicks eingebaut hatte, verlieh dem Mann aus Kalifornien ein seriöses Aussehen.

Thorgaard kannte sich nicht mit der Materie aus, an der Cook und seine Kollegen arbeiteten, dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen zu vertrauen. Die drei TI-Mitarbeiter zählten zu den besten IT-Leuten der Erde. Auf die Bitte von YeCairn hin hatten sie sich in den letzten Wochen mit dem Koordinator des Turms befasst, einer Art elektronischem Gehirn.

Der Koordinator hatte sich abgeschaltet, als die Sauroiden vor einigen Monaten den Turm erobert hatten. In mühsamer Kleinarbeit war es Cook und seinen beiden Kollegen inzwischen gelungen, an gewisse Speicherinhalte zu gelangen.

Auf einem der zahlreichen Bildschirme war die gelbe Sonne Trakkan zu erkennen. Mittlerweile wussten die Sauroiden einiges mehr über ihre neue Heimat, doch vor allen anderen Dingen wollten sie die Inhalte der Speicher kennenlernen. Der Turm, von dem immer noch nicht bekannt war, ob er einst ein Raumschiff gewesen war oder als Gebäude gedient hatte, stand schon seit Jahrtausenden hier, und in den Speichern mussten unzählige Informationen vorhanden sein, die das Überleben der knapp eine Million Sauroiden erleichtern würden. Das magische Niveau von Exodus bewegte sich ungefähr auf der gleichen Ebene wie beim Silbermond.

Die Umsiedlung war noch längst nicht abgeschlossen. Fast dreihunderttausend der Echsenwesen würden auf dem Silbermond zurückbleiben, darunter auch die kleine Schar der Krieger des Lichts, Sauroiden, die gegen ihre eigenen Leute arbeiteten. Sie hatten auf dem Silbermond eine Heimat gefunden und wollten diese nicht mehr verlassen. Aber auch das war für Thorgaard nur zweitrangig. Informationen über weitere Mitglieder der vor dreizehn Jahren vernichteten Straße der Götter oder über den Verbleib seiner verschollenen Gefährtin Sáirana konnte er nicht erhoffen, aber vielleicht erfuhr sein neuer Freund Gwydd ap Olwuun etwas darüber, wo sich sein Herr Kurodaan von Tranboon aufhielt. Der Sternenbaron galt seit mehreren Tausend Jahren als verschollen, und so lange suchte ihn ap Olwuun.

Thorgaard vermochte sich eine solch lange Zeit nicht vorzustellen, aber der Leprechaun Gwydd dachte als äußerst langlebiges Wesen in anderen Bahnen als der Mensch.

»… und haben uns im Auftrag von Mister YeCairn hin um diesen Koordinator gekümmert«, sagte Stuart Cook mit rauer Stimme. Thorgaard wusste mittlerweile, dass der TI-Mann andere Männer mit »Mister« anredete, aber dem Krieger war eine solche Ausdrucksweise fremd. Er redete alle intelligenten Wesen mit dem Vornamen an.

»… und sind in den Speichern auf Dateien, Bilder sowie Audio- und Video-Aufzeichnungen gestoßen«, resümierte der Wissenschaftler weiter. Thorgaard hörte nur halb hin, er verstand in dieser Hinsicht kaum ein Wort. Mit dem Kriegshandwerk kannte er sich aus, auch mit Ackerbau und Viehzucht, aber Computer, Laptops und dergleichen waren ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Lediglich die TI-Alphas, die Spezialhandys der Tendyke Industries, konnten ihn faszinieren. Sie waren klein und ihre Leistung erinnerte ihn oft an Zauberei.

Ein Ellenbogenstoß in die Rippen ließ Thorgaard zusammenzucken. Er blickte zur Seite und bemerkte, dass sich Gwydd ap Olwuun neben ihm niedergesetzt hatte. Sie bildeten ein ungleiches Paar: Thorgaard war knapp zwei Meter groß und athletisch, ap Olwuun maß nur einsfünfundzwanzig und war unglaublich dürr.

»Nicht träumen, Großer«, flüsterte der Leprechaun und lächelte. Seine Jacke und Hose waren Schwarzgrün, erst hier auf Exodus hatte er ein graues Hemd und neue Stiefel erhalten. Die fast schulterlangen roten Haare trug er als Dreadlocks. Ein roter Mongolenbart ging von der Oberlippe herunter bis zum Kinn. Er rückte seinen Stetson, Modell Diamond Jim, in den Nacken. Das teure Stück war weiß mit einem schwarzen Lederband. Den Hut hatte er dem auf Avalon von seinem eigenen Vater Asmodis getöteten Robert Tendyke abgenommen. Ein Toter benötigt keinen Hut mehr.

Der Krieger beugte sich zu ihm herunter, dabei streiften seine mehr als schulterlangen Haare den Hut seines Nachbarn, und hauchte: »Ich verstehe kaum ein Wort von dem, was Stu sagt. Da kann ich auch weiter träumen, ohne seinen Monolog zu stören.«

Ap Olwuun grinste, dabei leuchteten seine Augen, deren Farbe je nach Lichteinfall von Hellgrün zu grünbraun changierte. Er fuhr mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand über die leicht gebogene Nase.

»Ich glaube sowieso nicht, dass sie etwas herausgefunden haben, was uns beide betrifft«, verriet er. »Das wäre ein zu großer Zufall.«