Rache, heiß serviert - Hanna Julian - E-Book

Rache, heiß serviert E-Book

Hanna Julian

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Beschreibung

Fynn jobbt neben dem Studium in der Bibliothek. Als er Marlon eines Abends zwischen den Regalreihen beim Onanieren erwischt, erregt ihn das so sehr, dass er sich zu einem Machtspiel hinreißen lässt. Doch Marlon erhält die Gelegenheit, sich sinnlich zu rächen, und für Fynn steht schon bald fest, dass er mehr als nur sexuelles Interesse an Marlon hat. Aber der will plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben – und das kann eigentlich nur an den geheimnisvollen Narben liegen, die Marlon zeichnen.

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Inhaltsverzeichnis

1. Fynn

2. Marlon

3. Fynn

4. Marlon

5. Fynn

6. Marlon

7. Fynn

8. Marlon

9. Fynn

10. Marlon

11. Fynn

12. Marlon

13. Fynn

14. Marlon

15. Fynn

16. Marlon

17. Fynn

18. Marlon

19. Fynn

20. Marlon

21. Fynn

22. Marlon

23. Fynn

Impressum

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1. Fynn

Irgendwo hinter den Regalreihen hustete jemand. Kurz darauf folgte ein Niesen.

'Klar, Erkältungszeit. Statt goldenem Oktober jetzt schon ein Vorgeschmack auf graues, trübes Winterwetter', dachte Fynn und legte einen Bücherstapel auf den Wagen, um die Bände später wieder an Ort und Stelle sortieren zu können. Er half seit einigen Monaten in der Stadtbibliothek aus, und inzwischen war er zeitweise alleine dort zuständig und durfte sogar abschließen – vor allem, seit Jochen, der dafür eigentlich zuständige Bibliothekar, längerfristig erkrankt war. Fynn hatte wirklich Glück gehabt, als er sich erkundigte, ob er dort jobben dürfte. Die Arbeit machte ihm Spaß und der Umgang mit Büchern war genau sein Ding.

Ein älterer Mann mit roter Nase kam hinter der Regalwand hervor und legte Fynn einen Bildband über die Provence und ein Sachbuch über den Bau von Vogelhäusern hin, damit dieser sie als entliehen eintragen konnte. Mit einem weiteren Niesen verließ der Mann schließlich die Bibliothek. Fynns Blick ging zur Uhr.

Nur noch eine Viertelstunde bis er die Tür abschließen konnte und sein Dienst offiziell beendet war. Fynn würde trotzdem erst gehen, wenn er die Titel zurückgestellt hatte, die im Laufe der letzten Stunde abgegeben worden waren. Es gab Leute, die nannten ihn einen Pedanten – damit konnte er leben. Weniger gut leben konnte er mit den Leuten, die ihn eine Schwuchtel nannten. Allein das Wort klang schon gehässig, aber der Ausdruck in den Augen dieser Leute war das eigentliche Übel.

Fynn wusste nicht, warum er so viel Hass bei manchen Menschen hervorrief, obwohl er ihnen nie etwas getan hatte. Seine ganze Schulzeit über hatte er gelernt, dass alle Menschen gleich waren – alle dieselben Rechte hatten, und jeder so leben durfte, wie er wollte, sofern er niemand anderen dadurch in Schwierigkeiten brachte. Das war natürlich ziemlich naiv ausgedrückt, aber es traf in etwa den Kern von dem, woran er jahrelang geglaubt hatte. Das war allerdings auch noch vor seinem Coming out gewesen – und seitdem war nichts mehr so, wie zuvor.

Fynn schloss das Stempelkissen, als der große Zeiger der Uhr langsam auf die Zwölf zu kroch. Kurz vor Feierabend. Am nächsten Morgen würde er gemeinsam mit Elke Dienst haben. Elke war nett. Es machte ihm Spaß, mit ihr zusammenzuarbeiten. Das würde sicher wieder sehr entspannt werden und die Bibliothek wäre ohnehin nur bis mittags geöffnet.

Fynn sah vom Schreibtisch auf. Die Tür fiel hinter drei Bibliotheksbesuchern ins Schloss. Fynn glaubte, sie von der Uni zu kennen. Typen, die jeden ignorierten, der ihnen nicht in den Kram passte, aber sie hatten einen kurzen Abschiedsgruß gemurmelt – immerhin.

Fynn öffnete die Schublade und nahm den Schlüsselbund heraus. Es wurde Zeit, die Tür abzuschließen und einige der Lichter zu löschen. Es war nun genau 18.00 Uhr. Selbst wenn er die Bücher noch weg sortierte, blieb ihm immer noch genügend Zeit, um sich für den Rest des Freitagabends zu langweilen. Draußen prasselte der Regen an die Scheiben und dunkle Wolken zogen über den Himmel wie Vagabunden, die niemand gerne in seiner Nähe hatte. Vielleicht würde er sich später in die Wanne legen – mit einem guten Buch und einem Glas Wein. Immerhin verfügte seine mickrige Wohnung über eine Badewanne; so ziemlich der einzige Luxus, den sie zu bieten hatte. Er hatte eindeutig einen Fehlgriff getan, als er sie mietete, und lag seitdem mit dem Vermieter im Dauerclinch. Durch die Fensterrahmen zog es wie Hechtsuppe, an der Wohnungstür war die Türkette abgerissen, und die Heizungen erzeugten mehr Geräusche als Wärme, obwohl er sie schon zweimal entlüftet hatte. Dennoch war es sein Reich, in das er sich zurückziehen konnte und Ruhe fand. Zumindest, wenn die Nachbarn es zuließen. Die Gegend war nicht unbedingt die beste. Auf jeden Fall war sie ein herber Kontrast zu dem Villenviertel, in dem er aufgewachsen war. Ziemlich genau ein Jahr war es jetzt her, dass er seinen Eltern mitgeteilt hatte, dass er schwul war. Sein Auszug hatte dann ein halbes Jahr später stattgefunden, nachdem es absolut nichts mehr gab, das ihn noch zuhause gehalten hätte. Fynn war es bis jetzt ein Rätsel geblieben, warum seine Eltern ihn plötzlich wie einen Fremden ansahen. Er war doch immer noch der gleiche wie die zwanzig Jahre zuvor. Er hatte die selben Interessen, mochte die gleichen Speisen, sah immer noch gerne die Serien und Filme wie zuvor, und er studierte nach wie vor Mathematik. Aber irgendwie schien die Gleichung plötzlich nicht mehr aufzugehen. Für seine Eltern kam nicht mehr das gleiche Ergebnis heraus, nur weil er eine Variable aufgelöst hatte, von der sie keine Ahnung gehabt hatten, dass es sie gab. Natürlich hatte es daraufhin Gespräche gegeben ... die Fynn am liebsten aus seinem Gedächtnis eliminieren wollte. Bei seinem Vater hatte hauptsächlich der Zorn regiert, während seine Mutter eher auf vorwurfsvolle und tieftraurige Art reagiert hatte. Fynn konnte nicht sagen, welches Verhalten ihm mehr zu schaffen machte – die Mischung hatte ihm jedoch klargemacht, dass er von dort weg musste. Seine Eltern hatten dem auch überraschend schnell zugestimmt. Aus den Augen, aus dem Sinn, war wohl ihre Devise gewesen. Und es hatte sich bestätigt, denn außer, dass sein Vater ihm regelmäßig Geld überwies, hörte er nicht mehr viel von ihnen. Fynn fühlte sich, als habe man ihn in die Steinzeit zurückversetzt. War es nicht inzwischen gesellschaftsfähig, homosexuell zu sein? Gab es nicht genügend Künstler und sogar Politiker, die offen sagten, dass sie dem eigenen Geschlecht zugetan waren? Was war also daran so schlimm, wenn Fynn Dahlberg sich dazu bekannte, schwul zu sein? Warum der Aufstand, die Ignoranz, und zuletzt sogar die Anfeindung aus der Nachbarschaft und im Familienkreis? War er wirklich schuldig, weil er auf diese Art liebte? Fynn fand, dass dem nicht so sei. Und er teilte es allen mit – laut, aufbrausend, vielleicht etwas zu aggressiv. Zumindest war er das „Highlight“ des Gartenfestes seiner Eltern geworden, als er über Mikrofon der ganzen Bande die Meinung gesagt hatte. Und es war völlig untypisch für ihn gewesen, denn normalerweise war er eher ein zurückhaltender Typ, der seine Nase in mathematische Formeln oder wissenschaftliche Bücher steckte. Vermutlich hatten alle bis zu diesem Auftritt auf dem Sommerfest gedacht, er würde sich schon wieder einkriegen und in den Schoß der Heterosexualität zurückkehren, wenn sie ihm nur deutlich genug machen würden, dass es eine Schande war, schwul zu sein. Fynn hatte diese Menschen inzwischen hinter sich gelassen, aber er hatte einsehen müssen, dass diese Sorte überall lauerte – nicht nur in schmucken Villen am anderen Ende der Stadt, sondern nur ein Haus weiter, möglicherweise auch eine Etage unter ihm, oder vielleicht sogar direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Flurs. Praktisch überall begegnete ihm homophobe Ablehnung. Oftmals waren es nur unbedachte Äußerungen, die nicht einmal auf ihn persönlich abzielten. Aber er hörte sie alle. Und das Schlimmste war, er begann sich langsam daran zu gewöhnen.

*

Fynn löste die Bremsen des Bücherwagens und schob ihn zwischen die Regalwände. Da er das Licht in den hinteren Reihen angelassen hatte, konnte er genügend sehen. Er räumte den ersten Band von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften in die Lücke, dann schob er den Wagen einige Reihen weiter, um einen Manga an seinen Platz zurückzustellen. Kaum hatte er die Regalwand umkurvt, blieb er wie angewurzelt stehen. Es geschah nicht zum ersten Mal, dass er versehentlich einen Besucher einschloss, daher verließ er die Bibliothek auch nie, ohne zuvor noch einmal durch die Reihen zu gehen. Aber der Anblick, der sich ihm nun bot, war einfach skurril ... und ziemlich heiß! Ein junger, schwarzhaariger Mann hatte es sich breitbeinig auf dem Fußboden bequem gemacht, seine Knie waren leicht angewinkelt. Er war offenbar in einen erotischen Manga vertieft gewesen. Fynn ertappte ihn gerade noch dabei, wie er seine Hand schnell aus der Hose zog, die im Schritt deutlich ausgebeult war. Der Typ sah ihn erschreckt an. Er wurde erst blass, dann rot, schließlich sprang er auf, ließ den Manga fallen und rannte an Fynn vorbei in Richtung Ausgang. Völlig perplex hob Fynn den japanischen Comic auf, um zu sehen, ob er beschädigt war. Er starrte auf das Cover – ein Yaoi, stellte er überrascht fest. Und tatsächlich war eine Seite ziemlich verknickt, auf der es zwischen zwei Männern detailliert zur Sache ging. Fynns Augen überflogen die Zeichnungen, die einen heißen Blowjob darstellten. Er spürte, dass ihn die Darstellung selbst nicht kalt ließ.

»Kannst du mich vielleicht mal rauslassen«, hörte er plötzlich die Stimme des jungen Mannes. Fynn schlug sich gedanklich vor die Stirn. Klar, der Fluchtversuch hatte ja scheitern müssen, da er die Eingangstür bereits abgeschlossen hatte.

»Ich komme«, rief er und musste innerlich grinsen, weil die inzwischen erwachte Erektion in seiner Hose diese Aussage ganz sicher anders interpretieren wollte. Als er die Bücherwände hinter sich gelassen hatte und auf die Tür zuging, stand der Dunkelhaarige mit dem Rücken zu ihm. Fynn konnte ihm anmerken, dass er es kaum erwarten konnte, endlich zu verschwinden. Und plötzlich ritt ihn der Teufel. Er wusste selbst nicht genau, woher sein Sinneswandel kam, aber mit einem Mal hatte er entschieden, dem anderen nicht einfach so die Flucht zu ermöglichen, sondern ihn ganz im Gegenteil noch ein bisschen zappeln zu lassen.

»Du hast den Manga beschädigt. Hast du einen Bibliotheksausweis?«, fragte er mit fester Stimme. Ohne sich umzudrehen, schüttelte der andere den Kopf. Fynn fiel auf, dass dessen Haar im Nacken ziemlich lang war. An der Seite seines Halses war eine Ader hervorgetreten und pochte wild – entweder weil er nun Schiss hatte, Fynn in die Augen zu sehen, oder immer noch wegen der Ekstase beim Onanieren.

»Okay, dann werde ich deine Personalien aufnehmen. Du wirst das Buch ersetzen müssen.«

»Ich gebe dir das Geld, okay?«, fragte der andere hektisch. »Nein, das ist nicht okay. Du musst selbst Ersatz besorgen. Sag mir deinen Namen!« Endlich drehte der junge Mann sich um. Die braunen Augen suchten immer noch nach einem Ausweg. Er sah nicht schlecht aus, stellte Fynn fest, auch wenn auf seiner Wange eine deutliche Narbe zu sehen war. Am Hals war ebenfalls eine verheilte Verletzung zu erkennen, Fynn fragte sich, woher diese Blessuren stammen mochten. Mit Sicherheit war es unangenehm, so früh im Leben mit solchen Narben herumlaufen zu müssen. Fynn schätzte, dass der andere kaum älter als er selbst war. Eher jünger, aber das würde er schon noch herausfinden.

»Wie lautet dein Name?«, wiederholte er streng. Der andere zögerte, dann sagte er leise: »Marlon.«

»Marlon«, wiederholte Fynn und fügte amüsiert an: »Einen Nachnamen hast du doch bestimmt auch. Lass mich raten: Brando.«

»Lustig«, ließ der Dunkelhaarige sich ironisch vernehmen. »Wie dann?« »Schumacher. Marlon Schumacher.«

»Okay, Marlon, dann hätte ich jetzt gerne noch deine Adresse und Telefonnummer, danach darfst du gehen.« Fynn wandte sich um und ging zum Schreibtisch, um einen Zettel und Stift zu nehmen, den Schlüssel hatte er zuvor in seine Hosentasche gesteckt. Als er sich wieder umwandte, bemerkte er, dass Marlons Blick begehrlich zu seiner Hosentasche wanderte, dann ging der Blick des Dunkelhaarigen wieder zur Eingangstür.

»Vergiss es! Du kommst hier erst raus, wenn ich deine Adresse habe. Ich warte! Oder sollen wir lieber die Polizei dazu holen?« Fynn griff zum Telefonhörer. Er wusste, dass er übertrieb, aber Marlon schien so durch den Wind zu sein, dass er die Drohung für bare Münze nahm. Jedenfalls ratterte er nun schnell eine Adresse und Telefonnummer hinunter, von denen Fynn nicht sicher war, ob sie der Wahrheit entsprachen. Dennoch legte er den Hörer wieder auf und notierte fleißig.

»Wie alt bist du?«

»Achtzehn ... morgen«, erwiderte Marlon zögerlich. »Du hast morgen Geburtstag? Na sieh mal einer an. Und jetzt wolltest du wohl schon etwas vorfeiern«, sagte Fynn mit einem Grinsen. Der andere wurde wieder rot. Fynn stellte fest, dass ihm seine Rolle eine Menge Spaß machte. Er wusste, dass er gemein war, dennoch konnte er nicht aufhören. Der Abend hatte eine völlig unerwartete Wendung genommen, die ihm nicht nur gefiel, sondern die ihn auch ziemlich heiß machte. Er wollte mit diesem kitzeligen Gefühl noch etwas spielen – es richtig auskosten – auch wenn das bedeutete, dass er Marlon dafür noch mehr in die Enge treiben musste.

»Und, hast du dir hier schon öfter einen runtergeholt? Ich frage nur, weil ich die anderen erotischen Mangas wohl checken muss, ob Spermaflecken drin sind.«

Nun schwieg Marlon. Dann wandte er den Blick zu Boden und knirschte: »Nein, es war das erste Mal. Und ich habe überhaupt nichts gemacht. Lass mich jetzt raus. Ich kaufe das blöde Buch neu, versprochen.«

»Das „blöde“ Buch hat dich aber ganz schön scharf gemacht.« Fynn ließ die Aussage so im Raum stehen, um zu betrachten, wie Marlon sich wand. Noch nie hatte er bemerkt, dass er einen Hang dazu hatte, solch kleine Machtspielchen zu spielen, aber er fand Marlon in seiner hilflosen und beschämten Art einfach absolut sexy.

»Du hast meine Adresse, lass mich jetzt endlich raus«, forderte Marlon erneut. Seine Lippen bebten. Fynn stellte sich vor, wie sie sich um seine immer härter werdende Erektion schließen würden – ganz so, wie auf den Zeichnungen in dem Yaoi. Er grinste wegen der Bilder in seinem Kopf.

Plötzlich änderte sich der Ausdruck in Marlons Augen und seine Stimme klang fester. »Du machst mich doch nur fertig, weil du ein Problem mit Schwulen hast. Ja, ich bin beim Durchblättern eines erotischen Gay-Comics geil geworden. Wolltest du das hören? Hast du jetzt genug in der Hand, um mich fertig zu machen?« Von einer Sekunde zur anderen hatte das gemeine Spiel seinen Reiz verloren. Fynn starrte sein Gegenüber an und empfand Gewissensbisse, weil ausgerechnet er den Eindruck erweckt hatte, Schwule zu diskriminieren.

»Hey, das stimmt nicht! Ich habe nichts gegen Schwule«, erwiderte er schwach. Marlon verzog spöttisch den Mund. »Ne, ist klar ... Ich glaub dir kein Wort! Lass mich jetzt endlich hier raus, verdammt!« Fynn wusste nicht, was er sagen sollte, denn er war immer noch über dieses riesige Missverständnis schockiert. Er zog den Schlüsselbund aus der Tasche und fingerte so lange daran herum, bis er den Schlüssel für die Eingangtür gefunden hatte. Während er aufschloss, biss er sich auf die Lippe. Dann öffnete er die Tür weit, um Marlon den Weg freizugeben. Eigentlich hatte er geglaubt, dass der andere sofort hinausstürmen würde, aber das tat Marlon nicht. Stattdessen blieb er in der Tür stehen und sah Fynn direkt in die Augen.

»Es sind Typen wie du, die anderen das Leben zur Hölle machen. Und das nur, weil dir nicht in den Kram passt, wie sie fühlen, du homophobes Arschloch!«

Ehe Fynn etwas erwidern konnte, rannte Marlon nun doch plötzlich los. Ohne Jacke lief er einfach in den herbstlichen Regen hinaus. Er sprintete durch die große Pfütze, die sich immer neben den Fahrradständern bildete, sprang über das niedrige Gebüsch und hechtete dann quer über die Wiese, um das Bibliotheksgebäude herum, bis er aus Fynns Sichtfeld verschwand. Es dauerte einen Moment, bis Fynn sich aus seiner Starre lösen konnte. Er trat zurück und zog die Tür zu. Der Raum schien ihm plötzlich unerträglich still. Er drehte den Schlüssel im Schloss, lehnte sich dann mit dem Rücken gegen die Tür und murmelte: »Das ist ja wohl mal richtig scheiße gelaufen.

---ENDE DER LESEPROBE---