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Die Crew der Promet IV verlässt Katai. Vor ihrem Rückflug zur Erde startet sie bei einem Zwischenstopp eine gefährliche Bergungsmission am Wrack der Dschingis Khan. Bevor der Schwarze Prophet der Yikritschen den Erdmond verlässt, entsendet er mit Zustimmung des terranischen Militärrats die gesamte Eliminator-Flotte in ein Manöver. Dabei schmiedet er mit Wissen des Moraners Sok Tal einen letzten perfiden Plan. Dieser Roman enthält im Schlussteil die behutsam überarbeitete Kurzgeschichte des verstorbenen Promet-Autors Achim Mehnert aus dem Jahre 2000.
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Seitenzahl: 161
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In dieser Reihe bisher erschienen:
5101 Andreas Zwengel Mehr als tausend Lichtjahre
5102 Andreas Zwengel & Gerd Lange Geheiligte Spiele
5103 Andreas Zwengel Eisenfaust
5104 Andreas Zwengel Der Weiße Prophet
5105 Andreas Zwengel Im Tribunal der Häuser
5106 Andreas Zwengel Das Zeitenorakel
5107 Andreas Zwengel Die wahnhaften Künstler
5108 Andreas Zwengel Der Plan der Ehrenschwester
5109 Andreas Zwengel Die Vision der Propheten
5110 Gerd Lange & Achim Mehnert Requiem für Adamson
5111 Andreas Zwengel Die Jäger des Sternenkaisers
RAUMSCHIFF PROMET - STERNENABENTEUER
BUCH 10
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© 2024 Blitz Verlag
Ein Unternehmen der SilberScore Beteiligungs GmbH
Mühlsteig 10 • A-6633 Biberwier
Redaktion: Gerd Lange
Exposé: Gerd Lange
Titelbild: Mario Heyer unter Verwendung der KI Software Midjourney
Logo: Mario Heyer
Satz: Gero Reimer
5110 vom 14.09.2024
ISBN: 978-3-689-84074-7
Requiem für Adamson
Nachwort von Gerd Lange
Gerd Lange
Achim Mehnert
Im Anflug auf Hope II, 17.05.2107, 17:53 Uhr Bordzeit
Die N-1 geriet ins Trudeln, als wir uns der Planetenoberfläche durch die dichten Wolkenschichten näherten. „Verdammt!“, fluchte Jörn Callaghan, der das Beiboot steuerte. „Ich bekomme die Kiste einfach nicht unter Kontrolle!“
„Wo liegt das Problem?“, fragte ich meinen Ehemann.
„Die Schwerkraftabsorber arbeiten nicht korrekt und auch die Steuerung scheint zu blockieren. Irgendetwas stimmt mit der Tronik nicht“, rief er mit leichter Panik in der Stimme.
Wir wurden in unseren Sitzen hin und her geworfen. Zum Glück waren wir alle angeschnallt, sodass wir nicht herausgeschleudert werden konnten.
„Soll ich übernehmen, Jörn?“
Doch bevor er mir antworten konnte, meldete sich Anake Takagawa. Er führte gerade die Außenscans zu den aktuellen Parametern des Planeten durch. Die kompakte Wolkendecke hatte verhindert, exakte Daten über Temperatur, Luftbeschaffenheit und die vorhandene Strahlung erheben zu können. „Hier herrscht in den unteren Luftschichten ein richtiger Orkan mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 280 Stundenkilometern. Ich rate zu einem sofortigen Rückstart zur Promet.“
Wieder ging ein heftiger Stoß durch das nur zehn Meter lange Beiboot.
„Negativ“, sagte Jörn, und ich wusste nicht, ob das die Antwort auf meine Frage oder auf Takagawas Ratschlag war.
Doch nun fluchte auch unser Bordingenieur und Sicherheitsexperte Cyberjohn Cy Five, was gar nicht seine Art war, denn es gab weitere schlechte Nachrichten. „Ich messe starke Radioaktivität, viel stärker als bei unserem ersten Besuch. Wenn wir gelandet sind und es die Wetterverhältnisse zulassen, sollten wir nur mit den schweren Raumanzügen hinaus zum Wrack der Dschingis Khan.“
Jörn lachte auf. „Dazu muss ich uns erst mal sicher runter bringen.“
Damit hatte er mir quasi die Entscheidung abgenommen. Aus seiner Sicht gab es keine Notwendigkeit für einen Rückstart zur Promet IV, also überließ ich ihm auch den weiteren Flug durch den Sturm.
„Wir sollten aber unbedingt den Kombi-Schutzschirm aktivi…“
Cys Vorschlag kam zu spät, denn in diesem Moment schlug der Annäherungsalarm an und nur wenige Augenblicke später krachte ein riesiger Steinblock in die Bordwand. Es musste ein Trümmerteil aus der Ruinenstadt der Ureinwohner dieses Planeten sein, deren unbekannte Zivilisation vor rund 1.350 Jahren durch einen Angriff der Schwarzen Raumer vernichtet worden war.
Der riesige Klotz riss nicht nur die Außenhülle der N-1 weitflächig auf, sondern traf genau Jörns Arbeitsplatz und brach den Konturensitz meines Mannes aus der Verankerung.
„Jörn!“, schrie ich erschrocken auf.
Durch die entstandene Öffnung wirbelten die Sturmböen in das Beiboot und Unmengen an Dreck und Staub fluteten den Innenraum. So geriet das gesamte Schiff vollends aus der Flugbahn und stürzte unaufhaltsam durch den Orkan.
Über die Schreie von Takagawa, Vanessa Modesta und Szer Ekka hinweg hörte ich, wie Cy rief, dass er das Steuer übernommen hatte. Deshalb musste ich mich nicht darum kümmern und fand die Zeit, zu Jörn hinüberzusehen, der neben seinem zertrümmerten Steuerungspaneel am Boden lag. Er war noch immer in seinem Sessel angeschnallt, der über ihm lag und seinen Körper fast vollständig verdeckte. Ich konnte von meinem Platz aus einen Teil seines Hinterkopfes erkennen, der in einer Blutlache lag. Diese wurde durch den eindringenden peitschenden Wind und das Schlingern des Kleinstraumschiffs von seinem Körper wellenförmig weggetrieben und verteilte sich mit den Luftwirbeln immer mehr auf dem Boden.
Plötzlich überschlug sich die N-1 in dem herrschenden Sturm.Jörns Sitz hob mitsamt seinem Körper vom Boden ab und flog an mir und den anderen in Richtung der Triebwerke vorbei. Im selben Moment musste es wohl irgendjemandem an Bord gelungen sein, den Schutzschirm zu aktivieren. Schlagartig umschloss er sowohl den gesamten Schiffskörper des Beibootes als auch den großen Steinblock, der noch in dem Hüllenriss steckte. Auch die fürchterlichen Sturmausläufer mit allem, was sie transportierten, wirbelten nicht mehr ins Innere.
Es trat eine relative, ja fast schmerzliche Ruhe ein, denn der KSS dämpfte auch die Geräusche des Sturms, die von außen durch den Riss drangen. Jetzt waren wieder die Arbeitsgeräusche der noch intakten Geräte zu hören.
Szer Ekka meldete, dass die Schwerkraftabsorber wieder normal arbeiteten, und Cy gelang es, das Beiboot einigermaßen ruhig durch das Unwetter zu steuern.
Ich wagte es, mich abzuschnallen und durch den von draußen eingedrungenen Schmutz und das Regenwasser in den hinteren Teil zu Jörn vorzuarbeiten. Unsere Bordärztin Vanessa hatte den gleichen Gedanken gehabt und war mir eine Körperlänge voraus, als wir gemeinsam auf allen vieren nach hinten krochen. Ein neuerlicher Ruck ging durch die N-1. Im Hintergrund hörte ich, wie Cy verkündete, dass er das geschundene Beiboot sicher gelandet hatte.
Vanessa erreichte Jörn zuerst. Sein Sitz lag über ihm und so versuchten wir beide, den Körper meines Mannes zu uns herumzudrehen. Während Vanessa sich am Kopfteil befand, bekam ich den unteren Teil des Konturensessels zu fassen. Gemeinsam drehten wir auf mein Kommando den Sitz und den darin angeschnallten Körper herum. Ich blickte vom Fußende auf Jörns Leib. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was ich sah. Gegen Vanessas Oberkörper gelehnt, sah ich in die gebrochenen Augen meines Mannes in einem von Blut und Schmutz total entstellten Gesicht. Jörn war tot.
Um mich herum war plötzlich alles dunkel. Dann ertönte neben mir ein lautes Signal.
Erschrocken fuhr ich hoch und schaute in der Dunkelheit auf das Display meiner Com, direkt auf die leuchtende Datumsanzeige.
18.05.2107
Bordzeit: 04:53
Wieso war es plötzlich 11 Stunden später?
Langsam begriff ich, was geschehen war. Mit einem entsprechenden Befehl aktivierte ich die Lichtdimmung und richtete mich langsam auf. Ich lag im Bett meiner Kabine an Bord der Promet IV. Es war erschreckend, wie realitätsnah und Angst erfüllend Albträume sein konnten. Gleichzeitig wurde mir klar, was wir als Nächstes zu tun hatten. Es war unsere Pflicht, die Toten aus der Dschingis Khan im Hope-System zu bergen und nach Terra zurückzubringen. Aber zuerst wollte ich mit meinem Mann sprechen. Schon allein, um mich zu vergewissern, dass Jörn lebte und ich diesen schrecklichen Traum aus meinen Erinnerungen verdrängen konnte. Ich wählte über Bordcom Patrick O’Healy in der Zentrale der Promet an, der dort Bordwache hatte. „Guten Morgen, Pat.“
Er erschrak, als er mich sah.
„Kannst du herausfinden, wo sich mein Mann gerade aufhält und mich dann mit ihm verbinden? Es ist Zeit, sich wieder auf der Erde zu melden.“
„Dir auch einen guten Morgen. Du siehst etwas derangiert aus. Ist was passiert?“
„Nein, alles gut, ich habe nur schlecht geträumt.“
„Bevor du mit Jörn sprichst, solltest du erst einmal richtig wach werden, in den Spiegel schauen und etwas frühstücken, letzteres gerne mit mir zusammen“, riet er mir.
„Aber bitte nichts Süßes aus dem Geheimfach vom Prof“, antwortete ich vorsichtshalber.
„Keine Sorge, es gibt anständiges Breakfast mit frischem Kaffee und für dich knusprige moranische Wudals aus dem Automaten. Aber ich ermittle schon mal, wo du Jörn danach erreichen kannst.“
* * *
Erdmond Luna, Basis27, 17.05.2107
Eine seiner Visionen vor fünf irdischen Tagen war eindeutig, absolut klar und in ihrer Deutlichkeit nicht anzuzweifeln gewesen. Soeben war die Nachricht eingetroffen, dass genau diese absurde Vision Realität geworden war. Die Moranerin Shalyn Shan war heute in den Psychonodus auf Bezen eingedrungen und schwer verletzt worden, aber entgegen den sonstigen Prognosen nicht gestorben. Er, der Schwarze Prophet Zabadak-Daschar, wusste genau, was nun in den nächsten Stunden passieren würde, denn er kannte diese Zukunftsvariante. Er sah voraus, dass es die Moranerin nun doch schaffen würde, die Oberste Instanz zeitnah wieder erstarken zu lassen, um den drohenden Krieg zwischen der Avatara und der Terranischen Allianz endgültig abzuwenden.
In einigen wenigen Prognosen hatten sich in letzter Zeit die Anzeichen vermehrt, dass die Moranerin erfolgreich sein konnte. Deshalb hatte er hier auf Terra alles in seiner Macht stehende getan, um für den Fall gewappnet zu sein, dass genau diese Zukunftsvision sich erfüllte. Er hatte die Flucht von Arn Borul mit dem Raumschiff Agamemnon nach Alpha Centauri ermöglicht, damit der Moraner von dort aus nach Tamagar starten konnte. Mithilfe von Sok Tals Quantenfragment sollte er das auf jenem Planeten gestrandete Raumschiff wieder zum Leben erwecken. Damit waren alle Voraussetzungen geschaffen, vielleicht in ein paar Monaten die Galaxis ohne Krieg vor dem zerstörerischen Möbius-Objekt zu retten. Obwohl die Verwirklichung dieser Vision dem Yikritschen absolut unwahrscheinlich erschien. Doch genauso unwahrscheinlich hatte er vor einer Woche terranischer Zeit die Prognose von Shalyn Shans Überleben im Psychonodus empfunden. Trotzdem war genau das eingetreten. Seine Aufgabe im System der Sonne Sol war endgültig erfüllt, es gab hier für ihn nichts mehr zu tun. Der Yikritsche musste nun einen Weg finden, um von Luna aus wieder auf seinen Heimatplaneten in Katai zurückzukehren, um dort beim Großen Monasterium seinen angestammten Platz im Zwölferrat der Propheten einzunehmen.
Er wusste, dass er sich nun nicht mehr des Militärrats von Terra bedienen konnte. Allerdings war ihm die Rückkehr nach Katai auf die Art und Weise verwehrt, auf die er hierher gelangt war. Es gab nur eine Möglichkeit für die Rückkehr, ohne dass es in irgendeiner Weise publik wurde. Auch das wusste er aus seinen Visionen. Doch dafür brauchte er eine bestimmte Person, die er für seine Zwecke nutzen konnte. Sok Tal.
„Mersoff“, rief der Schwarze Prophet.
Einer der für seinen persönlichen Schutz anwesenden Space-Police-Leibwächter trat aus dem Dunkel des Besprechungsraums ins Licht und salutierte militärisch korrekt.
„Bringen Sie den Militärrat hierher. Außerdem Captain Angelina Frazetti und diesen Moraner in dem Schwebestuhl“, befahl Zabadak-Daschar.
„Sie meinen Sok Tal?“, fragte Mersoff.
„Genau den!“
Mit äußerst korrekten Bewegungen wandte sich sein Leibwächter ab und verließ ohne weitere Worte den Raum. Der Yikritsche hat auch nichts anderes erwartet, schließlich stand Mersoff unter ständiger Beeinflussung durch das Gesetz des Logos, einem Neuropheromonduftstoff, mit dem der Yikritschen alle in der Nähe befindlichen Personen zu Friedfertigkeit, Gewaltlosigkeit und absolutem Gehorsam ihm gegenüber zwang. Eine äußerst effektive Form der Suggestion.
Kurz darauf erschienen General Robert T. Armstrong, Mahmed Mohamar Daud und Zian Zingh, der den an seinen Antigrav-Schwebestuhl gefesselten Sok Tal vor sich her schob. Die drei Männer des Weltrates hatten ihre Leibwächter mitgebracht, schickten sie aber aus dem Raum, als Zabadak es verlangte. Nur Mersoff blieb in dessen Nähe.
Wortlos verteilten sich die Männer um den Besprechungstisch, an dessen Frontseite der fledermausartige Prophet stand.
„Was ist mit Frazetti?“, fragte Zabadak in die Runde. Er beherrschte inzwischen neben Interstar auch die terranische Einheitssprache.
„Sie ist auf der SPEC-Null momentan unabkömmlich, kann sich aber bei Bedarf jederzeit über eine gesicherte Com-Verbindung zuschalten“, antwortete Armstrong.
„Dann verzichten wir auf ihre Anwesenheit“, sagte der Schwarze Prophet und kam ohne Umschweife sofort zum Thema. „Wie Sie wissen, steht die Flotte der Avatara derzeit im Elysia-System und sammelt sich zum Kampf gegen die Erdstreitkräfte. Wir, also Sie als Militärrat, müssen ihnen zuvorkommen, um einen Überraschungsangriff auf Terra zu verhindern. Ich schlage deshalb vor, mit den Eliminator-Schiffen zu einem Gegenschlag auf den Planeten Toschawa auszuholen.“
„Ganz meine Meinung“, warf Zian Zingh ein. Der Weltrats-Vorsitzende war bekanntermaßen ein glühender Verfechter von Zabadaks Angriffsplänen, was allerdings nur darauf zurückzuführen war, dass er meist in der Nähe des Yikritschen saß und deshalb die größte Dosis der Duftstoffe abbekam. Aber das bemerkte niemand hier im Raum.
„Bevor wir jedoch den ganz großen Vernichtungsschlag gegen Toschawa starten, sollten wir uns zunächst der Invasionsflotte der Avatara um den Planeten Elysia widmen“, verkündete Zabadak und erntete Kopfnicken von allen Seiten. „Wir werden mit allen zehn Eliminator-Kampfschiffen im Asteroidengürtel einen Probeeinsatz fliegen auf ein vorher festgelegtes Ziel. Einen Angriff mit der geballten Kraft aller zehn Einheiten und deren kombinierten Parakon-Resonanz-Transmittern. Die Leitung des Manövers wird die Führungsebene auf der SPEC-Null übernehmen. Sok Tal beginnt noch heute das Briefing von Captain Frazetti. Schließlich kennt er sich am besten mit den technischen Details der Schiffe und den genauen Schlachtplänen aus. Ich gehe davon aus, dass hier am Tisch Einvernehmen darüber besteht, dass diese Vorgehensweise die einzig richtige in der jetzigen Lage ist.“
Auch diesmal nickten alle anwesenden Gesprächsteilnehmer wortlos den Vorschlag ab.
„Gut, meine Herren. Dies alles dient nur der Übung, denn dass dieses Manöver erfolgreich enden wird, habe ich bereits aufgrund meiner präkognitiven Fähigkeiten mit Befriedigung feststellen dürfen.“
Mit diesen Worten entließ der Yikritsche den Weltrat. Nur Sok Tal bat er, bei ihm zu bleiben. „Moraner“, sagte er zu ihm. „Wir beide fliegen noch heute mit deinem privaten Raumschiff zur SPEC-Null. Ohne weitere Mannschaft, denn ich weiß, dass du trotz deiner Behinderung durchaus in der Lage bist, dein Raumschiff allein zu steuern. Du wirst mich dorthin begleiten, und es wird dein Schaden nicht sein. Wir treffen uns pünktlich hier in zwei Stunden wieder. Ich denke, mehr Zeit brauchst du nicht, um Frazetti auf unsere Ankunft vorzubereiten. Du wirst mit ihr die Einzelheiten des Manövers absprechen. Alles Besprochene unterliegt natürlich außerhalb dieses Kreises der absoluten Geheimhaltung. Wir wählen für den Probedurchgang das Szenario Nummer Sechs.“
„Aber das ist das Szenario, bei dem die gesamte SPEC-Flotte Gefahr läuft …“, wollte Sok Tal einwenden.
Doch der Yikritsche unterbrach ihn. „Ich weiß, ich weiß. Aber es hat alles seine Richtigkeit.“
* * *
Defensiv-Zentrale auf Riddle, 18.05.2107
Jörn Callaghan betrat den Konferenzsaal tief im Innern der Gewölbe der in einem Felsmassiv verborgenen Festung auf dem Kontinent Him und nickte Peet Orell und Arn Borul kurz zu.
Der Moraner wartete, bis Jörn sich setzte und fragte dann: „Hast du mit ihr reden können? Wann kommen sie zurück?“
„Ja, habe ich. Sie haben Katai bereits verlassen und Shalyn hat mir die Bordbucheinträge der letzten fünf Wochen übermittelt. Sie befinden sich bereits hier im Zentralspeicher. Dantons Leute können sofort mit den Auswertungen beginnen.“
„Viel wichtiger ist: Wie geht es ihr und der Besatzung?“, wollte Peet wissen.
Jörn schwieg einen Moment, bevor er antwortete.
„Ich bin mir sicher, dass sie einiges von dem, was sie erlebt haben, erst einmal verarbeiten müssen. Ich habe ja selbst noch nicht alles von dort verdaut. Das wirkt nach. Auch wenn Shalyn recht zuversichtlich klang, wirkte sie erschöpft. Aber sie besteht darauf, zunächst Hope II anzufliegen, um dort zu regeln, was zu regeln ist.“
„Captain Kraggen und seine Leute?“, fragte Peet.
„Genau, die Kameraden der Dschingis Khan nach Hause bringen“, bestätigte Shalyns Ehemann. Mehr brauchte er nicht zu sagen.
In diesem Moment kam Ron Danton zusammen mit zwei Männern der Space Police in den Raum. Die drei bereits Anwesenden standen zur Begrüßung der Fremden auf, denn Danton hatten sie heute schon gesehen.
„Captain Brak Ryan von der SPI-Widerstandsgruppe Renegat, zu Ihren Diensten“, meldete sich der eine Uniformierte und salutierte.
Der zweite Mann stand etwas seitlich hinter dem Chef der Defensiv-Zentrale. Als er hervortrat, wollte Danton ihn vorstellen. „Das ist …“
„Booker Tweece, der Kommunikationsoffizier der Space Police“, erinnerte sich Peet Orell an den Mann. „Ich bin etwas erstaunt, Sie auf diese Art wiederzusehen, Booker. Ich hatte eher den Eindruck, als wenn Sie bei der Police einer derjenigen sind, der dort immer mit den Wölfen heult.“
Die beiden hatten vor rund drei Wochen zuletzt miteinander gesprochen, allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen. Tweece hatte Orell ähnlich viel Misstrauen entgegengebracht, wie umgekehrt. Doch trotz aller teils heftigen Differenzen waren sie sich nicht unsympathisch gewesen. Tweece antwortete trocken: „Ich habe nicht allzu lang nach unserem letzten Treffen das Rudel gewechselt. Das eröffnete mir neue Perspektiven.“
Arn erinnerte sich an eine Äußerung von Thomas Chiavelli, dem von der Militärregierung abgesetzten Sicherheitschefs der HTO. Der hatte davon gesprochen, dass er von einem unbekannten Informanten bei der Space Police gerade noch rechtzeitig erfahren hatte, dass die Verhaftung der HTO-Führungsspitze bevorstand. Nur dadurch war es damals Peet, Arn, Junici, Vivien und Captain Worner gelungen, mit falschen Identitäten der Inhaftierung zu entkommen.1
Bisher hatten sie nur vermuten können, von wem die Information durchgestellt worden war. Jetzt konnte Arn es sich nicht verkneifen, ebenso trocken zu bemerken: „Manchmal hat auch schon einer der Leitwölfe recht früh geheime Pfade genutzt, um die bedrohten Schafe zu warnen, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten.“
Das kurze, kaum sichtbare Schmunzeln von Booker Tweece, das auch Peet Orell nicht entging, reichte Arn als Bestätigung.
Die Männer schüttelten sich die Hände und setzten sich. Nachdem diverse Getränkewünsche erfüllt waren, kam SPI-Captain Ryan sofort zur Sache.
„Meine Herren, wir stehen kurz vor dem Beginn der Kampfhandlungen Terras mit der Flotte der Avatara-Völkergemeinschaft. Das dürfte allen hier im Raum bekannt sein. Ich soll Ihnen in diesem Zusammenhang die besten Grüße von Oberst Bessier übermitteln und Ihnen versichern, dass wir von der Widerstandsgruppe Renegat alles daran setzen, diesen Krieg im letzten Moment zu verhindern. Damit verfolgen wir ähnliche Ziele wie die von der durch den Militärrat kaltgestellte HTO-Corporation.“
„Militärrat und Lunadocks“, korrigierte Danton.
„Richtig. Wobei deren Chef Daud zum Militärrat gehört. Sie erhalten von mir jetzt exklusive Informationen aus der innersten Führungsriege um Space-Police-General Armstrong, die wir abfangen konnten. Der Militärrat hat heute früh zugestimmt, den bisher hinausgezögerten Angriff auf Katai zu beginnen. Die Space Police wird innerhalb der nächsten Stunden den Vorstoß dorthin mit der neuen Eliminator-Flotte starten, zunächst bei den feindlichen Einheiten im Elysia-System. Danach werden die elf SPEC-Großkampfschiffe den Zugangsschleier nach Katai an der Stelle durchbrechen, der von dem Space-Police-Patrouillenschiff bekannt ist, mit dem der Schwarze Prophet Zabadak-Daschar vor einem Jahr hierher in das Sol-System gelangte.“
„Ist denn eines der beiden Space-Police-Schiffe von dort zurückgekehrt?“, fragte Jörn. „Nach unserer Kenntnis galten alle beiden Patrouillenschiffe der Police als verschollen.“
„Deren Besatzungen schon. Besser gesagt, sind diese tot. Bis auf die zwei Kameraden, die von Zabadak mithilfe seiner Duftstoffe gezwungen wurden, ihn hierher zu fliegen. Wie dem auch sei, alles läuft jetzt genau nach Plan des Schwarzen Propheten und seinem Handlanger, dem Moraner Sok Tal. Die terranische Raumschiffflotte wird zeitnah die Zentralwelt der Avatara namens Toschawa zerstören.“
„Das“, fuhr nun Booker Tweece fort, „wird unseres Erachtens einen sofortigen Gegenschlag der Avatara gegen die Erde und die von ihr besiedelten Planeten durch die Örgön Gör zur Folge haben. Wir beide haben die Order, Sie sofort ins Sol-System zu Oberst Bessier zu bringen. Ihre Mithilfe wird dringend gebraucht, um auf Luna den Militärrat zu stürzen und den Angriff auf Katai zu verhindern.“
* * *
Hope-System, an Bord der Promet IV,
18.05.2107, 09:12 Uhr Bordzeit
„Es hat sich nichts verändert“, lautete Lukas Hagens erster Kommentar, als er die Kurzauswertung seiner Aufklärungssonden beendet hatte. „Hier ist in der Zwischenzeit ganz bestimmt niemand gewesen.“
Ich pflichtete ihm bei. „Sicherlich hatte man bei der HTO auf der Erde nach der Rückkehr der Promet III ganz andere Sorgen, als eine Bergungsexpedition der Dschingis Khan auf den Weg zu bringen.“
Wenn ich mich nicht verrechnet hatte, waren nur etwas mehr als vier Wochen vergangen, seitdem wir den Planeten Hope II verlassen hatten, um dem Gen-Sammlerschiff Mystery