Raven - Blutauge - Giles Kristian - E-Book
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Raven - Blutauge E-Book

Giles Kristian

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Beschreibung

Der junge Osric, genannt Blutauge, lebt ein ruhiges Leben in seinem Dorf - bis seine Gemeinschaft eines Tages von Plünderen niedergemetzelt wird. Osric gerät in die schonungslose Welt der Nordmänner, in der er ums Überleben kämpfen muss. Doch der Hunger nach Abenteuer macht einen Krieger aus ihm. In Blut und Schweiß schmiedet er eine tiefe Freundschaft zu Sigurd, mit dessen Mannen er sich auf den Pfad von Krieg und Eroberung begibt ...

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ZUM BUCH

»Diese Fremdlinge, die von ihren Drachen heruntergesprungen waren, waren wild und bewaffnet. Es waren Krieger, kampferprobte Männer. Ich war nur ein Junge. Doch trotz aller Furcht geschah etwas Seltsames mit mir, es war wie Magie. Die harte, scharfe Sprache dieser Fremdlinge begann sich in meinen Ohren zu verändern, schien zu schmelzen, die trommelnden, abgehackten Laute wurden ein Strom aus Klang, der mir irgendwie bekannt vorkam. Meine Zunge begann unwillkürlich, die Laute nachzuahmen, und ich hörte, wie ich sie wiederholte, bis es nicht mehr nur Laute waren, sondern Wörter. Und ich verstand sie.

›Sieh dir sein Auge an, Onkel!‹, sagte der Mann mit der Wolfsfibel. ›Er ist gezeichnet. Óðin, der Gott des Krieges, hat ihm einen Klumpen Blut statt eines Auges gegeben. Bei meinem Eid, ich spüre den Atem des Allvaters im Nacken!‹«

ZUM AUTOR

Seine norwegische Herkunft und die Werke von Bernard Cornwell inspirierten Giles Kristian dazu, historische Romane zu schreiben. Um seine ersten Bücher finanzieren zu können, arbeitete er unter anderem als Werbetexter, Sänger und Schauspieler. Doch Kristians Herz schlägt für die Welt der Wikinger. Mit seinen Trilogien um Sigurd und Raven wurde Giles Kristian zum Bestseller-Autor und kann sich ganz dem Schreiben widmen. Mehr Informationen zum Autor finden Sie unter www.gileskristian.com

GILES KRISTIAN

RAVEN

BLUTAUGE

Roman

Aus dem Englischen

von Wolfgang Thon

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe RAVEN: BLOODEYE erschien 2010 bei Bantam Press/Transworld Publishers, London
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © 2009 by Giles Kristian Copyright © 2018 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Redaktion: Heiko Arntz Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung des Originalartworks von © CollaborationJS

Raven ist für Sally,

mit der ich ganze Ozeane überquert habe.

Meine Mutter sagte mir einst,

Sie kaufe mir ein Langschiff,

Ein hübsches Ruderboot,

Um mit den Wikingern zu segeln:

Auf dass ich am Heck stehe

Und ein feines Kriegsschiff steuere

Und dann Kurs auf den Hafen nähme

Und ein paar Feinde niedermetzelte.

Egils Saga

Der Herd speit mehr Qualm als Flammen, zischt gereizt, und einige der Männer, die sich unter ihre Rentierfelle kauern, husten heftig. Knarrend öffnen sich die mächtigen Türen der Halle, eine Flamme lodert auf, und der beißende Rauch wogt durch den Raum. Schatten schweben durch die Halle wie Walküren, die Hüter der Toten, verbergen sich in den Ecken, während sie warten, begierig auf menschliches Fleisch. Vielleicht vernahmen sie im Knistern und Knacken des Feuers das Flüstern des Todes. Und ganz gewiss haben sie schon sehr lange auf mich gewartet.

Selbst in Walhall legt sich Stille wie ein Mantel aus Neuschnee über die Anwesenden, als Óðin, Thór und Týr ihre Schwerter niederlegen und ihre Vorbereitungen für Ragnarøk, die letzte Schlacht, aufschieben. Bin ich zu überheblich? Sehr wahrscheinlich. Dennoch glaube ich, dass selbst die Götter es danach verlangt zu hören, wie der mit dem roten Auge ihnen seine Geschichte erzählt. Immerhin haben sie eine Rolle darin gespielt. Deshalb lachen sie, denn es sind nicht allein Menschen, die nach ewigem Ruhm dürsten: Auch die Götter verlangt es nach Glanz und Ehre.

Als wären sie aufgerufen worden, die Schatten zu vertreiben, lodern die Flammen im Herd erneut auf. Die Gesichter von Männern werden in dem roten Schein lebendig. Sie sind bereit. Begierig. Also hole ich tief Luft. Und beginne.

PROLOG

England, Anno Domini 802

Ich weiß nicht, wo ich geboren wurde. Als ich noch jung war, habe ich manchmal von großen Mauern aus Feldsteinen geträumt, die so hoch über dem Meer aufragten, dass die Wärme der Sonne das kalte schwarze Wasser nie erreichte. Vielleicht wurden diese Träume von den Geschichten angeregt, die ich von Männern hörte, Männern aus den Nordlanden, wo die Wintertage erlöschen, bevor sie überhaupt begonnen haben, und die Sommersonne niemals untergeht.

Ich weiß nichts von meiner Kindheit, von meinen Eltern, ob ich Brüder oder Schwestern hatte. Ich kenne nicht einmal meinen Geburtsnamen. Und doch, vielleicht sagt es viel über mein Leben, dass meine frühesten Erinnerungen blutgetränkt sind. Sie sind in dem Blut geschrieben, das mein linkes Auge zeichnet, weswegen die Menschen mich immer gefürchtet haben.

Ich war vielleicht fünfzehn Jahre alt und wähnte mich, bereits ein Mann zu sein, als die Heiden kamen. Mein Dorf hieß Abbotsend und war ein trübseliger Ort. Angeblich ist es nach einem heiligen Mann benannt worden, der in die Zweige einer riesigen Eiche gestiegen und dort als Sühne drei Jahre geblieben ist, ohne Nahrung oder Wasser. Genährt wurde er nur von seiner eigenen Frömmigkeit und dem Willen des Herrn. Als er herunterkletterte, rutschte er jedoch ab und starb an seinen Verletzungen. Deshalb wurde die Stelle seines Todes des Abtes Ende genannt – Abbotsend. Ich weiß nicht, ob die Geschichte der Wahrheit entspricht oder nicht, aber sie ist eine recht gute Erklärung für den Namen und erheblich interessanter als die meisten anderen. Abbotsend lag auf einer windigen Landzunge, die sich etwa einen Tagesritt südwestlich von Wareham im Königreich Wessex kühn ins Meer erstreckte. Wenn auch kein König jemals Anlass gehabt hätte, Abbotsend zu besuchen. Es war eine Siedlung wie jede andere auch, eine Heimat für einfache Menschen, die vom Leben nicht mehr erwarteten als Nahrung, ein Dach über dem Kopf und die Aufzucht ihrer Kinder. Ein guter Christ würde vielleicht behaupten, dass Gott die Menschen habe prüfen wollen, so wie er den Namensgeber des Orts geprüft hatte und zum Märtyrer hatte werden lassen. Ein Heide dagegen würde auf solche Worte spucken und behaupten, schon die Bedeutungslosigkeit dieses Ortes wäre Grund genug, ihn wie ein krankes Tier aus der Herde auszusondern. Denn das Dorf Abbotsend existiert nicht mehr, und ich trage die Schuld an seiner Auslöschung.

Ich habe für den alten Ealhstan gearbeitet, den Tischler. Ich habe Eschen und Erlen gefällt für die Becher und Essbretter, die er auf seiner Werkbank gefertigt hat.

»Ich weiß, alter Mann. Alle Menschen müssen essen und trinken«, interpretierte ich müde Ealhstans Geste, wenn er zwei Essbretter zusammenschlug und auf irgendeine Frau oder einen Mann deutete, die vorbeigingen. »Und das werden wir auch tun, solange wir weiter die Dinge herstellen, die andere benötigen.« Dann grunzte Ealhstan und nickte. Er war stumm.

Also verbrachte ich die meisten Tage allein im waldigen Tal westlich der Siedlung, schlug mit Ealhstans Axt Holz und befreite es von Zweigen. Ich hatte ein Dach über dem Kopf und jeden Tag warmes Essen, und ich hielt mich von all jenen fern, denen es lieber gewesen wäre, wenn ich nicht hier aufgetaucht wäre. Es waren jene, die mich wegen meines roten Auges fürchteten und weil ich ihnen nicht sagen konnte, woher ich kam.

Nur Ealhstan hasste und fürchtete mich nicht. Er arbeitete hart, war alt, konnte nicht sprechen und gab sich nicht mit solchen Gefühlen ab. Er hatte mich aufgenommen, und ich zahlte ihm seine Freundlichkeit mit Schwielen und Schweiß zurück, und damit war die Sache geregelt. Die anderen jedoch waren nicht wie Ealhstan. Wulfweard der Priester schlug das Kreuz, wenn er mich sah, und die Frauen befahlen ihren Töchtern, sich von mir fernzuhalten. Selbst die Jungen machten zumeist einen Bogen um mich, obwohl sie sich manchmal zwischen den Bäumen versteckten und dann heraussprangen, um mich mit Stöcken zu schlagen. Aber nur, wenn sie zu dritt oder zu viert waren und voller Met. Selbst dann waren die Schläge nicht wütend genug, um mir die Knochen zu brechen. Denn alle respektierten das Können des alten Ealhstan. Sie brauchten seine Becher und Essbretter und Fässer und Räder, also ließen sie mich für gewöhnlich in Ruhe.

Doch es gab da ein Mädchen. Alwunn. Sie hatte rote Wangen und war ein bisschen pummelig, und wir hatten nach dem Osterfest beieinandergelegen, als nur die Hunde des Dorfs nicht vom Met berauscht waren. Der Met hatte mich kühn gemacht, und ich hatte Alwunn gefunden, als sie Wasser vom Brunnen holte. Ohne ein Wort zu sagen nahm ich ihre Hand und führte sie zu einem Flecken mit hohem feuchtem Weidelgras. Sie schien willig zu sein, sogar erfreut, doch am Ende war es nur eine ungeschickte Fummelei, und Alwunn schämte sich. Vielleicht hatte sie auch nur Angst, was geschehen würde, wenn ihre Familie das mit uns herausfand. Jedenfalls ging sie mir nach dieser peinlichen Nacht aus dem Weg.

Zwei Jahre lang lebte ich bei Ealhstan und lernte sein Handwerk, damit ich seinen Platz an der Werkbank einnehmen konnte, wenn er gegangen war. Ich wachte vor Sonnenaufgang auf und ging mit Rute und Schnur zu den Felsen, um uns Makrelen zum Frühstück zu fangen. Dann suchte ich den Wald nach den besten Bäumen ab, aus denen Ealhstan das herstellen konnte, was die Menschen brauchten: Tische, Bänke, Karrenräder, Bögen, Pfeile und Schwertscheiden. Von ihm lernte ich die Magie der verschiedenen Bäume, erfuhr, dass das Kernholz der Eibe dem Kriegsbogen seine Stärke gibt, während das Splintholz ihn biegsam macht. Am Ende wusste ich allein vom Anblick und der Berührung eines Baumes, ob er sich für einen bestimmten Zweck eignete. Vor allem mit Eichen verbrachte ich Stunden, obwohl ich nicht wusste, warum sie mich faszinierten. Aber sie besaßen eine gewisse Macht über meine Vorstellungskraft. In ihrer Gegenwart verwoben sich sonderbare Halbgedanken wie ein Wandteppich in meinem Kopf. Seine Fäden waren verschlissen und seine Farbe verblichen. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich Worte formte, deren Bedeutung ich nicht kannte, und in meiner Enttäuschung benannte ich dann laut die Bäume und Pflanzen, um meinen Geist aus diesem Nebel zu befreien. Trotzdem kehrte ich immer wieder zu den Eichen zurück. Ich wurde von Baum zu Baum gezogen und suchte nach großen gebogenen Ästen, deren Maserung so stark war, dass das Holz nicht gebrochen werden konnte. Aber der alte Tischler hatte keine Verwendung für mächtige Eichenbretter und schalt mich, weil ich meine Zeit damit verschwendete.

Wir hatten weder Pferd noch Karren. Als ich in der Werkstatt einmal laut über die Plackerei stöhnte, lehnte Ealhstan sich auf seinem Hocker zurück, als hätte er einen riesigen Bauch, dann erhob er sich und tat, als zöge er mühsam ein Pferd am Zügel. Dann wackelte er mit dem Finger.

»Du bist nicht Vogt Edgar und kannst dir kein Pferd leisten?«, sagte ich laut, um seine Pantomime zu deuten. Er nickte, verzog das Gesicht, packte mich am Kragen und deutete auf die Tür. »Aber du könntest dir ein Pferd leisten, wenn du mich nicht durchfüttern müsstest?«, spekulierte ich und rieb mir den Hals. Das zustimmende Grunzen des alten Mannes war eine deutliche Warnung. Ich hörte auf, mich zu beschweren.

So wurden mein Rücken und meine Arme immer kräftiger, und die Jungen, die mir aufgelauert hatten, verlegten sich darauf, Eadwig den Krüppel zu verprügeln. Obwohl der Tag anstrengend war, freute ich mich darauf, nach getaner Arbeit noch für Ealhstan die Wippe der Drehbank zu treten. Mit ihrer Hilfe wurde das Stück Holz hin- und hergedreht, dem der alte Mann mit seinen Messern Form und Glanz verlieh. Später am Abend, nach einer Mahlzeit aus Käse und Brot, Suppe und Fleisch, gingen wir in die alte Halle und hörten zu, wie die Kaufleute Neuigkeiten austauschten oder Männer die alten Geschichten von großen Schlachten und Heldentaten vortrugen. Meine Lieblingssaga war die des Kriegers Beowulf, der das Monster Grendel tötete. Dann saß ich wie gebannt da, während der Herdrauch die hölzerne Halle mit seinem harzigen Aroma füllte und die Männer Met oder Bier tranken, bis sie in den Binsen einschliefen. Um dann nach dem ersten Hahnenschrei nach Hause zu taumeln.

Das war mein Leben. Es war ein einfaches Leben. Aber es sollte nicht lange so bleiben.

1

Es war April. Die mageren Tage des Fastens und der Winterkälte waren vergessen nach dem Osterfest, an dem die Menschen sich die Bäuche wieder gefüllt hatten. Die meisten hatten alle Hände voll mit Arbeiten zu tun, von denen der eisige Wind sie so lange abgehalten hatte: lockeres Reet richten, verrottete Zaunpfähle ersetzen, Holzvorräte auffüllen und neues Leben in die fruchtbare Erde der gepflügten Felder streuen. Wilder Knoblauch überzog in den dunklen Wäldern die Erde wie mit einem weißen Pelz. Sein Duft wurde vom Wind aufgewirbelt. Wie Bodennebel überzog Blaustern die grasigen Hänge und die Landzunge, während die salzige Seeluft über ihn hinwegstrich.

Für gewöhnlich weckte mich Ealhstans Gemurmel, während er mir einen seiner knorrigen Finger in die Rippen bohrte. An diesem Tag jedoch erwachte ich vor dem alten Mann. Ich wollte rasch einen Fisch zum Frühstück fangen. Ich stellte mir vor, dass der Alte vielleicht erfreut über mich wäre, weil ich losgezogen war, bevor die Sonne den östlichen Horizont rötete. Mit der Fischrute in der Hand und in meinen fadenscheinigen Mantel gehüllt trat ich ins Freie. Ich fröstelte und gähnte so heftig, dass mir Tränen in die Augen traten.

»Jetzt zwingt dich der alte Bock wohl sogar, im Licht der Sterne zu arbeiten, oder wie?« Ich drehte mich beim Klang der tiefen Stimme herum. Es war Griffin der Krieger, der seinen großen grauen Jagdhund an einem Seil führte. »Ruhig, Bursche!«, fuhr Griffin ihn an und riss heftig an dem Seil. Der große Hund keuchte heftig. Ich erwartete fast, Griffin würde ihm das Genick brechen, wenn der Hund nicht aufhörte, an dem Seil zu zerren.

»Du kennst ja Ealhstan.« Ich hielt mit beiden Händen mein Haar zurück und beugte mich über das Regenfass. »Er kann nicht pissen, bevor er gefrühstückt hat.« Ich steckte mein Gesicht in das dunkle, kalte Wasser und verharrte einen Moment in dieser Haltung. Dann hob ich den Kopf und schüttelte ihn, während ich mir die Augen mit dem Ärmel wischte.

Griffin warf einen Blick auf den Hund, der sich endlich fügte und seinen Herrn unterwürfig ansah. »Ich habe den elenden Köter gerade bei Siwards Hütte entdeckt. Gestern ist er weggelaufen, und erst jetzt habe ich ihn wiedergefunden.«

»Siward hat eine läufige Hündin«, sagte ich und band mein Haar im Nacken zusammen.

»Hat mir seine Frau auch erzählt«, sagte Griffin und lächelte. »Wahrscheinlich kann ich es dem Burschen nicht übel nehmen, was, Junge?« Er fuhr dem Hund rau über den Kopf. Ich mochte Griffin. Er war ein harter Mann, aber es steckte kein Hass in ihm wie bei den anderen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er keine Furcht zu kennen schien.

»Einige Dinge im Leben ändern sich nie, Griffin.« Ich erwiderte sein Lächeln. »Rüden laufen Hündinnen hinterher, und Ealhstan wird jeden Morgen Makrele essen, bis ihm die braunen Zähne ausfallen.«

»Nun, dann solltest du die Schnur auswerfen, Junge«, warnte er mich und nickte nach Süden, zum Meer. »Selbst Arschbeißer hat keinen so kräftigen Biss wie der alte Ealhstan. Ich würde nicht den Unwillen dieses zungenlosen Mistkerls erregen.«

Ich sah zum Haus zurück. »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand das Wohlwollen von Ealhstan erregt hätte«, sagte ich leise. Griffin grinste, bückte sich und rieb Arschbeißers Schnauze. »Ich bringe dir dieser Tage einen Dorsch vorbei, Griffin. So lang wie dein Arm.« Ich fröstelte wieder, und dann gingen wir unserer Wege, er zu seinem Haus und ich in Richtung des leise rauschenden Meeres.

Ein rosafarbener Streifen lag über dem östlichen Horizont. Aber die Sonne war noch nicht zu sehen, und es war dunkel, als ich auf den Hügel stieg, der Abbotsend vor den schlimmsten Stürmen schützte, die vom grauen Meer aufs Land wehten. Ich war diesen Pfad schon häufig gegangen und brauchte keine Fackel. Außerdem stand der alte verfallene Wachturm deutlich sichtbar auf dem Hügelkamm. Er hob sich wie ein schwarzer Schatten vor dem dunkelvioletten Himmel ab. Angeblich hatten die Römer ihn gebaut, jenes vor langer Zeit untergegangene Volk. Ich wusste nicht, ob das stimmte, aber trotzdem war ich ihnen dankbar. Denn da der Turm deutlich zu sehen war, konnte ich mich nicht verlaufen.

Meine Gedanken jedoch schweiften ab, als ich mir vorstellte, am nächsten Morgen mit einem Skiff über die vom Meer umtosten Felsen hinauszurudern, um etwas anderes als Makrelen zu fangen. Man konnte große Dorsche fangen, wenn es einem gelang, den Haken bis auf den Meeresgrund hinunterzulassen.

Ich war ganz in Gedanken versunken, als ich plötzlich einen metallisches Laut hörte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Im selben Moment schlug etwas gegen meine Augen. Ich sank auf ein Knie und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ein gutturales Krächzen brach die Stille, und ich sah, wie etwas Schwarzes aufflatterte. Dann sank es wieder herab und landete auf der verfallenen Turmspitze. Wieder krächzte es, und selbst in dem schwachen Licht des Morgengrauens glänzten seine Schwingen bläulich, als das Tier mit einem kräftigen Schnabel durch seine Federn fuhr. Ich hatte schon häufig ähnliche Vögel gesehen, Schwärme von Krähen, die auf den Feldern landeten, um nach Samen oder Würmern zu suchen. Aber das hier war ein riesiger Rabe, und bei seinem Anblick gefror mir das Blut in den Adern.

»Verschwinde, Vogel!«, sagte ich. Ich hob einen Ziegelbrocken auf und warf ihn nach ihm. Ich verfehlte ihn, aber dennoch flatterte der Rabe geräuschvoll in den Himmel empor, ein schwarzer Fleck vor dem allmählich aufhellenden Grau. »Hast du jetzt schon Angst vor Vögeln, Osric?«, murmelte ich und schüttelte den Kopf, während ich die Hügelkuppe überquerte und durch die rosa Grasnelken und das Leimkraut zum Strand hinabschritt. Feuchter Nebel überzog die Dünen und den Kies am Strand, und über mir kreischte ein Schwarm Möwen. Sie verschwanden im Dunst und ließen nur ihr Geschrei zurück. Ich sprang über drei Steinbecken, in denen grüne Algen schwammen. Kleine Blasen trieben an der Oberfläche. Dann erreichte ich meinen bevorzugten Felsen. Mit dem Griff meiner Angelrute beförderte ich eine Napfschnecke ins Wasser, bevor ich die Schnur auswickelte.

Ich saß so lange da, wie es dauert, ein Messer zu schärfen, aber kein Fisch wollte meinen Haken schlucken. Ich überlegte, ob ich die Stelle ausprobieren sollte, wo ich einmal einen Fisch mit einer rauen Haut an Land gezogen hatte. Er war so lang wie mein Bein gewesen und hatte scharfe Zähne. In dem Moment hörte ich ein sonderbares Geräusch im rhythmischen Atmen der Brandung. Ich klemmte die Angelrute in einen Spalt, ließ die Schnur im Wasser und kletterte auf einen Felsen, der sich über den Kiesstrand erhob. Aber ich sah nur den Seenebel, der sich wie eine sonderbare Bestie vor mir wand. Gelegentlich gab er den Blick auf das Meer frei. Die einzigen anderen Geräusche waren die Schreie der weißen Möwen und das Brechen der Wogen. Gerade, als ich wieder hinunterspringen wollte, hörte ich den merkwürdigen Laut erneut.

Ich erstarrte zu einem Eiszapfen. Mir stockte der Atem und kalte Angst kroch mir über den Rücken. Da war es wieder: ein dünnes Hornsignal, gefolgt vom rhythmischen Klatschen von Riemen. Wie aus der Welt der Geister beschworen tauchte plötzlich ein Drache auf, ein hölzernes Tier mit einem Bauch von überlappenden Planken, die bis zu seinem schlanken Hals hinaufführten. Im Kopf des Monsters leuchteten blassrote Augen, und ich wäre am liebsten weggelaufen. Aber ich klebte auf dem Felsen wie die Napfschnecken, gebannt von dem starren Blick eines großen bärtigen Kriegers, der im Bug stand und einen Arm um den Hals des Monsters geschlungen hatte. Sein Bart klaffte auseinander, als er bösartig lächelte. Im nächsten Moment schabte der Kiel des Bootes über die Kiesel, ein prasselndes Geräusch wie ein Sturzregen, und Männer sprangen aus dem Schiff. Sie glitten auf den nassen Felsen aus und fielen in die Brandung. Kehlige Stimmen erklangen jetzt auch von den Felsen hinter mir. Ein anderes Drachenschiff musste hinter dem Einsiedlerfelsen auf dem Strand gelandet sein. Männer mit Schwertern und Streitäxten sowie runden bemalten Schilden traten aus dem Nebel. Ihre Waffen klirrten laut. Sie scharten sich wie Wölfe um mich, deuteten nach Osten und Westen, und ihre harten Stimmen entlockten den Möwen über uns ein lautes Kreischen. Ich murmelte hastig ein Gebet zu Christus und allen Heiligen und bat um einen schnellen Tod. In diesem Moment trat der Krieger vom Bug des Schiffes zu mir und packte mich an der Kehle. Er stieß mich zu einem anderen Barbaren, der seine kräftige Hand auf meine Schulter legte. Er trug einen grünen Umhang, der von einer silbernen Fibel in Form eines Wolfskopfes zusammengehalten wurde. Unter dem Umhang sah ich die eisernen Ringe eines Kettenhemdes, eines Brynja.

Jetzt, nach all den Jahren, könnte ich natürlich einige Unwahrheiten niederschreiben. Ich bezweifle, dass noch irgendjemand am Leben ist, der mich einer Lüge bezichtigen könnte. Ich könnte behaupten, dass ich mich in die Brust geworfen und meine Furcht überwunden hätte, statt mir in die Hose zu pissen. Aber wer würde mir glauben? Diese Fremdlinge, die von ihren Drachen heruntergesprungen waren, waren wild und bewaffnet. Es waren Krieger, kampferprobte Männer. Ich war nur ein Junge. Doch trotz aller Furcht geschah etwas Seltsames mit mir, es war wie Magie. Die harte, scharfe Sprache dieser Fremdlinge begann sich in meinen Ohren zu verändern, schien zu schmelzen, die trommelnden, abgehackten Laute wurden ein Strom aus Klang, der mir irgendwie bekannt vorkam. Meine Zunge begann unwillkürlich, die Laute nachzuahmen, und ich hörte, wie ich sie wiederholte, bis es nicht mehr nur Laute waren, sondern Wörter. Und ich verstand sie.

»Sieh dir sein Auge an, Onkel!«, sagte der Mann mit der Wolfsfibel. »Er ist gezeichnet. Óðin, der Gott des Krieges, hat ihm einen Klumpen Blut statt eines Auges gegeben. Bei meinem Eid, ich spüre den Atem des Allvaters im Nacken.«

»Ich stimme Sigurd zu«, meinte ein anderer. Er hatte die Augen argwöhnisch zu Schlitzen verengt. »Wie er aus dem Nebel aufgetaucht ist, das war nicht natürlich. Ihr habt es alle gesehen. Der Dunst wurde plötzlich zu Fleisch! Jeder normale Mann wäre weggelaufen. Aber der da stand da, als wenn er … als wenn er auf uns gewartet hätte. Ich will nichts mit seinem Tod zu tun haben, Sigurd«, schloss er und schüttelte den Kopf.

Ich betete darum, dass sie die Angelrute in dem Spalt im Felsen nicht sahen, und hoffte, dass die Makrelen noch schliefen. Denn Makrelen kämpfen wie die Teufel, und wenn eine meinen Haken verschlang, würde die Schnur zu sehen sein und die Barbaren würden in mir das erkennen, was ich war.

»Ich kann euch helfen!«, platzte ich heraus. Die Hoffnung, dass die Fremdlinge sich vielleicht verirrt hätten, vom Kurs abgekommen waren, auf dem Weg wohin auch immer, flößte mir Mut ein.

»Du sprichst nordisch, Junge?«, fragte Wolfsfibel. Sein kräftiges, wettergegerbtes Gesicht war jetzt ganz offen. Die anderen verteilten sich misstrauisch und spähten nach Norden in den Nebel. »Ich bin Sigurd, Sohn von Harald. Wir sind Händler.« Er starrte mich an, als fragte er sich, wer ich sein mochte. »Wir haben Pelze, Bernstein und Knochen. Die Bäuche unserer Schiffe sind voller guter Dinge, die ihr Engländer mögen werdet. Wir wollen mit euch Handel treiben«, er grinste, »wenn ihr etwas habt, was wir wollen.«

Ich glaubte nicht, dass es Händler waren. Sie trugen Kettenpanzer und Lederharnische und waren mit den Werkzeugen des Todes bewaffnet. Aber ich war jung, hatte Angst und wollte nicht sterben.

»Bring uns zur nächsten Siedlung!«, verlangte Sigurd. Seine Augen waren so durchdringend, dass ich allen Mut brauchte, um seinen Blick zu erwidern. Ich wusste, dass dieser Mann sich nicht mit Ausflüchten zufriedengeben würde.

»Beeil dich, Junge. Wir haben schöne Dinge für die Engländer«, sagte ein hünenhafter rothaariger Barbar, an dessen Armen zahlreiche Armreifen prangten. Er grinste und hatte die Hand auf den Griff des Schwertes an seiner Hüfte gelegt.

Also führte ich diese Nordmänner zu meinem Heim, obwohl mir übel war vor Angst. Tief im Herzen wusste ich, dass es besser gewesen wäre, mich von ihnen töten zu lassen.

Ich stolperte über Felsen und Kiesel und versuchte nicht hinzufallen, während die Nordmänner mich vor sich her trieben. Ich schätzte ihre Zahl auf etwa fünfzig, wovon die Hälfte bei den Schiffen geblieben war. Während wir jetzt über die grasigen Dünen stiegen, flatterten Austernfischer laut protestierend auf, als wir ihren Gelegen zu nahe kamen. Die Nordmänner hielten ihre Speere, Streitäxte und Schilde, als würden sie in die Schlacht ziehen. Keiner von ihnen sagte etwas, als die Dünen festem Boden wichen und wir den von Geröll bedeckten Pfad hinaufstiegen. Er führte zu der Kuppe des Hügels, von der aus man auf mein Dorf hinabsehen konnte. Ich redete mir ein, dass sie diesen Ort auch ohne meine Hilfe gefunden hätten. Abbotsend lag einfach nur auf der anderen Seite der Anhöhe, und niemand, der hinaufgestiegen wäre, hätte es übersehen können. Die Wahrheit jedoch war, dass ich sie dort hinführte, so wie Griffins Hund seinen Herrn zum Bau eines Dachses geführt hätte. Sollte Blut fließen, würde es an meinen Händen kleben, weil ich nicht den Mut gehabt hatte, zu sterben.

Die Nordmänner blieben neben dem alten verfallenen Wachturm auf der Hügelkuppe stehen und betrachteten die kleine Siedlung. Eine willkürliche Ansammlung von sechzehn Reetdachkaten, eine Mühle, eine Halle und eine kleine Steinkirche. Das war Abbotsend, aber offenbar genügte es, denn einige Männer grinsten. Man ließ meine Tunika los, und ich ergriff die Chance sofort. Ich rannte den Hügel hinunter und schrie so laut, dass selbst die Toten zum Leben erwacht wären. Die Leute in der Siedlung blickten auf und zerstreuten sich sofort. Ihre panischen Rufe hallten den Hügel hinauf. Alle hatten von der Wildheit der Barbaren und ihrer Gier nach Beute gehört. Jetzt rannten die Nordmänner ebenfalls, um die Siedlung zu erreichen, bevor die Bewohner Gelegenheit hatten, Maßnahmen zur Verteidigung zu ergreifen.

Ich stolperte und landete bäuchlings im Schlamm zwischen den Häusern. Einige Männer aus Abbotsend bildeten hier bereits so etwas wie einen Schildwall. Andere schwangen Äxte und Mistgabeln. Ich rappelte mich gerade auf, als Siward der Schmied aus seiner Schmiede kam, ein Bündel Schwerter in den muskulösen Armen. Einige hatten keine Griffe oder Knäufe, andere waren noch schwarz, mussten poliert und geschärft werden. Er gab jedem Mann, der zum Kampf bereit war, eine Waffe. Ich lief zu ihm.

»Aus dem Weg, Junge!« Griffin fiel Siward in den Arm, bevor der Schmied mir eine Klinge geben konnte. Ich versuchte sie trotzdem zu nehmen, aber Griffin knurrte erneut, und Siward kehrte mir den Rücken zu, während er seinen Platz neben dem Krieger einnahm. »Stellt euch auf, Leute!«, schrie Griffin jetzt den acht Männern zu, die bei ihm standen. Griffin war der erfahrenste Kämpfer unseres Dorfs, aber er hatte keine Zeit gehabt, Kettenhemd oder Schild zu holen, und war nur mit seinem großen Schwert bewaffnet. Arschbeißer, sein großer Hund, stand neben ihm und fletschte knurrend die Zähne.

Ealhstan tauchte neben mir auf. Seine Augen zuckten hin und her.

»Sie sagten, sie sind Händler«, jammerte ich. Mittlerweile hatten die Nordmänner ihren Schildwall gebildet und standen dem von Griffin gegenüber. Ihrer war länger und zudem zwei Mann tief.

Du hast sie hergeführt?, fragte Ealhstan mit seinem Blick. Der alte Mann bekreuzigte sich, und ich sah, dass er zitterte. Sie sehen nicht aus wie Händler, Junge!, sagte seine Miene. Bei Christus, das tun sie wirklich nicht!

»Sie hätten mich umgebracht«, sagte ich. Es waren die Worte eines Feiglings, das wusste ich. Ealhstan zischte und deutete zum Wald im Osten. Aber ich ignorierte ihn, und er schlug mich mit seiner knorrigen Faust, während er erneut zu den Bäumen zeigte. Aber ich hatte die Barbaren über den Hügel geführt, und wenn ich jetzt weglief, wäre ich noch weniger wert als Kuckucksspucke.

»Was wollt ihr hier?«, rief Griffin in diesem Moment den Fremden zu. Er schien keine Angst zu haben. Die Brust unter seiner Tunika schwoll mächtig an, als er sich straffte, und er kniff die Augen zusammen, als er die Männer ihm gegenüber betrachtete. »Geht besser wieder, und lasst uns in Frieden. Wer auch immer ihr seid, wir wollen keinen Streit mit euch. Geht, bevor Blut vergossen wird.« Arschbeißers Nackenhaare sträubten sich, als er dreimal dunkel bellte und die Warnung seines Herrn unterstrich.

Der Mann, den sie Sigurd genannt hatten, hatte sein Schwert in der Scheide gelassen und warf einen Blick auf das Tier. Dann trat er näher. »Wir sind Händler.« Er sprach Englisch mit einem starken Akzent. »Wir haben Felle und Geweihe. Und Walrosselfenbein, wenn ihr genug Silber dafür habt.« Die Nordmänner hinter ihm wirkten bedrohlich und brutal, wie Jagdhunde, die an der Leine zerrten. Nein, nicht wie Hunde, sondern wie Wölfe. Einige von ihnen schlugen mit ihren Schwertknäufen drohend gegen die Rückseiten ihrer Schilde. Sigurd hob die Stimme. »Und? Wollt ihr handeln?«

»Für mich seht ihr nicht wie Händler aus.« Griffin spuckte zwischen ihnen auf die Erde. »Händler brauchen keine Schilde und Helme.« Griffins Männer murmelten zustimmend, ermutigt von der trotzigen Haltung ihres Anführers. Mittlerweile hatten sich noch mehr Männer aus dem Dorf versammelt, nachdem sie ihre Familien in Sicherheit gebracht hatten. Einige von ihnen hatten Schilde. Sie schoben sich in Griffins Schlachtreihe, während andere hinter ihnen aufrückten, bewaffnet mit Jagdspeeren und Langmessern.

Sigurd zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht. »Manchmal sind wir Händler und manchmal nicht«, erwiderte er.

»Woher kommt ihr?«, fragte Griffin. »Wir sehen hier nicht viele Fremdlinge.« Ich bemerkte, wie er zur Seite sah, und begriff, dass er versuchte, Zeit zu schinden, damit die Frauen mit den Kindern in den Wald flüchten konnten. Obwohl der laute Knall einer Tür verriet, dass wenigstens eine beschlossen hatte, zu bleiben.

»Wir kommen aus dem Hardangerfjord. Weit oben im Norden«, antwortete Sigurd. »Und wie ich dir sagte, wir sind manchmal Händler.« Das Wort manchmal hatte einen bedrohlichen Unterton.

»Wage nicht, uns zu drohen, Heide!«, donnerte Wulfweard, der Priester. Er marschierte aus seiner Kirche heraus und hielt dabei ein Holzkreuz vor sich. Er war ein Hüne von Mann – er war einmal ein Krieger gewesen, wie einige sagten. Jetzt baute er sich vor dem Nordmann auf wie ein Quaderstein seiner Kirche. Er warf Sigurd einen wilden Blick zu. »Der Herr kennt eure schwarzen Herzen und Er wird nicht zulassen, dass ihr Blut an diesem friedlichen Ort vergießt!« Er hob das Holzkreuz hoch, als würde allein sein Anblick die Nordmänner in Staub verwandeln. In diesem Moment glaubte ich an die Macht des Christen-Gottes. Der Priester drehte sich zu mir herum. Sein Gesicht war von Hass verzerrt. »Du bist einer von Satans Knechten, Junge«, verkündete er ruhig. »Wir haben es immer gewusst. Und jetzt hast du den Wolf in unsere Mitte geführt.«

Ealhstan grunzte und tat Wulfweards Worte mit einer Armbewegung ab.

»Der Alte hat recht, Wulfweard«, erwiderte Griffin. »Sie wären trotzdem gekommen, und das weißt du auch. Der Junge hat sie schließlich nicht hierhergerudert!«

Sigurd, der Nordmann, warf mir einen Blick zu, als er sein Schwert mit einem metallischen Kratzen zückte. Wulfweard warf einen verächtlichen Blick auf die Waffe. »Ihr Heiden seid die letzten Sklaven des Teufels, und schon bald werdet ihr Staub sein wie alle Ungläubigen vor euch.« Er grinste, und sein zitterndes rotes Gesicht glühte vor Inbrunst. »Die himmlischen Heerscharen werden euch Abschaum von der Welt spülen.«

Einige Nordmänner riefen ihrem Anführer zu, er solle Wulfweard töten, als fürchteten sie, dass seine sonderbaren Worte irgendeinen Bann wirkten. Aber um zu zeigen, dass er keine Angst vor Worten hatte, kehrte Sigurd dem Priester den Rücken zu, hob sein großes Schwert und rammte es vor seinen Männern in die Erde. Als sie das sahen, nahmen die Nordmänner ihre eigenen Schwerter und Speere und folgten seinem Beispiel, bohrten die Klingen ins Erdreich, wo sie zitternd stecken blieben, wie Getreidehalme im Wind. Dann drehte sich Sigurd zu Wulfweard herum und schleuderte seinen Rundschild nach dem Priester. Dieser sprang zurück. Trotzdem traf der Schild sein Schienbein, was ziemlich wehgetan haben musste. Wulfweard ließ sich nichts anmerken.

»Wir sind gekommen, um Handel zu treiben!«, rief Sigurd in Richtung des englischen Schildwalls. »Das schwöre ich beim Schwert meines Vaters.« Er legte eine Handfläche auf den silbernen Knauf der Waffe, die in der Erde steckte. »Ich will euch nichts Böses.« Er warf einen finsteren Blick auf Wulfweard. »Verbietet euer Gott euch etwa, schöne Pelze zu besitzen? Das muss ein sonderbarer Gott sein, der will, dass ihr friert, wenn der erste Schnee fällt.«

»Uns ist lieber, Kälte zu erleiden, statt mit den Knechten von Satan Handel zu treiben!«, fauchte Wulfweard. Aber Griffin trat aus dem Schildwall heraus und rammte sein Schwert neben dem von Sigurd in die Erde.

»Wulfweard spricht für sich selbst«, sagte er, ohne seinen Blick von Sigurd zu nehmen. »Und das ist sein Recht. Aber das Rotwild ist rar dieses Jahr, weil unser König nach dem Silber giert, das es bringt, und seine Männer es so eifrig jagen. Ein guter Pelz kann einen Mann am Leben erhalten. Und wir alle haben Familien.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Männer hinter sich. »Wir werden handeln.« Mit diesen Worten trat er vor, umklammerte Sigurds Unterarm, und die beiden Männer lächelten. Also sollte Handel getrieben werden und kein Blut fließen. Ich atmete aus und schlug Ealhstan auf den Rücken, als die Bewohner von Abbotsend die Fremdlinge mit Gesten willkommen hießen, die Erleichterung verrieten.

Wulfweard marschierte in seine Kirche zurück und murmelte dabei Verwünschungen. Griffin sah ihm nach und schüttelte den Kopf.

»Er ist der Hüter unserer Seelen«, sagte er zu dem Nordmann. »Aber ein Mann muss sich auch um sein Leben kümmern. Noch sind wir nicht tot. Und ob du und deine Leute die Eier eines Hundes oder einen knorrigen alten Baum anbeten, bedeutet mir nichts, solange wir nur friedlich und in gutem Einvernehmen Dinge tauschen können, die das Leben angenehmer machen.«

Sigurd nickte. »Mein eigener Godi liegt mir oft genug in den Ohren, Engländer«, sagte er und winkte verächtlich in Richtung von Wulfweards Rücken. »Lassen wir ihnen doch ihre sauren Äpfel. Sie handeln mit Elend. Wir mit Silber und Fellen.«

»Einverstanden«, erwiderte Griffin, dann jedoch runzelte er die Stirn. »Wir müssen natürlich unseren Vogt verständigen. Er wird Gift und Galle spucken, wenn er herausfindet, dass ihr hier gelandet seid und ihm keine Abgabe gezahlt habt.«

Sigurds Miene verfinsterte sich, und er kratzte sich den Bart.

»Keine Sorge, Nordmann.« Griffin legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Wenn wir schnell sind, dann können wir unseren Handel abschließen und ihr könnt davonsegeln, bevor Edgar mit seinem fetten Arsch hier aufkreuzt.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir werden euch jedenfalls nicht daran hindern, in See zu stechen, so viel ist sicher.«

Sigurd drehte sich um. Seine Männer zogen ihre Waffen aus dem Boden und säuberten die Klingen. »Wir lassen unsere Waffen in den Scheiden«, versicherte er Griffin, der wie einige andere Männer plötzlich beunruhigt wirkte.

»Dein Wort genügt mir, Nordmann.« Griffin nickte feierlich. »Und jetzt will ich mit meinen Leuten reden.« Sigurd packte noch einmal Griffins Arm in einer letzten Geste des Vertrauens, bevor Griffin sich umdrehte und sich den Fragen der anderen wichtigen Männer der Siedlung stellte.

Sigurd wandte sich an mich. »Wie ist dein Name, Rotauge?«, fragte er auf Nordisch.

»Osric, Herr«, antwortete ich. »Das ist Ealhstan, mein Meister.« Ich deutete mit einem Nicken auf den alten Mann, während ich immer noch darüber staunte, dass ich die richtigen Worte in der Sprache der Barbaren gefunden hatte.

»Du dienst diesem zungenlosen alten Bock?« Sigurd grinste. »Aha, verstehe. Es gefällt dir nicht, wenn man dir sagt, was du tun sollst.«

»Mein Meister sagt mir auf seine Weise, was ich tun soll«, gab ich lächelnd zurück, während Ealhstan ärgerlich auf meine Schulter schlug und dann mit seiner Hand wie ein Fisch wedelte. Ich schüttelte den Kopf, und der alte Mann verzog verärgert das Gesicht, bevor er davonschlurfte. Er musste jetzt auf seine Makrelen verzichten und war nicht besonders glücklich darüber.

»Wo hast du unsere Sprache gelernt?«, wollte Sigurd wissen.

»Ich wusste nicht, dass ich sie sprechen kann, Herr«, erwiderte ich, »bis heute.«

»Dieser Priester des weißen Christus mag dich nicht, Osric.« Er strich mit dem Daumen über die Klinge seines Schwertes und streifte den Schlamm von dem Eisen.

»Ich flöße vielen Leuten hier Angst ein.« Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Sigurd verzog seine dicken Lippen und nickte. Ich betrachtete ihn. Er sah aus wie ein Mann, der mit bloßen Händen gegen einen Bären kämpfen und gewinnen würde.

»Wir sind die Ersten von unserem Volk, die unsere Drachenboote über die launische See segeln«, sagte er. »Aber selbst wir sind nicht ohne Furcht. Weißt du, was ich fürchte, Bursche?«

Ich schüttelte den Kopf. Was kann ein solcher Mann fürchten, dachte ich.

»Ich fürchte eine trockene Kehle. Hole uns etwas zu trinken. Mit Met lässt sich besser feilschen.« Er grinste den hünenhaften Nordmann mit dem roten Haar und dem roten Bart an, der das Grinsen erwiderte. Ich ging los, um Met aus Ealhstans Haus zu holen. »Aber beleg das verdammte Zeug nicht mit einem Fluch, Knecht Satans!«, rief Sigurd mir nach, indem er Wulfweard nachahmte. »Ich bin durstig.«

Die Nordmänner holten die Waren von ihren Schiffen, während die Kinder des Dorfs und sogar einige Männer sich um sie drängten. Sie bewunderten die schlanken Schiffe mit den Drachenköpfen. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Die Kinder halfen, die Waren der Barbaren ins Dorf zu tragen, wo Gruppen von schnatternden Frauen warteten. Sie waren begierig darauf zu sehen, was diese Fremdlinge feilzubieten hatten. Die Rotwildfelle der Nordmänner waren dick und weich, und ihre Wetzsteine waren fein gekörnt. Allerdings behauptete der Schmied Siward, dass sie nicht so gut wären wie englische Schleifsteine. Sie legten Lederhäute aus und bedeckten sie mit Bernstein. Viele davon waren zu Perlen geschliffen, und sie hatten Behälter aus Leder voller Honig. Es gab getrockneten Fisch, Rentierknochen und Walrosselfenbein. Das war sehr beliebt bei den Männern des Dorfs, denn sie kauften jedes einzelne Stück auf. Da sie es günstig erstanden hatten, würden sie Ealhstan später dafür bezahlen, das Elfenbein zu glatten oder mit Mustern versehenen Griffen von Messern und Schwertern zu schnitzen oder zu Amuletten für ihre Frauen. Selbst die letzten Frauen und Kinder kamen unterdessen aus ihren Verstecken im östlichen Wald und mischten sich in die Menge, um mit den Nordmännern zu handeln. Sie brachten ihre Waagen mit, um die Münzen und Perlen zu wiegen. Sie gestikulierten wild, um sich verständlich zu machen, doch Sigurd wurde häufig herbeigerufen, um Missverständnisse auszuräumen, was er auch gern tat, seinem Grinsen nach zu urteilen.

»Osric spricht ihre Sprache«, verkündete Griffin in dem allgemeinen Durcheinander. Dabei zwinkerte er mir zu. Und schon bald hatten die Leute von Abbotsend vergessen, dass ich Satans Knecht war, weil ich ihnen beim Feilschen gute Dienste leistete. Ich fragte mich, wie die Dorfbewohner mich wohl behandeln würden, wenn die Nordmänner erst wieder fort waren. Zuerst war es schwierig, die Worte zu finden, als würde ich Beeren suchen, nachdem die Vögel da gewesen waren. Aber je mehr ich zuhörte, desto mehr verstand ich. Ich war viel zu sehr mit Feilschen beschäftigt, um mich zu fragen, welche sonderbare Magie da wohl am Werk war.

Der alte Ealhstan knurrte und nickte, als er eine ovale Brosche aus Bronze betastete, die ihm ein Nordmann in die Hand gedrückt hatte. Zu Füßen des Barbaren lagen Dutzende dieser Schmuckstücke auf einer glatten Haut und schimmerten. Der größte Teil des Handels war mittlerweile abgeschlossen, aber im Dorf summte es immer noch vor Betriebsamkeit, als die Leute ihre neuen Waren verglichen und damit prahlten, wie billig sie sie erstanden hatten.

»Ich glaube nicht, dass er viele davon verkauft hat, Ealhstan«, erklärte ich, als ich sah, wie scharf der Nordmann darauf war, die Brosche einer Frau einem stummen alten Mann anzudrehen. Ealhstan schlug ein Kreuz, verzog seine trockenen alten Lippen und deutete auf die Kirche.

»Du meinst, die Frauen hätten Angst, dass Wulfweard ihnen in den Ohren liegt, wenn sie sie tragen?«, fragte ich, als er mir die Brosche gab. »Gottesfürchtige Frauen, die Broschen von Heiden tragen.« Ich versuchte, es mir vorzustellen. »Das würde Wulfweard in der Tat nicht gefallen.«

Zur Enttäuschung des Barbaren legte ich die Brosche wieder zu den anderen auf die Tierhaut zurück. Sie alle waren mehr als einen Finger lang, und in einigen glänzten Bernsteinsplitter oder Glasperlen in den komplizierten, geschwungenen Mustern des Metalls. »Wo ist Wulfweard eigentlich? Ich habe den rotgesichtigen Dickwanst seit heute Morgen nicht gesehen.«

Ealhstan zuckte seine knochigen Schultern und drohte mir mit dem Finger.

»Ich weiß, ich weiß, Wulfweard ist ein Mann Gottes«, sagte ich. »Ich sollte ihm mehr Respekt erweisen. Obwohl er nicht mal auf mich pissen würde, selbst wenn ich brennen würde.« Ein Kind schrie, und wir beide fuhren bei dem Geräusch herum. »Sie spielen nur«, sagte ich. Ich lachte, als der hünenhafte rothaarige Nordmann wie ein Bär brummte, um die drei Kinder zu erschrecken, die auf ihm herumkletterten. Eines auf seinem Rücken und die beiden anderen an seinen Armen.

»Komm her, Wini!«, rief die Mutter der Kinder nervös und führte sie dann ängstlich fort, während der Nordmann unter seinem dichten, zotteligen Bart strahlte.

»Sie kommen mir nicht wie Teufel vor, Ealhstan«, sagte ich. Er hob seine weißen Brauen. Heute Morgen hast du das noch nicht gedacht, sagten diese haarigen Raupen. Es sind blutrünstige Barbaren, und du tust gut daran, dich von ihnen fernzuhalten.

Aber ich wollte mich nicht von ihnen fernhalten.

Griffin hatte gewartet, bis die Sonne tief im Westen stand, bevor er einen Mann losgeschickt hatte, um Edgar, den ansässigen Vogt, darüber zu benachrichtigen, dass Fremde angelegt hatten. Das bedeutete, es waren Abgaben zu zahlen, und Sigurd hatte sich bereit erklärt, die Nacht allein zu verbringen und Met mit den Männern von Abbotsend zu trinken. In dem Fall lagen seine Schiffe am Strand, und er konnte nicht bis zur nächsten Flut in See stechen. Also musste er für eine Nacht auf dem Land die Abgaben für den Vogt in Kauf nehmen. Es sprach sich rasch herum, dass die Männer sich in der alten Halle versammeln würden, sobald es dunkel geworden war. Ich sah zu, wie die Barbaren ihre restlichen Waren in Kisten und Felle verpackten. Es kam mir so vor, als wären sie mehr darauf erpicht, Met zu trinken, als uns ihre Waren zu verkaufen.

»Du solltest uns lieber Gesellschaft leisten, Osric!«, rief Griffin, der zwei dicke gefaltete Rentierhäute in den Armen hatte. Arschbeißer folgte seinem Herrn auf dem Fuß. »Wir brauchen dich, damit wir aus dem Geplapper der Barbaren schlau werden. Wie kommt es, dass du sie verstehst, Junge?«

»Ich weiß es nicht, Griffin«, antwortete ich. »Ich kann es nicht erklären.«

Er zuckte mit den Schultern. »Wir sehen uns später.« Dann grinste er und ließ eine Halskette aus Bernstein an seinem Handgelenk baumeln. »Wenn Burghild das sieht, dann hat sie sicher nichts dagegen, wenn ich die ganze Nacht mit diesen Teufeln trinke. Ich hoffe es wenigstens.« Der Hund sah zweifelnd zu Griffin hoch.

»Vielleicht hättest du dann auch noch eine Brosche kaufen sollen«, gab ich zurück und unterdrückte ein Lächeln. »Und ein paar Rentiergeweihe. Und vielleicht sogar eine von diesen silbernen Haarnadeln.«

Griffin warf einen Blick auf die Bernsteinkette, dann sah er mich an, und seine Miene verfinsterte sich. Schließlich drehte er sich um und ging weiter, gefolgt von Arschbeißer.

2

Die Männer drängten sich in der alten Halle wie Forellen in einer Weidenreuse. Es war laut, und es stank, aber Heiden und Christen kamen besser miteinander aus, als man hätte meinen sollen. Selbst Wulfweard war da, aber soweit ich sah, redete er nie mit einem Nordmann. Er saß auf einem Schemel, trank Met und befingerte das hölzerne Kreuz, das er um den Hals trug. Als würde das Ding ihn vor allem Bösen bewahren, das ihn umgab.

Die Halle hatte einmal Lord Swefred gehört. Aber er lag bereits sechs Jahre unter der Erde und hatte keine Söhne hinterlassen. Jetzt füllten zahllose Fässer, Tröge, eine Käsepresse sowie altes Gerümpel das eine Ende der Halle, während der Rest für Zusammenkünfte aller Art genutzt wurde. Da die Halle niemandem gehörte, fühlte sich auch niemand für ihren Erhalt verantwortlich. Gras und Kraut sprossen aus dem lehmigen Boden. Es gab keine Wandteppiche, die die Kälte zurückhielten, und das Flechtwerk war feucht und verrottet.

Aber an diesem Abend war die Halle von Leben erfüllt. Ich dachte an die Geschichte von Beowulf, als die Gauten sich in der großen Festhalle auf den mit kostbaren Metallen beschlagenen Metbänken versammelt hatten und vor Wandteppichen saßen, in die Goldfäden gewirkt waren. Sie hingen glitzernd an den Wänden, während die glorreichen Krieger das Fest genossen. Vielleicht war auch diese Halle einmal glorreich gewesen, und jetzt erinnerten diese stolzen heidnischen Krieger von jenseits des Meeres die alten rußgeschwärzten Balken an ihre einstige Pracht.

Die Männer von Abbotsend wollten nicht, dass ihre Frauen sich in der Nähe von mettrunkenen Nordmännern aufhielten, also gingen ihre Söhne durch die Halle, füllten Becher aus prallen Trinkschläuchen und verteilten Fleischscheiben von zwei Schweinen, die über dem Herd geröstet wurden. Sigurd hatte die Schweine Oeric dem Schlachter abgekauft, und ich sah hungrig zu, wie das Fett in den Flammen zischte. Das köstliche Aroma überdeckte den Gestank von verfaultem Holz, feuchter Erde und Männerschweiß. Männer, die sich nicht verständlich machen konnten, schrien umso lauter, weil sie glaubten, das würde helfen, andere dagegen lachten. Der Lärm hielt bis spät in die Nacht an, und ich machte mich nützlich, verwandelte fremde Laute für betrunkene Männer in verständliche Worte. Später wurden Felle und strohgefüllte Kissen geholt, und die Männer legten sich zum Schlafen. Weil die Halle niemandem gehörte, hatten die Fremdlinge keinen Grund gesehen, ihre Waffen vor der Tür zu lassen. Sie saßen und lagen rundum in der Halle, und jedermann hatte seinen runden bemalten Schild, den Speer und das Schwert hinter sich an die Wand gelehnt.

»Ich habe noch nie so viele Kettenpanzer gesehen«, murmelte Griffin. Es war bereits spät, und obwohl die Männer von Abbotsend Betten hatten, in die sie hätten gehen können, richteten sie sich in der Halle zum Schlafen ein. Einige schnarchten bereits. Griffin und ich lagen am vorderen Ende der Halle unter dem einzigen Fenster, einem schmalen Schlitz, über den Pergament gespannt war. Die meisten Kerzen waren bereits erloschen, sodass allein der steinerne Herd in der Mitte der Halle sein Licht über die in ihre Mäntel gehüllten schlafenden Gestalten warf. »Ich habe für König Egbert und vor ihm für Beorhtric gekämpft, und zwar öfter, als ich zurückdenken mag, Junge. Ich sage dir, ich habe noch nie besser bewaffnete Männer gesehen als die hier.« Er zupfte eine Laus aus seinem Bart und betrachtete sie. »Wir sind alle besser dran, wenn sie erst verschwunden sind.« Sein Blick richtete sich wieder auf ihren Jarl, Sigurd, der ruhig mit einem älteren Nordmann sprach, einem Mann mit einem runden Gesicht und einem buschigen Bart.

»Aber der Handel lief doch gut«, sagte ich und beobachtete, wie Griffin die Laus mit dem Daumennagel zerquetschte.

Er hob die Brauen. »Ja, es lief gut«, gab er zu. Dann schüttelte er den Kopf und verdrehte die Augen. »Burghild will zwei dieser großen Broschen – die aus Bronze mit dem eingearbeiteten Bernstein.«

»Und was ist mit der Halskette?«

»Sie sagt, es wäre nicht gut, die Halskette ohne die Broschen zu tragen«, knurrte Griffin. Dann fing er meinen Blick auf, und wir mussten beide lachen. Dadurch weckten wir einen dunkelhaarigen Fremdling neben uns, der kurz fluchte, bevor er die Augen wieder schloss.

Irgendwann muss ich selbst eingeschlafen sein, denn ich wurde vom Klappern des Riegels und dem Knarren der eisernen Angeln der Hallentür geweckt. Das Murmeln der Männer, die noch wach waren, mischte sich mit dem Schnarchen der anderen. Ich beobachtete, wie der alte Ealhstan hereinkam. Er bemühte sich, keinen Lärm zu machen, bis die Angeln erneut protestierend quietschten. Ealhstan verzog das Gesicht. Griffin fuhr aus dem Schlaf hoch und verschüttete Met aus dem Becher, den er immer noch in seiner Hand hielt.

»Da wäre ich doch fast eingeschlafen … Wo ist er gewesen, Junge?« Er deutete auf Ealhstan. »Hat er Kreuze für die Heiden geschnitzt?« Dann fielen ihm erneut die Augen zu, und sein Kopf sank mit einem dumpfen Poltern gegen die Wand. Vorsichtig nahm ich ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Boden. In der Zwischenzeit suchte sich Ealhstan vorsichtig einen Weg zwischen den schnarchenden, furzenden Männern hindurch.

»Ich hole morgen früh die Angelrute, alter Mann«, flüsterte ich. Doch er wischte meine Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite, runzelte die Stirn und kniete sich hin. Als er sich überzeugt hatte, dass Griffin schlief und niemand anders uns beobachtete, sah er mich an. Sein hageres Gesicht lag im Schatten, und sein strähniges weißes Haar schimmerte im Licht des Feuers.

»Was ist los?«, wollte ich wissen. Er legte einen knorrigen Finger auf die Lippen. Dann nahm er meine Hand und drückte etwas hinein. Ich sah hinab. Ich hatte einen kleinen Farnwedel in der Hand. Ich zuckte mit den Schultern, weil ich nicht wusste, was das zu bedeuten hatte. Ealhstan bedeutet mir mit Gesten, ich solle an dem Farn riechen. Also rieb ich den Zweig zwischen den Fingern und roch daran. Es roch ranzig, wie verfaulte Rüben, und mir war klar, dass es kein Farn war, sondern Schierling. Ich habe gesehen, wie Schweine und Schafe verreckt waren, nachdem sie Schierling gefressen hatten. Erst wurden sie ganz aufgeregt, dann atmeten sie langsamer, und ihre Beine und Ohren wurden kalt. Sie starben aufgequollen und stinkend.

Ich ließ die Blätter fallen, spuckte auf meine Finger und rieb sie mir an der Tunika ab. Ealhstan blies seine Wangen auf und schlug dann ein Kreuz.

»Wulfweard?«, flüsterte ich.

Er nickte, sah Griffins Metbecher und nahm ihn vom Boden hoch. Dann tat er, als würde er etwas hineinstreuen. Seine Augen unter den dichten weißen Brauen waren schmale Schlitze. Er drehte sich um und sah zu Sigurd, der an der Westwand lehnte, neben seinem großen runden Schild, dem Eisenhelm und dem bedrohlich aussehenden schweren Speer.

Ich zog an Ealhstans Schulter. »Wulfweard will Jarl Sigurd vergiften?«, zischte ich. »Du hast gesehen, wie er Schierling gesammelt hat?«

Der Tischler fuhr herum und musterte die Fremden, um sich zu überzeugen, dass keiner von ihnen etwas gehört hatte. Dann sah er mich wütend an. Ich nickte knapp, akzeptierte den Tadel. »Er ist verrückt geworden«, murmelte ich.

Ealhstan nickte bestätigend. Dann deutete er zur Tür der Halle und stand auf. Er winkte mir, ihm zu folgen. Ich achtete darauf, die Schlafenden um mich herum nicht zu wecken, als ich aufstand, und folgte Ealhstan stumm aus der Halle. Dabei öffnete ich meinen Gürtel, als hätte ich vor, mich draußen zu erleichtern.

Die Nacht war dunkel und mondlos. Zwei Hunde kämpften um einen fleischigen Knochen. Eine Gans war aus dem Pferch entkommen und saß jetzt auf dem Dach von Siward, dem Schmied. Sie breitete ihre Flügel aus und schnatterte stolz. Ansonsten schlief das Dorf. Ich glaubte, das Rauschen der Brandung hinter den schwarzen Hügeln zu hören. Dann griff Ealhstan in die Börse an seinem Gürtel und hielt mir etwas hin, während er mich weiter ansah. In dem Moment bemerkte ich Alwunn, das Mädchen, dem ich am Osterfest beigelegen hatte. Sie stand im Schatten des alten Giebels und rang die dicken Hände. Dabei starrte sie Ealhstan an. Ihrem verfilzten blonden Haar nach zu urteilen, hatte der alte Mann sie aus dem Bett geholt. Etwas zwickte mich in den Eingeweiden, als ich sie sah.

»Was geht hier vor, Ealhstan?« Ich warf einen Blick auf das kleine Messer mit dem Knochengriff, das er mir gegeben hatte. Eine Lederschnur führte durch das Loch im Griff. Ealhstan winkte Alwunn gereizt zu sich, und sie trat aus dem Schatten. Dabei lächelte sie ihn an. Dann räusperte sie sich und blickte Ealhstan noch einmal an, als wollte sie seine Zustimmung erbitten. Er nickte und knurrte.

»Hallo, Osric.« Alwunns Stimme klang dünn. Sie strich sich über das Haar, schien plötzlich verlegen zu sein. Sie befeuchtete die Hand mit Spucke und presste sie auf eine abstehende Strähne, allerdings ohne Erfolg.

»Was machst du hier, Alwunn?«, fragte ich. Ich spürte, wie meine Lenden wärmer wurden. »Trägst du etwa dein Nachthemd?« Sie trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, und ich sah Ealhstan finster an. Der wedelte ungeduldig mit der Hand.

»Das Messer, Osric.« Alwunn deutete mit dem Kinn auf die Waffe in meiner Hand. »Es ist wichtig.«

»Sieht aber nicht sonderlich wichtig aus«, antwortete ich und fuhr mit dem Daumen über die stumpfe Schneide. »Man hätte Mühe, einen Hasen damit zu häuten.«

Ealhstan riss mir das Messer aus der Hand und hielt mir dann den Griff vor die Nase. Ich nahm es wieder an mich und betrachtete den Griff genauer. Zwei Schlangen wanden sich in dem weißen Knochen, und jede der beiden schien ihren eigenen gewundenen Schwanz zu verschlingen. »Es ist gutes Handwerk«, räumte ich ein. »Und heidnisch.« Ealhstan grunzte. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nicht. Warum zeigst du mir das?«

»Ich war dabei, als sie dich gefunden haben, Osric.« Alwunn klang fast entschuldigend.

»Na und?« Ich kannte die Geschichte. Man hatte mich zwischen den Grabhügeln der alten Leute südöstlich von Abbotsend gefunden. Niemand wusste, woher ich gekommen war, und ich selbst war bewusstlos gewesen. Als ich aufwachte, war mein Verstand so leer wie ein Metfass nach einem Hochzeitsfest.

»Dein Kopf war blutig, und sie hielten dich für tot«, fuhr Alwunn fort. »Aber dann haben sie dich auf den Rücken gedreht, und deine Augen waren geöffnet. Als Wulfweard das da sah …« Sie zögerte und deutete auf mein linkes Auge – oder das, was davon noch übrig war. »Er fluchte und sagte, du wärst vom Teufel gezeichnet.« Sie schlug ein Kreuz, verängstigt von ihren eigenen Worten.

»Ich hatte Glück, dass der alte Ealhstan mehr Wert auf zwei geschickte Hände legt als auf Wulfweards Strafpredigten.« Ich lächelte den alten Tischler an, der erneut grunzte. Alwunn schien von meinen Worten entsetzt zu sein und sah sich rasch um, ob wir immer noch allein waren. Zwei Hunde rannten laut kläffend in die Nacht davon, vielleicht weil sie einen Hasen gewittert hatten.

Alwunn sah mich ängstlich an. »Ealhstan hat das Messer gefunden. Es hing um deinen Hals«, fuhr sie fort. »Er hat es an sich genommen, bevor Wulfweard oder die anderen es sehen konnten.« Sie sah Ealhstan an. »Er hatte Angst, was sie dir antun könnten. Es ist heidnisch, Osric«, sie betonte das Wort. »Und dann noch dein Auge …« Sie führte den Satz nicht zu Ende, sondern kämpfte stattdessen wieder mit ihrem widerspenstigen Haar. »Bist du sicher, dass du dich nicht erinnern kannst, wie du hierhergekommen bist?«, fragte sie schließlich.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin in Ealhstans Haus aufgewacht. Ich kann mich an nichts erinnern, was davor geschehen ist.« Ich hob das Messer hoch. »Hast du schon immer davon gewusst?« Sie nickte. »Weiß noch jemand davon?«

»Warum, Osric? Glaubst du, schlimmer als bisher können sie dich ohnehin nicht behandeln?«, fragte sie mit einem spöttischen Lächeln. Ich sah sie finster an. »Niemand sonst weiß etwas davon«, sagte sie schnell. Sie sah Ealhstan an. »Ich sollte gehen. Wenn Mutter wüsste, dass ich hier draußen bin …«

Ealhstan nickte und berührte sie zum Dank an der Schulter. Alwunn warf mir einen letzten Blick zu und rannte davon. Sie hob den Saum ihres Nachthemdes, damit er nicht von der schlammigen Erde beschmutzt wurde.

»Warum erzählst du mir das jetzt, alter Mann?« Ich band das Messer an meinen Gürtel. Alwunn hatte recht. Was sollten sie mir jetzt noch antun? Zwei Jahre lang hatten sie mich gehasst. Sie hatten mich geduldet, weil ich Ealhstans Lehrling war. Aber ich würde mich nicht mehr länger hinter dem alten Mann verstecken.

Ealhstan starrte das Messer an meinem Gürtel an, unternahm aber keine Anstalten, es zurückzufordern. Stattdessen schüttelte er kurz den Kopf und schlug ein Kreuz über seiner Brust.

»Ich weiß nicht, was das alles bedeutet, Ealhstan«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Aber ich danke dir trotzdem.« Die Gans schnatterte laut, und ich drehte mich um. Eine dunkle Gestalt kam auf uns zu.

»Ist das nicht einer von Bertwalds Vögeln?«, fragte Wulfweard und schlug ein Kreuz, als er mich bemerkte. Er trug seine Priesterkleidung: die weißwollene Tunika, die bis auf den Boden reichte, und den Streifen grüner Seide um den Hals, der bis auf seine Schienbeine fiel. »Ich habe ihm gesagt, dass er seinen Pferch um einen Fuß höher machen soll. Wenn sie Angst hat, genügt ein kleiner Windstoß, und so eine Gans fliegt zweihundert Schritt weit. Ich habe es selbst gesehen!« Wir sahen zu der Gans, die wütend mit den Flügeln schlug. »Ist dieser Teufel Jarl Sigurd immer noch dort oben und sinnt auf Möglichkeiten, unseren Herrn zu beleidigen?« Er redete mit Ealhstan und kehrte mir den Rücken zu.

Der Tischler nickte.

»Was unsere Begegnung vorhin angeht, Ealhstan, drüben bei Cearl …«, fuhr Wulfweard fort, »wie es der Zufall will, bin ich auf jede Menge Klettenklee gestoßen, das sich unter den Nesseln und dem Ampfer versteckt hat. Ich nehme an, dir sind die krampflösenden Eigenschaften von Klette bekannt.« Er rieb sich den Unterleib. »Und die Erleichterung, die der Saft gegen Flohbisse, Schlangenbisse und dergleichen gewährt. Aber wusstest du auch, dass das Öl seiner Wurzeln sehr beruhigend ist, wenn man es in die Haut reibt? Ganz zu schweigen davon, dass es das Haar stärkt?« Ealhstan grunzte, und Wulfweard drückte ihm die Schulter. »Friede sei mit dir, mein Freund.« Dann drehte sich der Priester zu mir herum. Sein Gesicht hatte in der Dunkelheit etwas Animalisches. »Aus dem Weg, Junge. Ich gehe, um das Werk Gottes, unseres Herrn, zu bezeugen.« Mit diesen Worten ließ er uns stehen und stieß dann die Tür der alten Halle auf. Er warf Ealhstan ein boshaftes Grinsen zu, bevor er hineinging.

Ealhstan wollte weggehen und bedeutete mir mit einem Winken, ihm zu folgen. Aber ich blieb unter dem verfaulenden Reet stehen. Der Tischler knurrte und winkte nachdrücklicher mit dem Arm.

»Du willst zulassen, dass er den Jarl vergiftet?«, fragte ich ihn entsetzt. »Er hat gelogen, was die Klette angeht.« Ich roch an den Fingern, an denen immer noch der ranzige Geruch von Schierling hing. Erneut bedeutete mir Ealhstan mitzukommen. »Ich gehe nicht!«, gab ich zurück. »Wir müssen das verhindern. Wulfweard ist wahnsinnig! Völlig wahnsinnig, Ealhstan.« Das Gesicht des alten Mannes verfinsterte sich, aber als er sich nicht rührte, folgte ich dem Priester in die Halle.

Irgendjemand hatte frische Scheite ins Feuer geworfen. Sie knisterten und spuckten Funken, und die Flammen leckten erneut empor. Sie beschienen den würzigen Rauch, der über die schlafenden Männer und um die glatten Dachpfosten strich. Wulfweard stand vor Jarl Sigurd, einen Becher in den Händen, und ein paar andere Männer richteten sich auf, als erwarteten sie Ärger. Wulfweard drehte sich beim Geräusch der Tür herum. Er sah mich und verzog verächtlich die Lippen, bevor er sich wieder zu dem Nordmann herumdrehte. Ich trat neben den Herd und fühlte die Hitze auf meinem Gesicht, als Ealhstan ebenfalls die Halle betrat und sich neben Siward kauerte.

»Deine Leute irren in Finsternis umher, Jarl Sigurd«, sagte Wulfweard. Seine Stimme klang rau, als würde man ein Schwert aus der Scheide ziehen. »Doch ist es nicht die Aufgabe des Schäfers, seine Herde vor dem Wolf zu schützen?«

»Verschwinde, Priester«, murmelte Sigurd und kratzte sich den blonden Bart. »Ich habe nicht Njørðs Meer überquert, um mir deine Geschichten anzuhören. Deine Worte fallen aus deinem Mund wie Kötel aus dem Arsch einer Ziege.« Einige der Nordmänner weckten mit ihrem lauten Lachen andere, die noch geschlafen hatten.

»Geh wieder zurück zum Haus deines weißen Christus und schlafe auf deinen Knien«, riet ihm der Krieger neben Sigurd.

Ein paar Herzschläge lang starrte Wulfweard Sigurd an. Im Licht des Feuers sah ich, dass der Priester vor Wut zitterte und seine freie Hand zur Faust geballt hatte.

»Ich bin in Frieden gekommen, Heide!«, stieß Wulfweard hervor. »Und ich habe gehofft, dass du Christi Segen nicht verschmähen würdest.«

»Der weiße Christus ist hier?« Sigurd grinste und sah sich in der Halle um.

»Der Herr ist überall«, antwortete Wulfweard und warf den Engländern in der Halle einen warnenden Blick zu. »Ich würde dich in Christi Namen segnen, Sigurd, und dich morgen früh taufen und dich von dem Bösen reinigen, das dein Volk heimsucht.«

In dem Moment fragte ich mich, ob Wulfweard seine Meinung geändert hatte oder ob sich Ealhstan wegen des Schierlings geirrt hatte. Vielleicht hatte der Priester tatsächlich nur Klette gepflückt, um sein schütteres Haar zu pflegen.