Winterblut - Giles Kristian - E-Book
SONDERANGEBOT

Winterblut E-Book

Giles Kristian

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Norwegen, A. D. 785: Der Krieger Sigurd Haraldarson hat blutige Rache geschworen, doch König Gorm, der einst seinen Vater verriet, lebt immer noch. Und solange ein Atemhauch in ihm ist, so lange ist der Blutdurst Sigurds nicht befriedigt. Aber Sigurd und seine Mannen brauchen mehr Waffen und mehr Silber, um ihre Aufgabe vollbringen zu können. Die Waffenbrüder machen sich auf nach Schweden, um Schlachtenruhm und Söldner für ihre Sache zu gewinnen. Im Angesicht Walhallas geraten sie in ein Inferno aus Eis und Blut ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 575

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ZUM BUCH

Norwegen, A. D. 785: Der Krieger Sigurd Haraldarson hat blutige Rache geschworen, doch König Gorm, der einst seinen Vater verriet, lebt immer noch. Und solange ein Atemhauch in ihm ist, so lange ist der Blutdurst Sigurds nicht befriedigt. Aber Sigurd und seine Mannen brauchen mehr Waffen und mehr Silber, um ihre Aufgabe vollbringen zu können. Die Waffenbrüder machen sich auf nach Schweden, um Schlachtenruhm und Söldner für ihre Sache zu gewinnen. Im Angesicht Walhallas geraten sie in ein Inferno aus Eis und Blut …

ZUM AUTOR

Seine norwegische Herkunft und die Werke von Bernard Cornwell inspirierten Giles Kristian dazu, historische Romane zu schreiben. Um seine ersten Bücher finanzieren zu können, arbeitete er unter anderem als Werbetexter, Sänger und Schauspieler. Doch Kristians Herz schlägt für die Welt der Wikinger, die er in Götter der Rache zum Leben erweckt. Mittlerweile ist Giles Kristian Bestseller-Autor und kann sich ganz dem Schreiben widmen. Mehr Informationen zum Autor finden Sie unter www.gileskristian.com

GILES KRISTIAN

WINTERBLUT

Roman

Aus dem Englischen

von Wolfgang Thon

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe WINTER’S FIRE erschien 2015

bei Bantam Press/Transworld Publishers,

Penguin Random House UK, London

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Vollständige deutsche Erstausgabe 12/2016

Copyright © 2016 by Giles Kristian

Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Heiko Arntz

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung des Originalartworks von © Stephen Mulcahey

Karte: © 2016 by Liané Payne

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-16382-2V003

www.heyne.de

Winterblut ist für Chris Cornell, dessen Stimme

und Musik in diese Saga hineingesickert sind

wie Met in die Tafel der Methalle.

Die Schildjungfern ritten herab

um die gefallenen Brüder zu holen.

Doch Sigurd war von Óðin geküsst, so hieß es,

und das Feuer brannte in ihm.

Dem Jungenalter entwachsen tötete er einen Jarl

und floh mit einer halben Mannschaft.

Alsdann schwor er, Rache zu nehmen am König,

wie junge Männer es häufig tun.

Sigurd Haraldarsons Saga

1

Die Spuren in dem alten Schnee waren frisch, und sie waren tief. Deshalb konnte man nicht erkennen, wie viele Tiere dort gelaufen waren, denn jedes war genau in die Spur des vor ihm Gehenden getreten. Die Fährte, die sie zwischen den Kiefern hinterlassen hatten, war schmal und gradlinig. So gerade, wie das in einem Wald möglich war.

»Wölfe verschwenden keine Energie, wenn sie jagen. Nicht wie Hunde«, hatte Olaf ihnen erklärt, als sie in der Nacht bewaffnet mit ihren Speeren und den Bäuchen voller Bier aufgebrochen waren.

»Stimmt, aber ein Hund würde auch kein nettes, warmes Feuer verschmähen.« Svein hatte sich in der Kälte geschüttelt, sich einen dicken Finger an ein Nasenloch gehalten und einen rauchgeschwärzten Schleimklumpen in den Schnee geschnaubt. »Deshalb sind Hunde vielleicht doch schlauer als Wölfe.« Er warf einen Blick zurück zur Halle, als bereute er seine Entscheidung bereits, mit Olaf und Sigurd hinauszugehen. »Und klüger als wir sind sie auch«, setzte er hinzu, schnaubte das andere Nasenloch frei und zog dann das Wolltuch wieder über das Gesicht. Mit vom Rauch brennenden Augen blinzelte er in der kalten Luft.

Sie hatten auch um die Beine und Hände Wolltücher gewickelt und trugen Kappen aus Schafswolle, Pelz oder Leder, die sie aufgesetzt hatten, als der Schneefall begonnen hatte. Seitdem hatten sie sie kaum abgesetzt, nicht einmal in Jarl Hakon Brenners alter Halle. Denn sie war riesengroß, und es hielten sich nie genug Menschen darin auf, um auch die letzten Ecken zu erwärmen, obwohl beide Herde Tag und Nacht brannten.

»Im Vergleich zu Wölfen laufen Hunde, als wären sie besoffen.« Olaf hatte einfach weitergeredet und seinen Umhang am Hals fest zusammengezogen. »Außerdem schleifen sie gern mit ihren Pfoten über den Boden, während die Spur von Wölfen deutlicher ist. Seht ihr, sie hinterlassen eine ordentliche Fährte.«

Damit hat er recht gehabt, dachte Sigurd jetzt, als ein Strahl Mondlicht zwischen die Bäume fiel und die Spur vor ihnen erhellte. Der spröde Schnee funkelte silbrig wie Tauschierungen in einer Klinge. Die linken und rechten Pfotenabdrücke wichen kaum von einer geraden Linie ab, und es war klar, dass die Wölfe erheblich leichter vorankamen als Sigurd und seine Freunde. Vor ihnen hatte der Leitwolf mit seinem Körper eine Bahn durch den Schnee gebrochen, wie der schlanke Bug eines Karvi durch schwere See. Im Gegensatz dazu mühten sie sich keuchend ab und schwitzten trotz der Kälte. Denn auch der Baldachin aus Kiefernzweigen über ihnen hatte nicht verhindern können, dass sich der Schnee an manchen Orten auftürmte, ebenso wenig wie er den vorherrschenden Südwestwind davon abhalten konnte, Schneewehen an den Baumstämmen anzuhäufen, was das Vorankommen ebenfalls erschwerte.

»Scheiße, aber der Junge keucht wie Vølunds Blasebalg!«, sagte Olaf eine Weile später. Er zog den wollenen Schal unter sein Kinn und pflanzte den Schaft seines Speers in den Schnee, bevor er sich mit Sigurd nach Svein umdrehte, der ein Stück zurückgefallen war. »Die Viecher werden seinen Met-Atem fünf Rast weit wittern, und wir werden sie nicht mal zu Gesicht bekommen.«

Olaf war der engste Freund von Sigurds Vater gewesen und behandelte sie jetzt alle wie ein Mann, der glaubte, mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel besäße man auch doppelt so viel Verstand. Vielleicht stimmte das ja sogar. Aber Sigurd wusste auch, dass Olaf sich ohne zu zögern für ihn einen Speer in den Wanst rammen oder einen Pfeil in die Kehle schießen lassen würde, und was war daran klug? Olaf würde behaupten, er schuldete es Sigurds Vater Harald – was man nur schwerlich bestreiten konnte. Denn die Herdkarls des toten Jarls, die noch am Leben waren, konnte man heute an einer Hand abzählen. Genau genommen genügten drei Finger.

Jetzt jedoch bildete Olafs eigener Met-Atem eine so dichte Wolke um sein Gesicht, als würde sein Bart brennen. Sigurd vermutete, dass er vor allem deshalb stehen geblieben war und sich über Svein beklagte, weil er seinen eigenen Geruch wahrgenommen hatte, und nicht wegen ihres hünenhaften Freundes. Sigurd lächelte unwillkürlich. Er war noch sehr weit von Olafs Alter entfernt, und auch wenn er möglicherweise im Vergleich zu ihrer Beute ein bisschen ungeschickt war, fühlte er dennoch die Ausdauer eines Wolfes in seinem Blut, spürte die Lebenskraft dieser Tiere in seinem Körper und glaubte, dass er diese Geschwindigkeit die ganze Nacht durchhalten konnte, falls nötig.

»Besser hier draußen in der Stille, als da drin mit den Ohren voller Krähen-Lieder«, erwiderte Sigurd.

»Wohl wahr«, stimmte Olaf ihm zu. »Wenn er endlich die Geschichte, wie du diesen hinterhältigen und anmaßenden Krabbenköder Jarl Randver getötet hast, in dein Heldenlied eingewoben hat, bist du darin wahrscheinlich mit dem Allvater selbst verwandt, und aus mir wird ein Trolltöter mit einem Schwert, das von Zwergen geschmiedet wurde.« Er hob eine Braue, die sich bog wie Bifrøst, die Regenbogenbrücke, die die Welt der Asen und Menschen verband. »Scheiß Skalden!«

Sigurd fühlte die Kälte auf seinen Zähnen, als er lächelte. »Er sagt immer, die Wahrheit ist in einem guten Heldenlied ebenso willkommen wie ein Furz unter den Bettfellen.«

Sie hätten erst am nächsten Morgen aufbrechen können, aber Asgot hatte frischen Schnee in der Luft gerochen oder ihn vielleicht in seinen Runen gesehen. Sigurd wollte nicht riskieren, dass Neuschnee die Spuren verdeckte. Außerdem war ihm jeder Vorwand recht, aus Hakon Brenners Halle herauszukommen.

Beim ersten Mal waren sie noch mit der Hoffnung nach Osøyro gekommen, dass Jarl Hakon Brandingi ihnen vielleicht beim Kampf gegen den eidbrüchigen König Gorm helfen würde. Immerhin hatte sich der Jarl seinen Ruf als Brandschatzer von Methallen mehr als verdient. Aber als sie in Brandingis Halle ankamen, war der Jarl mehr tot als lebend gewesen und sein Sohn Thengil hatte jetzt stattdessen das Sagen. Thengil war ein verweichlichter, schleimiger Neiding gewesen, und vielleicht war das am Ende auch gut so, weil er vollgepisst am Deckenbalken hängend gestorben war. Die letzten Herdkarls des toten Jarls, allesamt wackere Krieger, hatten in Sigurd ihre letzte Chance gesehen, zu leben und zu sterben wie echte Männer. Sie hatten ihm Treue geschworen – was keine Kleinigkeit war. Immerhin waren sie Krieger, die schon viele Kämpfe überstanden hatten, und Sigurd war im Vergleich zu ihnen ein wahrer Flaumbart.

Er sah in seiner Erinnerung diese Graubärte immer noch, wie sie sich in ihrem letzten Schildwall an Jarl Randvers Halle in Hinderå den Kriegern des Jarls stellten, die an diesem Tag eine Lektion erteilt bekamen, obwohl sie jünger und zweifellos auch stärker waren. Denn die alten Kämpen hatten standgehalten, sodass Sigurd und die anderen zur Bucht laufen und mit einem Schiff entkommen konnten. Allerdings hätten die Beine die alten Graubärte ohnehin nicht schnell genug dorthin bringen können, selbst wenn sie hätten weiterleben wollen.

Nach diesem Eisensturm auf dem Nilsavika-Festland hatte Sigurd Jarl Randver getötet, dessen Knochen jetzt in der kalten Dunkelheit auf dem Grund des Fjords lagen. Danach waren sie nach Osøyro zurückgesegelt, zu Jarl Hakon Brandingis alter Halle. Die alten Frauen dort hatten ihnen mit ihren Flüchen in den Ohren gelegen, weil sie Sigurd die Schuld daran gaben, dass ihre Männer jetzt ohne sie im Nachleben waren. Sigurd blieb nichts anderes übrig, als jeder von ihnen eine Handvoll Silber zu geben. Die Frauen nahmen es und verschwanden, um den Rest ihres Lebens in irgendeinem Dorf oder einer Siedlung zu verbringen, weil sie weder bei den Geistern ihrer Männer noch zusammen mit Sigurds Karls leben wollten.

Doch auch wenn Randver tot war, hatte er doch noch lebende Söhne. Der älteste von ihnen, Hrani, hatte Schiffe und Männer und dürstete nach Vergeltung. Dann waren da noch König Gorm und all die Schwertkämpfer, die er um sich scharen konnte. Der Eidbrecher würde niemals eine bessere Möglichkeit bekommen, sich Sigurd vom Hals zu schaffen. Also hatte sich Sigurd wie ein gejagter Wolf in seinen Bau verkrochen, um den Winter abzuwarten. Aber diese Halle war ein verfluchter Ort, auch wenn sie größer war als jede Halle, die Sigurd jemals gesehen hatte oder von der er hatte singen hören. Ihre uralten rußgeschwärzten Balken waren so kalt wie Leichen. In den Ecken, in denen sich einst Männer und Frauen vergnügt hatten, wimmelte es jetzt von Ratten. Die metgetränkten Bänke lagen quer über den Dachbalken, von Spinnweben wie mit Wolle überzogen, und von den Wandbehängen, die die Kälte abhalten sollten, waren nur wenige in den letzten Jahren gesponnen worden. Die meisten waren uralt, ausgebleicht und fadenscheinig. Es war eine Halle von Geistern, der auch noch so viel Lampenlicht oder Herdflammen kein Leben einhauchen konnten.

Aus diesem Grund stapfte Sigurd lieber knietief durch den Schnee und jagte Wölfe. Wenn sie den Bau der Kreaturen erst einmal fanden, konnten sie später mit mehr Speeren, Hunden und Fallen dorthin zurückkehren.

Die Raubtiere hatten sich unter den Zaun des Schafpferchs hindurchgegraben und zwei Muttertiere getötet. Der Versuch, ihnen zu folgen, wäre sinnlos gewesen, wäre der Boden nicht schneebedeckt gewesen und hätten die Wölfe nicht eines der Mutterschafe mitgeschleppt. Deshalb kamen die Tiere nicht so schnell voran. Es bedeutete auch, dass ihr Bau möglicherweise nicht weit entfernt war, und wie Olaf gesagt hatte, war es besser, sich ihrer sofort zu entledigen. Sonst würden sie im Sommer dafür teuer mit gerissenem Vieh bezahlen, weil es dann auf dem trockenen Boden keine Spuren gab, denen sie hätten folgen können.

»Da.« Sigurd deutete auf eine Stelle, wo der Schnee aufgewühlt war und von der Spuren wie die Speichen eines Karrenrades wegführten. In der Mitte lag das Mutterschaf, vielmehr seine jämmerlichen Reste. Als sie näher kamen, schien das spärliche Mondlicht, das durch die Zweige der Bäume fiel, den blutverschmierten Schnee noch dunkler zu färben.

»Scharf sind deine Augen ja.« Olaf hob den Speer ein Stück höher und spähte zwischen die umliegenden Bäume. Da die Wölfe wussten, dass ihnen bewaffnete Menschen folgten, hatten sie so viel gefressen, wie sie konnten, bevor sie wie ein Seenebel verschwunden waren. »Ich wette, sie sind mittlerweile mindestens drei Rast von uns entfernt.« Olaf deutete mit einem Nicken auf den dunklen Wald, der so düster war wie die Halle von Hel selbst. Die Kiefern standen dicht an dicht wie eine einzige Mauer. »Aber es besteht immer die Möglichkeit, dass sie uns von dort beobachten und es sogar riskieren, einen Speer in die Rippen zu bekommen, um ihre Beute zu verteidigen.«

»Das war es dann. Kehren wir um«, schlug Svein vor, »setzen wir uns lieber wieder ans Feuer.« Er stampfte mit seinen pelzgefütterten Stiefeln im Schnee herum, um seine Füße zu wärmen.

»Spricht nichts dagegen«, stimmte Olaf ihm zu. »Hat keinen Zweck, sich die Eier abzufrieren. Wir finden den Bau jetzt ohnehin nicht.«

Aber Sigurd wollte noch nicht zurück, nicht, solange sein Blut noch vor Erregung rauschte, weil sie das Mutterschaf gefunden hatten. Nicht, solange die Wölfe womöglich noch in der Nähe waren, denn die Beute im blutigen Schnee dampfte noch, wo die kalte Nachtluft auf die warmen Eingeweide traf. Das bedeutete, dass dieser Teil des Tieres erst vor Kurzem gerissen worden war. Gerade wollte er das sagen, als ein Heulen die Nacht durchschnitt, wie eine Klinge Haut durchtrennt. Sofort stimmten andere Tiere in den Chor ein. Einen eisigen Herzschlag lang wurde Sigurd durch dieses Geräusch an die vielen unterschiedlichen Töne der Kriegshörner erinnert, die unablässig an jenem Tag in der Karmsund-Enge geblasen wurden, als sein Vater von König Gorm verraten wurde und sich der Fjord rot gefärbt hatte.

»Wir haben nicht genug Speere.« Svein blickte nach Norden und lockerte seine breiten Schultern. Denn das Heulen der Wölfe erklang im ganzen Wald um sie herum. Es waren bestimmt zwanzig Tiere.

»Das ist der Trick dabei«, sagte Olaf. »Andere Rudel glauben zu machen, dass sie viel mehr sind, als sie tatsächlich zählen.«

»Ein guter Trick.« Sigurd betrachtete die Spuren, die von der Beute wegführten.

»Ja, niederträchtig und gerissen«, stimmte Olaf zu. »Trotzdem hat Svein recht, es sind mehr, als wir erwartet haben.« Er zog Schleim durch die Nase und spuckte ihn in den Schnee. »Ist vielleicht besser, wenn wir verschwinden und unsere Fallen in der Nähe der Pferche aufstellen, statt den ganzen Weg hierher und noch weiter in ihr Territorium zu trampeln. Wie Narren, die gegen die Halle eines Nachbarjarls pissen.«

In das Heulen mischte sich jetzt scharfes Blaffen, als die Wölfe ihre eigene Blutgier anstachelten und sich gegenseitig zu kühnen und rücksichtslosen Taten anspornten, wie junge Krieger es vor einem Kampf im Schildwall machten. Bei diesem Geräusch konnte einem das Knochenmark gefrieren, und keiner der Männer musste aussprechen, was sie alle dachten.

»Es könnte sein, dass die Wölfe, die unser Mutterschaf gerissen haben, wieder beim Rudel sind. Das bedeutet, ihr Bau ist nicht weit weg«, meinte Sigurd. Er war immer noch entschlossen, das zu tun, weshalb sie hierhergekommen waren. »Wir spüren ihren Bau auf und markieren die Stelle. Dann kommen wir bei Tageslicht zurück. Oder aber sie greifen uns an, und wir töten ein paar von ihnen. Dann wird der Rest diesen Ort hier verlassen. Und unsere Tiere haben ihre Ruhe.«

Olaf und Svein sahen sich an. Ihr Atem bildete vor ihren Gesichtern dichte Wolken. »Ich nehme an, wenn sie uns angreifen und ihre Zähne in Svein schlagen, haben sie eine Woche lang zu fressen. Das gibt uns Zeit genug zu fliehen«, erklärte Olaf. Womit er sich eine geknurrte Obszönität des rothaarigen Hünen einhandelte. »Also gut, wir ignorieren die Warnung dieser Biester und marschieren geradewegs zu ihrem Bau. Den sie ebenso entschlossen beschützen werden wie du die Reijnen oder deine eigene Halle.« Er wedelte mit seiner großen Hand. »Damit meine ich nicht die Halle des Brenners. Ich weiß, dass dir nichts an diesem Ort liegt, was ja wohl der eigentliche Grund dafür ist, dass wir hier draußen herumstapfen und Eiszapfen pissen.«

Sigurd hatte nicht erwartet, dass seine Abneigung gegen Jarl Hakons alte Halle so offenkundig war.

Er deutete mit seinem Speer in den Wald. »Klingt das in deinen Ohren etwa nicht wie eine Herausforderung, Onkel?«

»Sicher«, gab Olaf zu. »Und du bist der Sohn deines Vaters.«

Sie ließen den Kadaver des Schafs zurück und folgten der neuen Spur. Sie sahen sich ständig um und ihre Herzen hämmerten in ihrer Brust, denn es war keine Kleinigkeit, diesem Furcht einflößenden Lärm entgegenzugehen.

»Erinnert mich daran, dass ich euch die Geschichte von dem Widderbock erzähle, den die Leute den Schrecken nannten.« Olaf warf einen Blick auf Svein. »Dein Vater und Slagfid haben beide ebenfalls bei diesem Streich mitgetan, und das alles nur, weil wir jung und dumm waren und keiner Herausforderung ausweichen wollten.« Dann blieb er stehen und winkte einladend mit seinem Speer. »Nach dir, Haraldarson.«

Sigurd übernahm die Führung und setzte seine Füße so gut es ging in die Wolfsspuren. Er grinste boshaft. »Ich gehe gern voraus, Onkel«, erwiderte er. »Es ist schließlich wohlbekannt, dass die Wölfe zuerst den Letzten beißen. Außerdem erkennen sie sofort, welche Beute alt und gebrechlich ist und wen sie, ohne große Gegenwehr erwarten zu müssen, reißen können.«

»Ha! Es ist nicht schwer zu erkennen, warum du so viele Feinde und so wenig Freunde hast«, gab Olaf zurück, warf aber trotzdem immer wieder einen Blick über die Schulter.

Sie folgten dem Pfad in einen Teil des Waldes, der dichter war und der Schnee deshalb weniger hoch. Es war Svein, der schließlich erkannte, dass diese Herausforderung – wenn das Heulen dieser Bestien denn tatsächlich eine Drohung war – nicht ihnen galt …

»Runter!«, zischte er und zog an Sigurds Umhang. Die drei kauerten sich in den Schnee, obwohl Sigurd das für ziemlich dumm hielt. Immerhin gaben sie so freiwillig den Vorteil ihrer Körpergröße auf, indem sie sich mit ihrem Gesicht fast bis auf die Höhe der Wolfsschnauzen herunterbeugten. Aber dann sah er die Umrisse in der Dämmerung und erkannte, dass die Wölfe nicht in ihre Richtung standen. Seit sie von dem ursprünglichen Pfad abgewichen waren, auf dem sie das tote Schaf gefunden hatten, hatte der schwache Wind ihren Geruch von den Wölfen weggeweht, nach Osten. Es bestand also die Chance, dass die Kreaturen nicht einmal wussten, dass sie ihnen schon so nahe gekommen waren, vor allem wegen des Lärms, den sie selbst machten.

»Sie haben irgendein Tier gestellt«, flüsterte Svein.

Über ihnen flatterte in den schneebedeckten Zweigen ein Vogel, vielleicht ein Rabe, der dem Rudel folgte und darauf wartete, dass es erneut tötete. Sigurd sah, wie Olaf das Thórhammer-Amulett an seinem Hals berührte. Wo Raben auftauchten, waren Blut und Tod niemals weit.

»Vielleicht einen Elch oder einen Bären«, spekulierte Olaf. Das Rudel hatte seine Beute umzingelt. Sigurds Blick glitt über die Tiere, als er versuchte, ihre Anzahl in dem dämmrigen Licht zu erkennen. Zehn? Eher mehr. Genau konnte er es nicht erkennen, er wusste nur, dass es genug waren, um einen Bären zu erlegen, falls Olaf recht hatte und die Wölfe deshalb heulend nach Blut gierten. Doch Sigurd konnte nur das Rudel erkennen. Die Tiere pressten sich dicht an den Boden und fletschten knurrend die Lefzen.

»Bist du sicher, dass wir uns in diesen Kampf einmischen sollten?«, fragte Svein Sigurd. Wenn die Wölfe tatsächlich einen Bären in die Enge getrieben hatten, wäre es vielleicht besser, wenn sich die drei Männer vor den Reißzähnen und Klauen all dieser Bestien fernhielten.

»Ich glaube nicht, dass wir es mit einem Bären zu tun haben. Oder hast du schon einmal einen Bären einen Galdr singen hören?« Sigurd tippte an das Ohr, das er in Richtung des heulenden Chaos hielt, das nur einen Speerwurf entfernt zwischen den Bäumen tobte.

»Bei Óðins Arsch!«, zischte Olaf.

Es war nicht leicht, die menschliche Stimme aus diesem Wolfsgeheul herauszuhören. Es war kein Zweifel möglich. Außerdem war es eine Frauenstimme. Allerdings sträubten sich den Männern bei der Vorstellung, was eine Frau allein in der Nacht im Wald verloren hatte, die Nackenhaare.

»Ich habe den weiten Weg nicht gemacht, um mich mit einer Seiðrhexe einzulassen.« Olaf bewegte seine Finger am Speerschaft, um sie zu lockern. Die Wölfe knurrten jetzt mehr, als sie heulten, und Sigurd spürte dieses Geräusch in seinem Bauch, der schwach vibrierte.

»Sie kann aber keine besonders gute Hexe sein, sonst hätte sie sich vor ihnen verbergen können.« Das war klüger als vieles andere, was sie normalerweise von Svein hörten.

»Ich habe noch nie von einem Zauber gehört, der die Nase eines Wolfs narren könnte«, widersprach Olaf.

»Dort.« Sigurd deutete auf eine Gestalt im Schatten, die er neben der von dunkler Erde umhüllten, mehr als mannshohen Wurzel eines umgestürzten Baumes hatte erkennen können. In der Dunkelheit hatte er die Frau zuerst nicht wahrgenommen, jetzt jedoch erkannte er sie. Sie stand mit dem Rücken zu der Wurzel, den knurrenden Bestien gegenüber. Und sang.

»Ja, ich sehe sie«, sagte Olaf.

»Ist euch schon mal der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht zu ihnen spricht?«, wandt Svein ein. »Vielleicht ist sie ja ihre Herrin. Denn bis jetzt haben sie sie noch nicht gefressen.«

»Sieh einfach hin, Rotschopf, dann bekommst du darauf deine Antwort.« Sigurd stimmte mit Olaf überein, denn obwohl der Galdr der Hexe die Bestien in Schach hielt, schlichen sich einige von ihnen bereits näher heran. Ihre Bäuche streiften fast den Schnee. Ein Wolf, ein riesiges männliches Tier mit einer Schulterhöhe von mehr als drei Fuß, war nur noch eine knappe Speerlänge von der Frau entfernt. Das war nahe genug, um sie anzuspringen, während er sie bedrohlich anknurrte. Damit machte er gleichzeitig dem Rudel klar, dass er als Erster Blut vergießen würde. Danach würde das Rudel über sie herfallen, und das Gemetzel würde beginnen. Mit ihren scharfen Zähnen würden sie der Frau das Fleisch von den Knochen reißen und die blutigen Brocken herunterschlingen.

»Fertig?« Sigurd musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass die beiden anderen nickten. Sie mochte vielleicht eine Hexe sein, aber die Männer würden nicht einfach mit Speeren bewaffnet im Dunkeln herumhocken und zusehen, wie eine Frau von diesen Bestien zerfetzt wurde.

»Passt auf, dass sie nicht hinter euch kommen«, warnte Olaf die anderen. Im nächsten Moment stürmten die drei Männer brüllend durch den Schnee auf die Hexe zu. Die Wölfe fuhren herum. Ihre gelben Augen leuchteten im Mondlicht. Sie fletschten die Lefzen und zeigten ihre Zähne, die so scharf waren wie die Spitze eines Scramasax.

Der Leitwolf verdrehte seinen Körper und bog seinen massigen Schädel über seine linke Schulter, um Sigurd wütend anzuknurren. Der jedoch blieb nicht stehen, sondern rannte weiter und stieß mit seinem Speer zu. Das Blatt verfehlte ihr Ziel, als das große männliche Tier zur Seite auswich. Im nächsten Moment griff es selbst an, und Sigurd konnte seinen Speer nicht schnell genug hochreißen. Die Kiefer des Viehs, die mindestens doppelt so kräftig waren wie die des größten Jagdhundes, umklammerten Sigurds Unterarm, während der massige Körper aus Muskeln und Knochen gegen seine Brust prallte. Sigurd prallte rückwärts in den Schnee. Er hatte das Gefühl, als würde Vølungs Amboss selbst seinen Arm zerquetschen. Der Blick der gelben Augen bohrte sich in die seinen, aber jetzt brüllte Sigurd seine eigene Herausforderung in den stinkenden heißen Atem der Bestie. Die Atemwolken waren das Einzige zwischen ihm und der Schnauze des Wolfs. Das Gewicht der Kreatur presste den Speerschaft fest gegen Sigurds Brust, der sich fast die Lunge aus dem Leib schrie, als er seinen Trotz herausbrüllte. Während der Wolf versuchte, den Knochen seines Unterarms zu zerbeißen und ihm das Mark herauszusaugen, gelang es Sigurd, seine rechte Hand unter das dichte Bauchfell des Tieres zu schieben und den Scramasax aus der Scheide zu ziehen.

Der Wolf wirkte wie der knurrende Tod, als er jetzt in berserkerhafter Wut den Kopf schüttelte, sodass Sigurd fürchtete, er müsste ihm gleich den Arm aus dem Gelenk reißen. Aber in einer solchen Situation lange zu denken bedeutete den Tod, also rammte er dem Biest den Dolch in die Seite und spürte, wie die Klinge über eine Rippe schabte, bevor sie sich in die Eingeweide grub. Der Wolf schien in seiner Blutgier nicht einmal bemerkt zu haben, dass er einen Fuß Eisen im Leib hatte. Er riss Sigurds Arm hin und her, während der den Scramasax drehte und versuchte, die Waffe tiefer in den Leib zu pressen und noch mehr Gewebe und Organe zu zerstören. Fast hatte er den Eindruck, er hörte Gelächter. Vielleicht amüsierte sich gerade ein Gott darüber, ihn rücklings im Schnee liegen zu sehen, während sein eigener Arm das Einzige war, was verhinderte, dass man ihm die Kehle herausriss. Sigurd riss den Dolch aus dem Körper des Wolfs und stieß ihn erneut hinein, während er mit der Schnauze des Wolfs vor der Nase trotzig brüllte, so wie einst Týr, der Herr des Krieges, es getan haben musste, als ihm der mächtige Fenrir den Arm abbiss.

Sigurd schoss der Gedanke durch den Kopf, dass die anderen offenbar auch kämpften, denn warum sonst halfen sie ihm nicht? In diesem Moment schienen seine rechte Hand und sein Arm zu brennen, und gleichzeitig wurde ihm klar, dass dies das Blut der Bestie sein musste. Es war heiß und klebrig wie Pech. Er stieß immer und immer wieder mit dem Scramasax zu, brüllte dabei den Wolf an und rammte ihm die Klinge tief in die Brust, um ihm das Herz zu durchbohren.

Das Knurren hörte schlagartig auf, und die Kiefer wurden schlaff. Der Wolf schien so geschwächt zu sein, dass es ihm nicht gelungen war, Sigurd den Armknochen durchzubeißen. Dann durchlief ein Schauer das Tier, die Muskeln zitterten wie die Leinen eines Schiffs in einem Sturm, und Sigurd sah, wie der Wolf die Augen verdrehte. Dann sackte der große Schädel zur Seite, als das Leben aus dem Tier sickerte und irgendwo ein anderer Wolf heulte, als spürte er, dass der Leitwolf tot war. Sigurd wurde von dem Gewicht des Tieres am Boden festgehalten. Das borstige Fell, die Muskeln, Sehnen und Knochen gehörten jetzt nur noch einem leblosen Kadaver.

Dann tauchte Olaf auf und zog den toten Wolf von Sigurd herunter. In dem Mondlicht, das von dem Schnee reflektiert wurde, war die Sorge auf seinem Gesicht deutlich zu erkennen.

»Dein Arm«, sagte er.

»Gehört immer noch mir«, erwiderte Sigurd, »nicht dass du viel dafür getan hättest.« Olaf hielt ihm die Hand hin, und Sigurd ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Er keuchte vor Anstrengung. Olaf stieß den riesigen Wolf mit den Zehenspitzen an, um sich zu überzeugen, dass er wirklich tot war. Sigurd sah sich um. Die anderen Wölfe waren verschwunden, und Svein hielt mit erhobenem Speer Wache. Neben dem Wolf, den Sigurd getötet hatte, lagen noch zwei weitere Tiere im Schnee. Eines war tot, das andere hechelte noch, und seine Beine zuckten im Todeskampf.

»Dein Arm.« Olaf deutete mit einem Nicken darauf. Sigurd hob seine linke Hand, ballte sie zur Faust, um sich zu überzeugen, dass die Muskeln und Sehnen noch das taten, wofür sie vorgesehen waren, obwohl sein Arm schmerzte. Er bückte sich, rammte seinen Scramasax in den Schnee, und als er ihn herauszog, war der größte Teil des Blutes von der Klinge verschwunden. Dann schob er die Waffe in die Scheide, biss die Zähne zusammen und rollte die Ärmel seiner Tunika hoch. Er blickte auf die Stelle, die nur wenige Augenblicke zuvor der Wolf mit seinen Kiefern gepackt hatte.

Olaf grinste, denn weder war die Haut verletzt, noch ragten irgendwelche scharfen Knochensplitter aus einem blutigen Fleischlappen. Stattdessen schimmerte dort eine der Schienen, die Sigurd gewöhnlich an den Unterschenkeln trug. Eine breite Lederhülle mit eisernen Platten, von denen einige jetzt Dellen von Bissspuren aufwiesen. Besser dort als auf Sigurds Armknochen. Ein Mann namens Ofeig Grettir hatte diese Schienen gegen Informationen mit Sigurd eingetauscht, aber Floki der Schwarze hatte Grettir ebenso abgeschlachtet wie den Mann, der ihn wie ein Vieh am Ende einer Kette gehalten hatte. Sigurd war froh gewesen, die Schienen wieder zurückzubekommen. Aber noch nie so froh wie jetzt.

»Ein wütender Hund schnappt immer nach deinem Arm, wenn du ihn dem Tier hinhältst.« Sigurd zuckte zusammen, als er die Faust noch einmal ballte. »Ich dachte, ein Wolf würde möglicherweise dasselbe tun.«

»Durchtrieben wie Loki.« Olaf drehte sich jetzt zu der Hexe herum, die immer noch stumm und beobachtend im Schatten neben der herausgerissenen Baumwurzel stand. »Und wer bist du, Weib? Mein junger Freund hier hat sich deinetwegen fast von einem Wolf fressen lassen.«

Der Blick der Frau zuckte kurz zu Olaf, bevor sie ihn wieder auf Sigurd richtete, den sie die ganze Zeit angesehen hatte. Mit der Rechten hielt sie das verdickte Ende eines Stabs und schwenkte ihn in Sigurds Richtung.

»Ich bin das Einst, das Jetzt und das Vielleicht.« Obwohl sie eine Kapuze trug, verriet ihre Stimme, dass sie uralt sein musste.

»Du bist eine Seiðr-kona«, sagte Sigurd. Das war mehr eine Anklage als eine Frage, und er sah aus den Augenwinkeln, wie sowohl Svein als auch Olaf die kleinen silbernen Thórshämmer an ihrem Hals berührten, weil niemand einer Seiðr-kona, einer Seiðrhexe, mitten im Wald im Licht eines Sichelmondes begegnen wollte.

»Aber keine besonders gute«, warf Svein kühn ein, »sonst hättest du irgendeine dunkle Magie angewendet, um dich vor diesen Wölfen zu verstecken.«

Der Kopf in der Kapuze wandte sich Svein zu. Das Katzenfell, aus dem sie zu bestehen schien, war so grau wie ein Himmel, der Schnee bringt.

»Ich könnte dich einfach verschwinden lassen, Großer.« Das war so gut wie ein Zugeständnis, auf das sie gehofft oder vielmehr nicht gehofft hatten. Denn eine Seiðrhexe war ebenso gefährlich wie ein Messer, das man nicht sah. Sie alle kannten die Lieder, die davon sangen, wie solche Frauen einen Bann wirkten, der den Verstand ihres Opfers durch Illusionen verwirrte oder mit Wahnsinn schlug. Und doch, Sigurd hatte gerade mit einem Wolf gekämpft, und die Kampflust rauschte noch durch seine Adern. Deshalb hatte er keine Angst vor einer alten Frau, schon gar nicht, weil dieses alte Weib ohne ihn Wolfsfutter geworden wäre.

»Es überrascht mich nicht, dass sie dich angegriffen haben.« Er deutete mit einem Nicken auf den großen Wolf, der im Schnee vor ihnen lag. Seine Schnauze war zu einem bösartigen Fletschen erstarrt, und seine scharfen Zähne sahen selbst jetzt noch gefährlich aus. »Bei all den Fellen, die du trägst.« Die Hexe hatte die Beine in Schafsfell gewickelt. Sie trug Handschuhe aus Katzenfell, Schuhe aus abgeschabtem Kalbsleder. Die Wölfe mussten ein wahres Festmahl erwartet haben.

»Und doch bin ich unverletzt.«

Sigurd konnte zwar das Gesicht im Schatten der Kapuze nicht erkennen, aber er hörte an ihrem Ton, dass sie bei diesen Worten lächelte.

»Du hast uns nicht durch irgendeinen Seiðr hierhergerufen, falls du uns das weismachen willst«, knurrte Olaf. Der Kopf in der Kapuze drehte sich zu ihm herum, sodass Olaf, der tapferer war als Týr selbst, fast zusammengezuckt wäre. »Wir haben die Wölfe gejagt«, sagte er.

»Weil Sigurd seine neue Halle nicht mag«, warf Svein ein, der durch den Schnee stapfte, um sich Sigurds Wolf anzusehen. Er war um etliches größer als die Wölfe, die Olaf und er mit ihren Speeren erlegt hatten.

»Wer von euch hat meinen Galdr gehört?«, fragte sie. Sie sah Sigurd an, jedenfalls hatte sie ihm den Kopf zugewandt.

»Wir haben diese Bestien gehört«, antwortete Olaf. »Sie haben geheult, als hätten ihre Schwänze Feuer gefangen. Selbst die Toten hätten das mitbekommen.«

»Hat keiner von euch meinen Galdr gehört?«

Es herrschte Schweigen, eine Stille, wie sie es nur in einem tief verschneiten Wald gibt, in dem noch mehr Schnee auf den Zweigen über einem lastete. Dann flatterte irgendwo hoch oben in den Zweigen ein Vogel, und in der Nähe der Hexe rieselte Schnee auf den Boden.

Also werden die Raben den Wolf fressen, dachte Sigurd. Er wunderte sich über dieses sonderbare Omen.

»Ich habe ihn gehört, Hexe.«

»Aha! Fenrir-Töter.«

Wieder hörte Sigurd ihr Lächeln in ihren Worten.

»Gut für dich, dass er dieses Vieh umgebracht hat, Alte«, meinte Svein. »Sonst hätte es deine Knochen wie Reisig zerbrochen.«

»Das sagst du.« Die Seiðrhexe machte zwei Schritte und hob langsam den Stab. Olaf und Svein packten sofort ihre Speere, als wollten sie sich verteidigen. Statt sie jedoch mit einem Bann zu belegen, stieß die Hexe den großen Wolf mit ihrem Stab an und sah dann Sigurd in die Augen. Sie legte den Kopf auf die Seite. Ein Strahl Mondlicht beleuchtete die Hälfte ihres Gesichts. Sigurd sah weiße Haut und ein dunkel schimmerndes Auge.

»Wie heißt du?«, fragte er sie.

»Ha!« Der Atem, den sie bei diesem Ausruf ausstieß, bildete eine Wolke im Mondlicht. »Du würdest häufiger die Schritte einer Katze oder den Atem eines Fisches hören«, sagte sie, »als dass mein Name genannt wird.« Dann deutete sie erneut mit dem dicken Ende des Stabs in Sigurds Richtung, der sich zusammenreißen musste, um nicht seinen eigenen Speer zwischen sie zu halten. »Braucht ein Fuchs Kiemen? Oder eine Maus Hörner?«, fragte sie. »Sollen die Leute mich doch Hexe nennen.« Irgendwo im Osten heulten die Wölfe, und es lief Sigurd kalt über den Rücken, weil ihn diese Laute an das Jammern der Frauen erinnerte, als er damals die Halle seines Vaters in Brand gesetzt hatte. Er hatte all jene Bewohner seines Dorfes darin verbrannt, die von Jarl Randvers Männern abgeschlachtet worden waren. »Aber du hast mich gefragt, Wolfstöter«, fuhr die Hexe fort. »So werde ich ihn dir nennen. Ich wurde einst Bergljot genannt. Ja, Bergljot.« Sie wiederholte den Namen so leise, dass er sie kaum verstand, als faszinierte es sie, dass sie ihn tatsächlich ausgesprochen hatte.

»Was machst du allein hier draußen, Bergljot?« Sigurd deutete mit seinem Speer auf die Spuren, die sie im Schnee hinterlassen hatten. »Wir sind von weit her gekommen. Aber du hast noch eine weitere Strecke hinter dir, schätze ich.«

Er wusste, dass es im Umkreis von zehn Rast keine Siedlung gab, und selbst wenn, stammte diese Frau ganz sicher nicht aus einer von diesen Ortschaften. Andererseits lebte jemand wie sie vermutlich allein in irgendeiner mit Kräutern vollgestopften Hütte, nur mit Mäusen, Vögeln und Spinnen als Gesellschaft.

»Es ist sicherer für mich, in der Nacht zu reisen«, erwiderte sie.

»Gewiss. Wie man sieht.« Olaf deutete mit einem Nicken auf einen toten Wolf neben sich. Aber Sigurd wusste, was die Frau gemeint hatte, und das war Olaf ebenfalls klar. Denn die meisten Leute würden einer Seiðrhexe eher einen Sack über den Kopf ziehen und sie mit Speeren durchbohren, als zu riskieren, dass ihre dunkle Magie ihre Männlichkeit schrumpfen lassen oder sie in den Wahnsinn stürzen würde.

»Siehst du irgendwo einen Kratzer an mir, Olaf Ollerson?«

Sigurd und Svein wechselten finstere Blicke mit Olaf. Es war nicht undenkbar, dass eine Hexe genug Seiðrmacht besaß, dass sie seinen eigenen und seinen Vaternamen kannte.

»Wohingegen diese armen Kreaturen ziemlich tot sind.« Sie hockte sich hin und griff mit einer behandschuhten Hand in das dichte Fell am Hals des Wolfs. »Genauso tot wie deine Brüder, junger Sigurd.«

»Wohin willst du?« Sigurd fühlte sich allmählich genauso unbehaglich wie ein Mann, dessen Hose von Flöhen wimmelte.

»Du weißt wohin, junger Sigurd.« Ihr Gesicht lag zwar immer noch im Schatten, aber die Augen darin schimmerten wie scharfes Eisen.

»Wir sind hergekommen, um zu jagen, Weib«, sagte Olaf. »Nicht um herumzustehen und uns die Eier abzufrieren, während wir mit irgendeiner Seiðrhexe Rätsel raten und allmählich bedauern, dass wir einem Wolf seine Mahlzeit gestohlen haben.«

Selbst Svein, der neben der alten Frau wie ein Berg wirkte, spannte sich bei diesen Worten an. Die Frau jedoch lachte. Sie lachte, und man hätte glauben können, dass sie sich die ganze Nacht den Wanst mit Met gefüllt hätte, und nicht etwa durch knietiefen Schnee gestapft war und von wilden Tieren angegriffen wurde, die sie in Fetzen gerissen hätten, wenn sie nicht von den Speeren der Männer gerettet worden wäre.

»Was findest du daran so lustig?« Es ärgerte Sigurd, dass das alte Weib sie auslachte.

»Ja, lass uns mitlachen, denn nichts wärmt den Bauch so gut wie herzhaftes Gelächter«, stimmte Olaf ein.

»Nichts außer gewürztem Met«, brummte Svein. »Den wir jetzt eigentlich längst trinken sollten, statt hier herumzustehen und uns Eiszapfen an der Nase wachsen zu lassen.«

Die Hexe hob den Stab und deutete mit dem knotigen Ende der Reihe nach auf jeden von ihnen. »Ihr seid hier, um zu jagen.« Das Gelächter war schlagartig verschwunden, verpufft wie Atem in der Luft. »Ihr seid auf der Jagd, und doch seid ihr diejenigen, die gejagt werden.«

Bei diesen Worten bohrte sich eine eisige Klinge aus Furcht in Sigurds Herz, aber er schüttelte die Warnung ab wie Schneeflocken, bevor sie die Wolle auf seinen Schultern befeuchten konnten. »Gewiss, ich habe Feinde, alte Frau. Und wenn schon!«

»Feinde«, wiederholte sie. Ihre Stimme rollte in Sigurds Ohren wie Schotter, als sie das Wort aussprach. »Du hast Feinde, so wie der Wal der Feind des Herings ist.« Sie hob den mit Pelzen bedeckten Arm und zeigte auf ihn. Ihre Katzenfellhandschuhe waren grau wie Himmel, der Schnee bringt. »Ich sehe dich, Haraldarson. Ich sehe dich sehr gut.«

»Was siehst du noch, Weib?«, fragte Sigurd.

»Ich sehe einen brennenden Herd und einen Teller mit heißen Speisen«, erwiderte sie.

Darüber musste selbst Olaf lachen. Sigurd jedoch war immer noch davon fasziniert, was diese wandernde Seiðrhexe über ihn zu wissen schien. Er starrte sie an, und sie erwiderte seinen Blick regungslos. Keiner sagte etwas, bis das Schweigen genauso schwer auf ihnen lastete wie der weiße Mantel aus Schnee auf den tief hängenden Fichtenzweigen über ihnen.

Schließlich stieß Sigurd seinen Speer in den Schnee, ging zu dem großen Wolf, den er getötet hatte, hockte sich hin, um das Vieh besser packen zu können, krümmte sich, bis sein Gesicht fast den Schnee berührte, als er die Last anhob und auf seine Schultern wuchtete. Bei den Göttern, bist du schwer, dachte er. Aber der Wolf war noch warm, und Sigurd war das Gefühl dieses letzten Schattens seines Lebens auf seinen Schultern und in seinem Nacken sehr willkommen, selbst als ihm der metallische Geruch des Blutes und der stechende Gestank des Kots in die Nase stiegen, denn das Tier hatte im Sterben seinen Darm entleert.

Olaf und Svein legten sich die von ihnen erlegten Tiere auf die Schultern, dann drehten sich die drei herum, um ihren eigenen Spuren wieder nach Hause zu folgen.

Die Hexe begleitete sie.

2

»Soll ich etwa im Dunkeln essen?«, brüllte der König und fegte seine Schüssel vom Tisch. Der heiße Inhalt flog durch die Luft und traf einen seiner Herdkarls im Gesicht. Der Krieger ließ lieber zu, dass der Brei seine Haut verbrühte, als ihn vor den Augen der anderen abzuwischen.

»Du da, füll Tran nach!«, knurrte Moldof einen Thrall an, der neben ihm stand. Er deutete auf die Schale auf ihrem hohen eisernen Dreibein neben sich. »Bevor ich ein Brandeisen aus dem Herd nehme, es dir in den Arsch schiebe und du brennst, damit ich mein Essen sehen kann.«

Der Thrall zwängte sich bereits zwischen den vollbesetzten Bänken hindurch, denn eine Drohung des ehemaligen Preiskämpfers des Königs war zurzeit so gut wie ein Versprechen. Man hatte seine Drohungen zwar immer ernst nehmen müssen, aber seit dem Verlust seines rechten Unterarms bei seinem Kampf mit Jarl Harald von Skudeneshavn im vorigen Sommer war Moldof genauso schlecht gelaunt, wie seine Miene es kundtat. Und selbst mit einer Wolfshand, die ihn zwang, seine Waffe mit der linken Hand zu führen, kämpfte der Hüne immer noch besser als die meisten Herdkarls des Königs. Nur war er nicht mehr länger der Preiskämpfer von Gorm und konnte folglich auch die Ehre nicht mehr beanspruchen, für seinen König im Bug des Schiffs zu stehen. Diese Schande haftete an ihm wie ein übler Gestank.

»Ich sollte ein paar von ihnen auf den Felsen ketten und sie die verfluchte Flut saufen lassen!«, schrie König Gorm. Es brodelte in ihm wie in einem Topf, der zu lange über der Flamme gehangen hatte, und die Leute auf den Bänken zogen die Köpfe ein. Die Herdkarls warfen sich vielsagende Blicke zu, während die Frauen in den Ecken dafür sorgten, dass ihre Kinder nicht störten, solange der König so schlechte Laune hatte.

Ein großer Bursche namens Hreidar beugte sich vor, schnappte sich das leere Trinkhorn seines Königs und tauchte es in ein Fass am Ende des Tisches. Dann reichte er es Gorm und leckte sich verschüttete Flüssigkeit von seinem Handrücken. Anschließend prostete er mit seinem eigenen Horn seinem König zu.

»Tod deinen Feinden, Herr.« Er grinste. »Aber erst, nachdem ihre Schwänze geschrumpft sind und ihre Frauen zugesehen haben, wie sie nach dem Schlag um eine scharfe Klinge gebettelt haben.«

Ihm antwortete ein Chor von Jubelrufen, Moldof jedoch stieß nur einen geknurrten Fluch aus. Er hasste Hreidar, was ganz natürlich war, war der doch der neue Preiskämpfer des Königs. Mehr jedoch sagte Moldof nicht, weil ihm ein Arm fehlte, um den Mann schlagen zu können, falls sich eine Beleidigung zu einem Kampf auswuchs.

Der König selbst verzog die Lippen zwar nicht zu einem Lächeln, nickte aber und erwiderte Hreidars Trinkspruch, setzte das Horn an und trank, als wäre er gerade durch den Fjord geschwommen und seine Kehle so salzig wie Odins Samen.

Dann warf er einen Blick in den dunklen Teil der Halle, auf die Gestalt, die dort am Ende einer Bank hockte, über einen Humpen gebeugt, und mit niemandem sprach. Der Mann hatte seinen Namen als Fionn angegeben, ein Name, der Gorm noch nie zu Ohren gekommen war, und von dem er deshalb nicht wusste, was er bedeutete. Der Fremde hatte behauptet, er käme aus Alba, weit im Westen, was zweifellos sein kaum verständliches, sonderbares Nordisch erklärte und auch, dass niemand ihn oder seine Familie kannte und wusste, wie er hierher nach Avaldsnes gekommen war. Dennoch hatte er verlangt, Gorm zu sprechen, und in einem Anflug von Neugier hatte der König entschieden, sich anzuhören, was der Mann zu sagen hatte. Fionn hatte offenbar von dem Ärger des Königs gehört. Er könnte ihn gegen einen angemessenen Preis beseitigen, behauptete er. Was für eine Frechheit! Glaubte der Kerl etwa, der König könnte seinen eigenen Mist nicht selbst aufräumen? Er hätte diesen arroganten Drecksack in den Arsch treten und hinauswerfen sollen. Aber er hatte es nicht getan.

Und da sitzt er nun, unter meinem Dach, aus irgendeinem sonderbaren Grund. Und trinkt meinen Met.

Auf ein Zeichen von Königin Kadlin hin zog ein dürrer Mann namens Galti das Bukkehorn aus seinem Gürtel und spielte das fröhlichste Lied, das er kannte. Die Königin nickte und bedeutete mit einer ausladenden Geste, dass alle weiter essen und trinken sollten. Und das taten sie. Die Gespräche wurden wieder aufgenommen, und sie ließen Gorm Schildschüttler in seinem eigenen Zorn sieden, was er jetzt schon seit Wochen tat. Der König hatte jeden Tag schlechte Laune, vom Aufwachen bis hin zum letzten Tropfen Met, bevor er wieder auf seine Bettfelle fiel und die Nacht verschnarchte oder, was häufiger vorkam, wach lag, zu den Dachbalken hinaufstarrte und den Mäusen zuhörte, wie sie im Reetdach raschelten. Es war wie ein Schmerz, wie eine alte Verletzung oder ein versehrter Knochen, der sich immer bemerkbar machte, wenn Regen drohte. Und er konnte dieses Gefühl einfach nicht abschütteln. Weder Frauen noch Met ließen es ihn vergessen.

Haraldarson.

»Warum bringst du das jetzt zur Sprache, Hreidar?« Seine Worte durchdrangen das Gemurmel in der Halle.

Hreidar runzelte die Stirn, als er sich an seine letzten Worte erinnerte. »Du meinst, deine Feinde zu töten?« Er streckte sein Kinn vor. »Dieser Knabe Sigurd Haraldarson muss sterben.«

»Dieser Knabe hat Jarl Randver abgeschlachtet«, knurrte Moldof. Sein verstümmelter Mund und das Bier, das er getrunken hatte, verzerrten seine Worte.

Der König sagte nichts.

Hreidar zuckte mit den Schultern. »Wir wissen, wo er sich versteckt, und wir wissen auch, dass er nicht einmal eine halbe Mannschaft bei sich hat.« Sein Blick richtete sich auf einige der bärtigen, narbenübersäten Krieger, die am Met-Tisch ihres Königs saßen. »Ihn loszuwerden wäre nicht schwieriger, als ein Fell auszuschütteln, um es von Flöhen zu befreien. Segeln wir dorthin und zerquetschen diesen Sigurd Haraldarson, bevor wir die Sturmbison für den Winter in ihrem Naust verstauen.«

Fionn aus Alba hob bei diesen Worten den Kopf, aber der Blick seiner dunklen Augen verriet keinerlei Regung.

König Gorm starrte Hreidar wütend an, während die Kiefer unter seinem Bart, in dem mittlerweile mehr Eisen als Kupfer schimmerte, mahlten, in dem Versuch, seine Wut im Zaum zu halten.

»Du bist nicht deshalb mein Bugmann, Hreidar, weil du besonders viel Hirn im Schädel hast, sondern weil du groß und hässlich bist, und weil du zwei mächtige Pranken am Ende deiner Arme hast. Ich frage lieber meine Hunde um einen Rat als dich.«

Das war eine schwere Beleidigung, aber Hreidar schwelgte immer noch in dem Hochgefühl, dass er zum Preiskämpfer für Gorm aufgestiegen war. Deshalb glitten die Worte seines Herrn an ihm ab wie Wasser an den Schwingen einer Möwe.

»Trotzdem, Herr, wenn du mich fragst, hat er recht«, warf Moldof jetzt ein. Das wiederum erstaunte Hreidar, denn von dieser Seite hätte er als Allerletztes Unterstützung erwartet. »Lässt du ein Rattennest auch nur kurze Zeit unbeaufsichtigt, watest du bald bis zu den Knien durch diese Kreaturen, wenn du das nächste Mal nachsiehst. So könnte es uns auch mit diesem jungen Mann ergehen, wenn wir ihn nicht sofort erledigen, während er noch schwach ist. Solange er nur die blanke Haut am Leib hat und einen Ehrgeiz, der ihn sogar auf dem Wipfel von Yggdrasil sieht, obwohl er nicht die geringste Chance hat, dorthin zu gelangen.«

»Er hat das Ziel, mich zu töten«, brummte der König und betastete den neuen Reif aus Gold um seinen Hals.

»Das hat er«, bestätigte Moldof. »Und wer könnte es ihm verdenken, dass er nach Rache dürstet?«

Darauf mochte der König nicht antworten.

»Vergessen wir nicht, dass er ein schönes Schiff hat«, warf ein Mann namens Otkel ein. »Ein schönes Schiff und kaum genug Männer, um es zu segeln, geschweige denn die Riemen ins Wasser einzutauchen und seine Schwingen zu schlagen. Die Reijnen würde gut an deiner Mole aussehen, Herr. Selbst die Sturm-Bison würde nach frischer Farbe schreien und verlangen, ihr ordentlich den Arsch zu kratzen.«

»Wir sollten diesen Burschen aufspießen, solange er sich noch die Wunden leckt.« Der Sprecher war ein Krieger mit einem fetten Bauch und gerötetem Gesicht namens Ham. »Mit zwei Mannschaften würden wir die Knochen von Jarl Brenners alter Halle schon blank nagen.«

»Ja, da oben muss genug Beute sein, dass sich die Mühe lohnt. Denn falls mir nicht etwas entgangen ist, ist Brenners Sohn nie hier aufgetaucht, um seinen Tribut in Silber zu zahlen«, sagte Hreidar.

»Weil Thengil Hakonarson nichts hatte«, sagte Moldof. »Dieser Kerl hat nicht einen einzigen Raubzug in seinem wertlosen Leben unternommen. Das war der einzige Grund, warum wir ihn sich im Schatten seines Vaters haben winden lassen, wie ein Wurm in einem Misthaufen.«

»Ihr quillt über vor guten Ratschlägen, während ihr hier in meiner Halle sitzt, die Bäuche voll mit meinem Essen und nach meinem Met stinkend«, sagte der König. »Ihr wisst genau, dass ihr heute Nacht nur einen Kampf ausfechten müsst, wenn ihr ins Bett kriecht, nämlich zwischen die Beine eurer Frauen zu kommen.« Er wedelte mit seinen dicken Fingern, an denen die Ringe im Licht der neu entzündeten Lampe funkelten. »Ihr schreit nach Kämpfen, aber ihr seht nur einen Bruchteil der ganzen Sache. Wie Makrelen, die um den Kiel herumschwimmen und niemals erkennen, dass ein ganzes Schiff über ihnen ist. Mit Bilge, Ballast und Ruderbänken voller Männer.«

»Und diese Männer sind voller Gedanken und Ängste, Hoffnungen und Zweifel …«, sagte jemand, aber im Augenblick interessierte sich keiner für poetische Verse.

»Es wäre ja gar kein richtiger Kampf.« Ham saugte das Mark aus einem Knochen, den er aus seiner Schüssel gefischt hatte. »Sondern eher, als würde man ein paar Schweine für das Jul-Fest schlachten.« Er leckte sich die Finger und wischte sie dann in seinem buschigen Bart ab. »Lass mich ein paar der jüngeren Krieger dorthin führen, Herr. Einigen von ihnen könnte es nicht schaden, wenn sie ein bisschen von ihrem Blut vergießen.« Er sah Hreidar an und zuckte mit den Schultern. Der Preiskämpfer nickte.

»Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, als die Sache zu beenden und den Rest von Jarl Haralds Wurf zu erledigen«, erklärte er. Andere stimmten ihm knurrend zu. Es schien fast, als versuchten sie, die schwelende Glut zu einem Feuer anzufachen.

»Dieser junge Mann steht in Óðins Gunst!«, platzte der König heraus. Dann verzog er das Gesicht, als würde er die Worte gern wieder zurücknehmen, als würde es ihre Wahrheit bestätigen, sie auszusprechen. Aber diese Sache beschäftigte ihn schon so lange, dass es vielleicht ganz gut war, sie zur Sprache zu bringen. Vielleicht konnte ja jemand seine Bedenken beschwichtigen. Als er die Gesichter um sich herum betrachtete, bezweifelte er das jedoch.

»Es trifft zu, dass der junge Sigurd Glück gehabt hat«, sagte Otkel. »Er ist nicht untergegangen, obwohl er in einer Flut von Blut geschwommen ist, in der er mit seinem Vater und seinen Brüdern und allen Herdkarls von Jarl Harald hätte ersaufen sollen.« Er kratzte sich die Wange. »Vielleicht ist es tatsächlich mehr als nur Glück.«

»Er ist dem Tod ebenso entkommen wie der Rauch einer Faust entkommt, die ihn zu greifen versucht«, warf Moldof ein.

»Richtig, und dann ist da noch diese Sache mit dem Baum.« König Gorm verzog das Gesicht, als schmeckten die Worte ranzig auf seiner Zunge.

Darauf herrschte eine Weile Schweigen, denn sie alle hatten die Geschichte gehört, wie Sigurd in den Fußstapfen des Allvaters gewandelt war, sich geopfert hatte, wie einst der Hangaguð, sich an einen Baum hatte fesseln lassen und nichts gegessen hatte. Und doch war der junge Mann nicht verhungert. Er hatte angeblich neun Tage durchgehalten, und in dieser Zeit hatte er Visionen von seiner eigenen Zukunft gehabt. Er hatte sich die Aufmerksamkeit des »Hänge-Gotts« verdient und damit auch seine Gunst, sodass nur ein Narr versuchen würde, jetzt noch gegen ihn zu kämpfen. Selbst Jarl Randver, ein mächtiger Jarl, der Hunderte von Speeren hinter sich hatte, war dem Tod nicht entgangen, den Sigurd so kühn in die eigene Halle des Mannes gebracht hatte. Selbst in der Halle des Königs raunten immer wieder leise Stimmen, dass der junge Krieger Sigurd Haraldarson ein Günstling der Asen wäre. Und König Gorm, der vor keinem Mann Angst hatte, fürchtete sehr wohl den alten Einauge und schreckte davor zurück, die Götter zu verärgern.

»Es ist keine Kleinigkeit, einen Mann zum Feind zu haben, der in Óðins Gunst steht«, erklärte König Gorm. Keiner seiner Männer mochte ihm da widersprechen. Er tippte mit dem Finger an seine Schläfe, wo eine dicke Ader sichtbar pochte. »Es nagt in meinem Hirnkasten wie Nidhøgg an den Wurzeln von Yggdrasil, dass das, was wir Jarl Harald angetan haben, die Herren von Asgard gegen uns eingenommen hat. Dass ich meinen eigenen Wyrd vergiftet habe, mit diesem …« Er biss sich lieber auf die Lippe, statt das Wort Verrat auszusprechen, obwohl jeder Mann hier in der Halle wusste, was er hatte sagen wollen.

»Hätten die Götter den Tod Jarl Haralds nicht gewollt, hätten sie es uns nicht so leicht gemacht, ihn umzubringen.« Hreidar schien fast zu lächeln.

»Ha! Leicht, sagst du?« Moldof spie die Worte hervor und wedelte mit seiner Wolfshand durch den Herdrauch. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du gegen den Mann gekämpft hast, Hreidar. Und ebenso wenig wüsste ich zu sagen, dass es besonders leicht gewesen wäre.«

Das war die Wahrheit. Hreidar, Otker, Ham und viele andere Krieger in der Halle erinnerten sich noch sehr gut an Moldofs Kampf mit Harald, ebenso wie Gorm selbst. Wie sollten sie auch nicht? Selbst Männer, die an diesem Tag nicht dabei waren, sprachen darüber. Es war wie der Zusammenstoß von zwei riesigen Elchbullen gewesen. Keiner von beiden gewährte Gnade oder hätte danach verlangt. Dieser Kampf bot schon jetzt Stoff für die Lieder von Skalden. Was Moldof anging, war das jedoch keine Entschädigung für einen halben Arm und seinen Platz am Bug des Königsschiffs. Was er mit seiner ständig schlechten Laune deutlich zeigte.

»Trotzdem, Harald und alle bis auf einen seiner Söhne sind tot«, erwiderte Hreidar. »Seine Frau ist tot, seine Halle ist zu Asche verbrannt, und wir haben keinen Kratzer von diesem von den Göttern begünstigten Zwerg davongetragen.« Er hob die Hände, deren Handflächen schwielig und zäh wie gekochtes Leder vom Rudern und von der Arbeit mit Schwert und Schild waren. »Und doch hat dieser Junge Jarl Randver besiegt«, fuhr er fort. »Aber noch bevor das Blut auf seinem Schwert getrocknet war, ist er aus dem Nest geflüchtet, als hätten seine Federn Feuer gefangen. Während wir reden, poliert Randvers Sohn mit seinem Arsch den Stuhl seines Vaters und wartet auf deine Erlaubnis, den Halsreif eines Jarls anlegen zu dürfen.« Er schwenkte sein Methorn vage nach Osten. »Drüben in Hinderå sind die Wasser wieder ruhig geworden, und was hat Sigurd vorzuweisen?«

»Hrani wird Randvers Stiefel schon ausfüllen«, warf ein älterer Mann namens Alfgeir ein. Er hatte bis jetzt geschwiegen, aber Gorm nickte ihm zu, womit er kundtat, dass seine Meinung tatsächlich etwas wert war.

Ham rülpste lautstark und hob einen fetten Finger. »Warum halten wir uns nicht einfach von diesem ganzen Sumpf fern und lassen Hrani Randversson den jungen Sigurd erledigen? Immerhin kann niemand bestreiten, dass er eine Schuld mit dem Burschen zu begleichen hätte.« Er brach ein Stück Brot ab und wischte damit seinen Napf aus. »Sollen die Männer aus Hinderå den letzten Dreck aufwischen, während wir den Winter versaufen.«

»Das würde dir gefallen, Ham, hej?«, entgegnete Hreidar. »Auf deinem fetten Arsch herumzusitzen, während andere Männer deine Arbeit machen.«

Dafür hatte Ham nur ein Schulterzucken übrig. Warum sollte ihm das wohl nicht gefallen?

»Haraldarsons Angriff auf Jarl Randver war ein Angriff gegen uns alle. Er hat uns beleidigt«, erklärte Moldof. »Er hat den König beleidigt!« Seit der ehemalige Preiskämpfer seinen Schwertarm verloren hatte, hatten die Leute von Avaldsnes nur ein missmutiges Knurren von ihm gehört, also blickten sie bei diesen Worten jetzt auf, und zufällig hörte in diesem Moment auch die Musik auf. Galti nahm das Bukkehorn von seinen Lippen und blickte wie alle anderen zur Tafel des Königs.

»Lass mich gehen und die Sache zu Ende bringen, Herr«, fuhr Moldof fort. »Ich werde den jungen Wolf finden und ihn aufschlitzen. Dann fülle ich ihm Steine in den Bauch und versenke ihn im Fjord.« Er tippte an seine Schläfe, wo eine alte Narbe seine Haut verunzierte. »Du wirst ihn nie wieder im Hirnkasten haben.«

»Du wirst hier gebraucht, Moldof. Du musst die Frauen beschützen und die Kinder anknurren, damit die Mütter sie ins Bett bekommen«, versetzte Hreidar. Einige Männer grinsten, aber niemand wagte es, laut zu lachen.

»Hüte deine Zunge, Hreidar«, knurrte Moldof. »Es sei denn, du willst dir damit deinen eigenen Grabhügel schaufeln!«

Hreidars Zähne blitzten in seinem Bart. »Früher wäre mein Mund jetzt so trocken wie einer der Fürze des alten Hroald.« Er schüttelte den Kopf. »Aber die Zeiten sind vorbei – Einarm.«

Moldof verzog sein hässliches Gesicht. Er wuchtete seinen massigen Körper von der Metbank hoch und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wie ein Segel, das am Mast eines Drachenbootes hochgezogen wird.

Mit einem Wort hätte König Gorm die Flammen dieses Streits ersticken können, bevor sie hochschlugen. Stattdessen hob er sein Methorn an die Lippen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er war erleichtert, dass sich die Aufmerksamkeit der Männer von seiner Sorge, was seinen Wyrd und den Sohn des Mannes anging, den er verraten hatte, auf die beiden Männer richtete, die jetzt ihre Methörner geleert hatten und sie auf die vom Met fleckigen Bretter knallten.

»Setzt euch, ihr hitzköpfigen Bullen.« Alfgeir schlug mit dem Arm auf und ab wie ein Kormoran mit seinem Flügel. »Bevor irgendjemand eine Beleidigung äußert, die nur mit Blut vergolten werden kann.«

»Ich setze mich, wenn Moldof zugibt, dass seine glorreichen Tage nur noch das Kräuseln von Kielwasser hinter dem Heck sind«, antwortete Hreidar. Bis auf den König selbst standen die anderen am Tisch auf und schoben die Bänke zurück, um Platz zu machen. Vielleicht hatte Hreidar auf genau einen solchen Moment gewartet, um aus dem Schatten des ehemaligen Preiskämpfers zu treten. Denn Wolfshand oder nicht, Moldofs Schatten war immer noch ziemlich lang. Es wäre allerdings einfacher für Moldof gewesen, sich einen neuen Arm wachsen zu lassen, als diese Herausforderung zu ignorieren. Er stürzte sich auf Hreidar, der sich wegdrehte, sodass Moldofs linke Faust ihn verfehlte. Der Schwung trug den massigen Mann jedoch weiter, sodass er sich drehte und mit einem Krachen auf den mit Binsen bedeckten Boden fiel. Ein Seufzer stieg zu den Dachbalken von König Gorms Halle empor. Die Leute, die Moldof immer mit Ehrfurcht betrachtet hatten, sahen ihn jetzt in verschüttetem Met und Mäusekot zu Füßen eines anderen Mannes liegen.

»Sigurd Haraldarson wird sich vor Angst in die Hose pissen, wenn er hört, dass du kommst, um ihn zu töten.« Hreidar schüttelte den Kopf und trat zurück, damit Moldof aufstehen konnte. Die Leute hinter ihm wichen wie eine Welle zurück. Moldof holte erneut aus, aber Hreidar wehrte den Schlag mit beiden Unterarmen ab und hämmerte dann seine rechte Faust auf Moldofs linke Wange. Der schlug instinktiv mit seinem rechten Arm zu, der nur ein Stumpf war. Es wirkte armselig, mit dem Arm durch die Luft zu fuchteln, ohne auch nur in die Nähe des Preiskämpfers zu kommen. Er trat vor und rammte seine Schulter gegen Hreidars Brust. Durch die bloße Körpermasse des Einarmigen wurde Hreidar zurückgeschleudert. Er rang nach Atem. Moldof schlug erneut mit der linken Faust zu. Seine Knöchel schabten die Haut von Hreidars Stirn. Doch der Preiskämpfer des Königs grinste nur und griff seinerseits an. Er rammte Moldof den rechten Ellbogen gegen den Kopf. Der kämpfte wie ein schlecht ausbalanciertes Boot, denn er musste sich noch an die veränderte Balance seines einarmigen Körpers gewöhnen. Er stolperte, stieß mit den Kniekehlen gegen eine Bank, stürzte darüber und landete auf dem Boden.

König Gorm schüttelte den Kopf, beschämt darüber, dass sein einst so gewaltiger Krieger so leicht besiegt wurde. »Wäre vielleicht anders gelaufen, wenn sie Klingen benutzt hätten«, brummte er dem Mann neben sich zu.

»Bleib liegen, Mann!«, riet Alfgeir Moldof. »Sonst pisst du auf deine eigene Saga und die Leute erinnern sich nur noch an dich als den wolfhändischen Narren.«

Der einarmige Krieger fluchte derbe und machte Anstalten aufzustehen.

»Das reicht«, rief König Gorm schließlich und warf Hreidar einen kalten Blick zu. »Ich hätte so etwas von Flaumbärten erwartet, die damit meine Bettsklavinnen beeindrucken wollen, aber nicht von dir.«

Hreidar sah von Moldof zu seinem König, nickte und hob die Hand als Entschuldigung für Gorm. Dann reichte er Moldof die Hand, nachsichtig, nachdem er jetzt den ehemaligen Bugmann des Königs vor aller Augen in der Halle gedemütigt hatte.

Moldof spuckte in die Binsen und starrte Hreidar finster an. Der zuckte mit den Schultern, stieg wieder auf seine Bank, wischte sich das Blut von der Stirn und leckte es von den Fingern, bevor er es mit frischem Met herunterspülte.

»Ich bringe dir Sigurds Kopf und werde all jene abschlachten, die ihm die Treue halten«, sagte Moldof zum König.

»Ha! Ich würde gern sehen, wie du bei der Suche nach ihm im Kreis herumruderst!« Hreidar erntete ein paar Lacher von den Männern, die sich dieses Bild ausmalten. Der König jedoch lachte nicht, aus Mitleid mit seinem ehemaligen Preiskämpfer und wohl auch aus Scham.

»Ich habe schon am Bug unseres Königs gestanden, als du noch gelernt hast, welches Ende des Speers wehtut«, knurrte Moldof in Richtung von Hreidar. Dann richtete er seine kleinen Schweinsaugen auf die anderen Männer am Tisch des Königs, Männer, mit denen er nicht nur häufig genug den Eisensturm durchgestanden hatte, sondern unter denen er vor langer Zeit zur Legende geworden war. »Ich habe mehr Männer getötet, als ihr Frauen gehabt habt.« Das brachte ihm zwar mürrisches Gemurmel ein, aber keiner von ihnen wagte es, die Stimme zu erheben, denn niemand fühlte sich in der Lage, Moldof in diesem Punkt zu widersprechen. Was einiges bedeuten wollte, angesichts der Frauen von Avaldsnes. Der König jedoch lächelte und zeigte damit, dass er Moldofs Beleidigung schätzte. Und was noch wichtiger war, allen war klar, dass der Mann diese Spitze, was die Frauen anging, auf keinen Fall auf ihn gemünzt haben konnte.

»Wärmt ihr nur diesen Winter eure Füße am Feuer«, fuhr Moldof fort. »Ich gehe los und erledige die Sache, z