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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Soziologie, Note: 1,3, Universität Leipzig (Erziehungswissenschaftliche Fakultät), Veranstaltung: Gewalt als Gegenstand der Sozialforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Rechtsextreme Gewalt ist ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist. In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es eine Fülle von Erklärungsversuchen, die rechtsextreme Gewalt etwa aus psychologischer oder soziologischer Sicht erklären. Lerntheoretische Ansätze werden dabei jedoch fast völlig außer Acht gelassen und vor allem in der deutschsprachigen Literatur gibt es kaum Veröffentlichungen dazu. Deshalb versuche ich in der vorliegenden Arbeit, das Phänomen Gewalt zu beleuchten, die gängigsten Lerntheorien und Grundlagen des Rechtsextremismus vorzustellen. Des Weiteren versuche ich, die Lerntheorien auf rechtsextreme Gewalt zu beziehen, diese damit zu erklären und auch Möglichkeiten für den pädagogischen Umgang aufzuzeigen.
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Rechtsextreme Gewalt ist ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist. In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es eine Fülle von Erklärungsversuchen, die rechtsextreme Gewalt etwa aus psychologischer oder soziologischer Sicht erklären. Lerntheoretische Ansätze werden dabei jedoch fast völlig außer Acht gelassen und vor allem in der deutschsprachigen Literatur gibt es kaum Veröffentlichungen dazu. Deshalb versuche ich in der vorliegenden Arbeit, das Phänomen Gewalt zu beleuchten, die gängigsten Lerntheorien und Grundlagen des Rechtsextremismus vorzustellen. Des Weiteren versuche ich, die Lerntheorien auf rechtsextreme Gewalt zu beziehen, diese damit zu erklären und auch Möglichkeiten für den pädagogischen Umgang aufzuzeigen.
„Vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) in Rostock-Lichtenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) versammelten sich im August 1992 Anwohner, um gegen die Flüchtlinge zu demonstrieren. Der Protest mündete in Gewalt: Ohne auf ernsthaften Widerstand der Polizei zu stoßen, griffen in der Nacht des 22. August etwa 150 bis 200 meist jugendliche Randalierer das Asylbewerberheim mit Steinen und Molotow-Cocktails an. Am Abend des 24. August erreichten die bürgerkriegsähnlichen Krawalle ihren Höhepunkt: Die unterdessen geräumte ZASt sowie ein benachbartes Wohnheim für vietnamesische Gastarbeiter wurden in Brand gesetzt. Die Polizei behinderte die inzwischen auf rund 1000 Randalierer gewachsene Menge nicht, angeblich hielt sie das Gebäude für leer. Mit Gewalt wurden die Ausländer aus dem so genannten ‚Sonnenblumenhaus’ getrieben. Erst am frühen Morgen des 25. August ebbten die Kämpfe ab. Erwachsene Sympathisanten und Anwohner sahen während der drei Tage dem Treiben tatenlos zu, einige klatschten Beifall.“ (Broschüre „Betrifft: Rechtsextreme“:2001, S.12)
Dies ist nur ein Beispiel für das Problem, mit dem sich die deutsche Demokratie vor allem seit der Wende auseinandersetzen muss: rechtsextremistische Gewalt. Es zeigt deutlich auf, dass Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit vor allem, aber - und das sei deutlich gesagt - nicht ausschließlich, ein Jugendproblem ist. Das Problem ist jedoch auch in allen Bevölkerungsschichten vorhanden und es gibt so etwas wie einen latenten Rechtsextremismus in der Gesamtbevölkerung. Es stellt sich nun die Frage, warum gerade Jugendliche
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rechtsextreme Gewalt ausüben. Lernen die Jugendlichen die Gewalt? Und wenn ja, wie lernen sie sie und kann man, entsprechend dieser Kenntnisse, Gegenstrategien entwickeln?
Was genau ist Gewalt? Und wie äußert sich Gewalt im Zusammenhang mit Rechtsextremismus? Dies sind grundlegende Fragen, die beantwortet werden müssen, wenn man sich mit dem Phänomen rechtsextremer Gewalt auseinandersetzt. Gewalt ist ein sehr breit gefächertes Feld, somit ist an dieser Stelle nur ein kurzer Überblick über grundlegende Begrifflichkeiten und Forschungsansätze möglich, der keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit zu stellen beabsichtigt.
Grundsätzlich muss man zwischen einem wissenschaftlichen und einem Alltagsverständnis von Gewalt unterscheiden. Für die vorliegende Arbeit ist jedoch nur das wissenschaftliche Verständnis von Bedeutung. Auf das Alltagsverständnis einzugehen würde dabei den Rahmen der Arbeit sprengen - wobei dessen Bedeutung nicht zu vernachlässigen ist! Vor allem in der direkten Arbeit mit gewalttätigen Jugendlichen ist deren subjektives Verständnis von Gewalt von Bedeutung. Einen kurzen Überblick dazu bietet HELGA THEUNERT (THEUNERT 1996, S. 143 ff.).