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Wer seine Schule zu entwickeln versucht, wird nur allzu leicht verleitet, das Rad neu zu erfinden. Schulentwicklung ist ein höchst lebendiger Prozess, dennoch lohnt es sich, einen Blick in den Fundus der Reformpädagogik zu werfen. Wer sich mit Schulentwicklung beschäftigt, kann kaum an den konzeptionellen Ideen der Reformpädagogik vorbeigehen. Denn ein großer Teil der heutigen Initiativen für innere Schul- und Unterrichtsreformen geht direkt oder indirekt auf Ideen der Reformpädagogik des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts zurück oder kann als Wiederentdeckung solcher Ideen angesehen werden. Begeben Sie sich mit den AutorInnen auf Spurensuche und werden Sie fündig - fündig für die Zukunft. Mit vielen Lernaktivitäten und methodischen Anregungen für Entwicklungsprozesse.
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Seitenzahl: 132
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Harald Eichelberger, Marianne Wilhelm
Reformpädagogik als Motor für Schulentwicklung
Werkstatt Schulentwicklung
Band 4
Redaktionelle Betreuung:Bianca Ender, Michael Schratz, Elfriede Sponring
unter Mitarbeit von Christian Laner und Christine Tarnai-Hammer
StudienVerlag
InnsbruckWienMünchenBozen
© 2003 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 InnsbruckE-Mail: [email protected]: www.studienverlag.at
Satz: Studienverlag/Karin BernerUmschlag: Kurt Höretzeder
Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-7065-5842-6
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Vorwort
Schulentwicklung und Reformpädagogik
Reformpädagogik
Lernaktivitäten
„Die Reformpädagogik und ich“
Studium historischer Texte im Team
Internet
Hospitationen in reformpädagogisch geführten Klassen
Simulation
Studienreise mit Projektarbeit
Literaturstudium
Schulentwicklung als reformpädagogisches Konzept
Die Bedeutung der Autonomie für Reformpädagogik und Schulentwicklung
Lernaktivitäten
Zum Begriff „Autonomie“
Autonomie aktuell
Autonomie und Staatsschule
Lernaktivitäten
Spannungsfelder der Schulautonomie
Bildung und Autonomie
Literaturstudium
Die Schule als lernende Organisation
Organisationsentwicklung ist ein reformpädagogisches Konzept
Wie kann sich Schule als Organisation entwickeln?
Was kann die Schule zum Lernen bringen?
Reform durch Reformpädagogik
Montessori-Pädagogik
Daltonplan-Pädagogik
Freinet-Pädagogik
Jenaplan-Pädagogik
Die Gemeinsamkeiten von Reformpädagogik und Schulentwicklung
Kooperative Prozesse in der Reformpädagogik und in der Schulentwicklung
Kooperation bei Peter Petersen
Kooperation bei Helen Parkhurst
Kooperation bei Célestin Freinet
Schulentwicklung ist Arbeit im Team
Lernaktivitäten
Wählen Sie einige Übungen aus und erproben Sie diese in der Lerngruppe
Die Schulleitung und ihre Bedeutung für Schulentwicklung
Die Bedeutung der Eltern für die Schulentwicklung
Lernaktivitäten
Erforschen Sie an Ihrer Schule die „Schulgemeinde“!
Entdeckendes Lernen in der Reformpädagogik und in der Schulentwicklung
Entdeckendes Lernen bei Maria Montessori
Entdeckendes Lernen bei Helen Parkhurst
Entdeckendes Lernen bei Célestin Freinet
Entdeckendes Lernen bei Peter Petersen
Die Lernende Schule
Selbstevaluation in der Reformpädagogik und in der Schulentwicklung
Reflexion und Selbstevaluation am Schulstandort
Lernaktivitäten
Selbstevaluation kennen lernen
Aktionsforschung als Methode der Selbstevaluation
Lernaktivität
Aktionsforschung planen
Projektarbeit in der Reformpädagogik und in der Schulentwicklung
Schulische Organisationsentwicklung als kooperatives Projekt
Reformpädagogische Schulentwicklung als Teamprozess
Reformpädagogische Orientierung
Wie verlief unsere Entwicklung als und zum Team?
Reformpädagogische Schwerpunkte aus der Teamentwicklung
Gemeinsame Unterrichtsplanung
Differenzierung
Lernen in Zusammenhängen, fächerübergreifende
Unterrichtsorganisation, Projektunterricht
Alternative Formen der Leistungsbeurteilung
Wie verlief unsere Entwicklung als Schule?
Wie sichern wir als Schule unsere Qualität?
e-Learning
Lernaktivitäten
Lernstufen
Kommunikation im Netz
Kooperation im Netz
Literatur
Literaturempfehlungen
Autorinnen und Autoren
Braucht „Schule“ Entwicklung?
Schule wird unserer Meinung nach in Frage gestellt,
• wenn Lehrerinnen und Lehrer keine Chance mehr haben, von der Existenz eines „Kollektivgehirns“ ihrer Klasse auszugehen, sondern gezwungen sind, sich mit ihrem Lernarrangement auf die einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler einzustellen,
• wenn wir endlich mit der Fiktion „homogener Lerngruppen“ aufräumen; schon dadurch würden pädagogische Situationen entstehen, in denen die ganze Person gefordert wird in Prozessen des Helfens, Voneinanderlernens, des Aufeinanderrücksichtnehmens,
• wenn keine anregende Lernlandschaft geschaffen worden ist, in der selbstständiges und selbstinitiiertes und selbstorganisiertes Lernen möglich ist,
• wenn Schülerinnen und Schüler zusammenarbeiten, ohne dass eine Ordnung nach Jahrgangsklassen vonnöten wäre, oder
• wenn kein „Fetzenstundenplan“ – ein Begriff, der tatsächlich auf Peter Petersenzurückgeht – mehr die Arbeit der Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer stört und, ohne Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen,
• wenn Schule zwar zum demokratischen Leben erziehen soll, aber strukturell und prinzipiell selbst kein Modell bieten kann.
Reformpädagogische Modelle zeigen für den Bereich der Schulorganisation, der didaktisch-methodischen Grundlage der schulischen Arbeit und auch zum Teil für den inhaltlichen Bereich Modelle von und für Schule(n), in denen sich unsere Vorstellungen verwirklichen lassen.
Wir zeigen, dass den reformpädagogischen Modellen die gleichen Grundsätze innewohnen wie den Konzepten der aktiven Schulentwicklung.
Wir zeigen, dass die professionelle Integration reformpädagogischer Ideen Unterrichts- und Schulentwicklung ist und dass Reformpädagogik und Schulentwicklung grundsätzlich Teile eines Ganzen sind und ein Teil ohne den anderen nur schwer alleine existieren kann.
Wenn Schule Entwicklung braucht, so braucht Schulentwicklung Reformpädagogik.
Wir bieten Ihnen zu diesem Thema nicht nur Lesestoff an, sondern im Sinne der Reformpädagogik und der eigenen Entwicklung auch immer wieder Lernaktivitäten, die Sie zum individuellen Studium anregen sollen. Zum weiter führenden Studium finden Sie auch eine kommentierte Literaturliste und einen Verweis zu einer der umfassendsten Websites zur Reformpädagogik.
Man könnte sogar so weit gehen zu sagen: Schulentwicklung ist Reformpädagogik! Wir wollen hier versuchen diese Aussagen zu begründen. Zuerst gilt es zu hinterfragen, wie weit die historische Reformpädagogik in ihren Intentionen verwandt ist mit dem, was wir heute Schulentwicklung nennen. Was wollte die Reformpädagogik damals und was will Schulentwicklung heute?
Grundmotiv der Reformpädagogik ist die kulturkritische Auseinandersetzung mit der Schule, die sich als „Lehrer-“ und „Stoffschule“ darstellt. Die Reformbestrebungen sind im Grundverständnis auf eine Gesellschaftsreform ausgerichtet. Hermann Röhrs nimmt zu diesem Thema eindeutig Stellung:
„Durch eine neue Erziehung der jungen Menschen zu potenziell besseren Bürgern für eine neue Gesellschaft von morgen gilt es diesen Wandel ganz im Sinne Rousseaus einzuleiten.“ (Röhrs 1991, S. 143)
Ziel der Reformpädagogik war (und ist) die Veränderung der Gesellschaft durch die Schule. Der heute anzustrebende Wandel der Gesellschaft in eine inklusive Gesellschaft, die den Einzelnen als Subjekt, als Wert an sich anerkennt, der sich nicht in der „Nützlichkeit“ und „Produktivität“ des Menschen darstellen kann, benötigt wieder „Reformpädagoginnen und Reformpädagogen“, die ihre Kraft in dieses Ziel investieren. Was Ellen Key in ihrem Buch „Das Jahrhundert des Kindes“ formuliert hat, gewinnt im Sinne der aktuellen Schulsituation wieder an Bedeutung:
„Einzelreformen in der modernen Schule bedeuten nichts, solange man durch dieselben nicht bewusst die große Revolution vorbereitet, die, welche das große jetzige System zertrümmert und von diesem nicht einen Stein auf dem anderen lässt.“ (Key 1992, S. 275)
Die Reformpädagogik war von Anbeginn eine internationale Bewegung, die über nationale Grenzen hinaus an einem gemeinsamen Ziel orientiert war. Die Reformpädagogik ist eine permanente Bewegung. Sie ist heute so aktuell wie gestern. Heute schließen an die damaligen Ziele der Reformpädagogen die Ziele der modernen Schulentwicklung nahtlos an.
Die Grundanliegen der Reformpädagogik
• Individualisierung,
• Humanisierung,
• Liberalisierung,
• Pazifizierung,
• Demokratisierung
müssen auch heute Triebfedern jeder schulischen und gesellschaftlichen Reform sein.
„Die Reformpädagogik ist sicherlich keine Schulbewegung; vielmehr ist sie in ihrer Aufgabenstellung – unter Einfluss der Erwachsenenbildung, der Frauenemanzipation sowie lebensreformerischer Bestrebungen – auf eine Gesellschaftsform gerichtet. Aber die gesellschaftliche Umwandlung wird in erster Linie über eine grundsätzliche Reform der Bildungsinstitutionen – insbesondere der Schule – erwartet. Insofern bildet die Schule den Brennpunkt der reformpädagogischen Erörterung.“ (Röhrs 1991, S.147)
Die heute existierenden traditionellen Schulen der Reformpädagogik beweisen durch ihre Lebenskraft die Adaptionsfähigkeit reformpädagogischer Konzepte an wechselnde historische Verhältnisse. Wollen wir uns heute die Reformpädagogik für die Schulentwicklung nutzbar machen, so haben wir die Verpflichtung, einzelne Erziehungskonzepte und Einzelphänomene der Reformpädagogik in ihren vielfaltigen sozialen, wirtschaftlichen, politischen und ideengeschichtlichen Verflechtungen kritisch auf ihre Brauchbarkeit zu überprüfen und mit dem Allgemeinbegriff von Erziehung, der gegenwärtigen Erziehungssituation und ihren immanenten Entwicklungsmöglichkeiten in Beziehung zu setzen.
In dem Bewusstsein, dass auch die Reformpädagogik keine „Rezepte“ zur Lösung aller Erziehungsprobleme haben kann, weil die Menschen sich selbst gestalten, „Erziehung“ annehmen oder nicht, kann es nur darum gehen mit Hilfe der reformpädagogischen Konzepte pädagogische Situationen, Lernwelten zu schaffen, in denen Einzelne sich bilden können und wo sie die Unterstützung finden, die sie für ihre optimale individuelle Entwicklung brauchen.
Modelle
Konzepte
Modelle sind Vorformen von Theorien, sie reduzieren die Komplexität der Handlungszusammenhänge auf einige bedeutsame Elemente, sie vereinfachen und elementarisieren die Wirklichkeit, sie bereiten Handeln vor, sie haben Mittlerrolle zwischen Theorie und Praxis.
Konzepte sind subjektive gedankliche Werkzeuge, mit deren Hilfe wir in unterschiedlichen Situationen sinnvoll handeln können. Konzepte werden durch Erfahrung und durch Reflexion der Erfahrung entwickelt. So entwickeln wir Unterrichtskonzepte, Schulkonzepte usw.
Die Reformpädagogik ist eine eigenständige Periode der Pädagogik zwischen dem Ende des vorigen Jahrhunderts bis ungefähr 1938, verbunden mit den Namen großer Pädagoginnen und Pädagogen, wie z.B. Ovide Decroly, Adolphe Ferrière, Paul Geheeb, Célestin Freinet, Maria Montessori, Peter Petersen, Paul Oestreich, Helen Parkhurst, John Dewey, Henry Morris,Alexander S. Neill, Rudolf Steiner oder Otto Glöckel für Österreich, um nur einige zu nennen.
Die „Erziehung vom Kinde aus“ kann als allgemein gültiges pädagogisches Konzept einer ganz aktuellen Kindererziehung angesehen wird. Diese historischen, heute vielleicht schon verklärt gesehenen Erziehungsentwürfe entsprechen für immer mehr Eltern und Lehrer/innen den Erziehungsidealen der Gegenwart: Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Eigenständigkeit, Verantwortung, Kooperation, Solidarität u.ä.m. sind heutige Erziehungsziele, die den reformpädagogischen Konzepten nachgerade immanent sind.
Alte und neue Ziele:
SelbstständigkeitEigeninitiativeFlexibilitätDurchhaltevermögenEinsatzfreudeSelbstkritikfähigkeitKreativität Organisationsfähigkeit Problemlösefähigkeit
Logisches DenkenFrustrationstoleranzMotivationFachwissenTeamfähigkeitKommunikationsfähigkeitMethodenbeherrschungVerantwortungsbewusstseinSolidarität ...
In diesem Zusammenhang begegnet uns oft der Wunsch, das zentrale Anliegen der Reformpädagogik – ihre Orientierung an der kindlichen Entwicklung als Pädagogik für das Kind – auf die Erziehungswirklichkeit der Gegenwart zu übertragen. Eine der Grundvoraussetzungen vor der revidierten Übertragung der Erziehungskonzepte der Reformpädagogik auf die heutige, aktuelle Schul- und Erziehungswirklichkeit ist jedoch das tiefe und eingehende Studium der originären Konzepte. Bevor und damit diese Konzepte für unsere Kinder, für Eltern, für Lehrerinnen und Lehrer, für Erzieherinnen und Erzieher erlebbar gemacht werden können, ist darüber hinaus die persönliche Auseinandersetzung mit der Theorie und praktische Erfahrung mit deren Umsetzung notwendig.
Der gängigen Pädagogik in Kindergarten und Schule wird somit eine Idee der Reformpädagogik gegenübergestellt, die statt der Vernunft die Einbildungskraft (oder, in einer Sprachwendung Hermann Nohls, die spontanen schöpferischen Kräfte im Kind), statt des abstrakten Lernens das Gefühl für Körperlichkeit, statt der intellektuellen „Halbbildung“ eine ganzheitliche Bildung propagiert (vgl. Heiner 1990, S. 893ff).
Das Studium der heute weltweit verbreiteten fünf erfolgreichen Modelle der Reformpädagogik – Montessori-Pädagogik, Freinet-Pädagogik, Jenaplan-Pädagogik,Dalton-plan-Pädagogik und Waldorf Pädagogik- sollte es uns ermöglichen, dem pädagogischen Ziel eines auf Selbstständigkeit und Selbstbestimmung basierenden Bildungsprozesses in den Schulen näher zu kommen, ohne die Notwendigkeit einer didaktisch-methodischen Grundlage für schulisches Lernen und den gesellschaftlichen Rahmen der Schule aus den Augen zu verlieren. (Die Waldorf-Pädagogik nimmt trotz ihrer weltweiten Verbreitung eine Sonderstellung ein. Sie ist in einem nur geringen Ausmaß für die Weiterentwicklung des öffentlichen Schulsystems wirksam geworden und durch eine starke Bindung an die Anthroposophie gekennzeichnet.)
Mit all den zu diskutierenden Konzepten sind pädagogische Prinzipien wie Selbstständigkeit, Selbstbildung, Eigenverantwortung, Selbsttätigkeit, eigenständiges und autonomes Lernen, entdeckendes Lernen, Bildung der Imaginationsfähigkeit sowie soziales Lernen und Integration verbunden. Zentrales Anliegen ist es, dem heranwachsenden Menschen in seiner Entwicklung zur eigenständigen Persönlichkeit und zur Entfaltung seiner Individualität zu helfen.
Weitere konstituierende und beschreibende Merkmale reformpädagogischer Bildungskonzepte finden wir, ohne schon Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, in der Gestaltung einer anregenden Lernlandschaft, im fächerübergreifenden Unterricht, in weit reichenden Mitbestimmungsmöglichkeiten des Kindes, im Angebot so genannter Entwicklungsmaterialien, in einer persönlichkeitsbezogenen Leistungsbewertung und Leistungsbeurteilung und in einer prinzipiellen Betonung der Eigenaktivität.
Montessori-Pädagogik, Freinet-Pädagogik, der Jenaplan nach Peter Petersen, der Daltonplan nach Helen Parkhurst oder der Epochenunterricht der Waldorfschulen bieten klare methodisch-didaktische Konzepte und sind dabei doch flexibel: Je nach dem entwickelten Schulprofil bieten sie die Grundlage für die pädagogische Arbeit an der Schule oder sie bilden die Basis für die Entwicklung eines adaptierten oder neu erstellten Erziehungs- und Unterrichtskonzeptes.
In beiden Fällen setzt die Integration eines dieser Modelle ein vorangehendes intensives Studium desselben voraus und erfordert die permanente Reflexion, ob die Intentionen der Schule auch eine Verwirklichung durch das gewählte pädagogische Modell erfahren können, ob also der gewählte Weg auch zum Ziel führt.
Um dem Ziel einer nach den Prinzipien der Selbstbestimmung und Selbstständigkeit gestalteten Schule näher zu kommen, bedarf es nicht einer Schulreform – im Sinne der Wiederherstellung eines Zustandes nach altem (hierarchisch gesteuerten) Muster – oder einer Schulerneuerung von oben herab; wir brauchen vielmehr Rahmenbedingungen für eine Schulentwicklung, die den pädagogischen Prinzipien der reformpädagogischen Konzepte konsequent entspricht.
Mit den hier angebotenen Lernaktivitäten wollen wir der einzelnen Leserin und dem einzelnen Leser Gelegenheiten bieten, sich aktiv und reflexiv mit der Thematik auseinander zu setzen. Alle Aktivitäten sind aber auch als methodische Anregungen für Pädagogische Konferenzen oder Pädagogische Tage zum Thema zu verstehen, wo ein Kollegium kooperativ an der Entwicklung des Schulstandortes arbeiten will. Alle Lernaktivitäten sind an reformpädagogischen Grundsätzen und am konstruktivistischen Verständnis von Lernen und Lehren orientiert.
• Wissen: Methode des reflexiven Unterrichtseinstiegs kennen lernen; lernorientierte Unterrichtsplanung erleben; Methoden der Präsentation kennen lernen;
• Können: Das „Fragen stellen“ als Ausgangspunkt für persönliches Lernen erproben; Methoden der Präsentation anwenden;
• Haltung: Die Bedeutung des Vorwissens Lernender erkennen und zum Ausgangspunkt von Lernprozessen machen.
Notieren Sie in Einzelarbeit auf einem Blatt Papier!
• Welche Reformpädagoglnnen kenne ich?
• Welche Schlagworte zur Reformpädagogik fallen mir ein?
• Welche Erfahrungen bzw. Gefühle habe ich zum Thema Reformpädagogik?
• Welche Fragen habe ich zum Thema Reformpädagogik?
Stellen Sie nun in einer 4er-Gruppe Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen zur Reformpädagogik grafisch dar!
Präsentieren Sie Ihre Plakate im Plenum!
Notieren Sie im Plenum die Fragen aller Teilnehmer/innen auf einem Plakat! Dieses Plakat sollte sichtbar im Seminarraum, als Curriculum der Lerngruppe, ausgehängt werden!
• Wissen: Reformpädagog/innen und reformpädagogische Konzepte kennen lernen; Methode des reflexiven Lesens kennen und erproben;
• Können: Eine Wandzeitung kreativ gestalten;
• Haltung: Die Prinzipien der Reformpädagogik für sich bewerten.
Bilden Sie 3er-Gruppen!
• Diese Gruppen wählen nun ein Standardwerk eines Reformpädagogen, einer Reformpädagogin aus und teilen den Text in 3 gleiche Teile auf. (Siehe kommentierte Literaturliste!)
Jede(r) studiert nun ihren/seinen Part.
• Informationstransfer in der Gruppe – jede(r) referiert ihren/seinen Textteil.
Versuchen Sie nun in der Gruppe folgende Fragen zu beantworten:
• In welcher Zeit und unter welchen Umständen ist diese(r) Reformpädagoge/in aufgewachsen? Wie lässt sich ihre/seine politische Haltung beschreiben?
• Welche Merkmale kennzeichnen das reformpädagogische Konzept?
Gestalten Sie eine Wandzeitung und präsentieren Sie diese im Plenum!
• Wissen: Selbstständige Erweiterung des Wissens über Reformpädagoginnen und Reformpädagogen und deren Konzepte;
• Können: Üben der Benützung moderner Medien (Suchmaschinen); kreative Gestaltung einer Wandzeitung;
• Haltung: Die Bedeutung der modernen Medien für den selbstständigen Wissenserwerb erfahren und kritisch bewerten.
Suchen Sie zu Ihrem Reformpädagogen, zu Ihrer Reformpädagogin und dem Konzept Informationen aus dem Internet und erweitern Sie damit Ihre Wandzeitung! Siehe dazu: http://www.schule.suedtirol.it/blikk!
• Wissen: Die aktuelle Umsetzung reformpädagogischer Konzepte kennen lernen und vergleichen;
• Können: Kriterienbezogene Unterrichtsbeobachtung durchführen;
• Haltung: Die Bedeutung der Reformpädagogik für die aktuelle Schulsituation bewerten.
Besuchen Sie Schulklassen in Ihrer Region, die nach reformpädagogischen Prinzipien geführt werden!
Beobachten Sie den Unterricht nach folgenden Kriterien:
• Erkennbare reformpädagogische Einflüsse;
• Lehrer/innenrolle;
• Form der Beurteilung;
• Lernumgebung!
Tauschen Sie Ihre Erfahrungen in der Lerngruppe aus!
• Wissen: Anwendung des erworbenen Wissens über die Reformpädagogische Schule;
• Können: Anwendung von Präsentationstechniken (Computer, z.B.Power Point), Mind-mapping usw.;
• Haltung: Initiative für Schulentwicklung ergreifen.
Finden Sie sich in der Lerngruppe zu Teams zusammen und erstellen Sie gemeinsam
Ihr „Inklusives Schulkonzept“ nach reformpädagogischen Prinzipien!
• Wie soll das Schulhaus aussehen?
• Wie soll Ihre Schule organisiert werden?
• Welches Personal wird an dieser Schule arbeiten?
• Welche Unterrichtsmethoden werden Anwendung finden?
• Was sind die pädagogischen Prinzipien dieser Schule?
Gestalten Sie eine anschauliche Präsentation für das Plenum!
• Wissen: Geschichte und Aktualität reformpädagogischer Konzepte in Europa kennen lernen; die Methode der Projektarbeit kennen lernen und anwenden;
• Können: Eine Reise planen und organisieren; ein Projekt planen und organisieren; Präsentationsformen für das Projektfest erarbeiten;
• Haltung: Öffnung in Richtung Europa; Bedeutung des aktiven Lernens für sich selbst bewerten.
Organisieren Sie eine Studienreise ins Ausland und arbeiten Sie dort in Form einer
Projektarbeit (im Team) zum Thema: „Geschichte und Aktualität der Reformpädagogik in Europa“!
Präsentieren Sie Ihre Arbeiten in Form eines „Projektfestes“ an Ihrer Institution!
• Wissen: Selbstständige Erweiterung des Wissens über die europäische Reformpädagogik;
• Können: Anwendung von Präsentationstechniken; Kurzreferat;
• Haltung: Die Bedeutung der Reformpädagogik für die Schulentwicklung und die individuelle Professionalisierung bewerten.