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Grundlagen der überzeugenden Redekunst. "Eigentlich heißt eigentlich nicht." Reden Sie Tacheles. Sagen Sie frei, was Sie denken, ohne andere zu verletzen. Sprechen Sie gewählt und überzeugen Sie Ihr Gegenüber. Reden Sie unverkrampft zu und mit anderen. Aber richtig! Korrekt gewählte Wörter und beeindruckende Reden 'sind Silber Wert'. Tauchen Sie ein in die faszinierende und vielfältige Welt des gesprochenen Wortes. Das vorliegende Buch zeigt der Leserin und dem Leser in zehn Kapiteln auf, was unter überzeugender Rhetorik zu verstehen ist, wie verbal und nonverbal erfolgversprechend präsentiert werden kann und wie die Zuhörenden begeistert werden können. Der Inhalt umfasst folgende Themen: - Von der Rhetorik - Die große Kunst zu reden - Nervendes Lampenfieber und beruhigende Anti-Stress-Übungen - Der Präsentation eine nachvollziehbare Struktur verleihen - Der Laie wird Profi - Das intensive Training - Die belebende Interaktion - Lebhafte Körpersprache - Der Körper spricht seit Ewigkeiten - Aus Wörtern werden Sätze - Der erste Eindruck - Auf Stimmungen achten - Falls die Presse auftaucht - Kommunikation auf Distanz
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Seitenzahl: 268
VORWORT UND HINLEITUNG
T
ACHELES
R
EDEN
„Das ist eine interessante Frage; aber lassen Sie mich eben mal …“
KAPITEL 1 – VON DER RHETORIK – DIE GROßE KUNST ZU REDEN
R
HETORIK VON DER
A
NTIKE BIS HEUTE
Die Vorläufer der heutigen Rhetorik
Die Schule von Athen
Das elenktische Verfahren
Sokrates – Logisch bis in den Tod
Protagoras – Homo-Mensura-Satz
Die Bedeutung der Sophisten und der Rhetor
Disziplinen der Rhetorik
Tropen, Redeschmuck und Wortfügungen
Die Stilqualitäten der Antike
Plato(n) und der Dialog
Aristoteles und die Logik
Das System des Status – Hermagoras von Temnos
Genus rationale (Bereich der Argumentation)
Genus legale (Steuerung der Auslegung von juristischen Texten)
Die vier antiken Stilarten
Zwei-Stil-Lehre
Scholastik – Karl der Große und die Schulen
Thomas von Aquin
Friedrich Hegel und die Dialektik
M
ODERNE
R
HETORIK
Die Kunst zu reden
Rhetorische Darstellungsmethoden – Redefiguren
KAPITEL 2 – NERVENDES LAMPENFIEBER UND BERUHIGENDE ANTI-STRESS-ÜBUNGEN
D
IE INNERE
U
NRUHE BESIEGEN
Schweißperlen auf der Stirn
Unwohlsein vor dem Auftritt
Nervosität und Lampenfieber
Positiver und negativer Stress
Sich der Gefahr stellen – oder fliehen?
Nervös vor dem Auftritt?
D
IE
S
TRESSAUSLÖSER BEI
V
ORTRÄGEN
Ungewollte Stressoren
So reagiert der Körper bei Lampenfieber
Blackout
Lampenfieber gehört dazu
Stress-Vermeidung und Minimierung der Nervosität
KAPITEL 3 – DER PRÄSENTATION EINE NACHVOLLZIEHBARE STRUKTUR VERLEIHEN
V
ON
E
INLEITUNG BIS
A
BSCHLUSS
Erste Gedanken zur Planung einer Präsentation
Vorbereitung der Präsentation; sammeln – ordnen – fertigstellen
B
ASIS FÜR EINE PROFESSIONELLE
P
RÄSENTATION
Dynamisch und kurzweilig vortragen
Der Rote Faden
Dramaturgie
Das Redeziel
Vortrags- und Präsentationsarten
Zeitumfang und Reserve
Aktive Phasen und Lerneinheiten
D
ER
P
RÄSENTATIONS
-B
EGINN
Geschickt einsteigen – die Einleitung
Mit packendem Titel potentielle Interesse wecken
D
ER STRUKTURIERTE
H
AUPTTEIL
Makro- und Mikro-Planung
Die Organisation des Hauptteils
Chronologie, Zeitachse – damals, heute, dann
Die Präsentation in einen Rahmen packen
D
AS
P
RÄSENTATIONS
-E
NDE
Das zusammenfassende Finale
Verabschiedung und Schluss
Nachbereitung
KAPITEL 4 – DER LAIE WIRD PROFI, DAS INTENSIVE TRAINING
P
RÄSENTATIONS
-T
RAINING UND
R
HETORIK
-Ü
BUNGEN
Trainieren des Redens
1. Mentale Präsentation
2. Einzeltraining vor dem Spiegel
3. Training vor einer anderen Person
4. Auf Tonträger aufnehmen
5. Auf Bildträger aufnehmen
Redetraining vor Testpublikum
V
ORTRAGS
-
UND
P
RÄSENTATIONS
-Ü
BUNG
Ständiges Training – hervorragende Umsetzung
1. Ablesen
2. Inhaltswiedergabe
3. Sprechdenken
4. Erzählung/Narratio
5. Sachbericht und Stellungnahme
6. Beschreibung
7. Schlagzeile
8. Sachvortrag
9. Meinungsrede – Überzeugungsrede
10. Verkaufsgespräch
11. Pitch
12. Motivationsrede
13. Rahmenrede
14. Festrede
15. Jubiläumsrede
16. Trinkspruch
17. Hochzeitsansprache
18. Tischrede
19. Laudatio (Lobrede)
20. Dankesrede
21. Trauerrede – Grabrede
22. Smalltalk
23. Interview
24. Anmoderation
25. Moderation
26. Talk-Runde
27. Diskussion
28. Präsentation
29. Online-Präsentation
P
RÄZISE ERKLÄREN
So präsentieren, dass der andere eindeutig versteht
Links ist nicht immer links – Zweideutige Eindeutigkeit
Wer steht vorn, wer steht hinten?
Motorik
S
ENSIBEL AUSDRÜCKEN
Feinfühlig erklären
KAPITEL 5 – DIE BELEBENDE INTERAKTION
U
MGANG MIT DEN
T
EILNEHMENDEN
Verbaler Angriff und gekonnte Abwehr
E
INWÄNDE ZUM EIGENEN
V
ORTEIL DREHEN
Einwand-Methoden
1. Rückfrage-Methode, Gegenfrage-Methode
2. Rückstell-Methode
3. Vorwegnahme-Methode
4. Vorteil-Nachteil-Methode
5. Bumerang-Methode
6. Isolierungs-Methode
7. Divisions-Methode
8. Multiplikations-Methode
9. Offenbarungs-Methode
10. Ja-Aber-Methode
11. Ablenk-Methode
KAPITEL 6 – LEBHAFTE KÖRPERSPRACHE – DER KÖRPER SPRICHT SEIT EWIGKEITEN
D
AS
S
PIEGELN DER
K
ÖRPERSPRACHE
Versteckte Botschaften
D
IE
G
ESTIK
– M
IT
H
AND UND
F
Uß REDEN
Reaktion auf Aktion
W
AS DIE
K
ÖRPERSPRACHE VERRÄT
Wohin mit den Armen und Händen beim Reden?
Die Arme in Bewegung
Lasst die Hände sprechen
Unwillkürliche und willkürliche Gesten
Blickkontakt vor großem Publikum auf der Bühne
Stinkefinger und Victory-Zeichen
Lebhafter Einsatz von Gesten
Gesten verbinden
Lügt die Körpersprache oder lügt nur das gesprochene Wort?
Hinweise zur Deutung der Körpersprache
MIMIK, BLICKKONTAKT, LÄCHELN
B
LICKKONTAKT
„Schau mir in die Augen“
Lächeln – und trotzdem ein Bösewicht?
Das ‚echte‘ Duchenne-Lächeln
Action Units
Verräterische Mimik – Die Grundemotionen
Weitere aussagekräftige Gesichts-Emotionen
KAPITEL 7 – AUS WÖRTERN WERDEN SÄTZE
D
IE
B
ASIS FÜR DIE VERBALE
K
OMMUNIKATION
Wortstil – Wörter werden lebendig
W
ÖRTERN EINEN
S
INN UND EINE
S
TIMME GEBEN
Stimmung und Atmosphäre schaffen
Lexeme
Die affektive Bedeutung eines Wortes
Konnotation
D
IE LÄSTIGEN
U
NWÖRTER
‚Eigentlich‘ heißt ‚eigentlich nicht‘
Ungeschickte Kraft der Wörter?
Ausdrucksweise – Lokution – Sprechakte
V
ON
B
UCHSTABEN ZUR
S
CHRIFT
Formen der Handschrift
Von der Schrift zu Bildzeichen – Die Emojis
V
ON
W
ÖRTERN ZUM AUSSAGEKRÄFTIGEN
SATZ
Der elegante Satzstil
V
ERALLGEMEINERUNG
, T
AUTOLOGIEN UND
A
LLITERATIONEN
„Jeder hat schon mal …“
Tautologie – Pleonasmus
Die Emotion auslösende Bedeutung eines Wortes
DIE HÖRBARE KRAFT DER STIMME
D
IE
B
ASIS FÜR DIE PARAVERBALE
K
OMMUNIKATION
Die wohlklingende, ‚sonore‘ Stimme
Sprechrhythmus – Tonhöhe, Betonung; Lautstärke
Phonologie/Fonologie
Das Auslösen von Reaktionen durch die Stimme
Das Mittel der Betonung – Prosodie
Zäsur – Sprechpause – Kunstpause
G
ENDER
– S
OZIALES
G
ESCHLECHT
Alle Geschlechter einbeziehen
KAPITEL 8 – DER ERSTE EINDRUCK – AUF STIMMUNGEN ACHTEN
D
IE
W
IRKUNG DES EIGENEN
E
RSCHEINUNGSBILDS
Die entscheidenden ersten 7 Sekunden
Welches Bild der Präsentierende vermittelt
Blitzartiges Festlegen der eigenen Meinung
Die sich selbst erfüllende Prophezeiung
Der Auftritt des Präsentierenden
Deutung nonverbaler Signale
Die menschliche Ausstrahlung – das Menschometer
D
AS STRAHLENDE
G
ESICHT
„Zeige mir ein strahlendes Lächeln!“
Lächeln entwaffnet
ALLE SINNESKANÄLE NUTZEN
D
AS ERGIBT
S
INN
–
MIT ALLEN
S
INNEN ARBEITEN
Wissen greifbar machen
Sinnesempfindungen einbringen
Gezielt ansprechen
Gefühle extrem einbringen
KAPITEL 9 – FALLS DIE PRESSE AUFTAUCHT
D
ER
U
MGANG MIT
J
OURNALISTEN UND
PRESSE
Hinterm Redepult Stellung nehmen
Die kamerataugliche Kleidung
Wie Farben wirken – Kleine Farbpsychologie
KAPITEL 10 – KOMMUNIKATION AUF DISTANZ
O
NLINE
-G
ESPRÄCHE
– V
IRTUELLER
K
ONTAKT
Online-Auftritt – Digitalisiertes Leben
D
IGITALE
E
RSCHEINUNG
Ein ‚gutes‘ Bild abgeben
Ausrichtung vor der Kamera
Gesichtsausdruck vor der Kamera
Achten Sie auf gute Lichtverhältnisse
Optimaler Einsatz der Körpersprache
INDEX
KNIGGE ALS SYNONYM UND ALS NAMENSGEBER
U
MGANG MIT
M
ENSCHEN
Adolph Freiherr Knigge
Den Menschen zeichnen unter anderen seine relativ große Intelligenz,
seine besonderen handwerklichen Fähigkeiten
und seine differenzierte Sprache aus.
Dtv-Altas Philosophie
9. Auflage 2001
Beginnen wir ganz am Anfang. Am Anfang war das Wort. Oder doch nicht? Waren unsere Vorfahren nicht eher Wort-los? War es nicht eher das Ungesprochene, mit dem sich unsere Ur-Ur-Ur-Vorfahren verständigten? Versteht sich nicht ein Schwarm Fische ohne ein Wort zu sprechen? Kommunizieren nicht Ameisen nonverbal, wohl aber durch (körperliche) Berührung? Tatsächlich gibt es die Sprache im heutigen Sinne wohl erst seit 30.000 bis 100.000 Jahren.
Selbst heute können wir gar nicht alles durch Wörter ausdrücken. Oder können Sie Ihrem Nachbarn erklären, wie eine Banane schmeckt? Das Kunst-Wort ‚bananig‘ gilt dabei nicht, weil sich Ihr Gegenüber, wenn er noch nie eine Banane gegessen hätte, durch dieses Wort den Geschmack immer noch nicht vorstellen kann. Manche Aussage zeigt, welche Gefühle die Sprache verrät. Zum Beispiel: „Ich kann dich nicht riechen”, oder „Das kann ich nicht begreifen.” Manchmal bleibt uns das Wort ja auch sozusagen im Halse stecken. Zu allem Überdruss heißt es hin und wieder gar, dass wir nicht alles wört-lich nehmen sollen (ja wie denn sonst?)! Übrigens – manche können wohl ihre eigenen Wörter nicht verstehen: „Ich kann mein eigenes Wort nicht verstehen …”
So scheint es nicht unbedingt zu verwundern, dass der US-Amerikanische Psychologe Albert Mehrabian (*1939) herausgefunden hat, dass sich in der Kommunikation nur 7 % der vermittelten Informationen auf den gesprochenen Inhalt einer Nachricht (verbal), 38 % auf die Art und Weise, wie die Wörter ausgesprochen werden (Artikulation, Lautstärke, Sprechtempo) und 55 % auf die Körpersprache (Mimik, Gestik) beziehen.
Nach dem Standardwerk des Autors zum Thema Körpersprache, widmen wir uns im vorliegenden Buch schwerpunktmäßig dem gesprochenen Wort, der verbalen Kommunikation vor Publikum oder mit Gesprächspartnern. Natürlich soll die paraverbale und nonverbale Verständigung nicht ganz vernachlässigt werden.
Schwerpunkte im vorliegenden Buch werden auf zeitgemäße Punkte gelegt und der Anspruch der Praxisnähe gesucht. Logischerweise wird damit die ,antike’ Rhetorik nur einleitend dargestellt.
Dabei wird dieses Buch in mehrere große Bereiche geordnet, die das Gesamtthema gliedern sollen.
Die Leserin und der Leser mögen es mir nachsehen, wenn ich den einen oder anderen Punkt ausführlicher beschreibe und manchmal auch etwas Humorvolles einstreue. Meiner Meinung nach schadet es nichts, wenn bei dieser umfangreichen Materie, die uns allerdings tagtäglich begleitet beziehungsweise verfolgt, auch hin und wieder gelacht werden darf. Zum Beispiel, wenn ich solch einen Satz höre: „Er betrachtete die Seezunge, die die Tante aß.” Wer da wohl wen gegessen hat?
Da eine Sprache offensichtlich nicht als logisch zu bezeichnen ist, ergeben sich hin und wieder Situationen, die zum Schmunzeln reizen: Hat schon mal jemand ein Wört-chen mit Ihnen geredet (und blieb es dann auch nur bei einem Wort)? Oder hat Ihnen jemand schon mal sein Wort gegeben (hatte er nur eines? – Und hat jetzt keines mehr? – Ist ER also jetzt Wort-los?). Aber gut, es heißt ja dann auch „Jetzt haben Sie das Wort.” (Wo denn?). Letztens hat mich mal jemand beim Wort genommen, wobei mir die Zeitgenossen lieb sind, die um‘s Wort bitten.
Hin und wieder legt jemand auch sein Wort in Gottes Ohr (Haben Sie schon mal gehört, dass er es von dort wieder-holte? – Sucht er deswegen manchmal nach Wörtern?). Manch ein Zeitgenosse hält sein Wort (fest? – oder in den Händen?). Ein anderer ergreift das Wort (war es geflohen?), der nächste wechselt ein Wort („Ich gebe dir das Wort ‚Nikolaus‘, und was kriege ich dafür?”). Ein Wort kann – so scheint es – gut und schlecht sein: „Ich habe ein gutes Wort für ihn eingelegt.” (Was war das wohl für ein ‚gutes‘ Wort?).
Wussten Sie, dass ein Wort gegessen werden kann: Wort-Salat? Oder, dass ein Wort in kriegerischen Auseinandersetzungen von Vorteil sein kann: Wort-Gefecht?
Wir sprechen von Wort-Reichtum. Deshalb erscheint es mir nachvollziehbar, was ein Ehepartner zum anderen sagte: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.” Bis heute habe ich allerdings nicht erfahren, welches wohl das letzte Wort sein würde. Aber, da fällt mir ein, ein anderer Nachbar erzählte mir mal, dass seine Frau immer das letzte Wort habe. (Wobei ich immer noch nicht weiß, um welches Wort es sich handelt). „Das ist mein letztes Wort!” Aha. Angeblich entsprechen die 50 meistgebrauchten Wörter einer Sprache etwa 45 Prozent eines geschriebenen Textes. Also doch eher Wort-Armut?
Wir reden miteinander und wir reden zu anderen. Wir sprechen, diskutieren, tragen vor, kommunizieren, diskutieren und so weiter und so weiter. Hören wir auch einander zu? „Klar”, mögen Sie sagen, „höre ich auch meinem Gesprächspartner zu. Sonst wüsste ich ja gar nicht, was ich dem anderen entgegnen soll.” Also scheint das Zuhören ein elementarer Teil einer Kommunikation zu sein. Wir setzen dabei Stillschweigen voraus, dass die Kommunikation auch einen Erfolg im weitesten Sinne erzielen soll.
Manchmal haben wir das Gefühl, dass unser Gegenüber es nicht ehrlich meint, obwohl wir es nicht begründen können. „Ich habe da so ein ungutes Gefühl.” Hier könnte es sein, dass der Körper etwas anderes aussagt als das, was wir hören. Schwindelt uns unser Gegenüber an? Oder ist er/sie einfach nur unsicher?
Wie skeptisch wir einer Deutung der Körpersprache auch gegenüberstehen, es lässt sich nicht verneinen, dass die Sprache des Körpers deutbar ist. Ein Ziel dieses Buchs ist es, einzelne Mosaiksteine der Körpersprache kennenzulernen und deuten zu können.
Wer sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, wird sehr schnell merken, wie leicht ein Mensch sich durch seine Körperhaltung verrät. Dieses Wissen müssen wir nicht nutzen, um jemanden negativ zu manipulieren, sondern um es uns und unserem Gegenüber leichter zu machen, ein Gespräch optimal führen zu können.
Noch ein gut gemeinter Tipp. Meines Erachtens ist es sinnlos, nun gebremst durch den Alltag zu schreiten, aus Angst, sich durch die Körperhaltung zu ‚verraten‘. Nein, wenn die ‚verbale‘ Aussage ehrlich ist, ist es die ‚nonverbale‘ ebenso. Das neue Wissen kann allerdings dazu beitragen, Körperhaltungen, die vom Gesprächspartner negativ gedeutet werden könnten, in besonders wichtigen Situationen (zum Beispiel beim Vorstellungs- oder Überzeugungsgespräch) zu vermeiden.
Lassen Sie mich zuletzt noch auf den Bereich des Rhetorik-Trainings hinweisen. Selbst wenn Sie wissen, wie Technik optimal einzusetzen ist, weshalb es sinnvoll erscheint zu zitieren, Sie es schaffen, unnötige Fülllaute und irreführende Unwörter zu vermeiden, heißt es noch lange nicht, dass der Transfer in die Praxis gelingt. Deshalb gilt: Praktisch und tatsächlich üben. Haben Sie keine Angst vor Nervosität oder Lampenfieber. Das gehört dazu. Die meisten Trainierenden können durch aktives Training in überschaubarer Zeit deutliche Verbesserungen erkennen.
Bei diesem wichtigen Thema mit allen möglichen Facetten bleibt es nicht aus, dass meine eigene Meinung zu dem einen oder anderen Sachverhalt subjektive Schwerpunkte setzt. Diese Meinung muss nicht immer mit der Meinung anderer Menschen übereinstimmen -das ist demnach relativ leicht nachvollziehbar. Und – nicht zu vergessen – gibt es bestimmt noch das ein oder andere Kapitel, das ergänzt werden könnte. Deswegen bin ich konstruktiver Kritik und weiterführenden Anregungen gegenüber gerne aufgeschlossen.
Ich will nicht viele Worte machen, aber, wie es sich offensichtlich für (gute?) Bücher gehört, nutze ich hier die Gelegenheit, mich bei einigen Menschen, die mich psychisch und physisch bei der Realisierung dieses Projekts selbstlos unterstützten, mit geschriebenen Worten zu bedanken. Danke!
Liebe Leserin, lieber Leser, verbieten Sie sich nicht dort das Wort, wo es ausgesprochen werden sollte. Reden Sie Tacheles. Sagen Sie frei, was Sie denken, ohne andere zu verletzen. Das Wort Tacheles stammt aus dem Westjiddischen (‚zweckmäßig reden, zur Sache kommen‘).
Also, lassen Sie uns zur Sache kommen. Nehmen Sie nur dann ein Blatt vor den Mund, wenn es wirklich notwendig ist. Halten Sie sich am besten vor Augen, dass überlegtes Reden ‚Silber Wert ist‘.
Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich ein gutes Gelingen bei Ihren zukünftigen Reden, Präsentationen, Vorträgen, Gesprächsleitungen und anderen rhetorischen Herausforderungen. Auf dass Sie in Zukunft all das, was Sie vermitteln wollen, rhetorisch professionell, aber doch menschlich und vor allem überzeugend umsetzen.
Horst Hanisch
Erkenne dich selbst.
Inschrift am Eingang des Apollotempels von Delphi
Die meisten Ur-Ur-Ur-Vorfahren heutiger Menschen kommunizierten eifrig miteinander. Die von der Gruppe als Leitung bestimmte Person übernahm die Führung durch die Geschicke der Zeit.
Die Führung brauchte rhetorische Überzeugungskraft, um Vertrauen ‚bei ihren Leuten‘ aufzubauen und zu halten. Sie schaffte es dank der Redekunst, die Gruppe, später den Stamm, dann die Bevölkerung gegen Angriffe von innen und außen zu schützen.
Fruchtbare Gebiete konnten besiedelt werden, Aufgaben wurden delegiert und Ziele gesetzt. Die Gesellschaft konnte sich weiterentwickeln.
Spätestens bei den ‚alten Griechen‘ tauchten heute noch namhafte Persönlichkeiten auf, Philosophen, Mathematiker, Rhetoriker, Astronomen, Feldherren und andere, die bedeutende Erkenntnisse erzielten und Wissen für die Nachwelt hinterließen.
Raffaello Sanzio da Urbino (auch Raffaello Santi, 1483 – 1520), bekannt als Raffael, war ein begnadeter Maler und Architekt.
Schon im Alter von 25 Jahren erhielt er von Papst Julius II. (1443 – 1513) den Auftrag, im Vatikan vier Wände der Stanza della Segnatura großflächig malerisch auszumalen.
Selbst für ein Genie wie Raffael war dieser hochwertige Auftrag bestimmt eine besondere Herausforderung.
Das bekannteste Fresko in seinem Werk ist ‚Die Schule von Athen‘, auf dem die Denker der Antike dargestellt sind.
Raffael gab sie naturgetreu und plastisch wieder, zumindest wie er sich das Erscheinungsbild der Abgebildeten vorstellte.
Das Fresko zeigt die wichtigsten Persönlichkeiten der klassischen Philosophie. Unter anderem sind dort abgebildet: Die ‚Großen‘ wie Sokrates, Platon und Aristoteles.
Im Mittelpunkt des Gemäldes platzierte Rafael Plato(n) mit dem Finger nach oben deutend (steht für die spekulative Philosophie) und Aristoteles (die empirische Philosophie vertretend).
Schon die altbekannten Rhetoriker Sokrates, Platon und Aristoteles übten sich erfolgreich in der Redekunst.
Sie lebten unmittelbar hintereinander und einer kannte immer den nächsten.
Sokrates (470 – 399 v. Chr.) „Ich weiß, dass ich nicht[s] weiß.”.
Große Rhetoriker:
Plato(n) (427 – 347 v. Chr.), Schüler des Sokrates, gründete in Athen die Akademie (Akademos), die erst 529 durch Kaiser Justinian geschlossen wurde.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) war über 20 Jahre Schüler des Plato(n).
Im Jahre 342 wird er Lehrer Alexanders des Großen (356 – 323 v. Chr.).
Die Kunst der Gesprächsführung sowie die Fähigkeit, durch Rede und Gegenrede zu überzeugen, heißt Dialektik.
Das Ziel der Argumentations-Technik ist es, rhetorisch zu überzeugen, um in Verkaufsgesprächen, in Kritikgesprächen, in der Werbung und Bewerbung, in Präsentationen und so weiter zu überzeugen.
Sokrates (um 470 – 399 v. Chr.) war wie seine Kollegen ein hervorragender Redner. Er redete immer und überall. Teilweise auch zum Leidwesen seiner Zeitgenossen. Er redete sich sprichwörtlich ‚um Kopf und Kragen‘.
Sokrates wurde trotz (oder wegen?) seiner rhetorischen Brillanz zum Tode verurteilt.
Sokrates erkannte bei den Gesprächen mit seinen Mitmenschen, dass diese glauben, viel Wissen zu haben, das sich aber oft als Scheinwissen herausstellt.
Das Scheinwissen hält der Logik bei weiterer Befragung nicht stand.
Diese Erkenntnis muss Sokrates fast ‚wahnsinnig‘ gemacht haben. Auch heute ist in einfachen Dialogen immer wieder zu hören, dass Menschen irgendeine Aussage in den Raum werfen, die unkommentiert stehenbleibt.
Die Gespräche verlaufen teilweise ausgesprochen oberflächlich. Wird gezielter nachgefragt, kommen die Gesprächsteilnehmer unter Umständen schnell ins Straucheln.
Sie können Ihre Aussagen nicht untermauern. Die Aussagen halten keiner Nachfrage stand. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch von Stammtischparolen gesprochen.
Das soll aussagen, dass unreflektiert Behauptungen aufgestellt werden, denen viele Menschen ohne großartig überlegen zu müssen, zustimmen können.
Ein seriöses Gespräch, beispielsweise in einem beruflichen Zusammenhang, kann und darf nicht so oberflächlich geführt werden.
Deshalb entwickelte Sokrates eine Vorgehensweise, genannt das elenktische (gr. ‚elenktikos‘ für ‚fähig zu überführen‘) Verfahren, um dem Gesprächspartner zu zeigen, dass sein Wissen kein echtes Wissen, sondern lediglich ein Scheinwissen ist.
Elenktik ist die Kunst des Beweisens, Widerlegens und Überführens.
Nach dem vierten Schritt merkt der Gesprächspartner, dass seine Aussage keinen vernünftigen Bestand hat. Laut Sokrates kommt er zur ‚Erkenntnis des Nichtwissens‘. Es entsteht eine Ausweglosigkeit beziehungsweise eine Ratlosigkeit. Das bedeutet ein Umdenken in der Argumentation.
Zu Sokrates‘ Zeiten wurde das als Aporie (gr. ‚aporía‘ gleich ‚Ausweglosigkeit‘, ‚Ratlosigkeit), als Umschlagpunkt, bezeichnet. Auch heute noch ist in Diskussionen immer wieder festzustellen, dass manch einer mit Scheinwissen um sich wirft.
Die anderen Gesprächspartner zeigen sich beeindruckt – und halten den Mund.
Seien Sie aufmerksam und hören genau zu, was der andere sagt. Wenn Sie merken, dass hier mit Scheinwissen gearbeitet wird, können Sie mit Sokrates‘ Hilfe dieses entlarven.
Fragen Sie nach, hinterfragen Sie, überprüfen Sie. So kommen Sie nach und nach zum Kernpunkt der Aussage.
Sokrates bezeichnete sich als Freund des Wissens, (gr. ‚philos‘ für ‚Freund‘ und ‚sophia‘ für ‚Weisheit) als Philo-Soph.
Trotzdem wurde er in Athen zum Tode verurteilt. Wegen Missachtung der Götter, Verführung der Jugend sowie generell wegen seines respektlosen Verhaltens Autoritäten gegenüber. 281 von 501 Geschworenen hielten ihn für schuldig.
Immerhin 361 Geschworene verurteilen ihn schließlich zum Tode, nach einer Stellungnahme Sokrates, der höchstens eine Geldstrafe für richtig empfunden hatte. Die Geschworenen fühlten sich beleidigt und angegriffen.
Sein Tod sollte durch den sogenannten Schierlingsbecher herbeigeführt werden. In diesem Becher befand sich ein Getränk unter Beimischung eines Pflanzenextraktes des ‚Gefleckten Schierlings‘.
Sokrates schaffte es, an seinem Todestag noch seinen anwesenden Schülern logisch aufzuzeigen, dass das Leben aus Gegensätzen besteht. Es kann nur ein Klein geben, wenn es auch ein Groß gibt. Schnell benötigt das Gegenstück Langsam und so weiter. Demnach, so Sokrates Logik, muss es Leben und Tod geben.
Sokrates hatte keine Angst, aus dem Becher mit dem Gift zu trinken. Er sah den Tod lediglich als Gegensatz zum Leben an, so wie Klein im Gegensatz zu Groß zu sehen ist.
Seine Zuhörer berichten von den letzten Stunden Sokrates und auch davon, dass die Frage nach der Seele auftauchte.
Obwohl Sokrates vorher logisch über notwendige Gegensätze argumentierte, konnte er nun argumentativ darlegen, dass die Seele unsterblich sein muss. Es könne keine sterbliche Seele geben. Nachzulesen im Handbuch ‚Platon Hauptwerke‘ vom Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 1973, bearbeitet von Wilhelm Nestle.
Sokrates trank schließlich aus dem Giftbecher. Er schlenderte im Gefängnisraum hin und her, um das Gift optimal wirken zu lassen. Nachdem seine Beine schwach wurden, legte er sich hin. Das Gift lähmte seinen Körper von den Beinen an nach oben.
In der oben angegebenen Quelle (Kapitel Phaidon Seite 110/111) wird Sokrates letzter Satz zitiert: „O Kriton, wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig, entrichtet ihm den und versäumt es ja nicht.” Einen Hahn schuldig sein bedeutete, ein Opfer nach der Genesung einer Krankheit zu entrichten. Und zwar an Asklepios, den Gott der Heilkunst in der griechischen Mythologie. Kriton (465 – 395 v. Chr.) war ein anwesender Freund und Schüler Sokrates.
Der berühmte ‚Homo-Mensura-Satz‘ des Protagoras (um 490 – 411 v. Chr.) besagt, dass es keinen objektiven Sachverhalt geben kann.
Protagoras:
„Der Mensch ist das Maß aller Dinge, des Seienden für sein Sein, des Nichtseienden für sein Nichtsein.”
Der Homo-Mensura-Satz gilt als Kernstück des sophistischen Denkens:
„Der Mensch bestimmt das Sein, alles darüber Hinausgehende wird abgelehnt (Skeptizismus), und alles Sein ist nicht objektiv, sondern subjektiv und wandelbar (Relativismus).”
So bleiben Sie skeptisch bei unklaren oder nicht passenden Aussagen. Orientieren Sie sich am Objektiven, soweit das möglich ist.
Sokrates, Protagoras und Plato(n) wurden als Sophisten bezeichnet.
Sophist (gr. ‚sophistaí‘, lat. ‚sophistae‘) ist einerseits der ‚Wortverdreher‘, andererseits der Wissende (als Vorname Sophia: ‚Weisheit‘).
Nachdem in der griechischen Naturphilosophie nicht der Mensch die wichtigste Rolle spielt, zeigt sich bei den Sophisten ein Wandel zum Menschen. Der Mensch wird zum Mittelpunkt philosophischer Gedanken.
Deshalb wird auch die verbale – zwischenmenschliche – Kommunikation, also die Sprache, immer wichtiger. Die gesprochene Sprache spielte bei den Sophisten eine überragende Rolle.
Den Antrieb, der den Menschen immer wieder in die Region des wahren Seins und des Guten führt, nennt Plato(n) ‚Eros‘. Er weckt im Menschen die Sehnsucht, sich der Schau der Ideen zu widmen.
In Platons ‚Symposion‘ (gesellschaftliches Zusammensein, später als wissenschaftliche Konferenz bezeichnet) wird Eros als das philosophische Streben nach der Schönheit der Erkenntnis beschrieben. Zwischen der Welt des Sinnlichen und der des Geistigen nimmt er eine vermittelnde Funktion ein. Im Verhältnis zum Mitmenschen zeigt sich sein pädagogischer Aspekt (epiméleia) darin, die anderen an der Erkenntnis teilnehmen zu lassen. Ursprünglich wird als Rhetor (pl. Rhetoren) ein redegewandter Redner bezeichnet, der vor Publikum auftritt. Später dann, als ‚Lehrer der Beredsamkeit‘, wurde er zum ‚Rhetorik-Lehrer‘.
Davor wurde der Rhetorik-Lehrer als ‚Sophist‘ bezeichnet, jemand, der gegen Entgelt Rhetorik und begleitende Themen unterrichtete.
Der älteste und bedeutendste Sophist ist Protagoras aus Abdera (ca. 485 – 411/415 v. Chr.). Von ihm stammt der Satz: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge.”
Ein weiterer Grund des Bedürfnisses nach vernünftigem Redevermögen war die Notwendigkeit, eine eigene Verteidigung vor Gericht in Athen ab ca. 450 v. Chr. nur selbst vornehmen zu dürfen. Kein Wunder, dass die Redekunst/Rhetorik sehr gefragt war, besonders dann, wenn es hilfreich war, sich selbst verteidigen zu können.
In der Rhetorik sind zwei Disziplinen (Formen) ausschlaggebend.
Rhythmus:
klanglich-rhythmisch
der Sprachablauf durch Betonung, Sprachmelodie und Pausen
Semantik:
semantisch
die Bedeutung der Wörter betreffend
Syntax:
syntaktisch
die Satzlehre betreffend
So zum Beispiel die Argumentations-Technik (Strukturen, die die Wahrheit zu Tage fördern oder verschleiern). Wichtig hierbei: der Syllogismus, die Lehre vom Beweisverfahren. Der Syllogismus (die Verknüpfung zweier Urteile zu einem dritten) besteht aus zwei Vordersätzen (Prämissen) und einem Schlusssatz (Konklusion).
Erster Vordersatz (Prämisse): Menschen sind sterblich.
Beispiel Syllogismus:
Zweiter Vordersatz (Prämisse): Herr Mertens ist ein Mensch.
Schlusssatz (Konklusion): Also ist Herr Mertens sterblich.
Nach Aristoteles ist ‚Mensch‘ in diesem Fall der Mittelbegriff.
In der Antike wurde unter anderem unterschieden zwischen Tropen (Wendungen), Redeschmuck und zwischen rhetorischen Wortfiguren in dreierlei Kategorien (Hinzufügen von Wörtern, Auslassen von Wörtern oder Umstellung von Wörtern) und so fort.
Gemeint ist:
In einer Figur bleibt das Wort in seinem Sinn bestehen, aber mehrere Wörter ergeben in ihrer Verknüpfung eine Figur.
Da aber auch schon damals die Unterscheidung recht schwierig zu ziehen war, werden hier der Einfachheit halber alle Möglichkeiten als Redefiguren bezeichnet.
Die unten aufgelisteten Wortfügungen waren in der antiken Rhetorik wichtig. Heute können Sie benutzt beziehungsweise vermieden werden.
Geübte Redner setzen sie gerne ein.
Die ‚Kraft‘ der Rede soll im Verlauf der Präsentation oder des Vortrags zunehmen.
„Die besprochenen Punkte sollen Sie zum Nachdenken anregen, ja zum Umsetzen auffordern.”
„Ich sehe die Katastrophe vor mir, ja ich höre die Leidenden schon schreien.”
Verbindung (iunctura)
Vermeidung von Kakofonie (gr. ‚kakos‘ für ‚schlecht‘, ‚phone‘ für ‚Ton/Laut‘), also Missklängen in der Sprache.
Gemeint ist eine Folge schlecht klingender Laute oder schwierig auszusprechender Wörter (Beispiel: der Letztzitierte). Das Gegenwort zu Kakofonie (auch Kakophonie) lautet Euphonie, Eufonie (nicht Euphorie!). Euphonie bezeichnet den Wohlklang eines Wortes. Es wird ausgesprochen: afrika-n-isch, wobei das n der besseren Aussprache wegen eingefügt ist.
Ähnlich klingende Silben sollen nicht im selben Satz benutzt werden.
„Fischers Fritz fischt frische Fische.”
In der Antike wurden folgende fünf Kategorien der Stilqualität unterschieden:
Anschaulicher Aufbau (in Bildern reden).
Sich sprachlich in eine Sache reinsteigern, zum Beispiel als Politiker.
Mit sich selbst sprechen mag nett sein – vor allem dann, wenn Sie sich nicht widersprechen. Auf die Dauer kann das trotzdem sehr langweilig werden. Das zwingt den Menschen sozusagen dazu, sich mit anderen auszutauschen. Der Mensch will seine Gedanken und Ideen anderen mitteilen. Im Gegenzug erwartet er Feedback, Rückmeldung, Zustimmung oder anderes.
Durch den ständigen Austausch kann Neues erfahren werden, der Einzelne kann sich weiterentwickeln. Weiterentwicklung heißt Fortschritt. Das ist gut so, sonst wäre die Gesellschaft heute nicht da, wo sie ist. Andere Menschen an einer Erkenntnis teilnehmen zu lassen, nennt Plato(n) einen Dialog. Denn, nach Plato(n)s Überzeugung ist der Weg der Rückerinnerung im Dialog möglich. Damit wird mit Begriffen und Wörtern umgegangen, die Ideen und Erinnerungen widerspiegeln.
Dialektisch, also ohne Zuhilfenahme der Anschaulichkeit und bildhaften Darstellung, sollen die Ideen im Dialog logisch dargestellt werden. Gleichzeitig soll ihr Verhältnis untereinander deutlich gemacht werden.
Aristoteles lebte von 384 bis 322 vor Christus. Er war immerhin über 20 Jahre Schüler des Plato(n). Im Jahre 342 wird er Lehrer Alexanders des Großen. Deshalb lässt sich zweifellos davon ausgehen, dass Aristoteles ein heller Kopf war. Er musste ein unglaubliches Wissen besitzen, das er durch Lernen und Lehren immer erweiterte. Ihm war wichtig, eine rhetorische Beweiskette aufzustellen.
Der Syllogismus (gr. ‚syllogismos‘ für ‚logischer Schluss‘) spielt eine wesentliche Rolle. Eine Kette von mehreren Schlüssen ist ein Beweis. Diese Methode nennt sich deduktiv, denn sie geht vom Allgemeinen zum Besonderen.
Nach Aristoteles soll es ein Ziel der Wissenschaft sein, zwingend das Bestehende aus seiner Ursache abzuleiten. Der Gegenbegriff zur Deduktion ist die Induktion. Die Induktion sucht nach dem Gemeinsamen innerhalb einer Gattung.
In der Vorgehensweise der Deduktion suchen Sie sich zuerst viele Beispiele aus dem allgemeinen Leben. Suchen Sie Gemeinsamkeiten, die Sie in einer nächsten Stufe reduzieren. Schließendlich gelangen Sie auf den Kernpunkt.
Bei der Induktion nennen Sie einen konkreten Fall und zeigen, wie er auch in anderen Beispielen passt. Dann übertragen Sie die Gemeinsamkeiten auf die Allgemeinheit.
Reden im alltäglichen, gesellschaftlichen Kontext kann gegebenenfalls ungeordnet verlaufen. Im beruflichen sind die Anforderungen meist anspruchsvoller. Denn hier geht es um jedes Wort.
Wo wird jedes Wort noch sensibler leuchten? Na, vor Gericht, beispielsweise dann, wenn eine Anklage vorliegt. Jetzt muss überlegt vorgegangen werden. So baute der griechische Redelehrer Hermagoras von Temnos (er lebte im 2. Jahrhundert vor Christus; die genauen Lebensdaten sind unbekannt) ein interessantes System auf, das als ‚System des Status‘ bezeichnet wird. Seine 6 Bücher nahmen großen Einfluss auf die römische Rhetorik.
Speziell vor Gericht wurde mit dem System des Status constitutio (Streitstand), also dem Punkt, um den gestritten wird, gearbeitet. Nach Hermagoras von Temnos setzt sich das System wie unten beschrieben zusammen.
Nach der Beschuldigung durch den Ankläger wird so reagiert.
1. Status (status coniecturalis)
Ist die Mutmaßung (Frage nach dem Täter).
„Nein” – Ablehnung der Beschuldigung durch den Angeklagten.
2. Status (status definitius)
Ist die Definition (Frage nach dem Delikt).
„Ja, aber mildere Deliktskategorie.” – Bejahung durch den Angeklagten.
Aber aus Sicht des Beklagten liegt eine Beschuldigung vor, die nur
zum Teil
berechtigt ist.
3a. Status (status qualitatis)
Ist die Beschaffenheit (Frage nach der Rechtfertigung). Hier wird unterschieden zwischen dem absoluten Rechtfertigungsstatus (constitutio iuridicialis absoluta) und dem relativen Rechtfertigungsstatus (constitutio iuridicialis assumptiva). Hier wird der absolute Rechtfertigungsstatus betrachtet:
„Ja, aber die Tat war gerechtfertigt.” – Bejahung durch den Angeklagten.
Aber aus Sicht des Beklagten ist er der Meinung, dass die Tat uneingeschränkt gerechtfertigt war.
3b. Status (status qualitatis)
Hier wird der relative Rechtfertigungsstatus betrachtet.
„Ja, aber …” – Bejahung durch den Angeklagten.
Zugeständnis (concessio): Aus Sicht des Beklagten lag Rechtsunkenntnis oder höhere Gewalt vor, sodass er der Meinung ist, dass die Tat auf jeden Fall gerechtfertigt war.
Übertragung des Vorwurfs (translatio criminis): Aus Sicht des Beklagten ist er das Opfer. Er ist überzeugt, in Notwehr gehandelt zu haben, sodass er der Meinung ist, dass die Tat auch vor dem Gesetz gerechtfertigt war.
Zurückweisung des Vorwurfs (remotio criminis): Aus Sicht des Beklagten handelte er auf Befehl, also auf Anweisung einer dritten Person. Er konnte – und durfte – nicht anders handeln. Deshalb argumentiert er, unschuldig zu sein.
Vergleich (comparatio): Aus Sicht des Beklagten war die begangene Tat besser als eine nicht begangene Tat. Er musste also so handeln. Deshalb meint er, unschuldig zu sein.
4. Status (translatio)
Ist die Übertragung (Ablehnung des Verfahrens).
„Du hast nicht das Recht, mich zu beschuldigen!” Der Angeklagte ist der Meinung, dass der Beschuldigende (zum Beispiel das handelnde Gericht) nicht zuständig sei.
Vier Kategorien werden unterschieden: