Rockstars `n` Kisses - Realize Me - Sontje Beermann - E-Book
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Rockstars `n` Kisses - Realize Me E-Book

Sontje Beermann

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Beschreibung

Nachlaufen? Niemals. Warten und enttäuscht werden? Nie wieder. Spaß haben? Und ob!

Seit der ersten Begegnung hege ich Gefühle für Tristan, der ebenfalls ein Mitglied der „Angels & Demons“ ist. Bisher habe ich sie versteckt, aber ich will das nicht mehr. Also wage ich es endlich, ihn zu küssen, und unser Glück scheint ganz nahe. Doch dann bricht er mir das Herz. Er will mich als Freundin nicht verlieren? Was für ein Arsch! Aber nicht mit mir!

Nie zuvor habe ich etwas tun müssen, das so weh getan hat. Und doch war es die richtige Entscheidung. Oder?

Die sexy Rockstar Romance rund um die Angels & Demons, Band 2. 348 Taschenbuchseiten - stark, leidenschaftlich, emotional.

Hinweis: Neuauflage mit neuem Cover und Reihentitel von "Realize Me - Freya & Tristan" (2019)!

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Wie es mit Anouk & Sam begann ...
In Band 3 geht es weiter mit Noemi & Phil
Zum Finale in Band 4 lest ihr die Geschichte von Yavanna & Logan
Und wer die Geschichte von Ben und Sabrina noch nicht kennt ...

 

 

Rockstars 'n' Kisses - Realize Me

 

 

Von Sontje Beermann

 

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Nachlaufen? Niemals. Warten und enttäuscht werden? Nie wieder. Spaß haben? Und ob!

Seit der ersten Begegnung hege ich Gefühle für Tristan, der ebenfalls ein Mitglied der „Angels & Demons“ ist. Bisher habe ich sie versteckt, aber ich will das nicht mehr. Also wage ich es endlich, ihn zu küssen, und unser Glück scheint ganz nahe. Doch dann bricht er mir das Herz. Er will mich als Freundin nicht verlieren? Was für ein Arsch! Aber nicht mit mir!

Und weil es zwischen unserem neuen Geschäftspartner und mir gewaltig knistert, lasse ich mich auf ein heißes Abenteuer mit ihm ein. Doch ich merke schnell, dass Noah viel mehr ist als nur Versuchung pur.

 

Nie zuvor habe ich etwas tun müssen, das so weh getan hat. Und doch war es die richtige Entscheidung. Oder?

Ich stehe wie angewachsen auf diesem Spielplatz und sehe der Frau nach, die sich vor zwei Jahren in meinem Herzen eingenistet hat. Lieber behalte ich sie dort, als Freundin, als sie ganz zu verlieren, weil unsere Gefühle nicht ausreichen oder sie nicht so viel für mich empfindet wie ich für sie. Mir ist bewusst, dass es kein einfacher Weg zurück wird. Nicht, nachdem ich weiß, wie ihre Lippen sich anfühlen, wie sie schmeckt und duftet. Aber früher oder später wird sie mir dankbar sein, vielleicht wenn sie jemand anderen kennenlernt. Bei dem Gedanken zieht sich alles in meinem Innern zusammen und ich bin mir nicht sicher, ob für mich das Gleiche gelten kann.

 

Über den Autor:

Hallo, ich bin Sontje!

Ich arbeite und lebe mit meiner Familie im Herzen des Ruhrgebiets und das Schreiben ist seit Teenagerzeiten meine größte Leidenschaft.

 

Meine facettenreichen, romantischen Geschichten würze ich am liebsten mit Humor, Musik und ab und zu einer Prise aufregendem Prickeln.

 

Ich schreibe Romane, die ans Herz und unter die Haut gehen. Weil ich an die großen Gefühle und Chancen im Leben glaube!

 

 

 

 

 

 

Rockstars 'n' Kisses - Realize Me

 

Angels & Demons 2

 

Von Sontje Beermann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Auflage, 2020

© Sontje Beermann – alle Rechte vorbehalten.

Sontje Beermann / Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

 

info @ sontje - beermann . de

 

[email protected] Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig.

Die unerlaubte Verbreitung des E-Books ist untersagt und Diebstahl geistigen Eigentums, also strafbar. Darüber hinaus drohen zivilrechtliche Konsequenzen wie Schadenersatzansprüche.

Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

Liebe ist Musik der Seele.

 

Monika Minder

 

 

1.

»Ja, wie!? Und jetzt haut ihr alle ab, oder was?«

Ich stemme die Hände in die Hüften und sehe den anderen Bandmitgliedern nach, wie sie den Backstagebereich verlassen.

»Sorry, Freya, wir haben einen echt wichtigen Gesprächstermin.« Phil, unser Drummer, hebt eine Hand und zerrt Sam, seinen besten Freund und unseren Leadsänger, hinaus.

»Ich habe leider auch schon was vor.« Queenie, die nur noch bei diesem Engagement als Backgroundsängerin dabei ist, wirft die krause, dunkle Mähne zurück und stöckelt auf ihren langen, schlanken Beinen davon.

Logan fährt sich durch die typisch schottische, dunkelrote Mähne und grinst mich an, zuckt mit den Schultern. »Ich habe da ein vielversprechendes Groupie aufgetan, bis dann!« Der Bassist dreht sich um und geht.

Sogar Tristan, unser Leadgitarrist, verabschiedet sich schnell, und unsere zweite Backgroundsängerin Anouk tut es ihm nach.

»Vielen Dank auch«, murmele ich und sehe, wie der Absperrvorhang hinter dem letzten Mitglied der Angels & Demons zurück in seine Position fällt.

Na ja, genau genommen bin ich das letzte Mitglied, aber gut. Mit einem Aufseufzen drehe ich mich um, greife nach dem Koffer für meine E-Violine und verlasse ebenfalls den Bühnenbereich des vorderen Pools, an dem wir bis gerade eben noch ein Konzert vor fünfhundert feierwütigen Metalheads gegeben haben. Ich laufe zum vorderen Treppenhaus des Kreuzfahrtschiffs und fahre mit dem Lift zu dem Deck hinunter, auf dem die Kabine liegt, die ich mir mit Queenie und Anouk teile, und eile den Gang entlang.

Die Metal Cruise hatte heute den ersten Hafenstopp eingelegt, doch das schottische Städtchen Invergordon hatte mich, von Deck 14 aus betrachtet, so gar nicht reizen können. Also war ich einfach an Bord geblieben und hatte mir ein paar Stunden im Spa gegönnt.

Nach der ungewohnten Erholung bin ich vom Abendkonzert nun dermaßen voller Adrenalin, dass ich es unbedingt abbauen muss, sonst kann ich den Schlaf direkt abhaken.

Ich verstaue den Violinkoffer im Kleiderschrank, streife mein Konzertoutfit ab und steige in Fitnesshose, kurzes Top und Turnschuhe. Löse meine Hochsteckfrisur und flechte mein langes blondes Haar zu einem festen Zopf. Die Ombré-Färbung, oben meine dunkle Naturfarbe, unten das Goldblond, kommt so noch stärker zur Geltung. Dann schiebe ich meine Bordkarte in die kleine Tasche hinten an der Hose, greife mir Wasserflasche, Handtuch, Handy und Kopfhörer und verlasse die Kabine wieder. Diesmal durchquere ich das Schiff der Länge nach auf unserem Deck, um am hinteren Treppenhaus in den Fahrstuhl zu steigen und zum oberen Freideck hinaufzufahren. Ich wende mich draußen nach links und jogge zur Arena, dem Sportplatz des Kreuzfahrtschiffs.

Vom unteren Pooldeck wehen einige Fetzen Metal aus der Konserve herauf, der Fahrtwind bläst mir ein paar kurze Strähnen aus dem Zopf ins Gesicht und lässt mich frösteln. Okay, ich hätte mir ein Shirt überziehen sollen. Ach, egal, wenn ich erstmal ein paar Körbe geworfen habe, wird mir schon warm werden.

Die Arena ist wie immer in Flutlicht getaucht, falls es sportwütige Passagiere gibt. Auf der Metal Cruise ist das eher selten der Fall, denn um diese Zeit finden die Konzerte und andere Veranstaltungen statt, und dafür sind die Metalheads schließlich hier.

Als ich um die Ecke biege, werde ich eines Besseren belehrt, es gibt doch noch jemanden, der sich sportlich betätigen will. Na gut, der Platz ist groß genug. Dann jedoch durchfährt mich heiße Überraschung, den Typen dort habe ich als Allerletzten mit einem Basketball auf dem Platz erwartet. Hat er je davon erzählt, dass er Basketball spielt? Normalerweise entgeht mir kaum etwas, was ihn angeht.

Ich verharre einen Moment am Seiteneingang zum Feld und sehe Tristan zu, der in schwarzer Jogginghose und einem unserer Bandshirts ein paar Schritte dribbelt, den Ball in Position bringt, abspringt und ihn im Korb versenkt. Er läuft hinüber, nimmt den Ball und dribbelt zurück, streicht sich die schwarzen, kinnlangen Locken hinters Ohr und sieht auf. Scheiße, seine eisblauen Augen lassen es immer in mir bitzeln, ein elektrisiertes Kribbeln ganz tief in meinem Bauch. Und das schon seit fast zwei Jahren, als ich bei der Band eingestiegen bin.

Ich grinse ihn an und trete aufs Feld, schließe die halbhohe Tür. Tristan klemmt sich den Ball unter den rechten Arm und kommt auf mich zu.

»Was machst du denn hier?«, fragt er.

»Ich wollte dich auch gerade fragen, seit wann du Basketball spielst.« Ich überquere das Feld, um meine Sachen auf der untersten Stufe der Zuschauertribüne abzulegen, gleich neben seinen, und kehre dann zu ihm zurück.

»Ich spiele regelmäßig mit ein paar Freunden, schimpft sich Thekenmannschaft.«

Ich muss lachen. »Sieh mal einer an! Ich bin in einem kleinen Verein, bei der Frauenmannschaft. Aber nur Ersatzspielerin, wir sind ja zu oft unterwegs.«

Er lächelt und sein wunderschöner, fast herzförmiger Mund entblößt seine weißen, geringfügig schiefen Zähne. Er fährt sich mit der freien Hand über den schmalen Vollbart. »Wusste ich gar nicht. Aber wenn du schon mal hier bist ... Lust auf ein paar Körbe?«

»Glaub ja nicht, dass ich es dir einfach mache!« Ich schlage ihm den Ball aus dem Arm und dribbele auf den nächsten Korb los, versenke ihn aus mehreren Schritten Entfernung.

»Hey!«, protestiert er.

Ich lache, schnappe mir den Ball und dribbele zum gegenüberliegenden Korb hinüber. »Na los, fang mich doch!«

Mein Herz klopft vor Aufregung, endlich mal eine Gelegenheit, Zeit mit ihm zu verbringen, allein. Ich drehe mich um und warte auf ihn, wehre seinen Angriff ab und werfe einen Korb. Er bekommt den Ball, ich versuche, dranzukommen. Da ich mit meinen 1,75 m nur wenige Zentimeter kleiner bin als er, sind wir uns ziemlich ebenbürtig.

So geht es hin und her, mal schneller, mal langsamer. Mal mit, mal ohne Tricks. Wir lachen und scherzen. Es kommt unweigerlich zu Körperkontakt und mir ist egal, dass es zwischendurch rüde zugeht, so ist Basketball nun einmal. Ich spüre nur die Hitze seines Körpers, manchmal seine rauen Finger auf meiner Haut. So nah sind wir uns in der gemeinsamen Bandzeit noch nie gekommen und ich nutze es aus. Fordere ihn, springe um ihn herum.

Bis ich irgendwann so außer Puste bin, dass er es schafft, mich mit einem Rempler aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich schreie vor Schreck auf, rudere mit dem Armen. Und dann sind da unerwartet Tristans Arme, die sich um meine Taille schlingen. Mich auffangen, festhalten, an ihn drücken.

Meine Hände landen auf seinen Oberarmen, ich sehe zu ihm auf. Wir keuchen und unsere Brustkörbe stoßen bei jedem Einatmen aneinander.

Seine Augen entfachen das Bitzeln, der Körperkontakt weitet es zu einem Prickeln aus. Meine Nippel verhärten sich durch die Reibung zwischen uns und diese gewisse Schwäche steigt in mir auf. In diesem Moment will ich ihn unbedingt küssen, endlich erfahren, was er sonst noch mit mir anzustellen vermag. Alles andere ist mir gerade egal. Ich strecke mich ihm entgegen und bemerke, dass er erstarrt.

Kurz vor dem Ziel vermindert er den Druck seiner Arme, zieht sich zurück, lässt mich los. »Glück gehabt«, murmelt er und fährt sich durchs Haar, tritt einen Schritt zurück. »Reicht für heute, oder?« Sein Blick weicht mir aus.

Nein, das reicht noch lange nicht!

»Wenn du meinst.« Ich zucke die Schultern und laufe zu der Bank hinüber, achte darauf, die Hüften zu schwingen. Vielleicht muss ich ihm meine Reize ja ein wenig deutlicher unter die Nase halten, um ihn aus der Reserve zu locken? Ich schnappe mir mein Handtuch, reibe mir über Gesicht und Dekolletee und schlinge es mir um den Nacken. Greife zu meiner Flasche und trinke, beobachte, wie er es mir gleichtut.

»Was habt ihr für morgen geplant?«, will ich schließlich wissen.

»Die Jungs wollen auf den Spuren von Brian Johnson und Mark Knopfler wandeln, keine Ahnung, was es damit auf sich hat.« Tristan zuckt die Schultern und nimmt noch einen tiefen Zug aus der Wasserflasche, dass das Plastik sich mit einem Knacken zusammenzieht.

»Du nicht?«

»Nö, ich wollte mir das Zentrum ansehen, auf eigene Faust.«

Ich verkneife mir ein Lächeln, das ist perfekt! »Das hatte ich auch vor. Was dagegen, wenn ich mich dranhänge?«

Er wirft mir einen kurzen Blick zu und schüttelt den Kopf. »Willst du dir was Spezielles ansehen?«

»Nein, nur gucken und treiben lassen. Wann willst du los?«

»Viertel vor zehn fährt ein Schnellbus vom Hafen bis zur Central Station. Und zurück gegen zwanzig vor vier.«

»Super. Finde ich echt nett von dir, dass du mich mitnimmst.«

»Klar, warum nicht!?« Er grinst und schraubt die Flasche zu.

»Bist du immer so gut organisiert?«

»In solchen Dingen ja. Ich hab‹ ja keinen Bock, irgendwo in der Pampa zu stehen, nur weil ich eine Minute zu langsam war.«

Ich lache, was das angeht, ist er das komplette Gegenteil von mir.

»Hast du noch Lust auf einen Absacker?«, fragt er unvermittelt.

»Klar«, erwidere ich lässig und hoffe, dass er mir die Freude nicht ansieht. »Aber irgendwo, wo es nicht zieht.« Ich deute auf mein knappes, bauchfreies Outfit.

Er legt den Ball zurück in die Kiste, wir nehmen unsere Sachen und laufen zum Innenpoolbereich hinunter. Die Theke der UnverzichtBar ragt dort hinein, und wir finden tatsächlich eine Lücke.

Tristan schiebt mich vor und bestellt zwei Bier. Die Automatiktüren zum Poolbereich gleiten auf, ein Windstoß fährt hindurch, ich erschaudere und reibe mir die Oberarme.

»Warte, vielleicht ist es so besser.« Er rückt etwas näher und stellt sich so hinter mich, dass er den nächsten Durchzug abfängt.

Ich lächele ihn an. »Passt.« Er strahlt eine Hitze ab, dass mir warm wird. Oder liegt das nur an seiner Nähe?

Wir bekommen unser Bier, stoßen an und trinken.

»Seit wann spielst du in dieser Thekenmannschaft?«, will ich wissen.

»Oh, äh, ungefähr seit meinem Einzug in die Wohnung in Eimsbüttel. Das sind schon ein paar Jährchen. Und du?«

»Ich habe während des Studiums angefangen. Wollen wir uns morgen Abend auch auf ein paar Körbe treffen? Oder am Seetag vor dem Meet & Greet?« So schnell lasse ich ihn nicht vom Haken.

»Klar! Vielleicht finden sich ja auch noch ein paar Leute für ein richtiges Spiel.«

»Super.« Ich trinke mein Bier aus und überlege, ob ich mich nun rarmachen oder die Zweisamkeit ausnutzen soll. Ein Blick aufs Handy, nach Mitternacht.

Ich drehe mich so zu ihm um, dass ich ihm gleichzeitig näherkomme, und lächele ihn an. Er weicht nicht zurück, sein Blick wandert über mein Gesicht.

»Ich gönne mir jetzt noch eine schöne heiße Dusche und dann geht’s ab ins Bett.« Ich bemühe mich um einen lasziven Unterton, will sein Kopfkino anheizen.

Seine linke Augenbraue zuckt.

»Wir sehen uns morgen.« Ich lege ihm eine Hand auf den nackten Oberarm, streiche sanft darüber und gehe an ihm vorbei nach hinten zum Treppenhaus.

Ich schürze die Lippen. Morgen werde ich den nächsten Köder auswerfen.

 

*

 

Die Berührung ihrer Finger hinterlässt ein Prickeln auf meiner Haut, das direkt südwärts wandert. Als ob die Vorstellung von ihr unter der Dusche, die sie mir gerade ins Hirn gepflanzt hat, nicht schon heiß genug ist!

Was, zur Hölle, ist da gerade passiert?

Nicht, dass Freya sich eh ständig in meinem Kopf tummelt, aber so nah waren wir uns noch nie. Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sam hat unsere erste Regel eigentlich für Phil und Logan aufgestellt, damit sie nicht innerhalb der Band rumvögeln und damit für schlechte Stimmung sorgen, doch sie gilt für uns alle. Und hält mich seit Freyas erstem Vorspielen auf Distanz zu ihr. Es ist besser so.

Mir reicht, dass wir inzwischen locker befreundet sind, das ist viel mehr wert als jede Bettgeschichte. Und genau deshalb trinke ich jetzt mein Bier aus und gehe kalt duschen.

2.

Beim Frühstück sitzt Anouk neben mir und wischt auf ihrem Handy herum, während die Jungs darüber philosophieren, was sie auf der Musiker-Tour wohl zu sehen bekommen.

»Was suchst du?« Ich schiebe das leere Joghurtschälchen von mir und ziehe meine Tasse mit dem Rest Kaffee heran.

»Ich schaue, wie ich nach Newcastle reinkomme«, murmelt sie und streicht sich eine Strähne rotblondes Haar hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat.

»Tristan meinte, Viertel vor zehn fährt ein Schnellbus direkt unten am Terminal.« Ich werfe Tristan einen Blick zu.

»Ah, okay.«

»Wenn du willst, können wir zusammen fahren«, schlägt er vor, und in meinem Bauch kneift es kurz.

Anouk sieht von ihm zu mir. »Wenn es euch nichts ausmacht?«

Ah, gute Voraussetzungen! Ich winke ab. »Ach was! Was hast du so vor?«

»Rumbummeln und mir eine der großen Bibliotheken ansehen.«

»Wir wollen uns auch treiben lassen«, meint Tristan.

»Siehst du, passt doch!« Ich grinse sie an, aber ein Hauch von Skepsis bleibt auf ihrem Gesicht.

»Ich will nicht stören ...«

Wie kommt sie nur darauf? Sieht man mir etwa irgendetwas an? Bisher habe ich ihr nichts davon erzählt, dass ich auf Tristan stehe.

Niemand weiß davon, schließlich gibt es unsere oberste Bandregel, kein Sex!

Also, untereinander. Die ist mir jedoch ziemlich schnurz, seit gestern Abend.

Ich verstecke meine Gefühle für unseren Leadgitarristen schon so lange, habe eine lockere Freundschaft aufgebaut, um zu sehen, ob sie bleiben. Sie haben sich sogar verstärkt. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass er mich ansieht, heimlich. Ich muss also herausfinden, ob da Interesse besteht, oder mehr. Und wenn dem so ist, kann mich keine Regel aufhalten.

Ich blinzele und kehre zurück in die Gegenwart. Nein, ich werde ihr nichts davon erzählen, so lieb ich sie finde und so sehr ich daran glaube, dass sie den Mund halten kann. Es ist mir noch zu gefährlich. Aber wenn sie sich später abseilt, werde ich die Chance nutzen.

Queenie hat sich mal wieder aus dem Staub gemacht, wir sechs verlassen zusammen das Schiff. Die anderen drei Jungs gehen zum Ausflugsbus, ich folge Tristan zur Bushaltestelle und Anouk schließt auf. Wir müssen nicht lange auf den Doppeldecker warten und steigen zusammen mit vielen weiteren Passagieren ein.

Die Stimmung ist locker und fröhlich, Gespräche über die letzten Konzerte kommen auf. Sogar unseres wird irgendwo hinter uns diskutiert, das Feedback ist durchweg positiv. Es ist aber auch ein Fan dabei, der uns bereits im März auf dem Metal-Ship-Konzert gesehen hat und meint, im Gegensatz dazu waren die letzten nur gut. Es fehle dieses gewisse Etwas, was er da in kleinerem Rahmen gesehen habe.

Ich sehe Tristan an und verziehe das Gesicht, er zuckt die Schultern.

Der Typ hat recht, ich weiß das, aber ich kann nur einen Unterschied festmachen – Queenie.

»Auf dem Törn in Hamburg war nur die neue Backgroundsängerin dabei, die mit den rotblonden Haaren«, fährt der Fan fort. »Und ich kann euch sagen, bei dem Auftritt hat es zwischen ihr und dem Sänger irgendwie geknistert, das war vielleicht eine Atmosphäre! Aber hier ...«

Ich sehe Anouk an, sie ist rot geworden und schaut zu Boden.

Stimmt, auch ich habe es so empfunden, damals und bei den drei Konzerten an Bord. Aber wenn ich daran denke, wie die letzten beiden Proben gelaufen sind ... die Streitereien zwischen Phil und Sam haben echt ganz miese Stimmung verbreitet, und sie stand irgendwie zwischen den Fronten. Wahrscheinlich ist sie jemand, der so etwas nicht so schnell wegstecken kann. Trotz allem finde ich es verdammt schade, dass sie nicht weiter bei uns mitmachen will. Für Anouk war das eh nur vorübergehend, sie hat uns nur aus der Klemme geholfen. Weil Queenie damals ein Vorsingen hatte und nach dieser Cruise zu einer anderen Band wechselt. Eigentlich sehr schade, dass sie nicht von ihrem Berufswunsch als Lektorin abrückt und bei den Angels & Demons bleibt, sie passt perfekt zu uns!

An der Central Station aktiviert Tristan Google Maps und lotst uns drei in nördliche Richtung ins Zentrum. Von da aus streifen wir kreuz und quer hinunter zum Tyne und sehen uns auch die Kathedrale St. Nicholas an. Ich liebe die erhabene Stille, die in den über 900 Jahre alten Gemäuern herrscht, und summe vor mich hin, das »Ave Maria«. Seitdem ich es einmal in ähnlichem Ambiente von einer Opernsängerin gehört habe, packt es mich immer wieder.

Ich bleibe stehen und betrachte die kleine, hübsche Orgel.

Tristan beugt sich zu mir, und ich kann seinen Atem an meinem Ohr spüren, als er flüstert: »Ich träume ja seit einiger Zeit von einem Akustik-Konzert in einer Kirche. Das wäre doch mal eine Location.«

Ich schmunzele und drehe mich zu ihm um. »Meinst du, die Schäfchen wollen unsere Musik hören?«, erwidere ich in gleicher Lautstärke.

»Warum nicht ausprobieren?«

Wir lächeln uns an, und ich muss an die Veranstaltungen meiner Mutter denken. Ob ich ihn vielleicht zum Mitmachen bewegen kann? »Meine Mutter organisiert in ihrer Gemeinde unter anderem Konzerte, vielleicht hast du ja Lust, mal eines mit mir zu geben.«

Er runzelt die Stirn. »Du machst Soloauftritte?«

»Ja, aber nur für meine Mutter.«

»Und was spielst du?«

»Klassik, Opern, sowas halt. Aber deine Idee mit dem Akustik-Set ist gar nicht so schlecht. Es finden sich bestimmt ein paar Rockklassiker, die wir entsprechend aufbereiten und den Zuhörern gut verkaufen können.«

Tristan schürzt die Lippen und mustert mich. »Hört sich auf jeden Fall interessant an. Ich denke mal drauf rum.«

Ich kann nicht anders, mein Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln. »Cool.«

Wir nehmen unsere Runde wieder auf und treffen in Nähe der riesigen Haupttür auf Anouk. Zusammen verlassen wir die Kathedrale und treten in die Sonne, die sich zwischen den Wolken hervorgekämpft hat. Ich muss blinzeln und halte die Hand über meine Augen.

»So«, meint Anouk, »ich mache mich jetzt vom Acker.«

»Wo wolltest du noch einmal hin?«, hakt Tristan nach.

»Zur Lit & Phil Library.« Sie deutet in die entsprechende Richtung und schaut dann auf ihre Handy-Uhr. »Wann treffen wir uns wieder an der Central Station?«

»Der Bus geht um 15:45 Uhr.«

»Okay, also gute drei Stunden. Gut, dann bis später!« Sie lächelt uns nacheinander zu und marschiert los.

Endlich allein! Ich sehe zu Tristan auf. »Und wo wollen wir beiden Hübschen noch hin?«

»Wie wäre es mit dem Castle?«

Ich nicke. »Na, dann los.«

Es ist gleich um die Ecke. Wir schauen es uns von außen an, finden aber beide, dass sich eine Besichtigung von innen nicht lohnt. Auf alte Rüstungen und was da sonst noch ausgestellt wird, können wir verzichten.

»Ich habe Durst«, seufze ich. »Wie wäre es mit einem Pub?«

Tristan zieht sein Handy hervor, wischt ein paarmal darauf herum und zeigt schließlich Richtung Fluss. »Der nächste ist gleich unten am Wasser, nur ein paar Minuten zu Fuß.«

»Na, wer sagt’s denn!« Ich hake mich bei ihm unter. »Ein schönes Ale und ein paar Fish & Chips, das ist jetzt genau das Richtige.«

Der Pub ist ein hübsches zweistöckiges Gebäude mit Tischen davor und einer Backsteinmauer drumherum. Draußen wie drinnen wimmelt es von Metal Cruisadern, aber wir finden noch einen Zweiertisch mitten auf der kleinen Galerie oberhalb der Theke. Die Bedienung ist schnell und super freundlich, es dauert nur ein paar Minuten, bis wir mit unserem Ale anstoßen können.

Die Metalheads um uns herum sorgen für eine lockere Stimmung und genug Wärme, sodass ich die Jeansjacke ausziehe und über die Stuhllehne hänge. Ich ziehe mein tief ausgeschnittenes Shirt zurecht und werfe das offene Haar über die Schulter zurück, dann sehe ich zu Tristan auf. Und sehe gerade noch, dass sein Blick sich von meinem Dekolletee zu meinen Augen hebt. Ich verkneife mir ein Grinsen. Ich kann zwar nur mit einer 75 B aufwarten, aber anscheinend sind ihm meine Brüste einen Blick wert.

Er räuspert sich und fährt sich durchs Haar. »Erzählst du mir mehr von den Konzerten deiner Mutter? Engagierst du dich auch in der Gemeinde?«

Ich lache auf und schüttele den Kopf. »Nee, ich bin Atheistin und habe mit denen echt nichts am Hut. Ich glaube auch nicht, dass meine Mutter übermäßig gläubig ist, aber sie liebt die Gemeinschaft dort. Ich denke, sie will den Leuten etwas dafür zurückgeben, dass die sie in harten Zeiten unterstützt hat.«

»Was für harte Zeiten waren das? Also, wenn ich fragen darf ...«

»Meine Mutter war alleinerziehend und die Gemeinde hat schon während der Schwangerschaft für viel Unterstützung gesorgt. Sowohl im sozialen Umfeld als auch mit Spenden wie Kinderwagen, Erstausstattung und so weiter. Später hat sie sich weiterbilden können und über das Netzwerk einen besseren Job bekommen.«

»Und jetzt organisiert sie also diese Konzerte.«

»Genau.«

»Spielst du oft dort?«

»Nein, nur ab und zu.«

Die Kellnerin kommt mit unseren Tellern, wünscht uns einen guten Appetit und eilt zum nächsten Tisch, um leere Pint-Gläser einzusammeln. Wir wünschen uns gegenseitig auch noch einmal guten Appetit, und ich erzähle Tristan von den diversen Auftritten, die ich schon in dem Gemeindehaus hatte. Und wie peinlich es mir ist, dass meine Mutter mit mir und unserer Band prahlt.

»Sie ist doch nur stolz auf dich«, meint er schließlich, wischt sich mit der Serviette den Mund ab und klemmt sie zwischen Besteck und Teller.

»Ja, ich weiß.« Ich seufze und esse die letzten beiden Fritten. »Ich bin ja praktisch zwischen den ganzen Leuten aufgewachsen und habe da auch noch ein paar Freunde, ich kann also nachvollziehen, dass sie meine Entwicklung mitverfolgen. Aber ich stehe trotzdem nicht gerne dermaßen im Mittelpunkt.« Ich beende das Essen und schiebe den Teller zur Seite.

Tristan grinst. »Deswegen bist du ja auch Teil einer Metalbband.«

»Das ist wieder was anderes«, winke ich ab. »Das ist mein Job.«

Die Kellnerin flitzt schon wieder zwischen den Tischen herum, räumt unsere Teller ab. Und frisches Ale bekommen wir auch gleich mit der nächsten Runde, die sie auf die Galerie schleppt. Rundherum wird gejohlt, gelacht, zugeprostet.

Ich trinke gerade den ersten Schluck, als mir jemand von hinten auf die Schulter tippt. Ich stelle das Glas ab, lecke mir den Schaum von der Lippe und drehe mich um. Eine Frau in meinem Alter grinst mich an, genauso wie die anderen Frauen und Männer hinter ihr.

»Wir spielen Bier, Wahrheit oder Pflicht«, meint sie. »Ich muss dich rekrutieren, macht ihr mit?«

Ich lächele, eine Idee schießt mir durch den Kopf. »Klar, warum nicht!? Ich nehme Pflicht.« Und mache einen Kussmund und bewege die Augen in Tristans Richtung.

Die Brünette wirft ihm einen Blick zu, sieht mich an und grinst noch breiter. »Okay, dann würde ich sagen ...« Ihre Augen wandern umher. »... du musst jemanden hier auf der Galerie küssen.«

Ihre Freunde lachen, ich stimme mit ein. »Alles klar!«

Ich drehe mich zu Tristan um, er hebt die Brauen, doch ich halte mich nicht lange mit ihm auf. »Wer der mitspielenden Herren ist denn bitte Single?«, rufe ich und sehe mich um.

Rundherum schießen ein paar Arme nach oben, einer erntet dafür einen Schlag auf den Hinterkopf und Gelächter. Ich sehe Tristan an, der die Lippen zusammenpresst und auf sein Glas starrt, aber ich bin mir nicht sicher, was ich aus seinem Gesichtsausdruck deuten soll. Hm, es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder findet er dieses Spiel blöd oder er will nicht, dass ich diese Aufgabe erfülle.

»Bist du etwa kein Single?«, frage ich ihn mit erhobenen Brauen.

Er starrt mich an und presst ein »Doch!« hervor. Aha, sehr gut.

Ich stehe auf, drehe eine langsame Runde über die Galerie, gehe um Tristan herum und bleibe neben ihm stehen. »Ja, ich glaube, meine Entscheidung ist gefallen.«

Ich sehe, wie er die Zähne zusammenbeißt, die Muskeln an seinem Kiefer treten deutlich hervor, doch er schaut mich nicht an. Ich nehme seine Hand von seinem Bein, setze mich seitlich auf seinen Schoß und lege sie auf meiner Hüfte ab. Er greift automatisch zu, sieht überrascht zu mir auf. Um ihm keine Möglichkeit zum Protestieren zu geben, nehme ich sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn, ganz sanft. Die Leute um uns herum applaudieren, doch ich blende sie aus. Denn Tristan erwidert den leichten Druck.

Ich öffne meine Lippen, er folgt mir, und lasse meine Zunge auf Erkundungstour gehen. Seine ist sofort da, und als sie sich berühren, reagiert mein ganzer Körper mit einem Prickeln. Er legt die Arme um mich, erwidert den Kuss, und mein Herz beginnt zu hämmern. Darauf hätte ich nie zu hoffen gewagt.

Kurz darauf zieht er den Kopf zurück, ich öffne die Augen und sehe ihn an. Entdecke Verlangen in seinen Augen, aber auch etwas anderes.

»Freya, wir sollten nicht ...«

»Halt die Klappe«, murmele ich und küsse ihn noch einmal. Er weist mich nicht zurück, also vertiefe ich den Kuss, vergrabe die Hände in seinem Haar, lasse meines nach vorne fallen, wie einen Vorhang.

Seine Hände wandern über meinen Rücken, sein Kuss wird fordernder.

Oh ja, ich will mehr davon. Viel mehr. Und er anscheinend auch. Doch nicht mit so vielen Zuschauern.

Ich ziehe mich zurück, beiße mir auf die Unterlippe und sehe meinem Daumen dabei zu, wie er über seine Unterlippe fährt. Dann schaue ich ihm in die Augen.

Der Kuss hat ihn genauso wenig kalt gelassen wie mich, das spüre ich.

»Wir sollten das sehr bald wiederholen«, sage ich leise und lächele ihn an. Und ich gebe ihm keine Gelegenheit, das abzuwehren, denn ich stehe auf und setze mich wieder auf meinen Platz.

Die Frau hinter mir klopft mir auf die Schulter, »Aufgabe erfüllt.«, und wendet sich an Tristan. »Machst du auch mit?«

»Ich wähle Bier«, antwortet er sofort, und seine Stimme ist belegt.

Die Leute lachen und ein Mann ruft: »Das bräuchte ich nach so einem Kuss auch.«

 

*

 

Damit es nicht unangenehm wird, frage ich Tristan nach seinen Vorstellungen für ein Akustik-Set. Es dauert einen Moment, bevor er darauf eingeht, doch dann tauschen wir Ideen aus, reden über unsere Lieblingsbands und kommen so von einem Thema zum nächsten. Und dann ist die Zeit auch schon um.

Wir bitten um die Rechnung, teilen uns den Betrag und schlendern dann zur Central Station. Da wir noch ein wenig Zeit haben, setzen wir uns in einen Coffee Shop. Ein Thema brennt mir noch unter den Nägeln.

»Sag mal, wie ist es eigentlich mit Logan auf einer Kabine? Verbringt er die Nächte in seinem Bett?« Ich lecke meinen Kaffeelöffel ab, lege ihn auf den Unterteller und nehme die Cappuccino-Tasse in beide Hände.

Tristan winkt ab. »Ja, aber er kommt immer mitten in der Nacht zurück, macht mich wach und schnarcht dann schneller, als ich wieder einschlafen kann. Ist schon ziemlich nervig.« Er lächelt und isst seinen Keks.

»Vielleicht sollten er und Phil sich lieber eine Kabine teilen.«

»Stimmt, sie sind vom gleichen Schlag.«

»Du nicht?« Mein Herz zieht das Tempo an.

Er sieht mir in die Augen und sagt mit fester Stimme: »Nein.«

Mir wird heiß vor Freude und ich lächele ihn an. »Sehr gut. Meins ist das auch nicht.«

Hätten wir das auch geklärt!

Mein Handy piept, und ich angele es aus meiner Jackentasche. Anouk.

 

Anouk: Sorry, bin in einem Buchladen hängengeblieben. Könnte ein paar Minuten später werden.

 

Ich grinse und antworte: Och, mach dir keinen Kopf, Tristan und ich sitzen bei AMT Coffee und quatschen. Lass dir ruhig Zeit ;-) Hauptsache, wir verpassen den Bus nicht.

 

»Anouk kommt ein paar Minuten später.« Ich stecke mein Smartphone wieder in die Jackentasche.

»Solange wir den Bus nicht verpassen ...«

»War auch meine Antwort.« Ich trinke einen Schluck und nehme das ursprüngliche Thema wieder auf, damit er nicht misstrauisch wird.

»Queenie gehört auch zu den Schnarchern, ich muss immer mit Ohrhörern und Musik einschlafen, sonst wird das nie was.«

»Dann sei froh, dass es das letzte Mal ist.«

»Bin ich auch! Aber wer weiß, wer als nächstes kommt.«

»Ich hoffe, dass Sam schnellstens sein Netzwerk aktiviert, und vielleicht kann Ben uns auch unterstützen.«

»Und wir sollten es in den sozialen Netzwerken posten«, werfe ich ein. »Das könnte frisches Blut bringen. So wie mit Anouk.«

»Oder wir schauen uns in Hamburger Bars um.«

Ich schnalze mit der Zunge. »Na ja, dass Sam Anouk so gefunden hat, war ja wohl eher Zufall.«

»Und du siehst, was aus Zufällen entstehen kann.«

Ich grinse und zwinkere ihm zu. »Jaaa, und vor allem, wenn man diese zu nutzen weiß.«

Irre ich mich oder wird er rot? Zumindest wendet er den Blick ab und vertieft ihn in seiner Kaffeetasse. Okay, dann werde ich mal keine weiteren Anspielungen mehr machen. Stattdessen schaue ich auf die Uhr. »Komm, wir trinken aus und gehen schon mal zum Bussteig. Ich hole Anouk nur eben noch einen Tee für unterwegs.«

Wir machen uns direkt auf den Weg und als wir am Abfahrtspunkt ankommen, biegt auch Anouk um die Ecke. Ich ernte eine Umarmung und einen herzlichen Dank für den Tee.

Während der Fahrt zum Hafen unterhält sie uns mit einem Kurzbericht über ihren Besuch in der Bibliothek und ich versuche auch wirklich, ihr zu folgen. Aber innerlich bin ich total auf Tristan ausgerichtet, schaue ab und zu heimlich zu ihm rüber.

Ich darf ihn jetzt nicht vom Haken lassen, ich muss wissen, was dahintersteckt.

 

*

 

Beim Auslaufen teilen Anouk und ich uns ein Glas Sekt, und wir werden von einsetzendem Regen überrascht.

»Ich hasse das englische Wetter!«, schimpfe ich drinnen und schüttele mich. »Zum Glück ist unser Konzert heute wieder im Theater.«

Beim Aufwärmen beobachte ich Tristan, so oft es geht. Wir machen, wie immer, Finger- und Gesangsübungen, starten mit ruhigen Stücken und steigern uns.

Während des Konzerts muss ich mich nicht so sehr konzentrieren, meine Hände spielen unsere Songs im Schlaf. Dafür nutze ich die Zeit lieber, um mir Tristan mal wieder genauer anzusehen. Ich stehe nicht auf übermäßige Muskeln, deshalb ist er genau richtig. Schlank, mit knackigem Hintern und definierten Oberarmen. Und ich stehe total auf seine Locken und diesen fast herzförmigen Mund, den ich gerade nicht sehen kann. Den muss ich heute definitiv noch einmal küssen. Bei der Erinnerung durchläuft mich ein heißer Schauer.

Nach dem Konzert ziehe ich mir eine Shirtjacke über und gehe mit den anderen nach vorne zu den Fans. Wir tauschen uns aus, machen ein paar Selfies. Ich bemerke, dass Queenie Anouk anzickt und sich dann an Sams Seite drängelt. Scheiße, wie schmierig! Aber er hat noch nie bemerkt, was sie da abzieht. Ist es ihm nicht unangenehm, so von ihr betatscht zu werden? Na ja, er ist Profi, vor den Fans würde er niemals einen Aufstand machen.

Zwischendurch gehe ich ein paar Meter weiter in die MeerlebenBar und schaue aus dem Fenster. Es regnet noch immer, Basketball fällt also flach. Verdammt.

Obwohl ... eine Idee lässt mich lächeln, ich lasse mir an der Bar Zettel und Stift geben. Ich schreibe Uhrzeit und UnverzichtBar darauf, falte das Papier zusammen und stürze mich wieder ins Getümmel. An Tristans Seite.

Zu einem günstigen Zeitpunkt schiebe ich ihm den Zettel in die Hand, er schließt die Finger darum, und wende mich einem weiteren Fan zu. Lange genug vor der Zeit auf dem Zettel verabschiede ich mich von der geschrumpften Runde und gehe auf dem Deck bis zum hinteren Treppenhaus. Fahre mit dem Aufzug nach oben und laufe durch den Innenpoolbereich zum Pooldeck. Kalte, feuchte Luft schlägt mir entgegen, ich reibe mir die Oberarme. Es sind nicht viele Leute hier, also wird er mich nicht übersehen.

Wenn er denn kommt.

Ich lehne mich gegen eine der Metallstreben, um dem schlimmsten Wind auszuweichen, mustere die Metalfans um mich herum und löse schließlich meinen Dutt, schüttele mein Haar auf. Als ich aufsehe, tritt Tristan gerade durch die Automatiktüren des Innenpoolbereichs. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als sein Blick meinen findet und er auf mich zukommt.

Er wirkt ein wenig schüchtern, zurückhaltend, wie er, die Hände in den Hosentaschen vergraben, vor mir stehenbleibt. »Das mit dem Basketball wird heute wohl nichts.«

»Nee, schade. Aber wir können ja bei dieser interessanten Abwandlung von Eisstockschießen zugucken.« Ich nicke in Richtung der kleinen Gruppe Metalfans vor uns und er folgt meinem Hinweis.

Sie stehen gerade noch unterhalb des oberen Freidecks, haben ein paar der gelben »Vorsicht-Rutschgefahr«-Hütchen gesammelt und lassen sie mit Hilfe des Aquaplanings über das nasse Deck schlittern. Das Hütchen, das am weitesten kommt, hat gewonnen. Anscheinend gelingt einem der Teilnehmer gerade genau das, er reißt die Arme hoch und jubelt, genauso wie seine Mitstreiter.

Wir lachen mit, ein Windstoß erwischt mich, und ich reibe mir erneut über die Oberarme.

»Ist dir kalt?« Tristan zieht seine Kapuzenjacke aus und legt sie mir um die Schultern.

»Ja, danke.« Ich schlüpfe in die Ärmel und halte die Jacke vorne zu. Spüre seine Wärme und atme seinen anhaftenden Duft ein.

Wir schauen den Männern noch eine Weile zu, dann sehe ich zu ihm auf, fixiere ihn. Bis er mich endlich ansieht.

»Möchtest du etwas trinken?«

Ich schüttele den Kopf, wende meinen Blick nicht ab.

Er schluckt sichtbar. »Was dann?«

Ich schaue mich um, nehme seine Hand und gehe rückwärts, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Bis ich die angestrebte Ecke aus aufgestapelten Liegen und Fenster erreiche. Ich drücke mich rücklings hinein, lege die Arme um seine Taille und ziehe ihn an mich. Seine Hände streichen meine Arme hinauf, seine Kiefermuskeln spielen, dann sieht er mir endlich wieder in die Augen.

Ich hebe das Kinn, starre auf seinen Mund, strecke mich ihm entgegen. Halte kurz vor seinen Lippen inne, er zögert.

»Willst du mich nicht küssen?«, flüstere ich und hebe den Blick, lasse mich in das Eisblau seiner Augen fallen. Da ist schon dieses Bitzeln in meinem Bauch.

»Doch«, raunt Tristan und ich schließe die Augen, voller Erwartung.

Seine Lippen streichen zärtlich über meine, seine Hände umfassen meinen Nacken. Er küsst meine Unterlippe, zupft einmal daran. Umschließt meine Oberlippe und streicht mit der Zunge darüber. Ich öffne den Mund, meine Zunge begegnet seiner, Spitze an Spitze. Es ist elektrisierend und ich muss mich zurückhalten, es nicht zu überstürzen.

Es ist, als ob wir einander kosten würden, in aller Ruhe und Ausgiebigkeit.

Unvermittelt zieht er sich zurück und raunt gegen meinen Mund: »Wir sollten das nicht tun.«

»Warum nicht?« Ich hasche nach seinen Lippen.

»Die Regel ...«

Ich öffne die Augen und sehe ihn an. »Scheiß auf diese bescheuerte Regel! Glaubst du, ich will nur Sex von dir?«

Er schüttelt den Kopf.

»Willst du nur Sex von mir?«

»Nein!« Er klingt empört.

»Na, also!« Ich presse meine Lippen auf seine, vertiefe den Kuss und er geht darauf ein.

Tristan atmet tief ein, schließt mich fest in die Arme und lässt seiner Leidenschaft freien Lauf. Sie reißt mich mit, lässt mich erglühen und meinen Bauch beben. Ich kralle die Finger in seinen Hemdrücken, presse mich der Länge nach an seinen Körper und kann ihn gar nicht tief genug küssen.

Wir hören Logans tiefe Stimme zur selben Zeit, erstarren, halten inne, lösen die Münder voneinander. Er flirtet und lacht, geht irgendwo hinter Tristan vorbei, während wir uns nur in die Augen sehen. Ich erkenne das schlechte Gewissen in seinem Gesicht und möchte am liebsten laut aufseufzen. Gegen die Regel anzugehen, wird wohl doch schwerer werden als gedacht. Obwohl ... vor achtundvierzig Stunden habe ich noch nicht einmal über sie nachgedacht.

Tristan zieht sich weiter zurück, legt die Hand an meinen Kopf und streicht mit dem Daumen über meine Wange. »Wir sollten schlafen gehen.«

Ich will mir die Enttäuschung nicht anmerken lassen, schnalze mit der Zunge. »Sorry, aber wir werden wohl keine freie Kabine finden.«

Seine Wangen nehmen einen Hauch von Farbe an. Ist er wirklich so schüchtern? Oder hat er Angst, sich gehen zu lassen? Und erwischt zu werden? Scheiß Situation, ehrlich.

Ich seufze und versuche es mit einem Lächeln. »Eigentlich würde ich gerne weiterknutschen, aber du hast recht, es ist schon spät. Bekomme ich noch einen Gute-Nacht-Kuss?«

Seine Mundwinkel zucken und er beugt sich noch einmal zu mir, küsst mich so unglaublich zärtlich, dass meine Knie weich werden.

Leider ist auch das irgendwann vorbei, er gibt mich frei, tritt zurück. Ich ziehe seine Jacke aus und reiche sie ihm.

»Du kannst sie bis morgen behalten«, meint er, nimmt sie aber doch.

»Danke, mir ist gerade heiß genug.« Ich zwinkere ihm zu. »Schlaf gut.«

»Du auch. Und ... träum was Schönes.«

Ich hebe eine Braue, schürze die Lippen und raune: »Wenn du wüsstest!« Dann lächele ich ihn noch einmal an, trete an ihm vorbei aus der Ecke und laufe im Trockenen das Deck entlang, hechte durch die Automatiktüren.

Das Grinsen auf meinem Gesicht wird immer breiter, während ich auf einen Aufzug warte. Mein Herz fährt Achterbahn, in meinem Bauch flattert ein Schwarm kleiner Schmetterlinge umher und mein Kopf ist wie berauscht.

Himmel, ich hätte ihn schon viel früher küssen sollen!

3.

Den nächsten Tag ist das Schiff auf See unterwegs, wir haben nachmittags ein Meet & Greet und abends das letzte Konzert. Bei dem Gedanken überkommt mich schon wieder Wehmut, es ist immer viel zu schnell vorbei. Und gerade diesmal hätte ich gerne noch ein paar Tage mehr zur Verfügung, wegen Tristan.

Wir sitzen gemütlich beim Frühstück und es ist, als ob mein Radar nur noch auf ihn ausgerichtet ist, das Gespräch geht irgendwie an mir vorbei. Er sitzt zwei Plätze weiter und ich muss mich echt zusammenreißen, ihn nicht ständig anzusehen.

Ein Musiker-Kollege bleibt hinter Sam stehen und begrüßt uns. Paul, der Frontmann von Nautilus. Er lädt Sam und Anouk zur mittäglichen Jam Session ein, doch Queenie passt das gar nicht. Mit einer gewissen Faszination verfolge ich, wie sie schon wieder herumzickt und statt Anouk mit Sam singen will.

Doch sie erhält sowohl von Sam als auch von Paul eine Abfuhr und faucht Anouk an: »Hast du sie alle gevögelt, oder was?«

Anouk verschluckt sich an ihrem Müsli, und ich klopfe ihr auf den Rücken.

»Mann, bist du armselig!«, bemerkt Logan in abfälligem Ton.

Paul schnalzt mit der Zunge. »Wie unprofessionell!«

Und Phil haut auf den Tisch. »Das war’s, Queenie, du bist mit sofortiger Wirkung raus! Mit allen Konsequenzen.«

Anouk trinkt von ihrem Tee und räuspert sich.

Queenie springt auf und sieht uns der Reihe nach an. »Das wird euch noch leidtun.« Dann stolziert sie davon.

Anouk und ich gucken uns an. Hoffentlich zerschneidet sie jetzt nicht unsere Kostüme oder lässt sich irgendetwas anderes Bescheuertes einfallen.

Paul meint, er will sie in Zukunft im Auge behalten. Ob das wirklich nötig ist? Vielleicht ist das nur viel heiße Luft. Aber mir wird bewusst, dass ich Queenie gar nicht wirklich kenne. Eigentlich erschreckend, schließlich arbeiten wir seit über eineinhalb Jahren zusammen, teilen uns Zimmer oder Wohnmobil, wenn wir unterwegs sind.

Als Paul sich verabschiedet, schüttele ich nur den Kopf und rühre in meinem Joghurt.

»Ist das so? Ist sie eifersüchtig?«, hakt Anouk nach und wirft einen Blick in die Runde.

Phil winkt ab. »Mach dir nichts draus, sie war schon immer so.«

»Und sie war von Anfang an heiß auf Sam«, werfe ich ein und schiebe mir einen Löffel Joghurt in den Mund.

Sam sieht überrascht von mir zu Anouk. »Wusste ich gar nicht. Ich dachte, sie wolle sich nur generell einschleimen.«

Anouk verdreht die Augen und widmet sich wieder ihrem Müsli.

Keiner von uns hat Lust, die Runde aufzulösen, und so bleiben wir bis mittags sitzen. Sam und Anouk verabschieden sich als erste zur Jam Session, nicht ohne Erinnerung an unseren heutigen Zeitplan.

Ich sehe zu Tristan. Okay, es wird Zeit, ihn an unsere lockere Verabredung zu erinnern. Als ich aufstehe, sieht er mich an. Endlich.

»Arena? In einer halben Stunde?«, frage ich.

»Geht klar.«

Ich nicke, verabschiede mich von den anderen und gehe auf die Kabine. Ziehe mich um und versuche, mich trotz Sportdress hübsch zu machen.

Als ich in der Arena ankomme, ist er noch nicht da. Ich nehme einen Ball aus der Kiste und fange an, mich aufzuwärmen.

Gerade habe ich einen Korb geworfen, da taucht er auf dem Spielfeld auf. »Wer hat vorgestern eigentlich gewonnen?«

Ich zucke die Schultern und passe ihm den Ball mit Druck in die Arme. »Keine Ahnung, ist doch egal.«

»Ich bin noch gar nicht warm.«

»Na, dann hopp! Nicht trödeln!«

Er lacht und dribbelt den Ball um mich herum. »Hast du’s eilig, zu verlieren?«

»Wollen doch mal sehen, wer hier gleich verliert.« Ich schnelle zu ihm herum und jage ihm den Ball ab, dribbele zum Korb und mache drei Punkte. Passe den Ball zurück.

Nach kurzer Zeit stoßen tatsächlich weitere Sportler zu uns und fragen, ob wir Lust auf ein Match haben. Wir spielen drei gegen drei, ein Passagier, Tristan und ich in einem Team. Es überrascht mich, wie blind wir beide uns verstehen, und ich muss mich bemühen, das dritte Teammitglied mit einzubeziehen.

Nachdem wir zwei Sätze gewonnen haben, haben die Passagiere genug und verabschieden sich. Ich klemme mir den Ball unter den Arm und stemme die andere Hand in die Hüfte.

»Na? Schon k.o. oder noch Lust auf eine Runde ... Tackling?«

Tristan fährt sich durchs Haar. »Ich glaube, ich gehe jetzt lieber duschen und hänge noch ein wenig ab.«

Mein Lächeln verblasst. »Oh.« Weicht er mir etwa aus?

Ich gehe zu ihm, packe ihn am Shirt und ziehe ihn an mich. Doch es bleibt nur bei einem kurzen Kuss, weil er sich schnell zurückzieht. Das schlechte Gewissen ist ihm schon wieder ins Gesicht geschrieben.

Ich lecke meine Lippen ab, schmecke seinen Schweiß und kann mir eine bissige Bemerkung nicht verkneifen. »Möchtest du lieber in eine dunkle Ecke?«

Er sieht mich an. »Freya ...«

Ich winke ab, drücke ihm den Ball in die Arme und gehe an ihm vorbei. »Wir können ja heute Abend noch einmal darüber sprechen.«

Mit erhobenem Kopf und schwingenden Hüften gehe ich zur Zuschauertreppe, schnappe mir mein Zeug und verlasse den Platz. So einfach lasse ich ihn bestimmt nicht davonkommen, ich muss mir nur etwas einfallen lassen.

 

*

 

Mein Vorhaben umzusetzen, ist schwieriger als gedacht.

Bis ich mich für den Termin im Klanghaus fertigmachen muss, schaue ich mir das Wave & Smile an, die Verabschiedung der Crew, geführt von Maschine, dem Moderator der Wacken-Familie. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass auch die Besatzung Spaß an der Metal Cruise hat, und für kurze Zeit kann mich das von Tristan ablenken.

Beim Meet & Greet sitze ich zwischen Phil und Logan und signiere unser Bandfoto. Sam hat doch tatsächlich das Bild drucken lassen, das die Presse nach unserem Konzert beim Metal Ship aufgenommen hat, bei dem Anouk Queenie vertreten hat. Eins muss man ihm lassen, er ist bestens organisiert und auf so gut wie alles vorbereitet.

Danach gehen wir zur nächsten Bar, treffen ein paar der Fans wieder, mit denen wir ins Gespräch kommen. Ihre Begeisterung für Musik im Allgemeinen und unsere im Speziellen ist fast schon ansteckend. Diese Fankontakte sind einer der Hauptgründe, warum eine Teilnahme an der Metal Cruise für mich zu den absoluten Highlights unseres Bandlebens gehört.

Irgendwann wird es Zeit fürs Abendessen und danach für unser Konzert. Anouk und ich gehen zusammen zur Kabine.

»Ich bin gespannt, ob unsere Klamotten jetzt doch noch unvorhergesehene Löcher haben. Hast du sie seit dem Frühstück gesehen?«

»Ja, ich war vor dem Meet & Greet kurz hier«, meint sie.

Ich halte meine Karte vors Schloss, es klickt und ich drücke die Tür auf. Es ist dunkel und ruhig, ich atme unwillkürlich auf. »Okay, wir sind schon mal allein.«

Wir nehmen unsere Klamotten gründlichst unter die Lupe und ziehen uns ein letztes Mal um. Ich trage noch einmal die schwarz-silberne Brokat-Korsage zu engen, schwarzen Jeans und muss zugeben, dass ich echt sexy aussehe. Ich stecke mein Haar locker hoch, mache noch einen Kussmund mit meinem Lieblingslippenstift und nicke ihn nach einem Blick in meine grünblauen Augen im Spiegel ab. Dann grinse ich Anouk an. »Bereit für das letzte Konzert dieser Reise?«

»Bereit. Lass uns das Ding rocken!«

Wir klatschen ab und machen uns auf den Weg zum Theater.

Das Warmsingen und –spielen ist eigentlich Routine, aber trotzdem bin ich aufgekratzt und will auf die Bühne. Natürlich machen wir das obligatorische Selfie, bei dem ich mich, wie sonst auch, neben Tristan stelle. Doch diesmal liegt meine Hand nicht nur locker auf seiner Seite, sondern auf seinem unteren Rücken und mein Daumen streicht ein kleines Stück über sein Rückgrat. Spätestens morgen werde ich auf unseren Kanälen auf dem Foto überprüfen, ob man ihm etwas ansehen kann.

Das Konzert ist megagut, noch besser als auf dem Metal Ship. Queenie ist weg und mit ihr dieses Verkrampfte. Anouk und Sam sind grandios zusammen und ich kann mir nicht verkneifen, sie zu beobachten. Ich habe Anouk schon bei den Proben gesagt, dass Sam anders mit ihr ist, und so langsam glaube ich, dass noch mehr dahintersteckt.

Ob er auf sie steht? Ich muss innerlich grinsen, das wär’s ja noch!

Das Theater ist rappelvoll, die Cruisaders singen und johlen mit. Wir feiern zusammen sowas von ab und müssen am Ende sogar noch eine Zugabe spielen. Mit einem weiteren Duett als magischem Abschluss. Wir verbeugen uns in einer langen Reihe vor dem Publikum, Sam bedankt sich für die Reise und den Support, die tollen Fans und Gespräche und zählt Festivals auf, auf denen wir diesen Sommer noch spielen. Dann ist es vorbei.

Wir verlassen die Bühne schweißgebadet und greifen als Erstes nach unseren Wasserflaschen, dann zu den Handtüchern. Am Ende verstauen wir die Instrumente und gehen, mit Jacken bewaffnet, zum Pooldeck rauf. An der ÜberschauBar ergattern wir zwei Tische und bestellen eine Runde Bier und Sekt. Wir feiern und reden und beschließen, zum Karaoke runterzugehen und uns den All Star Jam vorher anzuhören.

Aber es gibt keine Gelegenheit, mit Tristan allein zu sein oder ihm wieder einen Zettel zuzustecken. Dass wir auf See keinen Empfang haben, ist genauso störend, sonst hätte es auch eine Nachricht getan.

Die Runde ist echt spaßig und löst sich nur langsam auf. Logan schleppt als erster ein Groupie ab, dann Phil. Der kommt noch am Tisch vorbei und flüstert Sam etwas ins Ohr, schlägt ihm auf die Schulter.

Nach den ersten Freiwilligen beim Karaoke verzieht Tristan das Gesicht. »Sorry, aber das tue ich mir nicht weiter an. Bis morgen, beim Frühstück!«

Ich sehe ihm nach und weiß nicht, was ich davon halten soll, dass er mir tatsächlich ausweicht. Die Küsse waren doch eindeutig. Und auch die klaren Worte drumherum. Was, also, soll das jetzt?

Sam wechselt auf den Platz gegenüber.

Der nächste Sänger performt »Enter Sandman« und ist echt gut, wir applaudieren.

»Wollen wir auch?«, schlägt Sam vor und sieht Anouk an. Sie bejaht. »Irgendeinen Wunsch?«

»Am besten etwas, was wir schon mal gesungen haben.«

Er nickt und verschwindet zum Moderator.

Nachdem Tristan geflüchtet und meine innere Anspannung dadurch verschwunden ist, überfällt mich Müdigkeit. Ich halte mir die Hand vor den Mund und gähne. »Ich werde jetzt auch abhauen, wir müssen ja auch noch unsere Koffer packen. Und denk dran, dass wir um neun Uhr aus der Kabine sein müssen! Wir treffen uns dann spätestens mit Koffer beim Frühstück.«

»Okay. Schade, dass du nicht noch bleiben willst.«

»Singt ihr ruhig noch ne Runde.« Ich tätschele ihren Arm und zwinkere ihr zu. Wenigstens sie kann ja noch etwas Spaß haben.

»Okay, dann schlaf gut. Bis morgen früh!«

Ich muss mich davon abhalten, die Decks nach Tristan abzusuchen, das wird nichts bringen. Dafür nutze ich die Zeit allein in der Kabine und packe bereits alles in meinen Koffer, was ich bis morgen früh nicht mehr brauche. Dann schmeiße ich mich unter die Dusche, mache mich bettfertig und setze mich mit Handy und Ohrhörern auf mein Bett.

Ich starte meine Dreaming-Songliste und kuschele mich in Fötushaltung um ein Kissen auf meine Decke. Schließe die Augen und erinnere mich an all die Küsse mit Tristan, beschwöre die Gefühle herauf.

Er empfindet etwas für mich, will nicht nur Sex. Hat aber Skrupel wegen unserer No-Sex-Regel. Weicht er mir deswegen jetzt schon aus? Warum? Empfindet er nicht genug, um zu ergründen, wo genau wir stehen, wie viel da zwischen uns ist? Mann, ich hätte kein Problem damit, es erst einmal geheim zu halten, vor den anderen. Aber es gleich im Keim ersticken?

Wir haben doch schon eine wichtige Gemeinsamkeit gefunden, Basketball. Und die Sache mit dem Akustik-Set in der Kirche ist für mich auch noch nicht vom Tisch. Ich denke auf ein paar Ideen herum, die mir durch den Kopf gehen, kann mich aber noch nicht entscheiden.

Doch ein Gedanke begleitet mich in den Schlaf – ich werde Tristan nicht aufgeben!

 

*

 

Queenie weckt mich am nächsten Morgen mit ihrer übermäßigen Aktivität. Ich wälze mich auf den Rücken und fahre mir mit den Händen übers Gesicht. War ja klar, dass sie ihren Brass noch an uns auslässt. Mit einem Blick zur anderen Seite wälze ich mich aus dem Bett und runzele die Stirn. Anouks Bett ist leer und unberührt.

»Guten Morgen«, murmele ich und sehe zu Queenie. »Weißt du, was mit Anouk ist?«

»Nein, die Schlampe ist mir auch ziemlich egal«, grunzt unsere ehemalige Backgroundsängerin, wirft das Handy in ihre Handtasche und einen letzten Blick auf den Schreibplatz. Dann sieht sie mich mit ernstem Gesicht an. »Ich wünsche dir alles Gute, trotz allem.«

Ich nicke. »Dir auch. Viel Erfolg mit deiner neuen Band.«

»Danke. Mach’s gut.« Sie schultert ihre Handtasche, nimmt ihren Trolley und verlässt die Kabine.

Mit einem Seufzen stehe ich auf und lege mein Handy auf den Schreibplatz. Und stutze. Dort liegt Anouks Bordkarte.

Hatten wir nicht gestern Abend noch darüber gesprochen, dass sie die Bordkarte in ihrer Handyhülle aufbewahrt? Wie kommt sie dann hierhin?

Ich runzele die Stirn und krame in meinem Gedächtnis. Gestern Abend hat sie noch nicht da gelegen. Oder?

Es klopft an der Tür und ich reiße sie auf. Anouk. »Mensch, da bist du ja! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Deine Bordkarte liegt hier und … wo hast du geschlafen?«

»Auf einer Fensterbank in der Bar«, erwidert sie tonlos, legt ihr Handy auf den Tisch und zieht die Stiefel aus.

»Du bist blass, ist irgendetwas passiert?« Ich mustere sie voller Besorgnis. Sie ist nicht nur blass, sie sieht aus wie vom Zug überfahren. Anders kann ich ihren Zustand nicht beschreiben.

»Ich habe einen Mörderkater«, sagt sie, aber ich glaube ihr nicht. »Wann kann ich ins Bad?«

»Queenie ist schon weg, und ich wollte gerade rein.«

»Alles klar, dann fange ich an zu packen.«

Ich nehme mein Zeug und gehe ins Bad, mache mich fertig.

Zurück in der Kabine versuche ich, mit ihr zu plaudern, während ich meine letzten Sachen einsammele und in meinem Koffer verstaue, erhalte aber nur Laute als Reaktionen. Sie hört mir nicht zu. Was mich nicht wundert. Irgendetwas ist zwischen gestern Abend und heute früh passiert und leider keimen in mir die schlimmsten Vermutungen auf. Ich gehe lieber nicht darauf ein und schiebe meinen Koffer zur Tür. »Wir sehen uns dann beim Frühstück.«

»Ja, bis später.«

Die Tür fällt mit einem dumpfen Geräusch hinter mir zu, ich mache mich auf den Weg zum Buffetrestaurant. Vielleicht kann ich sie gleich darauf ansprechen.

---ENDE DER LESEPROBE---