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Sontje Beermann

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Beschreibung

Resignieren? Niemals! Mich verarschen lassen? Nie wieder! Einen guten Job machen? Und ob!

Mein neuer Auftrag, als Imageberaterin für den Drummer der „Angels & Demons", stellt meine Welt vom ersten Tag an auf den Kopf. Phil ist nicht nur ein sexy Rockstar, sondern auch ein selbstgefälliges Arschloch, dank seiner Vergangenheit. Natürlich macht er es mir nicht leicht und er führt sich schlimmer auf als jede Diva. Bis er mir einen Deal anbietet. Ein Abend, an dem er sich an meine Ansagen hält. Wenn ich mich auf einen Kuss einlasse.

Ich musste Noemi alles über mich erzählen. Niemand anderes weiß diese intimen Details meiner Vergangenheit. Und ich werde ihr den Hals umdrehen, wenn sie es wagt, meine Geheimnisse auszuposaunen. Von jetzt an ist sie meine Feindin, egal, wie scharf ihr Duft ist.
Ich will, dass sie mich begehrt, und werde alles dafür tun. Sobald ich sie in der Hand habe, werde ich ihren Stolz brechen und sie abservieren wie den letzten Dreck. Keine Frau darf ungestraft über mein Leben bestimmen!

Die sexy Rockstar Romance rund um die Angels & Demons, Band 3. 360 Taschenbuchseiten - stark, leidenschaftlich, emotional

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Hat dir das Buch gefallen? Dann freue ich mich auf deine Rezension!
Wie es mit Anouk & Sam begann ...
In Band 2 geht es weiter mit Freya & Tristan.
Zum Finale in Band 4 lest ihr die Geschichte von Yavanna & Logan
Und wer die Geschichte von Ben und Sabrina noch nicht kennt ...

 

 

Rockstars 'n' Kisses - Want Me

 

Von Sontje Beermann

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Resignieren? Niemals! Mich verarschen lassen? Nie wieder! Einen guten Job machen? Und ob!

 

Mein neuer Auftrag, als Imageberaterin für den Drummer der „Angels & Demons", stellt meine Welt vom ersten Tag an auf den Kopf. Phil ist nicht nur ein sexy Rockstar, sondern auch ein selbstgefälliges Arschloch, dank seiner Vergangenheit. Natürlich macht er es mir nicht leicht und er führt sich schlimmer auf als jede Diva. Bis er mir einen Deal anbietet. Ein Abend, an dem er sich an meine Ansagen hält. Wenn ich mich auf einen Kuss einlasse.

 

Ich musste Noemi alles über mich erzählen. Niemand anderes weiß diese intimen Details meiner Vergangenheit. Und ich werde ihr den Hals umdrehen, wenn sie es wagt, meine Geheimnisse auszuposaunen. Von jetzt an ist sie meine Feindin, egal, wie scharf ihr Duft ist.

Ich will, dass sie mich begehrt, und werde alles dafür tun. Sobald ich sie in der Hand habe, werde ich ihren Stolz brechen und sie abservieren wie den letzten Dreck. Keine Frau darf ungestraft über mein Leben bestimmen!

 

 

 

Über den Autor:

Hallo, ich bin Sontje!

Ich arbeite und lebe mit meiner Familie im Herzen des Ruhrgebiets und das Schreiben ist seit Teenagerzeiten meine größte Leidenschaft.

 

Meine facettenreichen, romantischen Geschichten würze ich am liebsten mit Humor, Musik und ab und zu einer Prise aufregendem Prickeln.

 

Ich schreibe Romane, die ans Herz und unter die Haut gehen. Weil ich an die großen Gefühle und Chancen im Leben glaube!

 

 

 

 

 

 

Rockstars 'n' Kisses - Want Me

 

Angels & Demons 3

 

Von Sontje Beermann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2020

© Sontje Beermann – alle Rechte vorbehalten.

Sontje Beermann / Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

https://katie-mclane.de/Weitere-Romane/Sontje-Beermann/

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig.

Die unerlaubte Verbreitung des E-Books ist untersagt und Diebstahl geistigen Eigentums, also strafbar. Darüber hinaus drohen zivilrechtliche Konsequenzen wie Schadenersatzansprüche.

Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

Es gibt keine Religion außer Sex und Musik.

 

Sting

1.

Meine Hand greift ins Leere, knapp am Fuß des Rotweinglases vorbei. Es zerschellt auf den Fliesen der Dachterrasse und die Splitter verteilen sich fast über die gesamte Fläche.

»Merde!«

Nein, heute ist nicht mein Tag, ganz und gar nicht. Erst das kaputte Designerkleid heute Morgen, die Absage dieses aufgeblasenen Politikers beim Mittagessen und jetzt das. Ich eile hinein, um die Handfegergarnitur zu holen, und stolpere über den Rand des hochflorigen Teppichs unter meinem Couchtisch. In Pumps hätte ich mir vielleicht den Knöchel verstaucht oder Ähnliches, doch zum Glück trage ich noch die Flip-Flops und kann einen Sturz vermeiden, aber es tut verdammt weh, das Plastik zwischen die Zehen gepresst zu bekommen.

»Aarrgh!« Eine halbe Minute lang springe ich herum, brülle und schimpfe wie dieser Lutin, das Rumpelstilzchen. Dann bleibe ich stehen, atme mit geschlossenen Augen mehrmals tief durch und unterstreiche es mit den jeweiligen Handbewegungen. Bis ich zur Ruhe gekommen bin.

Contenance, Noemi!

Ich schreite in die Küche, gehe mit den nötigen Utensilien und einem neuen Glas wieder hinaus auf die Terrasse. Dort nehme ich zunächst den Besen aus der Kammer, fege alles zusammen, kehre es dann mit dem Handfeger auf die Schaufel und bringe die Scherben zum Mülleimer. Jetzt brauche ich erst einmal einen Schluck Wein.

Ich nehme die Flasche Pinot blanc aus dem Kühlschrank, schenke mir ein halbes Glas ein und lasse mir den ersten Schluck auf der Zunge zergehen. Nicht so gut wie die Weine meiner Familie, aber ein annehmbarer Tropfen für zwischendurch. Ich stelle die Flasche zurück, nehme das Weinglas in die Hand und trete ans Küchenfenster, das nach vorne hinausgeht, zu der totenstillen Anliegerstraße.

Von Martins BMW keine Spur.

Ich seufze, trinke einen weiteren großen Schluck und mein Blick geht ins Leere.

Wie jeden Dienstag stehe ich parat für ein paar schöne Stunden. Okay, ich gebe zu, so lange geht unsere Affäre noch nicht. Ein paar Wochen. Aber mein Gewissen meldet sich bereits.

Ich hatte einen schwachen Moment, am Ende der Sommergrillparty meines Arbeitgebers. Zu viel Wein, der laue Sommerabend. Er hat mich abgepasst, als ich ins Taxi steigen wollte. Und ja, der Kuss war berauschend, hat mir Lust auf mehr gemacht. Von da an konnte ich nicht mehr widerstehen.

Ein sattes Brummen dringt an mein Ohr, ich blinzele und schaue aus dem Fenster. Er parkt gerade ein, der Motor erstirbt. Die Tür seines Coupés fällt zu, er schließt ab und kommt über die Einfahrt auf das Haus zu. Das Jackett hat er im Wagen gelassen, die Ärmel seines weißen Hemdes aufgekrempelt. Es spannt über seinen breiten Schultern.

Ich stelle das Glas weg, laufe in den Flur und tausche Flip-Flops gegen Pumps. Überprüfe im Spiegel noch einmal Frisur und Make-up und streiche das Trägerkleid aus halbtransparentem Baumwollbatist über meinen Hüften glatt.

Der Gong ertönt, ich betätige den Türöffner und lausche auf seine Schritte im Hausflur. Öffne die Tür und lächele ihm entgegen.

»Hallo!« Martin küsst mich auf die Wange und geht an mir vorbei, gleich hinaus auf die Dachterrasse.

Ich mache einen Abstecher in die Küche und folge ihm mit der Dekantierflasche voller Pinot noir. Schenke uns beiden jeweils ein halbes Glas ein, streiche das Kleid an meiner Rückseite glatt und nehme auf dem hochlehnigen Stuhl Platz. Ich halte ihm mein Glas zum Anstoßen entgegen.

»Prost!«, meint er, stößt mit seinem Glas gegen meins, dass es klirrt, und trinkt dann einen großen Schluck.

»Ich habe schon gedacht, ich komme nie aus dieser beschissenen Bude raus«, meint er schließlich und seufzt, lupft die Hosenbeine und legt den rechten Knöchel auf dem linken Knie ab.

Ich hebe die Augenbrauen. »Es ist deine beschissene Bude.« Nehme einen Schluck und lasse ihn mir auf der Zunge zergehen.

»Und ich bin nicht bei dir, um über sie zu reden«, kontert er und grinst mich an, greift nach meiner freien Hand.

Ich mustere sein Gesicht. Er ist ein attraktiver Mann, acht Jahre älter als ich, gebunden in einer arrangierten Geschäftsehe. Keine Ahnung, warum er sich darauf eingelassen hat oder ob seine Frau weiß, was er mit mir treibt. Aber was ihm an Benehmen und Niveau fehlt, macht er mit Charme wieder wett. Damit bekommt er alles, was er will.

Ich bin genauso darauf reingefallen.

»Es wäre aber schön, wenn du nicht nur für Sex vorbeikämst.«

»Reden können wir doch auch später. Und den Wein austrinken.«

Er steht auf, kommt um den Tisch herum und nimmt mir das Glas aus der Hand, um es auf den Tisch zu stellen. Er zieht mich vom Stuhl hoch, presst mich an sich und knetet meinen Hintern.

»Kann uns hier eigentlich irgendjemand sehen?«, raunt er mir ins Ohr.

Ich lege die Arme um seinen Hals und schaue mich um. Die Häuser zu beiden Seiten sind niedriger, hinten raus beginnt ein kleines Waldstück.

»Nein.« Der Gedanke, hier und jetzt mit ihm zu schlafen, verursacht ein Kribbeln in meinem Bauch.

»Dann sollten wir endlich das Sofa einweihen.« Martin führt mich zu besagtem Zweisitzer, lässt sich mittig nieder und bugsiert mich rittlings auf seinen Schoß.

»Ich glaube, die erste Runde bringen wir ziemlich schnell hinter uns.« Mit einem süffisanten Lächeln sieht er hinab auf meine Brustwarzen, die sich hart und erregt durch BH sowie Kleid abzeichnen. Er nimmt sie zwischen Daumen und Zeigefinger und zwirbelt sie. Eine Nuance zu hart. Trotzdem schießt es in meinen Schoß, stöhne ich auf.

Er greift in meinen Rücken, öffnet den Reißverschluss und schiebt die Träger zur Seite. Das Oberteil des Kleides rutscht hinab und bauscht sich um meine Taille, entblößt den cremefarbenen Seiden-BH. Er zieht den Stoff der Körbchen unter meine Brüste, beugt den Kopf und saugt eine halb in seinen Mund, neckt die Brustwarze mit Zunge und Zähnen. Ich schließe die Augen und halte mich an seinen Schultern fest.

Fühle seine steigende Erregung zwischen meinen Beinen.

Martin schiebt mir den unteren Teil des Kleides bis zur Taille hoch, spreizt die Beine und gleitet mit einer Hand zwischen meine. Meinen String zieht er zur Seite, um mit einem Finger in mich einzutauchen.

»Du bist so nass«, stößt er hervor und kümmert sich um die andere Brust. Knetet mit der anderen Hand meinen Hintern, schiebt einen zweiten Finger in mich und presst den Daumenballen auf meine Perle. Reibt vor und zurück.

Mmh, das ist gut! Ich bewege meine Hüften gegen seinen Rhythmus, um mich weiter anzutörnen, und versuche, an seine Erektion heranzukommen.

»Oh, ja, Baby, das ist eine gute Idee. Wir machen’s gleich richtig.«

Er lässt von mir ab, schiebt mich ein kleines Stück zurück und holt seine Geldbörse aus der hinteren Hosentasche. Ich öffne seine Hose und greife hinein, massiere ihn.

Er sieht mir in die Augen. »Nachher machst du mir einen Blowjob, okay? Aber jetzt werde ich dich erstmal bumsen.«

Ich zucke innerlich zusammen, seine Sprache gefällt mir nicht. Doch er lenkt mich davon ab, indem er mir ein Kondompäckchen in die Hand drückt, damit ich es öffne. Er hebt den Hintern und schiebt Hose und Slip bis zu den Knien, während ich mich in die Höhe stemme, um ihm Platz zu schaffen.

Er rutscht ein Stückchen hinab, streift sich den Pariser über und wirft die Verpackung zur Seite. Er zieht mich näher und stellt sicher, dass mein Höschen nicht verrutschen kann. Dann packt er meine Hüften, bringt mich und seinen Penis in Position und drückt mich hinunter. Mit einem verhaltenen Stöhnen legt er den Kopf in den Nacken, schließt die Augen.

»Schsch«, mache ich, doch er reagiert nicht. Gibt mir stattdessen den Rhythmus vor, in dem ich ihn reiten soll.

Ich schließe die Augen, will den Winkel meiner Hüfte zu meinem Vorteil verändern, doch er ist unnachgiebig. Das kenne ich bereits, trotzdem bin ich enttäuscht. Ich möchte den Sex genießen und spüren, wie sich der Orgasmus in mir aufbaut. Aber seine Hüften nehmen den gegensätzlichen Rhythmus auf, das untrügliche Zeichen, dass er nicht mehr lange braucht. Ich bin noch nicht soweit, seufze innerlich. Da muss ich wohl wieder selbst Hand anlegen.

Mit der Linken umfasse ich meine Brust, kneife und drücke meine Brustwarze. Die Rechte schiebe ich in meinen Schoß, finde meine Perle und umspiele sie.

Martins Tempo steigert sich und wenn ich gleich ebenfalls einen Orgasmus haben will, muss ich mithalten. Also schalte ich das Kopfkino ein, stelle mir vor, dass ein supersexy Typ mich mit Mund und Zunge befriedigt. Das hilft. Meine Finger reiben schneller, Martins Stöße werden hektischer und dann bricht es über mir zusammen, kurz bevor er erstarrt und ebenfalls kommt.

Ich will mich an ihn lehnen, ihn küssen, doch ich weiß, dass er das nicht mag. Also tue ich ganz cool und ziehe mich obenrum wieder an, bis ich merke, dass er aus mir herausrutscht. Martin gibt mir einen Klaps auf den Hintern, damit ich von ihm absteige.

Die Welle an postkoitaler Wut und Niedergeschlagenheit kommt so unerwartet und heftig über mich, dass ich nur dastehe und ihm dabei zusehe, wie er das Kondom abstreift und zusammengeknotet auf die Terrasse fallen lässt. Aufsteht, seine Kronjuwelen wieder verpackt, Hemd und Hose glattstreicht. Dann geht er zum Tisch zurück und trinkt seinen Wein aus.

Nach einem Blinzeln tauche ich aus meiner Versteinerung auf, schiebe String und Kleid zurecht. Es reicht, ich habe die Schnauze voll. »Du gehst?«

»Ja, sorry, Baby. Den Blowjob verschieben wir auf nächste Woche, okay?« Er dreht sich zu mir und grinst.

Ich komme mir so dämlich vor! Wie konnte ich nur auf dieses Arschloch hereinfallen?

Ich recke das Kinn. »Es wird kein nächstes Mal geben.«

Er lacht. »Was meinst du?«

»Das, was ich gesagt habe. Geh zu deiner Frau oder einer anderen Tussi, aber mit uns ist es vorbei.« Ich halte seinem belustigten Blick stand.

Martin schnalzt mit der Zunge. »Ich glaube nicht, dass du mir lange widerstehen kannst.«

»Das glaube ich für dich mit.« Ich mache drei Schritte nach vorn, klaube das Kondom vom Boden auf. Drehe mich um und werfe es ihm in einer fließenden Bewegung an die Brust. »Und deinen Scheiß kannst du direkt mitnehmen.«

Er fängt es auf, die Wut steigt ihm rot in den Kopf, dann schleudert er es mir vor die Füße. Es zerplatzt und sein Inhalt spritzt zu einem guten Teil auf meine Beine. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder mich ekeln soll, also kämpfe ich beide Impulse nieder.

»Gut. Dann bist du raus.«

Ich stutze und runzele die Stirn. »Wie, raus?«

»Aus meiner Agentur. Du bist gefeuert.«

»Das kannst du nicht tun!« Meine Beine werden weich, doch ich drücke sie durch und beiße die Zähne zusammen. Keinen Funken Schwäche wird er zu sehen bekommen.

»Und ob ich das kann. Lies mal deinen Vertrag ganz genau durch!« Er entspannt sich sichtlich, grinst und steckt die Hände in die Hosentaschen. »Eine Absage wie die von Wiedemayer heute muss ich nicht akzeptieren. Und deinen Auftritt erst recht nicht.« Er wird ernst. »Ich lasse deine Sachen zusammenpacken und schicke sie dir die Tage.«

Damit dreht er sich um, geht hinein und zur Tür. Ich höre, wie sie hinter ihm zuschlägt.

Ist das gerade wirklich passiert?

Ich gebe ihm den Laufpass und verliere dafür meinen Job?

Ich balle die Hände, um das aufsteigende Zittern zu bekämpfen, nutze die Wut.

Oh, nein, so nicht! Nicht mit mir!

 

*

 

Eine LeBlanc lässt sich nicht unterkriegen. Niemals! Wir bewahren Contenance und den Überblick. Jederzeit.

Das habe ich bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Obwohl ... vielleicht auch mit dem Fläschchen. Ich kann mir nicht vorstellen, am Busen meiner Mutter genuckelt zu haben.

So oder so, gleich nach Martins Abgang erstelle ich eine To-do-Liste, um mein Leben neu zu organisieren.

Am nächsten Morgen springe ich um sechs Uhr aus dem Bett und in meine Laufsachen, um die morgendlichen Temperaturen auszunutzen. Die aktuellen Popcharts im Ohr, spule ich meinen Weg durch die Siedlung und den Hammer Park ab. Und weil ich dabei immer am besten denken kann, fallen mir ein paar Punkte ein, die ich heute noch angehen muss.

Nach der Dusche gönne ich mir Café au Lait und ein Croissant, dann mache ich mich an die Arbeit. Anmeldung einer freiberuflichen Tätigkeit, Buchung und Konzeptionierung meiner neuen Web-Präsenz über eine befreundete Agentur, Aktivierung meines Netzwerkes. Wenn ich schon dazu gezwungen bin, dann ziehe ich das professionell auf. Schließlich habe ich mir in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht, darauf kann ich meine neue Existenz aufbauen.

Ich telefoniere mit ehemaligen Kunden, erkundige mich nach den mittel- und langfristigen Ergebnissen unserer Zusammenarbeit und erwähne, dass ich mich über eine Empfehlung freuen würde. Erstelle mir eine Datenbank mit sämtlichen Daten, sodass ich Mailings und Visitenkarten verschicken kann, sobald sie bei mir eintreffen.

Dabei bin ich richtig im Flow und ignoriere mein Magenknurren. Wer braucht schon etwas zu essen, wenn eine neue Lebensgrundlage geschaffen werden muss! Und mich das auch noch beflügelt!

Am frühen Nachmittag unterbricht das Handyklingeln meine Konzentration, eine Mobilnummer, die ich nicht kenne. Mein Herz beginnt zu klopfen. Haben meine Anrufe etwa bereits gefruchtet?

Ich atme tief durch, stehe auf und nehme das Gespräch an.

»Noemi LeBlanc, guten Tag!«, flöte ich.

»Noemi, hi. Ben Suter hier«, kommt es mit Schweizer Akzent durch die Leitung.

Rasend schnell durchforste ich mein exzellentes Namensgedächtnis, muss aber weit zurückgehen.

»Der Ben Suter, mit dem Hugo einen Schüleraustausch gemacht hat?«

»Genau.« Er lacht. »Dein Gedächtnis war schon damals sehr gut.«

Ich lächele und denke an den schlaksigen Teenager, der vor langer Zeit zu Besuch auf dem Elsässer Familienanwesen war. Meinen Bruder und mich trennen vier Jahre. Im Alter von zwölf interessierten mich Jungs noch nicht, aber es faszinierte mich, wie seltsam er als Schweizer sprach.

»Inzwischen kommt es mir in meinem Job zugute. Wie geht es dir? Ich habe zwar deine Anfänge mit Charisma mitbekommen, aber ich muss zugeben, da hört es wieder auf. Hugo und ich haben auch schon lange nicht mehr über dich gesprochen.«

»Und ich habe schon lange nicht mehr ausführlich mit Hugo gesprochen, wir schreiben uns fast nur noch Nachrichten.« Er seufzt. »Mir geht es sehr gut, ich bin bei der Band ausgestiegen und habe mich als Komponist und Produzent selbstständig gemacht. In Hamburg.«

»Du lebst ebenfalls in Hamburg? Was hat dich hierhin verschlagen?«

»Die Liebe.«

Oooh, ich liebe solche Geschichten, nicht nur in den Büchern, die ich verschlinge. Deshalb kann ich ein Seufzen nicht unterdrücken. »Wie romantisch! Eine Musikerin?«

Ben lacht. »Nein, aber Metalfan. Wenn wir uns treffen, erzähle ich dir davon. Oder noch besser, ich stelle sie dir vor.«

Ich stutze. »Wir treffen uns?«

»Oh, sorry, das habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Ich bräuchte dich als Imageberaterin, für einen meiner Kunden.«

»Das passt ja wie der Deckel auf den Topf«, entfährt es mir.

Der Schweizer bricht in Gelächter aus. »Es war schon immer interessant, wie du mit Sprichwörtern und Redewendungen umgehst. Aber warum passt das?«

»Das erzähle ich dir dann bei unserem Treffen.« Ich gehe zum Schreibtisch und schlage meinen Kalender auf. »Wann hast du Zeit für ein erstes Gespräch?«

»Wie wäre es mit Freitagabend? Vorher schaffe ich es nicht.«

»Ja, da habe ich Zeit. Wollen wir essen gehen?«

»Gerne. Ich schicke dir eine Nachricht wegen der Tischreservierung, okay? Und danach nehme ich dich auf einen Drink mit ins Hurricane und du kannst Sabrina kennenlernen.«

»Klingt gut. Dann freue ich mich auf unser Wiedersehen, bis Freitag!«

»Ich mich auch, bis Freitag!«

Ich lege auf, kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mein erster potentieller Auftrag.

Ich nehme meinen alten Montblanc-Füller und trage den Termin ein.

Das muss einfach ein gutes Zeichen sein!

 

*

 

»Noemi! Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt!«

Ben erwartet mich am Tisch und begrüßt mich mit einem Wangenkuss.

»Ich dich auch nicht! Wo sind deine Haare?«

Er lacht. »Die mussten im November dran glauben. Bitte, setz dich!«

Ich streiche das Kleid am Hintern glatt, nehme Platz und bedanke mich bei ihm dafür, dass er mir den Stuhl heranschiebt.

Ein Kellner taucht an unserem Tisch auf und reicht uns die Karten.

»Darf ich Ihnen einen Aperitif anbieten?« Er schaut von mir zu Ben.

»Für mich nicht, danke«, antwortet der. »Ich nehme ein Bier.«

»Ich nehme gerne einen Lillet Wild Berry, vielen Dank.«

»Sehr gerne.«

Er entfernt sich, wir widmen uns der Speisekarte. Ich entscheide mich für das Lammkarree und blättere zu den offenen Rotweinen, entdecke einen fruchtigen Syrah aus dem Rhônetal.

Ben schließt sich meiner Speisenwahl an und bestellt uns eine Flasche Wasser dazu.

Wir stoßen an und trinken. Bringen uns auf den neuesten Stand, was unser Leben angeht. Auch wenn Ben und Hugo ihre Freundschaft gepflegt und unregelmäßig Kontakt gehalten haben, wir haben uns mindestens zehn Jahre nicht gesehen.

»Bien«, meine ich schließlich und zwinkere ihm zu. »Kommen wir jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen. Was hat es also mit deinen Haaren und deinem Umzug nach Hamburg auf sich?«

Ben lächelt verlegen. »Ich komme nicht gerade gut weg bei der Sache.«

Ich schnalze mit der Zunge. »Da es anscheinend ein Happy End gab, lasse ich Gnade walten. Erzähl schon!«

»Okay, aber nur die Kurzfassung. Sabrina und ich haben uns auf einer Hochzeit kennengelernt, Frank und ich sind dort aufgetreten. Es war Liebe auf den ersten Blick, aber ich wollte ihr das Leben mit einem Musiker nicht zumuten, schon gar nicht auf die Entfernung! Na ja, wir sind dann doch zusammengekommen und sie war bei mir in der Schweiz. Wo sie sich aber nicht wohlfühlen konnte, zwischen den Bergen. Da habe ich sie weggeschickt, weil ich keine Zukunft für uns gesehen habe.«

»Was für ein Schwachsinn!«

»Ja, das musste ich auch feststellen. Ich konnte und wollte nicht ohne sie leben. Sie hat sehr unter der Trennung gelitten, sich die Haare abgeschnitten. Und als ich sie mit einem Song zurückgewonnen habe, habe ich vorher das Gleiche getan.« Er zuckt mit den Schultern.

Und ich stütze das Kinn in die Hand und seufze. »Fleur bleue!«

»Wie bitte? Mein Französisch ist etwas eingerostet.« Ben lacht.

»Oh, tut mir leid. Sehr romantisch.«

Er winkt ab.

Das Essen wird serviert und wir lenken das Gespräch auf unseren aktuellen beruflichen Status. Erst frage ich ihn über das Produzentendasein aus, dann erkundigt er sich nach mir.

»Ich weiß nur, dass du Imageberaterin bist. Hugo hat mir auch ein paar Namen genannt, denen du geholfen hast, aber mehr weiß ich leider nicht.« Ben greift nach seinem Bierglas.

»Oh, bis Dienstag war ich in einer Agentur tätig, aber dann habe ich mich mit dem Chef zerstritten«, weiche ich aus. »Also bin ich jetzt Freiberuflerin und starte voll durch.«

»Ich hoffe, es war kein unschöner Streit.«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe gewagt, ihm die Stirn zu bieten. Das hat sein Ego nicht verkraftet.«

Er grinst. »Ich wette, am Ende war das für dich von Vorteil.«

»Wir werden sehen. Erzählst du mir jetzt von deinen Kunden, für die ich tätig werden soll?«

»Es geht um eine Metalband. Der Drummer geht nicht gerade diskret mit seinen Bettgeschichten um und kümmert sich nicht, auf wen er sich einlässt. Letzte Woche ist auf ihrer Seite der Vorwurf erhoben worden, er habe Sex mit einer Minderjährigen gehabt.«

»Lass mich raten, es geht um Phil Tauscher von den Angels & Demons, oder?«

Ben hebt die Brauen. »Wie ich sehe, hast du bereits recherchiert.«

»Natürlich, das gehört dazu. Wisst ihr denn, um wen es geht?«

»Nein, das wird auch nicht thematisiert. Aber darauf gab es viele Kommentare, die sein Verhaltensmuster unterstreichen.«

Ich schürze die Lippen. »Ja, das habe ich gelesen. Hm, wenn man das nicht packen kann, wird es natürlich nicht einfach. Was sagt er dazu?«

»Er streitet es natürlich ab, aber da er die Groupies nicht nach ihrem Alter fragt ...«

»Sacrebleu!« Ich kaue auf meiner Unterlippe. »Ich würde die Truppe gerne kennenlernen und mich erst danach entscheiden. Ich muss sehen, ob ich etwas ausrichten kann oder ob das ein hoffnungsloser Fall ist.«

»Ich kann für nächste Woche einen Termin organisieren.«

»Gut. Und dann müssten wir sehr zeitnah tätig werden. Sonst noch etwas, was ich wissen müsste?«

»Phil ist etwas egozentrisch und ziemlich kritikresistent.«

Ich hebe eine Augenbraue und grinse. »Das sind mir die Liebsten!«

 

 

 

2.

Im Taxi, auf dem Weg zum ersten Termin mit der Band, gehe ich noch einmal durch, was ich am Wochenende recherchieren konnte. Es gibt keine konkrete Anschuldigung, die Kommentare sind eher diffus. Trotzdem haben sie ihre Wirkung nicht verfehlt, es gab genug Menschen, die in die Diskussion eingestiegen sind. Am Ende steht der Drummer in einem ziemlich schlechten Licht da und es wurden Bemerkungen laut, welche die Integrität der gesamten Band betreffen.

Einfach wird der Auftrag nicht, aber auch keine unlösbare Aufgabe. Und ich darf mir nichts vormachen, ich muss ihn annehmen, ich habe aktuell nichts anderes, was meinen Lebensunterhalt bestreitet. Wenn ich Glück habe, kommen einige Stunden dabei für mich zusammen.

Die Konditionen haben Ben und ich bereits erörtert. Bei einem Drink in Sabrinas Bar. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Die beiden sind ein süßes Paar, man sieht, dass sie sich lieben. Außerdem mag ich Sabrina für ihren Charakter, sie ist eine Kämpferin, trägt Herz und Zunge auf dem rechten Fleck.

Ich habe auch Anouk kennengelernt, die Freundin des Leadsängers, wie Ben mir sagte. Sie will sich aus diesen Bandangelegenheiten heraushalten, es sei denn, ihre Sichtweise ist wichtig für das Projekt. Aber das sehe ich noch nicht, vielleicht später.

Ja, und ich habe alles eruiert, was mit Phil Tauscher zusammenhängt. Es stimmt, Diskretion ist für ihn ein Fremdwort. Im Internet gibt es so viele Bilder von ihm und Frauen, dass ich den Überblick verloren habe. Einige davon sehen verdammt jung aus.

Ich hoffe wirklich, dass er einsichtig und kooperativ ist, aber die Unterstützung der Band ist genauso wichtig. Ich werde sie als Team sowie als Einzelpersonen befragen und kennenlernen müssen, um mir ein konkretes Bild machen zu können. Was ich im Netz über sie gefunden habe, reicht nicht aus.

Das Taxi fährt bis zum Eingang des Flachbaus vor, in dem sich Bens Studio befindet, jetzt ist Konzentration gefragt. Deshalb sammele ich mich, bevor ich auf die Klingel drücke. Überprüfe mein Aussehen im Milchglas der Haustür: Meine langen, hellbraunen Locken habe ich locker-elegant hochgesteckt, die hellgrünen Augen lediglich mit braunem Mascara und die vollen Lippen in dezentem Rot betont, passend zu meinem Bleistiftrock. Dazu habe ich ein raffiniertes schwarzes Top mit farblich abgestimmten High-Heel-Sandaletten und Boss-Aktentasche kombiniert.

Bien, dann wollen wir mal anfangen!

Ich klingele, atme tief durch.

Es dauert etwas, dann öffnet Ben mir die Tür und lächelt.

»Hallo, Noemi! Gut siehst du aus, wie eine typische Französin.«

Ich erwidere den Wangenkuss und trete mit einem Lächeln ein.

»Nur, weil ich in Deutschland lebe, muss ich mich ja nicht auch so anziehen, oder?«

Ben lacht. »Ja, es gibt Menschen, die könnten sich vom französischen Chic etwas abgucken.«

Ich folge ihm durch einen kurzen Flur.

»Dann komm mal rein, sie sind alle da!« Er bleibt stehen, lässt mir den Vortritt. Legt mir eine Hand auf den Rücken und führt mich durch die Tür.

»Darf ich vorstellen? Das ist Noemi LeBlanc, eure Imageberaterin. Noemi, das sind die Angels & Demons«, stellt Ben uns einander vor.

»Sehr erfreut.« Ich schenke ihnen mein charmantestes Lächeln und lasse den Blick schweifen. Sie sehen einander an, dann ihren Drummer.

Der ist vor Wut rot angelaufen. Das Schweigen ist fast greifbar.

»Eine Frau?«, platzt er heraus. »Ich soll mir von einer Frau sagen lassen, was ich darf und was nicht? Das ist nicht euer Ernst! Das könnt ihr nicht von mir verlangen, das mache ich nicht mit!«

Ich hebe nur eine Augenbraue. »Du traust mir ja wirklich einiges zu, Ben«. Ich werfe ihm ein Lächeln zu.

»Wenn jemand diesen Fall übernehmen kann, dann du. Wir haben vollstes Vertrauen in dich.«

Ich nicke, gehe zu dem freien Platz am Tisch und setze mich.

»Möchtest du Wasser oder Kaffee?«, will Ben wissen.

»Ein Espresso und ein Wasser wären nett, vielen Dank.«

Er schaut Phil an. »Phil, sei doch so nett und kümmere dich darum, ja?«

»Niemals!« Er springt auf, sein Stuhl poltert zu Boden. Stützt die Hände auf den Tisch und funkelt Ben und mich an. »Ich bediene keine Frau und sie schon gar nicht!«

Damit stürmt er hinaus, die Tür knallt.

»Tut mir leid, ich fange ihn wieder ein.« Der Leadsänger rennt ihm nach.

Die Verbliebenen mustern mich mit einer gewissen Faszination, ich möchte zu gerne wissen, was in ihren Köpfen vorgeht.

»Wie sieht es mit der Unterstützung der restlichen Band aus?« Ich schaue sie nacheinander an und stelle die Tasche neben meinen Stuhl.

»Die haben Sie«, unterstreicht der schwarzgelockte Gitarrist, streckt mir die Hand entgegen und stellt sich vor. »Tristan Engel. Leadgitarrist und Gründungsmitglied.« Dann weist er auf die Frau neben sich.

»Das ist Freya Stagge, meine Freundin und unsere Violinisten.«

Ich lächele sie an und begrüße sie mit festem Händedruck. Auch Greta Vollstädt, die Backgroundsängerin, und Logan Campbell, der Bassist, schütteln mir die Hand, während Ben in die Küche geht und die Getränke holt.

»Es ist gut und notwendig, dass ich Ihre hundertprozentige Unterstützung bekomme. Besonders, wenn es sich um ein so hartnäckiges Exemplar handelt«, schwöre ich sie ein und weise mit dem Kopf in Richtung Tür.

Die in diesem Moment zufällt. Sam und Phil kommen herein, bleiben schräg hinter mir stehen. Ich erhebe mich und der Leadsänger, Sam Taylor, stellt sich ebenfalls mit Handschlag vor.

»Und Ihr Kunde ist Phil. Philip Tauscher, unser Drummer.« Sam packt seinen Kollegen am Oberarm und zerrt ihn zwei Schritte näher.

Ich hebe eine Augenbraue und strecke ihm die Hand hin. »Phil, hallo!«.

Der starrt einen Moment darauf, spielt mit den Kiefermuskeln, hebt dann Kinn und Blick und nimmt sie. Sein Mund öffnet sich, doch es kommt nichts heraus.

Hat er diesen Stromschlag etwa auch gespürt? Was war das?

Ich reiße mich zusammen und lasse seine Hand los. Sam schubst ihn zu ihren Plätzen weiter, ich setze mich hin. Ich bin froh über die Getränke, die Ben mir hinstellt. Den Espresso kann ich jetzt gebrauchen. Nach einem vorsichtigen Nippen, um die Temperatur zu testen, stürze ich ihn in einem Zug hinunter.

»Ist es in Ordnung, wenn wir uns duzen?« Ich lasse den Blick ein weiteres Mal über die sechs Bandmitglieder schweifen und erhalte einheitliches Nicken.

»Schön. Also, Ben hat mir bereits einen Abriss eures Gesprächs von letzter Woche gegeben, aber ich würde gerne noch einmal von euch hören, wie ihr die Sache seht.«

Sie tauschen Blicke, aber es traut sich niemand, den Anfang zu machen.

»Ich weiß, ich bin für euch eine Außenstehende. Noch. Aber ich kann euch nur helfen, wenn ihr keine Geheimnisse vor mir habt. Ich muss auf alles vorbereitet sein, will keine Überraschungen erleben.«

Ich stütze die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die gefalteten Hände. Warte.

Mustere jeden von ihnen, doch Phil ganz besonders. Er ist die pure Arroganz.

Ich sollte dir mal ordentlich den Hintern versohlen!

Gut, dann machen wir es eben anders.

Ich sehe ihn direkt an. »Kommen die Groupies zu dir oder jagst du?«

Er tut lässig und legt den Arm auf Sams Stuhllehne, hebt das Kinn. »Ich muss nicht jagen.«

»Wie schön für dich«, erwidere ich trocken. »Sind es immer dieselben Groupies?«

»Ab und zu ist Frischfleisch dabei.«

»Fragst du sie nach ihrem Alter?«

»Warum sollte ich?«

»Um dich nicht strafbar zu machen?«, schlage ich vor.

»Bis jetzt war das nie ein Problem. Außerdem sehen sie eh älter aus, mit der ganzen Schminke im Gesicht.«

Ich nicke. »Und ich nehme an, zwischen euren Auftritten weißt du genau, wen du für ein oder zwei Nummern anrufen kannst.«

Eine Braue zuckt, er nickt.

Okay, mehr will ich im Moment nicht wissen. Die Details werde ich unter vier Augen mit ihm besprechen.

»Wie sieht das bei euch anderen aus? Sam, Anouk habe ich bereits kennengelernt. Wie war das vorher bei dir?«

Der Blonde fährt sich durchs Haar und streicht es zur rechten Seite, räuspert sich. »Phil, Logan und ich haben nichts anbrennen lassen, aber ich hatte keinen Bock mehr darauf. Das ist jetzt ungefähr eineinhalb Jahre her.«

»Logan?« Ich sehe den Bassisten mit der wunderschönen kupferfarbenen Mähne an, der seinem Spitznamen, Highlander, alle Ehre macht.

Er spielt mit den Kiefermuskeln, während er mit verschränkten Armen meinen Blick erwidert. »Ich habe sehr gerne Sex, aber nicht so viel wie Phil. Außerdem bin ich diskret und achte auf ihr Alter.«

»Vielen Dank auch!«, knurrt Phil dazwischen, aber keiner geht darauf ein.

»Hast du schon mal eine abgewiesen, weil sie dir zu jung war?«, fahre ich, an Logan gewandt, fort.

»Ja, schon einige Male.«

»Okay.« Ich nicke. »Tristan?«

»Nichts dergleichen. Noch nie.«

Tiens!

»Und die Damen?«

»Ich bin erst seit kurzer Zeit dabei, aber sowas interessiert mich nicht«, antwortet Greta.

»Bei mir ist es wie bei Tristan«, ergänzt Freya und greift unter dem Tisch nach seiner Hand. Für mich sieht es ganz so aus, als ob sie noch nicht lange zusammen sind, aber das ist gerade unerheblich.

Dann ist also tatsächlich Phil das Problem.

»Gab es früher schon mal ähnliche Anfeindungen gegen euch?«

Sie schütteln die Köpfe.

»Habt ihr eine Idee, warum ausgerechnet jetzt? Ist etwas passiert?«

Schulterzucken und Kopfschütteln.

Ich seufze. »Leute, ihr müsst schon ein wenig mithelfen und nachdenken! Was hat sich in den letzten Wochen und Monaten bei euch getan?«

»Die einzige Veränderung ist Greta«, bemerkt Sam.

»Warum ist sie neu dabei?«

»Queenie hat sich eine neue Band gesucht, bei der sie besser Karriere machen kann. Anouk hat sie deswegen vor Ostern bei einem Gig vertreten und ist auch mit auf Metal Cruise gegangen. Queenie hat ziemlich rumgezickt und Anouk sogar angefeindet«, ergänzt Logan.

Ich horche auf. »War sie neidisch?«

»Sie wollte was von Sam«, bemerkt Freya.

»Also Eifersucht, okay. Sonst noch etwas?«

Tristan lehnt sich zurück. »Könnt ihr euch noch an das letzte Frühstück mit ihr erinnern? Als Paul am Tisch stand? Ich glaube, sie hat gesagt, das würde uns noch leidtun.«

Sam fährt sich erneut durchs Haar. »Jetzt, wo du es sagst ...«

»Was genau war da?«

»Paul hat Anouk und mich zur Jam-Session eingeladen, und Queenie fühlte sich übergangen. Sie wollte mit mir dort singen, aber er hat ihr noch einmal abgesagt«, erläutert er. »Da hat sie Anouk vorgeworfen, sie habe nicht nur uns, sondern auch Paul und so gevögelt. Phil hat sie mit sofortiger Wirkung rausgeschmissen und sie hat gemeint, das würde uns noch leidtun.«

Interessant!

Sie sehen einander und dann Phil an, als ob ihnen ein Licht aufgegangen wäre.

Ich atme tief durch. »Dann hätten wir ja schon mal ein Motiv. Bleibt die Frage, wie sie an die Informationen zu den minderjährigen Groupies gekommen ist.«

Eine ganze Weile herrscht nachdenkliches Schweigen. Bis Greta sich räuspert.

»Ich kenne sie ja nicht persönlich, aber sie kennt euch nur zu gut. Kann sie dir so ein Mädel untergeschoben haben?«

Phil starrt sie an. »Du meinst, sie hat mich in eine Falle gelockt? Um es in der Öffentlichkeit breittreten zu können?«

»Wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen«, werfe ich ein. »Traut ihr Queenie so etwas zu?«

Freya lacht auf. »Auf jeden Fall traue ich ihr das zu! Sie hat schon immer das getan, was zu ihrem Vorteil war. Egal, in welcher Hinsicht.«

Ich sehe Phil an, der mir am Tisch genau gegenüber sitzt, und warte, bis er meinen Blick erwidert. »Wollte sie jemals etwas von dir? Und du hast sie abgelehnt?«

Er verzieht das Gesicht. »Kein Sex innerhalb der Band, das war bis vor einigen Wochen die oberste Regel.«

Sam stöhnt auf und schüttelt den Kopf, ich runzele die Stirn.

»Und daran habt ihr euch gehalten?«

Einstimmiges Nicken.

»Aber davon abgesehen ...«

»Nein«, fährt er dazwischen. »Tatsächlich hat sie mich auch nie in dieser Hinsicht interessiert.«

»Okay. Wisst ihr, zu welcher Band sie gewechselt hat?«

»Nein«, antwortet Sam.

»Ich denke, das könnte ich in Erfahrung bringen«, meldet sich Ben das erste Mal zu Wort. »Ist das wichtig?«

Ich sehe ihn an. »Ich habe Feinde gerne auf dem Radar.«

»Und das hilft?«, will Sam wissen.

»Meistens schon. Dann sind wir vorbereitet, können richtig reagieren. Sie ist unbedarft, fühlt sich unbeobachtet. Irgendwann wird sie einen Fehler machen.«

»Aber ... wenn wir sie ertappen, bei was auch immer, was können wir tun?«, fragt Tristan.

»Wir können ihr mit rechtlichen Konsequenzen drohen. Oder damit, dass ihre Karriere vorbei ist.« Ich lächele. »Ich habe schon einige Kunden aus dem Musikbusiness gehabt, ich weiß, wie das Netzwerk tickt. Solche Intrigen mag man gar nicht.«

Zum ersten Mal, seitdem ich hier bin, sehe ich ein Grinsen auf Phils Gesicht.

Sehr sexy, damit kriegt er die Frauen bestimmt alle rum.

Und es erhöht meinen Pulsschlag.

»Das gefällt mir«, meint er. »Wenn ich es der Schlampe heimzahlen kann.«

Ich schnalze mit der Zunge und schüttele den Kopf. »Nicht doch! Noch wissen wir nicht, ob sie tatsächlich dahintersteckt. Und es wird ein hartes Stück Arbeit, es herauszufinden und sie dingfest zu machen. Wenn es denn so ist.«

»Und was machen wir bis dahin?« Sams Augen verengen sich.

»Wir arbeiten an eurem Image. Oder besser gesagt, hauptsächlich an Phils.« Ich sehe den Drummer an, das Grinsen verblasst.

»Ich weiß nicht, ob mir das gefällt«, knurrt er.

»Dir bleibt keine andere Wahl«, stelle ich höflich fest. »Entweder das oder ihr bekommt ernsthafte Probleme. Willst du wirklich dafür verantwortlich sein?«

Ich sehe, wie es in ihm arbeitet. Poker sollte er lieber nicht spielen.

Schließlich sehen seine Bandkollegen ihn an, er erwidert ihre Blicke einen nach dem anderen. Dann fixiert er mich.

»Ich bin dabei. Was muss ich tun?«

Ich verkneife mir ein Lächeln. »Das besprechen wir unter vier Augen. Wie wäre es morgen Mittag?«

 

*

 

Kurz vor zwölf hält mein Taxi am Straßenrand gegenüber des Hotel Atlantic, ich verabschiede mich mit einem Trinkgeld und steige aus. Dass Phil bereits vor dem Zugang zum Fähranleger steht, erstaunt mich. Aber ich lasse es mir nicht anmerken.

Passend zur Location und der Atmosphäre, die ich zwischen Phil und mir schaffen will, habe ich heute auf übermäßigen Chic verzichtet. Weiße Ibiza-Tunika, Capri und Keilsandalen müssen reichen.

Beim Näherkommen bemerke ich, dass der Drummer seine Abwehrhaltung noch nicht abgelegt hat, die Hände in den Taschen vergraben, die Schultern hochgezogen. Deshalb schwanke ich einen Moment zwischen professioneller Distanz und französischem Savoir-vivre, um ihm zu begegnen, und höre schließlich auf meinen Bauch.

»Hallo, Phil!« Ich lege die Hand auf seine Schulter, beuge mich vor und küsse ihn auf die stoppelige Wange. Sein Kopf ruckt ein paar Zentimeter in meine Richtung.

Die Berührung hinterlässt ein sanftes Kribbeln auf meinen Lippen und meiner Wange, sein Duft überwältigt mich beinahe. Eine markante Mischung aus herbem Duschgel, holzigem Parfum und einer eigenen Note. Seiner Haut?

»Hallo, Noemi«, entgegnet er höflich, als ich zurücktrete.

»Wollen wir?«

Er nickt. Und schweigt auf dem Weg zu der Outdoor-Lounge am Ende des Stegs.

Ich habe den Tisch am hintersten Ende reserviert und darum gebeten, ein wenig Distanz zu den restlichen zu schaffen. Außerdem haben sie die beiden Relaxliegen genau so aufgestellt, wie ich es bestellt habe. Einander zugewandt und mit dem Tisch dazwischen.

»Ich hoffe, es ist recht so?«, erkundigt sich die Kellnerin.

»Aber ja, perfekt, danke!« Ich schenke ihr ein Lächeln.

»Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?«

»Ich nehme einen frisch gepressten Orangensaft. Was möchtest du, Phil?«

»Das gleiche, danke.«

Ein erstes Anzeichen für Benehmen, das freut mich.

Ich lasse mich auf der Liege mit Blick Richtung Lounge nieder und weise ihm die andere zu, sodass er von den anderen Gästen nicht zu sehen ist. Stelle meine Handtasche auf den Holzboden und kreuze die Knöchel.

Er verschränkt die Arme vor der Brust, schiebt den Unterkiefer vor und starrt aufs Wasser hinaus. Das schlichte weiße Shirt spannt über seinen muskulösen Schultern und Oberarmen, und seine trainierte Brust ist genauso wenig zu übersehen.

»Du wirkst ziemlich angespannt«, eröffne ich das Gespräch.

»Wundert dich das?« Er funkelt mich an.

»Liegt es an meinem Job oder mir persönlich?«

Phil öffnet den Mund, sagt aber nichts und klappt ihn wieder zu.

»Vielen Dank für das Kompliment«, erwidere ich trocken und fühle einen leichten Stich. Warum stört es mich, dass er mich nicht mag?

»Okay, du musst mich nicht mögen, aber du musst mich respektieren und mit mir kooperieren. Bist du dazu wirklich bereit?«

Er nickt nur.

Ich nehme mein Notizbuch aus der Tasche, schlage die nächste leere Doppelseite auf und angele nach meinem alten Montblanc-Füller, mit dem ich schon mein bac geschrieben habe, das Abitur.

»Ich möchte ganz am Anfang beginnen, als ihr die Band gegründet habt. Wie alt wart ihr da?«

»Siebzehn, glaube ich. Wir waren in der Zwölften.«

»Gründungsmitglieder waren du, Sam und Tristan, richtig?«

»Ja.«

»Wer kam als Nächstes?«

»Logan. Er hat in dem Ort gelebt, in dem unser Musikinternat liegt.«

»Wann kamen die Frauen dazu?«

»Freya vor zwei Jahren, Queenie etwas später.«

»Hattest du bis zum Abitur eine Freundin?«

»Nein.«

»Nein?« Ich hebe die Brauen und sehe ihn an.

»Nein.«

»Wieso nicht?«

»Ich war damals jemand anderes.«

»Und wie sah der aus?«

Phil schürzt die Lippen, spielt mit den Kiefermuskeln. Ich denke schon, dass er mir nicht antworten wird, dann tut er es doch. »Schüchtern, unscheinbar. Ein Loser eben.«

Bevor ich darauf eingehen kann, kommt die Kellnerin und serviert uns den Saft. Sie legt die Speisekarten dazu und verabschiedet sich mit einem Lächeln.

Ich nehme das Glas, atme mit geschlossenen Augen das süße Aroma des Orangensaftes ein und denke einen Augenblick an die Côte d’Azur und die Sommer dort zurück. Dann sauge ich zweimal an dem Trinkhalm und stelle es auf den Tisch.

Phil hat den schwarzen Halm auf den Tisch gelegt und das Glas zu einem Drittel geleert, bevor er es wieder wegstellt.

Ich überfliege die ersten Notizen. »Machen wir weiter. Was war in der Zeit, bis ihr bekannter wurdet? Gab es da jemanden?«

»Ein oder zwei Mädchen, nur kurze Sachen.«

»Und dann ging es los mit den Groupies?«

Er nickt und weicht meinem Blick aus. »Ich fühle mich wie beim Seelenklempner.«

Ich unterdrücke ein Grinsen. »Ich sammele nur Fakten. Wie viele Jahre geht das nun schon so? Drei?«

»Eher vier oder fünf.«

Ich runzele die Stirn. »Wie alt bist du?«

»Sechsundzwanzig. Und du?«

Ich stutze. »Achtundzwanzig. Warum?«

»Was hast du studiert, um diesen Job zu machen?«

»Psychologie mit Schwerpunkt soziale Gesellschaft.«

»Habe ich mir fast gedacht«, meint er mit abfälligem Unterton.

»Womit genau hast du ein Problem?«

»Dass ich mich vor dir rechtfertigen muss, obwohl du nur zwei Jahre älter bist.«

»Du missverstehst das, ich verurteile dich und deinen Lebensstil nicht. Wenn er das ist, was du willst ...«

»Ja, will ich.« Es ist fast, als würde er nach mir schnappen wie ein bissiger Hund.

»Gut, du kannst machen, was du willst. Aber wenn du jeglichen Schaden von deiner Band abwenden willst, musst du ein paar Dinge ändern. Zumindest nach außen hin.«

»Das passt mir nicht.«

»Ist die Band dein Lebenstraum oder nicht?«

»Klar.«

»Dann bleibt dir nichts anderes übrig. Es sei denn, du willst deinen Traum zerstören und dir einen anderen Job suchen.«

»Klingt ein bisschen melodramatisch, findest du nicht?« Er starrt mich aus zusammengekniffenen Augen an.

»Willst du es darauf ankommen lassen?«, erwidere ich frostig und fixiere ihn.

Phil presst die Lippen zusammen, bläht die Nasenflügel und fechtet ein Blickduell mit mir aus. Das ich für mich entscheiden kann.

»Nein«, knurrt er und kippt die Hälfte des verbliebenen Orangensaftes hinunter.

Ich atme innerlich auf und trinke ebenfalls von meinem Saft, um Zeit zu gewinnen. Ich hasse dieses Kräftemessen, musste es schon einige Male über mich ergehen lassen. Es gibt einfach zu viele überhebliche und aufgeblasene Egos in der Öffentlichkeit.

»Wie oft in der Woche hast du Sex?«

Er grollt, ich sehe auf.

»Phil, es reicht!«, weise ich ihn zurecht.

»Ich habe keinen Bock, mein Sexleben vor dir auszubreiten.«

Ich seufze auf, setze die Kappe auf den Füller und klappe das Notizbuch zu. »Comme c’est dommage! Dann kann ich nichts mehr für euch tun.« Ich packe alles in meine Tasche, trinke mein Glas aus und schwinge die Beine von der Liege.

»Meine Rechnung bekommt ihr über Ben, und ich werde ihm raten, von der Produktion eines weiteren Albums mit euch abzusehen. Leb wohl!«

Ich stehe auf und gehe Richtung Ausgang, schultere meine Tasche.

Und werde nach ein paar Metern am Arm zurückgerissen.

In mir prallen die unterschiedlichsten Empfindungen auf einander.

Ich hasse eine solch rüde Behandlung.

Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, weil ich ihn packen konnte.

Und ich fühle schon wieder diesen elektrischen Strom, ein Kribbeln, das meinen Arm hinauf wandert.

Doch ich verberge das alles, lege stattdessen den Kopf in den Nacken und starre in seine goldbraunen Augen. Und fühle mich kurz von seiner Präsenz überfahren.

»Warte, ich ...« Phil schluckt, beißt die Zähne zusammen, kämpft mit sich. »Es tut mir leid.« Es kostet ihn Überwindung, das auszusprechen, das zeigt nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Körper.

Ich sehe auf seine Hand an meinem Oberarm hinab, er lässt mich los.

»Uneingeschränkte Kooperation?«, hake ich nach.

Der Drummer presst die Lippen zusammen und nickt.

»Dann bitte!« Ich weise auf unsere Liegen und folge ihm. Wenigstens hat er verstanden, dass es nur so laufen kann. Wir nehmen die Plätze wieder ein und ich winke die Kellnerin heran.

»Möchtest du auch noch etwas trinken?«

»Ich hätte gerne ein Bier, wenn das okay ist«, murmelt er und stürzt den Rest seines Safts hinunter.

»Natürlich.« Ich wende mich der jungen Frau zu, die uns bereits hergeführt hat, und bestelle ein Bier und einen Lillet Vive.

Ich schlage das Notizbuch wieder auf und ziehe die Kappe vom Füller. »Also, wie oft in der Woche hast du Sex?«

»Mehrmals«, sagt er leise.

»Immer mit wechselnden Partnerinnen?«

»Meistens. Willst du vielleicht auch noch wissen, wie ich sie ficke?«

Das Wort lässt etwas in meinen Schoß aufperlen, doch ich verdränge es.

»Nein, danke. Es sei denn, du hast irgendwelche perversen Gelüste.«

Sein arrogantes Grinsen blitzt auf. »Kommt drauf an, was du darunter verstehst. Und wo fängt es für dich an? Bei Dominanz? Kleinen Fesselspielchen?«

Verdammt, was haben diese Bilder in meinem Kopf zu suchen?

Ich schiebe sie zur Seite, ignoriere seine Bemerkung. Kaue auf meiner Unterlippe und ziehe einen neuen Aspekt in Betracht. »Könnte es sein, dass du sexsüchtig bist?«

Er will aufbrausen, ich sehe es, aber er hält sich zurück, atmet tief durch. »Wie definiert man das? Ich habe keine Ahnung.«

Himmel, er ist so launisch, dass ich Probleme habe, mich immer sofort darauf einzustellen. Ich ziehe mein Smartphone hervor und googele den Begriff, klicke auf eine medizinische Seite. »Würdest du sagen, dass sich deine sexuellen Betätigungen im Laufe der Zeit gesteigert haben?«

»Ein bisschen, vielleicht.«

»Lässt die Befriedigung dabei nach?«

»Nein.«

»Ist der Drang unkontrollierbar?«

»Nein.«

»Gewinnt der Sex immer mehr Einfluss auf dein Leben? Denkst du an nichts anderes mehr?«

Ich sehe auf und begegne Phils Blick. »Definitiv nein.«

»Gut, dann musst du wohl nicht zur Therapie.« Ich stecke das Telefon weg. »Aber warum tust du es dann? Ich will eine ehrliche Antwort.«

Wieder verschränkt er seine Arme und starrt hinaus aufs Wasser.

»Wenn ich dir die Wahrheit sage, dann musst du mir schwören, dass niemand davon erfährt.« Er dreht den Kopf zu mir und sein goldbrauner Blick bohrt sich in meinen.

»In Ordnung. Du hast mein Wort.«

Ich sehe zu der Kellnerin auf, nicke ihr zu und warte, bis sie die Getränke abgestellt hat und dann außer Hörweite ist.

Phil greift nach seinem Bier und nimmt ein paar große Schlucke, vielleicht, um sich Mut anzutrinken.

Ich nippe an meinem Sommerdrink und beobachte ihn. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass er Ähnlichkeit mit einem amerikanischen Schauspieler hat, Robert Downey Jr.. Phils Gesicht besitzt schon jetzt die ausgeprägten Gesichtszüge, die dem Schauspieler das Alter gegeben hat, besonders was Augenbrauen und Kiefer-Kinnlinie angeht. Die volle Unterlippe unter dem markant geschwungenen Amorbogen gibt ihm einen störrischen Touch, ohne dass er etwas dafür tun müsste.

»Ich muss ein wenig ausholen, um es zu erklären«, beginnt er und lässt mich aus meinen Betrachtungen aufschrecken.

»Ich war als Teenager ein ziemlicher Loser, behütet, schüchtern, langweilig. Ich habe mich in ein Mädchen in meiner Klasse verliebt, Melanie. Echt süß, hübsch und beliebt. Sie hat immer einen sehr zurückhaltenden, lieben Eindruck gemacht, deshalb habe ich wohl gedacht, ich hätte Chancen bei ihr. Am Anfang sah es auch danach aus, dass sie mich nett findet. Wir haben ab und zu zusammen gelernt und irgendwann hat sie mich aus heiterem Himmel geküsst. Wir haben sogar gefummelt und als sie die Hand auf die Beule in meiner Hose gelegt hat, bin ich gekommen. Ich habe mich dermaßen geschämt, dass ich einfach abgehauen bin.

---ENDE DER LESEPROBE---