Ronjas Welt - Corinna Weber - E-Book

Ronjas Welt E-Book

Corinna Weber

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Beschreibung

Absolut chaotisch, megalustig, temperamentvoll und ziemlich süß... das ist Ronja! Wobei das alles auch auf ihre Familie und dem Großteil ihrer Mitmenschen zutrifft. Sei es der sexy Nachbar, der abservierte Ehemann, die intolerante Nachbarin oder die Eltern, die manchmal nerven, aber trotzdem natürlich alles für ihre Mädels tun würden. Jetzt heißt es erst mal 18 werden, alles andere kommt fast automatisch. Erwachsen werden kann ganz schön aufregend sein. Ronjas Welt steht nie wirklich still, da bleibt kein Auge trocken.

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Seitenzahl: 166

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Über die Autorin:

Corinna Weber wurde im März 1976 in Darmstadt geboren. Sie lebt mit ihrer kleinen Familie in dem schönen Örtchen Wald-Michelbach im Odenwald.

Der erste Band aus der Taschenbuch Reihe „Ronjas Welt“ handelt von dem Leben einer jungen Frau, die gerade 18 Jahre alt geworden ist. Vieles gibt es nun zu erleben und zu entdecken.

Die Autorin gab ihrer Hauptprotagonistin den Namen „Ronja“, um ihrer, im September 2019 verstorbenen, zweijährigen Tochter durch die Romanfigur wieder Leben einzuhauchen.

Sämtliche restliche Personen der Geschichte, sowie Handlungen oder Ähnlichkeiten, sind frei erfunden und daher rein zufällig. Die Orte gibt es tatsächlich.

Neben der nun entstehenden Taschenbuch-Reihe stammen die „MUDDI“ Zusammen schaffen wir alles-Bücher aus der Feder der Odenwälder Autorin.

Für meine drei wundervollen Töchter

Vorwort

Manchmal passieren einem im Leben die ulkigsten Dinge. Man trifft auf Menschen oder gerät in Situationen, die man sich im Traum nicht skurriler, lustiger, schöner oder auch seltsamer hätte vorstellen können. Wenn man noch so jung ist, wie Ronja möchte man das Leben mit all seinen Facetten und Besonderheiten genießen und mit der nötigen Portion Schlagfertigkeit, Humor und Charme lässt sich so gut wie jede Begegnung und Situation bewältigen.

Lasst euch entführen in Ronjas kleine Welt, erlebt mit ihr ihren Alltag und begleitet sie durch einige unglaubliche Momente ihres Lebens mit ihrer Familie, ihren Freunden und ihrer kleinen und großen Lieben.

„Ach Mama, das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Ronja rollte genervt mit den Augen. Ihre Mutter hatte ihr ein T-Shirt gekauft auf dem vorne „Endlich erwachsen“ und hinten „lass mich, ich kann das alleine“ stand. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich DAS auf meiner Party anziehe!“ Ihre Mutter hatte schon immer eine etwas seltsame Art von Humor, aber das toppte gerade alles. Das Oberteil trotzte jeder Beschreibung. Schreiend pink, mit einem grinsenden, tanzenden Alpaka auf dem Vorderteil, das schielend die Augen verdrehte und in eine bunte Tröte blies. „Von mir aus kannst du das als Putzlappen verwenden. Ich zieh das geile Oberteil an, das ich mir letzte Woche bei „New Yorker“ gekauft habe.

Außerdem muss ich nochmal los, ich will mit Lena noch Getränke organisieren für Samstag.

Denkst du noch ans Brot und an den Salat?“

Ronja guckte ihre Mutter erwartungsvoll an.

Die war mittlerweile leicht gekränkt. Sie hatte sich die „T-Shirt“ Aktion erheblich lustiger vorgestellt, aber ihr Nesthaken hatte ja sowieso eine ganz andere Art von Humor als sie. Ronja kam da mehr nach ihren Geschwistern, eher schnell genervt, mit einem Hang zur Ungeduld.

Sie war mit ihren knapp 18 Jahren die Jüngste.

Die Älteste der drei Schwestern, Anja, war mittlerweile schon 34, verheiratet und hatte zwei bezaubernde Kinder. Sie und ihr Mann hatten ein kleines Häuschen in der Nähe von Heidelberg, seit die Kinder da waren war Anja zuhause. Lennox war schon acht und kam nach den Sommerferien in die dritte Klasse.

Die kleine Leonie war mittlerweile fast fünf, sie kam nächstes Jahr in die Schule. Beide waren quirlige Wesen, die Leben in die Bude brachten. Finja, die Mittlere, war 24 und eine absolute Powerfrau. Sie hatte große Pläne, war mit ihrem Beruf als Friseurin zwar nicht unzufrieden, strebte aber nach Höherem. Sie wollte in den nächsten Jahren einige Zusatzausbildungen absolvieren und dann als Maskenbildnerin beim Film arbeiten.Und dann war da Ronja, die Jüngste im Bunde.

Klein, zierlich, mit leicht gelockten dunkelblonden Haaren und einem lauten, ansteckenden Lachen. Sie hatte keine fünf Minuten Ruhe im Popo, ständig fiel ihr etwas Neues ein womit sie ihr Umfeld in Schach halten konnte. Sie war die kleine Chaotin der Familie. Schon als Kind war sie kaum zu bändigen, ihre Emotionen standen ihr schon immer deutlich ins Gesicht geschrieben.

Ob es ihr berüchtigter Zorn, ihre Wissbegier oder ihre grenzenlose Liebe war. Ihr Gegenüber wusste meistens genau, mit welcher ihrer Stimmungen er es gerade zu tun hatte. Die, die sie gut kannten, konnten meistens schon auf den ersten Blick abschätzen, was man an dem jeweiligen Tag zu ihr sagen durfte, und was besser nicht. So auch an diesem Tag. Da sie am kommenden Samstag eine große Party zu ihrem 18.

Geburtstag feiern wollte, und es sich in den Kopf gesetzt hatte, alles allein organisieren zu wollen, geriet sie so langsam ganz schön ins schlingern. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie hätte sich Unterstützung von ihrer Mutter erbeten. Oder zumindest von Anja oder Finja. Aber jetzt waren es nur noch drei Tage, und Ronja begann leicht zu rotieren. Es half alles nichts. Sie brauchte Hilfe. „Mama, würdest du mir vielleicht noch ein bisschen Deko besorgen und dich ums Essen kümmern? Biiiitteee.“Sie legte den Kopf leicht schief und lächelte liebevoll. Ronja war sich bewusst, dass ihre Mutter diesem Blick selten widerstehen konnte. Das war früher schon so. Jetzt seufzte sie tief und meinte „natürlich, ich kümmere mich darum. Du könntest aber Finja fragen, ob sie vielleicht noch den Raum schmücken möchte. Dann bräuchtest du dich darum schon mal nicht zu kümmern. Und deine Schwester könnte sich kreativ austoben.“

Ronjas Mutter grinste. Finja war, was ihre „künstlerische Ader“ betraf, kaum zu bremsen. Sie dekorierte für ihr Leben gern und versuchte jedem in ihrem Dunstkreis ein gewisses Maß an Stil und dekorative Eleganz beizubringen. Ob es zu demjenigen passte oder nicht. Sie wäre also geradezu prädestiniert dafür, Ronjas Party „aufzuhübschen“. Ronja nickte, schnappte sich im Raus laufen noch einen Apfel aus der Obstschale in der Küche, rief von der Haustür aus laut „Tschüss“ und machte sich auf den Weg zu ihrer Freundin Lena. Das T-Shirt, das ihre Mutter ihr gerne aufgebrummt hätte, hatte sie in ihre bunte Umhängetasche gesteckt. Sie wollte es unbedingt Lena zeigen.

Die beiden hatten sich schon öfter über den „Humor“ von Ronjas Mutter königlich amüsiert. Ronja lief die Straßen ihres Heimatortes Wald-Michelbach entlang und genoss das noch warme Herbstwetter. Sie trug ihre heißgeliebten Löcher-Jeans und ein knallgelbes Oberteil. Für sie konnte es nicht bunt und mädchenhaft genug sein, ihre älteste Schwester war da ganz anders.

Anja mochte es von jeher eher gedeckt, Pastellfarben oder alles, was mehr in die „Tussi-Richtung“ abrutschte, war überhaupt nicht ihr Fall. Sie war die letzten Jahre eher in den so typischen „Hausmütterchen-Look“ gerutscht. Auch Finja hatte einen ganz anderen Geschmack, sie hatte sich noch nie groß um Mode geschert und zog an, was ihr gefiel. Ronja war von daher so etwas wie der bunte Hund der Familie, deshalb hatte ihre Mutter wohl auch gedacht, dass das Shirt genau das Richtige für sie sei. Und ja, eigentlich war die Farbe ja echt super, und das schielende Alpaka sowieso… aber dieser Spruch ging ja mal gar nicht. Ronja wusste selbst, dass sie ziemlich anstrengend sein konnte. Sie hatte nun mal ihren eigenen Kopf, und den versuchte sie, so oft wie möglich durchzusetzen. Die Erfahrung musste auch ihr letzter Freund machen. Tim war zwar an sich ein echt lieber Junge, aber fast ein Stück zu anhänglich für Ronja. Und somit hatte er nach knapp sieben Monaten auch schon wieder die Segel gestrichen mit den Worten „echt jetzt mal, du hast doch einfach einen an der Klatsche!“ Und alles nur, weil Ronja sich dazu entschlossen hatte, Kinderkrankenschwester zu werden und, während der Ausbildungszeit, zu ihrer Schwester nach Heidelberg zu ziehen.

Für Tim ein absolutes Unding. Er hätte sie lieber in der Firma seines Vaters am Schreibtisch gesehen, etwas, was für Ronja aber nie zur Debatte gestanden hätte. Ein Schreibtisch-Job war nichts für sie, sie wollte mit Menschen zusammenarbeiten, am liebsten mit Kindern. Als die Zusage der Kinderklinik kam war sie deshalb auch überglücklich gewesen. Tim verstand nicht, warum sie deswegen auch noch gleich nach Heidelberg ziehen wollte und bat sie, hier bei ihm in der Nähe zu bleiben. Was zugegebenermaßen, schon rein verkehrstechnisch, schwierig geworden wäre.

Auch wenn Ronja seit kurzem ihren Führerschein hatte, und in Begleitung ihrer Eltern fahren durfte. Sie wollte aber nicht immer mit dem Auto nach Heidelberg müssen. Schon mal, weil sie noch gar kein Eigenes besaß. Die Parkplätze waren dünn gesät, und in Heidelberg direkt war man mit der Straßenbahn erheblich schneller unterwegs. Ihre Eltern und ihre Schwestern verstanden sie nur zu gut. Tim leider gar nicht.

Ihn umtrieb die Angst, sie könnte sich in der „Großstadt“ ganz schnell in einen anderen Mann verlieben. Und als Ronja meinte „wenn du so weitermachst mache ich das auch, und zwar schneller als du gucken kannst“, warf er mit besagten Satz die Tür hinter sich zu und verschwand aus ihrem Leben. Ronja dachte über ihn nach und kaute an ihrem Apfel, während sie auf dem Weg zu Lena war. Sie war fast froh, dass er das Feld geräumt hatte.

Sie hatte noch so viel vor in ihrem Leben, ein Mann wie Tim hätte sie da nur aufgehalten. Er war von vorne herein zu besitzergreifend gewesen, meinte, sie kontrollieren und bevormunden zu müssen. Zwei der Dinge, mit denen Ronja schon recht früh überhaupt nicht klar kam. Sie freute sich sehr auf ihre Ausbildung und auf die vielen neuen Menschen, die sie dadurch kennen lernen würde. Und sie freute sich auf ihre Party am Samstag. Also wischte sie die restlichen Gedanken an ihren Ex beiseite, war den Rest des Apfels ins Gebüsch und klingelte an Lenas Haustür. „Sag mal, bist du beim Laufen eingeschlafen oder was war los? Du wolltest doch schon vor einer halben Stunde da sein.“

Lena schaute vorwurfsvoll. Sie war das komplette Gegenteil von Ronja. Mindestens einen Kopf größer, dunkelbraune, fast schwarze kurze Wuschelhaare, eine Brille auf der Nase, die sie des Öfteren gegen Kontaktlinsen tauschte und einer etwas stämmigeren Figur.

Nichtsdestotrotz hatte sie einen ziemlich großen Verehrer-Stamm, ihre Art sich zu bewegen und zu reden ließ die Männer reihenweise dahinschmelzen. Manchmal war Ronja fast ein wenig neidisch auf sie. Obwohl sie eigentlich auch ein ziemlicher Hingucker war. Durch ihre schmale Figur, den schulterlangen, blonden Haaren, ihrem Kleidungsstil und dem unwiderstehlichen Lächeln wirkte sie sehr anziehend auf Männer. Aber im Gegensatz zu Lena war es ihr ziemlich egal. Ihre Freundin war am laufenden Band auf Männerfang, ständig hatte sie irgendeinen anderen Typen am Start. Ronja amüsierte sich jedes mal, wenn die Männer ihrer Freundin an den Lippen hingen, und sie taten ihr fast leid, wenn sie, meistens ziemlich schnell, wieder abserviert wurden. „Nein, ich musste mit meiner Mutter noch eine kleine „Kleider-Diskussion“ führen. Warte, ich zeige es dir.“ Ronja zog das T-Shirt aus der Tasche und hob es sich vor die Brust. Lena begann laut zu lachen. „Alter, deine Mutter ist echt zum Piepen. Was sollst du denn damit machen? Junggesellinnen-Abschied?“ Lena wischte sie Tränen aus den Augenwinkeln vor Lachen. „Los, zieh mal an. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wie du denkst.“

Ronja schüttelte resigniert den Kopf „Na gut, aber nur, weil du es bist.“ Sie zog ihr gelbes Oberteil aus und schlüpfte in das schreiend pinke, tanzende, schielende Alpaka. Lena musste sich hinsetzen vor Lachen. Auf der rechten Brust hampelte nun das Alpaka, auf der linken schwebten die Noten aus der bunten Tröte. Ronja drehte sich vor Lenas bodentiefem Spiegel hin und her und schüttelte den Kopf. „Alter, Ideen hat die Frau, unglaublich“ sagte sie leicht grinsend.

„Sag mir mal lieber, was wir jetzt für Samstag noch organisieren müssen. Hast du dir überhaupt schon mal ein paar konstruktive Gedanken gemacht, oder versuchst du schon wieder, alles zu delegieren?“ Lena warf Ronja eines ihrer kleinen Zierkissen an den Kopf und schaute sie gespielt erbost an. „Ja, läuft alles“ sagte Ronja zufrieden. „Finja kümmert sich um die Deko, die muss ich nur noch fragen“.

Ronja biss sich leicht auf die Unterlippe. Sie wollte eigentlich von unterwegs aus Finja anrufen, hatte es aber, beim Nachdenken über Tim, wieder völlig vergessen. Sie musste echt ein wenig strukturierter werden. Für die Ausbildung könnte das bestimmt nicht schaden. Missbilligend schüttelte sie den Kopf.

„He Prinzessin, in welchen Sphären treibst du dich denn schon wieder rum?“Lena bohrte ihrer Freundin den Zeigefinger in den Oberarm. „Erde an Ronja, lande mal dein Raumschiff, wir brauchen noch mindestens einen Karton Sekt, zwei Flaschen Baylies und zwei Paletten von diesen leckeren Fertigcocktails. Außerdem noch drei Kästen Bier. Ziehst du dich wieder um oder bleibst du so?“ Lena zupfte lachend an dem quietschrosa Stoff. „Ne, ich zieh noch meine Hose aus und lass das T-Shirt an. DANN können wir gehen.“

Ronja streckte Lena die Zunge raus, zerrte sich das Alpaka über den Kopf und stopfte es zurück in ihre Tasche. Lena schnappte sich ihren Autoschlüssel. Sie war ein halbes Jahr älter als Ronja und fuhr seit einem viertel Jahr einen kleinen, roten Opel Adam. Lena wohnte noch bei ihrer Mutter, sie wollte nach ihrem Abitur im nächsten Jahr Medizin studieren. Sie und Ronja waren schon ewig miteinander befreundet, fast schon von Kindesbeinen an.

Sie kannten sich seit der Grundschule, waren seitdem unzertrennlich. Und auch wenn ihre Zukunftspläne sie räumlich trennen würden war klar, das es an ihrer Freundschaft nichts änderte . Und sie hatten schon ziemlich viel miteinander erlebt. Ihre ersten Freunde, Liebeskummer, Lenas wechselnde Männerbekanntschaften, Ronjas heimliche Schwärmerei für einen jungen Mann aus der unmittelbaren Nachbarschaft, ihre erste heimliche Zigarette, der erste richtige Vollrausch, verbunden mit einigen ziemlich peinlichen Situationen… sie wussten einfach beide viel zu viel voneinander. Ronja drohte immer scherzhaft „wenn du mich ärgerst erzähl ich deiner Mutter, was du damals beim Klassenausflug mit Ben im Gebüsch veranstaltet hast.“ Woraufhin Lena gern erwiderte „und ich sage DEINER Mutter, dass du in der achten Klasse wegen der „Camel“ ohne Filter nach der Pause fast den ganzen Klassenraum vollgekotzt hast.“ Oh ja, sie wussten beide voneinander definitiv zu viel.

Sie konnten zusammen herrlich albern sein, es gab immer etwas zu lachen. Aber sie hatten auch schon nächtelang ernste Gespräche geführt. Jede wusste, dass die jeweils andere immer für sie da war. Sie waren sich fast immer einig, hatten sogar oft schon fast den selben Männergeschmack (nicht unbedingt ein Vorteil). Einzig was den Kleidungsstil betraf unterschieden sie sich in Welten. Lena bevorzugte es kurz, sexy und aufreizend.

Ronja dagegen, wie schon erwähnt, eher bunt, mädchenhafter, chaotisch und lebensfroh.

Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und Lena startete ihre kleine Rennschüssel. Sie fuhr genauso Auto wie sie lebte. Ein bisschen chaotisch, schnell und die meiste Zeit laut vor sich her schimpfend. Ihre Mutter sagte immer „wegen dir wurde der Spruch „Pflanzt Gummibäume“ erfunden.“ Ronja schwankte jedes mal zwischen dem Gefühl von heiterer Gelassenheit und Todesangst, wenn sie neben Lena im Auto saß. Sie freute sich darauf, auch endlich alleine fahren zu dürfen. Am Samstag würde es endlich soweit sein. Jetzt waren sie erst mal gemeinsam auf dem Weg zum örtlichen Getränkehändler, um sich mit den geplanten Spirituosen einzudecken. Eine Stunde später war Lenas Kofferraum und die gesamte Rückbank voll mit Kisten und Flaschen. „Meinst du wirklich, dass die Menge ausreicht?“ Ronja blickte skeptisch nach hinten auf die Bierkästen, Kartons und einzelne Flaschen. „Naja, für nen eigenen Getränkehandel wird’s eng, für deine Party sollte das aber allemal reichen“. Lena zwinkerte mit ironischem Unterton. „Warte, ich ruf meinen Papa an, vielleicht können wir den ganzen Kram gleich in die Garage bringen.“ Ronjas Eltern hatten eine Garage gleich neben der Halle, in der ihr 18. Geburtstag gefeiert werden sollte. Dort stand der Hänger, den ihr Vater ab und zu brauchte, diverse Maschinen, die nur ab und zu zum Einsatz kamen, und seit ein paar Tagen kistenweise Dekokram, Girlanden und Luftballons. Darum sollte sich Finja die Woche kümmern. „Mist, die habe ich ja schon wieder vergessen“. Ronja schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und kramte ihr Handy aus der Tasche, während Lena nach links abbog und den Weg Richtung Hartenrod einschlug. „Huhu Nana, duuuu, ich bräuchte mal deine Hilfe“. Als sie noch klein war kam ihr der Name „Finja“ schwer über die Lippen, mit eineinhalb Jahren entstand das erste „Nana“ . Seitdem war es dabei geblieben, ganz selten nannte Ronja ihre Schwester bei ihrem richtigen Namen. Selbst ihre Eltern hatten den Spitznamen schon stellenweise übernommen. Finja ergab sich irgendwann, vielleicht würde „Nana“ ja später auch gut als eine Art „Künstlername“ passen. „Würdest du mir für Samstag die Halle dekorieren? Ich wüsste Keine, die das besser könnte als du.“

Lena musste lächeln. Ronja wusste meistens ganz genau, welchen Knopf sie bei ihren Mitmenschen drücken musste. Man konnte ihr wirklich selten etwas abschlagen. Wenn sie einen dann noch mit ihren grün-blauen Augen ansah war es um die Meisten geschehen. Finja stöhnte laut am anderen Ende der Leitung.

„Das fällt dir JETZT ein? Heute ist Dienstag, ich habe am Freitag und Samstag ein Shooting in Mannheim im „Dorint“, wie stellst du dir das vor? Hättest du das nicht ein bisschen früher sagen können? Mann Noni, echt, immer das Selbe mit dir. Kannst du dich nicht einfach mal ein bisschen besser organisieren?“ „Uiuiui“ flüsterte Lena vom Fahrersitz aus, und Ronja schüttelte genervt den Kopf. Auf eine Standpauke ihrer älteren Schwester hatte sie jetzt so überhaupt keine Lust. Eigentlich waren die beiden ja ein Herz und eine Seele.

Aber seit sich Finja in den Kopf gesetzt hatte, bei Film, Funk-und Fernsehen Karriere zu machen hatte sie nur noch wenig Zeit für ihre Familie. Und noch weniger Verständnis für die geistigen Eskapaden ihrer kleinen Schwester.

Ronja sammelte ihren ganzen Charme zusammen und flötete in den Hörer „ach bitte bitte bitte, ohne dein fachmännisches Dekowissen wird die Party zur geschmückten Vollkatastrophe. Und ich will nicht, das Anja auf die Idee kommt, die Kids schmücken zu lassen. Komm schon Nana, du bist doch meine beste, liebste, schönste und talentierteste zweitälteste Schwester überhaupt.“

Noch bevor Finja sich den Satz nochmal genau durch den Kopf hatte gehen lassen war ihr schon ein resigniertes „na gut, meinetwegen“ über die Lippen gerutscht. „Ich weiß nur noch nicht genau, wann ich dazu komme. Um wie viel Uhr geht das Ganze los am Samstag?“

Ronja atmete auf. „Um sieben kommen die ersten Gäste, reicht also wenn du gegen vier Uhr loslegst. Ein Profi wie du schafft das doch locker in zwei Stunden.“ So, noch ein bisschen Honig um den Mund geschmiert und die letzte Hürde müsste genommen sein, dachte sie sich. „Also gut, wenn das Shooting planmäßig verläuft bin ich gegen halb vier da, ok?“

„Spitze, du bist ein Schatz. Danke, hast was gut bei mir.“ Sie legte auf und freute sich, somit hatte sie ein Problem weniger. Lena schaute sie von der Seite an. „Na, die war ja schwer begeistert. So gestresst kenne ich Finja ja gar nicht.“ Ronja überlegte. „Stimmt, irgendwie klang sie total genervt und unter Druck. Vielleicht wird ihr das mit den ganzen Fortbildungen und Plänen so langsam doch zu viel. Die ist ja nur noch unterwegs. Ich rede mal mit ihr, wenn wir die Gelegenheit bekommen. Jetzt muss ich erst mal gucken wo mein Papa sich rum treibt.“ Ronja schnappte sich erneut ihr Handy und tippte drauflos.

Es klingelte und dann hörte man ein fröhliches „Tach“ auf der anderen Seite. Ronja liebte ihren Papa. Er war wie ein gemütlicher, liebevoller Bär, immer für alle da, nie schlecht gelaunt, nichts war ihm zu viel. Schon als kleines Kind hing sie an ihm wie eine Klette, und als sein Nesthäkchen durfte sie sich immer etwas mehr erlauben als ihre beiden großen Schwestern. Sie konnte ihn mit einem Blick um den Finger wickeln. Bei ihrer Mutter war das schon schwieriger, die war Blicken gegenüber eher unempfänglich. Sie machte keinen Unterschied zwischen ihren drei Töchtern und ihren beiden Enkeln, in ihrem riesigen Herz hatten alle ihren eigenen Platz.

Ronja liebte ihre Eltern sehr, dass sie die beiden während ihrer Ausbildung dann viel weniger sehen konnte war der einzige Wermutstropfen an dem Ganzen. Aber sie wusste, sie konnte jederzeit heim kommen, wurde stets mit offenen Armen empfangen.

Bei Lena war das ein wenig anders. Ihre Eltern waren schon lange geschieden. Ihr Vater hatte die Familie wegen einer anderen Frau verlassen als Lena zehn war. Seitdem hatte ihre Mutter immer mal wieder wechselnde Lover, keiner war bisher dabei der sich als potenzieller „Ersatzpapa“ geeignet hätte.