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Zehn Jahre sind vergangen, Daniel Alexander lebt mit der Delphinfrau Leena zusammen. Als sie ihm eröffnet, dass er Vater wird, gerät Daniel Alexander in ein Wechselbad an Empfindungen: Freude, Aufregung, aber auch Angst vor der Verantwortung der eigenen Jugend. Daniel Alexander muss noch einmal aufbrechen - allein, zu einer Reise mit offenem Ausgang. Er begegnet alten Freunden wieder, übersteht Gefahren und erfährt die ganze Schönheit der Welt unter Wasser. Und am Ende einer Odyssee ist er endlich bereit für die größte und schönste Aufgabe seines Lebens.
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Seitenzahl: 54
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Sandro Hübner, geboren am 07. August 1991 in Görlitz. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte es ihn sehr großen Spaß das Schreiben. Sandro Hübner lebt mit seinem Partner in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman.
Vom Autor bereits erschienen: siehe Anmerkungen
Die letzten Strahlen der Abendsonne fielen sanft durch die verwehenden Wolken und offenbarten die unverfälschte Schönheit einer abgelegenen Koralleninsel, die wie ein Juwel inmitten des tiefblauen Meeres lag.
Ein Tropensturm war gerade durch das Gebiet gezogen, und eine starke Dünung, in weiter Ferne geboren, peitschte das Riff. Der ansonsten friedliche Ozean hatte sich in eine tosend brandende, gischtende Flut verwandelt. Kurz bevor sich eine hohe Welle brach, tauchte ein Delphin aus der Tiefe auf. Er durchbrach die Welle, als sie auf das Riff schlug, und zog eine dünne Spur über die Wasserwand, während er mit angehaltenem Atem zwischen Wellental und Wellenkamm balancierte . . .
Der Wellenrand hüllte ihn langsam ein, umfing ihn und trug ihn immer tiefer hinein an die Stelle, von der alle Wellenreiter träumen: den Tunnel. Und der als der einsame Delphin dann wieder über die Wasseroberfläche schoss, machte er in einer wunderschönen eleganten Kurvenbewegung einen klassischen Cutback und ließ die Welle schließlich hinter sich.
Er beschloss, dass dies nun die letzte Welle sein sollte, die er heute geritten hatte, also schwamm er in Richtung Lagune, erschöpft, aber glücklich.
Michael Benjamin Delphin sah ein letztes Mal aufs offene Meer hinaus, als die Sonne gerade aus dem blauen Himmel in den blauen Ozean fallen wollte – ein magischer Moment am Tag: Wer Glück hat, sieht für den Bruchteil einer Sekunde noch das grüne Aufblitzen, bevor die Sonne vollkommen versinkt und mit dem azurblauen Meer verschmilzt. Michael Delphin zögerte. Es war wie bei allen Wellenreitern: Er dachte, er hätte für heute seine letzte Welle genommen, doch die Sehnsucht nach dieser unbeschreiblichen Freude am Surfen trieb ihn dazu, noch eine weitere letzte Welle zu reiten, bevor er endgültig in die Lagune zurückkehrte. Er begann seinen Ritt auf der ersten Welle des Sets. Als er sich vom Wellental hinaufschwang, passierte er die kritische Stelle. Die Welle wurde langsamer, also konnte er nur einen Cutback machen und warten, bis sich die neue Welle vor ihm aufbaute. Am Ende verließ er sie mit einem grazilen Sprung ins Wasser.
Es war ein großartiger Tag in den Wellen gewesen. Es ging ihm so viel besser, seit er beschlossen hatte, sich in seinem Leben Zeit zu nehmen für die Dinge, die er mochte und von denen er träumte.
Er schwamm in Richtung Strand, hielt aber inne, um noch einmal die herrliche Abendstimmung zu bestaunen. Seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit zurück.
Er erinnerte sich an die Augenblicke, die er vor vielen Jahren mit Daniel Alexander Delphin beim Wellenreiten geteilt hatte – wie er immer stundenlang die Wellen betrachtet und sich vorgestellt hatte, er befinde sich an der Spitze einer dieser riesenhaften Wasserwände; wie er geträumt hatte . . .
Nun hatte er endlich sein wahres Selbst wiederentdeckt, den echten Michael Benjamin Delphin in sich wiedergefunden. Und es fühlte sich gut an. „In der Welt der Träume“, hatte Daniel einmal zu ihm gesagt, „ist alles möglich.“
Michael sah zum Horizont und dachte an seinen Freund:
Vor vielen Jahren, Daniel, hast du mir gezeigt, dass ich meinen Träumen folgen soll: Es sei das Wichtigste, was ich in meinem Leben erreichen könne. Und das habe ich getan. Nachdem du weggegangen warst, war ich am nächsten Morgen nach langer Zeit wieder beim Wellenreiten und habe zum ersten Mal die Stimme des Meeres gehört; ich habe mich an den Sinn meines Lebens erinnert und mir selbst ein Versprechen gegeben: Eines Tages werde ich dich schon finden, Daniel, und dann werde ich dir das eine oder andere über das Wellenreiten beibringen!
„. . . oder . . ., wer weiß? Vielleicht komme ich ja irgendwann zurück, und dann kannst du mir vielleicht das eine oder andere über das Leben beibringen . . .“
Michael drehte sich abrupt um.
„Daniel!“
„Hallo, Michael“, sagte Daniel Alexander Delphin. „Lange her . . .“
Michael umarmte Daniel, der Mond stand hoch am Himmel, die Sterne leuchteten heller denn je.
„Schön, dich wiederzusehen“, sagte Michael.
„Schon, wieder zurück zu sein“, erwiderte Daniel.
Er entsann sich der Zeit, dieses wundervollen, erleuchtenden Moments, als er zum ersten Mal die Stimme des Meeres gehört hatte, die Stimme, die ihn seinen ganzen Weg über begleitet und ihn gelehrt hatte, den wahren Sinn seines Lebens zu finden.
Schöne Erinnerungen sie wie kleine Fenster, durch die wir einen Blick aufs Paradies erhaschen können.
„Es tut gut, wieder hier in meiner Lagune zu sein, wo alles begann und wo ich mich zum ersten Mal frei gefühlt habe“, sagte Daniel. „Fast hätte ich vergessen, wie schwierig es ist, Entscheidungen zu treffen, die allem zuwiderlaufen, was man im Leben gelernt hat.“
Sie schwammen zusammen. Viele Jahre seitdem vergangen, aber Daniel Alexander Delphin kam es so vor, als hätte er erst gestern beschlossen, die Lagune auf der Suche nach dem Sinn des Lebens zu verlassen. Den Sinn des Lebens zu finden, ist für ihn eine zufriedenstellende Lösung. Auch wenn es nicht einfach ist.
Michael lächelte seinen Freund an.
„Kannst du dir das vorstellen Daniel – was wäre geschehen, wenn du auf den Delphinältesten gehört hättest? Wir dürfen das innere Riff, das unsere Welt umschließt, nicht verlassen. Seit Anbeginn der Zeiten liegt es dort und hat uns immer vor den Gefahren beschützt, die jenseits des Riffs drohen. Wir müssen die göttliche Entscheidung respektieren, indem wir das Gesetz achten. Doch stattdessen hast du dich entschieden, auf die Stimme deines Herzens zu hören.“
„Ja, du hast recht, Michael. Selbst du warst damals der Meinung, dass ich einen Fehler machte.“
„Das stimmt, Daniel. Aber dann bist du zurückgekommen, du hast uns verziehen, dass wir dich so behandelt hatten, und hast den Zauber mit uns geteilt, den du gefunden hattest.“
Michael schwamm um seinen Freund herum.
„Es ist so schön, dich wiederzusehen, Daniel“, sagte er noch einmal, aber konnte immer noch nicht recht glauben, dass sein alter Freund wirklich hier war, hier bei ihm.
„Ja“, antwortete Daniel. Er schwamm zum offenen Meer hinaus und blickte zum Horizont.
„Was ist denn, Daniel?“, wollte Michael wissen.
„Nichts . . .“
Michael blieb beharrlich: „Komm schon, Daniel, sag mir, was los ist!“