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»Die Russen draußen halten, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten ...«
Anfang der 1950er Jahre, zu Beginn des Kalten Krieges, erklärte Baron Ismay, erster Generalsekretär der NATO, der Zweck der North Atlantic Treaty Organization sei es, »die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten«. Heute, rund sechs Jahrzehnte später sowie ein Vierteljahrhundert nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auflösung des Warschauer Pakts, sind die USA, die treibende Kraft hinter der NATO, mehr denn je darauf erpicht, Baron Ismays Maxime instand zu halten.
Anstatt die NATO nach 1990 bedachtsam abzubauen, wie es vielerseits erwartet wurde, haben vier amerikanische Präsidenten nacheinander die Strategie verfolgt, die NATO bis vor die Haustür Moskaus und auch Chinas zu erweitern. Wie ist das zu verstehen? F. William Engdahl geht davon aus, dass hinter Baron Ismays bekannter Maxime eine unausgesprochene geopolitische Agenda des Westens steht.
Diese inoffizielle US-Außenpolitik wurde 2014 von George Friedman, Direktor der texanischen Strategie-Denkfabrik Stratfor, die wegen ihrer engen Verbindungen nach Washington oft auch als »Schatten-CIA« bezeichnet wird, in einem Interview offen eingeräumt: »Aus Sicht der Vereinigten Staaten wäre das gefährlichste potenzielle Bündnis eine Allianz zwischen Russland und Deutschland. Es wäre eine Allianz der Technologie und des Kapitals Deutschlands mit den natürlichen und menschlichen Ressourcen Russlands.«
Dieses Buch weist die rabiaten Bemühungen Washingtons nach, unter schamloser Übertretung internationalen Rechts und der UN-Charta einen Finanzkrieg und einen militärischen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen und es zu dämonisieren. Es zeigt Russlands überraschende Reaktionen, die jene Krise in eine einmalige Chance verwandeln, neue Bündnisse zu schmieden und bestehende zu vertiefen.
Das Auftauchen dramatischer neuer alternativer Initiativen von China bis Russland bietet Europa, insbesondere der Bundesrepublik Deutschland, eine einmalige Gelegenheit, bei einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung, der die Geschichte verändern kann, eine führende Rolle zu spielen. Die Alternative ist ebenso krass wie eindeutig: Chaos, ein unkontrollierter Flüchtlingsstrom, Terrorismus, Krieg und eine wirtschaftliche Depression wie in den 1930er Jahren oder noch schlimmer.
Deutschland und der Großteil der EU sind viel zu lange Vasallenstaaten der US-Außenpolitik gewesen.
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»Die Russen draußen halten, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten …«
Anfang der 1950er Jahre, zu Beginn des Kalten Krieges, erklärte Baron Ismay, erster Generalsekretär der NATO, der Zweck der North Atlantic Treaty Organization sei es, »die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten«. Heute, rund sechs Jahrzehnte später sowie ein Vierteljahrhundert nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auflösung des Warschauer Pakts, sind die USA, die treibende Kraft hinter der NATO, mehr denn je darauf erpicht, Baron Ismays Maxime instand zu halten. Und das, obwohl die Russische Föderation nach dem Kollaps von 1990 durchaus bereit war, ihre Schwerter gegen Pflugscharen zu tauschen, ihr Arsenal an Nuklearwaffen zu reduzieren und ein friedlicher Partner des Westens zu werden.
Anstatt die NATO nach 1990 jedoch bedachtsam abzubauen und Washingtons gigantische Rüstungsausgaben in eine Friedensdividende umzumünzen, wie es vielerseits erwartet wurde, haben vier amerikanische Präsidenten in Folge die Strategie verfolgt, die NATO bis vor die Haustür Moskaus und auch Chinas zu erweitern. Wie ist das zu verstehen? Ich gehe davon aus, dass hinter Baron Ismays bekannter Maxime eine unausgesprochene geopolitische Agenda des Westens steht, zunächst einmal vonseiten Großbritanniens und heute vonseiten der USA als einziger verbliebener Supermacht.
Diese Agenda wurde vor fast einem Jahrhundert entworfen, und zwar von einem britischen Geografen namens Halford Mackinder, der 1919 der Royal Geographic Society in London ein entsprechendes Essay vorlegte. Mackinder, der Vater der britischen Geopolitik, die bis heute die angloamerikanische Strategie geblieben ist, erklärte:
Wer über Osteuropa herrscht, beherrscht das Herzland.
Wer über das Herzland herrscht, beherrscht die Weltinsel.
Wer über die Weltinsel herrscht, beherrscht die Welt.
Für Mackinder war das Herzland die gigantische Landmasse Russlands. In seinem Buch Democratic Ideals and Reality schrieb Mackinder: »Es ist unbedingt notwendig, dass zwischen Deutschland und Russland ein Gürtel unabhängiger Staaten liegt.«
Nach Ende des Kalten Krieges hielt sich Washington nicht an seine Zusage, von einer NATO-Osterweiterung abzusehen, sondern lud Polen, Ungarn, Bulgarien und andere ehemalige Mitglieder des Warschauer Pakts ein, der NATO beizutreten. 2007 kündigte Präsident George W. Bush an, die USA würden in Polen und Tschechien Raketen und Radar stationieren, um sich »gegen die Bedrohung durch einen Atomschlag des Schurkenstaats Iran zu wehren«. Der russische Präsident Putin wies damals jedoch darauf hin, dass der eigentliche Zweck darin bestand, Russland mit dem potenziell vernichtenden »Raketenabwehrschild« einzukreisen. Die Aufnahme der ehemaligen Ostblockstaaten in die NATO nach 1999 verstieß gegen Washingtons Zusicherung und trieb die Instabilität und Unsicherheit Europas und Eurasiens enorm voran.
Zur gleichen Zeit erließen die EU-Mitgliedstaaten die Bestimmungen des Maastricht-Vertrags zur Errichtung einer Währungsunion auf der Grundlage des Euro. Dabei wurde allerdings ein zweiter Teil des Maastricht-Vertrags, der zur Schaffung einer unabhängigen »Säule der Verteidigung« aufrief, von Washington faktisch niedergestimmt, in dem Beharren, dass eine US-geführte NATO und nicht eine unabhängige EU-Streitmacht das Sagen habe. Mit dem von den USA angezettelten Jugoslawien-Krieg, der während der 1990er Jahre tobte, sollte ein Exempel statuiert werden, um zu zeigen, dass Europa »unfähig« sei, den Frieden zu erhalten, ohne die Amerikaner mit im Boot zu haben – ganz so, wie es sich Baron Ismay vorgestellt hatte: »die Amerikaner drinnen halten«.
In den Jahren 2003 und 2004 inszenierte das US-Außenministerium mithilfe diverser von ihm kontrollierter NGOs eine Farbrevolution in der Ukraine, die sogenannte »Orange Revolution«, und eine in Georgien, die »Rosenrevolution«, und setzte in der Folge in jenen direkten Nachbarstaaten Russlands NATO-freundliche Präsidenten ein. Beide Länder sollten auf eine NATO-Mitgliedschaft vorbereitet werden – ein Trauma für Moskaus nationale Sicherheit. In den 1990er Jahren und dem darauf folgenden Jahrzehnt konnte Moskau allerdings kaum mehr dagegen unternehmen, als vehement zu protestieren.
Inzwischen hat sich diese Lage jedoch grundlegend verändert. Im Jahr 2013 betrieb Russland, wieder unter Präsident Putin, die Gründung einer Eurasischen Wirtschaftsunion, nachdem es bei Bemühungen um eine engere Partnerschaft mit der Europäischen Union wiederholt eine Absage erhalten hatte. Gleichzeitig wurde die vom gewählten Präsidenten Wiktor Janukowytsch geführte Ukraine zu einer von der NATO und Russland umworbenen Trophäe. Als Janukowytsch im November 2013 der EU verkündete, er habe sich für das wesentlich bessere Angebot Moskaus und der Eurasischen Wirtschaftsunion entschieden, setzte Washington in Form von »Euromaidan« den geballten Zorn seiner Destabilisierungsmaschinerie frei. Als die Außenminister Deutschlands und anderer EU-Staaten – unter Beteiligung Russlands (aber ohne die USA) – am 21. Februar 2014 in letzter Minute einen Kompromiss erzielten, der chaotische Zustände und einen Bürgerkrieg vermeiden sollte, entfesselten US-trainierte Scharfschützen innerhalb von 24 Stunden eine Welle des Terrors und des Tötens, die jedem Kompromiss ein Ende setzte und die von einem US-amerikanischen Strategie-Insider als »der eklatanteste Putsch in der US-Geschichte« bezeichnet wurde.
Das Einsetzen eines von Washington kontrollierten Regimes aus Neonazis, Gangstern und regelrechten Kriminellen unter Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk – laut einem abgehörten Telefongespräch handverlesen von der Staatssekretärin des US-Außenministeriums Victoria Nuland – war von vornherein dazu bestimmt, einen Keil zwischen Russland und Westeuropa zu treiben, insbesondere zwischen Russland und Deutschland. Ein klassisches Beispiel für Mackinders Geopolitik, diesmal von Washington betrieben anstatt von London.
Seit über einem Jahrhundert zielt die angloamerikanische Außenpolitik darauf ab, unter allen Umständen eine strategische Partnerschaft zwischen Deutschland, Europas wirtschaftlicher Primärkraft, und der eurasischen Landmacht Russland zu verhindern. Das ist nachweisbar, seit Deutschland durch britische Intrigen und Allianzen von seinem zuvor fruchtbaren Bündnis mit dem zaristischen Russland isoliert wurde, was zum Weltkrieg von 1914 führte, einem Krieg, in dem Russland an der Seite Englands und Frankreichs gegen Deutschland und Österreich-Ungarn kämpfte. Durch ähnliche Intrigen vonseiten der USA und Großbritanniens wurde der Aufstieg Hitlers in Deutschland finanziert.
Diese inoffizielle US-Außenpolitik wurde 2014 von George Friedman, Direktor der texanischen Strategie-Denkfabrik Stratfor, die wegen ihrer engen Verbindungen nach Washington oft auch als »Schatten-CIA« bezeichnet wird, in einem Moskauer Interview offen eingeräumt. Unter Bezugnahme auf die US-Außenpolitik seit dem Ersten Weltkrieg äußerte Friedman gegenüber der russischen Zeitung Kommersant: »Aus Sicht der Vereinigten Staaten wäre das gefährlichste potenzielle Bündnis eine Allianz zwischen Russland und Deutschland. Es wäre eine Allianz der Technologie und des Kapitals Deutschlands mit den natürlichen und menschlichen Ressourcen Russlands.«
Dieses Buch weist die rabiaten Bemühungen Washingtons nach, unter schamloser Übertretung internationalen Rechts und der UN-Charta einen Finanzkrieg und einen militärischen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen und es zu dämonisieren sowie gleichzeitig Deutschland und die EU dazu zu zwingen, Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu verhängen, die rückblickend Deutschland mehr geschadet haben als Russland. Es zeigt Russlands überraschende Reaktionen, die jene Krise in eine einmalige Chance verwandeln, neue Bündnisse zu schmieden und bestehende zu vertiefen. Das betrifft insbesondere China und die Staaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit wie auch die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika.
Die jüngste Episode dieser dramatischen Entwicklung ist Russlands bislang erfolgreiches militärisches Eingreifen in Syrien – auf Ersuchen des rechtmäßig gewählten Präsidenten Assad –, um die dschihadistischen Terroristen in jenem Land zu vernichten. Dabei deckte Russland die Tatsache auf, dass CIA und Pentagon hinter den Kulissen jene Gruppen ausgebildet und bewaffnet hatten – sogenannte »gemäßigte Oppositionsrebellen«, darunter al-Qaida und ISIS –, um Washingtons globale geopolitische Agenda durchzusetzen. Falls es uns gelingt, diesen sich rasch entfaltenden Dritten Weltkrieg noch zu verhindern, werden künftige Historiker dies in erster Linie der Reaktion Russlands auf seine existenzielle Krise nach 2014 zuschreiben. Washington und die Pleitebanken der Wall Street bilden eine Art Weltreich in der Untergangsphase, so ähnlich wie Rom im vierten Jahrhundert oder England nach 1914. Das Auftauchen dramatischer neuer alternativer Initiativen von China bis Russland bietet Europa, insbesondere der Bundesrepublik Deutschland, eine einmalige Gelegenheit, bei einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung, der die Geschichte verändern kann, eine führende Rolle zu spielen. Die Alternative ist ebenso krass wie eindeutig: Chaos, ein unkontrollierter Flüchtlingsstrom, Terrorismus, Krieg und eine wirtschaftliche Depression wie in den 1930er Jahren oder noch schlimmer. Deutschland und der Großteil der EU sind viel zu lange Vasallenstaaten der US-Außenpolitik gewesen, betrachtet man einmal den wenn überhaupt vorhandenen Nutzen.
– F. William Engdahl,
Wiesbaden, November 2015
1Russland verhandelt mit China über ein neues SWIFT-Abkommen
Russland und China, die beiden strategisch wichtigsten Länder Eurasiens, sind offenbar dabei, sich endgültig aus dem Würgegriff des Dollar zu befreien. Am 10. September 2014 führten beide Seiten Gespräche über die Einrichtung eines Interbank-Clearing-Systems unabhängig vom US-kontrollierten Zahlungssystem SWIFT. Wenn es tatsächlich dazu kommt, wäre dies für Russland und China eine wichtige Maßnahme zum Schutz ihrer Volkswirtschaften vor Washingtons neu entwickelter Waffe der Finanzkriegsführung gegen ein Land, das sich nicht nach dem Willen bestimmter mächtiger Kreise verhält.
Am 10. September traf Russlands Erster Vizeministerpräsident Igor Schuwalow in Peking mit seinem chinesischen Amtskollegen zu Gesprächen über die Errichtung eines Clearing-Systems für internationale Finanztransaktionen zusammen. Es könnte oder würde im Fall weiterer Sanktionen durch USA und EU den SWIFT-Interbank-Zahlungsmechanismus ablösen. Nach seinen Gesprächen in Peking bestätigte Schuwalow vor der Presse: »Ja, wir haben darüber diskutiert und befürworten diese Idee.« 1› Hinweis
Russland reagiert damit auf Washingtons eskalierende finanzielle Kriegsführung in Form von Wirtschaftssanktionen gegen führende russische Persönlichkeiten. Washington beabsichtigt, die Spannungen und Konfrontationen aus der Zeit des Kalten Krieges wieder aufleben zu lassen, um einen blutigen Keil zwischen die Länder der EU (insbesondere Deutschland) und Russland zu treiben. Im März dieses Jahres beschloss die EU unter dem Druck Washingtons einstimmig eine Reihe von Sanktionen gegen wichtige russische Persönlichkeiten aus Präsident Putins Umfeld. Die Sanktionen waren die Antwort auf das Referendum über die Unabhängigkeit der Krim, bei der sich die überwältigende Mehrheit der Wähler – 93 Prozent – für die Mitgliedschaft in der Russischen Föderation und für eine Abspaltung von der Ukraine aussprach.
Die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications, abgekürzt SWIFT, stellt eine der wichtigsten Verbindungen Russlands zum internationalen Finanzsystem dar. Wie Bloomberg berichtete, brachte die britische Regierung von Premierminister David Cameron am 30. August – ironischerweise unmittelbar nachdem Russland in Minsk Bedingungen für einen Waffenstillstand zwischen der Regierung in Kiew und den Rebellen in der Ostukraine vorgeschlagen hatte – ins Gespräch, die EU-Sanktionen gegen Russland eskalieren zu lassen und russische Banken vom SWIFT abzuklemmen. 2› Hinweis
Wenn es dazu käme, gliche dies der Erklärung eines umfassenden Wirtschaftskrieges zwischen der EU und Russland. Die Folgen für die EU wären eindeutig verheerend, worüber man sich in Washington oder in führenden Kreisen der Wall Street ohne jeden Zweifel ins Fäustchen lachen würde. Schon jetzt treffen die von den USA verfügten EU-Sanktionen gegen Russland die deutsche Wirtschaft ganz erheblich.
Russland vom SWIFT-System abzuklemmen wäre ein sehr ernster Schritt, der harte Gegenmaßnahmen aus Russland nach sich zöge. Der Ausschluss Russlands vom SWIFT würde Probleme im grenzüberschreitenden Bankenverkehr schaffen, die dann den Handel lahmlegen würden.
Die jüngsten Gespräche in Peking zeigen, dass Moskau nicht naiv über die Absicht bestimmter Washingtoner Kreise denkt, die den Druck gegen Russland bis zu einem neuen Kalten oder sogar heißen Krieg eskalieren lassen wollen. Darüber hinaus sind China und Russland im Gespräch über die Schaffung einer neuen internationalen Ratingagentur, unabhängig von den politisch manipulierten US-Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poors.
Diese Initiativen der beiden führenden Länder nicht nur im eurasischen Shanghaier Rat für Zusammenarbeit, sondern auch unter den BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, China, Indien, Südafrika – sind ein nächster Schritt, nachdem die BRICS-Staaten im vergangenen Juli in Brasilien einmütig die Gründung einer Alternative zu den von Washington beherrschten Institutionen IWF und Weltbank beschlossen hatten. Geplant sind der Aufbau einer BRICS-Infrastrukturbank und eines Währungsfonds. 3› Hinweis
Parallel zu dem Schritt, sich aus dem Würgegriff des Dollar-Systems zu befreien, verhandeln Russland und China über ein Abkommen, den Energiehandel zwischen beiden Ländern in den eigenen Währungen abzuwickeln und nicht mehr, wie seit der Gründung des Bretton-Woods-Systems 1944 üblich, über den US-Dollar. Seit August 1971, als US-Präsident Nixon entschied, die Bindung des US-Dollars an das Gold aufzuheben, beruht die Macht der USA auf einem System, bei dem alle Länder unabhängig vom steigenden oder fallenden Dollarkurs gezwungen waren, den US-Dollar für den Handel mit Erdöl, Rohstoffen und anderen Waren einzusetzen.
Als der Euro nach der Finanzkrise von 2008 erstmals zu einer Herausforderung für die Rolle des Dollar als »Reservewährung« wurde, koordinierte man in Washington eilig die spätere »Griechenland-Krise«. Beteiligt waren die Wall Street und die Abteilung für Wirtschaftskriegsführung in der Obama-Regierung, die Working Group on Financial Markets (Arbeitsgruppe zu den Finanzmärkten), in Washington auch bekannt als »Plunge Protection Team« (Absturzverhütungsteam), unter Vorsitz der Chefs von Federal Reserve, der Bankenaufsicht SEC und der Commodity Futures Trading Commission [die die Termin- und Optionsmärkte in den USA reguliert].
De facto war die »Griechenland-Krise« eine volle Finanzkriegsoffensive Washingtons und der Weltbank gegen die Stabilität des Euro. Unter Beteiligung der Federal Reserve, der Ratingagenturen, Wall-Street-finanzierter Hedgefonds-Spekulanten und des US-Finanzministeriums wurde die Euro-Krise geschaffen. Infolgedessen stieg der Dollar drastisch in die Höhe, die Volkswirtschaften in Euroland sind seither deutlich geschwächt.
Eindeutig haben China und Russland sowie andere Regierungen von Schwellenländern Washingtons neue Finanzkriegswaffe verstanden, die durch finanzielle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem 11. September 2001 noch verfeinert wurde. Jene Maßnahmen richteten sich angeblich gegen Geldwäsche durch internationale Terroristen, lassen sich aber heute ganz klar auf alle Banken der Welt anwenden. Wirtschaftlich und finanziell betrachtet, nähert sich die Welt dem »Umkipppunkt«; mit der Schaffung einer gemeinsamen russisch-chinesischen Alternative zum SWIFT würde ein weiterer dicker Nagel in den Sarg für den Dollar geschlagen. Es steht jedoch nicht zu erwarten, dass Washington und die Wall Street diesen Nagel widerstandslos hinnehmen. Seit dem US-finanzierten Putsch in der Ukraine vom Februar 2014 befinden wir uns in einer neuen Ära weltweiter Kriegsführung.
– 15. September 2014
2China und Russland schließen umfangreiche Energielieferverträge
Erst vor wenigen Wochen haben Russlands Präsident Putin und der chinesische Staatspräsident Xi den »Energievertrag des Jahrhunderts« unterzeichnet – ein über 30 Jahre laufendes und 400 Milliarden Dollar teures Projekt für die Lieferung von Erdgas und den Bau einer russisch-chinesischen Pipeline. Nun lassen beide Länder weitere umfangreiche Vereinbarungen über die Lieferung von Erdgas, Erdöl und Kohle folgen. Insgesamt bedeutet beides eine deutliche strategische und geopolitische Wende in den Beziehungen zwischen den zwei eurasischen Mächten, die sich auf die Zukunft Europas und auch der USA auswirken wird.
Am 17. September informierte Alexei Miller, Chef der russischen Gazprom, Wladimir Putin über Verhandlungen mit der chinesischen Seite. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax und die chinesische Xinhua melden, soll China über eine westlich verlaufende Pipeline mit 30 Milliarden Kubikmetern Erdgas versorgt werden. Genauso wie der frühere Vertrag über die »östliche« Gaspipeline hat auch der neue Vertrag eine Laufzeit von 30 Jahren.
Berichten zufolge wird er im November zwischen Gazprom und der China National Petroleum Corporation (CNPC) unterzeichnet. Beide Seiten schlossen auch eine mögliche Verdopplung oder sogar Verdreifachung des Liefervolumens auf 60 bis 100 Milliarden Kubikmeter nicht aus. Die jetzt vereinbarten Gaslieferungen werden teilweise über bestehende russische Pipelines erfolgen. 4› Hinweis
Der neue Vertrag über die westliche Gaspipeline folgt auf eine frühere Vereinbarung zwischen Russland und China, die nach über zehnjähriger Verhandlung im Mai 2014 unterzeichnet wurde. Dieses östliche Projekt oder East Route Gas Project erfordert den Bau einer Gaspipeline, über die China ab 2018 mit jährlich 38 Milliarden Kubikmetern Erdgas versorgt wird. Mit dem Bau der östlichen Route, offiziell »Power of Siberia« genannt, wurde in diesem Monat begonnen; der erste Abschnitt ist eine Pipeline von der ostsibirischen Stadt Jakutsk, die als kälteste Stadt der Welt gilt. Die Gesamtkosten der Pipeline werden sich auf 55 Milliarden Dollar belaufen. 5› Hinweis
Die beiden russisch-chinesischen Gaspipelineprojekte sind längst nicht das Einzige, worüber zurzeit zwischen beiden Ländern verhandelt wird. Wie der stellvertretende Chef der chinesischen Energiebehörde, Zhang Yuqing, am 19. September, nur zwei Tage nach Bekanntgabe der westsibirisch-chinesischen Gespräche, ankündigte, wird China die Zusammenarbeit mit russischen Unternehmen am riesigen russischen Flüssiggasprojekt Jamal »verstärken«. Die chinesische Seite, die eine eigene Technik zur Erzeugung von verflüssigtem Erdgas (LNG) entwickelt hat, wird diese im Jamal-Projekt für Gaslieferungen an China einsetzen.
Unter der russischen Halbinsel Jamal im Nordwesten Sibiriens, bekannt als das Jamal-Megaprojekt, lagern einige der größten bekannten Erdgasreserven der Welt. China und Russland reden zurzeit über eine signifikant vermehrte chinesische Mitarbeit an der Entwicklung von LNG aus Jamal. Nach aktuellem Stand soll die China National Petroleum Corporation für das chinesisch-russische Jamal-LNG-Projekt auf dem Süd-Tambeiskoje-Feld 200 Bohrungen betreiben sowie ein Pipelinesystem, Einrichtungen zur Gasverarbeitung und eine Verflüssigungsanlage aufbauen.
Das russische Gasunternehmen Novatek ist mit 60 Prozent an dem Projekt beteiligt, die chinesische CNPC und die französische Total mit jeweils 20 Prozent. 6› Hinweis
Russland vereinbarte 2008 mit der amerikanischen ExxonMobil ein Joint Venture zur Entwicklung eines angrenzenden Gasfelds in Jamal. Falls die kürzlich von der EU und den USA verhängten Sanktionen verstärkt werden, könnte auch das Geschäft mit ExxonMobil auf Eis gelegt werden. Bei der Entscheidung für das Projekt mit China hatte Moskau ganz offensichtlich auch den Verlust der Beteiligung westlicher Firmen im Falle weiterer US-Sanktionen im Auge.
Gleichzeitig unterzeichnete der russische Staatskonzern Rostec (»Russische Technologien«) Anfang September einen Zehn-Milliarden-Dollar-Vertrag mit der staatlich-chinesischen Shenhua Group Corp Ltd., dem größten Kohlebergbauunternehmen der Welt. Dementsprechend sollen zwei Kohlevorkommen in Sibirien und im russischen Fernen Osten erschlossen werden. Beide Unternehmen werden die Kohlelager von Ogodschinskoje in der Region Amur erschließen; die Vorräte werden auf 1,6 Milliarden Tonnen geschätzt. Rostec erwartet den Beginn der Kohleförderung für 2019, die Jahresproduktion von bis zu 30 Millionen Tonnen soll hauptsächlich nach China exportiert werden. 7› Hinweis
Die Kooperation zwischen Rostec und Shenhua beschränkt sich jedoch nicht auf den Kohleabbau im russischen Amur-Gebiet. Beide Unternehmen werden in Port Vera in der Region Primorje ein Hafenterminal für Kohle mit einer Jahreskapazität von 20 Millionen Tonnen errichten. Mit dem Bau soll 2015 begonnen werden, die Inbetriebnahme ist für 2018/2019 vorgesehen. Dadurch wird Russland seine Kohleexporte in die asiatisch-pazifischen Märkte deutlich erhöhen können.
Darüber hinaus umfasst das Projekt den Bau eines Kraftwerks mit Hochspannungsleitungen nach China und den Aufbau einer Transportinfrastruktur. Damit soll dem Problem von Stromausfällen in der russischen Region Amur und in den nordöstlichen Gebieten Chinas begegnet und der Strombedarf gedeckt werden. Außerdem wird erwartet, dass 10 000 neue Arbeitsplätze plus 30 000 weitere Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie und im Umfeld entstehen.
In einem Kommentar im russischen Fernsehen betonte Ministerpräsident Dmitri Medwedew am 20. September:
»Unsere Zusammenarbeit mit China ist strategisch wichtig. Wir pflegen hervorragende politische Kontakte, wir unterhalten exzellente wirtschaftliche Beziehungen. China ist unser strategischer Partner, wir sind daran interessiert, die Kooperation auszuweiten.« 8› Hinweis
Insgesamt könnten die jüngsten Energieverträge zusammen mit anderen Initiativen Russlands zur Vertiefung der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verbindungen mit China und den anderen Ländern Eurasiens die geopolitische Weltkarte verändern – was die Kriegsfraktion in Washington mit Sicherheit nicht begrüßen wird.
Wie ich bereits betont habe, befindet sich die Welt in einer Phase der Umgestaltung, wie sie sich nur alle paar Jahrhunderte einmal ergibt. Eine Epoche geht zu Ende. Die einst unangefochtene globale Hegemonie der Mitgliedsländer der Atlantischen Allianz schwindet rapide.
Washington und die mächtigen superreichen Familien hinter der dortigen Macht sind offenkundig mit Hochdruck bemüht, ihren Machtverlust zu stoppen oder rückgängig zu machen. Selbst die Elite der EU-Länder, besonders Deutschlands, hat langsam die Nase voll von den Kriegen der US-Neokonservativen, der Angstmache im Zusammenhang mit Krankheiten wie Ebola und der Zerstörung der Ukraine, die die EU schwer trifft, Washington und die Wall Street jedoch nicht berührt. Die nächsten Monate werden viel entscheidender, als den meisten von uns bewusst ist. Die einst mächtigen Institutionen verlieren ihre Macht, neue treten an ihre Stelle. Die jüngsten Wirtschaftsabkommen zwischen China und Russland sind ein äußeres Zeichen dieses epochalen Wandels.
– 22. September 2014
3Obamas Sanktionen verschaffen Putin neue Erdölgewinne
US-Präsident Barack Obama, oder zumindest die kriegslustigen Neokonservativen, die ihn zu Kriegen auf der ganzen Welt drängen, bekommen jetzt zu spüren, dass ihre törichten Wirtschaftssanktionen gegen Putins Russland das eigene Land treffen. Vor wenigen Tagen verkündete Russlands größte Ölgesellschaft, die staatliche Rosneft mit ihrem Chef, dem Putin-Vertrauten Igor Setschin, die Entdeckung eines gigantischen Ölfelds in der Arktis, nördlich von Murmansk. Zu dumm, dass Obama Sanktionen gegen Setchin und sein Unternehmen verhängt und amerikanischen Firmen verboten hat, mit ihnen Geschäfte zu machen.
Am 27. September 2014 gaben Rosneft und der US-amerikanische Ölkonzern ExxonMobil in einer gemeinsamen Erklärung die Entdeckung eines neuen riesigen Erdöllagers bekannt – »Universitetskaja-1« in der Karasee. Seit mehr als 20 Jahren hatten russische Ölgesellschaften davon geträumt, in der Arktis auf die dort vermuteten riesigen Ölvorkommen zu treffen.
Im Jahre 2011 hatte der CEO von ExxonMobil, dem größten amerikanischen Ölkonzern und dem Kernstück der ursprünglichen Rockefeller-Erdölgruppe, mit Setschins Rosneft eine Vereinbarung über ein Joint Venture zur Bohrung in der russischen Arktis unterzeichnet.
Die Flussdaten von Universitetskaja-1 lassen darauf schließen, dass hier 750 Millionen bis eine Milliarde Barrel hochwertiges Rohöl (»sweet light«) entdeckt wurden. Nach heutigen Marktpreisen liegt deren Wert zwischen 7,5 und zehn Billionen Dollar. 9› Hinweis
Der Fund in der Karasee ist nur der erste in einem Gebiet, das nach Ansicht von Experten potenziell zu einer der wichtigsten Rohöl produzierenden Regionen der Welt werden kann, größer als der Golf von Mexiko. Schätzungen zufolge ist Rosnefts Erkundungsgebiet Universitetskaja in der Karasee – die geologische Struktur, in der jetzt gebohrt wird – so groß wie die Stadt Moskau und groß genug, um über neun Milliarden Barrel Erdöl enthalten zu können.
Das erste Bohrloch war das teuerste in der Geschichte von ExxonMobil, die Kosten lagen bei rund 600 Millionen Dollar. Mit deutlichem Understatement erklärte Setschin vor der Presse: »Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Die Entdeckung ist ungeheuer wichtig, denn sie zeigt, dass in der Arktis Kohlenwasserstoffe lagern.« 10› Hinweis
Laut Setschin könne in fünf bis sieben Jahren mit der Ölförderung auf dem Feld in der Karasee begonnen werden. Das neu entdeckte Feld heiße »Victory« – ein ziemlich ironischer Name, denn wegen der Wirtschaftssanktionen, die von David S. Cohen, dem Unterstaatssekretär für das Office of Terrorism and Financial Intelligence im US-Finanzministerium, entworfen wurden, muss sich ExxonMobil zum 10. Oktober aus dem russischen Projekt zurückziehen und enorme Verluste hinnehmen, wenn es nicht gegen die Sanktionen der US-Regierung verstoßen und hohe Strafen zahlen will.
Die Obama-Regierung hat mit der neuen Einheit für Finanz- und Wirtschaftskriegsführung im Finanzministerium ein gewaltiges Eigentor geschossen. Washington hat somit gerade einem der größten US-Konzerne enormen Schaden zugefügt.
Als ExxonMobil den Vertrag mit Rosneft abschloss, wettete der Konzern darauf, dass die Arktis, das größte potenzielle Erdölgebiet der Welt, für das eigene Unternehmen die Sicherung langfristiger Versorgung mit Rohöl bedeuten könnte.
Die Wette erwies sich als richtig, und zwar genau in dem Moment, als die törichten Bürokraten in der Obama-Regierung Sanktionen gegen Setschin und das Arktis-Projekt verhängten, mit dem sie Russland schaden wollten.
Da nun ExxonMobil und höchstwahrscheinlich auch Morgan Stanley als die Instanz, die die Milliarden für die Ausweitung der Bohrungen im nächsten Frühjahr organisierte, durch die US-Sanktionen ausgebremst werden, wendet sich Setschin ostwärts, nach China. Für Rosneft trifft es sich gut, dass ExxonMobil in dem Moment aus dem Geschäft gezwungen wird, wo die kompliziertesten und schwierigsten Abschnitte des Projekts abgeschlossen sind.
Am 1. September 2014 bestätigte Präsident Putin persönlich der chinesischen Seite die finanzielle Beteiligung staatlicher chinesischer Ölgesellschaften an einer Tochtergesellschaft von Rosneft, dem Onshore-Unternehmen Vankor.
Es wird die bisher größte chinesische Beteiligung an einer russischen Ölgesellschaft. Mit diesem Vertrag werden die wachsenden Energieverbindungen zwischen China und Russland vertieft 11› Hinweis – genau das Gegenteil dessen, was Washington mit seiner geopolitischen Eurasien-Strategie erreichen wollte.
Wie der US-Stratege Zbigniew Brzeziński in seinem 1997 erschienenen Buch The Grand Chessboard (dt.: Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft) schreibt, müsse Amerikas Geopolitik vor allem darauf gerichtet sein, zu verhindern, dass ein vereinigtes Eurasien zu einer wirtschaftlichen Konkurrenz für Amerikas globale Hegemonie werde.
Tja, da hat Präsident Obama wohl gerade genau das Gegenteil getan! Er hat die Folgen und die vielfältigen Auswirkungen seines Handelns nicht durchdacht.
– 2. Oktober 2014
4Das US-saudische Geheimabkommen über Syrien – eine Torheit
Nach und nach werden die Einzelheiten eines neuen amerikanisch-saudischen Geheimabkommens über Syrien und den sogenannten IS bekannt. Es beinhaltet die Kontrolle über Erdöl und Erdgas in der gesamten Region sowie die Schwächung Russlands und Irans, indem Saudi-Arabien den Weltmarkt mit billigem Öl überschwemmt. Die Details wurden im September bei einem Treffen zwischen US-Außenminister John Kerry und dem saudi-arabischen König unter Dach und Fach gebracht. Eine Konsequenz dürften die Parteien dabei aber kaum im Sinn gehabt haben: Russland wird dadurch noch schneller ostwärts in Richtung China und Eurasien gedrängt.
Zu den seltsamsten Anomalien der jüngsten NATO-Bombenangriffe – angeblich gegen ISIS oder IS oder ISIL oder Daesh, welche Bezeichnung auch immer Sie bevorzugen – gehört die Tatsache, dass der Rohölpreis trotz des herrschenden Krieges in der reichsten Ölregion der Welt sinkt, und zwar drastisch. Seit Juni, als ISIS plötzlich das ölreiche Gebiet um Mossul und Kirkuk im Irak eroberte, ist der Richtpreis für Rohöl der Sorte Brent von 112 Dollar auf 88 Dollar um circa 20 Prozent gefallen. Dabei ist die tägliche Nachfrage nach Öl nicht etwa um 20 Prozent gesunken. Weder ist die Nachfrage aus China drastisch zurückgegangen, noch sind die Lagerbestände an amerikanischem Schieferöl entsprechend gestiegen.
Vielmehr überflutet Amerikas langjähriger Verbündeter in der OPEC, das Königreich Saudi-Arabien, den Markt mit deutlich preisreduziertem Öl. Die Folge ist ein Preiskrieg innerhalb der OPEC; Iran hat mit Panikverkäufen auf den Ölterminmärkten nachgezogen. Saudi-Arabien richtet sich mit seinen Preissenkungen vor allem an Asien, 12› Hinweis insbesondere an seinen wichtigsten asiatischen Kunden, China, dem das Rohöl für nur 50 bis 60 Dollar pro Barrel statt der vorher üblichen rund 100 Dollar angeboten wird. Diese saudische Rabattaktion ist allem Anschein nach mit einer Finanzkriegsoperation des US-Finanzministeriums – über das Office of Terrorism and Financial Ingelligence – koordiniert und mit einigen Insidern an der Wall Street abgesprochen worden, die den Handel mit Erdölderivaten beherrschen. Das Ergebnis ist eine Marktpanik, die jeden Tag weiter an Fahrt gewinnt. China freut sich, billig Erdöl kaufen zu können, aber seine engen Verbündeten Russland und Iran müssen schwere Verluste hinnehmen.
Rashid Abanmy, Präsident des saudi-arabischen Zentrums für Ölpolitik und Preisentwicklung, ist überzeugt, dass der dramatische Preiseinbruch von den Saudis, dem größten Ölproduzenten in der OPEC, bewusst herbeigeführt wurde. Öffentlich wird behauptet, man wolle auf einem globalen Markt schwindender Ölnachfrage neue Abnehmer gewinnen. Laut Abanmy soll jedoch Druck ausgeübt werden 13› Hinweis – auf Iran wegen des Atomprogramms und auf Russland wegen der Unterstützung für Baschar al-Assad in Syrien.
In Anbetracht der erlittenen Einbußen beim Verkauf russischen Erdgases an die Ukraine und der Aussicht, dass der Transit russischen Gases zu den großen Märkten in Europa für den kommenden Winter auf Betreiben der USA gekappt werden könnte, wird Moskau durch den Druck auf den Ölpreis gleich doppelt getroffen. Mehr als 50 Prozent der russischen Staatseinnahmen stammen aus dem Exporterlös für Erdöl und Erdgas.
Am 11. September traf der US-Außenminister mit König Abdullah von Saudi-Arabien in dessen Palast am Roten Meer zusammen. Der König hatte auch den früheren Chef des saudi-arabischen Geheimdienstes, Prinz Bandar, zur Teilnahme an dem Treffen eingeladen. Dort wurde eine Vereinbarung getroffen, wonach die saudi-arabische Seite die Luftschläge gegen ISIS in Syrien unterstützt, vorausgesetzt, Washington gibt den Saudis Rückendeckung für den Sturz Assads. Als standhafter Verbündeter Russlands und de facto Irans war Assad ein Hindernis für die Pläne Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), den Erdgasmarkt in der EU zu beherrschen und Russlands lukrativen Handel mit der EU lahmzulegen. In einem Artikel des Wall StreetJournal wurde betont, es habe »monatelange Bemühungen führender Vertreter der USA und der arabischen Seite« gegeben, wobei man sich über die Zusammenarbeit gegen den Islamischen Staat, nicht aber über das Wie und Wann einig gewesen sei. Der Prozess habe der saudischen Seite den Hebel verschafft, die USA erneut zu verpflichten, das Training für die Rebellen gegen Assad zu verstärken. Für Saudi-Arabien habe dessen Sturz nach wie vor oberste Priorität. 14› Hinweis
Für die Saudis besteht der Krieg zwischen zwei jahrhundertealten Strömungen des Islam. Saudi-Arabien, Sitz der heiligen Stätten Mekka und Medina, beansprucht de facto die Vorherrschaft der sunnitischen Strömung des Islam. Die saudische Variante des sunnitischen Islam ist der ultrakonservative Wahhabismus, benannt nach einem Beduinen und islamischen Fundamentalisten oder Salafisten namens Muhammad ibn Abd al-Wahhāb. Die Taliban leiten sich vom Wahhabismus her, mithilfe saudisch finanzierter religiöser Unterweisung. Auch die Emirate am Golf und Kuweit sind Anhänger des sunnitischen Wahhabismus der Saudis, genauso wie der Emir von Katar. Auf der anderen Seite ist der Iran historisch das Herzstück des kleineren Zweiges des Islam, der Schiiten.
Die Bevölkerung des Irak besteht zu 61 Prozent aus Schiiten. Syriens Präsident Baschar al-Assad ist Anhänger der Alawiten, eines Ablegers des schiitischen Zweiges. Doch damit nicht genug: Vor Saudi-Arabien liegt der winzige Inselstaat Bahrein, wo bis zu 75 Prozent der Bevölkerung Schiiten sind, die herrschende Khalifa-Familie jedoch sunnitisch ist und enge Verbindungen zu Saudi-Arabien unterhält. Zudem wird die reichste Ölregion in Saudi-Arabien von schiitischen Muslimen dominiert, die auf den Ölförderanlagen von Ras Tanura arbeiten.
Diese im Islam schlummernden historischen Verwerfungslinien wurden durch den vom US-Außenministerium und der CIA losgetretenen islamischen Heiligen Krieg, auch bekannt als Arabischer Frühling, zum Auslöser eines offenen Krieges. Washingtons Neokonservative, die als eine Art »Tiefer Staat« in die Obama-Regierung eingebettet sind, und verbündete Medien wie die Washington Post unterstützten die verdeckte Hilfe der USA für die Muslimbrüder, ein Lieblingsprojekt der CIA. Wie ich in meinem Buch Amerikas Heiliger Krieg im Detail beschreibe, hatte die CIA seit Anfang der 1950er Jahre Verbindungen zu dem terroristischen Todeskult der Muslimbrüder kultiviert.
Wenn wir eine Landkarte der Lagerstätten bekannter Erdgasvorkommen am Persischen Golf betrachten, wird klarer, warum Katar und die VAE – mit Rückendeckung Saudi-Arabiens – die Opposition gegen Assad, darunter auch ISIS, mit Milliardenbeträgen unterstützen. Erdgas ist zur bevorzugten Quelle »sauberer Energie« für das 21. Jahrhundert geworden, und die EU ist der weltweit größte Wachstumsmarkt für Gas; zusammengenommen ist das ein gewichtiger Grund für Washington, die Abhängigkeit der EU von Exporten der Gazprom zu durchkreuzen und damit Russland zu schwächen und gleichzeitig die EU über loyale Stellvertreter wie Katar unter Kontrolle zu halten.
Die größte bekannte Erdgaslagerstätte der Welt heißt South Pars und liegt im Persischen Golf, aufgeteilt auf die territorialen Gewässer Katars und Irans. Der iranische Teil heißt North Pars. 2006 unterzeichnete Chinas staatliche Energiegesellschaft CNOOC mit Iran eine Vereinbarung über die Entwicklung von North Pars 15› Hinweis und den Aufbau einer Flüssiggasinfrastruktur für den Transport des Gases nach China.
Der katarische Teil der Lagerstätte im Persischen Golf, das sogenannte North Field, enthält nach Russland und Iran die drittgrößten Erdgasreserven der Welt.
Im Juli 2011 unterzeichneten die Regierungen Syriens, Irans und Iraks ein historisches Abkommen über den Bau einer Erdgaspipeline, das aufgrund des NATO-saudisch-katarischen Krieges zum Sturz Assads weitgehend unbeachtet blieb. Die geplante Pipeline, die zehn Milliarden Dollar kosten und in drei Jahren fertiggestellt sein sollte, verlief vom iranischen Hafen Assalouyeh in der Nähe des South-Pars-Feldes im Persischen Golf über irakisches Territorium bis nach Damaskus in Syrien. Zusammen mit den Reserven im Libanon sollte Syrien zum Zentrum von Bau und Produktion werden. Hiermit eröffnete sich erstmals ein aus geopolitischer Sicht strategisch wichtiger Raum, der Iran, Irak, Syrien und Libanon umfasst. 16› Hinweis Pepe Escobar, Korrespondent von Asia Times, beschreibt es so: »Die Iran-Irak-Syrien-Pipeline wird – sofern sie jemals gebaut wird – durch eine wirtschaftliche, stählerne Nabelschnur eine überwiegend schiitische Achse stärken.«
Kurz nach der Unterzeichnung mit Iran und Irak gab Baschar al-Assads Ölministerium am 16. August 2011 die Entdeckung eines Erdgaslagers in Qara in der syrischen Zentralregion nahe der Stadt Homs bekannt. Sofern Assad im Amt bleibt, ist Gazprom als wichtiger Investor oder Betreiber des neuen Erdgasfeldes in Syrien vorgesehen. 17› Hinweis Der Iran plant, die Pipeline von Damaskus bis zum libanesischen Mittelmeerhafen weiterzubauen, von wo aus das Gas auf den riesigen EU-Markt verschifft würde. Syrien sollte iranisches Gas abnehmen, zusammen mit einer bereits laufenden Vereinbarung über den Kauf iranischen Gases vom South-Pars-Feld. 18› Hinweis
Katar, heute der weltgrößte Exporteur von Flüssigerdgas (LNG), überwiegend nach Asien, strebt auf denselben EU-Markt, den Iran und Syrien ins Auge fassen. Dafür sollen Pipelines zum Mittelmeer gebaut werden, und dabei ist es entscheidend, den iranfreundlichen Assad aus dem Weg zu schaffen. 2009 unterbreitete Katar Assad den Vorschlag zum Bau einer Gaspipeline vom katarischen North Field über Syrien in die Türkei und weiter in die EU. Assad lehnte mit dem Hinweis auf langjährige freundliche Beziehungen zu Russland und Gazprom ab. Zusammen mit der Vereinbarung über die Iran-Irak-Syrien-Erdgaspipeline wurde diese Ablehnung zum Auslöser einer vollumfänglichen saudisch-katarischen Attacke auf Assads Macht; al-Qaida – Terroristen wurden finanziell unterstützt, Dschihad-Fanatiker, die bereit waren, alawitische und schiitische »Ungläubige« zu töten, wurden rekrutiert, mit 100 Dollar täglich entlohnt und mit einer Kalaschnikow ausgestattet. Die neokonservativen Kriegsfalken in und um Obamas Weißes Haus und deren Verbündete in der rechtsgerichteten Regierung Netanjahu jubelten von den Zuschauerrängen, als Syrien nach dem Frühling 2011 in Flammen aufging.
Heute sind die US-gestützten Kriege in der Ukraine und in Syrien nur zwei Fronten desselben strategischen Krieges zur Schwächung Russlands und Chinas und zur Unterminierung jedes möglichen eurasischen Gegenpols zu einer US-kontrollierten neuen Weltordnung. Immer ist das strategische Ziel die Kontrolle über Pipelines, dieses Mal hauptsächlich Erdgaspipelines – von Russland in die EU über die Ukraine und von Iran und Syrien in die EU. In Wirklichkeit soll der von den USA und Israel unterstützte ISIS den Vorwand liefern, Assads lebenswichtige Getreidesilos und Ölraffinerien zu bombardieren, um die Wirtschaft lahmzulegen und anschließend Assad, den Verbündeten Russlands, Chinas und Irans, nach dem Muster Gaddafis abzuservieren.
Im engeren Sinne kann jeder, der Syrien beherrscht, den gesamten Nahen Osten beherrschen – so zumindest sehen es die Neokonservativen in Washington. Und von Syrien aus, dem Tor zu Asien, hält er den Schlüssel zu Russland und über die Seidenstraße auch zu China in der Hand.
Religionskriege waren historisch schon immer die grausamsten aller Kriege, und der Syrien-Krieg ist dabei keine Ausnahme, zumal Erdöl- und Erdgaseinnahmen in Billionenhöhe auf dem Spiel stehen. Warum ist das Geheimabkommen über Syrien, das Kerry und Abdullah am 11. September erzielten, so töricht? Weil die brillanten Taktiker in Washington, Riad, Doha und in gewissem Maße auch in Ankara nicht in der Lage sind, die Zusammenhänge zwischen all der Unordnung und Zerstörung, die sie schüren, zu erkennen, und weil sie nicht weiter blicken können als bis zur Kontrolle über den Fluss von Erdöl und Erdgas als Grundlage ihrer illegitimen Macht.
– 14. Oktober 2014
5Washingtons Energiekrieg zielt auf Putins Russland
Die Obama-Regierung richtet eine neue Form von Finanzkrieg gegen Russland, der potenziell tödlicher ist als ein Krieg mit Drohnenattacken. Das kürzlich bekannt gewordene US-saudische Geheimabkommen, den asiatischen Markt mit verbilligtem saudischen Öl zu überschwemmen – eine Preissenkung, der sich Russland gezwungenermaßen anschließen muss –, macht deutlich, dass die Abteilung für finanzielle Kriegsführung im Washingtoner Finanzministerium die Achillesferse der russischen Wirtschaft, den Öl- und Gassektor, ins Visier nimmt.
Zusammen mit den finanziellen Einbußen für den russischen Staat infolge des gesunkenen Verkaufs von Erdgas an die Ukraine und der Aussicht, dass der Transit von russischem Gas, das für den riesigen EU-Markt bestimmt ist, im kommenden Winter blockiert werden könnte, während die gelagerten Vorräte der EU langsam zur Neige gehen, wird Moskau durch den Druck auf den Ölpreis gleich doppelt getroffen. Denn mehr als die Hälfte der russischen Staatseinnahmen stammen aus dem Export von Erdöl und Erdgas.
Die von den USA und Saudi-Arabien betriebene Manipulation des Ölpreises zielt darauf ab, gleichzeitig mehrere starke Opponenten der globalen amerikanischen Politik zu destabilisieren. Unter anderem ist sie gegen den Iran und Syrien gerichtet, beide Verbündete Russlands gegen das Bestreben der USA, als alleinige Supermacht die Welt zu beherrschen. Das Hauptziel ist jedoch Putins Russland, die größte derzeitige Bedrohung für solche Pläne.
Die Strategie ähnelt der, die die USA schon 1986 gemeinsam mit Saudi-Arabien verfolgten, als sie die Welt mit saudischem Öl überschwemmten, was den Ölpreis unter zehn Dollar pro Barrel drückte und die Wirtschaft des damaligen Sowjet-Verbündeten Saddam Hussein im Irak und letztendlich die sowjetische Wirtschaft ruinierte und den Weg für den Fall der Sowjetunion ebnete.
Heutzutage hofft man, dass ein Kollaps der russischen Erdöleinnahmen in Kombination mit gezielten Sanktionen, die das Office of Terrorism and Financial Intelligence im US-Finanzministerium entworfen hat, die enorme Unterstützung, die Putin im eigenen Land genießt, schwächen und die Bedingungen für seinen Sturz schaffen wird.
Bislang richteten sich die US-Wirtschaftssanktionen gegen den engen Kreis um Putin, der Russlands große Öl- und Gasgesellschaften dirigiert: Am 12. September, einen Tag nach den Geheimgesprächen zwischen US-Außenminister Kerry und den Saudis, kündigte Obamas Finanzministerium 19› Hinweis neue Sanktionen gegen die russischen Unternehmen Gazprom, Gazprom Neft, Lukoil, Surgutneftegas und Rosneft an. Danach ist es westlichen Firmen verboten, diese Unternehmen bei der Erkundung oder Förderung von Erdöl und Erdgas im Meer oder in der Arktis sowie auch bei Schieferprojekten zu unterstützen.
Durch die US-Sanktionen vom September werden die Bohrungen des US-Konzerns ExxonMobil in der russischen Arktis, die im August gemeinsam mit Rosneft begonnen wurden, einstweilen gestoppt. Auch andere Projekte von Rosneft und Gazprom Neft mit ExxonMobil, Royal Dutch Shell, der norwegischen Statoil und der italienischen ENI sind von den Sanktionen betroffen. Ein Großprojekt, das nun für russische Firmen sehr schwierig werden wird, ist die geplante Erkundung riesiger Schieferölvorkommen in der Baschenow-Formation unterhalb bestehender westsibirischer Ölfelder. 20› Hinweis Schätzungen zufolge lagern hier bis zu einer Billion Barrel Öl – viermal so viel wie die Vorkommen Saudi-Arabiens. Rosneft und Gazprom Neft arbeiteten in Baschenow gemeinsam mit ExxonMobil und Shell, die mit der amerikanischen Frackingtechnik zur Förderung von Schiefergas oder -öl vertraut sind.
Der ohnehin verdächtige Tod von Christophe de Margerie, Chef der französischen Ölgesellschaft Total und langjähriger Verbündeter Russlands, auf dem Moskauer internationalen Flughafen Wnukowo wird im Lichte der Washingtoner Sanktionen und des Energiekriegs gegen Russland noch verdächtiger. De Margerie hatte gerade bei einer Rede in Russland die Sanktionen des Westens als töricht attackiert. Lukoil plant, gemeinsam mit Total in Sibirien nach Schiefergas zu bohren.
Noch im Juli dieses Jahres hatte Margerie eine Äußerung getan, die direkt auf das Herz des US-Dollar-Systems zielte: »Es gibt keinen Grund, Erdöl mit Dollars zu bezahlen. Ganz ohne Dollars auszukommen wäre nicht realistisch, aber es wäre gut, wenn der Euro stärker eingesetzt würde. Der Dollar nimmt im internationalen Öl- und Gashandel zu großen Raum ein. Die Tatsache, dass der Ölpreis in Dollar pro Barrel ausgewiesen wird, bedeutet nicht, dass die Zahlungen tatsächlich auch in dieser Währung geleistet werden müssen. Es gibt keinen Grund, für Kohlenwasserstoffe in der amerikanischen Landeswährung zu zahlen.« 21› Hinweis
An seinem Todestag war Margerie mit Premierminister Medwedew zusammengetroffen und hatte daraufhin erklärt: »Nun, wenn ich nicht für Sanktionen bin, dann deshalb, weil ich sie für unfair und unproduktiv halte … Und es ist ein Versagen der Diplomatie, wenn als Mittel nur noch Sanktionen übrig bleiben.« 22› Hinweis Margeries Tod war ein schwerer Schlag für alle vereinbarten Joint Ventures zwischen russischen und westlichen Ölgesellschaften. Im Mai hatte sich der Chef von ExxonMobil dem Drängen der Obama-Regierung widersetzt und an einem Energieforum in St. Petersburg teilgenommen. Nach Margeries Tod ist es weniger wahrscheinlich, dass er sich auch in Zukunft so kühn verhält.
Im Zentrum des Krieges gegen Gazprom, Rosneft und andere strategisch wichtige russische Energiekonzerne steht eine Abteilung innerhalb des US-Finanzministeriums, die nach dem 11. September 2001 geschaffen wurde, das sogenannte Office of Terrorism and Financial Intelligence (TFI) mit 730 Mitarbeitern. Chef ist Daniel Glaser, der Leiter des Ressorts Terrorfinanzierung. In seiner nur wenig bekannten Abteilung wurden auch Sanktionen gegen den Iran erdacht, darunter die, iranischen Banken die Nutzung des SWIFT zu untersagen, ein vernichtender Schlag für den Iran.
Die Abteilung hat vollen Zugang zum Interbank-Zahlungssystem SWIFT in Brüssel, das von allen internationalen Unternehmen und Privatleuten auf der Welt genutzt wird. Sie verfolgt die finanziellen und banktechnischen Verbindlichkeiten eines Beobachteten, sei es ein angeblicher Terrorist im Jemen oder in diesem Fall das Netz von wichtigen Personen in Putins Umfeld. Sie verfolgt Bartransfers, friert Bankkonten ein und stellt Finanziers und Geldwäscher bloß.
Ein Unternehmen, das vom Finanzministerium auf die schwarze Liste gesetzt wird, kann kein Geschäft mehr in US-Dollar abwickeln, über den 87 Prozent aller Transaktionen abgerechnet werden. Ausländische Banken »dollarisieren« normalerweise Zahlungen, indem sie die Transaktion über US-Banken abwickeln. Diese müssen jede Zahlung blockieren, wenn eine Person oder eine Firma beteiligt ist, die auf der schwarzen Liste steht. Die Abteilung des Finanzministeriums soll »überall dazwischenfunken« und »schlechte Akteure vom internationalen Finanzsystem ausschließen«, sagt David Cohen, der Ministerialbeamte, der Glasers Abteilung vorsteht. Wladimir Putin und russische Energiegesellschaften sind von der Obama-Regierung und den neokonservativen Kriegsfalken zu »schlechten Akteuren« erklärt worden. 23› Hinweis