Schaafsinsel - Pit Ferman - E-Book

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Pit Ferman

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Beschreibung

Kritaholm, Insel in der Ostsee. Für Eliza und Pit Ferman wird der Urlaub mit ihrem Wohnmobil zum Trauma, denn während ihres Aufenthalts geschehen drei Morde. Zu ihrem Entsetzen werden sie kurzfristig sogar wie Verdächtige behandelt. Auch Edgar Schaaf und seiner Frau Melanie, die einen Monat später mit dem von Pit Ferman erworbenen Wohnmobil anreisen, ist die Insel nicht wohlgesonnen. Edgars Versuche, Ermittlungsansätze zu finden, scheitern an gezielten Anschlägen auf das Wohnmobil und auf ihn selbst. Erst sein zweiter Anlauf, den er im bitterkalten Winter gemeinsam mit Pit Ferman unternimmt, bringt ihn auf die richtige Spur.

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Kritaholm, Insel in der Ostsee. Für Eliza und Pit Ferman wird der Urlaub mit ihrem Wohnmobil zum Trauma, denn während ihres Aufenthalts geschehen drei Morde. Zu ihrem Entsetzen werden sie kurzfristig sogar wie Verdächtige behandelt.

Auch Edgar Schaaf und seiner Frau Melanie, die einen Monat später mit dem von Pit Ferman erworbenen Wohnmobil anreisen, ist die Insel nicht wohlgesonnen. Edgars Versuche, Ermittlungsansätze zu finden, scheitern an gezielten Anschlägen auf das Wohnmobil und auf ihn selbst.

Erst sein zweiter Anlauf, den er im bitterkalten Winter gemeinsam mit Pit Ferman unternimmt, bringt ihn auf die richtige Spur.

Für Christina und Charly

Inhaltsverzeichnis

Teil I

Grünweiler, 03. September 2022

Kritaholm, 24. 08. 2022

Kritaholm, 26. 08. 2022

Kritaholm, 27. 08. 2022

Grünweiler, 03. September 2022

Teil II

Kritaholm, 21. September 2022

Kritaholm, 22. September 2022

Grünweiler/Offenburg, 23. 09. 2022

Kritaholm, 23. 09. 2022

Grünweiler, 24. 09. 2022

Kritaholm, 24. 09. 2022

Kritaholm, 25. 09. 2022

Kritaholm, 26. 09. 2022

Teil III

Gengenbach, 04. 10. 2022

Kritaholm, 03. 01. 2023

Kritaholm, 04. 01. 2023

Kritaholm, 05. 01.2023

Teil IV

Kritaholm, 05. 01. 2023

Gengenbach, 05. 01. 2023

Kritaholm, 05. 01. 2023

Kritaholm, 06. 01. 2023

Kritaholm, 07. 01. 2023

Gengenbach, 07. 01. 2023

Kritaholm, 07. 01. 2023

Kritaholm, 09. 01. 2023

Kritaholm, 10. 01. 2023

Nachtrag

Teil I

Grünweiler, 03. September 2022

Als Pit Ferman aus den klimatisierten Räumen des Rothweiler Rathauses hinaus auf die Vortreppe trat, drohte er zu straucheln. Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht, der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen war eklatant, die Luft flirrte vor seinen Augen, und vielleicht waren die Aufregungen der letzten Tage etwas viel für ihn gewesen, weshalb er dankbar war, dass sich Eliza an seiner Seite befand. Sie schien seine Unsicherheit zu spüren und presste seinen Arm demonstrativ fester an ihren Körper, um ihm zu signalisieren: Alles ist gut. Ich bin für dich da. Immer. Mein Pit.

Melanie Köninger hatte einen befreundeten Fotografen aus Gengenbach engagiert, um Elizas und Pits Trauung auf Film zu bannen, wie er sagte, obwohl er zweifellos mit digitalen Geräten arbeitete. Natürlich hatte er die kleine Feier auf dem Standesamt fotografiert, das Ja-Wort also und die unterzeichnenden Trauzeugen, sowie danach selbstverständlich das Paar beim Verlassen des Rathauses. Und tatsächlich konnte man später auf den Fotos, die diesen Schritt auf die Treppe festhielten, erkennen, dass Pits Gesicht eher gequält als glücklich aussah, was, wie nicht anders zu erwarten war, im Nachhinein zu allerlei neckischen Frotzeleien führte.

Mila, Pits Enkeltochter, spielte Blumenmädchen und streute Rosenblätter auf die Treppe und den Vorplatz. Ihre Mutter, Pits Tochter Geraldine, und sein Sohn Charly warfen Reis über das Brautpaar.

Es war eine kleine Hochzeitsgesellschaft. Außer Pits Kindern und Enkelin Mila waren da die Trauzeugen, Silvio für Pit und Genevieve für Eliza; dann Melanie Köninger und Edgar Schaaf; Albert, Schreiner und Genevieves Ehemann; Silvios Tochter Christina, neuerdings Chefin des Restaurants Zum grauen Eck in Offenburg; und zuletzt Rita Böhringer, die junge Kriminalassistentin aus Offenburg, die maßgeblich in Edgar Schaafs letzten Fall Schaafsgold involviert gewesen war.

Mehr Leute, dachte Pit unpassenderweise, werden zu meiner Beerdigung auch nicht erscheinen. Womit er womöglich recht haben könnte.

Nachdem der mittelfristige Wetterbericht für den Hochzeitstag schönes Wetter prognostiziert hatte, war für Eliza und Pit die Entscheidung, wo das Hochzeitsmahl stattfinden sollte, leicht gefallen. Ein Catering-Service würde die Gesellschaft im Hof ihres Hauses in Grünweiler mit Speis und Trank verköstigen. Als alle elf Personen aus den Autos ausgestiegen waren, leuchtete die mit Blumen geschmückte Hochzeitstafel bereits in blendendem Weiß, und das Service-Personal wartete auf den Einsatz. Unter der Haustür rekelte sich Glückskatze Pepsi. Eliza schaute Pit in die Augen und lächelte. Wie schön sie war.

Es gab keine Sitzordnung, sodass jeder Platz nehmen konnte wo er wollte. Die kleine Mila hatte sich freilich den Stuhl neben Eliza gesichert, ihrem neuen Stern am Himmel. Silvio hatte sich neben Pit niedergelassen. Silvio schien an etwas zu kauen, das allerdings nichts mit dem servierten Essen zu tun hatte. Nach langem Anlauf sagte er endlich:

„I dir danke vo ganze mine Herz, Pit, dass du mi haste genomm´ als dine Zeuge vo Hochzei. Iste große Ehr´ für mi.“

Pit hob sein Glas und hielt es zum Anstoßen vor Silvios Nase. „Aber das war doch sonnenklar, Silvio. Als Trauzeuge nimmt man immer den besten Freund, verstehst du?“

Silvio, von Pit zum Anstoßen animiert, schien an dessen Worten zu zweifeln. „Nei, i nit versteh´, entsuldige. I denke, dine beste Freund iste Edgar? Edgar musse Zeuge sei normalerweis´.“

Pit trank einen Schluck. „Edgar ist zwar schon auch ein Freund, Silvio, aber nicht der beste. Nein, nein, so wie es ist, ist es richtig. Du bist der einzig mögliche Trauzeuge weit und breit.“

Silvio blieb für ein paar Sekunden wie erstarrt sitzen. Dann stand er schwerfällig vom Stuhl auf und sagte mit feuchten Augen: „I muss geh´ snell spazier´ hinter Haus. Muss erzähl´ Lucia mine Frau is gestorb.“ Auf unsicheren Beinen schlich er um die Hausecke, und vermutlich rannen ihm ein paar Tränen über die Wangen. Pits Blicke folgten ihm. Er hatte sich bewusst für Silvio entschieden und sich bei Edgar Schaaf rückversichert, um einen eventuellen Interessenskonflikt zu vermeiden. Edgar Schaaf hatte Pits Wahl als eine noble Geste bezeichnet, womit für ihn der Fall gegessen war.

Christina, die ihren Vater und seine Stimmungen besser kannte als sonst jemand, schaute demonstrativ zu Pit, dann ihrem Vater hinterher, dann wieder zu Pit, und vollführte eine jener unnachahmlichen typisch italienischen Gesten, die man vielleicht als „Eeh?“ interpretieren konnte. Doch Pit beruhigte sie mit einer einfachen Handbewegung, die heißen sollte: Alles okay, mach dir keine Sorgen. Er geht nur kurz zu Mama.

Es war eine ungezwungene, unterhaltsame Runde. Nachdem die Desserts vertilgt waren, bekam Pit von Edgar Schaaf ein Zeichen. Einer Vorahnung folgend, ging er in die Küche, um zwei Dosen Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Es traf sich, dass unmittelbar nach ihm Eliza das Haus betrat.

„Hallo, mein geliebter Ehemann, lange nicht gesehen“, kam sie mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Sie bemerkte die Bierdosen in seinen Händen. „Aha, du hast schon eine Verabredung, wie ich sehe. Ich nehme an, die Person, mit der du dich treffen willst, ist männlichen Geschlechts?“

„Tja, in meinem Alter findet man nichts anderes mehr. Edgar. Ich denke, er will mich mit Fragen zu unserem Urlaub löchern. Ich bin dann mal weg, Liebes, rund um den See.“

„Warte noch“, bat sie und gab ihm einen Kuss. „Ist dir schon aufgefallen? Dein Sohn verdreht gewaltig die Augen nach einer gewissen blonden Dame.“

Pit tat begriffsstutzig. „Welche blonde Dame? Christina?“

Sie nickte bedeutungsschwer. „Er schmachtet. He´s in love.“

Pit bückte sich, ob er durch das Küchenfenster Elizas Beobachtung bestätigt sehen könnte, was jedoch nicht der Fall war. „Geschmack hat er ja, das muss man ihm lassen“, lautete sein Kommentar. „Weißt du was? Ist vielleicht doof, aber könntest du nicht probieren, ihn irgendwie aus der Reserve zu locken? Nimm´ meinetwegen Mila als Lockvogel. Spiel´ Gummitwist oder Federball mit ihr oder so. Und dann wirst du plötzlich müde und ...“

Eliza lachte lauthals los: „Hahaha, du willst, dass ich die Kupplerin spiele?“

„Ach, ich bin nur so glücklich, dass ich die ganze Welt glücklich sehen möchte.“

„Geh´ du zu deinem Kriminalhauptkommissar Edgar Schaaf. Aber bleib´ nicht stundenlang weg.“

„Eliza?“

„Ich dich auch, Pit.“

Sie gingen den gleichen Weg um die Lichtung mit dem Haus und dem kleinen See, den sie im Sommer schon einmal zusammen gegangen waren. Jeder trug eine Dose Bier in der Hand.

„Dann erzähl´ mal die ganze Geschichte von Anfang an, Pit. Eliza und du mit dem Wohnmobil auf der Insel Kritaholm. Was du am Telefon geschildert hast, waren ja nur Bruchstücke.“

Sie stapften am Waldrand entlang, immer darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Pits Augen schweiften hinüber zum Haus und dem Vorplatz, wo seine Gäste saßen. Tatsächlich hatte es Eliza geschafft, Mila und Christina zum Gummitwist zu überreden, denn er sah die drei in der Nähe des Seeufers hüpfen. Und siehe da, jetzt stiefelte auch sein Sohn, Hände in den Hosentaschen, zu dem Kleeblatt, das die drei Mädchen bildeten.

„Okay, Edgar. Du hast dich aber bestimmt über die Zeitung und das Internet informiert. Es wurde ja lang und breit genug darüber berichtet, nehme ich an.“

„Ja schon, aber du weißt ja wie das ist. Da bekommt man nur das öffentlichkeitstaugliche Geschreibse zu lesen, weichgespült und entschärft. Einen Zugriff auf das polizeiinterne Programm habe ich leider nicht bekommen. Um mir ein Bild machen zu können, bin ich auf euch angewiesen.“

Sie bogen jetzt auf den oberen Rand der Lichtung ein. Haus und See lagen ihnen quasi zu Füßen.

„Also, hör´ zu, Edgar. Ich erzähle dir jetzt, wie wir es hautnah erlebt haben.“

Kritaholm, 24. 08. 2022

Ganz im Westen verlor sich der Horizont im Dunst, der über dem Meer hing. Selbst in der Höhe von zweiundzwanzig Metern regte sich kein Lufthauch. Seit Tagen wölbte sich ein Hitzehoch über der norddeutschen Küste und der gesamten Ostsee, deren glatte Oberfläche von keiner Welle gekräuselt wurde.

Pit Ferman beugte sich über das Geländer und schaute nach unten, wo Eliza barfüßig im seichten Wasser stand, den Saum des Rockes über die Knie gerafft. Sie war nicht schwindelfrei und hatte es vorgezogen, am Fuße des Leuchtturms zu bleiben. Müde schwappte die Ostsee an den Kiesstrand.

Im Grunde hatte er es gewusst. Auch bei klarem Wetter hätte er nicht bis nach Dänemark im Westen blicken können, und schon gar nicht bis nach Schweden im Norden. Die Entfernungen waren einfach zu weit. Aber aus irgendeinem törichten Grund hatte er gehofft, dass es ihm als einzigem Menschen vielleicht gelingen könnte, die Erdkrümmung zu überlisten, so wie er sich manchmal auch vorstellte, dass er dereinst dem Tod ein Schnippchen schlagen würde. Als Einziger, wohlgemerkt. Bloß wusste er noch nicht, wie. Daran musste er noch arbeiten.

Der Leuchtturm am Schwedenhorn auf der Insel Kritaholm. Das Schwedenhorn war eine Landzunge und ragte wie ein Wurmfortsatz am nordwestlichen Ende der Insel in die Ostsee hinein. Oder, stellte man sich die Insel als einen Wikingerhelm vor, wie eines seiner Hörner. Allerdings fehlte dazu das passende Pendant auf der anderen Seite der Insel. Am äußersten Ende des Schwedenhorns erhob sich der Leuchtturm auf einem natürlichen Felsfundament. Dort, wo das Schwedenhorn quasi mit der Insel verbunden war, befand sich der Campingplatz von Kritaholm.

Krita war aus dem Schwedischen abgeleitet und bedeutete so viel wie Kreide. Wahrscheinlich hat man die Insel nach der Ostküste so benannt, die aus einer gleichmäßig dicken Kreideschicht bestand, mit maximal vier Metern Höhe über dem Meeresspiegel allerdings bei weitem nicht so prägnant war wie zum Beispiel die bekanntere Kreideküste der Insel Rügen.

Pit umrundete auf der Besucherplattform die Spitze des Leuchtturms mit seinen Glasfenstern, hinter denen die ferngesteuerte Technik der Signallampen untergebracht war. Es gab keine Leuchtturmwärter in des Wortes Bedeutung mehr. Heutzutage wurde die Stelle des Leuchtturmwärters ehrenamtlich besetzt, als Touristenattraktion.

Auch Pit war mit einem Führer im Innern des Turms nach oben gestiegen und hatte sich die Geschichte des Turms und diverse Anekdoten, die sich um ihn rankten, angehört.

Von der Ostseite aus bekam man einen Blick über die ganze Insel. Man erkannte die drei Ortschaften, die auf der Insel lagen: Schwedamm im Norden, Vieksen mit seinem Naturhafen im Osten, der aussah, als hätte ein Hai ein Stück aus einem Surfbrett gebissen, dazu die vorgelagerte kleine und unbewohnte Insel Flethwerder, ein reines Vogel- und Naturschutzgebiet, sowie Flethow mit dem angrenzenden Flether Bodden im Süden. Im Zentrum der Insel ragte der Viekser Zacken in die Höhe, wenn man so wollte ein Berg, mit immerhin siebzehn Metern über dem Meer höchste Erhebung weit und breit. Daneben das sogenannte Wikinger Moor, an dessen Rande es eine archäologische Grabungsstelle nach einer frühmittelalterlichen Wikinger-Siedlung gab. Vom flachen Westufer aus breiteten sich Salzwiesen bis weit ins Inselinnere aus. Es existierten zwei weitere Leuchttürme auf Kritaholm, die jedoch beide nicht für die Öffentlichkeit zugänglich waren: Der Schwedammer Leuchtturm und der Viekser Leuchtturm. Die Insel, hatte der Leuchtturmführer erklärt, umfasse ein Gebiet von siebenunddreißig Quadratkilometer, bei Ebbe etwas mehr, bei Flut etwas weniger, und ja, es sei kein Witz, auch in der Ostsee gäbe es Gezeiten, wenn auch kaum spürbar.

„Das Wasser ist nicht wirklich eine Erfrischung“, sagte Eliza, nachdem Pit den Leuchtturm verlassen hatte. „Oder anders gesagt: Es ist seichwarm.“

Pit zog die Sandalen aus und stieg zu ihr ins Wasser. Es seufzte eigenartig, wenn es sich zwischen den Kieselsteinen verlor und klickerte leise wie Kirschkerne in einem Stoffbeutel.

„Du hast recht“, bestätigte er. „Das ist fast unanständig.“ Er schaute die geschwungene Strandlinie entlang, die von Waldkiefern gesäumt war. Jedenfalls waren es die gleichen langnadeligen Bäume wie auf dem Campingplatz, und dort hatte er sich sagen lassen, dass es Waldkiefern seien. Sie erinnerten ihn entfernt an die Pinien südeuropäischer Länder.

„Und? Wie war es dort oben?“ Eliza legte den Kopf in den Nacken und guckte am Leuchtturm hoch, wo jetzt neue Touristen die Köpfe über das Geländer streckten.

„Interessant“, meinte Pit, „man sieht bis nach Dänemark und Schweden. Sehr beeindruckend. Die Welt ist klein.“ Die Lüge kam ihm so leicht über die Lippen, wie er sich momentan fühlte.

„Na, die Dänen werden sich glücklich schätzen, dass du keiner von ihnen bist.“

„Das versteh´ ich jetzt nicht. Du sprichst in Rätseln.“

„Du kennst doch den Spruch von Otto Waalkes, dem Ostfriesenblödel: Dänen lügen nicht.“

„Ach, du meinst ...?“

„Allerdings meine ich das. Von wegen nach Dänemark und nach Schweden gucken.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Eindeutig. Heiß. Ich glaube, du hast einen Sonnenstich.“

Er grinste. „Dann lass´ uns rasch in den Schatten gehen und Abhilfe schaffen.“

Sie schlenderten Hand in Hand, der Wasserlinie folgend, über den schmalen Kiesstrand, der gerade breit genug war, dass man sich auf einer Decke liegend keine nassen Füße holte. Aber außer ihnen befand sich keine Menschenseele am Strand, weshalb sie ungehindert vorwärts kamen. Erst in der Nähe des Campingplatzes trafen sie auf Kinder, die im Wasser herumtobten.

„Das würde Mila auch gefallen“, sagte Eliza und blieb stehen.

„Ja, bestimmt. Vielleicht können wir für nächstes Jahr etwas mit ihr unternehmen. Dieses Jahr sind ihre Sommerferien schon vorbei.“

„Hm, das hört sich gut an, weißt du das? Nächstes Jahr. Das heißt, wir haben eine Zukunft.“

Sie bogen vom Ufer ab, zwischen den Wohnwagen hindurch und schlugen die Richtung nach ihrem Wohnmobil ein. Der Campingplatz war nicht übermäßig groß. Er verfügte über vierzig Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile. Es gab ein kleines Areal für Zeltcamper, wo überwiegend Jugendliche und Kinder ihre bunten Zelte aufgebaut hatten.

„Ich geh´ mal für kleine Mädchen“, sagte Eliza, als sie am Pavillon mit den sanitären Anlagen vorbeikamen. „Du kannst derweil schon mal eine Schorle für mich zubereiten.“ Sie schenkte ihm einen flüchtigen Kuss.

Pit schob sich den Strohhut in den Nacken und bummelte gemächlich weiter. Zwischen den Wohnwagen und Wohnmobilen zur linken Seite konnte er das Meer erkennen. Bis zum Ufer, unter den Nadelkronen knorriger Kiefern hindurch, war es nur ein Steinwurf. Als das Wohnmobil mit der ausladenden Markise in Sicht kam, fingerte er in der Tasche seiner Cargohose nach dem Fahrzeugschlüssel. Es war schon der dritte Tag, den sie hier auf dem Platz standen, und es waren noch weitere vorgesehen.

*

Sie hatten sich vier Tage Zeit gelassen, um von Grünweiler bis hierher zu fahren. Es war ein spontaner Entschluss gewesen, nachdem sie mit den Eltern des ermordeten Roland Locher, Elizas ehemaligem Partner, über den weiteren Verbleib des Wohnmobils einig geworden waren. Sie, die Eltern, hatten keine Verwendung dafür. Pits Vorschlag war dann gewesen, das Wohnmobil so gut es ging reparieren zu lassen, es hinterher zu verkaufen und den Erlös den Eltern auszuzahlen, worüber die alten Leute sich sehr erfreut gezeigt hatten. Bedingung: Da das Wohnmobil schon mal auf Eliza zugelassen war, wollte er es mit ihr wenigstens einmal ausprobieren. Dagegen hatten Lochers Eltern nichts einzuwenden gehabt, woraufhin sie die Fahrt nach Kritaholm geplant hatten.

Albert, der Schreiner und Pits Freund, hatte die Schäden behoben, die Manfred Maier bei der Suche nach dem Gold, das er im Wohnmobil vermutete, angerichtet hatte.

Das Gold: Nachdem Eliza und Pit die Goldbarren aufgesammelt hatten, die aus dem aufgerissenen Autoreifen geschleudert worden waren, immerhin neunzehn Stück, schön verteilt den Weg zurück von Pits und Elizas Haus bis zur Einfahrt an der Talstraße, wo Pit gegen den Begrenzungspfosten geprallt war, hatten sie Edgar Schaaf angerufen und ihm von dem Fund berichtet.

Edgar Schaaf war gleich am nächsten Morgen mit seiner Frau Melanie Köninger zu ihnen gekommen. Gemeinsam hatten sie das Wohnmobil aufgebockt, die Räder abmontiert und die Reifen von den Felgen gelöst. Und richtig: Aus jedem Reifen, außer dem Ersatzrad, förderten sie Goldbarren zutage, die in Bauschaum eingebettet waren, und zählten am Ende insgesamt fünfundsiebzig Stück.

„Was machen wir damit?“, fragte Pit. „Ich meine, keiner außer uns weiß etwas davon.“

„Wollt ihr es behalten?“, fragte Melanie berechtigterweise.

„Wenn ihr es der Polizei übergebt, wird es beschlagnahmt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen irgendwo im Staatsvermögen, wird vielleicht vergessen oder, was wahrscheinlicher ist, landet früher oder später in den Händen irgendwelcher dunkler Gestalten“, sagte Edgar.

„Wir wollen beides nicht“, sagte Eliza. „Also weder behalten noch übergeben. Wenn es nach mir ginge, würde ich es einer Bank anbieten und verkaufen und den Gegenwert für einen guten Zweck spenden. Einem Kinderheim zum Beispiel oder einem Krebskrankenhaus für Kinder.“

Elizas Idee war in die Tat umgesetzt worden.

Sie übergaben das Gold einer seriösen Bank, die es auf Echtheit prüfte, den Geldwäscheaspekt kontrollierte, und ihnen nach Bestätigung der Echtheit eine Summe von achthundertvierundzwanzigtausend Euro gutschrieb. Sie spendeten die runde Summe von achthunderttausend Euro an ein Kinderkrankenhaus. Vom restlichen Geld bezahlten sie Albert für die Reparatur des Wohnmobils samt neuer Reifen, und behielten noch einige Tausender tatsächlich für sich als Urlaubsgeld.

*

Pit saß im Schatten auf einem Campingstuhl. Gläser, Wein und Mineralwasser standen auf dem Tisch vor ihm. Er rauchte eine Zigarette, als Eliza von der Toilette kam. Sie hatte das lange Haar zu einem nachlässigen Knoten gesteckt und trug ein luftiges Oberteil mit dünnen Trägern zu einem leichten Rock mit Blumenmuster. Sie ließ sich neben ihm nieder und blies ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Rasch mixte er ihre Schorle. Das Glas beschlug sofort und bildete eine Lache auf dem Tisch.

„Ach, tut das gut“, stöhnte sie nach dem ersten Schluck. „Was gedenken wir heute zu essen?“

Pit trank seinerseits. „Oh, ich dachte, wir mieten uns bei der Platzverwaltung zwei Fahrräder und radeln nach Vieksen hinüber. Am Hafen soll es ein gutes Fischrestaurant geben. Was meinst du?“

„Klingt gut.“

„Meine ich auch.“

Der Weg quer über die Insel war nicht asphaltiert, aber in den Fahrspuren der Traktoren ließ es sich bequem strampeln. Es hatte längere Zeit nicht geregnet und die Strecke war sehr trocken. Sie hatten sich gegen die Straße über Schwedamm entschieden, um dem Autoverkehr zu entgehen.

Zuerst fuhren sie ein Stück weit durch die topfebenen Salzwiesen und erreichten danach das Wikinger Moor, das sich zu ihrer rechten Seite erstreckte und durch einen Weidezaun von den Wiesen getrennt war, wahrscheinlich um zu verhindern, dass sich Weidetiere ins Moor verirrten. Als sie sich dem Viekser Zacken näherten, den sie zu umrunden gedachten, stieg der Weg sogar leicht an, sodass sie ins Schwitzen gerieten. Nach der Steigung jedoch fiel der Weg bis zum Ortsrand von Vieksen leicht ab und sie waren bester Laune, als sie am Hafen von Vieksen von den Fahrrädern stiegen und sie schoben.

Der Hafen lag in einer natürlichen Bucht und war auf zwei Seiten von Kreidefelsen eingerahmt. Es gab einen Bootssteg für Segel- und Motorboote. Ungefähr zwanzig Boote lagen im spiegelglatten Wasser. An der leicht bogenförmigen Kaimauer waren vier Fischerboote festgemacht. Dem Bogen der Kaimauer folgend, standen die Häuser an der Wasserfront parallel dazu, darunter immerhin ein Café mit Gehwegbestuhlung, die meisten jedoch mit solchen Ladengeschäften im Erdgeschoss, wie man sie überall dort findet, wo Touristen nicht weit sind. Von Ansichtskarten bis zum aufgeblasenen Kugelfisch, von Bernsteinschmuck bis zu Leuchtturmmodellen aller Größen war alles im Angebot. Das Hafengebiet war autofreie Zone. Wer mit dem Auto anreiste, musste in der Parallelstraße einen Parkplatz suchen.

Das Restaurant mit den Fischspezialitäten war das letzte Gebäude, von dem aus man das Hafengelände noch gut überblicken konnte. Neben dem Restaurant erstreckte sich ein angeschlossener Hotelkomplex, ziemlich neu und genauso nüchtern wie hässlich, aber sicher zweckmäßig, der aus Hafensicht von der gegenüberliegenden Häuserzeile gnädig verdeckt wurde. Eine kaschierte Bausünde. Eliza und Pit wählten einen Tisch auf der Terrasse. Eine breite Markise schützte sie vor der Sonne.

Pit bestellte eine Flasche italienischen Weißweins, sündhaft teuer, aber es war ihm egal und der Preis hatte keine Chance, seine Laune im Geringsten zu verderben. Als der Kellner nach ihren Essenswünschen fragte, entschieden sie sich beide für Rotbarsch mit Wildreis.

Zwei Tische weiter saß ein Paar, eine Frau und ein Mann in etwa gleichem Alter wie sie selbst, das sich offensichtlich intensiv über etwas zu unterhalten schien. Zudem hatte es den Anschein, als seien Eliza und Pit Gegenstand ihrer Unterhaltung, denn immer wieder schielten sie verstohlen zu ihnen her, um danach rasch die Köpfe zusammenzustecken und weiter zu diskutieren.

Für Eliza und Pit wurde der Fisch serviert. Er schmeckte hervorragend.

„Hast du das Paar zwei Tische weiter bemerkt? Sie scheinen uns zu beobachten“, sagte Eliza zwischen zwei Bissen. „Kommen sie dir bekannt vor? Kennst du sie vielleicht?“

„Ich kenne niemanden“, antwortete Pit, „aber bemerkt habe ich sie schon auch. Schmeckt dir der Fisch?“

„Wunderbar, danke. Huch, jetzt steht er auf. Du, ich glaub´, der kommt zu uns her.“

In der Tat hatte der Mann sich erhoben und steuerte auf ihren Tisch zu. Eliza schätzte ihn auf ungefähr siebzig Jahre. Er hatte schütteres graues Haar und eine Goldrandbrille auf der Nase. Das bunte Hawaiihemd outete ihn als Tourist. Eine Hand hielt er hinter dem Rücken verdeckt.

„Entschuldigen Sie, dass ich Sie beim Essen störe, aber bevor meine Frau und ich uns in die Haare kriegen, dachte ich, ich frage Sie einfach.“ Er nahm nun die Hand vom Rücken. Er hatte ein Buch in den Fingern. Dunkelblauer Einband, gelbe Schrift. Er hielt das Buch Pit vor die Nase.

„Ich frage jetzt gerade heraus: Sind Sie der Autor Pit Ferman? Sie sehen dem Bild auf der letzten Seite des Buches so ähnlich.“

Pit verschluckte sich vor Schreck, bekam etwas in den falschen Hals. Es ging so schnell, dass er die Hand nicht mehr vor den Mund bekam, weshalb er zerkauten Fisch und Reis über den Tisch spie. Er rang nach Luft, lief puterrot an. Er nahm die Serviette, hielt sie vor den Mund. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er hustete unterdrückt. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er wieder normal atmen konnte. Eliza war aufgesprungen, hatte den fremden Mann zur Seite gedrängt und sich um Pit gekümmert.

Der Mann stammelte Entschuldigungen.

Das war Pit noch nie passiert. Dass ihn jemand als Autor eines Buches wiedererkannte. So fern der Heimat. Ihn, den ungelesenen Autor.

Endlich sagte er: „Stimmt, ich bin Pit Ferman. Sagen Sie mal, sind Sie von allen guten Geistern verlassen?“

Jetzt strahlte der Mann und drehte sich, den Rüffel überhörend, triumphierend und mit erhobenem Daumen zu seiner Begleiterin um. Wieder an Pit gewandt: „Dann ist die Frau an Ihrer Seite bestimmt Eliza, nicht wahr?“

Eliza und Pit waren baff, brachten kein Wort heraus. Wie konnte der Mann von Eliza wissen? Pits neuester Roman Schaafsgold und der ungelesene Autor, in dem Eliza als eine der Hauptfiguren agiert, war erst seit vier Tagen im Handel. Pit hatte ihn in Rekordzeit verfasst und an den Verlag gesandt.

„Ich wusste es“, freute sich der Mann. „Wenn Sie beide vielleicht so freundlich wären, mein Exemplar Ihres neuesten Romans zu signieren? Das wäre wunderbar. Und wenn Sie Kriminalhauptkommissar Edgar Schaaf wieder einmal treffen, dann grüßen Sie ihn bitte von mir.“

Das Paar, Eliza und Pit wussten nun, dass es sich um Helga und Horst handelte, war gegangen. Eliza nahm noch einen Nachtisch, Pit einen Kaffee. Sie verlangten die Rechnung. Anstatt des Kellners trat jedoch ein anderer Herr an sie heran, den eine bemerkenswert polierte Glatze zierte. Wie sich herausstellte, war es der Geschäftsführer und Besitzer des Restaurants.

„Guten Abend, erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Sven Petersen mein Name. Ich hoffe, das Essen war zu Ihrer Zufriedenheit. Nun, vorhin hat mich ein anderer Gast darauf aufmerksam gemacht, dass Sie der Schriftsteller Pit Ferman sind. Ich weiß nicht, ob Sie es schon wissen, aber ich veranstalte jeden Monat einen literarischen Abend in meinem Restaurant. Schriftsteller lesen aus ihren Werken. Der nächste Abend wäre Samstag, also in drei Tagen, und um ehrlich zu sein, stecke ich in gewissen Nöten. Eine Schriftstellerin hat ihren Auftritt für diesen Abend abgesagt. Gesundheitliche Probleme. Ach, es ist mir ein wenig peinlich, Sie zu fragen, aber würden Sie mir die Ehre erweisen, für meine Gäste aus Ihren Büchern zu lesen und mir quasi aus der Patsche helfen?“

Pit war perplex. Damit hatte er nun zuallerletzt gerechnet, und weil dem so war, blieb er stumm wie ein Fisch. Erst ein Schweißausbruch deutete an, dass die Botschaft in seinem Bewusstsein angekommen war. Unwillkürlich fühlte er sich von einer Welle heißen Lampenfiebers überschwemmt, und hilfesuchend tastete er nach Elizas Hand. Wie aus weiter Entfernung hörte er sie sagen: „Wir haben überhaupt keine Bücher dabei. Nicht ein Einziges.“

Danke Eliza, dachte Pit, für diese Antwort lege ich dir ein Königreich zu Füßen. Dann wiederholte er Elizas Worte, als wäre er deren Echo: „Wir haben überhaupt keine Bücher dabei. Ich bedaure.“

Der Herr Geschäftsführer in einem hellen sommerlichen Leinenanzug zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich.

„Wenn das so ist, brauchen Sie sich wegen der Bücher keine Sorgen zu machen. Richter Stegemann, das ist der Gast von vorhin, kann all Ihre Bücher zur Verfügung stellen. Er sagte, er sei ein Fan von Ihnen, Herr Ferman, Frau Eliza. Daran sollte es also nicht scheitern.“

Wenn ich rauskriege, wo dieser Idiot Stegemann wohnt, bringe ich ihn um, dachte Pit. Verdammt, er konnte dem Geschäftsführer doch nicht auf die Nase binden, dass er noch nie eine Autorenlesung veranstaltet hatte.

„Das wäre natürlich auch eine Ehre für uns“, hörte er Eliza sagen, „aber wir können das hier und heute leider nicht entscheiden. Wir müssen erst einmal den Terminkalender ...“

„Verstehe ich vollkommen“, fiel ihr Petersen ins Wort, „man hat als Künstler bestimmt eine Menge Verpflichtungen. Wenn Sie mir bis morgen Bescheid geben, reicht das für mich völlig aus. Richter Stegemann und seine Frau, mit denen ich übrigens sehr gut bekannt bin, wohnen wie Sie ebenfalls auf dem Campingplatz. Seit seiner Pensionierung als Richter vor ein paar Jahren ist er Stammgast dort. Sie sind somit ganz in der Nähe Ihrer Werke, Herr Ferman.“

Dann weiß ich jetzt, wo auf dieser Insel man die nächste Leiche finden wird, Richter hin oder her, brütete Pit finstere Gedanken aus.

Petersen beugte sich vertraulich nach vorne und raunte geheimniskrämerisch: „Seine Frau und er haben sich auf dem Leuchtturm beim Schwedenhorn trauen lassen. Große Sache damals. Stand in allen Zeitungen. Tja, hier ist meine Telefonnummer.“ Er überreichte ihnen eine Visitenkarte. „Rufen Sie mich bis morgen bitte an, ja? Danke, vielen Dank, und die heutige Rechnung geht natürlich aufs Haus. Wunderbar.“ Herr Petersen erhob sich und eilte zurück ins Restaurant.

„Man hat als Künstler bestimmt eine Menge Verpflichtungen“, äffte Pit den Geschäftsführer nach. „Man hat als Künstler auch Anspruch auf Urlaub, zum Donnerwetter! Künstler. Ich und Künstler. Paaah, da lachen ja die Hühner“, schob er dann noch hinterher.

„Naja, ganz Unrecht hat er nicht, der Herr Petersen, was den Künstler anbelangt. Genau betrachtet bist du nämlich schon einer, auch wenn du von deiner Kunst nicht leben kannst. Aber das braucht ja niemand zu wissen.“

„Papperlapapp! Wenn einer von uns beiden Künstler ist, dann doch wohl du, Eliza. Das weiß Melanie schließlich am besten. So, und nun Schluss mit dem Quatsch. Ich rufe jetzt den Kellner und bezahle unsere Rechnung. Von wegen geht aufs Haus. Ich will mich von diesem Herrn Petersen nicht unter Druck setzen lassen.“

Die Sonne schickte sich an, hinter dem Viekser Zacken in Deckung zu gehen, als sie den Heimweg antraten. Die Luft hatte sich verändert. Der Dunst, den Pit noch vom Leuchtturm aus über dem westlichen Horizont gesehen hatte, war Vorbote einer Gewitterfront, die sich rasch näherte. Von Minute zu Minute schien es schwerer zu werden, Sauerstoff in die Lungen zu pressen, und es glich eher einem anstrengenden Ringen um die begehrten Moleküle als dem leichten Luftholen des Morgens. Jede Bewegung war wie ein Kampf gegen feuchte Bettlaken auf Wäscheleinen, in die man versehentlich gelaufen war und die sich nun klebrig und glitschig um einen schlangen.

Eliza, schweißnasse Haarsträhnen aus der Stirn wischend, meinte: „Das schaffen wir nicht bis zum Campingplatz, Pit.“

„Lass es uns wenigstens versuchen. In der Nähe des Moores habe ich eine Art Schuppen gesehen. Eine Schutzhütte für Kühe oder Schafe oder so. Vielleicht können wir dort unterstehen, falls wir vom Unwetter überrascht werden sollten.“

„Du bist lustig. Von Überraschung kann jetzt wahrlich nicht mehr die Rede sein. Wir radeln ja sehenden Auges direkt hinein. Also los.“ Eliza stieg aufs Fahrrad und trat in die Pedale.

Als sie den höchsten Punkt am Viekser Zacken überquerten, patschten die ersten fetten Regentropfen in den Staub des Weges, hüpften wie Wasserperlen auf einer heißen Herdplatte. Die Wolken über ihren Köpfen waren tintenschwarz. Der erste Blitz zuckte hernieder, und Pit zählte fünf Sekunden bis zum Donnerschlag. Eineinhalb Kilometer, sagte er sich, und der erwähnte Unterstand war schätzungsweise noch einen Kilometer entfernt. Das konnte knapp werden. „Eliza, fahr´, was das Zeug hält“, rief er ihr zu.

Sie warfen die Räder zur Seite, als der Holzverschlag vor ihnen auftauchte, und rannten vom Weg über das Gras der Salzwiese zu dem überdachten Unterschlupf, der tatsächlich eine Art Schutzhütte für Vieh oder Schafe war, also ein Dach über dem Kopf aufwies und an drei Seiten geschlossen war. Schwer atmend drückten sie sich in einer Ecke an die Holzwand, keinen Augenblick zu früh, denn nun krachte der Donner ununterbrochen und Pit ließ das Zählen der Sekunden sein, weil er Blitze und Donner nicht weiter einander zuordnen konnte.

Das Unwetter dauerte bereits mindestens zwanzig Minuten.

„Hast du eine Zigarette?“, fragte Eliza.

Pit fummelte in der Brusttasche seines Hemdes und zog eine Packung hervor. „Zünd´ mir bitte auch eine an“, sagte er.

„Sie sind ganz feucht“, konstatierte sie, und die Zigaretten glommen lausig, qualmten mehr als dass sie glühten, aber sie stellten doch so etwas wie eine Belohnung oder eine Rettung dar.

Die offene Seite des Unterstandes zeigte Richtung Moor, das im prasselnden Regen zu kochen schien. In den wenigen offenen Lachen brodelte das Wasser und Nebelschwaden waberten mystisch zerrissen über die nun unheimliche Landschaft. Pit wartete insgeheim auf ein Rudel Wölfe oder wilder Hunde mit feurigen Augen, heißem Atem und weiß blitzenden Reißzähnen. Oder gleich auf den Hufbeinigen.

Das Gewitter war weitergewandert, aber es goss noch in Strömen.

„Es hat keinen Sinn, länger auf das Ende des Regens zu warten. Ich denke, wir fahren los“, schlug Pit vor. „Werden wir halt nass.“

Sie wateten durch das Gras zu den Fahrrädern, stiegen auf und radelten mit gekrümmten Rücken, gesenkten Köpfen und zusammengebissenen Zähnen zurück zum Campingplatz. Die Räder strotzten vor Dreck, als sie sie abgaben, doch der Verleiher blieb gelassen und spritzte die Fahrräder umgehend mit einem Wasserschlauch ab. Eliza und Pit beeilten sich, ins Trockene zu gelangen, wo sie feststellten, dass auch sie von den Knien abwärts aussahen wie Sau.

Vom Pförtner an der Schranke erfuhren sie, dass wegen des Gewitters der Strom auf dem gesamten Campingplatz ausgefallen war. Pit zuckte die Schultern. „Und? Ist er wieder da, der Strom?“, fragte er beiläufig.

„Ich sag´s nur zur Information, falls sie irgendwelche elektrischen Geräte angeschlossen haben sollten. Jetzt läuft´s wieder.“

Einige Zeit später saßen sie geduscht und frisch gekleidet im Wohnmobil. Pit hatte einen Steifen Grog zubereitet, frei nach dem Motto: Rum muss, Zucker kann, Wasser braucht nicht sein, aber Hauptsache heiß. Er schlürfte mit gespitzten Lippen aus dem dampfenden Glas und kam zum Thema Autorenlesung zurück.

„Was mach´ ich denn nun? Stegemann wird garantiert bald auf der Matte stehen und mir meine eigenen Bücher unter die Nase halten. Oder was meinst du?“

„Wir könnten uns beim Lesen abwechseln, wenn es das ist, was du meinst“, antwortete Eliza. „Du liest als Pit Ferman aus deinen Kriminalromanen, und ich lese Gedichte und Kurzgeschichten von Peter Siefermann.“

„Mir graut´s davor.“

„Dass ich lese?“, grinste sie.

„Quatsch, nein. Dass ich so ans Licht gezerrt werde. Ich bin doch kein öffentlicher Mann.“

„Weißt du was? Zeigen wir den Leuten einfach, wie souverän wir sind. Profis, verstehst du? Als wären wir auf Vortragsreise, oder wie das heißt. Und vielleicht findest du sogar Gefallen daran und willst in Zukunft überhaupt nichts anderes mehr machen. Deine Verkaufszahlen würden in die Höhe schnellen wie eine Aktie, die frisch auf dem Markt ist.“

Pit starrte sie an, als sei sie das Mondkalb. „Du meinst das jetzt aber nicht im Ernst, oder?“

Sie lächelte geheimnisvoll. „Oh, ich könnte mir dich mit deinem Charakterkopf und einer Spur aufgesetzter künstlerischer Arroganz ganz gut bei einer Lesung vorstellen. Deine Fans würden geradezu gebannt an deinen Lippen hängen und ...“

„Und du wärst meine Managerin, die die Termine verwaltet und die Verehrerinnen abschreckt, nicht wahr, meine Schöne?“

Eliza gluckste. „Ich sehe schon: Du bist ein Naturtalent. Gib mir auch einmal von deinem Gesöff.“

Pit reichte ihr das Glas mit dem heißen Rum. „Pass´ auf, dass du dir mit dem Kaffeelöffel im Glas nicht das Auge ausstichst.“

„Danke für die Warnung, aber ich werde von dem einen Schluck wohl nicht gleich besoffen sein, oder?“ Doch der erste Schluck trieb ihr Tränen in die Augen. „Boah, Mann, ist der stark und pappsüß.“

„So muss er sein“, sagte Pit vergnügt. „Sagen wir also zu? Der Lesung, meine ich.“

„Lass´ es uns probieren. Wir machen es so, wie ich vorgeschlagen habe. Einverstanden?“

Pit zuckte ergeben mit den Schultern. „Okay, einverstanden.“ Er schob den Vorhang zur Seite und schaute aus dem Fenster. „Aber ich will nicht warten, bis Herr Stegemann sich bequemt, zu uns zu kommen. Petersen hat doch erwähnt, dass Stegemann hier auf dem Campingplatz wohnt. Es hat aufgehört zu regnen. Wollen wir ihn suchen gehen?“

„Warum fragen wir nicht bei der Campingplatzverwaltung nach seinem Standplatz?“

„Das können wir immer noch, falls wir ihn so nicht finden sollten. Ich bummle gern an den Wohnwägen entlang.“

Nach einem Regenguss gab es bei den Campern immer Betrieb. Die einen stellten ihre Campingmöbel wieder ins Freie, die nächsten stocherten angesammeltes Regenwasser von ihren Zeltdächern, wieder andere deckten ihre teuren Gasgrillgeräte ab oder wischten Blätter und Kiefernnadeln von den Dächern der Mobilheime.

Eliza und Pit schlenderten Hand in Hand die Parzellen ab, grüßten hierhin und dorthin, hielten für einen kurzen Plausch übers Wetter, kehrten am Ende der ersten Reihe um und wandelten die gegenüberliegende Seite retour, bis sie vor dem Verwaltungspavillon standen.

„Jetzt frag´ ich doch, welche Platznummer Stegemanns haben“, sagte Eliza und betrat das flache Gebäude neben der Schranke, dem ein Kiosk und der Fahrradverleih angeschlossen waren. Im Nu kam sie wieder zurück.

„Es ist in der nächsten Gasse. Nummer dreißig. Der letzte Platz auf der rechten Seite. Der Typ am Empfang meinte, dass die Stegemanns wohl begehrte Leute sein müssten. Ich sei bereits die zweite Person innerhalb von drei Stunden, die sich nach ihnen erkundigt hat.“

Sie bogen in die zweite Gasse ein, entlang derer im gleichen Muster wie zuvor die Wohnanhänger links und rechts standen. Da sie nun wussten, wohin sie mussten, gingen sie etwas zielstrebiger.

Auf dem letzten Platz der rechten Seite stand ein großer, zweiachsiger Wohnwagen mit einem dunkelgrünen Vorzelt, das über die gesamte Länge des Wohnanhängers reichte. Daneben parkte ein roter Volvo Geländewagen, neuestes Modell, Hamburger Nummer.

Pit fiel sofort auf, dass sich auf dem Dach des Vorzeltes eine enorme Menge Wasser gestaut hatte und eine tiefe Beule ins Dach drückte. Der Reißverschlusseingang stand offen. Ein Kippfenster des Wohnwagens war nach außen gestellt, ebenfalls ein Dachfenster nach oben geklappt. Das will nichts heißen, dachte Pit, vielleicht lüftet Stegemann gerade.

Er ging zum Eingang des Vorzeltes, streckte den Kopf hinein und rief: „Hallo, jemand da?“

Keine Rückmeldung. „Hallo? Herr Stegemann? Pit Ferman hier. Ich komme wegen der Lesung.“

Er drehte sich zu Eliza um. „Keine Antwort. Was machen wir? Drehen wir um und gehen zurück?“

Eliza streckte ihrerseits den Kopf ins Vorzelt. „Die Wohnwagentür steht offen“, sagte sie.

„Ja, hab´ ich auch gesehen. Ruf´ nochmal.“

„Hallo? Stegemann? Eliza ist hier. Sind Sie zu Hause?“

Sie wartete, lauschte. Nichts. „Ich geh´ jetzt da rein“, sagte sie, und betrat das Vorzelt. Langsam näherte sie sich der Wohnwagentür. Rief noch einmal, jetzt mit zaghafter Stimme: „Hallo? Herr Stegemann? Frau Stegemann?“

Sie stieg auf den kleinen Hocker, der als Stufe vor der Wohnwagentür stand, hielt sich mit beiden Händen am Türrahmen fest und beugte sich hinein. Es herrschte schummriges Licht im Innern. Sie konnte nichts erkennen. Also musste sie ganz hinein.

Das Blaulicht des Streifenwagens verkündete die unheilvolle Botschaft über den Campingplatz, und die meisten Bewohner waren seinem Ruf gefolgt und aus ihren Wohnwagen und Zelten zum Ort des Geschehens geeilt, um sich nichts entgehen zu lassen. Spannung und Crime im Urlaub bekommt man sonst ja nicht gratis geboten, und das praktisch vor der eigenen Haustür. Die Gaffer, darunter Kinder jeden Alters, standen und lauerten entlang der Polizeiabsperrung und verfolgten und kommentierten jede Bewegung innerhalb der Sperrzone. Mutmaßungen machten die Runde, Gerüchte wurden gestreut, wie immer wussten einige mehr als andere. Am nervigsten waren die Leute mit den Handys, die jeden Winkel und auch sich gegenseitig filmten oder fotografierten.

Eliza kauerte auf einem Plastik-Campingstuhl außerhalb des flatternden Plastik-Absperrbandes der Polizei. Pit stand hinter ihr, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Eliza trank heißen Tee, den ihr eine freundliche junge Frau vom benachbarten Stellplatz gebracht hatte. Sie durfte noch nicht nach Hause. Alle, auch die zwei uniformierten Beamten des hiesigen Inselpolizeireviers, warteten auf den zuständigen Kommissar aus Deuzin, der nächstgelegenen Stadt auf dem Festland. Die Inselpolizisten hatten lediglich für die Absperrung und Sicherung des Tatorts gesorgt, denn daran, dass es ein Tatort war, gab es keinen Zweifel.

„Wenn einer dieser fotografierenden Idioten sein Handy auch nur für eine Sekunde in deine Richtung hält, stampf´ ich das Scheißding eigenfüßig in den Boden“, maulte Pit angewidert und schaute auf seine Armbanduhr. „Wie lange braucht denn der Kommissar noch?“

Nachdem Eliza in den Wohnwagen der Stegemanns gestiegen war, hatte es keine fünf Sekunden gedauert, bis sie wieder herausgestürzt kam. Eine Hand vor den Mund gepresst, war sie durch das Vorzelt nach draußen getaumelt und hatte sich neben einem Baum erbrochen.

Pit hatte sich natürlich sofort um sie gekümmert und gefragt, was denn geschehen sei, aber Eliza hatte mit einem Arm zum Wohnwagen gewiesen und mit Mühe nur ein Wort aus sich herausgepresst: „Tot.“

„Bleib´ hier stehen, Eliza. Ich schaue selber nach.“

Also war er in den Wohnwagen geklettert und sah bestätigt, was Eliza so schockiert hatte. Mitten im Flur des Wagens, zwischen Küchenblock und Sanitärbereich, lag Herr Stegemann auf dem Rücken. Aus seiner Brust ragte ein langer dünner Metallstiel mit einem Holzgriff. Der Bereich um die Brust war voller dunklen Blutes. Mit dem Rücken an die Wohnsitzgruppe gesunken, entdeckte er eine zweite Person. Ihr Kopf war eine einzige blutige Masse und nach vorne auf ihre Brust gekippt. Pit konnte das Gesicht nicht erkennen. Handelte es sich um Frau Stegemann? Was sollte er tun? Feststellen, ob noch jemandem zu helfen war? Durfte er das? Leben ist wichtiger als eventuelle Spuren, dachte er.

Er bückte sich über den Mann und fühlte am Hals nach einem Puls, lauschte nach einem Atemgeräusch. Beide Male negativ. Widerwillig stieg er über den Mann am Boden hinweg, nur um bei der Frau das gleiche Ergebnis festzustellen. Keine Lebenszeichen. Vorsichtig turnte er wieder über Herr Stegemann weg und hastete aus dem Wohnwagen und dem Zelt. Eliza hatte sich in der Zwischenzeit an den Baum gelehnt und blickte ihm mit wächsernem Gesicht entgegen.

„Tot?“

Pit nickte knapp. „Ja, du hattest recht. Komm´, wir müssen die Polizei verständigen.“ Er grub sein Handy aus den Tiefen der Schenkeltasche seiner Cargohose und wählte den Notruf.

Bald darauf kam der Streifenwagen auf den Campingplatz gefahren, am Steuer eine junge Polizistin mit blondem Haar. Ihr Kollege, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, konnte nicht viel älter sein. Pit hatte mit wenigen Worten geschildert, wie Eliza und er die Toten aufgefunden hatten, wonach die Polizisten sich selbst ein Bild von der Situation machten. Während die Polizistin im Anschluss telefonierte, vermutlich mit der Kripo, sperrte ihr Streifenpartner den Raum um den Wohnwagen großzügig ab.

Eliza und Pit wurden zum Streifenwagen gebeten, wo man ihre Personalien aufnahm und ihre Fingerabdrücke in einen Laptop scannte. Sowohl Eliza als auch Pit hatten nicht ausschließen können, beim Betreten oder kurzen Aufenthalt im Wohnwagen Möbel oder Gegenstände berührt zu haben. Danach hieß man sie, außerhalb des Sperrbezirks zu warten, bis die Kriminalpolizei eingetroffen sei. Das war vor fast einer halben Stunde gewesen.

„Wenn die Leute von der Kripo nicht bald antanzen, pinkle ich noch in die Hose“, raunte Eliza Pit zu, und als hätte sie es mit diesen Worten erzwungen, rauschten zwei Fahrzeuge durch die Gasse heran. Das erste war ein alter flaschengrüner VW Passat, der dicht an die gaffenden Menschen heranfuhr, hupte, und sich so den Weg durch die widerwillig zur Seite tretenden Leute bahnte. Ihm dicht am Auspuff folgte ein blau lackierter Ford Transit, aus dem unmittelbar, nachdem er die Absperrung passiert hatte, drei in graue Overalls gekleidete Männer sprangen und sich von der blonden Polizistin anweisen ließen. Sie begaben sich umgehend zum Vorzelt und Wohnwagen und begannen mit ihrer technischen Arbeit.

Aus dem VW Passat stiegen ein Mann um die vierzig, kurze graue Haare, drahtige Figur, Sonnenbrille auf der Stirn, im Jeans-Anzug, sowie eine schlanke Frau zwischen dreißig und vierzig, braune Pferdeschwanzfrisur, dunkelrote Jeans und leichter Sommerblouson. Vermutlich die Kripobeamten. Auch sie ließen sich die Situation erklären. Pit erkannte, indem die Kripobeamtin ihren Blick in seine und Elizas Richtung wandte, dass die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt worden war.

„Okay“, sagte er, „wir werden gleich Besuch erhalten. Geduld noch, Liebes.“

Und schon steuerte die Beamtin auf sie zu. „Guten Abend“, sagte sie, „mein Name ist Birke Klang, Kriminaloberkommissarin aus Deuzin. Sie haben die Personen gefunden? Dann bitte ich Sie mir zu folgen. Wir brauchen uns ja nicht mitten unter all diesen Leuten zu unterhalten.“

Sie hob für Eliza und Pit das Sperrband hoch und ging ihnen zum Ford Transit der Techniker voraus. Sie bat sie, drinnen auf einer eingebauten Sitzgruppe Platz zu nehmen.

„Diese Gaffer sind unmöglich“, meinte sie und schüttelte sich, als würde sie sich ekeln. „Herr Ferman, Frau Wohlbrecht, wie kam es dazu, dass Sie die Leute in ihrem Wohnwagen gefunden haben. Erzählen Sie einfach von Anfang an.“

Pit und Eliza schauten sich rasch an. Er ermunterte sie zu sprechen. „Wir sind erst vorgestern hier angekommen. Wir kennen die Stegemanns eigentlich nicht, sind ihnen früher nie begegnet. Heute haben wir in Petersens Fischrestaurant in Vieksen gegessen. Am benachbarten Tisch saßen die Stegemanns. Wie gesagt, wir hatten sie vorher noch nie gesehen. Er, Stegemann, kam auf uns zu, weil er ...weil er ...er wollte Autogramme von uns.“

„Autogramme?“