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Kindern erzählen wir eine Gutenachtgeschichte, wenn sie nicht einschlafen können. Doch Erwachsene gönnen sich selten die gleiche Behandlung, sondern greifen bei Einschlafproblemen oft zu Fernbedienung, Alkohol oder Medikamenten. Die Naturheilkundlerin Anne-Charlotte Sangam gibt uns Großen nun ein wunderbares Mittel an die Hand, um abends entspannt in den Schlaf zu finden. Dreißig kontemplative Geschichten, die Ruhe, Trost und Hoffnung spenden, werden ergänzt durch Tipps für optimale Schlafbedingungen sowie Atem- und Entspannungsübungen, die den Kopf frei von Sorgen und bereit für schöne Träume machen.
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Seitenzahl: 124
Anne-Charlotte Sangam
Schlaf gut!
Einschlafgeschichten für Erwachsene
Mit Entspannungsübungen und Tipps für einen gesunden Schlaf
Aus dem Französischen von Katrin Segerer
Anaconda
Die französische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »Histoires du soir pour les adultes qui ont peur du noir« bei Leduc.s Éditions in Paris
© 2020 Leduc.s Éditions
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Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung
© 2022 by Anaconda Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagmotiv: SarraMagdalina / shutterstock
Umschlaggestaltung: www.katjaholst.deIllustrationen im Innenteil: gyan mudra Shutterstock, nidra mudra Fabrice Del Rio Ruiz
Satz: Achim Münster, Overath
ISBN978-3-641-28577-7V002
www.anacondaverlag.de
Für Kiki
»Es erscheint mir dringend nötig, Märchen, Legenden, Mythen, Ritualen ihren Platz in unserem Leben zurückzugeben und von ihnen zu lernen. Das ist der Weg der Erkenntnis.«
Annick de Souzenelle, Le Symbolisme du corps humain
Inhalt
Einleitung 9
Lucies Atelier
oder: Von der Notwendigkeit des Winterschlafs16
Matteos Wellen
oder: Wie man die Freude wiederfindet20
Der Fliedertanz
oder: Zeichnen ist Meditation23
Schau!
oder: Wie man den Dingen Aufmerksamkeit schenkt25
Einschlafhilfe:Wie man sich bettet, so liegt man27
Menschen, die zweifeln
oder: Der erste Schritt in Richtung Freiheit30
Der Gesang der Quelle
oder: Gib zuerst dir selbst35
Chloés Rezept
oder: Wie man seine Gefühle willkommen heißt40
Einschlafhilfe: Die Zeit des Alchemisten43
Dominiques Haus
oder: Die Kunst des Alltags45
Ein Sturmtag
oder: Der schwierige Dialog mit der Wut48
Das Salz in der Luft
oder: Verletzlichkeit wagen51
Einschlafhilfe: Alle meine Bedürfnisse54
Jeans Devise
oder: Jeden Tag ein Schritt mehr56
Eile mit Weile
oder: Geduld lernen59
Die Weberin
oder: Eine Einladung zur Langsamkeit62
Einschlafhilfe: Der Atem, ein nächtlicher Verbündeter64
Der Flug der Schwalben
oder: Wie man Freiheit kultiviert66
Juliens Entscheidung
oder: Wie man sich dem Unerwarteten öffnet68
Emmanuel
oder: Wie man Ausdauer lernt71
Einschlafhilfe: Teemischung Dornröschenschlaf74
Rue des Pyrénées
oder: Auf die Fülle vertrauen76
Eine schwierige Wahl
oder: Wie man auf seinen Bauch hört80
Einschlafhilfe: Visualisierung84
Der Tag der Ausstellung
oder: Wie man seine Ängste überlistet86
Mathildes Weg
oder: Vom Mut, man selbst zu sein91
Einschlafhilfe: Geführte Meditation96
Oliviers Salz
oder: Wenn der Körper zum Boten wird98
Die Kraft der Rose
oder: Wie man seinen inneren Raum schützt102
Romains Perspektive
oder: Sich von der Vergangenheit befreien106
Eine Wanderung in den Calanques
oder: Die Position des Beobachters110
Einschlafhilfe: Der Beobachter115
Alles neu macht der Mai
oder: Annehmen lernen117
Martins Unsicherheit
oder: Die schwierige Entscheidungsfindung121
Der Rat der Buchhändlerin
oder: Wann man loslassen sollte126
Nur ein paar Worte
oder: Die schöpferische Macht der Sprache131
Einschlafhilfe: Nidra mudra134
Der Lehrpfad der Bienen
oder: Warum man das Dunkel durchqueren muss136
Pauls Reben
oder: Wie man Dankbarkeit kultiviert139
Einschlafhilfe: Das Tagebuch der Dankbarkeit142
Als echtes Murmeltier ist Schlaf mir heilig. Deshalb war es für mich ein großes Abenteuer, dieses Buch zu schreiben. Ein schönes Projekt, aber auch eine riesige Herausforderung. Was wollte ich mit meinen Leserinnen und Lesern teilen? Geschichten, die ihnen erlauben würden, durch ihre Eindrücke und den Rhythmus der Worte zur Ruhe zu kommen? Oder Erzählungen, die im Herzen der Nacht sowohl Trost spenden als auch lehrreich sind, Ratschläge bereithalten, die anschließend im Alltag nützlich sein können? Würde mir vielleicht sogar beides gelingen?
In Morpheus’ Armen
Ich selbst gehöre, wie gesagt, zur Familie der Murmeltiere. Ich brauche jede Nacht viele Stunden Schlaf, um Energie zu tanken, die Emotionen des vergangenen Tages zu verarbeiten und gelassen in den nächsten zu starten. Fehlt diese Erholung, verliere ich sofort den Boden unter den Füßen. Ich werde übellaunig und sehe alles schwarz.
Glücklicherweise sind der Schlaf und ich recht gute Freunde. Ob es wohl daran liegt, dass mich meine Mutter früher beim Zubettbringen stets mit einer Gutenachtgeschichte Morpheus’ Armen anvertraut hat? Wacht der Gott mit den schmetterlingszarten Flügeln, der Sohn des Hypnos (des Schlafes) und der Enkel der Nyx (der Nacht), noch heute über meine Träume? Ist er mir gegenüber besonders wohlwollend?
Doch natürlich gab es in meinem Leben, so wie in deinem sicherlich auch, schon Turbulenzen (plötzlicher Todesfall, Krankheit, Trennung, folgenreiche Entscheidung, Stress bei der Arbeit usw.), außerdem Zeiten der Angst, in denen ich quälende Schlaflosigkeit erfuhr. Es ist wirklich schwer, Schlaf zu finden, wenn Schmerz oder schwierige Fragen uns überwältigen. Und das malt das Bild nur noch düsterer. Wie sollen wir unsere Gesundheit und einen klaren Geist bewahren, wenn wir nachts unsere Batterien nicht mehr aufladen können?
Eine Säule der Gesundheit
Tatsächlich ist Schlaf für uns genauso lebenswichtig wie Luft, Wasser und Essen. Für die Naturheilkunde ist er eine Säule unserer Gesundheit. Durch ihn können wir die Energiereserven unserer Nerven auffüllen, beschädigtes Gewebe reparieren sowie Zellerneuerung und Hormonbildung sicherstellen. Außerdem ist er wichtig für Verdauung und Atmung. Nacht für Nacht erlaubt er unserem Körper, sich zu reinigen. Daneben ist er auch ein Verbündeter unseres Gehirns und spielt eine maßgebliche Rolle beim Lernen.1 Denk nur daran zurück, was man uns als Kindern immer eingebläut hat: Wir sollten unseren Lernstoff kurz vor dem Zubettgehen noch einmal lesen, um ihn besser aufzunehmen, abzuspeichern.
Wenn uns also Schlaf fehlt und unsere innere Uhr verstellt ist, kann das unser gesamtes physisches, psychisches und emotionales Gleichgewicht durcheinanderbringen. Typische Probleme sind neben der bereits angesprochenen Schlaflosigkeit auch Schwierigkeiten beim Einschlafen und nächtliches oder frühmorgendliches Erwachen mit anschließendem Wachliegen, was den Schlaf unerholsam macht und Müdigkeit zur Folge hat.
Treten solche Schlafstörungen nur hin und wieder auf, ist das nicht gravierend. Erlebt man allerdings über Wochen oder Monate hinweg eine durchwachte Nacht nach der anderen, führt das zu gewaltiger Erschöpfung, Reizbarkeit, Frust, Wut und vielem mehr. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf unsere geistige wie körperliche Gesundheit.
Ursachen für Schlafstörungen
Zu spätes Zubettgehen für den eigenen Biorhythmus, Stress, Grübeleien, ein unruhiger Geist, zu reichhaltiges oder spätes Essen, Bildschirmlicht … Es gibt viele Faktoren, die sich negativ auf unseren Schlaf auswirken können. Oft verhindern Stress, Anspannung, die Last des Tages, die Arbeit, die uns nicht loslässt, dass wir abends zur Ruhe kommen. Wir schleppen all unsere Sorgen mit, die kleinen und die großen, die leichten und die schweren. Natürlich können Schlafstörungen auch aus Schmerzen oder Ängsten resultieren. Zumal gerade Letztere dazu neigen, nachts noch akuter, noch umfassender zu werden.
Das Licht weicht unseren Schattenseiten, teils urtümlichen Schrecken … Und darin schwelgen unsere Ängste, die sich aus verschiedenen Quellen speisen (Angst davor, Dinge auszusprechen, wütend zu werden, seinen Job zu verlieren, zu erkranken, seinen Platz einzunehmen oder ihn zu verlieren, Angst vor dem Erfolg, vor den eigenen Gefühlen, Lebensangst usw.). In einer Gesellschaft, in der immer mehr von uns alles jederzeit unter Kontrolle haben wollen, kann auch die Aussicht darauf, loszulassen, sich dem Schlaf hinzugeben, unbewusste Panik auslösen.
Heilmittel
Ein Drittel der französischen Bevölkerung schläft schlecht, und chronische Erschöpfung entwickelt sich gerade zur Jahrhundertkrankheit. Selbstredend gibt es zahlreiche Gegenmittel, von natürlich bis chemisch, von mild bis gepfeffert. Doch an eines denkt man nicht unbedingt: Worte. Dabei wurden Bücher schon immer zur Heilung benutzt, von Melancholie, Weltschmerz, Liebeskummer, Todesangst … Warum sich also nicht Geschichten zuwenden? Warum sich nicht von ihnen ganz sanft in den Schlaf wiegen lassen?
Erinnerst du dich noch an dieses Ritual, das dich als Kind beim Zubettgehen begleitet hat und das du vielleicht später auch für deine eigenen Kinder eingeführt hast? Weshalb sollten wir als Erwachsene kein Recht mehr auf eine Gutenachtgeschichte haben, obwohl die Rückkehr zu dieser Gewohnheit uns dabei helfen könnte, Ruhe zu finden? Was, wenn die Freude an den Worten, die Macht der Sprache uns ins Reich der Träume geleiten würde? Weshalb sollten wir uns diesen sanften Übergang zwischen unserem oft so harten Tag und dem Schlaf, zwischen Wachen und Schlummern versagen?
Gutenachtgeschichten
In diesem Buch möchte ich dir kurze, meditative Geschichten anbieten, ein Arrangement aus Erzählungen rund um Fragen, mit denen wir im täglichen Leben konfrontiert werden und die uns zu einem gesteigerten geistigen Wohlbefinden führen. Jede dieser Erzählungen arbeitet auf metaphorische Weise Ratschläge heraus, die dir helfen können, Veränderungen in deinem Leben anzustoßen. Und sie fördert den Schlaf, indem sie die Sinne anspricht. Durch ihre suggestive Wirkung spenden die Geschichten Gelassenheit und Trost und schenken dir, so mein Wunsch, Zuversicht und Hoffnung. Wenn sie dir Anker und Ruheort werden, habe ich mein Ziel erreicht.
Wie kannst du in dieses Universum eintauchen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Buch zu lesen. Du kannst die Erzählungen der Reihe nach genießen, mit jenen beginnen, die dich am meisten interessieren, oder – und das ist wohl der Weg, den ich empfehlen würde – du pickst dir deine Gutenachtgeschichte, deine abendliche Meditation, wie eine Orientierungshilfe aufs Geratewohl heraus.
Gönn dir die Zeit, sie in dich aufzunehmen, in ihr zu atmen. Visualisier sie, schlaf darüber. Und lausche, wie die gewählte Geschichte in dir nachhallt. Was sind ihre Lehren? Welche Gefühle und Reaktionen ruft sie in dir hervor? Sind sie heftig, unterstreichen sie vielleicht eine Unsicherheit, einen wunden Punkt? Eine Richtung, die du einschlagen solltest? Landest du mehrfach bei derselben Geschichte, dann frag dich: Weist sie auf etwas hin, das dich besonders betrifft, an dem du verstärkt arbeiten musst?
Jetzt bist du dran!
Diese Geschichten sollen so behaglich und tröstlich sein wie eine dicke, warme Daunendecke, die deinen Schlaf behütet. Auf dass die herausgefilterten Ratschläge über Nacht in dir wirken und dir die kommenden Tage erleichtern.
Da alles eine Frage des Rezepts und der richtigen Dosis ist, habe ich hier und da ein paar Rituale eingestreut, mit denen du in das Reich der Nacht hinübergleiten kannst. Ich hoffe, sie sind dir eine Hilfe. Und nun wünsche ich dir eine gute Reise in das Land der Träume!
1Vgl. Anne-Marie Narboni: La Naturopathie pour les nuls, First, S. 44 und 134.
Sprichwörtliches
Schlafen wie ein Stein
An der Matratze horchen
Sich den Schlaf aus den Augen reiben
In Morpheus’ Arme sinken
Eine Nacht darüber schlafen
Schlafen wie ein Murmeltier
Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
Sich aufs Ohr legen
Eine Mütze Schlaf
Etwas wie im Schlaf können
Wie man sich bettet, so liegt man.
Schafe zählen
Etymologie
Schlaf
Substantivierte Form des mittelhochdeutschen slāfen, was so viel bedeutet wie »erschlaffen«
oder: Von der Notwendigkeit des Winterschlafs
Auf dem Weg dorthin verläuft man sich leicht. Man steigt aus der Bahn und findet sich kaum zurecht auf den verschlungenen Straßen am Fuß der Hochhäuser und später zwischen den Häuschen, die aussehen, als wäre man schon an der Küste.
Lucie wohnt in der Katzenjammergasse. Ein Name wie ein Gedicht. Zuerst muss man kräftig gegen das verwitterte blaue Tor drücken. Das vom Regen aufgequollene Holz lässt sich nur schwer öffnen. Doch Lucie hat meine Anwesenheit offenbar gespürt. Sie eilt mir zu Hilfe und begrüßt mich mit einem gewaltigen Lächeln.
Ihr Lächeln. Ihr Lächeln, dann ihr Atelier. Man sieht die Töpferscheiben, riecht den Staub in der Luft, den Duft des getrockneten Tons. Die Werke ihrer Schülerinnen und Schüler: Schüsseln, Tassen, Teller … Ihre eigenen, feineren, warten im Nebenzimmer. Sie sind filigran gearbeitet, luftig leicht, hauchdünn. Die Namen der Emaillefarben – englisches Grün, Seladon – laden zum Reisen ein.
Wir trinken Tee, essen den selbstgebackenen Kuchen, den ich mitgebracht habe. Wir erzählen uns voneinander. Zwei Jahre haben wir uns nicht gesehen. Zwei Jahre liegen zwischen ihrem Umzug nach Nantes und meinem.
Lucie zeigt mir ihr Haus. Das Wohnzimmer mit den verschiedenen Ebenen, den Ofen mit seinen orangefarbenen Flammen, die freiliegenden Balken. Man fühlt sich sofort wohl hier. Das Küchenfenster geht auf die schmale Straße mit den malerischen Häuschen hinaus. Ein unermesslich weiter Blick auf den Himmel. Beinahe so, als würde man ins Meer tauchen.
Lachend tauschen wir uns aus. Lucie träumt von einem Gemeinschaftsgarten. Von ihren Händen in der lebendigen Erde. Vielleicht könnte sie von ihren Nachbarn lernen? Ein Tauschgeschäft: ihre Hilfe gegen ein paar Stunden Pflanzenkunde. Vorerst wachsen bei ihr nur Küchenkräuter. Der schmiedeeiserne weiße Tisch und die dazugehörigen Stühle warten auf die Ankunft des Frühlings. Noch ein bisschen Geduld. Heute tanzt der Wind seinen stürmischen Reigen.
Lucie hält weiter Winterschlaf in ihrer Höhle. Sie weiß, dass sie auf ihren Körper hören, sich dem langsameren Rhythmus anpassen muss, dass sie diese Pause braucht und das zu respektieren hat. Nur so kann sich, sobald die Energie zurückkehrt, ihre Kreativität wieder voll entfalten.
Jetzt im Januar, wo der Nordwind Erde und Bäume alles Überflüssigen beraubt hat, verspürt Lucie weniger Lust. Weniger Lust rauszugehen. Weniger Lust, sich irgendwelchen Beschäftigungen zu widmen.
Sie fühlt es. Tief im Inneren verlangt ihr Körper eine Auszeit, Stille, Raum. Wärme. Ihr ist klar, dass sie ihrem Rhythmus folgen muss, innehalten, um sich zu regenerieren, sodass ihre schöpferische Kraft sprießen kann.
Deshalb tut sie es. Lauscht ihrer animalischen Seite. Igelt sich in ihrem Häuschen neben dem Ofen ein. Ja, sie hält Winterschlaf. Ja, sie wird wieder zum Tier. Ja, das gesteht sie sich zu. Kein Vergleich zum rastlosen Tempo, das sie sich früher aufgezwungen hat. Sie weiß jetzt (oder hat es neu gelernt), dass die Natur ein Kreislauf ist, dass sie im Takt der Jahreszeiten und der Energien, die sie übertragen, leben muss. Sie verspürt das tiefe Bedürfnis, sich mit ihrer innersten Natur zu verbinden, gründlich auszumisten, um Platz zu schaffen für das Wesentliche.
Sie versteht, dass diese Phase der Ruhe und der Innenschau notwendig ist. Lebenswichtig. Sie leckt ihre Wunden, verarztet, was noch geheilt, beruhigt, repariert werden muss. So pflegt sie ihren Mutterboden, damit er wieder fruchtbar ist, sobald der Frühling anbricht. Und sie den Rest des Jahres versorgt. Diese langsamere Zeit ist nicht verloren, ganz im Gegenteil: Sie sichert die Verheißung.
Im Moment bleibt es bei der Vorstellung. Indem Lucie ihren Kopf umgräbt, ermöglicht sie neuen Ideen zu keimen, der Kreativität, Wurzeln zu schlagen, um bald aufzublühen und ihre Samen zu verteilen.
Ja, genau hier, mitten im Winter, schöpft Lucie wieder Atem. Sie stößt alles Alte aus, um das Neue besser aufnehmen zu können.
Mit ihr zu sprechen, zu sehen, was sie tut, wie sie auf sich selbst hört, bringt mich zum Nachdenken. Was, wenn auch ich mir gestatten würde, nicht dauernd auf der Überholspur zu leben? Im Winter den Fuß vom Gas zu nehmen, um Kraft zu tanken und Projekte anzuschieben, die später im Lauf des Jahres an Fahrt gewinnen können?
Vielleicht sollte ich mich selbst in die schöpferische Leere wagen? Was meint ihr, Boten der Nacht?
oder: Wie man die Freude wiederfindet