Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Als der Ankerwächter den dunklen Schatten der heransegelnden Galeone bemerkte, schrie er seinen Alarmruf. Da war es zu spät. Die sechs Culverinen der "Santa Barbara" auf der Backbordseite brüllten auf, übertönten den Alarmruf und hämmerten ihre Kugeln in die Backbordseite der "Witte Leeuw". Die Arwenacks hatten bewußte tief gehalten und erzielten vier Löcher in der Wasserlinie. Die beiden anderen Treffer lagen darüber. Zugleich mit dem Culverinenbeschuß zischten Batituis und Big Old Shanes Brandpfeile zu der Fleute hinüber und bohrten sich mit unheimlicher Wucht in die Aufbauten und den Überwasserrumpf. Die Distanz betrug ja nur an die dreißig Yards...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 132
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Impressum© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-95439-937-6Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Davis J. Harbord
Sie sitzen wie die Ratten in der Falle – doch dann heißt es: „Durchbruch mit voller Fahrt!“
Der Posten auf der Westbastion des Forts Victoria am südlichen Ufer der Bai von Amboina rieb sich an diesem frühen Oktobermorgen die Augen und meinte zu träumen. Aber das Bild blieb und war im Licht der aufgehenden Sonne gestochen scharf.
Der Buchteingang dort unten im Westsüdwesten, hinter dem die Banda-See lag, war blockiert! Sechs Schiffe lagen da wie eine Kette, die vom Nordufer bis zum Südufer der Bucht reichte. Sie ankerten Bug an Heck des Vordermanns, die Steuerbord-Breitseite in die Bucht gerichtet. Die Geschützpforten waren geöffnet, die Kanonen ausgerannt.
„Heilige Mutter Gottes“, murmelte der Posten und alarmierte den Wachhabenden.
Auf Befehl des portugiesischen Residenten der Insel Amboina segelte eine halbe Stunde später eine Schaluppe aus dem kleinen Hafen von Fort Victoria. An Bord befand sich ein Teniente, der sich höflich erkundigen sollte, warum man den Eingang zur Bucht versperre. Wiederum eine halbe Stunde später stieg an den Großtoppen der sechs Ankerlieger, die eine Sperre bildeten, die niederländische Flagge hoch.
Fast gleichzeitig brüllten die Steuerbord-Breitseiten der sechs Schiffe auf und spien ihre Eisenladungen aus. Das waren bei zwölf schweren Stücken je Seite zweiundsiebzig Ladungen. Von der Schaluppe, die sich bis auf etwa fünfzig Yards genähert hatte, blieben nur ein paar zerfetzte Planken übrig. Der Teniente und seine sechsköpfige Crew wurden nie wieder gesehen …
Die Hauptpersonen des Romans:
Dom Manoel de Faria – Der Gouverneur der portugiesischen Besitzungen auf den Molukken steht plötzlich vor einer Situation, die ihm viel Einfallsreichtum abverlangt.
Jacob de Jonge – Der holländische Generalkapitän benutzt die Brechstange, wenn es darum geht, sich durchzusetzen.
Piet Verkerk – Er dient dem Generalkapitän als Sekretär, Schreiber und Dolmetscher – und nebenbei als Spitzel.
Justus Potgieter – Der Kapitän der „Goede Hoope“ nimmt kein Blatt vor den Mund und geigt dem Generalkapitän die Meinung.
Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf kennt keine Gnade, wenn er es mit Mördern zu tun hat.
Nunes – Der Capitán der Handels-Galeone „Porto“ verliert sein Schiff, weil er mit dem Kopf durch die Wand will.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Anfang Oktober 1596. Hinter der „Santa Barbara“ versank die Küste der chinesischen Provinz Tschekiang. Die Männer an Bord der Galeone konnten zufrieden die Hände reiben. Sie hatten erreicht, was sie wollten und warum sie die weite Reise von der Karibik in das Land des Großen Chan angetreten hatten. Ein Teil der Laderäume war bis unter die Luken mit „Chinesischem Feuer“ vollgepackt.
Ja, sie rieben sich die Hände, die Arwenacks. Bis auf einen, der offenbar wieder einmal seinen knieseligen Tag hatte – knieselig im Sinne von miesepeterig, gemengt mit einem Schuß dumpfer Ahnungen.
Old Donegal Daniel O’Flynn nahm sichtbaren Abstand von den verschalkten Ladeluken, unter denen „das Teufelszeug“, wie er die Brandsätze nannte, lagerte. Er verzog sich weit nach achtern, die Ladeluken aber nicht aus den Augen lassend, als erwarte er jeden Moment, daß sie aufklappten wie jene Kinderschreckkistchen, aus denen beim Öffnen Kastenteufelchen hochfahren.
Dieses seltsame Verhalten erregte wiederum den Argwohn Edwin Carberrys, denn wenn Old Donegal den düsteren Blick drauf hatte, dann war hinter der Kimm etwas nicht in Ordnung.
„Ist was?“ fragte er gallig.
Old Donegal brummte etwas Unverständliches.
„Hä?“ Carberry vergrößerte seine rechte Ohrmuschel mit der gewölbten Rechten, so daß er jetzt ein Elefantenohr zum Lauschen hatte. „Wie war das?“
„Wir haben den Tod an Bord“, sagte Old Donegal mit dumpfer Stimme. „Da braucht nur ein Funken zwischen das Teufelszeug zu fallen – und peng! Und aus!“ Als er „peng!“ sagte, knallte er zur Lautuntermalung die rechte Faust in die linke Handfläche. „Und wir sausen“, fuhr er fort, „wie Sternschnuppen in die Hölle, umglüht von feurigen Schlangen und zuckenden Blitzen. So was hast du noch nicht erlebt!“
Der Profos legte keinen Wert darauf, „so was“, zu erleben, ganz abgesehen davon, daß man von dem Erlebnis nichts hatte. Old Donegal redete mal wieder Stuß.
„Du Spinner“, sagte er kurz und bündig und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Kannst du mir mal verraten, woher und wie ein Funken zwischen die Brandsätze fallen soll? Jeder Mann hier an Bord weiß, daß es strikt verboten ist, sowohl Pulverkammern als auch die betreffenden Laderäume mit brennendem Licht zu betreten. Außerdem sind die Brandsätze in Blechkisten verpackt. Durch die frißt sich kein Funken durch, verdammt noch eins!“
„Ha!“ tönte Old Donegal. „Ha! Und was ist, wenn eine glühende Kanonenkugel das Deck durchschlägt? He, was ist dann?“
„Kann sie gar nicht“, erklärte der Profos.
„Wieso nicht?“
„Weil du an dieser Stelle stehen und sie auffangen wirst, darum!“ Und der Profos grinste.
„Ich?“ fragte Old Donegal langgezogen.
„Ja, du! Hast du nicht mal erzählt, ihr hättet auf eurer alten ‚Empress‘ damals vor neunzig Jahren in der Dingsbums-Schlacht gegen die Türken deren Kugeln immer aufgefangen und wieder zurückgeworfen? Wie nanntet ihr das noch? Ach ja, ‚das türkische Fangballspiel‘, nicht?“
Old Donegal ächzte. Tatsächlich hatte er den Arwenacks vor längerer Zeit dieses haarsträubende Garn einmal vorgesponnen. Daß der Profos das behalten würde, hätte er nicht gedacht. Und jetzt hatte er sich selbst in dieses Garn verwickelt.
„Das war damals ganz anders“, erklärte er unwirsch. „Das hast du falsch verstanden. Die Alis haben uns nicht mit Kanonenkugeln beschossen, sondern Wassermelonen rüberkatapultiert! Du hast mal wieder nicht richtig zugehört, Mister!“
„Da soll doch gleich das Kielschwein quieken!“ wetterte der Profos, erbost über die Unverfrorenheit des alten Zausels, ihn schlichtweg anzulügen. „Du hast von Kanonenkugeln gesprochen! Da laß’ ich mir ’ne Glatze schneiden, wenn das nicht stimmt!“
Aber das brauchte er nicht – Mac Pellew stieg als Zeuge für ihn in den Zeugenstand, und Gary Andrews, und Stenmark, und Sam Roskill und alle jene, die sich damals Old Donegels Garn hatten anhören müssen. Jawohl, nichts da! Er hätte nicht von Wassermelonen, sondern von heißen Kanonenkugeln gesprochen, an denen sie sich sogar die Hände gewärmt hätten, weil’s seinerzeit in den türkischen Gewässern so kalt gewesen wäre, daß den „Empress“-Mannen die Bärte zu Eiszapfen gefroren wären.
Aye, aye, Sir, den ganzen Unsinn, den Old Donegal da verzapft hatte, den tischten sie ihm jetzt wieder auf und widerlegten ihn.
Aber das focht den nicht an, überhaupt nicht. Er blieb stur bei seinen Wassermelonen, griff in seine Garnkiste und erfand flugs eine neue Geschichte von der „Dingsbums-Schlacht“, in der von zerplatzenden Wassermelonen die Rede war, ja sogar von einem Türken, dem er die Wassermelone ins offene Maul geworfen habe!
„Und dann!“ verkündete Old Donegal. „Und dann hat der Ali die Melone doch glatt verschluckt und kriegte einen Bauch wie ’ne schwangere Suleika!“
„Du lieber Gott!“ Der Profos stöhnte und raufte sich die Haare. „Ist das noch zu fassen? Erst labert dieser Seifenbläser von einer Sternschnuppensause in die Hölle, weil ein Funken zwischen unsere Brandsätze fällt, und jetzt spinnt er von melonenschluckenden Alis mit schwangeren Suleikabäuchen!“ Und der Profos dröhnte: „Ich sollte dir auch ’ne Melone ins Maul stopfen, du – du Obertürke!“
Old Donegal setzte zu einer geharnischten Antwort an, doch da war Hasards Stimme zu hören.
„Na, Freunde?“ sagte er. „Seid ihr euch wieder in die Haare geraten?“ Er trat an die Achterdecksbalustrade. „Was ist los, Old Donegal?“
„Nichts“, brummelte Old Donegal.
„Ed?“
„Sir?“ fragte der Profos zurück. Er schien plötzlich maulfaul geworden zu sein.
„Ich fragte, was los sei.“
„Och, gar nichts, Sir, ehrlich.“ Der Profos zupfte an seinem rechten Ohrläppchen.
„Dann muß ich mich wohl verhört haben“, meinte Hasard. „Oder nannte da nicht jemand einen anderen einen Obertürken, dem er eine Wassermelone ins Maul stopfen wollte?“ Hasard räusperte sich. „Spielte da nicht auch eine gewisse Suleika eine Rolle, die guter Hoffnung war? Nun ja, da muß ich mich wohl wirklich geirrt haben. Und ich dachte schon, euch sei etwas aufgefallen.“
„Uns? Nein, Sir“, sagte der Profos. „Ist dir was aufgefallen, Old Donegal?“
Der schüttelte den Kopf. „Überhaupt nichts.“
„Was soll uns denn aufgefallen sein, Sir?“ fragte der Profos.
„Ihr seid mir so die richtigen Seeleute“, erwiderte Hasard. „Wir segeln Südkurs. Ist das nichts?“
„Na ja, wir laufen von der Küste ab“, sagte Carberry.
„Ach ja?“ Hasard grinste. „Das täten wir auch, wenn wir Ostkurs segeln würden.“
„Sir, du hast was auf der Pfanne“, sagte Carberry mißtrauisch.
„Stimmt, Ed“, sagte Hasard. „Jetzt bist du mal der Hellseher. Also, Freunde, jetzt wird’s ernst. Und es ist wieder eine Abstimmung fällig. Wir haben das, was wir wollten: die Brandsätze. In Ordnung. Aber hat schon mal jemand von euch darüber nachgedacht, auf welcher Route wir in die Karibik zurücksegeln? Nehmen wir die Ostroute, oder nehmen wir die Westroute? Segeln wir um Kap Hoorn oder ums Kap der Guten Hoffnung? Oder nehmen wir den kürzesten Weg, nämlich wieder über den Isthmus von Tehuantepec, was bedeuten würde, daß wir die gesamte Ladung an Brandsätzen und Gewürzen über Land schleppen und auf der Karibikseite wieder ein Schiff beschaffen müßten? So, jetzt seid ihr dran, ich habe euch die drei Möglichkeiten genannt.“
Da ging das Palaver los. Die Mannen waren auf der Kuhl versammelt, bis auf den Ausguck im Großmars – Jack Finnegan, und den Rudergänger – Stenmark. Auf dem Achterdeck befanden sich Ben Brighton, Don Juan de Alcazar und Dan O’Flynn. Aus der Mittschiffsluke stiegen Big Old Shane und Ferris Tucker, die sich noch einmal um die neue Ladung gekümmert hatten.
Eindeutig war aus dem Palaver herauszuhören, daß die kürzeste Route – die über den Isthmus – den Arwenacks nicht genehm war. Die steckte ihnen noch in den Knochen, weil sie kurz vor dem Ziel – nachdem sie den Isthmus mühsam überquert hatten – von den Dons zur Zwangsarbeit kassiert worden waren.
Carberrys Stimme übertönte grollend das Palaver.
„Bin ich ein verdammter Sandfloh? Lieber segele ich dreimal im Handstand und mit angelegten Ohren um Kap Hoorn als noch einmal wie ein Packesel durch den Urwald zu trotteln und den Mücken als Jungbrunnen zu dienen!“
Old Donegal war ganz seiner Meinung. So weit kam’s noch, daß er den Mücken als Quell ewiger Jugend zur Verfügung stand! Das hatte der Profos trefflich formuliert.
„Nicht mit mir!“ verkündete er und blickte sich wild um, als sei bereits ein Geschwader von Stechmücken im Anflug. „Die Biester sollen gefälligst woanders nuckeln, aber nicht an meinem Jungborn!“
Na, das waren mal wieder Argumente, daß es einem die Schuhe ausziehen konnte. Hasard verschränkte die Arme vor der Brust, denn Carberry legte wieder los, aber nicht wegen des Routenproblems, sondern weil er sich darüber ereiferte, daß Old Donegals Blut ein „Jungborn“ sein sollte.
„Jungborn?“ donnerte der Profos. „Ich höre wohl nicht richtig? An dem gehen die Mücken doch vor Altersschwäche ein!“
„Und bei dir“, schrie Old Donegal, „sehen sie grüne Mäuse, weil du nur noch Schnaps in den Adern hast!“
„Rum ist Lebenssaft!“ wetterte der Profos mit unerschütterlicher Logik. „Außerdem gibt’s keine grünen Mäuse, da kannst du den Kutscher fragen! Nicht wahr, Kutscher?“
Der Kutscher kehrte indigniert auf den Punkt zurück: „Unterhalten wir uns hier über Blut als den Quell ewiger Jugend, oder beraten wir darüber, welche Route wir nehmen sollen?“
„Danke, Kutscher“, sagte Hasard und hatte so ein gewisses Zucken um die Mundwinkel. „Ich darf also aus den bisherigen, sehr interessanten Gedankengängen schließen, daß die kürzere Route über den Isthmus allgemein abgelehnt wird. Oder irre ich? Darf ich um das Handzeichen bitten? Wer ist für diese Route?“
Keine Hand hob sich. Hasard blickte sich um – das gleiche Bild bei Ben, Dan, Stenmark und Don Juan. Auch Jack Finnegan im Großmars hatte keine Ambitionen auf den Trip über den Isthmus.
„Also gut, Freunde“, sagte Hasard, „damit ist die Route über den Isthmus abgehakt. Ihr scheint es nicht sehr eilig zu haben, zum Stützpunkt zurückzukehren, wie?“
„Segeln macht Spaß“, erklärte Carberry für alle, denn sie nickten dazu.
„So? War da nicht ein gewisser Mister Carberry, der vor nicht allzulanger Zeit sagte, es gäbe nur eine Sorte von Verrückten, und das seien jene, die auf Holzeimern übers Wasser schaukelten?“
„Sagte ich das?“ Der Profos kratzte sich hinter dem Ohr und erklärte treuherzig: „Das war nicht so gemeint, Sir, und bezog sich nur darauf, als wir mal bekalmt wurden.“
„Auf den beiden anderen Routen um die jeweiligen Kaps werden wir jede Menge Gelegenheit haben, in Kalmen zu geraten“, erwiderte Hasard.
„Da zieh’ ich die Señorita Barbara mit der Jolle hinter mir her“, erklärte der Profos, „und auch das hundertmal lieber als zu Fuß über den Isthmus.“
„Jaja, ich weiß, auch wenn die Trinkwasserfässer so ausgetrocknet sind, daß du den Finger zwischen die Dauben stecken kannst.“
„Sir“, sagte der Profos gemessen, „ich schlage vor, wir nehmen von den beiden Routen die kürzere, und das ist zweifellos die Westroute ums Kap der Guten Hoffnung, nicht wahr?“
„Das ist richtig, Ed“, erwiderte Hasard, „diese Route würde auch ich vorziehen.“ Er drehte sich zu Dan O’Flynn um. „Was meinst du?“
„Westroute“, sagte Dan, ohne zu zögern, „da sparen wir einige tausend Meilchen.“
„In Ordnung.“ Hasard wandte sich wieder zu den Mannen um. „Sollen wir das noch diskutieren, oder können wir gleich abstimmen?“
„Abstimmen“, sagte der Profos.
„Wer ist gegen die Westroute und möchte lieber um Kap Hoorn segeln?“ fragte Hasard. „Ich bitte um das Handzeichen.“
Die Westroute wurde einstimmig angenommen, niemanden gelüstete es, den Weg um Kap Hoorn zu nehmen.
„Das wäre erledigt“, sagte Hasard. „Allerdings habe ich noch einen Vorschlag, und der hängt mit unserem Südkurs zusammen, den wir bereits segeln. Ich möchte noch hinunter zu den Molukken und von dort aus dann durch die Banda-See in den Indischen Ozean. Die Molukken interessieren mich insofern, als dort der Gewürznelkenanbau intensiv betrieben wird, und zwar von den Portugiesen, das wiederum die Holländer zu ärgern scheint. Ich brauche euch nur an den Mijnheer Beeveren zu erinnern und an das, was wir von Capitán de Figuiera in Davao darüber hörten. Nun denn, mir ging durch den Kopf, Möglichkeiten zu erkunden, die sich auf englische Interessen beziehen. Kapitän Drake hatte bei seiner Weltumsegelung bereits Kontakte zu dem Sultan auf Ternate und brachte auch etwa sechs Tonnen Gewürznelken von dort mit nach Plymouth. Dan sollte euch nachher einmal die betreffende Karte zeigen, damit ihr seht, was das für ein riesiges Inselgebiet ist. Ich bin der Ansicht, daß England dort auch ein Plätzchen finden könnte, um eine Faktorei zu gründen – wohlgemerkt im Einverständnis mit den einheimischen Gentlemen und zu Nutz und Frommen beider Teile. Also Ostindienhandel auf der Basis von Geben und Nehmen. Diesen Gedanken könnte ich bei Hofe oder interessierten englischen Kaufherren in London oder Plymouth vortragen, was bedeuten würde, England anzulaufen, bevor wir in die Karibik zurückkehren. Ich schätze, einige von uns haben nichts dagegen, dort einmal wieder hineinzuschauen, wo sie einst zu Hause waren. Im übrigen ist die Route über Molukken und Banda-See kein Umweg, es bleibt sich gleich, ob wir diesen Kurs wählen oder durch die Sunda-Straße in den Indischen Ozean segeln. Na, was meint ihr?“
Carberry brachte es auf eine Kurzformel und hatte dabei verzückte Augen: „Molukken, Plymouth, ‚Bloody Mary‘!“
„Dachte ich mir doch“, murmelte Hasard. „Du möchtest dem feinsten Plymson mal wieder an die Perücke, Ed.“
„Aber nicht doch, Sir“, sagte der Profos bieder. „Es ist natürlich unerhört wichtig, daß du der Lissy oder den Pfeffersäcken verklarst, wo’s noch Pfeffer und anderen Kram zu holen gibt. Das geht vor, das halte ich auch für gut, damit nicht immer nur einer alleine die Sahne abschöpft und die anderen, die auch mal schlecken wollen, einfach wegboxt. Aye, Sir, ich könnte mir auch vorstellen, daß ich die Lagerverwaltung der Faktorei übernehme, wenn ich mich mal zur Ruhe setze. Da braucht man solche Kerlchen wie mich. Findest du nicht auch?“
Hasard starrte seinen Profos überrascht an. Das waren ja völlig neue Perspektiven!