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Seit dem Tag, als seine Walschule ihn als vermeintlich tot zurückließ, hat Ted Finley aufgehört, sich um irgendwen zu scheren, abgesehen von den vier Männern, die er seine Freunde nennt. Und falls er dabei jemandes Gefühle verletzt – tja, Pech gehabt. Deshalb denkt er auch nicht groß nach, bevor er den Mund aufmacht, als Yosi flüchtende Landwandler auf der Insel, ihrem Zufluchtsort, willkommen heißt. Allerdings hätte er auch nie damit gerechnet, dass sich unter den Flüchtlingen sein wahrer Gefährte befindet, der hört, wie Teddy verkündet, dass sie alle direkt wieder fortgeschickt werden sollten. Jayden Falk wird von Schuldgefühlen geplagt. Es war sein Fehler, dass seine Eltern von den Menschen gefangen wurden, von denen sie zuhause gejagt werden. Weil er versagte – etwas, das er seinem Herdenführer zufolge oft tut. Er rechnet nicht damit, seinem Gefährten zu begegnen, geschweige denn ihn sagen zu hören, dass Jayden wieder einmal versagt und damit alle auf der Insel in Todesgefahr gebracht hat. Teddy lernt seine Lektion – erst denken, dann reden. Wenn er seinen Stolz überwindet, wird Jayden ihm dann vergeben? Oder ist ihr Gefährtenbund zum Scheitern verurteilt, noch bevor er überhaupt geschlossen wurde? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 32.000 Wörter
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
ÜBER SHEA BALIK
LESEPROBE:
Seinen Stolz überwinden
Seit dem Tag, als seine Walschule ihn als vermeintlich tot zurückließ, hat Ted Finley aufgehört, sich um irgendwen zu scheren, abgesehen von den vier Männern, die er seine Freunde nennt. Und falls er dabei jemandes Gefühle verletzt – tja, Pech gehabt. Deshalb denkt er auch nicht groß nach, bevor er den Mund aufmacht, als Yosi flüchtende Landwandler auf der Insel, ihrem Zufluchtsort, willkommen heißt. Allerdings hätte er auch nie damit gerechnet, dass sich unter den Flüchtlingen sein wahrer Gefährte befindet, der hört, wie Teddy verkündet, dass sie alle direkt wieder fortgeschickt werden sollten.
Jayden Falk wird von Schuldgefühlen geplagt. Es war sein Fehler, dass seine Eltern von den Menschen gefangen wurden, von denen sie zuhause gejagt werden. Weil er versagte – etwas, das er seinem Herdenführer zufolge oft tut. Er rechnet nicht damit, seinem Gefährten zu begegnen, geschweige denn ihn sagen zu hören, dass Jayden wieder einmal versagt und damit alle auf der Insel in Todesgefahr gebracht hat.
Teddy lernt seine Lektion – erst denken, dann reden. Wenn er seinen Stolz überwindet, wird Jayden ihm dann vergeben? Oder ist ihr Gefährtenbund zum Scheitern verurteilt, noch bevor er überhaupt geschlossen wurde?
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 32.000 Wörter
SHEA BALIK
Seinen Stolz überwinden
Miracle: Salvation Island 2
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Swallowing His Pride“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2022
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
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Jayden Falk stand auf den Klippen an der Westseite der Insel und starrte aufs Meer hinaus. Er wünschte, er hätte bessere Entscheidungen getroffen. Aber das war praktisch die Geschichte seines Lebens.
Seit seiner Geburt konnte er sich an keine Zeit erinnern, in der er das Richtige getan hatte. Es schien, als würde jede einzelne seiner Taten seiner Herde auf die eine oder andere Weise Schwierigkeiten bereiten. Zwar hatte niemand Jayden je erklärt, wie oder wieso, aber ihr Herdenführer Fergal hatte immer wieder bestätigt, dass es so war. Jaydens ganzes Leben lang.
Irgendwann schließlich, nachdem der Mann Jayden vor dem Rest der Herde eine Schande genannt hatte, weil man ihn beim Küssen mit einem Mann aus einer benachbarten Rhinozerosherde erwischt hatte, war Jason aus ihrem kleinen Dorf gestürmt, um allein zu sein. Bis zum heutigen Tag war Jayden nicht sicher, ob es der Kuss mit einem anderen Mann war, was die Tat so abstoßend machte, oder ob es daran lag, dass er jemanden einer anderen Wandlerspezies geküsst hatte.
Aber angesichts dessen, dass Fergal und seine Gefährtin später auch Miracle angewidert verlassen hatten, nahm Jayden an, dass es mehr um den Kuss mit einem anderen Mann gegangen war. Allerdings lebten so viele verschiedene Spezies und gemischte Gefährten in Miracle, dass es genauso gut das eine wie das anderen gewesen sein konnte.
Jayden verstand nur den Grund nicht. Was spielte es für eine Rolle, wen er geküsst hatte? Es hatte doch niemandem geschadet, dass er den männlichen Rhino-Wandler gemocht hatte, oder?
Aber Fergal hatte nicht nur deshalb ein Problem mit Jayden. Alles, was Jayden tat, wurde kritisiert – von seiner Unfähigkeit, mit Waffen umzugehen, über seinen Mangel an flüssigen Bewegungen im Kampf Mann gegen Mann, bis hin zu der Art und Weise, wie er Arbeiten rund um Haus und Hof erledigte. Jayden bemühte sich sehr, nicht so tollpatschig zu sein, aber er war ziemlich sicher, dass körperlich irgendetwas nicht mit ihm stimmte, und dass es ihm deshalb unmöglich war, sich zu bewegen wie alle anderen.
Ein Schluchzen stieg in ihm hoch und wurde hinaus aufs Wasser getragen, wo niemand ihn weinen hören würde. Eine weitere Schwäche Fergal zufolge, der Jayden verhöhnt hatte, wann immer er ihn mit Tränen in den Augen ertappt hatte. Für gewöhnlich war darauf ein Schlag in den Magen gefolgt, oder der Mann hatte ein paar anderen jungen Elefanten befohlen, Jayden zu verprügeln.
Das war das Schlimmste gewesen – wenn ihr Anführer die gesamte Herde versammelt hatte, um dabei zuzuschauen, wie die jüngsten Mitglieder Jayden getreten und geschlagen hatten, bis er verbeult und blutend auf dem Boden gelegen hatte. Das einzig Gute? Es hatte nie lange gedauert, weil Jayden sich nie gewehrt hatte.
Wie irgendwer erlauben konnte, dass die eigenen Kinder sich an solchen Grausamkeiten beteiligten, hatte Jayden nie begreifen können. Und genauso wenig verstand er, wie der Rest der Herde einfach dastehen und zuschauen konnte, ohne dass auch nur einer von ihnen versuchte, dem Ganzen ein Ende zu machen.
Mit einem kurzen, trompetenartigen Schnauben seines Rüssels schüttelte Jayden den Kopf über seine eigene Dummheit. Was dachte er sich nur?
Seine Eltern hatten ihn zu Liebe und Toleranz erzogen. Bei mehr als nur einer Gelegenheit hatten sie versucht, ihn vor ihrem Anführer zu beschützen, was jedoch meistens misslungen war. Vielleicht, wenn sie versucht hätten, ihn das Kämpfen zu lehren, wären sie jetzt hier bei ihm, anstatt irgendwo eingesperrt in einen Käfig. Oder Schlimmeres …
Jayden verdrängte den Gedanken, dass sie womöglich tot waren. Baz, Arjun und Tevin hatten versprochen, alles zu tun, um Jaydens Eltern zu finden. Und er glaubte ihnen. Er war einfach nicht bereit, irgendetwas anderes zu akzeptieren.
Ein leichtes Vibrieren im Erdboden verriet ihm, dass er Gesellschaft kriegen würde. Er machte sich gar nicht erst die Mühe zu gucken, wer es war. Er wusste es bereits. Die weiche Schnauze von Jurnee, einer Giraffenwandlerin, ließ ihn als Erstes wissen, dass sie gekommen war. Und dann waren die schwersten aller Schritte direkt neben ihm.
Kyser, ein Rhinowandler. Er hatte zur benachbarten Rhinoherde gehört und war seit Jahren einer von Jaydens besten Freunden. Sie beide waren in ihren jeweiligen Gemeinden als Witz betrachtet worden. Als sie beide sechs Jahre alt gewesen waren, hatten sie sich getroffen, nachdem sie gedemütigt von zuhause weggelaufen waren, um sich im Dschungel zu verstecken. Seit jenem Tag waren sie unzertrennlich, auch wenn sie nie jemandem davon erzählt hatten – aus Angst vor dem, was ihre Anführer tun würden.
Kyser war derjenige, der Jayden Agustin vorgestellt hatte, dem Mann, mit dem er beim Küssen erwischt worden war. Es war nur ein einziges Mal passiert, aber das hatte gereicht, um die Wandlerpopulation im mittleren Westen Afrikas zu vernichten. Dieser eine Kuss hatte dazu geführt, dass Jayden von Fergal zutiefst gedemütigt worden war. Aus Angst vor dem, was noch folgen mochte, war Jayden zum Wasserloch geflohen.
Seine Eltern waren ihm dorthin gefolgt, um ihn zu trösten. Niemand hatte geahnt, dass Wilderer in der Nähe auf der Lauer gelegen hatten. Beinahe hätten sie Jaydens Eltern getötet, um an die Elfenbeinzähne seine Vaters zu kommen. In Todesangst hatte Jayden den Fehler begangen, sich zu verwandeln. Und da die Wilderer sich nun auf Jayden stürzen wollten, hatten seine Eltern sich daraufhin ebenfalls verwandelt.
Nachdem so die Existenz von Wandlern offenbar geworden war, kamen die Armeen verschiedener Länder sowie weitere militärischen Gruppierung in großer Zahl, um so viele Wandler wie möglich einzufangen. Es begann eine Schlacht, die auf beiden Seiten Hunderte von Leben forderte.
Jasons Eltern waren gefangen worden, nicht getötet – was jedoch nicht hieß, dass sie auch jetzt noch lebten. Aber jene wie Agustin, die echte Krieger gewesen waren, hatten den Kugelhagel der menschlichen Armee, der auf sie hernieder gegangen war, nicht überlebt. Und Jayden wusste nicht, wie er mit dieser Schuld leben sollte.
Vielleicht hatte Fergal recht. Jayden war eine Schande.
Shmuel, ein Wüstenfuchs, rieb sich an Jaydens Bein, bevor er an ihm hochkletterte und sich auf seinem großen Kopf zusammenrollte. Shmuels kleiner Körper zitterte ein wenig in der kühlen Brise, die vom Ozean herüber wehte. Es fiel ihm schwer, sich an die niedrigeren Temperaturen Nordamerikas zu gewöhnen.
Es war nicht warm auf einer Insel mitten im Nordpazifik. Shmuel war erst fünfzehn, und nachdem er zugesehen hatte, wie seine ganze Familie und die meisten seines Rudels abgeschlachtet worden waren, fühlte er sich genau wie Jayden nirgends mehr sicher, wo Menschen ihn erreichen konnten.
„Alles in Ordnung?“, fragte Meir. Er war Krokodilwandler und der einzige ihrer Gruppe, der selbst in die Gefangenschaft der Menschen geraten war. Wegen des Käfigs, in dem sie ihn gehalten hatten, war er wochenlang gezwungen gewesen, in seiner Tiergestalt zu bleiben.
Seit seiner Rettung hatte Meir sich geweigert, sich zu verwandeln. Jayden konnte ihm das nicht wirklich verdenken. Er selbst hätte sich am liebsten auch nie wieder verwandelt. Obwohl er lieber immer ein Elefant bleiben würde, da er Fergal zufolge in Menschengestalt stets versagt hatte.
Da er als Elefant nicht sprechen konnte, stand er einfach weiterhin da und starrte aufs Meer. Es war seltsam. Er war im afrikanischen Kongo aufgewachsen und hatte nie den Ozean gesehen, aber seit seiner Ankunft auf Salvation war das Meer zu seinem Zufluchtsort geworden. Das große Wasser zog ihn geradezu magisch an.
„Nein, es geht ihm nicht gut.“ Die Entrüstung in Leilanys Stimme war nicht zu überhören, und das gefiel Jayden gar nicht. In ihrer kleinen, bunt zusammengewürfelten Gruppe von Flüchtlingen war sie die streitlustigste. Auch verwandelte sie sich nur äußerst selten in ihre Gepardengestalt, obwohl keiner von ihnen wusste, warum.
Auf dieser hauptsächlich von Wassertieren bevölkerten Insel waren sie diejenigen, die hergekommen waren, weil sie zu viel Angst hatten, um in Miracle zu bleiben – obwohl alle dort sehr nett gewesen waren. Aber es gab Menschen und auch andere Wandler, die immer noch entschlossen waren, die alten Gesetze wieder einzuführen, und die jederzeit angreifen konnten. Das war etwas, das Jayden und seine Freunde nachts wachgehalten hatte.
„Sieht er etwa aus, als ginge es ihm gut?“, tadelte Leilany Meir.
Zum Glück und trotz allem, was er durchgemacht hatte, konnte Meir so gut austeilen, wie er einstecken konnte. Mit einem finsteren Blick zu Leilany sagte er: „Darum geht es nicht, und das weißt du ganz genau. Hör auf herumzuzicken, und hilf unserem Freund.“
Sie funkelte Meir an, weil er sie eine Zicke genannt hatte, aber dann seufzte sie. „Du hast recht. Tut mir leid. Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn einer von euch leidet.“
So war Leilany. Sie mochte zwar manchmal zu grob sein, aber sie besaß ein großes Herz und ertrug es nicht, wenn jemand, der ihr etwas bedeutete, Kummer hatte. Leider schlug sie dann häufig um sich, aber die anderen verstanden das inzwischen und akzeptierten diese Eigenart. Meistens jedenfalls.
Vom Ozean her drangen hohe Laute zu ihnen, etwas zwischen einem Klicken und einem Pfeifen. Jaydens Blick wanderte in die Richtung, aber er konnte nichts erkennen, das diese Laute hervorbrachte. Dennoch war er sich fast sicher, dass sie … wütend klangen.
Die Angst vor einem möglichen Angriff ließ ihn mehrere Schritte vom Klippenrand zurücktreten. Dann hätte er über sich selbst beinahe die Augen verdreht. Was würde das bringen? Sie waren auf einer Insel – es gab nichts, wohin sie sich zurückziehen konnten, um sich in Sicherheit zu bringen.
Sein Blick hing am Horizont. Er betete, dass, was immer dort draußen war, nicht darauf aus war, ihnen oder ihrer neue Heimat Schaden zuzufügen.
„Denkst du, jemand will uns angreifen?“ Meirs Stimme zitterte.
Jayden sah zu seinen Freunden, die jetzt alle aufs Wasser starrten. Sie hatten ebenfalls diese Laute gehört.
„Sollten wir gehen und Yosi und Kylo warnen?“, fragte Leilany, deren Stimme genauso unsicher klang wie Meirs.
Jayden wusste, das sollten sie, aber er war nicht sicher, sich vom Fleck rühren zu können. Minuten vergingen, und weitere dieser Laute wehten übers Meer in ihre Richtung. Entschlossen, nicht noch mehr Freunde zu verlieren, verwandelte Jayden sich in seine menschliche Gestalt. Nackt lief er zu der kleinen Kiste in der Nähe der Klippe und zog eine Jogginghose und ein T-Shirt heraus.
Yosi, der Besitzer der Insel, war ein Stachelschweinwandler. Er hatte Kisten mit Kleidung in verschiedenen Größen überall auf der Insel verteilt. Sie wurden regelmäßig überprüft und aufgefüllt. Täglich, falls nötig. Jayden war dankbar, nicht nackt herumlaufen zu müssen. Er winkte seinen Freunden, ihm zu folgen.
Er war nicht sicher, ob er fähig war zu kämpfen, aber er würde jedenfalls nicht untätig hier herumstehen. Er hoffte, was immer diese Laute verursachte, war keine Gefahr für Salvation.
Ein Klang erregte Teddy Finleys Aufmerksamkeit. Er hätte schwören können, es hörte sich fast wie eine Trompete an, aber irgendwie nicht ganz. Dass er von der Insel kam, zwang ihn, etwas zu tun, das er bislang vermieden hatte – nach Hause zu schwimmen.
Er war immer noch sauer über Yosis Entscheidung, weitere Landtiere auf Salvation leben zu lassen. Waren mehr als zwei Dutzend von ihnen nicht bereits genug? Es war schließlich eine Insel. Da sollte man annehmen, dass dort nur Wassertiere leben sollten.
Für Wandler, die kein Wasser zum Leben brauchten, gab es schließlich eine große Stadt auf dem Festland, wo sie Schutz fanden. Miracle war ein großartiger Ort, auch wenn sie dort immer noch dabei waren, ausreichend Wohnungen und Häuser zu bauen. Teddy selbst war nicht unbedingt mit allen Einwohnern gut ausgekommen, aber seine anderen Freunde liebten es dort.
Außerdem hatte Miracle nicht nur einen Alpha, der die Sicherheit der Stadt ernst nahm – der Ratsvorsitzende selbst lebte dort mit seinen Sicherheitskräften. Es war einer der sichersten Orte überhaupt.
Salvation mochte der einzige Ort sein, der noch sicherer war. Es war nicht nur eine Insel, sondern sie gehörte dem führenden Computerexperten auf der Welt, der jede Bedrohung erkennen konnte, ob sie nun aus der Luft oder übers Wasser kam. Und natürlich auch auf dem Land. Aber da etwaige Eindringlinge erst einmal die Insel erreichen mussten, war das weniger entscheidend.
Teddy schickte Klangwellen aus, die von den Sensoren der Insel empfangen würden, sodass sie wussten, dass er sich näherte. Außerdem informierte er sie damit, dass er etwas Seltsames gehört hatte, das möglicherweise eine Bedrohung auf oder in unmittelbarer Nähe von Salvation bedeutete. Falls einer dieser neuen Landwandler seine Verfolger, wer immer sie sein mochten, nach Salvation geführt hatte, würde Teddy denjenigen höchstpersönlich per Arschtritt ins Meer befördern.
Soweit es ihn betraf, konnten die Typen zum Festland schwimmen und zurück nach Miracle, wo sie hingehörten. Verdammt, es war eine kleine Insel, und falls er sich nicht irrte, sah er einen Elefanten, eine Giraffe und ein Nashorn auf der Klippe stehen. Als Yosi sagte, er würde weitere Landtiere aufnehmen, hatte Teddy kleinere Spezies erwartet, solche wie Yosis Stachelschwein, und nicht einen verdammten Elefanten!
Er hätte von Anfang an wissen müssen, dass es ein Irrtum war zu glauben, es gäbe wirklich einen Platz auf der Welt für Teddy. War es denn zu viel verlangt, irgendwo ein Zuhause zusammen mit anderen Meeresbewohnern zu finden? Er war ein Orca, verdammt. Was hatte er denn schon gemeinsam mit den Tieren auf der Klippe?
Nichts.
Vielleicht, wenn er Glück hatte, standen sie dort und machten sich bereit, in den Tod zu stürzen.
Ein plötzlicher Stich fuhr in sein Herz. Es war beinahe, als hätte sein gehässiger Gedanke ihm das Organ direkt aus der Brust gerissen.
Die Frage war nur, wieso?
Es ergab keinen Sinn. Er wollte sie nicht auf seiner Insel haben. Na ja … Yosis Insel. Aber dennoch – sie war jetzt Teddys Zuhause, und er wollte die Typen nicht hier haben. Wieso also drängte er sie gedanklich, da oben zu bleiben und nicht zu springen?
Er stieß ein paar ärgerliche Klicks aus, als ihm klar wurde, wie weich er schon geworden war. Nachdem er als Teenager beinahe umgebracht worden wäre, nachdem er einen Robbenwandler, den seine Schule gejagt hatte, nicht töten wollte, hatte Teddy seine Lektion gelernt. In diesem Leben hieß es: töten oder getötet werden.
Diese Tatsache hatte Teddy nie vergessen, nachdem Greyson, ein Panther, und Kylo, ein Seehundwandler, ihn gefunden und gesundgepflegt hatten. Es war zu seinem Lebensmotto geworden. Er beschützte sein Freunde um jeden Preis. Und falls das bedeutete, dass andere sterben mussten, dann war es eben so.
Erst als sie von einem fanatischen Alpha beinahe bei lebendigem Leib verbrannt worden waren und Kylo am ganzen Körper schwere Verbrennungen erlitten hatte, war Teddy klar geworden, dass seine Ansichten mit der Zeit und durch die Liebe und Unterstützung seiner Freunde weniger harsch geworden waren. Immerhin war Kylo fast gestorben, und das hätte Teddy eigentlich nur noch härter machen sollen, aber da er gerade wirklich nicht wollte, dass irgendwelche Wandler eher starben anstatt auf Salvation zu leben, war das anscheinend nicht der Fall.
Voller Entschlossenheit schwamm er schneller, um den Eingang zum Hafen zu erreichen. Das Wasser dort war zu flach für ihn, um so an Land zu gelangen, aber Yosi hatte für ihn und einige andere der größeren Meereswandler eine Plattform ganz in der Nähe gebaut, wo sie sich verwandeln konnten.
Sobald er in Menschengestalt war, schwamm Teddy zur Leiter und kletterte auf die Plattform. Er schnappte sich die Shorts, die er dort vor über einer Woche zurückgelassen hatte, schlüpfte hinein, und schob die Füße in seine Schuhe. Dann lief er zu dem felsigen Strand der Bucht, wo er seinen Freund Kylo im Wasser spielen gehört hatte, als er dort vorbei geschwommen war.