Selbständigkeit - Egon W. Kreutzer - E-Book

Selbständigkeit E-Book

Egon W. Kreutzer

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Beschreibung

Das Buch "Selbständigkeit" informiert über die Grundsätze unternehmerischen Denkens und Handelns. Es ist zugeschnitten auf den Informationsbedarf von Existenzgründern, und liefert mit lebendigen praktischen Beispielen jene Informationen und Entscheidungsgrundlagen, die sowohl im betriebswirtschaftichen Fachbuch als auch in den klassischen Gründungsratgebern nicht, bzw. nur in Form schwer in die Praxis übertragbarer Theorie vorliegen. Gleichzeitig bietet es allen an "der Wirtschaft" Interessierten eine breite, ideologiefreie Basis für den Einstieg in ein Wissensgebiet, von dem im Allgemeinen nur das nähere Umfeld von Ladengeschäft oder Internetshop, samt Kasse oder Bezahlsystem bekannt sind, nicht aber die vielfältigen Vorgänge dahinter, nicht die Sachzwänge der Unternehmer, die zwischen Liquiditäsrechnung und Fixkostendegression, zwischen Marketing, Personalführung und dem erbitterten Kampf um Marktanteile, ihre Entscheidungen zu treffen haben. Eine Einführung in die Beziehung zwischen Unternehmer und Markt, locker geschrieben und durchaus vergnüglich zu lesen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

PROLOG

Was wird das, wenn es fertig ist?

Über das Beginnen

1 Der erste Schritt

2 Die große Frage: „WAS“?

3 Die große Frage: „WO“?

4 Es läuft nicht

5 Auf in die Gartenwirtschaft.

6 Chancen ergreifen

7 Das liebe Geld

8 Ein paar Gedanken zur Rendite

9 Kleinvieh macht auch Mist. Die Masse macht's.

10 Fremdkapital

11 Werbung, Marketing, Public Relations

12 Das Budget

13 ABC-Analyse

14 Kosten oder Ausgaben?

15 Wahrheiten über den Begriff „Unternehmen“

16 Verkäufer

Du bist nicht allein

17 Das ganz große Ganze – der Wirtschaftskreislauf

18 Vorsicht! Dunkelmänner

19 Vorsicht – Unheil droht

20 Vorsicht – Ebbe in der Kasse – Liquiditätsplanung

21 Vorsicht Risiko

22 Vorsicht Schachzüge

23 Vorsicht – Mitesser und Untermieter

Chef sein

24 Standortwahl

25 Geschäftssinn und Moral

26 Misswirtschaft

27 Sprachregelungen

Wachstumsschmerzen

28 Die Führungsspanne

29 Die Wachstumsfalle

30 Krise 1 Der Einmann-Betrieb ist überlastet.

31 Krise 2 Die zweite Spitze

32 Krise 3 Die dritte Krise kommt von außen.

33 Die Informationsgesellschaft

Voller Einsatz

34 Alles auf Rot?

35 Timing

36 Frosch im Milchfass

37 Zurück zur Gartenwirtschaft

38 Ändern

39 Ein Kessel Buntes

Das Schlachtfeld

40 Ein Blick auf die Konkurrenz

41 Schaukampf

42 Harte Bandagen

43 Flach horizontal oder tief vertikal?

44 Pokerface

45 Public Relations

46 Die Frau an Deiner Seite

Wo ist „oben“, und wie kommt man wieder runter?

47 Quo vadis

48 Per aspera ad astra

49 Diamonds are a girl's best friends

50 Basislager in 5000 m Höhe

51 Vom Gipfel aus geht's nur noch runter

52 Andere Phänomene der Schwerkraft

53 Pleite, warum nicht?

54 Lebensphilosophie als versöhnlicher Ausklang

Soll und Haben

55 Das Wesen der Bilanz

56 Ein kleiner Happen Volkswirtschaft

57 Ein großer Brocken: Die Weltwirtschaft

58 Globalisierung, das Ende des Schmuggels?

59 Die Antriebskräfte (Osmose?)

60 Die Hebelwirkungen

61 Börsen und andere Casinos

62 Der hilflose Staat

Dunkle Seiten, dunkle Zeiten

63 Schwarzmarkt und Schwarzarbeit

64 Steuern und Sozialversicherung

65 Der Wehretat und andere Staatsausgaben

66 Wirtschaftsprophetie

67 Planwirtschaft?

68 Geld, fehlendes

69 Alttestamentarische Weisheiten

70 Skandale und Krisen

Zum guten Schluss

71 Der Anfang vom Ende

72 Just in time

73 Der unwiederbringliche Verlust

74 Basar, orientalischer

75 Alles offen

76 Kunden

77 Emanzipation

78 Welches Ende?

Vorwort

Nach 20 Jahren, und in einem seither politisch und wirtschaftlich immer chaotischer gewordenem Umfeld, war es an der Zeit,

Wolf’s wahnwitzige Wirtschaftslehre, Band I Unternehmer und Marktwirtschaft

in einer vollständig überarbeiteten und ergänzten Ausgabe neu herauszubringen. Mehr als in der Originalfassung aus dem Jahre 2003 orientiert sich der Inhalt an den Bedürfnissen jener, die mit ihrer Geschäftsidee in die Selbstständigkeit streben, aber den Mut, den ersten Schritt zu tun, noch nicht gefasst haben, weil die Angst vor Neuland, das sie mit dem zweiten, dritten und vierten Schritt beschreiten müssten, zu groß ist.

„Selbstständigkeit – Was auf dich zukommt und wie du gewinnst“ ist ein Buch, in dem die Praxis dominiert. Wer darin die Anleitung „Gewerbeanmeldung in fünf Schritten“ sucht, wird vergeblich suchen.

Stattdessen finden Sie in diesem Buch sehr konkrete und anschaulich geschilderte Erfahrungen aus der Praxis, über das, was dem Unternehmer von den ersten Schritten zur Umsetzung seiner Geschäftsidee, über die Einstellung der ersten Mitarbeiter bis zum erfolgreichen Rückzug aus dem Geschäft im Alltag begegnet. Herausforderungen, die alle seine Kräfte in Anspruch nehmen, Chancen, die ergriffen oder verpasst wurden, der Umgang mit Erfolgen und mit Niederlagen, die Abwehr von Attacken der Konkurrenz und die eigenen Versuche, der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus zu sein.

Es wird nicht langweilig, Ihr Leben als Unternehmer.

Vorausgesetzt, Sie lassen sich von den vermeintlich unüberwindlichen Hürden nicht abschrecken, überhaupt den ersten Schritt zu tun.

Daher nehme ich Sie am Anfang des Buches wie ein väterlicher Freund an die Hand und lasse die Hindernisse, vor denen Sie noch zurückschrecken, auf ihre tatsächlich winzige Größe zusammenschrumpfen. Ich zeige Ihnen auch, dass das wichtigste Rüstzeug des Unternehmers, nämlich das unternehmerische Denken, über alle Branchen hinweg sehr ähnlich ist.

Mit diesem unternehmerischen Denken will ich Sie vertraut machen, und zwar weit über die Gründungsphase Ihres Geschäfts oder Gewerbes hinaus, denn Sie wollen ja nicht einfach selbstständig werden und dann da stehenbleiben. Sie wollen sich und Ihr Unternehmen entwickeln, wollen wachsen und Sicherheit und Stabilität gewinnen. Worauf es dabei ankommt, zeige ich Ihnen mit vielen lebendigen Beispielen, die zum Teil auf „wahren Begebenheiten“ beruhen.

Jene Prinzipien der Betriebswirtschaft, die Sie kennen sollten, werden im Zusammenhang mit den Beispielen ganz beiläufig erläutert. Stets verbunden mit der unausgesprochenen Warnung: „Misstrauen Sie dem Lehrbuchwissen der Betriebswirtschaftler. Die Praxis hat ihre eigenen Regeln.“

Elsendorf, im Juli 2022

Egon W. Kreutzer

PROLOG

Was wird das, wenn es fertig ist?

Entschuldige, wenn ich dich duze. Wenn es fertig ist, ist es dein neues Leben.

Was ich hier für dich aufgeschrieben habe, das sind Informationen, Tipps und Tricks, wie du sie weder vom Gründungsberater der IHK noch von deinem Innungsobermeister jemals hören wirst.

In diesem Buch zählt die Praxis, und nichts als die Praxis. Dieses Buch bringt dir alles bei, was viel wichtiger ist, als sich über Gesellschaftsformen, Steuergesetze und Buchführungspflichten, über Arbeitgeberpflichten und Arbeitnehmerrechte den Kopf zu zerbrechen, denn das würde nur dazu führen, dass dich der Mut verlässt, bevor du überhaupt angefangen hast, den ersten Schritt zu tun.

Egal,

ob du einfach nur deinen Job satthast und endlich auf eigenen Füßen stehen willst,

ob deine Firma langsam, aber sicher auf die Insolvenz zugeht, oder

ob du – frisch von der Ausbildung gekommen – noch nie einen richtigen Job hattest, oder

nach 20 Jahren im gleichen Betrieb nun keinen Job mehr hast, weil man dich im Zuge einer Sparmaßnahme auf die Straße gesetzt hat:

In den 78 Kapiteln dieses Buches findest du den festen Grund unter den Füßen, der in üblichen Gründungsberatungs-Broschüren nicht zu finden ist.

Mach dir auch keine Sorgen, dass es ausgerechnet jetzt, zwischen Corona und Energierationierung, zwischen Krieg in der Ukraine und galoppierender Inflation vielleicht doch nicht der richtige Zeitpunkt wäre.

Worauf willst du warten?

Der Trend zeigt für alle, die jetzt noch abhängig beschäftigt sind oder bereits ohne Job dastehen, kontinuierlich nach unten.

Gerade die Krise bietet aber auch viele Chancen, die es zu normalen Zeiten nicht gäbe. Wo Unternehmen mit der Krise nicht zurechtkommen und vom Markt verschwinden, tut sich nicht nur eine Lücke im Angebot auf, die gefüllt werden will, oft können Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände und Maschinen billig aus einer Insolvenz heraus ersteigert werden. Wo die Inflation den Geldbeutel der Konsumenten leert, haben einfache und preiswerte (Ersatz-) Lösungen die besten Chancen, angenommen zu werden.

Aber du weiß ja schon, womit du an den Start gehen willst.

Sprechen wir jetzt über den ersten Schritt.

Über das Beginnen

Etwas Neues anzufangen, etwas, woran man noch nicht geübt ist, schafft Veränderungen. Die wichtigste dieser Veränderungen ist die Veränderung, die sich mit dir selbst vollzieht.

Du willst ein eigenes Geschäft anfangen, selbstständig werden. Das wird nicht funktionieren, wenn du der bleiben willst, der du bist.

Du bist jetzt vielleicht ein Angestellter, also ein abhängig Beschäftigter, hängst von deinem Chef ab und musst seinen Anordnungen folgen.

Du hast jetzt vielleicht gerade die Schule oder das Studium abgeschlossen, bist also noch im Modus des Lernenden und hast Lehrer, die darüber bestimmen, womit du dich einen großen Teil deiner Zeit geistig zu befassen hast.

Du bist jetzt vielleicht seit ein paar Monaten oder noch länger arbeitslos und hast dich mit dem Jobcenter und dem Arbeitslosengeld einigermaßen eingerichtet.

Wenn du das Neue wagen wirst, wirst du keinen Chef mehr haben, der dir sagt, was du tun selbst. Du bist dein eigener Chef und muss selbst entscheiden, was du tust, wann du es tust und mit welcher Sorgfalt du es tust.

Du wirst keinen Lehrer mehr haben, der dich unterrichtet und dem du Fragen stellen kannst. Du musst deine Antworten selbst finden.

Dein „Fallmanager“ wird dich nicht mehr zu Vorstellungsgesprächen schicken, er wird dir nicht mehr mit Kürzungen drohen oder dich mit Maßnahmen beschäftigen. Du musst selbst entscheiden, welche Maßnahmen du ergreifen willst.

Du bist frei. Das ist eine sehr, sehr große Veränderung.

1 Der erste Schritt

Der erste Schritt ist immer der wichtigste, aber er ist nicht der schwerste. Sicher, der erste Schritt gibt die Richtung vor, lässt das Ziel erkennen, aber auch die Distanz abschätzen, die zwischen dem momentanen Standort und dem Ziel zu überwinden sein wird.

Das ist es, was die Entscheidung für den ersten Schritt so schwer macht: Das Wissen um den langen Weg zum Ziel, nicht der erste Schritt selbst. Der erste Schritt ist leicht, und alles, was nach dem ersten Schritt notwendig sein wird, ergibt sich von selbst.

Mach dir also nicht schon vor dem ersten Schritt Gedanken darüber, was du eines Tages, lange nach dem ersten Schritt alles brauchen wirst: Büro, Werkstatt, Lieferwagen, Steuerberater, Sekretärin, und so weiter.

Das sind alles ungelegte Eier, und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem dies und jenes zwingend notwendig geworden sein wird, dann werden auch die Möglichkeiten bestehen, es auf die eine oder andere Art und Weise zu realisieren.

Worauf es ankommt, bevor du den ersten Schritt tust, das ist deine Vorstellung davon, womit du künftig deinen Lebensunterhalt, und ggfs. noch etwas mehr, verdienen willst, und wenn du dir darüber klar geworden bist, dann kommt es darauf an, ob deine Kenntnisse und Fähigkeiten ausreichen, um damit ganz klein und mit gerade noch hinreichender Qualität zu beginnen. Das genügt.

Ich weiß ja nicht, was dir so vorschwebt. Aber ich erzähle dir jetzt mal die Geschichte, wie ich seinerzeit – ohne jegliche Vorkenntnisse – zum Verleger geworden bin.

Der EWK-Verlag

Ich hatte meinen Job wegen unüberbrückbarer Differenzen mit dem neuen Vorstand von mir aus gekündigt. Mit dem, was ich konnte, nämlich Betriebsabläufe analysieren und optimieren, eine Abteilung mit 50 Mitarbeitern führen und große Projekte managen, habe ich mich als Unternehmensberater für kleine und mittlere Unternehmen aufgestellt. Meine ersten Kunden kannte ich alle von meinem bisherigen Job.

Es waren fast alles Handwerker, die ich in meiner Rolle als Auftraggeber bei großen Bau- und Umbaumaßnahmen nicht nur als Verhandlungspartner bei der Auftragsvergabe, sondern auch in ihren Fähigkeiten und Schwächen bei der Organisation der Auftragsdurchführung so genau beobachtet hatte, dass ich mit der Anbahnung einer Beratung keine große Mühe hatte. Ich habe sie angesprochen, ihnen erzählt, was mir bei ihrer Arbeit aufgefallen war, und versprochen, ihr Unternehmen deutlich effizienter und damit rentabler zu machen.

Die Katastrophe brach über mich herein, als ich dann selbst von einem Unternehmer angesprochen wurde, der sich von meiner Beratungstätigkeit erheblichen Nutzen versprach. Was ich nicht mitbekommen habe, war die Tatsache, dass sein Unternehmen praktisch schon pleite war. Er hatte mich beauftragt, seine Expansionspläne, unter anderem mit einer Niederlassung in Südafrika zu überprüfen, dafür eine optimale Organisation zu konzipieren und eine Finanzierungslösung zu finden.

Eines Tages saß der Mann in Untersuchungshaft. Betrug, Insolvenzverschleppung, und was der unschönen Dinge mehr sind. Auftrag weg, keine Chance, mein Honorar noch einzutreiben, und als Berater schlicht und einfach verbrannt, weil es kein Geheimnis war, dass ich für diesen Mann gearbeitet hatte.

Parallel zu meiner Beratungstätigkeit hatte ich ein Buch geschrieben, für das ich – ohne großes Gewicht darauf zu legen – nach einem Verlag suchte. Auf meiner Homepage, mit der ich damals, vor gut zwanzig Jahren, meine Beraterleistungen beworben hatte, gab es allerdings auch eine Seite, auf der ich mein Buch vorstellte, mit einer Kurzbeschreibung und Leseproben, wie man das halt so macht. Dass es davon bislang nur das Manuskript gab, habe ich nicht erwähnt.

Eines Tages klingelt mein Telefon. Es meldet sich der Oberstudienrat Herbert S., der unbedingt dieses Buch haben wollte, es aber im gesamten Buchhandel nicht auftreiben konnte und nun wissen wollte, ob er es eventuelle direkt vom Autor, also von mir, erhalten könnte.

In diesem Augenblick stand ich fünf Sekunden vor dem ersten Schritt. Was mir in diesen fünf Sekunden alles durch den Kopf geschossen ist, will ich gar nicht beschreiben, jedenfalls antwortete ich nach dieser kurzen Pause: „Ja, ich schicke Ihnen ein Exemplar, es wird allerdings ein paar Tage dauern. Ende nächste Woche haben Sie es in der Post.“

„Wunderbar!“, meinte Herr S., „aber eine Frage hätte ich noch: Was kostet es denn eigentlich?“

„28 Euro“, sagte ich, „bei Sachbüchern ist die Auflage nicht groß genug, um es günstiger abgeben zu können.“

Ich hatte einen kleinen Tintenstrahldrucker, und ich hatte eine Vorrichtung, um Broschüren oder Statusberichte in vorgefertigte Hüllen einzukleben. Das maximale Druckformat, was der Tintenspritzer verarbeiten konnte, war A4. Da ich damit auch einen Umschlag bedrucken musste, konnte das Buchformat nur kleiner als A5 ausfallen. Es wurden dann 140 x 195 Millimeter.

Folglich musste das Manuskript umformatiert werden auf das damit festgelegte Papierformat. Dann war das Papier mit der kleinen Schlagschere, immer 10, 12 Blatt auf einmal, auf Format zu schneiden, danach mit dem im Grunde weit überforderten Tintenstrahldrucker erst alle ungeraden Seiten bedrucken, dann das einseitig bedruckte Papier – Blatt für Blatt, um Druckerstau zu vermeiden – noch einmal einlegen und auf der Rückseite die geraden Seiten drucken.

Da hatte ich den „Buchblock“ schon mal fertig. Dann ging es darum, einen Umschlag zu entwerfen. Wenig Farbe, viel weiße Fläche, weil die Druckertinte sehr teuer war. Auf einem etwas stärkeren Papier ausgedruckt, denn eine stabile Pappe hätte den Drucker überfordert. Dafür habe ich die bedruckte Seite dann mit DC-Fix-Folie aus dem Heimwerkermarkt beklebt, was den Umschlag nicht nur Glanz verlieh und vor Schmutz schützte, sondern ihn auch ein bisschen stabiler wirken ließ. Danach habe ich den Umschlag, da wo der Buchrücken hinkommen sollte, zweimal kräftig gefalzt, zwischen den beiden Falzen mit der Heißklebepistole den Kleber aufgetragen, und dann den Umschlag mitsamt dem Buchblock in die Heizvorrichtung gestellt.

Das erste Exemplar! Ich habe es nach dem Abkühlen einem „Härtetest“ unterzogen, bei dem sich die Seiten beeindruckend schnell wieder aus dem Umschlag gelöst haben. Also mal bei Google geschaut und festgestellt, dass der professionelle Buchbinder das so genannte Lumbeck-Verfahren nutzt, bei dem zuerst der Buchblock fest eingeklemmt und dann der Leim auf den Buchblock so aufgetragen wird, dass er auch minimal zwischen die Blätter gerät. Also habe ich mir aus ein paar Holzplatten und Schraubzwingen eine provisorische Klemmvorrichtung gebastelt, und das „Lumbecken“ geübt.

O.K., ich muss nicht weiter in die Details gehen. Nach drei Tagen hatte ich das bis dahin fünfte Exemplar fertig, und war damit zufrieden. Das sechste habe ich dann an meinen ersten Buchkunden verschickt und auch prompt die 28 Euro dafür erhalten. Das war der erste Schritt.

Jetzt wusste ich, dass ich es kann, auch wenn noch viele Verbesserungsmöglichkeiten bestanden, und habe das Buch von da an auf meiner Webseite ganz offiziell für 28 Euro angeboten. Bestellt werden sollte es per E-Mail. Zwei oder drei Monate später kam die zweite Bestellung, und dann wurden es allmählich mehr. Ich musste aufrüsten, denn die Notwendigkeit, etwa 90 Minuten handwerklich tätig zu sein, um ein einziges Exemplar herzustellen, erschien mir dann doch unangemessen viel. Ich habe ein paar einfache Gerätschaften angeschafft und vor allem einen schnellen Laserdrucker, der fehlerfrei beidseitig in einem Durchlauf drucken konnte, und auf einmal hatte ich eine theoretische Kapazität von rund 100 Exemplaren pro Tag zur Verfügung. Das war der zweite Schritt.

Mein eigenes Buch verkaufte sich allerdings keineswegs mit 100 Exemplaren pro Tag. Wollte ich also wirklich mit diesem Geschäft ins Verdienen kommen, mussten weitere Bücher her.

Ich habe also einen Autorenwettbewerb ausgelobt. So was spricht sich unter den vergeblich nach einem Verlag suchenden Jung-Autoren schnell herum, und tatsächlich konnte ich nach Ablauf der Einreichungsfrist drei Autoren auszeichnen und deren Bücher in mein Verlagsprogramm übernehmen.

Der vierte Schritt bestand darin, ein „automatisches“ Bestellsystem einzusetzen. Der fünfte Schritt, dieses Bestellsystem durch ein professionelles Softwarepaket zu ersetzen, das auch die Rechnungen erstellte und Möglichkeiten zur Sofort-Bezahlung angeboten hat.

Zwei weitere Autorenwettbewerbe und ein neues selbst geschriebenes Buch brachten das Kleinstunternehmen dann so in Schwung, dass mir die manuelle Arbeit des Buchbindens, für die ich inzwischen eine kleine Bindemaschine angeschafft hatte, über den Kopf gewachsen ist.

Ich habe mich also auf die Suche nach einem Buchdruck- und Bindebetrieb gemacht, habe den gefunden, und dann einen Rahmenvertrag mit günstigen Konditionen abgeschlossen. Von da an konnte ich neben Taschenbüchern auch hochwertige Hardcover-Ausgaben anbieten – und gleichzeitig erhielt ich auch immer mehr Manuskriptangebote.

Das war dann so ungefähr der sechste Schritt – nicht der letzte, aber bis dahin soll die Schilderung genügen, wie aus dem Nichts heraus – Schritt für Schritt und praktisch ganz von alleine - etwas entstanden ist, was mir nicht nur Spaß gemacht, sondern auch noch Geld eingebracht hat.

Warum es den Verlag nicht mehr gibt, und ich jetzt bei BoD veröffentliche? Mit 70 Jahren war es mir dann einfach zu viel Arbeit – und ich habe die GmbH, die inzwischen entstanden war, liquidiert. Satz und Cover-Gestaltung für meine Bücher mache ich immer noch selbst, so dass BoD für mich die Gelegenheit ist, meine Bücher weiterhin zu vermarkten, ohne mich, nachdem die Druckdateien abgeliefert sind, noch um etwas kümmern zu müssen.

Mit dieser Schilderung wollte ich dir zweierlei verdeutlichen:

1. Dass der erste Schritt, ganz nach dem Motto: „Frisch gewagt ist halb gewonnen“, im Grunde der einfachste und leichteste ist. Man kann dabei kaum etwas verlieren, weil man für den ersten Schritt auch kaum einen Einsatz aufbringen muss, aber eben dieser erste Schritt bringt einen direkt an den Punkt, ab dem der zweite Schritt erforderlich und auch möglich wird.

2. Dass es wirklich nur darauf ankommt, dass deine Kenntnisse und Fähigkeiten ausreichen, um damit ganz klein und mit gerade noch hinreichender Qualität zu beginnen. Alles Weitere ergibt sich von allein.

Wenn Politik und Medien über Wirtschaft, Wachstum und Konjunkturaussichten, über Zinsen und Steuern berichten, dann klingt immer wieder durch, dass wirtschaftliche Entwicklung in weiten Teilen nichts als Psychologie ist. Aktien- und Devisenkurse hängen mehr von Erwartungen und Befürchtungen ab als von Fakten; Vertrauen und Misstrauen, eigene und fremde Einschätzungen schaffen immense Gewinne oder Verluste. Der Gewinn – als Ziel des unternehmerischen Wirtschaftens – erscheint nicht mehr das Ergebnis wertschöpfender Prozesse, sondern als Ergebnis spekulativer Spiele.

Das ist ein „Gelände“, von dem du dich fernhalten solltest. Wichtiger ist, dass du erkennen wirst, wo im Wirtschaftsleben „Vertrauen“ seine Berechtigung hat und wo und wie du Kontrolle ausüben kannst und musst, damit deine eigenen wirtschaftlichen Anstrengungen zu dauerhaftem Erfolg führen.

Dazu gehört zuerst die Konzentration auf die reale Basis des Wirtschaftens, auf die Grundlagen eines gesunden Unternehmens. Dazu gehört die Betrachtung des Marktes und seiner Mechanismen und ein Blick auf das gesellschaftliche Umfeld, in dem „Wirtschaften“ stattfindet.

Dazu gehört vor allem die intensive Beschäftigung mit dem „Unternehmer“, seinen Werten und Einstellungen, seinen Chancen und Risiken und letztlich auch seiner Verantwortung.

Unternehmerisches Denken und Handeln ist das zentrale Thema dieses Buches. Unternehmerisches Denken beginnt damit, Chancen zu erkennen.

Wenn du das so weit verstanden hast, wenn du verinnerlicht hast, dass sich die Dinge wie von selbst entwickeln, wenn man erst einmal den ersten Schritt getan hat, gibt es nur noch zwei Hindernisse, die es zu überwinden gilt, bevor du dich traust, diesen ersten Schritt zu tun.

Darum geht es in den beiden nächsten Kapiteln, nämlich um die unausweichlich auftretende Frage: WAS kann und ich will ich eigentlich anfangen, und WO soll ich das denn tun?

2 Die große Frage: „WAS“?

Du kannst nicht mal eben einfach damit beginnen, Automobile oder Kühlschränke zu bauen. Hättest du die nötigen Millionen an Kapital und das notwendige Knowhow dafür, du würdest nicht dieses Buch, sondern deine Bilanzen lesen.

Grundsätzlich gibt es jedoch vier grundverschiedene Möglichkeiten, sich mit minimalen Mitteln auf die eigenen Füße zu stellen. Handwerk, Kunst, Handel und Dienstleistungen.

Ich kann dir nicht sagen, wo für dich der richtige Einstieg liegt. Das hängt ganz davon ab, was du kannst und was du dir zutraust. Ich kann dir hier nur raten, dich als Selbständiger nicht gleich wieder in Abhängigkeiten zu begeben, die sich kaum anders anfühlen als ein Beschäftigungsverhältnis. Solche Abhängigkeiten können sich in Bezug auf Lieferanten, in Bezug auf Vertriebspartner und in Bezug auf deine Kunden ergeben.

Achte auch darauf, dass du dich zumindest am Anfang um alles selbst kümmerst. Später, wenn du das Geschäft ein Stück weit kennengelernt hast, kannst du Routinevorgänge abgeben. Entweder an Mitarbeiter, die du dann beschäftigst, oder an spezialisierte Dienstleister, die eine Arbeit besser und womöglich preiswerter erledigen können als du selbst.

Egal, in welchen der vier Bereiche du gehen willst, es gibt zwei grundverschiedene Strategien, darin Fuß zu fassen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Hier kommt es darauf an, welcher „Typ“ du bist. Gehörst du zu jenen Menschen, die viele eigene Ideen haben, ungern auf ausgetretenen Pfaden wandeln, also lieber Neues ausprobieren als Bekanntes nachzuahmen, dann lohnt es sich für dich, dir eine ausgesprochene Nische zu suchen, in welcher du mit einer – zumindest in deinem Markt – noch unbekannten Neuheit antreten solltest.

Als Händler käme also, um ein extremes Beispiel zu nennen, der Import und der Handel mit nordkoreanischem Lagerbier in Frage. Damit als erster und einziger auf dem Markt zu sein, und später noch nordkoreanische Fischkonserven ins Sortiment aufzunehmen, das könnte der Beginn eines großartigen Geschäfts sein. Es ist aber wirklich ein sehr extremes Beispiel, das ich dir nicht wirklich empfehlen kann. Aber so etwas in der Art, das wäre es für dich.

Fühlst du dich aber eher da wohl, wo andere schon bewiesen haben, dass eine Geschäftsidee funktioniert, dann solltest du dir sehr genau anschauen, wie die Erfolgreichsten ihr Geschäft betreiben, und dann von jedem genau das übernehmen, was dir am meisten aufgefallen ist. Die Art der Werbung vom Ersten, die Preisgestaltung vom Zweiten, den Service von einem Dritten, und daraus das perfekte Geschäft aufbauen.

Aber vergiss nie, dass du in 99 Prozent der Fälle zuerst ganz allein arbeiten musst. Das eine Prozent, das es möglich macht, ein bestehendes Geschäft zu günstigen Konditionen zu übernehmen, ist ein ganz spezieller Fall, der hier nicht betrachtet werden soll.

Beachte bei deiner Entscheidung für dein künftiges Geschäft auch, dass die Krisenerscheinungen, von Corona über den Krieg in der Ukraine, die Energiewende und Energieknappheit und die Inflation, das Kundenverhalten verändert haben und noch viel mehr verändern werden, je länger und je tiefer wir uns in diese Krisensituationen verstricken.

Die Stichworte für erfolgsversprechende Geschäfte lauten Reparatur und Substitution. Das heißt, höherwertige Gebrauchsgüter, vom Kaffeevollautomaten bis zur Schrankwand, aber auch Fahrräder und PCs werden nicht mehr einfach weggeworfen, wenn der Lack ab ist oder wenn unerwartete Geräusche oder Fehlfunktionen auftreten. Man wird stattdessen nach jemandem suchen, der in der Lage ist, das Teil wieder instand zu setzen. Darauf kann man sich spezialisieren, und womöglich, wenn man den richtigen Riecher hatte, kaum mehr vor Aufträgen retten.

Substitution meint hingegen, den Menschen etwas anbieten zu können, was die gewünschte Funktion erfüllt, aber viel weniger kostet. Diese Richtung kann man sowohl als Handwerker einschlagen, als auch als Händler, und sogar als Dienstleister, der nach der Erforschung der tatsächlichen Bedürfnisse die preiswerteste Lösung für ein Problem zu nennen weiß. Dass damit dann auch eine Provision des beauftragten Lieferanten verdient werden kann, soll nur am Rande erwähnt werden.

Der Künstler, der noch keinen Namen hat, tut sich nur scheinbar mit allem am schwersten. Tatsächlich stehst du, wenn du mit Kunst deinen Lebensunterhalt verdienen willst, genauso am Anfang, wie der Handwerker, der einen Duschkopfaustauschdienst aufbauen will, wie der Händler, der nordkoreanische Fischkonserven über das Internet verkaufen will, oder wie der Dienstleister, der sich eine neue Beratungsidee ausgedacht hat.

Auch als Künstler musst du klein anfangen. Du kannst nicht erwarten, dass du schon in der ersten Woche den Auftrag für eine lebensgroße Bronzeskulptur des Johann Sebastian Bach an Land ziehen kannst, die der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg unbedingt haben will, um sie vor der neuen Elbphilharmonie aufzustellen.

Aber dass du beim Fest des Handwerks und der Kunst im Park von Schloss Ratzenhofen im Laufe eines Wochenendes ein paar Dutzend Liebhaber deiner kleinen Skulpturen finden wirst, ob nun aus Holz oder aus gebranntem Ton oder aus rohem Eisen, das ist ziemlich egal. Dass deine Verkäufe mindestens die Standgebühr abwerfen werden, ist hingegen ziemlich sicher. Ebenfalls sicher ist, dass du mit deinem ersten Verkaufsauftritt auch herausfinden wirst, was der Zeitgeist gerade verlangt, und was er ablehnt, und dass du dich, wenn du dich umsiehst, auch herausfindest, was die Konkurrenz draufhat, was dort geht, und was dort liegenbleibt. Verlass dich drauf. Du lernst mit jedem Event, auf dem du vertreten bist, nur dazu.

Wenn du dann jeder deiner Skulpturen einen edlen Aufkleber verpasst, auf dem der Titel des Kunstwerks, das Jahr der Entstehung, eventuell die limitierte Auflage, vor allem aber dein Name und mindestens deine Mail-Adresse, besser aber die URL deiner Homepage angegeben ist, dann werden plötzlich Bestellungen bei dir eingehen, mit denen du gar nicht gerechnet hast. Womöglich ist darunter sogar ein „Kunst & Krempel Laden“ der deine Erzeugnisse gerne in sein Sortiment aufnehmen würde.

Maler können auf vergleichbare Weise vorgehen. Musiker und Schauspieler sind auf andere Wege angewiesen. Beide müssen, wenn sie das Hobby zum Beruf machen wollen, alles daransetzen, Bühnen- und Publikumserfahrungen zu sammeln. Möglicherweise bringt die Kleinanzeige bei Ebay: „Alleinunterhalter mit Teufelsgeige für private Veranstaltungen“ die ersten Kunden. Vielleicht legt man aber auch Flyer im Foyer einer Kleinkunstbühne auf. Das wiederum kann Kontakte zum dortigen Ensemble ermöglichen und vielleicht auch eine Einladung, mal mit auf die Bühne zu treten. Ist so eine gewisse Sicherheit gewachsen, ist es an der Zeit, Ausschau nach einem Agenten zu halten. Auch hier heißt es, einen Schritt nach dem anderen zu gehen.

Du siehst, das WAS ist gar nicht entscheidend. Egal, was du kannst und was du dir zutraust: Geh einfach den ersten Schritt und mach dein Ding!

Ich bin ja überzeugt, dass du längst weißt, was du machen willst, sonst hättest du dir dieses Buch gar nicht gekauft. Ich bin auch überzeugt, dass du die notwendige Motivation mitbringst. Und ich bin überzeugt, dass du dieses Buch gekauft hast, um deine Angst vor dem kalten Wasser, in das du springen willst, zu verlieren.

Nun denn, wir sind auf einem guten Weg.

3 Die große Frage: „WO“?

Ich will dir nichts vormachen, egal, was du dir vorgenommen hast, du wirst dafür Platz brauchen. Die Platzfrage ist für viele „Gründer“, und als „Gründer“ will ich dich ab jetzt ansprechen, das unlösbare Problem Nummer 1.

Dahinter steckt ein Denkfehler, der darin besteht, den Platzbedarf, der nach dem fünften oder sechsten Schritt bestehen wird, als Vorbedingung dafür anzusehen, überhaupt den ersten Schritt zu tun.

Egal, welche Art von Unternehmen du gründen willst. Für den ersten Schritt sind 10 Quadratmeter in 95 Prozent der Fälle vollkommen ausreichend, und die übrigen fünf Prozent kommen mit zwanzig Quadratmetern gut zurecht.

Gewerbeflächen dieser Größe werden auf dem Mietmarkt allerdings kaum angeboten, und wenn, dann sündhaft teuer als Miniladen im Erdgeschoss eines Gebäudes in der hoch frequentierten Fußgängerzone.

Am besten ist, du fängst gar nicht an, danach zu suchen. Das wird sich als Zeitverschwendung herausstellen. Den ersten Schritt tust du genau da, wo du wohnst – und nirgends anders.

Im eigenen Haus findet sich immer ein Platz. Manchmal genügt es, den Keller zu entrümpeln, manchmal muss das ehemalige Kinderzimmer ausgeräumt werden, vielleicht gibt es aber auch das meistens ungenutzt leerstehende Gästezimmer, und im Zweifelsfall wird das Auto aus der Garage verwiesen und unter der nächsten Laterne abgestellt. Als Gründer musst du in der Lage sein, auch einmal zu improvisieren und ggfs. auch einmal auf ein Stück Komfort verzichten können.

Dein Projekt hat jetzt die höchste Priorität. Dahinter muss erst einmal alles andere zurückstehen. Das gilt auch in der kleinen Mietwohnung. Teile die 10 Quadratmeter sauber ab und räume sie erst einmal leer. Du wirst sehen, es geht, und du wirst sehen, wieviel Platz das ist. Ich rate sogar dazu, einen raumhohen Vorhang aus Deko-Molton (billig und meist flammhemmend imprägniert) einzuziehen, um deinen Arbeitsbereich auch optisch vom Wohnbereich zu trennen. Lebst du nicht allein, so werden deine Mitbewohner, wenn es sich um eine gute Beziehung handelt, dich unterstützen und vorübergehende Nachteile in Kauf nehmen.

Erlebst du jedoch erbitterten Widerstand, solltest du vielleicht einmal ernsthaft über die Qualität deiner Beziehung nachdenken. Manchmal stellen sich die grundlegenden Unvereinbarkeiten erst heraus, wenn aus dem gewohnten Alltagstrott plötzlich ein Aufbruch ins Neuland wird.

Gut. Ich will dir nicht in deine Beziehung hineinreden. Du musst selbst herausfinden, wie du damit zurechtkommst. Schade wäre nur, wenn du dir damit schon den ersten Schritt verbauen würdest.

Ist der Arbeitsbereich klar abgeteilt und leer, und zwar erst dann, überlegst du dir genau, was du für deine Arbeit unbedingt brauchst und wie Möbel und Geräte am zweckmäßigsten im Raum verteilt werden, so dass alles gut zugänglich ist und Arbeitsstationen, die im Ablauf aufeinander folgen, auch nahe zugeordnet sind. Wenn möglich holst du dazu auch geeignete Möbel, die du vorher ausgeräumt hast, zurück, um sie dann „zweckentfremdet“ und ggfs. auch einem gewissen Verschleiß ausgesetzt, zu verwenden. Das schafft jedenfalls auch wieder ein bisschen Platz im Rest der Wohnung.

Vermutlich wirst du in deinem Mietvertrag einen Passus finden, der besagt, dass die gewerbliche Nutzung der Wohnung verboten ist. Ich denke, den kannst du im ersten Schritt getrost ignorieren. Was der Vermieter mit diesem Passus verhindern will, ist einmal ein reger Publikumsverkehr im Treppenhaus, durch den sich andere Mieter gestört fühlen könnten, sowie lärmende Maschinen, und zum anderen sind es Schäden an der Bausubstanz, die bei manchen Gewerben zum nicht ausschließbaren Betriebsrisiko zählen. Wenn nichts davon eintritt, trifft dich beim Auszug irgendwann wahrscheinlich die Renovierungspflicht, die dich sowieso getroffen hätte – und wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Also, wenn du die Hausgemeinschaft nicht störst, ist schon alles gut. Ansonsten kannst du dich noch ziemlich lange nach der Aufnahme deiner Geschäfte darauf berufen, dass du ja nur deinem Hobby nachgehst und von gewerblicher Nutzung keine Rede sein kann.

Und wenn das, was du tun willst, Lärm machen sollte, dann mach dich kundig, welche Lärmschutzmaßnahmen du treffen kannst, so dass deine Wohnungsnachbarn davon nicht betroffen sind. Wie aufwändig das werden kann, hängt natürlich von der Lage deiner Wohnung im Haus ab. Wenn dein Gewerbe ohne Lärm nicht zu betreiben ist, dann kannst du überlegen, ob der Lärm verursachende Arbeitsschritt nicht ausgelagert werden kann. Metall oder Holz zuschneiden, das kann der Spengler oder der Schreiner in deiner Nähe für wenig Geld vom Lehrbuben machen lassen, vielleicht lässt er dich aber auch einmal für eine Stunde oder zwei selbst an seine Maschinen. Lösungen finden sich immer, wenn man sich darin übt, über die vermeintlichen Begrenzungen eines Problems hinaus zu denken.

Die Nutzung deiner Wohnung empfehle ich dir dringend gleich aus mehreren Gründen:

Du hast für den Anfang keine zusätzlichen Kosten für die Miete.

Du hast auch keine zusätzlichen Ausgaben für Kaffeemaschine und/oder Kühlschrank, Staubsauger, usw., die am ausgelagerten Arbeitsplatz zwangsläufig anfallen würden.

Dein Arbeitsweg von der Wohnung zum Betrieb ist in weniger als 10 Sekunden zu bewältigen. Du vergammelst also keine Zeit im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern kannst jede Minute produktiv nutzen.

Du solltest auch nicht vergessen, dass die zehn Quadratmeter, die du jetzt für deine Arbeit nutzt, im Zweifelsfall weniger Verlust an Wohnfläche darstellen, als das, was dir droht, solltest du eines Tages dem Jobcenter in die Hände fallen und auf den amtlich festgelegten Flächenbedarf zurechtgestutzt werden. Um das zu verhindern, bist du ja schließlich dabei, dich (wieder) auf die eigenen Füße zu stellen.

Soweit alles klar?

Dann kann’s ja losgehen. Mach dein Ding!

4 Es läuft nicht

Du weißt, was du willst. Du hast die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Dein Arbeitsbereich ist eingerichtet.

Und nun sitzt du auf deinem Stuhl und wartest darauf, dass es irgendwie losgeht. Dass wenigstens das Telefon klingelt.

Da kannst du lange warten.

Ich erzähle dir jetzt mal etwas über Chancen und Risiken.

Eine Chance ist eine Gelegenheit, eine Möglichkeit, eine Idee, eine Spekulation usw., auf die man sich einlassen kann oder nicht. Die Chance ist meist die Vorderseite der Medaille, die Kehrseite heißt Risiko.

In deiner Fernsehzeitung gibt es ein Kreuzworträtsel. Wer alle Buchstaben in den markierten Feldern gefunden und daraus das Lösungswort gebildet hat und dies auf eine ausreichend frankierte Postkarte schreibt und diese abschickt, kann einen tragbaren Fernseher im Wert von 555 Euro gewinnen.

Großartige Chance, oder? Und ganz ohne Risiko!

Nun, je nach deiner Begabung im Rätsellösen braucht du zwischen fünf Minuten und zwei Stunden, um das Lösungswort zu finden. Weil deine Begabung zum Lösen von Kreuzworträtseln im direkten Zusammenhang mit deinem möglichen Einkommen steht, kannst du davon ausgehen, dass du in der gleichen Zeit mit deiner normalen Tätigkeit ungefähr 40 Euro (brutto) verdienen könntest. Wenn du dann für die Übertragung auf die Postkarte und das Ausfüllen von Empfänger- und Absenderdaten nochmals 5 Minuten rechnest, und dann vielleicht auch noch 15 Minuten zum Briefkasten und zurück, summiert sich dein Aufwand bereits auf einen Betrag zwischen 50 und 250 Euro. Da spielt das Porto keine Rolle mehr. So, und nun kannst du dir ausrechnen, wie viele Kreuzworträtsel ungelöst bleiben müssen (weil du stattdessen in deinem Job Geld verdienst), um dir den Hauptgewinn kaufen zu können.

Vorausgesetzt, du zahlst Steuern und Sozialabgaben, wirst du auf eine Zahl zwischen 8 und 20 kommen. Um aber tatsächlich einmal einen Hauptgewinn zu ergattern, müsstest du nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung weit mehr als 10.000 Kreuzworträtsel richtig lösen. Großartige Chance! Und ganz ohne Risiko!

Risiko ist die Gefahr, den für eine Chance geleisteten Aufwand zu verlieren und die Gefahr, durch das Einlassen auf die Chance in weitere Schwierigkeiten zu geraten (z.B., weil das Rätsel hauptsächlich deshalb veranstaltet wird, um an deine persönlichen Daten zu kommen, die dann dazu führen, dass du dich mit Bergen unerwünschter Werbung auseinandersetzen musst).

Ein Unternehmer verbringt seine Zeit nicht mit dem Lösen von Kreuzworträtseln. Zumindest nicht, weil er einen Fernseher gewinnen will. Er sucht und nutzt bessere Chancen.

5 Auf in die Gartenwirtschaft.

Sven, der Wirt der Gartenwirtschaft, hat bemerkt, dass an den Wochenenden immer mehr Kinder mit in die Schrebergärten kommen. „Kinder, Kinder,“ denkt er, „Kinder sind Kaufkraft.“ (Sven hat ungefähr 12 Semester Betriebswirtschaftslehre studiert.) Und was wollen Kinder im Garten? Weder Bier noch Kaffee, weder heiße Wiener noch Kartoffelsalat. Kinder wollen Cola und Eis. Klar, das ist eine Chance. An 0,2 l Cola können (auch im Schrebergarten) locker 50 Cent Reingewinn hängen, und ein Eis aus der Truhe bringt auch Kohle. Aber wie viele Kinder müssen Cola trinken und Eis essen, damit die Investitionen sich bezahlt machen? Kann er den zusätzlichen Umsatz, insbesondere am Wochenende, allein bewältigen, oder muss er eine Bedienungskraft einstellen? Bringen die Schrebergärtner möglicherweise in ihren großen Kühltaschen sogar Cola und Eis aus dem Supermarkt mit, billiger als er es anbieten könnte? Und was ist im Winter? Sven macht sich schlau und bleibt bei Bier und heißen Würstchen.

Der Betriebswirtschaftler würde sagen: „Das erreichbare Kaufkraftpotential der relevanten Zielgruppe blieb unter der Rentabilitätsschwelle.“ Oder so ähnlich.

Timo ist der Wirt der Gartenwirtschaft in der Schrebergartenkolonie 2. Timo verkauft Cola und Eis. Timo hat einen eigenen Spielplatz vor der Wirtschaft mit interessanten Klettergeräten und einer Spielhütte. Timo beschäftigt eine Kindergärtnerin und bietet seinen Gartenfreunden an, ihre Bälger bei ihm abzuliefern. Timo hat eine Fritteuse und macht damit Pommes – mit Ketchup und Majo. Timo verkauft auch Überraschungseier und kleine Spielzeuge. Timo verdient damit ganz gut.

Wieso? Die Kolonie 2 gleicht der Kolonie 1 doch aufs Haar?

Ja! Aber der Wirt hat ein (anderes) Konzept. Er hat sich genau überlegt, wie er die Zielgruppe an seine Kasse bringt und was er dazu anzubieten hat. Und der betreute Spielplatz ist das Höchste. Wenn die Kids das Schrebergärtnern todlangweilig finden, gibt es bei Timo gleichaltrige Freunde, Spaß und Spiel und auch die süßen Naschereien, mit denen sie sich unablässig vollstopfen können. Die Kids kommen jetzt sogar richtig gern in den Garten, weil sie wissen, sobald sie ihre Eltern oder Großeltern ausreichend genervt haben, kommt früher oder später der Fünf-Euro-Schein und die resignierte Aufforderung: „Also gut, geht spielen!“

Nach ungefähr zwei Stunden erscheint dann der stolze Erzeuger samt Erzeugerin, um nachzusehen, was die lieben Kleinen denn so treiben. Für Timo das Signal für den nächsten Umsatz. Ein kühles Bier und heiße Würstchen für den Gärtner, eine Pizza und eine Cola für die Gärtnerin, oder auch mal ganz etwas anderes. Tiefkühltruhe und Mikrowelle sind fantastische Geräte - da geht fast alles.

Aber was ist im Winter?

Gute Frage. Ganz egal, was dein Traumprojekt ist, denk‘ einfach mal über das Winterproblem von Gartenwirtschaften nach. Was würdest du an Timos Stelle tun, um im Winter nicht verhungern zu müssen?

Es kann schließlich sein, dass auch dein Projekt mal in eine Durststrecke gerät, auch wenn du nicht saisonabhängig arbeiten willst. Da ist es gut, sich schon mal in die spezielle Situation eines anderen zu versetzen, auch wenn das Ergebnis nur für die Gartenwirtschaft passt: Der Weg, der zu dieser Lösung führt, ist wahrscheinlich wiederverwendungsfähig.

6 Chancen ergreifen

Gut. Du hast jetzt eine Idee entwickelt, auf welche Weise Timo die Winterzeit überstehen kann.

In meiner Vorstellung sitzt du allerdings immer noch in deinem neu eingerichteten Arbeitsbereich und wartest auf ein Wunder. Das wird nicht kommen. Du sitzt sozusagen in deinem persönlichen geschäftlichen Winter und die Kunden bleiben aus. In der Gartenwirtschaft sind Schnee und Kälte die Ursache, dass niemand kommt. Was könnte es bei dir sein?

Klar. Weiß ich doch. Dich kennt ja keiner. Niemand weiß, welch großartige Sachen du machst oder verkaufst. Timo hast du geraten, sich für jede Woche drei oder vier Events auszudenken. Dienstags Schnitzelessen „All you can eat“, donnerstags Bingo-Abend, samstags Livemusik, sonntags Brunch von 10 bis 15 Uhr. Natürlich hast du ihm auch geraten, dass er da ein paar Dutzend Plakate drucken und beim Metzger und beim Bäcker und im Schreibwarenladen fragen soll, ob er die dort an die Tür oder ins Schaufenster hängen darf.

Ja, ich habe das an mir selbst auch schon festgestellt. Es ist immer leichter, die Probleme eines anderen zu lösen als die eigenen. Das Problem beginnt grundsätzlich mit dem verdammten Wörtchen „eigentlich“.

Du weißt also ganz genau, was du „eigentlich“ tun solltest. Aber du tust es nicht. Weil du es ja nur „eigentlich“ tun solltest. Stattdessen lässt du die Zeit verstreichen und wartest weiter auf ein Wunder. Es gibt auch welche, die aus diesem Warten heraus auf die Idee kommen, sie müssten sich jetzt Visitenkarten und Geschäftsbriefbogen drucken lassen. Die braucht man ja immer, und bevor man gar nichts tut …

Du kannst dir jetzt tausend vernünftige Gründe einfallen lassen, warum du immer noch nichts unternommen hast. Alle diese Gründe taugen nichts. Rein gar nichts, außer dem einen, der da heißt: „Warum soll ich mich schlechter stellen als bisher? Ist ja eine ganz nette Idee, aber mit meinem alten Job, den ich ja gottseidank noch nicht gekündigt habe, bin ich weitaus besser dran.“

War es dieser Grund? Sei ehrlich. Wahrscheinlich nicht.

Wahrscheinlich hast du dir nur für dich selbst eine Entschuldigung dafür zurechtgelegt, dass du wieder einmal nichts tun wolltest.

Also auf! Denk über diese Entschuldigung nach. Schau dir jedes Detail genau an. Und danach bist du absolut ehrlich zu dir selbst, denn du musst jetzt eine Entscheidung treffen. Und wenn es die erste wirklich wichtige Entscheidung deines Lebens sein sollte: Du musst dich entscheiden, dein Vorhaben entweder durchzuziehen, wenn du glaubst, dass es Erfolg haben kann, oder es möglichst vollständig zu vergessen, wenn du überzeugt bist, damit Schiffbruch zu erleiden.

Denk dran: Etwas anzufangen, heißt auch, sich selbst zu verändern.

Mach den ersten Schritt. Der Rest ergibt sich von allein. Das ist so. Der Rest ergibt sich immer von allein.

Du brauchst dir wirklich gar keine Gedanken zu machen. Der Rest ergibt sich. Zwangsläufig. Am Ende hast du dann entweder gewonnen oder verloren. In beiden Fällen solltest du dir die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was du auf dem Weg dorthin falsch gemacht hast, und dir überlegen, wie du genau diese Fehler beim nächsten Mal vermeiden kannst. Denn es wird ein nächstes Mal geben. Wenn du gewonnen hast, wirst du bald ein neues Spiel wagen wollen, solltest du verloren haben, wirst du ein neues Spiel wagen müssen.

Das ist alles nur großmäuliges Unternehmergerede?

Ja. So reden Sie, die, die es geschafft haben. Aber es ist auch alles wahr. Doch nur in den seltensten Fällen ist es der Ablauf einer wahren Geschichte. Die wahren Geschichten sind weit weniger aufregend. Mit wenig Risiko auf eine kleine Chance gesetzt, mal gewonnen, mal verloren, so durchgewurstelt, ein bisschen gewachsen, ein bisschen gezittert und, na ja, jetzt plötzlich sind da vierzig Mitarbeiter, die alle jeden Monat ihr Geld wollen. Da muss man ja einfach weitermachen, auch wenn es längst keinen Spaß mehr macht.

Die großen Geschichten sind allesamt die Geschichten von Pionieren, von denjenigen, die gegen viele Widerstände etwas völlig Neues gemacht haben. Gegen die Stimmen derer, die immer zum unpassendsten Moment einen guten Rat wissen, gegen die Wissenschaft und gegen die herrschende Lehrmeinung. Die kleinen Geschichten sind die Geschichten der Nachahmer, die auf einen fahrenden Zug aufspringen, wenn klar ist, dass er ankommt, weil er schon seit Jahren ankommt, die hier ein bisschen feilen und dort ein bisschen an der Schraube drehen, aber in Wahrheit eben keine eigene Idee umsetzen. Die nur das Nachmachen, was andere schon vorgemacht haben, was nebenbei oft auch absolut lukrativ ist. Vor allem, wenn der Markt dafür da ist.

7 Das liebe Geld

Das wird ein tierisch ernster Ausflug in die Gefilde der Finanzierung eines Unternehmens. Fest steht: Ohne Geld geht nichts. Na ja, fast nichts.

Wir werden uns in späteren Kapiteln (vor allem in Kapitel 17) noch ausführlich mit dem Wesen des Geldes auseinandersetzen und sogar annähernd herausfinden, wo es herkommt – doch fürs Erste solltest du dir merken: „Geld und Kaninchen (Karnickel) haben vieles gemeinsam.

Karnickel sind liebestolle Tiere. Kommen zwei zusammen, gilt die Formel:

Ein einzelnes Karnickel in Stallhaltung hat keine Chance, sich zu vermehren. Es braucht Futter, Wasser, vielleicht sogar Zuneigung und gibt dafür final sein Fleisch. Dann steht die Zahl der Karnickel wieder bei null.

Du wirst jetzt einen verschämten Blick auf deinen jüngsten Kontoauszug werfen und dir die Frage stellen: Ist das, was ich da an Guthaben vorweisen kann, eher nur ein Kaninchen, oder sind es doch schon zwei?

Ich sag dir mal, schon damit ich hier meine Weisheiten anbringen kann: Es ist nur eines. Mehr bringt kaum einer mit an den Start. Die meisten, die dieses Buch lesen, werden nur wenig Geld haben. Macht aber nichts. Die Aussage: Geld und Kaninchen haben viel gemeinsam, muss nur ganz und gar verstanden werden. Kaninchen gibt es sowohl in der männlichen als auch in der weiblichen Ausführung. Wer nur eines hat, stellt fest, zu welcher Sorte das gehört, und schon tun sich zwei Wege auf, das anfängliche Problem zu lösen.

Der Königsweg ist der, der sich auftut, wenn das Kaninchen ein Weibchen ist. Man leiht sich von einem Kaninchenzüchter für ein paar Tage ein schönes kräftiges Männchen, sperrt es zum Weibchen in den Käfig und das Wunder der Vermehrung nimmt seinen Lauf. Sicher, man muss den Rammler – so nennt man die Kaninchenmänner – zurückgeben, und als Leihgebühr ist ein Junges aus dem neuen Wurf fällig, aber bei durchschnittlich sechs Jungen bleiben nach Abschluss dieser Aktion das eigene Weibchen und fünf Junge übrig.

Der etwas kompliziertere Weg tut sich auf, wenn das eigene Kaninchen ein Rammler ist. Aber mit etwas Glück kann man den für ein paar Tage verleihen und bekommt nach ein paar Wochen ein Jungtier als Leihgebühr zurück. Das sind dann zwar immerhin schon zwei, aber es dauert länger, bis daraus wirklich deutlich mehr werden.

Du solltest also, wenn du dich fragst, was du am besten mit deinem Geld anstellen sollst, immer davon ausgehen, dass es ein Weibchen ist und dir das fehlende Geld dazu borgen, anstatt es als Männchen zu verleihen.

Merke: Sparen bedeutet in Wahrheit, der Bank Geld zu leihen!