SHYKAO - Marianne Le Soleil Levant - E-Book

Beschreibung

Damit hat alles richtig angefangen. Für eine frisch in fernem, schneeverwehten Land angekommene junge Freundin als Mittel zum Trost gegen ihre Einsamkeit entstand diese Geschichte. Hauptfiguren ein Kind und ein Fabelwesen. Der Ich-Erzähler findet sich orientierungslos durch eine unbekannte Schneelandschaft stapfend mit ersten Bedenken zu mangelnder Behausung, begrenzter Nahrung und zu niedrigen Temperaturen, als höchst überraschende Rettung naht. Ebenso furchterregend, wie willkommen offenbart sich ein Wesen, das in Art und Verhalten verwirrend und angenehm zugleich, viele unvorhergesehene Perspektiven auftut. Diese Weihnachtsfabel ist gleichermaßen für Kinder und sogenannte Erwachsene geeignet. Ein Fabelwesen ist kein irreales Wesen. Fabeln sind Gleichnisse. Sie verdeutlichen eine hochwirkliche Lebenssituation über das Medium einer psychisch leichter zugänglichen, bildhaften Darstellung abstrakter, also weniger leicht erfassbarer Zusammenhänge. Ebenso die Wesen der Fabeln. Fabelhafte Wesen. Ein Snapshot im Universum. Eine Momentaufnahme, ein Photo der ängstlichen Konstellationen von hochgeworfenem Reis.

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Marianne Le Soleil Levant

SHYKAO

Der Bär der Dinge

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

SHYKAO

1.Kapitel: Handy vergessen

2.Kapitel: Sillica

3.Kapitel: Die Warte

4.Kapitel: Flocken of Eternity

5.Kapitel: Nach Hause

6.Kapitel: Ein Sechz’gerbär muss her!

Epilog

Impressum neobooks

SHYKAO

Der Bär der Dinge

Von Marianne Le Soleil Levant

1.Kapitel: Handy vergessen

Es wurde durch die Steigung beschwerlicher, im tiefen Schnee den Weg fortzusetzen.

Ja, mit ein bisschen Orientierung, weniger niedrigen Temperaturen und absehbarem Ziel könnte kaum jemand leugnen, dies sei eine wirklich schöne Idylle. Der unberührte Wald mit dem kalten Duft des Winters, der einsame Berg, dessen Vögel zwischendrin zu rufen schienen: pfeif pfeif wir sind da und solange das so ist, kann es so schlecht nicht sein. Über allem der Zuckerguss der dicken Flocken des endlosen, undurchdringlichen Himmels.

Mein Schuhwerk war gut, die Kleidung warm und ein paar Brote mit Wurst, Käse und Tomaten, sowie heißen Tee hatte ich dabei, ohne zu wissen, woher eigentlich.

Trotzdem werde ich fraglos das Zeitliche segnen, wenn mir nicht vor Verbrauch des Proviants und vollständiger Ermüdung eine Unterkunft oder wenigstens ein heimisches Wesen begegnet. Keine Ahnung wo ich war.

Irgendwie früher Nachmittag kam ein Bär daher.

Ziemlich überraschend von der Seite hinter dem Baum hervor. Hinter einem der Bäume, welche mir tröge dem endlosen Marsch kleiner Schritte wegen der Beachtung entfallen waren.

Der Bär sagt: „Hallo!“

Mein Mangel an Energie ließ mich nur kurz zucken: „Hallo.“

Gleich setzten tausend Gedanken ein, die in den Zusammenhang passen konnten.

1.Hilfe ein Bär. Verbunden mit Panik, rein innerlich entstand ein gewisser Aspekt möglicher Panik, welcher mangels dazu nötiger Kraft wie gesagt nicht zu tragen kam.

2.Das ist jetzt das Ende.

3.Er wird mich töten, verspeisen, die Erlösung von weiteren Qualen.

4.Wo kommt der jetzt her?

5.Ach so, das Essen in meinem Rucksack, na klar.

6.Wieso kann der Bär sprechen? Wenn sich auch nicht ganz tausend Gedanken zählen ließen, fühlten sie sich jedenfalls wie ungefähr so viele an und der letztere war zweifellos der analytisch vernünftigste Gedanke. Einer, der die anderen leicht entwertete.

„Wieso kannst du sprechen?“

„Blöde Frage.“

Fand ich nicht. Er klang jetzt unfreundlicher.

„Bären können natürlich sprechen, die Frage ist falsch formuliert und geht von falschen Präferenzen aus.“

„Natürlich Entschuldigung, ich bin sehr müde“, sagte ich, denn obwohl der Bär ganz offensichtlich sprechen konnte, klang er doch wie ein Bär und das war mir als bedrohlich bekannt. Seine Statur tat ihr Übriges.

Präferenzen? So, so.

„Wie muss die Frage lauten?“, hoffte ich seine Eitelkeit zu kitzeln.

„Wieso verstehst du mich, obwohl du aussiehst wie ein Mensch?“

„Wieso verstehe ich dich, obwohl ich aussehe wie ein Mensch?“

„Wieso verstehst du mich, obwohl du redest wie ein Papagei?“

Wieso verstehe ich dich? fragte ich mich und wieso ist dieser Bär so frech? Er schien sich überhaupt nicht für das Essen im Rucksack zu interessieren.

„Weil du auch ein Bär bist.“

„Wieso bin ich ein Bär?“

„Frag Peter Lochner“, sagte der Bär.

Peter Lochner also, na gut. Wer sollte… im selben Moment kam mir in den Sinn, Peter Lochner sei Taxifahrer in München. Wenn das tatsächlich stimmte, half es mir gerade nicht weiter und dann: Woher sollte ein Bär in dieser eisigen Einöde einen Taxifahrer aus München kennen?

„Peter kann dir ganz genau erklären, wieso er eine Grille ist. Ungefähr so ähnlich ist das mit dir und dem Bär-Sein auch. Er ist Taxifahrer in München. Wenn du willst, kann ich dir seine Handynummer geben.“

Der Bär schien Gedanken lesen zu können. Oder las ich seine, bevor er sie aussprach?

Er kannte einen Münchner Taxifahrer, der eine Grille war und das erklären konnte. Hatte seine Handynummer.

„Danke, da sind mir von hier aus die Gebühren zu hoch. Außerdem hab ich mein Handy zuhause vergessen.“

„Zuhause vergessen? Na toll! Ganz schön gefährlich hier draußen ohne Kontakt zu anderen“, gab der Bär zu bedenken.

Der Bär machte sich über mich lustig. Nur sein Sinn für das Praktische ließ mich wieder davon abkommen, irgendwie wohl an Weihnachten einem surrealistischen Mirakel erlegen zu sein.