9,99 €
Das Land Akitanien wurde von einer gewaltigen Armee überrollt. Hilflos müssen die Gemeinden mit ansehen, wie sich die in allen Belangen übermächtigen Gegner in ihrer Heimat, in ihren Dörfern niederlassen. Ein Aufbegehren scheint sinnlos. Dass sich ausgerechnet ein kleines Dorf wie das friedfertige Hagetmau erfolgreich gegen die Invasioren zur Wehr setzt, damit hätte niemand gerechnet – am wenigsten die Bewohner Hagetmaus selbst. Plötzlich ist die kleine Gemeinde das Zentrum einer Rebellion geworden, die alles verändern kann. Ehemalige Außenseiter werden zu Symbolfiguren, besonnene Bürger zu Kämpfern. Denn selbst der kleinste Funke Hoffnung kann, wenn er auf fruchtbaren Boden fällt, ein Feuer entfachen, das ganze Heere in den Abgrund reißt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
ISBN 978-3-492-97672-5
April 2017
© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2017
Covergestaltung: www.buerosued.de
Covermotiv: Stephen Mulcahey /Arcangel und
www.buerosued.de
Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.
Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.
Zuerst war das Fabelwesen nichts weiter als ein tanzender Fleck unter der herbstlichen Sonne. Im Gleißen des Himmels war es schwer auszumachen.
Dann wurde es deutlicher, die Flügel ausgebreitet, den Schnabel aufgerissen zu einem Schrei, der schon ganz innerlich war. Es kam schnell herab wie im Sturz, rauschend gleich einem gefällten Baum, auf seinem Rücken ein Reiter, der sich kaum noch zu halten vermochte.
Der Aufprall war hart. Das Fabelwesen, ein Gryph, krachte auf den Grund mit splitternden Knochen. Der Reiter wurde aus dem Sattel katapultiert, schlitterte durchs feuchte Laub. Jetzt schrie der Gryph noch einmal auf und verendete. Die abgespreizten Flügel breiteten sich ruckartig wie ein Federteppich über den kühlen Boden.
Die nafarroanischen Soldaren, die vor dieser Bruchlandung in Deckung gegangen waren, näherten sich nun, aufgeregt miteinander redend.
Im Leib des Gryphen, besonders im Bauch, steckten mehrere Pfeile. Der Blutverlust musste das Tier so geschwächt haben, dass es zu einer richtigen Landung nicht mehr imstande gewesen war. Einzig die Flügel hatten noch ihren mühsamen Dienst versehen.
Der Reiter war ein Capitar, ein Offizier, der zwischen dreißig und hundert Mann unter seinem Kommando hatte. Die Soldaren des der eroberten Stadt Marmandeh vorgelagerten Postens traten befangen an ihn heran, denn es war für jeden von ihnen offensichtlich, dass der Capitar diese Bruchlandung nicht mehr lange überleben würde. Auch in seinem Körper steckte ein Pfeil, der sich von schräg unten hinter seinen Brustpanzer in den Bauch gewühlt haben musste.
»Aaaa…gett…au…«
Das Ächzen des Sterbenden war kaum zu verstehen. Es klang wie Laute des Wehklagens.
Einer der Soldaren beugte sich mit dem Ohr ganz dicht an seinen Mund.
»Aaaa…get…mau. Sagt dem … Generar, dass … es … eine Falle ist.«
»Was ist eine Falle? Was sollen wir ihm berichten?«
»Hagetmau!«
Mit diesem eigentümlichen Wort auf den Lippen starb der Capitar, die Augen offen der kaum noch warmen Sonne zugewandt.
Generar Gwaum, der Oberbefehlshaber des Dritten Nafarroanischen Heeres, residierte in der Stadt Marmandeh nicht im Rathaus, sondern im Theater.
Das Rathaus war ihm schäbig und muffig vorgekommen, Ausdruck beständiger Kleingeisterei, verwinkelt und verstaubt – außerdem sollten die Akitanier ruhig von dort aus weiterhin ihre unbeträchtlichen Angelegenheiten regeln können. Das Theatergebäude jedoch mit seinen Säulen, seinem verspielten Zierrat und seinen goldlackierten Logen hatte ihn regelrecht entzückt.
So etwas schien gar nicht zu ihm zu passen. Gwaum war ein vierschrötiger Mann mit bellender Stimme, das Gesicht durch Brandnarben zerfurcht, die er sich vor zwanzig Jahren in den Freibeuterkriegen zugezogen hatte – aber nichtsdestotrotz besaß er einen Sinn für Schönheit und Ordnung. Mitten auf der ausladenden Theaterbühne hatte er seinen Schreibtisch aufgestellt, hier an diesem Ort liefen sämtliche Fäden des Dritten Heeres zusammen, und von hier aus hielt Gwaum Kontakt mit den anderen sechs Heeren sowie mit dem Oberbefehlshaber der gesamten Nafarroanischen Armee, dem Capitargenerar Rocandro, der weiterhin im Begriff stand, die akitanische Hauptstadt Pararis einzunehmen.
Generar Gwaum ignorierte den völlig außer Atem vor der Bühne angelangten Melder und wandte sich an seinen Leutnar. »Wo habe ich dieses Wort denn schon einmal gehört? Hagetmau ist mir doch vor wenigen Tagen erst untergekommen.«
Der Leutnar blätterte hastig in seinen Unterlagen.
»Ihr habt recht, Generar. Hier ist eine Notiz: Der Coronar Enric Scobarde, zuständig für die Koordination des vierten Bezirks, bat vor einer Woche um die Erlaubnis einer Kontingentverschiebung, um dem Verschwinden einer Capitarie im Bereich Hagetmau nachgehen zu dürfen. Die Erlaubnis wurde erteilt, weil der vierte Bezirk ansonsten als unauffällig eingestuft wurde. Der Coronar hat aus den umliegenden Dörfern Soldaren zusammengezogen und von einem Dorf namens Doazit aus 140 Mann nach Hagetmau gesandt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Das Kommando hat er nicht selbst übernommen, sondern an den vorher in Doazit stationierten Capitar namens Orím übertragen.«
»Das ist der, der die Bruchlandung hingelegt hat.«
»Dafür haben wir noch keinen eindeutigen Beleg, aber davon ist auszugehen. Es muss sich entweder um Orím oder um den ursprünglich nach Hagetmau entsandten Capitar handeln. Einen anderen Gryphenreiter haben wir dort nie hingeschickt.«
»Was ist das für eine verworrene Angelegenheit? Warum hat dieser Coronar sich nicht selbst um die Sache gekümmert?«
»Ähhh, hier steht, dass er zurzeit reitunpässlich ist, Generar. Er hat wohl das akitanische Essen nicht vertragen.«
»So ein Schwachkopf! Hat sich wahrscheinlich bis zum Erbrechen mit Dorfvorräten vollgestopft. Was zum Meeresteufel ist da los im vierten Bezirk?«
Der Leutnar blätterte weiter, dann wieder zurück, dann noch weiter zurück.
»Wir wissen es nicht. Ein Capitar namens Jerlo Angaszin hat aus dem ihm zugeteilten Dorf Hagetmau keine Meldung erstattet. Von ihm und seinen Männern fehlt nach wie vor jegliche Spur. Der Coronar Scobarde wollte der Sache offensichtlich nachgehen, Generar.«
»Wie heißt noch mal dieses Kaff, von dem aus der vierte Bezirk verwaltet wird?«
»Ähmmm, Moment: Das ist Demarsan, liegt auf halber Distanz zwischen Hagetmau und uns.«
»Wir müssen da umgehend einen fähigeren Mann hinschicken. Dieser Scobarde bringt uns alles durcheinander. Wenn wir Pech haben, geht es jetzt nicht nur um 140 weitere verlorene Männer, sondern auch um einen durch Truppenverschiebungen fahrlässig ausgedünnten Bezirk.«
Der Blick des Generars fiel auf die Karte des Landes Akitania, die ausgebreitet eine Hälfte seines Schreibtisches in Beschlag nahm. Die sieben Heere Nafarroas hatten das Land in sechs etwa gleich große Regionen plus die Hauptstadt aufgeteilt. Die ursprünglichen Landstriche Akitanias – historisch gewachsen, immer wieder durch Binnenzwistigkeiten verschoben, ungleichmäßig und unpraktisch – waren dabei einfachshalber ignoriert worden. Die sieben neuen nafarroanischen Regionen waren – wie auf der Karte deutlich zu erkennen – von der Größe und den Umrissen her einheitlicher und würden deshalb bedeutend leichter zu verwalten sein. Jede dieser sechs Regionen war wiederum in zwölf annähernd gleich große Bezirke untergliedert worden, um noch überschaubarere Verteilungs- und Verwaltungsbereiche zu erzeugen.
Wie die anderen sechs Heere setzte sich auch das Dritte aus 7000 Mann zusammen. Davon waren 100o in der Hauptstadt dieser Region, Marmandeh, als stehendes Besatzungsheer stationiert. Die übrigen 6000 Mann waren gleichmäßig auf die zwölf Bezirke verteilt, 500 Mann in jedem. Das ergab für jeden einzelnen der Bezirke sechzehn Capitarien zu jeweils dreißig Mann, die die Dörfer des Bezirks besetzt hielten, plus zwanzig Mann, die für die Verwaltung, für Nachrichten oder für die medizinische Versorgung zuständig waren.
Die sechzehn Dörfer, die von den Capitarien des vierten Bezirks besetzt worden waren, hießen – von Süden nach Norden betrachtet – Momuy, Cazalis, Samadet, Hagetmau, Doazit, Maylis, Urgons, Baigts, Banos, Benquet, Sarbazan, Brocas, Arue, Lencouacq und Retjons, darunter die etwas größere Ortschaft Demarsan, die zwischen Benquet und Sarbazan zu finden war. In Demarsan standen 30 Soldaren plus der zwanzigköpfige Verwaltungsstab.
»Aber könnt Ihr Euch denn wirklich vorstellen, dass dieses unscheinbare Hagetmau insgesamt 170 Soldaren verschluckt haben soll?«, fragte der Leutnar, ein noch junger Mann mit auffälliger Lockenpracht.
Generar Gwaum hatte sich während der Betrachtung der Karte mit beiden Händen auf den Tisch gestützt, sein Oberkörper schwebte wie ein wuchtiges Unwetter über dem Land. »Der Capitar und sein Flugtier hatten Pfeile im Bauch, stimmt’s? Das sieht mir nicht so aus, als würden unsere Leute einfach nur ungeschickt in einen Sumpf marschieren und versinken. Das riecht eher nach einem hübschen kleinen Aufstand. Mich wundert fast, dass die Südakitanier das nirgendwo sonst fertiggebracht haben. Nur weiter nördlich, Richtung Pararis, stoßen wir auf solche Schwierigkeiten.«
Dass Gwaums Drittes Heer bei der Inbesitznahme seiner Region nirgendwo auf Widrigkeiten gestoßen war, stimmte nicht ganz. Im gebirgigen ersten Bezirk hatten zwei Capitarien die ihnen zugewiesenen Dörfer nicht gefunden und sich lebensbedrohlich verirrt. Im fünften Bezirk war es in einem Dorf zu Protestausschreitungen gekommen, die man blutig hatte niederschlagen müssen. Im siebten Bezirk waren mehrere Soldaren ernsthaft erkrankt, womöglich hatten sie gierig und leichtsinnig ihnen unbekannte Pilze gesammelt und gegessen. Und im achten Bezirk war eine Capitarie mitten in einem Wald offensichtlich auf einen der legendenumwobenen akitanischen Semanen gestoßen und bei einem plötzlichen Kampf mit diesem magisch Begabten beinahe vollständig aufgerieben worden. Dieser Semane hatte bislang noch immer nicht dingfest gemacht werden können, die wenigen Überlebenden schilderten ihn als ein »unscheinbar dürres Wesen, das fast eher aus Zweigen gemacht schien als aus Fleisch und Knochen«. An etlichen Stellen in Gwaums Region gab es Schwierigkeiten, Fehlinterpretationen, Reibereien, ärgerliche Eigenmächtigkeiten von Capitaren und Coronaren, Versorgungsengpässe und ärgerliche Unglücksfälle. Aber noch nirgendwo sonst waren insgesamt 170 Soldaren abhandengekommen. In seiner ganzen Region hatte Gwaum höchstens fünfunddreißig Mann verloren, fünfunddreißig von 7000. Das war ein guter Schnitt. Alles unter hundert war gut, unter fünfhundert noch akzeptabel. Die zusätzlichen 170 durchkreuzten das »gut« und verschoben es in Richtung »akzeptabel«. Das war ärgerlich.
»Wen wollt Ihr denn nach Demarsan entsenden, Generar?«
»Na, wen haben wir denn verfügbar? Wie wäre es mit dem jungen Nando Alarcoa? Der brennt doch darauf, sich auszeichnen zu können. Gleichzeitig scheint er mir nicht so ein Schwachkopf wie dieser Scobarde zu sein, der am liebsten alles nur delegieren möchte.«
»Er ist aber vom Dienstrang auch nur Coronar, genau wie Scobarde.«
»Das macht nichts, wir geben ihm eine Sonderbefugnis mit. Einhundertundsiebzig verschollene Männer sind ja nun wahrlich keine Kleinigkeit. Er soll aufräumen da unten, und zwar schnell.«
»Ich werde unverzüglich die entsprechenden Papiere aufsetzen, Generar.«
Der Generar mochte den tragenden Klang, den seine Anweisungen auf dieser Bühne entfalteten.
Das Dorf Hagetmau sah aus wie ein Friedhof nach einem Erdbeben. Überall lagen Leichen. Insgesamt einhundertundvierzig an der Zahl.
Allerdings schien es sich nicht um einen einheimischen Friedhof zu handeln, denn sämtliche Leichen bis auf eine einzige trugen Uniform: die schwarzweißen Krebsharnische und Helme und Schilde der nafarroanischen Armee.
Baresin, der durch den aus Blut und Öl und Wasser bestehenden Morast stapfte, in den die Dorfmitte sich nun gewandelt zu haben schien, bot selbst einen erschreckenden Anblick. Er blutete aus einer Platzwunde, die von einem Steinwurf herrührte. Nur hatte ihn bislang noch niemand darauf hingewiesen. Er selbst spürte das nicht, seine gesamte Schädelhälfte fühlte sich gleichzeitig taub und pulsierend an. Aber er war froh darüber, sich beim Sturz vom Dach nur die Rippen geprellt, nicht jedoch das Genick gebrochen zu haben. Zum Glück waren die Dachkanten nach akitanischer Bauweise sehr niedrig, ragten oftmals sogar noch über die Hauswand hinab.
Jetzt, wo der letzte nafarroanische Soldar von den umhergehenden Speerfrauen getötet worden war, hätte langsam Ruhe einkehren können im Dorf Hagetmau.
Stattdessen wurde es unaufhaltsam lauter.
Wehklagen begann an mehreren Stellen. Dort, wo man den Leichnam des Dorfsemanen Mardein gefunden hatte. Dort, wo einige Frauen fassungslos vor dem Schlachtfeld standen und erst jetzt so langsam begriffen, was sie getan, was sie angerichtet hatten. Und auch dort, wo sich die kleineren Verletzungen offenbarten. Denn es stimmte nicht ganz, was Sinion behauptet hatte, dass es unter den Dörflern kaum Verwundete gab. Keine lebensbedrohlich Verwundeten, das schon. Aber zwei Frauen hatten sich an ihren Speeren oder an den Rollpalisaden schmerzhafte Splitter eingerissen. Ein älterer Mann hatte sich in seinem Haus beim Hantieren mit kochendem Wasser, das er auf die Soldaren hatte schütten wollen, verbrüht. Einer hatte im Nahkampf einem anderen beim Ausholen mit einem der erbeuteten Streithämmer zwei Zähne ausgeschlagen. Eine schon ältere Frau war gerade eben erst, nachdem die Schlacht bereits geschlagen war, im heißen Öl ausgeglitten und hatte sich das Steißbein gestaucht. An drei Dutzend Stellen gleichzeitig wurde gejammert. Wo nicht gejammert wurde, wurden die Erlebnisse während der Schlacht ausgetauscht und aufgebauscht, die eigenen Leistungen entweder ins Heldenhafte übertrieben oder – auch so waren Akitanier veranlagt – zur peinlichen Stümperei heruntergewürdigt.
Die ganze Schlacht hatte gar nicht lange gedauert, höchstens das Viertel einer Stunde. Niemand war vollkommen erschöpft. Dennoch hockten sich viele hin, Speerfrauen stützten sich wie übermüdet auf ihre Lanzen. Sinion, der Stotterer, dem sein Sprachfehler in dieser Schlacht abhandengekommen war, ging umher, half Leuten auf und betrachtete, begutachtete geradezu die Toten.
»Diesmal können wir sie nicht alle im Sumpf versenken«, sagte er, tatsächlich ohne sich zu verhaspeln. Das war ein ganz neuer Sinion, den sie alle hier hören konnten. »Es sind einfach zu viele.«
»Ja. Am besten heben wir im Wald eine Grube aus. Eine sehr große Grube«, schlug Baresin vor. EinMassengrab.
Eine der Speerfrauen hatte einen der von ihr erstochenen Soldaren bereits gefleddert. Sie trug seinen Helm, seinen Brustharnisch, seinen Schild und ihre Lanze. Seine Hosen und Schnürstiefel hatte sie ihm gelassen. Seltsam uneinheitlich unter dem andauernd verrutschenden Helm stolzierte sie umher. Zwei Frauen lachten, was sich eigenartig anhörte auf diesem Marktplatz der Kadaver, eine dritte wandte sich angewidert ab. »Bäh, das würde ich nicht anziehen. Das ist doch alles nafarroanisch.«
»Jetzt nicht mehr!«, gab die Verkleidete keck zurück.
»Trotzdem, das stinkt doch, der Kerl ist darin gestorben.«
»Na und? Krieg stinkt eben. Gewöhn dich dran!«
Akitanier waren praktisch veranlagte Menschen. An das, was ihrer Meinung nach getan werden musste, gewöhnten sie sich schnell. Womöglich selbst an einen Krieg, wie es ihn hierzulande schon seit mehr als hundert Jahren nicht mehr gegeben hatte.
Baresins Weg kreuzte den von Varlie und Tautun, die – unterschiedliche Gruppen anführend – Seite an Seite im Nahkampf gestanden hatten. Tautun sah mürrisch aus, was bei ihm nichts Ungewöhnliches war. Auch er blutete im Gesicht, aber es war nichts Ernstes. Er hatte im Getümmel schlecht gezielte Schläge auf Nase und Augenbrauen erhalten. Varlie dagegen wirkte, als könnte sie die rotfarbene Verwandlung ihres früher stets bis zur Langweiligkeit beschaulichen Dorfes kaum glauben.
Beim Leichnam Mardeins trafen sie alle auf Rauthne, die greise Byrgherin. Sie kniete neben dem Toten, der ihr seit vielen Jahren ein Gefährte gewesen war, auf dem kalten Boden und hatte ihm bereits unter seinen dicken Augengläsern die Lider geschlossen. Sein Gesicht sah furchterregend verändert aus. Ihm war der Schädel eingeschlagen worden, und seine Züge fanden keinen rechten Halt mehr.
»Ich verstehe nicht, wie das geschehen konnte«, sagte Rauthne leise. »Wo war seine Magie? Sein Feuer? Wie konnten sie so nahe an ihn herankommen?«
»Er ist auf sie zugegangen«, sagte eine Speerfrau, die es mit angesehen hatte.
»Und?«
»Es sah so aus, als hätte er versucht, Abelion zu beschwören. Aber nichts passierte.«
Sinion ahnte, worauf das alles hinauslaufen würde. Unser Gott hat uns verlassen. Abelion hat uns seinen Segen entzogen. Dabei war es nichts weiter als die augenblickliche Unzulänglichkeit eines alten Mannes gewesen. Vielleicht Erschöpfung. Vielleicht im letzten Augenblick auch Skrupel, einen Feuerfraß wie in der Ratshalle noch einmal zu entfachen. »Das hat nichts weiter zu bedeuten«, sagte er. »Der Zauber hätte Zeit gebraucht, und die hat man ihm nicht gelassen. Es war ein zu großes Durcheinander hier hinter der Palisade. Ich selbst fand mich kaum zurecht, als ich mit meiner Gruppe die Flaflaflaflanken wechseln wollte.« Als das Stottern für einen Moment wieder Gewalt über ihn gewann, verdrehten sich seine Augen krampfartig. Aber er rang beides nieder.
»Wenn ich die Lage richtig verstehe«, sagte jetzt Tautun, »bleibt uns gar keine Zeit, herumzustehen und uns gegenseitig zu erzählen, wie verwirrend alles war. Wir müssen die anderen Dörfer befreien, solange ihre Besatzungen nur noch aus jeweils zehn Mann bestehen, stimmt’s?«
Sinion und Baresin nickten beide. Um die 140 Soldaren für diesen Vormarsch auf Hagetmau zusammenziehen zu können, hatten die sieben umliegenden Dörfer – Doazit, Maylis, Urgons, Samadet, Momuy, Cazalis und dann noch entweder Banos oder Baigts, das wussten sie nicht – jeweils zwanzig Mann aus ihrer dreißigköpfigen Besatzung abkommandieren müssen. Diese Dörfer verfügten jetzt also nur noch über ein Drittel ihrer ursprünglichen Soldaren. Sinion redete schon seit Tagen davon, dass die Gelegenheit, diese sieben Dörfer zu befreien, nun so günstig war wie wahrscheinlich niemals wieder.
»Das ist richtig«, bekräftigte er, »und wir dürfen wirklich keine Zeit vergeuden. Selbst wenn wir Pferde nehmen, werden wir für die Wege zwischen den Dörfern etliche Stunden, wenn nicht für das gesamte Vorhaben sogar mehr als einen Tag brauchen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Cacacacacapitar auf seinem Gryph entkommen konnte. Der Feind weiß also wahrscheinlich schon jetzt Bescheid über die Falle, die wir den 140 gestellt haben.«
»Und wird weitere Umverteilungen vornehmen, um die Besatzungen der Dörfer wieder aufzustocken«, vollendete Baresin. »Wie stellst du dir unsere Befreiungsaktion vor?«
»Mit Bögen, das hat sich doch eben bewährt. In jedem Dorf werden die Soldaren ähnlich verteilt sein wie bei uns auch. Am Dorfeingang stehen zwei, die schießen wir einfach ab. Gehen weiter rein, dort stehen noch zwei, dort noch zwei. Ein paar werden in der Ratshalle sein. Die kommen zuletzt dran. Aber da wir Fernwaffen haben und sie nicht, sind wir immer im Vorteil.«
»Wir müssen damit rechnen, dass keiner von ihnen in einer Ratshalle ist und sich ausruht«, wandte Varlie ein. »Solange sie nur zu zehnt sind, kann es durchaus sein, dass sie den Befehl haben, alle auf dem Posten zu bleiben.«
Sinion nickte ihr zu. Er genoss es, sich mit dieser außergewöhnlich schönen Frau im Kriegsrat die Bälle zuzuwerfen. »Du hast recht, aber einen großen Unununununterschied macht das nicht. Ob zwei oder vier mehr draußen – mit Pfeil und Bogen kein Problem. Je mehr draußen sind, desto besser ist das sogar für die Fernwaffen.«
»Also wie viele Leute brauchen wir für dieses Unternehmen?«, fragte Baresin, der froh darüber war, dass Sinion die ganze Rechenarbeit übernahm. Ihm dröhnte noch immer von außen und innen der Schädel. Auf den Dächern hatten sie während der Schlacht gegen die 140 zwanzig Bogenschützen in Stellung gehabt, ihn selbst eingeschlossen.
»So viele wie möglich. Aber wir haben wahrscheinlich nicht mehr genügend Pfeile.«
»Die Hunderte von Pfeilen, die wir heute verschossen haben, sind sicherlich nicht alle kaputtgegangen. Man könnte Leute anweisen, Pfeile wieder einzusammeln«, schlug Varlie vor.
»Sehr gut.« Sinion gab gleich einigen Dörflern, die schaulustig herumstanden, entsprechende Anweisungen. Durch das Anführen seines kleinen Eingreiftrupps hatte er sich bereits daran gewöhnt, Kommandos zu erteilen, ohne jedes Mal vorher Baresin oder Rauthne um Erlaubnis zu fragen.
Rauthne trug gar nichts zu der Besprechung bei. Sie schien in Gedanken bei Mardein und ihrem diesbezüglichen Verlust zu sein. Seit sie ihre Robe des Unter den Menschen Ausgezeichnetseins eingebüßt hatte, schien sie zusätzlich geschrumpft, sogar in ihrer symbolischen Bedeutung. Sie stand für eine beschauliche Zeit, die von der kriegerisch schwelenden Gegenwart schlichtweg überrollt worden war.
Stattdessen gesellte sich nun Clarde zu ihnen, die Wirtsfrau, die mit verwegen verrutschtem Stirnband einen der Eingreifstrupps befehligt hatte und bis eben noch die Toten abgegangen war, ob auch ja keiner von denen noch zuckte. »Alle hin«, sagte sie mit einem freudlosen Grinsen. Das Rachenehmen für ihren getöteten Sohn und ihren schwer verwundeten Mann bekam ihr gut.
Sinion fuhr fort mit der Planung des Befreiungsunternehmens. »Wenn wir alle zwanzig Schützen dabeihätten, wäre das natürlich am besten. So viele Pferde dürften wir zusammenbekommen.«
»Einige von denen treffen aber fast nichts«, gab Baresin zu bedenken. »Wenn die sich jetzt auch noch dabei bewegen müssen, dann wird das ein Debakel. Ich würde mindestens fünf aussortieren und mich selbst auch. Ich fühle mich nicht in der Verfassung zu reiten.«
»Selbstverständlich«, sagte Sinion und betrachtete mitfühlend Baresins Kopfwunde. »Wir brauchen dich ohnehin hier, um das Dorf anzuweisen. Aber ich selbst würde gerne mitreiten, um in den Dörfern mit taktischen Ideen helfen zu können.«
»Ich will auch mitkommen«, sagte Tautun. »Wir sollten die Schützen nicht einfach nur sich selbst überlassen. Falls die dann doch angegriffen werden, vielleicht ja auch von Dörflern, die inzwischen nachts zu Nafarroas schöner Königin beten, sollten sie ein paar Nahkämpfer dabeihaben zur Verteidigung.«
»Dann reite ich auch«, sagte Varlie, die sich außerstande fühlte, Tautuns Seite zu verlassen. Es war nicht nur Schwäche, die sie zu dieser Anhänglichkeit veranlasste. Es war vor allem das Bewusstsein, ohne Tautun als Fixpunkt in diesem gesamten Durcheinander die Orientierung verlieren zu müssen.
»Ich auch!«, sagte Clarde blutrünstig. »Und meine Männer!« Damit meinte sie ihren sechsköpfigen Eingreiftrupp, der sich während der Schlacht beim Verteidigen der Marktplatzabsperrungen bewährt hatte.
»Das werden zu viele Leute«, wehrte Sinion ab. »Allein schon das Donnern so zahlreicher Hufe wird die Besatzungen warnen. Ich würde vorschlagen: wir nehmen zwölf Schützen. Die Soldaren sind meistens zu zweit postiert, das mamamacht sechs Pfeile auf jeden, das müsste genügen. Wir können vorher festlegen, welche sechs Schützen immer auf das rechte Ziel anlegen und welche immer auf das linke. Nach dem Schießen werden die Pfeile eingesammelt und weiter. Drei Nahkämpfer sichern den Schüschützentrupp ab: Tautun, Varlie, Clarde. Varlie, du übernimmst das Kommando über die Nahkämpfer, du bist am wenigsten hitzköpfig.« Sinion wagte, das Tautun direkt ins Gesicht zu sagen, aber sowohl der als auch Clarde akzeptierten es, ohne zu murren. Tautun trug ohnehin nicht gerne Verantwortung für andere. »Was den Schützentrupp angeht – wen schlägst du als Anführer vor?«, fragte Sinion nun Baresin, der in der Schlacht die Schützen befehligt hatte.
»Hernyet«, antwortete dieser. Die Dorflehrerin hatte einigermaßen gut geschossen und besaß auch eine natürliche Autorität.
»Gut«, sagte Sinion nickend. »Ich komme ebenfalls mit und koordiniere beide Gruppen. Sechzehn Leute insgesamt.«
Alle stimmten diesem Plan zu. Erst dann fiel ihnen auf, dass sie immer noch in unmittelbarer Nähe von Mardeins Leichnam standen.
Als wäre der Semane weiterhin Bestandteil ihres Kriegsrats.
»Ich kümmere mich um ihn«, antwortete die Byrgherin Rauthne auf die von allen ungestellte Frage. Als könnte es noch etwas bewirken, sich um den Semanen zu kümmern.
Hernyet wusste noch gar nichts von ihrem »Glück«. Sie saß nach wie vor auf einem der Dächer, wagte sich gar nicht hinunter in die unmittelbare Gegenwart so vieler Toter. Der junge Pellit teilte ihr mit, dass man sie zur Anführerin des »Befreiungsschützentrupps« erkoren hatte. Allein schon dieser Name bereitete ihr Unbehagen. Sie atmete heftig, geriet ins Schwitzen und lehnte das ab. Ihre Stimmlage dabei war hoch und dünn.
Pellit berichtete das Sinion und Baresin, die beisammenstanden.
»Willst du mit ihr reden?«, fragte Sinion den Sohn der Byrgherin.
Baresin blickte hoch zu dem Dach, wo sich Hernyets Umriss gegen die langsam über den Bäumen aufsteigende Sonne abzeichnete. »Da werde ich mir wohl die Zähne ausbeißen.«
»Vielleicht braucht sie mehr Zusprache a-a-a-als einen kleinen Jungen, der ihr einfach nur eine Nachricht überbringt.«
Baresin schüttelte den Kopf, so weh ihm das auch tat. Hernyet war zwar nicht alt genug, um auch ihn schon als Dorflehrerin unterrichtet zu haben, aber er hatte dennoch gehörigen Respekt vor ihr. Er begriff auch, weshalb eine Frau, deren Aufgabe es war, Wissen zu vermitteln, nichts mit dem Auslöschen von Leben zu tun haben wollte. Selbst wenn dieses Auslöschen nur weiteres Unheil verhindern sollte.
»Wen nehmen wir dann?«, fragte Sinion.
»Wir brauchen nicht unbedingt einen Anführer für die Schützen. Du wirst die ganze Zeit bei ihnen sein, also kannst du sie auch direkt anleiten. Aber wir sollten noch einen zwölften Mann aussuchen, denn Hernyet wird wahrscheinlich überhaupt nicht mitkommen wollen.«
Hernyet weigerte sich tatsächlich. Sinion und Varlie versuchten es noch bei ihr, aber die Dorflehrerin hatte genug vom »Erschießen«, wie sie es nannte, und zog es auch vor, auf ihrem Dach sitzen zu bleiben, »bis die Toten nicht mehr alles zudecken«. Baresin suchte also die zwölf Bogenschützen aus. Seine ursprüngliche Gruppe hatte aus achtzehn Männern und zwei Frauen bestanden, jetzt wählte er die noch übrig gebliebene Frau sowie diejenigen elf Männer, die seiner Einschätzung nach am fähigsten gewirkt hatten. Treffsicherheit und eine gewisse Charakterstärke im Angesicht von Feinden waren dabei seine hauptsächlichen Maßstäbe. Es war keine Frage, wer von ihnen sich freiwillig meldete. Hernyet war die Einzige, die sich verweigerte.
Unterdessen wurden sechzehn Pferde versammelt, und es wurde festgestellt, dass die meisten der heute verschossenen Pfeile noch zu gebrauchen waren. Von den eintausend ursprünglich vorhandenen waren achthundert intakt oder gar nicht benutzt worden, lediglich zweihundert waren zerbrochen, von den Soldaren zerstört oder unauffindbar irgendwohin in den Wald geflogen. An vielen dieser Pfeile klebte flüchtig abgewischtes Blut, aber so war das Kriegshandwerk nun einmal beschaffen. Jedem der zwölf Schützen würden nun noch mehr Pfeile zur Verfügung stehen als während der Marktplatzschlacht, nämlich mehr als sechzig. Das waren unhandliche Bündel, die fürs Erste an den Sätteln der Pferde festgemacht wurden.
Es gab Händedrücken, Schulterklopfen. Familienväter umarmten ihre Frauen, strichen ihren Kindern noch einmal durch die Haare.
Dann schwang sich der Befreiungstrupp in die Sättel.
Was für ein eigenartiges Häufchen das war!
Sinion und Baresin hatten sich den Kopf darüber zerbrochen, ob die Schützen alle Krebsharnische und Helme anziehen sollten oder nicht. Diese Rüstungen waren ein guter Schutz gegen Angriffe mit den typischen nafarroanischen Schnabelstreithämmern. Auch konnte es durchaus eine gute Idee sein, sich den Soldaren als Soldaren verkleidet zu nähern. Sinion befürchtete jedoch Verwirrung unter den Bewohnern der Dörfer, die sehen mussten, wie nafarroanisch Gekleidete Nafarroaner angriffen, und die, wenn sie davon inspiriert einen Aufstand wagen würden, möglicherweise die Falschen mit Steinen und Öl bewerfen könnten. Er hielt es für ratsamer, dass deutlich zu erkennende Akitanier die Nafarroaner angriffen. Um die Fronten zu klären. Um weitere Akitanier aufzurütteln und mitzureißen.
Also hängten sich die Schützen lediglich die Bretter um, die sich während der Schlacht in Hagetmau bereits als Behelfspanzerung bewährt hatten: ein Brett vor der Brust, ein zweites über dem Rücken, beides an Schnüren um den Hals getragen. Das schützte zwar nicht den Kopf, aber immerhin den Leib ein wenig.
Die vier anderen dagegen sahen einfach nur uneinheitlich aus. Clarde trug eine vollständige nafarroanische Rüstung samt Bewaffnung, inzwischen sogar um einen Schild erweitert und zusätzlich verziert durch mehrere rote Bänder, die sie als wütende Mutter kenntlich machen sollten. Sinion hatte zwar einen Brustpanzer, aber keinen Hammer, sondern lieber einen Speer, mit dem er sich Gegner auf Abstand halten wollte. Varlie besaß einen Helm und einen Hammer, jedoch weder Harnisch noch Bretter – beides war ihr auf dem Busen zu unbequem. Tautun hatte weder Helm noch Harnisch, darin kam er sich zu steif und eingepfercht vor, dafür jedoch zwei Hämmer.
»Wohin reitet ihr zuerst?«, erkundigte sich Baresin bei Sinion.
»Cazalis und Momuy. Ich mache mir Sorgen um Escradin.« Escradin, der fahrende Weinhändler, hatte versprochen, rechtzeitig zur Schlacht mit Mitstreitern aus Cazalis und Momuy einzutreffen, dieses Versprechen jedoch nicht eingehalten. »Außerdem schien es in Momuy die meisten Reibereien mit den Bebebebebesatzern gegeben zu haben, dort werden wir wohl am wahrscheinlichsten Unterstützung erhalten.«
»Und von dort aus? Links oder rechts herum im Kreis?«
»Das sehen wir dann. Wenn wir zuerst Momuy nehmen, dann Cazalis, sind Doazit und Maylis von dort aus am nächsten. Könnte durchaus interessant sein, zu sehen, von wo aus die 140 losmarschiert sind.« Doazit, wo die Hauptstraße laut Escradins Auskünften voller Soldarenzelte gestanden hatte, während die 140 sich dort gesammelt hatten.
»Nehmt euch dort am meisten in Acht. Vielleicht haben sie nicht nur Soldaren, sondern auch Heilkundige oder Schreiber und lauter solche Leute zusammengezogen.«
»Wir werden es herausfinden.« Sinion hoch zu Pferde, ein ganz neuer Mensch. Aus dem schüchternen Stotterer war jemand geworden, der mit Harnisch und Speer zumindest wie ein Kämpe aussah, der sich mit seiner kleinen Eingreiftruppe in der Palisadenschlacht bereits behauptet hatte und der jetzt unwiderlegbar den berittenen Befreiungstrupp anführte.
»Nehmt euch überall in Acht«, bekräftigte Baresin noch einmal.
Sinion lachte beinahe. »Um die Soldaren mache ich mir gar nicht so viele Sorgen, schließlich haben wir heute schon 140 von denen besiegt. Gespannt bin ich aber darauf, wie unsere Lalalalalandsleute reagieren, wenn wir sie befreien kommen.«
Nach diesen Worten sprengte der Trupp los. Sechzehn Pferde machten eine Menge Radau, besonders auf der alten Holzbrücke, die nach Süden über den Lut führte. Für ein so kleines Dorf wie Hagetmau war es ganz und gar nicht alltäglich, so viele Reiter auf einmal davonstieben zu sehen.
Es war immer noch verhältnismäßig früh am Morgen.
Nendlèce näherte sich ihrem Heimatdorf nur zögerlich.
Jeder Schritt schien sie große Überwindung zu kosten.
An den Kampfhandlungen hatte sie bislang nicht im Geringsten teilgenommen. Bevor alles aus dem Ruder gelaufen war, hatte sie sich als Eilbotin in der Nacht versucht, war zum benachbarten Ort Samadet geritten, um die Leute dort zu warnen, doch vergebens. Sie war zu spät gekommen.
Die Brandnacht, in der dreißig nafarroanische Soldaren von den Hagetmauern umgebracht worden waren, hatte sie in der Obhut ihres elterlichen Zuhauses verschlafen. Während ihre große Schwester Varlie draußen gewesen war und mitgekämpft hatte.
Danach hatte Nendlèce sich anerboten, sich um den erbeuteten Gryph Citlali zu kümmern, und sich zu diesem Zweck in eine Höhle tief in den Wäldern zurückgezogen. Mehrmals hatte sie noch an Kriegsratbesprechungen teilgenommen. Aber im Großen und Ganzen hatte sie sich von Hagetmau fernzuhalten begonnen. Zu unheimlich war ihr erschienen, wie sich dort alles änderte.
Jetzt war gar nichts mehr wiederzuerkennen.
Die Häuser standen noch, waren womöglich noch dieselben. Aber ihre Farben hatten sich gewandelt. Blut und Öl hatten sie verschmiert. An einigen hatten die Fingernägel von Fallenden gekratzt.
Hölzerne Barrieren riegelten die Gassen ab, die vom Hafen genannten Marktplatz wegführten.
Zwei große, rollbare Palisadenzäune standen wuchtig und rotübersprüht herum.
Überall Tote.
So viele, so unglaublich viele Tote. Annähernd fünfmal so viele wie nach der Brandnacht, und auch die hatte schon mehr Opfer gesehen als jemals eine Hagetmauer Nacht zuvor.
Der gesamte Boden des Hafens hatte sich in einen schillernden Morast verwandelt, der immer noch warm pulsierte. Siedendes Öl war den Soldaren entgegengeschüttet worden. Gellend hatten sie es mitten in die Münder bekommen.
Aber das war noch nicht alles. Das waren nur äußerliche Veränderungen. Öl, das wie aus dem Boden emporgequollen war. Leichname, die überall wucherten wie Büschelgras auf einer einstigen Lichtung.
Aber die Lebendigen hatten sich ebenfalls verändert.
Niemand beachtete Nendlèce.
Alle waren beschäftigt. Mit Fleddern. Mit Umwenden. Mit Pfeilefinden. Mit sich die unterschiedlichen Blickwinkel erzählen. Sich gegenseitig die Wunden vorzeigen. Baresin, schorfverkrustet, dirigierte das Geschehen. Alle schienen mit sich im Reinen zu sein. Mehr noch: Sie waren stolz auf das Geleistete.
Nendlèce erinnerte sich nur zu gut an das Dorf nach der Brandnacht. Die verschreckten, eingeschüchterten Menschen, die kaum zu fassen vermochten, dass es mitten in ihrem Zuhause dreißig Tote gegeben hatte. Damals – das war gar nicht allzu viele Tage her – hatte es diese Menschen noch beruhigt, das Geschehen größtenteils auf Tautun und Baresin und auch auf den Semanen Mardein abwälzen zu können.
Jetzt sah Nendlèce Mardeins Leichnam liegen.
Sie sah die Menschen, die schon wieder Pläne machten. Wohin mit den Toten? Wie bekam man alles wieder sauber? Wie würde es weitergehen? Was würde als Nächstes kommen? Aber was auch immer: Man würde ihm zu begegnen wissen. Man war jetzt jemand. Hagetmau war zu etwas Besonderem geworden, zu etwas Unter den Dörfern Ausgezeichnetem.
Der Semane war gefallen, aber Hagetmau brannte nichtsdestotrotz in einem Feuer, dessen Hunger noch nicht gestillt schien. Dieses Feuer erfüllte Nendlèce mit tiefer Furcht.
Es war ihre Mutter Naura, die sie schließlich fand. Nendlèce musste gegen eine Hauswand gesunken sein und saß da nun, weinend, sich gar nicht mehr erinnern könnend, wie sie da eigentlich hingekommen war.
Naura setzte sich neben sie, umfing und wiegte sie wortlos.
Selbst das Kleid ihrer Mutter roch nach Öl und nach Schreien in südlicher Sprache.
Baresin wandte sich wieder seinem Dorf zu. Die ältere der beiden Heberinnen kam zu ihm, um ihm mit einem feuchten Tuch das Blut vom Gesicht zu wischen, doch er wehrte sie höflich ab, als hätte er für solche Kinkerlitzchen keine Zeit. In Wirklichkeit wollte er – nun darauf aufmerksam gemacht – seine Verwundung wie ein Ehrenabzeichen tragen. Alle sollten sehen können, dass er zwar gekämpft und gelitten hatte, sich davon aber nicht unterkriegen ließ.
Da der Semane nicht mehr am Leben war, mussten sich die beiden Heberinnen um sämtliche Verwundeten kümmern. In der Hierarchie des Dorfes stiegen die beiden Frauen dadurch von Ausüberinnen eines sehr speziellen, durchaus anrüchigen Berufes zu wichtigen Personen auf, an die jedermann sich jederzeit wenden konnte.
Hernyet hockte weiterhin auf ihrem Dach, als wäre sie fest entschlossen, nicht mit Blut in Berührung zu kommen. Als sollte man ihr Dorf erst wiederherstellen, bevor sie einen Fuß in es setzte.
Die Leichname. Die vielen, vielen Leichname.
Einhundertundvierzig. Das war mehr als ein Viertel dessen, was Hagetmau insgesamt an Einwohnern zählte. Das war, als hätte der Tod jeden Vierten von ihnen niedergestreckt. Nur dass es – mit nur einer einzigen Ausnahme – keine von ihnen waren. Es waren Fremde, die der Tod ins Dorf getrieben hatte. Die einzig zum Sterben hierhergekommen waren.
Die meisten waren noch sehr jung. Aber es gab auch ein paar altgedientere Kämpen, die dem nafarroanischen Thron womöglich schon in wer weiß was für Gefechten gedient hatten. Viele Gesichter zeigten Schmerz und Furcht, andere – die von hinten von Pfeilen erwischt worden waren – auch Verblüffung. Einige wirkten erschlafft, als sei mit dem Leben auch jegliche Anspannung aus ihnen gewichen. Am schlimmsten jedoch waren die, die aussahen, als würden sie im Tod noch weinen oder schreien. Baresin wünschte sie hinfort, all diese Grimassen so schnell wie möglich weg.
Er organisierte den Abtransport. Mehrere große Heuwagen wurden benötigt für dermaßen viele Leichen. Als Helfer nahm er sich die Mitglieder der Einsatzgruppen, die nun ohne Sinion, Tautun, Varlie und Clarde ihrer Anführer beraubt dastanden und sich ein wenig im Stich gelassen und nicht genügend gelobt fühlten. Sie alle waren in Nahkämpfe verwickelt gewesen, aber aufgrund der kurzen Dauer der Schlacht war keiner von ihnen entkräftet. Im Gegenteil: Ihr Tatendurst – durch tagelange Waffenübungen zusätzlich angereichert – war noch nicht gestillt. Das konnte Baresin nun nutzen, und schon nach kurzer Zeit begannen diese dreiundzwanzig Mann, die 139 toten Soldaren auf die Wagen zu verladen. Sie gingen dabei nicht mit besonderer Sorgfalt vor. Die Toten wurden geschmissen.
Was Baresin ihnen aber eingeschärft hatte: Die Toten wurden vor dem Schmeißen ihrer Rüstungen entledigt sowie – falls vorhanden – ihrer weiteren bei sich getragenen Wertsachen. Es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass nun Krieg herrschte, und im Krieg wurde Beute gemacht, das konnte man dem Hagetmauer Geschichtenbuch entnehmen.
»Wohin mit den Wagen, den ganzen Leibern?«, fragte Naejon, ein körperlich sehr kleiner Dörfler, den man niemals ohne seine Wollmütze sah.
»Ich weiß noch nicht genau«, gab Baresin zu. »Haben wir durch das Holzschlagen für die Barrikaden und die Pfeile jetzt nicht neue Lichtungen in der Nähe?«
»Sicher. Aber allzu nahe würde ich die Toten nicht bringen. Das stinkt doch irgendwann und lockt Rindenhyänen und anderes Aasgetier an.«
»Ich will sie nicht einfach auf einen Haufen werfen, sondern in eine große Grube tun, mit ordentlich Erde drauf.«
»Trotzdem. Bei so vielen? Das sind ja mehr, als wir auf dem Friedhof haben, und alle werden gleichzeitig verwesen. Was, wenn da Hunderttausende von Maden oder Würmern oder Fliegen schlüpfen?«
»Du hast recht. Wir bringen sie lieber ein Stückchen weiter weg.«
»Nach Nordosten vielleicht, wo keine anderen Dörfer in der Nähe sind.«
»Ja. Nordosten.«
Baresin war abgelenkt, denn er sah seine Mutter auf sich zukommen.
»Ich würde gerne ein paar Worte sprechen für alle Toten«, sagte Rauthne.
Dieser Gedanke war nicht von der Hand zu weisen. Jetzt, wo Mardein nicht mehr am Leben war, musste die Byrgherin dafür zuständig sein, Zeremonien in Abelions Sinne aufrechtzuerhalten. Aber für alle Toten? »Wir werden Mardein mit all unseren Ehren bestatten, Mutter. Für die Soldaren sollten wir lieber keinen Aufwand treiben.«
»Es sind Menschen, Baresin. Menschen, die von uns in eine Falle gelockt wurden.«
Baresin spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. Zorn über ihren rechtschaffenen, überalterten Gesichtsausdruck. »Wir haben überhaupt niemanden gelockt. Wir haben niemandem zugerufen: He, kommt zu uns marschiert, beehrt uns mit eurer Anwesenheit! Auf dem Marktfest vielleicht, da waren wir noch gastfreundlich, aber da hat sich keiner von denen blicken lassen. Sie sind unter Waffen gekommen und unter Waffen gefallen, so einfach ist das.«
»Aber es ist mit Sicherheit nicht in Abelions Sinne, wenn …«
»Mutter, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir jetzt nicht mit diesem Unsinn auf den Geist gehen würdest. Siehst du denn nicht, dass ich zu tun habe, wirklich Wichtiges zu tun?«
Genau genommen herrschte bei den Aufräumarbeiten kein Zeitdruck. Da der Capitar auf seinem Gryph entkommen war, würde der Feind ohnehin von dieser Schlacht erfahren, also gab es nichts mehr zu vertuschen. Aber Baresin wollte den Schauplatz dennoch so schnell wie möglich von einem Schlachtfeld wieder in den Hafen – wie die Hagetmauer ihren Marktplatz zu nennen pflegten – zurückverwandeln. Sei es nur, damit die störrische Hernyet endlich von ihrem Dach herunterkam.
Er hoffte, dass Rauthne jetzt nicht auf ihre Autorität als Byrgherin pochen würde, aber sie schien dafür zu mitgenommen zu sein. Glücklicherweise.
»Lass uns später darüber reden«, sagte er in versöhnlicherem Tonfall, »bei mir zu Hause, unter vier Augen.« So ließ er sie stehen und kümmerte sich weiter um die Toten und darum, sie aus ihren Rüstungen zu schälen.
»Das ergibt einen ziemlich großen Haufen«, sagte Wever, ein spindeldürrer Dörfler, der zu zwei Dritteln aus seinen langen Beinen zu bestehen schien, angesichts der vielen Harnische. »Das bekommen wir schon gar nicht mehr in Nendlèces Höhle unter.«
»Dieses Versteck ist ohnehin sinnlos geworden. Jetzt brauchen wir nichts mehr zu verheimlichen. Nafarroa weiß über uns Bescheid.«
»Heißt das, dass wir jetzt auch Nendlèces Gryph wieder ins Dorf holen können?«
»Theoretisch ja. Aber wir sollten sie fragen, was sie für ratsamer hält. Vielleicht hat sie das Gefühl, das Tier ist im Wald weniger überreizt als unter Menschen.«
»Es ist ein Armeetier. Ich denke, es müsste die Nähe von Menschen gewöhnt sein.«
»Ja, von Soldaren, die alle im Gleichschritt marschieren. Aber von uns Akitaniern, die wir alle kreuz und quer durcheinanderlaufen? Ich weiß nicht.«
Beide grinsten, das schiefe Grinsen von Leuten, die soeben eine Schlacht für sich entschieden hatten. Dann machten sie weiter mit dem Sortieren der Ergebnisse und dem Wiederherstellen eines möglichst alltäglichen Zustands.
Die sechzehn Pferde legten die zwölf Meilen bis Momuy in weniger als der Hälfte einer Stunde zurück. Auf den Waldweg passten höchstens zwei von ihnen nebeneinander, an einigen Stellen, wo Äste quer über den Weg wucherten, mussten sie sogar alle wie im Gänsemarsch hintereinanderreiten.
Sinion galoppierte nicht vorneweg, sondern er hatte einen der Bogenschützen zur Vorhut gewählt, einen Mann, der notfalls sogar aus dem Reiten heraus zu schießen imstande war. Es war nicht ausgeschlossen, dass ihnen unterwegs nafarroanische Besatzer begegneten, die ihnen entgegenkamen oder einfach nur entlang des Weges postiert waren. Für einen solchen Fall wollte Sinion sofort einen Beschuss eröffnen können. Aber nirgendwo waren Soldaren zu sehen, obwohl sie beim Reiten sogar auf die Bäume achteten sowie auf eventuelle Netze zwischen den Bäumen oder Fallen am Boden.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!