Silberberg - Felix Mitterer - E-Book

Silberberg E-Book

Felix Mitterer

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Beschreibung

FELIX MITTERERS NEUES STÜCK ÜBER FLUCH UND SEGEN DES SILBERS IM GRÖSSTEN SILBERBERGWERK DES MITTELALTERS. EINE MITTELALTERLICHE STADT IM SILBERRAUSCH: VON REICHTUM UND WOHLSTAND, AUFSTAND UND GERECHTIGKEIT In der Blütezeit des MITTELALTERLICHEN SILBERABBAUS ist SCHWAZ die größte BERGBAUMETROPOLE EUROPAS. Tausende KNAPPEN schuften unter lebensgefährlichen Bedingungen in den Stollen und verhelfen reichen Familien wie den FUGGERN zu WOHLSTAND. Doch nicht alle profitieren vom SILBERSEGEN im gleichen Maße: Viele Knappen leiden unter gefürchteten Krankheiten, die Bevölkerung ist von NOT geplagt, ABLASSHÄNDLER ziehen verängstigten Gläubigen das letzte Geld aus der Tasche. Als mit MARTIN LUTHERS REFORMATION eine neue Lehre Einzug hält und die Worte des Tiroler Bauernführers MICHAEL GAISMAIR laut werden, bahnt sich ein AUFSTAND an … DAS NEUE STÜCK VON FELIX MITTERER, ÖSTERREICHS BELIEBTESTEM DRAMATIKER Der PREISGEKRÖNTE SCHRIFTSTELLER FELIX MITTERER erzählt in seinem Stück von der KONFLIKTREICHEN GESCHICHTE und dem NIEDERGANG DES SCHWAZER SILBERBERGBAUS. Im Zentrum steht das SCHICKSAL der KNAPPEN und EINFACHEN MENSCHEN vor dem Hintergrund der REFORMATIONS- UND BAUERNKRIEGE und dem Aufstieg des KAPITALISMUS: Wie viel GERECHTIGKEIT kann es in einer Welt geben, in der Reichtum und Macht ungleich verteilt sind? Was passiert, wenn Menschen sich gegen die Ungerechtigkeit auflehnen und FÜR ZUMUTBARE LEBENSBEDINGUNGEN KÄMPFEN?

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Felix Mitterer

Silberberg

Das Schwazer Knappenspiel

Mit einem Nachwortvon Michael Forcher

Inhalt

1.     ERÖFFNUNG

2.     SCHWAZ: WEM GEHÖRT DAS SILBER?

3.     BEIM LANDESFÜRSTEN: SCHULDEN ÜBER SCHULDEN

4.     PARACELSUS IN SCHWAZ

5.     STEINHAUFEN (HALDE): BARBARA ZOTT WIRD BETROGEN

6.     DAHEIM BEI ZOTT: EIN KARGES MAHL

7.     DER KNAPPEN AUFRUHR GEGEN DEN LANDESHERRN

8.     DER ABLASSHANDEL: KANN MAN DIE SELIGKEIT KAUFEN?

9.     DIE KNAPPEN WERDEN EVANGELISCH

10.   BARBARA ZOTT UND CHRISTINE FIEGER HELFEN DEN DIRNEN

11.   HALDE: UND NOCH EINER WIRD ABSERVIERT

12.   MICHAEL GAISMAIR – JETZT AUCH NOCH DIE BAUERN!

13.   DEN BRÜDERN IN SALZBURG HELFEN?

14.   INNSBRUCK: GUTE NACHRICHTEN

15.   SCHWAZ: DAS EXEMPEL

16.   THOMAS ZOTT MUSS BEZAHLEN

17.   FERDINAND MACHT DEM VOLK EIN GESCHENK

18.   JÖRG ZAUNRING PREDIGT HUTTERISCH

19.   DAS ENDE DES SILBERBERGS: DER ABGESANG

Zum Geleit

Vor 500 Jahren war Schwaz das Montanzentrum Europas: Der Silberbergbau und die Kupfergewinnung beschäftigten mehr als 10.000 Knappen aus aller Herren Länder. Diese bunte Gesellschaft prägte nachhaltig unsere Stadt, und die großen Gebäude, die in den napoleonischen Kriegen im Jahre 1809 nicht ein Raub der Flammen wurden, zeugen noch heute vom Reichtum und Gesellschaftsbild um 1500 zwischen Mittelalter und Neuzeit.

Renaissance und Humanismus haben in Schwaz Spuren hinterlassen: Die Meistersinger sind auch bei uns unter dem Einfluss des Nürnbergers Hans Sachs gestanden und wir erinnern uns heute noch im Silbersommer, der seit mehr als 25 Jahren in unserer Stadt auch das Gasthaustheater pflegt, an diese große Zeit.

Die sozialen Spannungen rund um das Jahr 1519/20 führten schließlich in Tirol und in vielen anderen Regionen Europas zu Bauernaufständen, wesentlich angestoßen durch die Idee der Freiheit, die Martin Luther mit der Reformation mitbewirkt hat. Dieser geschichtliche Hintergrund bietet den Stoff für das große Gesellschaftsdrama „Der Silberberg“.

Felix Mitterer, der aus dem Bezirk Schwaz stammt, hat sich mit dieser Zeit auseinandergesetzt und eine Brücke geschlagen bis ins Heute. Markus Plattner, ein Schwazer Regisseur, hat den Stoff bearbeitet und wir werden in diesem Sommer die Aufführung vor der Fassade unserer Pfarrkirche, die auch Dom der Knappen genannt wird, erleben.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern sowie jenen, die die Aufführung in Schwaz besuchen können, sie mögen berührt werden von Inhalt und Form und von der Sprachkraft des Stücks „Der Silberberg“ unseres Autors Felix Mitterer.

Hans LintnerBürgermeister der Stadt Schwaz

Personen:

Thomas Zott, Sprecher der Knappen

Barbara, seine Frau

die Kinder der beiden: Anderl (14), Seppl (13), Franzl (11), Hansl (10), Moidl (8), Reserl (7)

Wolfgang Zierer, Salzburger Knappe in Schwaz

Jörg Zaunring, Knappe

Veit Egg, Knappe

Hans Podner, Knappe

Karl Rabanser, Salzburger Knappe, der die Schwazer um Hilfe bittet

Franz Liechtenberger, Probierer (schätzt den Erzgehalt)

Heinrich Bamberger, Bergrichter

Hans Tausch und Josef Sachsenheimer, Fronboten (Polizei) des Gerichts

Leo Praxer, Scharfrichter, zugleich „Frauenwirt“ (Bordellbetreiber)

Liesl Strübin, Margret Peigerin, Hedwig Tann, Dirnen

Jakob Strauß (45), aus Basel, berühmter evangelischer Prediger

Franziskaner Michael (älter), antilutherisch

Franziskaner Andreas (jung), wird als Einziger aus dem Kloster lutherisch

Veit-Jakob Tänzl (älter), reichster einheimischer Gewerke

Sigmund Fieger, einheimischer Gewerke und „Silberbrenner“

Christine Fieger, Frau von Sigmund

Hans Stöckl, einheimischer Gewerke

Virgil Hofer, mittelständischer Gewerke, aus Salzburg stammend

Theophrast Paracelsus (30), Arzt

Hannes Fatzer, Dominikaner, Ablassprediger

Ausrufer von Fatzer, Dominikaner

Dominikaner, Musiker, dämonische Figuren beim Ablassverkauf

Jakob Fugger (66), Augsburger Handelsherr, reichster Mann seiner Zeit

Ferdinand I. von Habsburg (23), Spanier, Landesfürst von Tirol

Gabriel Salamanca (40), Spanier, sein Berater und Schatzmeister

Sebastian Sprenz (50), Fürstbischof von Brixen und Kanzler Ferdinands

Knappen, Bürger, Volk

1. ERÖFFNUNG

Ein riesiger Stier (dargestellt von Menschen, die einen Stierkopf mit ausladenden Hörnern führen) brüllt auf, scharrt im Boden, reißt ihn mit seinen Hörnern auf, wirft Erdklumpen und Gestein empor. Eine Kuhmagd (die die Herde hütet) beobachtet ihn angstvoll, Gestein prasselt vor ihr nieder, es blitzt silbern auf, sie hebt einen Stein auf, schaut ihn an, stellt fest, dass es Silber ist, birgt den Stein in ihrer Schürze, kniet sich hin, gibt weitere Steine in ihre Schürze, läuft damit davon. Aus dem Stier lösen sich Bergleute, die mit Schlägel (Hammer) und Eisen (an einer Seite zugespitzter Hammer) den Vortrieb im Stollen machen, mit Brecheisen das erzhaltige Gestein zerbrechen, in Truhen laden, die Truhenläufer schieben das Gestein weg. (Licht von Kienspänen.) Focherbuben an einem riesigen Blasbalg pumpen Luft in den Stollen. Rauch der Schmelzhütte. Aus dem Rauch lösen sich Arbeiter, ziehen einen Karren, der mit Silberbarren beladen ist.

2. SCHWAZ: WEM GEHÖRT DAS SILBER?

Jakob Fugger taucht auf, nimmt einen Barren in die Hand, wägt ihn prüfend, ist zufrieden.

Die einheimischen Gewerken Veit-Jakob Tänzl, Sigmund Fieger mit Ehefrau Christine, Hans Stöckl und Virgil Hofer treten auf.

Die Bergleute mit Thomas Zott, Wolfgang Zierer, Jörg Zaunring, Veit Egg und Hans Podner nähern sich. Auch Zotts Frau Barbara mit den Kindern, die Dirnen Liesl Strübin, Margret Peigerin, Hedwig Tann und die anderen Frauen.

TÄNZL: Herr Fugger, so geht das nicht weiter!

SIEGMUND FIEGER: Wir Tiroler Gewerken arbeiten an diesem Berg seit siebzig Jahren!

HOFER: Wir haben viel Geld und Arbeit in die Gruben gesteckt! Und da kommt Ihr und nehmt uns alles weg!

TÄNZL: Schwaz ist groß geworden durch uns!

SIEGMUND FIEGER: Die zweitgrößte Stadt nach Wien!

TÄNZL: Mein Vater, Gott hab ihn selig, hat diese Pfarrkirche erbaut und liegt in ihr begraben! Ich selbst habe vor dreizehn Jahren den Grundstein zum Franziskanerkloster gelegt!

HOFER: Ob wir das wirklich brauchen?

TÄNZL: Pass auf, was du sagst, Hofer.

SIEGMUND FIEGER: Und was tut Ihr für Schwaz, Herr Fugger? Ihr zieht das Geld ab! Wohin denn? Nach Ostindien, nach Afrika, in die Neue Welt?

STÖCKL: Wie Ihr wisst, Herr Fugger, schätzen wir Euer Kaufmannstalent, ich besonders, aber –

TÄNZL: Deinen Beistand brauchen wir nicht, Hans Stöckl; du hast dich mit den Fuggerischen zusammengetan!

STÖCKL: Ich hab’s nicht derschnauft, allein, wie der Martin Baumgartner in Konkurs gegangen ist. Hab ich seine Gruben mit dem Herrn Fugger übernommen! Ihr wolltet ja nicht!

Der Bergknappe Thomas Zott tritt heran.

THOMAS ZOTT: Weil Ös, ehrenwerte Herren, glabt habts, dass die Gruaben vom Baumgartner nix mehr hergeben. I hab’s Euch gsagt, dass da no an Haufen Silber zu holen is.

SIEGMUND FIEGER: Wir wissen’s doch, Herr Fugger! Den Stöckl habt Ihr Euch als Teilhaber genommen, weil Ihr keine Ahnung vom Bergbau habt!

THOMAS ZOTT: Euch geht’s lei ums Geld, Herr Fugger, wo immer auf der Welt Ös Gschäfte machts.

HOFER: Da hat er recht, der Zott! Habt Ihr schon einmal dem Bruderhaus etwas zukommen lassen?

ZIERER: Der große Herr woaß doch nit, was des Bruaderhaus is!

CHRISTINE FIEGER: Es dient den kranken Knappen, Herr Fugger. Das sind die, die Euch und uns die Drecksarbeit machen.

Fugger reicht Zierer den Barren hin, dieser spuckt nur aus.

FUGGER: Ein Stier hat Euch das Silber gezeigt, wenn’s wahr ist und keine Mär. Aber wahr ist Folgendes: Wie oft schon hat in deutschen Landen ein Bauer einen Stein nach seiner Kuh geworfen. Und wusste nicht, dass der Stein mehr wert ist als die Kuh. Ihr habt es bemerkt. Das ist das Glück der Tüchtigen.

TÄNZL: Und soll auch unser Glück bleiben! Wir werden uns beim Landesherrn beschweren, Herr Fugger, jetzt ist er ja endlich im Lande!

FUGGER: Aber Ihr wisst doch Bescheid, liebwerte Herren Kollega, wie die Dinge stehen. Ich nehm Euch nur ungern das Silber weg.

STÖCKL: Oh ja, bestimmt. Wir werden uns jedenfalls beschweren.

HOFER: Wir lassen uns nicht von Euch ruinieren!

Fugger lächelt beinah hilflos.

THOMAS ZOTT: Mir legen die Arbeit nieder, Herr Fugger! Des hamma beschlossen.

FUGGER: Das könnt Ihr nicht, liebe Bergleute.

THOMAS ZOTT: Oh doch, des könn ma! Hamma schon a paarmal gmacht. Die Gemeine Gesellschaft der Schwazer Bergwerke, so hoaßen mir, hat des einstimmig beschlossen! Mir legen die Arbeit nieder.

FUGGER: Dann schickt der Erzherzog die Kriegsknechte, liebwerte Herren.

ZAUNRING: Wer soll die zahlen, Herr Fugger? Und Ihr würdets a recht viel davon brauchen. Mir sein Zwanzigtausend. Und können nit nur mit Schlägel und Eisen umgehn! Viele von uns ham als Kriegsknechte gedient. Zuletzt mitn Maximilian gegen Venedig.

Eine Weile Schweigen. Fugger überlegt.

FUGGER: Meine Herren Schwazer Gewerke, ich mache Euch ein Angebot. Dem Landesfürsten hattet Ihr das Silber um fünf Gulden pro Gewichtsmark abzuliefern, ich gebe Euch sieben.

TÄNZL: Das reicht nicht!

FUGGER: Der Handelswert liegt bei zehn bis zwölf Gulden.

SIEGMUND FIEGER: Das reicht nicht!

FUGGER:(überlegt; dann) Und ich verlange nicht mehr alles Silber von Euch, Ihr könnt fünfundzwanzig Prozent behalten, und auf dem freien Markt verkaufen.

Die Gewerken schauen sich an.

FUGGER: Ich müsste das nicht machen.

Die Gewerken nicken Tänzl zu.

TÄNZL: Einverstanden, Herr Fugger.

Fugger geht weg, dreht sich um.

FUGGER: Daheim in Augsburg habe ich Häuser gebaut, für kranke und unverschuldet in Not geratene Bürger meiner Heimatstadt. Stellt mich nicht als geldgierigen und mitleidlosen Händler hin. (Geht ab.)

TÄNZL: Thomas Zott, Ihr Bergleute all, wir danken Euch für die Unterstützung. Werden’s nit vergessen.

BARBARA ZOTT: Hoff ma’s.

TÄNZL: Hat da a Henn gackert?

THOMAS ZOTT: Mei Weib war de Henn. I wiederhol’s: Hoffentlich vergesst Ihr nit drauf, meine Herren.

3. BEIM LANDESFÜRSTEN: SCHULDEN ÜBER SCHULDEN

Erzherzog Ferdinand I. (siehe Gemälde von Hans Maler, Schwaz), blutjung und überfordert; im Frühjahr 1523 zum ersten Mal in Tirol.

Gabriel Salamanca, sein Schatzmeister, ein charismatischer, undurchsichtiger Mensch. (Beide kommen aus Spanien, beherrschen die deutsche Sprache nicht, was aber bei unserer Aufführung nicht Thema sein kann.) Fürstbischof Sebastian Sprenz von Brixen, Kanzler Ferdinands, ein Mann der Genüsse, mit Leibesfülle.

FERDINAND: Hundertfünfzigtausend Gulden. Ich brauche hundertfünfzigtausend Gulden. Auf der Stelle.

Fürstbischof schaut ihn verblüfft an.

FERDINAND: Eine neue Steuer muss her, Kanzler.

FÜRSTBISCHOF: Unmöglich, Durchlaucht. Zur Zeit unmöglich.

FERDINAND: Mein Bruder hat Euch als Kanzler eingesetzt, weil ich mich nicht auskenne, in diesem Land der Maulwürfe und Ziegenhirten! Aber Ihr seid, so scheint mir, Eurer Aufgabe nicht gewachsen!

FÜRSTBISCHOF: Wir sind alle Ausländer! (Auf Ferdinand und Salamanca deutend:) Hier haben wir zwei Spanier, und ich bin aus Dinkelsbühl! Die mögen hier keine Ausländer!

FERDINAND: Ich will eine neue Steuer! Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl!

FÜRSTBISCHOF: Im Landtag nicht durchzusetzen, Durchlaucht. Weder beim Klerus noch beim Adel; von den Bürgern und Bauern gar nicht zu reden.

FERDINAND: Die Schuldenlast ist erdrückend! Eine Million vierhundertfünfzehntausend Gulden! Die nicht ich gemacht habe, sondern mein Großvater Maximilian und mein Bruder Karl, der Kaiser! Im Budget sind nur fünftausend Gulden für die Hofhaltung meiner Gemahlin vorgesehen, was glaubt Ihr, was die mir erzählt?!

FÜRSTBISCHOF: Aber warum bitte sollte Tirol allein für all diese Schulden aufkommen? Das sind Reichsschulden!

FERDINAND: Weil niemand zahlt! Weil niemand sonst zahlt!

SALAMANCA: Werter Fürstbischof, zuletzt zeigten sich auch die niederösterreichischen Stände hartnäckig steuerunwillig. Hochfürstliche Durchlaucht musste sie köpfen lassen, voran den Wiener Bürgermeister und sieben seiner Ratsherren. Man hat ihre Leichen am Fleischmarkt zur Schau gestellt. Habt Ihr nicht davon gehört?

FÜRSTBISCHOF:(missmutig) Wie sollte ich nicht davon gehört haben?

SALAMANCA: Wer es nicht weiß, soll es erfahren, Bischof. Und eine Lehre draus ziehen. Seit 1519, seit Maximilian tot ist, sind im Reich Zustände eingerissen, die untragbar sind!

FERDINAND: Untragbar!

SALAMANCA: Lasst es die Landstände von Tirol wissen, besonders die Bürger und Bauern –

FERDINAND:(unterbricht) Bauern! Bauern sitzen hier im Landtag! Wo gibt’s denn sowas?!

FÜRSTBISCHOF: Euer Großvater hat das zugelassen! Maximilian!

SALAMANCA: Sei’s drum! Jedenfalls haben sich die Landstände nicht als Regierung aufzuspielen! Der Fürst stellt die Regierung! Und der Fürst ist jetzt Ferdinand, Erzherzog von Österreich. Und sie sollen zahlen! Sonst werden ihre Leichen ebenfalls ausgestellt; am Erker des Goldenen Dachls nämlich.

FERDINAND: Gut gesprochen, Salamanca. Und jetzt nehm ich mir den Fugger vor.

Fugger kommt.

FERDINAND: Ah, Fugger! Ihr kommt wie gerufen!

FUGGER:(verbeugt sich) Hochfürstliche Durchlaucht, Herr Bischof, Herr Salamanca …

FERDINAND: Die Münze in Hall steht still. Ich kann keine Münzen mehr prägen. Weil ich kein Silber habe.

Fugger schaut ihn nur an.

FERDINAND: Im Schmelzhaus zu Rattenberg wird Tag für Tag Schwazer Silber ausgeschmolzen. Ich höre, wir haben heuer das ertragreichste Jahr, seit die Gruben angeschlagen wurden.

FUGGER: Das ist wahr, fürstliche Durchlaucht.

FERDINAND: Und was hab ich davon? Das landesfürstliche Schmelzhaus gehört jetzt Euch. Alles Silber gehört Euch! Kann ich das weiterhin dulden?

FUGGER: Ihr werdet es wohl dulden müssen, Durchlaucht.

FERDINAND: Der Reichsfaktor hat Euch wegen Monopolismus angeklagt. Ihr habt schon das Kupfermonopol, durch Eure ungarischen Bergwerke. Und nun habt Ihr das Silbermonopol. Man wird Euch vor Gericht stellen.

FUGGER: Man wird mich nicht vor Gericht stellen, fürstliche Durchlaucht. (Übergibt Salamanca eine Schrift.) Das ist ein Brief Eures Bruders, Kaiser Karl. Ich habe ihn daran erinnert, dass ich durch Bestechung der Reichsfürsten seine Wahl zum Kaiser ermöglicht habe. Fünfhunderttausend Gulden kamen aus meiner eigenen Tasche, dreihundertfünfzigtausend von anderen Geldgebern.

Ferdinand entreißt Salamanca den Brief, schaut hinein.

FUGGER: