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Wie viele einsame Stunden, wie viele Tränen - Judith kann sie nicht mehr zählen, sie will nur noch eins: die Scheidung! Endlich einen Schlussstrich unter diese unwürdige Ehe ziehen, die Thomas ihr zumutet.
Thomas Schönberger, der bekannte Journalist, ist überall da zu Hause, wo Krisen herrschen und tödliche Gefahren drohen. Judiths Ängste um sein Leben und ihre Einsamkeit sind ihm nicht bewusst. Als er nach mehrmonatiger Abwesenheit zurückkehrt und von ihrem Trennungswunsch erfährt, trifft es ihn wie ein Schlag. Er liebt seine Frau doch, die Gedanken an sie sind für ihn bei seiner gefahrvollen Arbeit wie ein Schutzschild. Nein, sie darf ihn nicht verlassen!
Doch es gäbe nur eins, was Judith von diesem Schritt abhalten könnte: Er müsste seine Tätigkeit aufgeben. Genau das aber hat Thomas schon zu oft versprochen - und nie gehalten ...
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Seitenzahl: 110
Cover
Ich werde um dich kämpfen
Vorschau
Impressum
Ich werde um dich kämpfen
Zu spät erkennt Thomas, was wahres Glück bedeutet
Von Gitta van Bergen
Wie viele einsame Stunden, wie viele Tränen – Judith kann sie nicht mehr zählen, sie will nur noch eins: die Scheidung! Endlich einen Schlussstrich unter diese unwürdige Ehe ziehen, die Thomas ihr zumutet.
Thomas Schönberger, der bekannte Journalist, ist überall da zu Hause, wo Krisen herrschen und tödliche Gefahren drohen. Judiths Ängste um sein Leben und ihre Einsamkeit sind ihm nicht bewusst. Als er nach mehrmonatiger Abwesenheit zurückkehrt und von ihrem Trennungswunsch erfährt, trifft es ihn wie ein Schlag. Er liebt seine Frau doch, die Gedanken an sie sind für ihn bei seiner gefahrvollen Arbeit wie ein Schutzschild. Nein, sie darf ihn nicht verlassen!
Doch es gäbe nur eins, was Judith von diesem Schritt abhalten könnte: Er müsste seine Tätigkeit aufgeben. Genau das aber hat Thomas schon zu oft versprochen – und nie gehalten ...
»Das war ein wirklich gelungener Abend«, meinte Waldemar Borchert selbstzufrieden. »Du hast einen perfekten Eindruck hinterlassen. Meine Freunde sind begeistert vor dir.« Stolz war in der Stimme des siebenunddreißigjährigen Mannes zu hören. Er steuerte den Wagen an den Bordstein und schaltete den Motor ab.
»Dann war das heute Abend so etwas wie ein Test?«, fragte Judith Schönberger zurück. Eigentlich sollte das lustig klingen. Aber ein kleiner unwilliger Unterton schwang bei der Frage schon mit.
Ein wenig gelangweilt sah sie den Regentropfen zu, die in beständiger Gleichmäßigkeit die Windschutzscheibe hinunterliefen. Das Wetter passte zu ihrer Stimmung. Seit drei Wochen regnete es jetzt schon, und allmählich fragte sie sich, ob es so was wie eine Sonne überhaupt noch gab.
»Keinesfalls, mein Schatz. Wenngleich ich dir auch nicht verhehlen möchte, dass sich die Frau an meiner Seite auch gesellschaftlich bewegen können muss. In meiner Position als Direktor der hiesigen Bankfiliale brauche ich einfach eine Frau, die repräsentieren kann. Aber da habe ich bei dir weiß Gott kein Problem. Du bist wunderschön und bezauberst mit all deinem Charme. Du bist einfach perfekt.«
Liebevoll strich Waldemar mit der Hand über ihr braunes Haar, das einen leichten rötlichen Schimmer hatte und einen wunderbaren Kontrast zu ihrer hellen Haut bildete.
»Ich vergöttere dich, und das weißt du.«
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Judith spürte die Wärme seines Atems auf ihrer Haut.
Plötzlich schienen irgendwo in ihrem Kopf Alarmglocken zu läuten. Sicher, sie mochte ihn, hatte ihn sogar gern ... Doch bis über einen leichten Kuss auf den Mund waren sie einander noch nicht nähergekommen. Und sie wollte dies auch verhindern, solange es ging.
»Dann habe ich also den Test bestanden?«, nahm sie das Thema wieder auf und wich gleichzeitig ein wenig vor ihm zurück.
»Ja. Das hast du ohne Zweifel«, meinte er und zog ein kleines Päckchen hervor. »Und das soll dir zeigen, was du mir bedeutest.«
Er öffnete das Kästchen und zog einen kostbaren Diamantring heraus. Behutsam nahm er ihre Hand und steckte ihr den Ring an den Finger.
»Oh, Waldemar!« Sie sah die Steine sogar im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung funkeln.
»Gefällt er dir?«
»Oh, ja, er ist wunderschön«, stieß sie überrascht hervor. Aber da war eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die zu flüstern schien: Du liebst Waldemar doch gar nicht ...!
Sie streckte die Hand weit vor sich.
»Der Ring ist wunderschön. Aber es ist nicht nötig, dass du mir ein so kostbares Geschenk machst, Waldemar. Wir kennen uns doch noch gar nicht so gut.«
Das war die Wahrheit. Sie hatte Waldemar Borchert vor drei Monaten in ihrer Bankfiliale kennengelernt. Als sie eine Auskunft über ihr Konto brauchte, hatte er sie in sein Büro gebeten und ihr eingehend den Sachverhalt erklärt. Seitdem war sie, wenn er sie sah, von ihm persönlich bedient worden.
Irgendwann dann hatte er sie zum Essen eingeladen. Von da an war sie gelegentlich mit dem mittelgroßen, ein wenig stämmigen Mann ausgegangen.
Waldemar war zwölf Jahre älter als sie. Auf ihre Frage, warum er noch nicht verheiratet war, hatte er ihr ausweichend geantwortet.
»Ich glaube, ich habe nie so recht Zeit dafür gehabt«, war schließlich seine Erklärung gewesen.
Judith hatte das nur zu gerne geglaubt. Waldemar hatte bei der Bank Karriere gemacht, sich vom Schalterbeamten zum Direktor der großen Filiale hochgearbeitet. Das hatte viel Zeit und Kraft gekostet.
Heute kannte er die meisten Geschäftsleute dieser Stadt. Manche von ihnen duzte er auch, hörte sich ihre Sorgen und Probleme an und unterstützte sie, je nach seinen Möglichkeiten. Und er wurde von ihnen akzeptiert, einmal wegen seines Sachverstandes, vielleicht aber auch deshalb, weil man erkannt hatte, wie seriös, loyal, ja, manchmal fast pedantisch korrekt er alle Angelegenheiten stets verfolgte.
Die Treffen mit ihm waren für Judith zunächst so etwas wie eine nette Abwechslung gewesen. Sie entkam dadurch den langen, einsamen Abenden. Und sie genoss das Zusammensein mit Waldemar. Er war kultiviert, höflich.
Doch als er ihr vor einem Monat seine Zuneigung gestanden hatte, war sie nachdenklich geworden. Sicher, sie mochte ihn, hatte ihn gern, doch reichte das, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen?
»Ich wusste, dass der Ring zu dir passt. Und du weißt, wie sehr ich dich verehre«, raunte ihr Waldemar zu und blickte Judith liebevoll an. »Du bist wunderschön. Komm, lass uns nach oben gehen.«
Das ungute Gefühl verstärkte sich in ihr. Wie gerne hätte sie seinem Drängen nachgegeben! War er nicht genau der Mann, nach dem sie immer gesucht hatte? Jemand, der hundertprozentig verlässlich war und der sie auf Händen trug.
Aber da war etwas, das sie zögern ließ.
»Waldemar, lass mir Zeit. Ich ... ich bin nicht jemand, der ...«
»Aber wir kennen uns nun schon ein paar Monate, Judith. Und irgendwann sehnt sich ein Mann doch nach mehr als einem Gutenachtkuss«, wandte er enttäuscht ein. »Ich bin dein Freund, Judith, aber ich bin auch ein Mann.«
»Waldemar, ich möchte dich auch nicht kränken. Aber bitte, versteh doch, ich bin sehr müde, es war ein langer Abend. Wir werden noch oft zusammen sein«, vertröstete sie ihn.
Dabei kam sie sich selbst wie ein Schuft vor. Aber sie konnte nicht gegen ihre Gefühle an. Was sollte sie tun, wenn sich ihr Körper dagegen sträubte, seinem Drängen nachzugeben?
»Hoffentlich bald, Judith«, meinte er und zog ihre Hand an sich. Dann küsste er sanft ihren Handrücken.
Judith sah, was er tat, aber es löste keinerlei Empfindungen in ihr aus. Was war nur mit ihr los? War sie nicht mehr fähig, echte Gefühle zu empfinden? War sie schon so abgestumpft, nach all dem, was geschehen war? Hatte sie zu lange alleine gelebt, um wieder so etwas wie Leidenschaft erleben zu können?
»Gute Nacht, Waldemar.« Judith öffnete die Tür des Wagens.
Sofort gab er nach, ließ ihre Hand los. So war er immer: höflich, akkurat und rücksichtsvoll zurückhaltend. Aber leider ließ ihn genau das auch ein wenig langweilig erscheinen. Manchmal wünschte sie sich beinahe, er würde sie einfach einmal leidenschaftlich an sich reißen. Doch so etwas war bei Waldemar nicht zu erwarten. Stattdessen konnte man die Enttäuschung auf seinem Gesicht deutlich sehen.
»Komm, ich bringe dich noch zur Haustür«, bot er höflich an und begleitete sie mit dem Schirm bis zur Pforte des modernen Appartementhauses. Hier hatte Judith eine geräumige Dachterrassenwohnung angemietet.
Waldemar drückte ihr sanft einen Hauch von Kuss auf die Wange und meinte: »Schlaf schön, mein Schatz.«
♥♥♥
Aufatmend betrat Judith ihre Wohnung. Seit zwei Jahren lebte sie hier. Das war ihr Heim, das ihr Wärme und Geborgenheit gab. Die schlanke, fünfundzwanzigjährige Frau ging leichtfüßig in die Diele und hängte ihren Mantel auf.
Wie sollte es mit Waldemar nur weitergehen? Sie streckte die Hand aus und betrachtete noch einmal ausführlich den wunderschönen Ring. Bisher hatte sie es immer vermeiden können, Geschenke von ihm anzunehmen. Und der Gedanke an ein Zusammenleben mit ihm erschreckte sie.
Erschrocken fuhr sie herum. Da ... da war ein Geräusch! Ihr Atem stockte. Es kam aus dem Gang, der den Schlaftrakt vom übrigen Teil der Räume trennte. Einbrecher? Ihr Herz begann zu pochen. Was sollte sie tun?
Gehetzt blickte Judith zum Telefon hinüber. Dort hatte sie die Notrufnummer eingespeichert. Sie braucht nur zwei Knöpfe zu drücken, um ...
Wieder hörte sie Geräusche. Wer, um Himmels willen, war da im Schlafzimmer?
Sie spürte das Klopfen ihres Herzens bis zum Hals. Erst gestern hatte sie von Einbrüchen gelesen, die in den letzten Wochen hier in der Gegend verübt worden waren. Aber machte ein Einbrecher so viel Krach?
Plötzlich bereute sie es, Waldemar weggeschickt zu haben. Was hätte er in solch einer Situation gemacht?
Wieder hörte sie Geräusche. Sicherlich, es gab jemanden, der einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte, aber es war unwahrscheinlich, dass er ...
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Ein Mann sah sie aufmerksam an.
»Na, hast du einen netten Abend gehabt?« Unverblümt ließ er seinen Blick über sie wandern. »Du bist blass und siehst müde aus. Warum kommst du so spät?«
Judith atmete erst mal aus. Die Angst, die Anspannung ... all das galt es, erst mal loszuwerden.
Der Mann vor ihr trug nur karierte Boxershorts. Als er sich bewegte, konnte sie das deutliche Spiel seiner Muskeln beobachten. Er war braun gebrannt und musste die letzten Wochen viel im Freien verbracht haben.
Es kostete Judith tatsächlich Überwindung, den Blick von ihm zu wenden. Doch als sie sich nach wenigen Sekunden von dem Schreck erholt hatte, stieg Wut in ihr auf.
»Was tust du hier?«, fauchte sie ihn an. »Wie kommst du in meine Wohnung?«
Bei diesen Worten zitterte ihre Stimme ein wenig. Die gerade erst ausgestandene Angst, die langsam abflaute und sich mit dem Ärger über den Mann vor ihr vermischte, machte sich bemerkbar.
»Mit dem Schlüssel natürlich. Hast du vergessen, dass dies auch meine Wohnung ist?«, erwiderte Thomas ruhig. »Auch wenn ich ein paar Monate weg war, wohne ich immer noch hier.«
»Das stimmt nicht«, empörte sie sich. »Wir hatten das letzte Mal ausgemacht, dass ab sofort nur noch ich diese Wohnung bewohne.«
Die Worte kamen ihr nur dünn von den Lippen. Fast schien es, als habe sie keine Kraft mehr, das auszusprechen, was sie sagen wollte.
»Wir haben das keinesfalls ausgemacht. Es war ausschließlich dein Wunsch. Doch muss ich dir leider sagen, dass ich in der Zwischenzeit einfach nicht die Zeit gefunden habe, mich auf dem deutschen Wohnungsmarkt nach einer passenden Bleibe umzusehen. Das kann man nämlich schlecht, wenn man im Ausland ist. Falls es dich interessiert, ich bin gerade erst zurückgekommen und hundemüde«, meinte er spöttisch und hatte dabei Mühe, die Augen aufzuhalten.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie erschöpft Thomas aussah. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Und die Hose saß sehr lose um die Taille. Ohne Zweifel hatte er einige Kilo abgenommen. Er ging auf sie zu und raunte ihr ins Ohr:
»Ich habe dich vermisst, Kleines. Beinahe hätte es auch mich erwischt.«
Sie wich ihm aus, obwohl seine unmittelbare Nähe, die Wärme, die er ausstrahlte, ein Prickeln auf ihrer Haut hervorriefen.
»Aber was ist denn passiert?«, fragte sie erschrocken.
»Rebellen haben versucht, die Regierung zu stürzen. Mit letzter Mühe sind wir rausgekommen. Alle bis auf ... ach, lassen wir das«, beendete er abrupt seinen Satz.
»Wieso ... was ist geschehen?«, hörte sie sich fragen.
»Manchmal wusste man gar nicht mehr, wer gegen wen kämpft. Es war ein Hexenkessel ...« Die letzten Worte hatte Thomas fast tonlos gemurmelt. Jetzt schwankte er ein wenig vor Müdigkeit. »Entschuldige, aber jetzt muss ich mich erst mal hinlegen.« Er machte Anstalten, sich in das Doppelbett zu legen.
»Du willst doch nicht etwa hier schlafen?«, fragte Judith entsetzt.
»Warum denn nicht? Schließlich sind wir immer noch verheiratet.«
»Ja, aber wir leben getrennt«, wandte sie ein.
»Du vielleicht. Ich nicht. Und jetzt lass mich bitte schlafen, verdammt noch mal!«, fuhr er sie laut an. Dann schob er die Bettdecke zurück und sank völlig erschöpft auf die Kissen.
»Aber ...«
Judith spürte, dass jedes Argument überflüssig war. Er konnte sie schon nicht mehr hören.
»Das ist ja vielleicht eine Art!«, murmelte sie.
Selbst völlig erschöpft, erkannte sie, dass sie jetzt nichts machen konnte. Deshalb griff sie nach ihrem Bettzeug und trug es hinüber ins Gästezimmer.
Hier war es ziemlich kalt. Als sie sich hinlegte, zitterte sie vor Kälte und Aufregung. Das Wiedersehen mit ihrem Mann hatte sie total durcheinandergebracht. Was war in Afrika geschehen? Hatte es Verletzte gegeben? Oder gar noch schlimmer ...? Sie durfte diesen Gedanken gar nicht zu Ende denken.
Sie fror plötzlich noch mehr, denn sie dachte daran, wie sie sich früher immer an den warmen Körper ihres Mannes gekuschelt hatte. Doch das war jetzt vorbei. Immer wieder hatte Thomas sie vertröstet, hatte sein eigenes Leben gelebt, ohne auf sie Rücksicht zu nehmen.
Nein, er würde nie wirklich zu ihr stehen. Und deshalb gab es nur eine Lösung: Sie musste ihn dazu überreden, sobald wie möglich einer schnellen Scheidung im gegenseitigen Einvernehmen zuzustimmen.
Judith wälzte sich die halbe Nacht von einer Seite auf die andere. Das Gästebett war für sie sehr ungewohnt, da die Matratze so weich war. Sie konnte lange Zeit keinen Schlaf finden. Als sie dann endlich einschlummerte, träumte sie wirres Zeug.
Irgendwann fuhr sie erschrocken hoch, stieß sich den Arm an etwas Hartem, bis sie sich schließlich daran erinnerte, wo sie war. Irgendetwas hatte sie erschreckt, aber was das gewesen war, konnte sie beim besten Willen nicht mehr sagen.