Silvia-Gold 226 - Caroline Thanneck - E-Book

Silvia-Gold 226 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Nach dem tragischen Verlust ihres Mannes hat Mette Jacobsen wenig Hoffnung auf ein glückliches Leben. Als alleinerziehende Mutter arbeitet sie im kleinen Strandhotel auf Bornholm und kämpft darum, ihrer Tochter Sofia eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Doch die einsamen Winterabende erinnern sie immer wieder daran, was in ihrem Leben fehlt.
Als sie auf dem Weihnachtsmarkt in eine unangenehme Auseinandersetzung mit einem tätowierten Motorradfahrer gerät, ahnt sie noch nicht, dass dieser raue, unnahbare "Raufbold" noch ihr Herz stehlen wird. Christian Vestergaard, der neue Tierarzt auf der Insel, hat wie sie mit einem tiefen Schmerz zu kämpfen. Doch manchmal braucht es nur den Mut, sich der Liebe wieder zu stellen und die Vergangenheit ruhen zu lassen ...

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Winterzauber im kleinen Küstendorf

Vorschau

Impressum

Winterzauber im kleinen Küstendorf

Ein Weihnachtsmärchen von Liebe und Hoffnung

Von Caroline Thanneck

Nach dem tragischen Verlust ihres Mannes hat Mette Jacobsen wenig Hoffnung auf ein glückliches Leben. Als alleinerziehende Mutter arbeitet sie im kleinen Strandhotel auf Bornholm und kämpft darum, ihrer Tochter Sofia eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Doch die einsamen Winterabende erinnern sie immer wieder daran, was in ihrem Leben fehlt.

Als sie auf dem Weihnachtsmarkt in eine unangenehme Auseinandersetzung mit einem tätowierten Motorradfahrer gerät, ahnt sie noch nicht, dass dieser raue, unnahbare »Raufbold« noch ihr Herz stehlen wird. Christian Vestergaard, der neue Tierarzt auf der Insel, hat wie sie mit einem tiefen Schmerz zu kämpfen. Doch manchmal braucht es nur den Mut, sich der Liebe wieder zu stellen und die Vergangenheit ruhen zu lassen ...

»Willst du heute wirklich noch mal los?«

Line Haugsted kam aus der Küche des Strandhotels, in den Händen ein Klemmbrett mit Notizen. Ihre Schürze war blitzsauber, und sie brachte den warmen Duft von Äpfeln und Vanille mit, der sie begleitete, solange Jacob Lyster zurückdenken konnte. Ein wenig Mehl haftete an ihrer Wange. Und ihre Stirn war gerunzelt aus Missbilligung – und Sorge.

»Was ist denn los?« Verwundert sah Jacob seine Mitarbeiterin an. Sie kannten einander seit mehr als zehn Jahren. Er schätzte Lines bodenständige Art und ihren Rat. Wenn sie sich sorgte, dann gab es dafür einen triftigen Grund. »Ich will heute Nachmittag die Tanne für den Weihnachtsbaum des Hotels schlagen.«

»Hast du mal rausgeguckt? Der Himmel hängt voller Schneewolken. Es wird nicht mehr lange dauern, dann schneit es wie verrückt.«

»So schlimm wird es schon nicht werden.« Jacob drehte den Kopf und warf einen Blick aus dem Fenster nach draußen. Überrascht schnappte er nach Luft, denn es sah aus, als würde es tatsächlich so schlimm werden. Während er die vergangenen Stunden in seinem Büro verbracht und etliches an Abrechnungen für sein Hotel erledigt hatte, hatte sich der Himmel zugezogen. Wolkentürme ballten sich über dem Meer zusammen, und das Firmament leuchtete in einem unheilvollen Lila-Grau, das nichts Gutes verhieß. »Heiliger Thor«, murmelte er.

»Genau!« Line nickte bedächtig. »Du solltest den Ausflug besser verschieben.«

»Das geht nicht. Wir haben den Baum immer sechzehn Tage vor Weihnachten geschlagen und im Hotel aufgestellt. Ich muss das machen. Das hat Tradition.«

»Berühmte letzte Worte«, murmelte Line.

»Sorg dich nicht um mich. Ich werde mich sputen und schaffe es hoffentlich noch zurück, bevor das Schneetreiben losbricht.« Einer seiner ältesten Freunde auf der Insel Bornholm bewirtschaftete eine Baumschule in der Nähe von Vestermarie. Dort hatte Jacob den Baum bereits ausgesucht, der in diesem Jahr die Halle seines Hotels schmücken sollte. Eine prächtige Douglasie war es. Er konnte es kaum erwarten, sie im Glanz der Weihnachtslichter zu sehen.

»So ein Leichtsinn.« Line schnalzte mit der Zunge.

Ein fröhliches Plappern lenkte Jacob von ihrer Warnung ab. Neben dem Empfang balancierte Sofia auf einem Bein, während ihre Mutter ihr einen Schal umband. Die Achtjährige war warm eingepackt in Stiefel, einer Schneehose und einen rosafarbenen Anorak. Unter ihrer Kapuze lugten nur ihre Nasenspitze und ihre wachen blauen Augen hervor.

Auch ihre Mutter war bereits für den Aufbruch gekleidet. Mette trug eine gefütterte Jacke, Jeans und eine geringelte Wollmütze, unter der ihre braunen Locken hervorlugten. Sie arbeitete an der Rezeption, und Jacob war überaus froh, sie in seinem Team zu haben. Mette hatte für jeden Gast ein freundliches Wort und war nie um einen Rat verlegen. Die vergangenen Jahre waren nicht leicht für sie gewesen, aber sie hatte sich ihre Wärme und ihren Mut bewahrt.

»Wo hast du denn deinen Kater gelassen, Sofia?«, wandte sich Jacob an das Kind.

»Troll schläft auf meinem Bett«, tat sie kund. »Ich glaube nicht, dass er heute noch eine Pfote hinaussetzt.«

»Kluges Tier«, murmelte Line, laut genug, dass er es hören konnte.

»Und wo wollt ihr beide hin?«

»Zum Weihnachtsmarkt nach Svaneke«, erwiderte Mette, während sie sorgsam die Kapuze ihrer Tochter zurechtzupfte.

»Bei diesem Wetter? Es soll tüchtig schneien.«

»Wir bleiben nicht lange.« Mette schlüpfte in ein Paar Handschuhe. »Oder braucht ihr mich heute noch im Hotel?«

»Nein, nein.«

Ihr Dienst war bereits seit einer Stunde vorüber. Ihr junger Kollege Eric betreute jetzt den Empfang – ein Lehrbuch für Niederländisch vor sich, in das er sich immer vertiefte, wenn es gerade ruhiger zuging. Eric hatte ein feines Ohr und schnappte leicht fremde Sprachen auf, was ihm bei seiner Arbeit zugutekam.

Im Gegensatz zu Jacob, der sich ausgesprochen schwer mit dem Dänisch getan hatte, nachdem er auf die Insel ausgewandert war. Einzig die Angewohnheit, einander zu duzen, auch wenn man sich noch nicht kannte, gefiel ihm, und so fiel es ihm nicht schwer, sich danach zu richten. Doch seine Hamburger Wurzeln hörte man ihm immer noch an.

»Seid nur vorsichtig unterwegs. Es wird Schnee geben.«

Mette nickte, während sie sich ihre Tasche umhing.

Jacob kramte einen kleinen Geldschein aus seiner Tasche und schob ihn in Sofias Hand. »Für den Lakritz-Stand«, erklärte er augenzwinkernd.

»Danke schön!« Die Sommersprossen auf den Wangen der Achtjährigen tanzten vor Vergnügen.

»Ich mache mich dann auch gleich auf den Weg«, meinte Jacob. »Ich will den Baum noch im Tageslicht schlagen.«

»Das solltest du wirklich verschieben«, warf Line ein.

»Kann ich nicht. Wir brauchen den Baum.« Ein gedämpftes Seufzen entfuhr ihm.

Im Herbst war ein Sturm über die Insel hinweggefegt und hatte nicht nur dem nahen Dorf, sondern auch seinem Hotel schwer zugesetzt. Ein Baum war auf einen der Bungalows gestürzt und hatte für starke Schäden gesorgt. Fenster waren zertrümmert und die Zufahrt zum Hotel durch den Wald von zahllosen umgestürzten Bäumen versperrt worden.

Sein Hotel war tagelang vom Rest der Insel abgeschnitten gewesen. Gäste hatten nicht anreisen können. Es hatte Stornierungen gehagelt. Und all das in einer Zeit, in der explodierende Kosten ihm ohnehin schon zu schaffen machten. Viele Nächte hatte er seitdem besorgt wachgelegen.

Das Hotel am kleinen Küstenweg war sein Ein und Alles. Jacob war nach Bornholm gekommen, nachdem seine Frau gestorben war und er es daheim in Hamburg nicht mehr ausgehalten hatte. Er hatte einen Neuanfang gebraucht und das Hotel übernommen. Die Arbeit hatte ihm Halt gegeben und ihn durch die schwerste Zeit seines Lebens getragen.

Das Strandhotel bestand aus einem Hauptgebäude, in dem auch das Restaurant untergebracht war, und einer Reihe von kleineren gelben Bungalows für die Gäste. Es gab einen Teich und ein Wirtschaftsgebäude. Auf drei Seiten war das Gelände umgeben von Wald, im Westen grenzte es an den Strand und die Ostsee.

Bornholm war ihm zur Heimat geworden. Das Hotel war Jacobs Leben.

Doch nun war all das bedroht.

Im Winter ging es auf der Insel Bornholm recht ruhig zu. Es kamen kaum Gäste. Das war schon immer so gewesen, aber noch nie hatte es ihm so viel Kopfzerbrechen bereitet wie in diesem Jahr. Nach den unerwarteten Reparaturen am Hotel plagten ihn Geldsorgen. Und wenn er ganz ehrlich war, empfand er darüber noch nicht die Spur von Weihnachtsstimmung.

»Unser Weihnachtsbaum soll Licht und Freude bringen«, murmelte er. »Nicht nur uns, sondern auch unseren Gästen.«

Line bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Sie schien über die unheimliche Fähigkeit zu verfügen, seine Gedanken zu lesen. Und so brachte sie auch jetzt keinen Einwand mehr vor, sondern entgegnete nur:

»Also schön, aber vergiss deinen Schal nicht. Und wehe, du erfrierst unterwegs.«

Ein Schmunzeln zupfte an seinen Mundwinkeln. »Das würde ich dir nie antun.«

»Das will ich auch hoffen.«

Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick, aber er bemerkte trotzdem das Lächeln, das ganz kurz über ihr Gesicht huschte.

Während sich Mette und ihre Tochter auf den Weg machten, stapfte er in sein Büro, um seine Winterjacke und seinen Schal zu holen. Er war noch dabei, ihn sich um den Hals zu schlingen, als er wenig später vor das Hotel trat – und ihm der Wind einen Schwall bitterkalter Winterluft entgegenwehte.

Fast hätte er gekeucht.

Line hatte mit ihrer Warnung nicht übertrieben.

Da braute sich tatsächlich etwas über dem Meer zusammen!

♥♥♥

Svaneke war eine kleine Stadt im Nordosten von Bornholm. Vom Strandhotel brauchte man mit dem Auto eine halbe Stunde dorthin. Mette liebte den Ort wegen der malerischen Fachwerkhäuser, die zweihundert und mehr Jahre alt waren und von denen jedes eine eigene Geschichte zu erzählen schien.

Sie bummelte gern durch die Gassen und stärkte sich in einem der urigen Cafés, in denen selbst gebackener Kuchen und kräftiger Tee oder Kaffee angeboten wurden.

Es gab einen Hafen mit einer Fischräucherei, deren signifikante fünf Schlote weithin zu sehen waren. Eine malerische rote Kirche lag am Rand des Ortes, und auch drei uralte Windmühlen ließen sich hier finden.

An diesem stürmischen Tag hatte der alte Kaufmannsladen auf dem zentralen Platz seine Türen für den Weihnachtsmarkt geöffnet. Vor dem Geschäft brannten Holzfeuer und verbreiteten in der heraufziehenden Dämmerung eine behagliche Wärme. Aus zwei großen Kesseln wurden hausgemachter Glühwein und Kinderpunsch ausgeschenkt.

Der Duft von Svaneke-Bratwürstchen mit Spiegelei und Roter Bete hing in der Luft. Am Stand daneben wurden Kokos-Makronen und selbstgemachte Aebleskiver mit Puderzucker und Marmelade angeboten. Das krapfenartige Gebäck war so beliebt, dass sich eine lange Schlange von Hungrigen vor dem Stand gebildet hatte.

Der Kaufmannsladen selbst befand sich in einem gepflegten alten Fachwerkhaus. Die Räume waren niedrig. Hier drängten sich Regale voller wunderbarer Waren: es gab eine große Auswahl an handgestrickten Schals und Mützen, Kerzen und Gläsern mit Eingemachtem. Auch wunderbar duftende Tees wurden angeboten, und Honig aus der eigenen Imkerei.

Die Atmosphäre war so rustikal und heimelig, dass der bitterkalte Wind, der über die Insel fegte, vergessen war.

Mette erstand eine handgefilzte Tasche für Line, die ihr eine mütterliche Freundin geworden war. Die Blumen auf dem Verschluss der Tasche würden ihr bestimmt gefallen. Ein Paar Ohrenschützer waren mit einer Stickerei verziert, die einen tanzenden Troll zeigte. Die kaufte sie für Sofia, die neben ihrem Kater vor allem eins liebte: Geschichten, in denen Trolle vorkamen.

Ihr kleiner Wirbelwind bemerkte ihren Kauf gar nicht. Sofia stand an der Tür des Ladens, knabberte an einer Zuckerwatte und schaute mit leuchtenden Augen zu einem Stand, an dem Ponyreiten angeboten wurde.

»Möchtest du reiten?«, fragte Mette und erntete ein so lebhaftes Nicken, dass Sofia ihre Nase in die Zuckerwatte tupfte. »Dann versuchen wir unser Glück.«

Mette bezahlte ihre Einkäufe und verstaute sie in ihrer Umhängetasche, bevor sie sich mit Sofia an der Hand durch das Gedränge aus dem Laden schob.

Weihnachtsmusik wehte über den Markt und mischte sich mit dem Rauschen des Meeres, das hier einfach überall zu hören war. Mette ertappte sich, wie ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Sie liebte das rege Treiben auf dem Markt, all die Düfte und die Verheißungen auf gemütliche Weihnachtstage.

Sofias Hand fest in ihrer, damit sie einander nicht verloren, gingen sie zum Ponyreiten. Gegen eine kleine Summe durfte Sofia in den Sattel klettern und auf dem Rücken des Ponys den Markt umrunden.

Ihr Gesicht glühte vor Freude, als sie schließlich unter sanftem Schaukeln wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkamen und Sofia von dem freundlichen jungen Mädchen, welche das Pony betreute, heruntergehoben wurde.

»Guck mal, Mama, wie lieb es ist.« Sofia streichelte das Pony, das ein leises Schnauben ausstieß und seine Nase zutraulich an ihrer Hand rieb. »Ob der Weihnachtsmann mir ein Pony bringen kann?«

»Wo sollten wir das denn unterbringen, Spätzchen?«

»In meinem Zimmer ist noch reichlich Platz.« Sofia breitete ihre Arme aus, um es zu demonstrieren.

»Ich fürchte, es braucht einen Stall, und dafür müssten wir anbauen.«

»Och.« Sofia blies die Wangen auf und ließ die Luft entweichen. Doch ihre Enttäuschung hielt nicht lange an, denn sie hatte einen Stand entdeckt, an dem Haustierdecken angeboten wurden. Die waren aus einem flauschigen Material und in vielen Farben erhältlich. Sofia zog ihren Geldschein hervor und schaute zwischen den Decken und dem Geld hin und her. »Ob Onkel Jacob böse wäre, wenn ich kein Lakritz kaufe? Ich hätte viel lieber so eine Decke für Troll.«

»Ich bin sicher, das wird er verstehen.« Mette legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie erstanden eine der Decken. Sie war orange und braun gemustert und wunderbar weich und warm.

»Dann kann ich ihm ein warmes Plätzchen auf der Fensterbank machen«, nahm sich Sofia vor. »Er schaut doch so gern raus.«

»Das ist eine tolle Idee.«

Mette wurde das Herz ganz warm vor Liebe. Ihre kleine Tochter dachte immer zuerst an andere. Ach, wie gern hätte sie Sofia all den Kummer erspart, den sie in ihrem jungen Leben schon erfahren musste ...

Sie schlenderten weiter, und Mettes Gedanken wurden von der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für ihren Chef abgelenkt. Jacob Lyster hatte ihr beigestanden, als sie ihren Mann verloren und weder ein noch aus gewusst hatte. Er war nicht nur ihr Chef, sondern auch ein väterlicher Freund, deshalb wollte sie ihm gern eine Freude machen. Doch kein Geschenk schien so recht zu passen.

Während sie suchte, wurde es allmählich dunkel. Die ersten Schneeflocken rieselten und wurden bald dichter und dichter.

O nein, wirbelte es Mette durch den Kopf. Hoffentlich lässt sich das Schneetreiben noch ein wenig Zeit. Wir müssen doch noch zurückfahren.

Sie wollte gerade vorschlagen, noch rasch etwas zu essen und sich dann auf den Heimweg zu machen, als ihr Blick auf eine Leselampe fiel, die an einem Stand angeboten wurde. Sie kam mit einem handgefilzten Etui und war genau das richtige Geschenk für ihren Chef. Jacob Lyster liebte es, an langen Winterabenden behaglich am Kamin zu lesen. Er klagte oft, dass das Feuer nicht zum Lesen ausreichte und eine große Lampe die Gemütlichkeit störte.

Ja, diese Lampe war perfekt!

Mette streckte die Hand nach der Lampe aus und griff nach ihr, just im selben Augenblick, in dem sich eine kräftige Hand mit einem Vogel-Tattoo auf dem Handrücken darum schlang.

So hielten sie die Lampe – er die eine Hälfte und sie die andere.

Mette sah auf und begegnete dem eindringlichsten Blick, den sie je gesehen hatte. Braune Augen, die so dunkel waren, dass sie beinahe schwarz wirkten. Wobei ... streng genommen, war es nur ein Auge, das sie sah, denn das andere war bläulich-violett verfärbt und dermaßen zugeschwollen, dass man es nur noch erahnen konnte.

Der Fremde, zu dem es gehörte, war gut einen Kopf größer als sie selbst und hatte dichte dunkle Haare, die ihm ein wenig zerzaust ins Gesicht fielen. Ein Wunder war der desolate Zustand seiner Frisur freilich nicht, denn er trug einen Motorradhelm in seiner freien Hand. Seine Garderobe bestand aus einer schwarzen Motoradkluft, die sich um seine Statur schmiegte und einen muskulösen Körperbau ahnen ließ.

Erst, als er belustigt eine Augenbraue hob, dämmerte ihr, dass sie ihn angestarrt hatte.