Sophienlust-Duo 2 – Familienroman - Ursula Hellwig - E-Book

Sophienlust-Duo 2 – Familienroman E-Book

Ursula Hellwig

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Beschreibung

Das "Sophienlust-Duo" nimmt Sie mit "Sophienlust – wie alles begann" und "Sophienlust – Die nächste Generation" in die Welt der großen Gefühle und der dramatischen Familienschicksale von den Anfängen bis zum neusten Stand. "Sophienlust – Wie alles begann" entführt Sie zu den Anfängen der Sophienlust-Romane. Wir lernen die Geschichte kennen, die einmal dazu führen wird, dass es, viele Jahre später, zur Gründung von 'Sophienlust' kommen wird. Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen. "Sophienlust – Die nächste Generation" bildet die Fortsetzung der berühmten Sophienlust-Serie und wird exklusiv für alle begeisterte Leserinnen und Leser von Sophienlust völlig neu geschrieben! Nick ist volljährig geworden und tritt sein Erbe an – ihm gehört nun, wie es testamentarisch festgelegt war, das Kinderheim Sophienlust. Natürlich ist seine Mutter Denise von Schoenecker, die das Haus der glücklichen Kinder über so viele Jahre mit wahrer Herzenswärme geleitet hat, mit Rat und Tat an Nicks Seite. Sophienlust - Die nächste Generation 2: Der Himmel voller Wolken Sophienlust - Wie alles begann 2: Ich will zu meiner Mutti

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Inhalt

Sophienlust - Die nächste Generation 2 + Sophienlust - Wie alles begann 2

Der Himmel voller Wolken

Ich will zu meiner Mutti

Sophienlust-Duo – 2 –

Sophienlust - Die nächste Generation 2 + Sophienlust - Wie alles begann 2

Ursula Hellwig Marietta Brem

Der Himmel voller Wolken

Die Vergangenheit klopft an die Tür

Roman von Brem, Marietta

Sie hatte einen Strauß wunderschöner Frühlingsblumen in der Hand. Fröhlich lief sie den Weg entlang auf das Haus zu. Gleich würde sie der Mutter gegenüberstehen und ihr die Blumen überreichen. Etwas kitzelte sie an der Nase. Sie spürte, dass sie gleich niesen musste. In dem Moment öffnete sie die Augen und stellte entsetzt fest, dass sowohl die Wiese als auch der Blumenstrauß verschwunden waren.

Denise seufzte auf und drehte den Kopf zur Seite. Krampfhaft schloss sie erneut die Augen und versuchte ein wenig weiter zu dösen.

Nach einiger Zeit musste sie jedoch feststellen, dass der schöne Traum unwiederbringlich verschwunden war.

Geblieben war das Vogelgezwitscher, das zum geöffneten Fenster hereindrang.

Sie holte tief Luft und streckte sich. Ein wunderschöner Tag lag vor ihr, den sie mit Freude beginnen wollte. Noch während sie darüber nachdachte, was sie an diesem Tag unternehmen würde, spürte sie, wie sich eine dunkle Wolke zwischen sie und die Sonne schob. Etwas war geschehen, das ihre Freude trübte. Jetzt fiel es ihr auch wieder ein. Der überraschende Besuch einer fremden Frau gestern Nachmittag hatte das Leben der Familie ziemlich durcheinandergewirbelt.

Ruckartig setzte sie sich auf. Ein unangenehmes Gefühl kroch über ihren Rücken von der Hüfte bis in den Nacken hinauf. Es hätte nicht viel gefehlt, und ihre Haare hätten sich gesträubt.

Instinktiv ahnte sie, dass ihr Leben erst mal nicht mehr so verlaufen würde wie bisher. Was wollte Karin, die erste Frau ihres Vaters? Warum war sie so plötzlich aufgetaucht, nachdem sie mehr als zwanzig Jahre nichts mehr von sich hatte hören lassen?

Zögernd stellte sie die Beine auf den Boden und überlegte, ob sie tatsächlich schon aufstehen sollte. Die Freude auf den kommenden Tag war ihr gründlich verdorben. Dann jedoch fiel ihr die Mutter wieder ein. Ihren entsetzten Blick würde sie wohl nie mehr vergessen können, ebenso den von Raoul, ihrem Halbbruder. Immerhin war er der Sohn von Karin, auch wenn er das stets versucht hatte zu vergessen.

Es half alles nichts, sie musste aufstehen. Einmal würde sie ihr Zimmer verlassen müssen, sosehr sich ihr ganzer Körper auch weigerte. Endlich lief sie in das kleine angrenzende Bad, wusch sich und bürstete ihr langes schwarzes Haar, bis es glänzte. Dann schlüpfte sie in eine weiße Caprihose und ein hellblaues Shirt, das ihre dunklen Haare besonders gut zur Geltung brachte.

Leise öffnete sie die Zimmertür und lauschte. Im Haus war noch alles still. Mit nackten Füßen lief sie die Treppe hinunter und zur Küche, aus der verhaltenes Geklapper von Geschirr drang. Ihre Mutter stand an der Spüle und beseitigte gerade die letzten Überbleibsel der gestrigen Feier.

»Mamsi?«, fragte sie leise.

Erschrocken drehte sich die Frau um. »Denise? Du bist schon wach? Ich war extra leise, um niemanden zu stören. Eigentlich wollte ich zuerst die Küche aufgeräumt haben, ehe ich Kaffee mache. Hast du von den anderen schon etwas gehört?«

»Du meinst Karin?«

Eva nickte. »Der Schreck sitzt mir noch immer in allen Knochen. Ich hab das Gefühl, ungewollt in einen Albtraum geraten zu sein, aus dem es kein Entrinnen gibt.«

»Mir hat es die ganze Freude auf den heutigen Tag verdorben«, stimmte Denise zu. »Was sagt denn Paps dazu? Hat er sich irgendwie geäußert? Sein Gesicht gestern hat irgendwie gar nichts ausgedrückt. Er wirkte weder erschrocken noch verärgert noch zornig. Immerhin müsste er nach allem, was diese Frau ihm angetan hat, mehr als böse auf sie sein. Stattdessen hat er sich höflich mit ihr unterhalten.«

»Dein Vater besitzt sehr viel Selbstdisziplin. Das ist auch gut so. Ich stelle mir mit Grausen vor, wie es sich gestern angefühlt hätte, wäre die Situation eskaliert. So konnten wir wenigstens in Ruhe unsere Mahlzeit genießen, die ich mit viel Liebe und Mühe zubereitet hatte. Es wäre schade gewesen um den schönen Braten.« Eva versuchte ein Lachen, das ihr jedoch kläglich misslang.

»Ach Mamsi, dich kann auch nichts aus der Ruhe bringen. Ich beneide dich um deine guten Nerven. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich gar keine Lust, aufzustehen. Der Gedanke daran, dieser Frau wiederbegegnen zu müssen, hat mir alles verleidet. Warum hast du ihr angeboten, dass sie in unserem Gästezimmer übernachten kann?«

»Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich es nicht gesagt, wäre mit Sicherheit dein Vater auf die Idee gekommen. Das wäre, rein psychologisch betrachtet, bedeutend schlimmer für mich gewesen.« Leise räumte sie das Geschirr in den Schrank. Es war offensichtlich, dass sie die restliche Familie nicht aufwecken wollte, weil sie das Zusammentreffen mit Karin ebenso fürchtete wie Denise.

Insgeheim musste Denise ihr recht geben. Dennoch fragte sie sich immer wieder, was die nicht vorhandene Reaktion ihres Vaters zu bedeuten hatte. »Glaubst du, er liebt sie noch?«

Entsetzt drehte sich Eva zu ihrer Tochter um. »Bist du wahnsinnig? Diese Frau hat damals das Leben ihrer kleinen Familie absichtlich zerstört, indem sie sich sehr egoistisch verhalten hat. Ich denke, dein Vater hat ihr verziehen, und das ist auch gut so. Doch vergessen kann man so etwas nicht. Verzeihen ist nötig, damit man unbelastet weiterleben kann.«

»Raoul hat es ihr nicht verziehen. Hast du sein Gesicht gesehen? Im ersten Moment hatte ich Angst, er würde sich wutentbrannt auf sie stürzen. Hätte Catherine nicht ihre Hand auf seinen Arm gelegt, wäre vielleicht ein Unglück passiert.« In Denises Stimme schwang Bewunderung mit für den Bruder. Sie schätzte es sehr, wenn ein Mensch zu seinen Gefühlen stehen konnte. Karin hatte ihren Sohn im Stich gelassen, als er sie dringend gebraucht hätte. So etwas kann ein Kind nicht vergessen. Es prägt das ganze Leben, davon war sie fest überzeugt.

»Diese Befürchtung hatte ich auch zunächst. Ein Glück, dass ­Catherine so besonnen reagiert hat. Sie ist der ruhende Pol im Leben deines Bruders. Es ist so wundervoll, dass er sie gefunden hat.« Eva redete etwas atemlos, was darauf hindeutete, dass sie innerlich noch immer ziemlich erregt war. »Vielleicht hätte man sich die ganze Aufregung ersparen können, wenn ­Raoul nicht so feige gewesen wäre und die Briefe gelesen hätte. Mit Sicherheit hat sie darin ihren Besuch angekündigt.«

»Glaubst du wirklich, sie hätte sich von ihrer Entscheidung abbringen lassen? Fast habe ich die Vermutung, dass es für sie umso reizvoller wird, wenn sie Widerstand spürt. Erst ein Kampf macht einen Sieg für manche Menschen interessant.«

»Wo hast du denn diese Weisheit her?«

»Es ist meine Erfahrung. Frag dich doch selbst, worüber du dich mehr freust, über einen Erfolg, der sich einfach so einstellt, oder über einen, um den du schwer hast kämpfen müssen.« Denise dachte an ihre Ausbildung zur Tänzerin, die oftmals mit viel Muskelkater und Schweiß verbunden war. Einige Male war sie schon drauf und dran gewesen aufzugeben, doch dann stand das Ziel wieder lockend vor ihren Augen, und sie machte weiter, auch wenn es entsetzlich wehtat.

Eva nickte. »Da könntest du schon recht haben, mein liebes Kind«, stimmte sie zu und lächelte. »Man sollte nicht glauben, dass du erst achtzehn Jahre alt bist. Manchmal wirkst du schon so weise, als hättest du die ersten hundert Jahre bereits gelebt.

»Wie soll es jetzt weitergehen?« Denise hatte angefangen, den Frühstückstisch zu decken. Sie musste etwas tun, denn die Nervosität wurde immer schlimmer. Bewegung war in so einer Situation für sie das einzige, das ein bisschen Linderung brachte.

Eva zuckte die Schultern. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit deinem Vater darüber zu reden. Als ich ins Bett kam, hat er bereits geschlafen. Er hat schließlich auch ein Wörtchen mitzureden. Doch nach allem, was er mir bis jetzt über diese Frau erzählt hat, gehe ich davon aus, dass er sie nach dem Frühstück aus dem Haus komplimentieren wird.«

Denise lachte leise. »Wäre ich Paps, würde ich sie mit Schimpf und Schande vom Acker jagen. Eigentlich ist es eine Unverschämtheit von ihr, dass sie so plötzlich und unangemeldet bei uns auftaucht. Papa ist nicht mehr ihr Mann, und Raoul hat ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er mit ihr nichts zu tun haben will, indem er alle ihre Briefe undbeantwortet gelassen und vernichtet hat.«

»Hätte er sie mal lieber gelesen, dann wären wir vielleicht auf diesen Überraschungsbesuch besser vorbereitet gewesen«, wiederholte Eva missbilligend. »Aber da ist er wie sein Vater, er steckt einfach den Kopf in den Sand und bildet sich ein, niemand würde ihn sehen können. Es würde mich wirklich interessieren, wie oft diese Frau angekündigt hat, uns zu besuchen. Vor manchen Dingen sollte man halt nicht die Augen verschließen. Man entgeht dem Schicksal durch bloßes Ignorieren nicht und kann es auch nicht verhindern.«

Denise seufzte auf. Sie stellte bei sich fest, dass die Mutter wieder einmal recht hatte. Auch sie selbst neigte manchmal dazu, Dinge einfach zu übersehen, die ihr nicht gefielen. Und sie gestand sich auch ein, dass sie fast jedes Mal festgestellt hatte, dass dies nicht der richtige Weg gewesen war. Dennoch hatte sie es bis jetzt nicht geschafft, etwas an ihrem Verhalten zu ändern. »Wirst du ihr sagen, dass sie gehen soll, wenn Papa nichts sagt?«

»Natürlich nicht.« Eva schüttelte den Kopf. »Das ist allein Sache deines Vaters. Immerhin war er mit ihr verheiratet und nicht ich. Er muss das klären und die richtige Entscheidung treffen.«

»Und wenn er sagt, dass sie bleiben soll?«

Denise wusste selbst nicht, weshalb sie auf einmal auf diese fatale Idee gekommen war. Plötzlich war sie da gewesen, und sie erschien ihr gar nicht so abwegig. Immerhin hatte sich der Vater gestern eine ganze Weile nett mit Karin unterhalten. Von Aggression, die sie bei ihrem Bruder Raoul fast körperlich gespürt hatte, war jedenfalls bei ihrem Vater nichts zu bemerken gewesen.

Entsetzt starrte Eva ihre Tochter an. »Das wird er ganz bestimmt nicht tun. Mir tut Karin leid, sie sieht aus, als hätte sie eine schlimme Krankheit. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so einen mageren Menschen gesehen zu haben. Wer weiß, weshalb sie ausgerechnet jetzt gekommen ist. Das heißt aber nicht, dass ich sie mit offenen Armen in unserer Familie willkommen heißen werde. Es war in Ordnung, dass sie bei uns übernachtet hat, doch heute ist ein neuer Tag angebrochen. Das weiß dein Vater auch.«

»Was weiß dein Vater?« Pierre hatte unbemerkt die Küche betreten. Lächelnd schaute er auf seine beiden Frauen, die ihn erschrocken musterten. »Habe ich euch bei einem wichtigen Gespräch ertappt? Ich hoffe nicht. In unserer Familie ist es üblich, dass man Probleme klar anspricht und gemeinsam nach einer Lösung sucht. Also, wo habt ihr Probleme?«

Eva zögerte einen Moment, dann nickte sie. »Du hast recht, Pierre, wir haben uns über Karin unterhalten. Ihr Besuch kam ziemlich überraschend, findest du nicht auch?« Gespannt wartete sie auf seine Reaktion.

»Überraschend ganz bestimmt«, gab Pierre zu. »Aber er ist durchaus berechtigt«, fügte er leise hinzu. Dann betrat er vollends die Küche und schloss die Tür hinter sich. »Sie wusste wohl nicht, wohin sie gehen sollte«, flüsterte er. »Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie am Ende, gesundheitlich als auch finanziell.«

»Berechtigt?«

Eva holte hörbar Luft. Sie musste sich am Waschbecken mit der Hand festhalten, denn plötzlich hatte sie das Gefühl, der Boden würde sich unter ihr auftun und sie verschlingen. »Wer oder was hat ihr bitteschön diese Berechtigung erteilt? Ich jedenfalls nicht. Wenn du das warst, hättest du uns das sagen müssen.«

Pierre schwieg. »So habe ich das nicht gemeint«, ließ er sich nach einer Weile zu einer nichtssagenden Erklärung herbei. »Sie ist hier als ein Mensch, der Hilfe braucht, nicht als meine Exfrau, die fast das Leben meines Sohnes und auch mein eigenes zerstört hätte. Ich bitte euch, dies so zu sehen und nicht anders.«

»Was bedeutet das jetzt für uns?« Denise spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. All die finsteren Gedanken, die sie heute früh noch gehabt hatte, schienen sich plötzlich zu erfüllen.

»Vorerst heißt das gar nichts. Ich habe es euch lediglich als Erklärung gesagt.« Er ging zum Tisch. »Gibt es heute keinen Kaffee?«

Verblüfft starrte Eva ihren Mann an. »Ist das alles, was du zu diesem Thema zu sagen hast?«

»Was meinst du?«

»Dann ist das also völlig in Ordnung für dich, dass sie bei uns ist? Wie soll das mit ihr weitergehen? Wenn sie, wie du sagst, völlig am Ende ist, können wir sie natürlich nicht auf die Straße schicken. Also, was gedenkst du zu tun?« Es kostete Eva große Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie plötzlich in einem luftleeren Raum stehen. Es gab kein Vor und kein Zurück, es gab auch keine Zeit mehr.

»Ich warte erst einmal ab, was sie zu erzählen hat. Außerdem möchte ich mehr darüber erfahren, weshalb sie so entsetzlich krank aussieht. Was ist nur aus dieser wunderschönen Frau geworden?« Man konnte ihm ansehen, wie betroffen er war.

Die beiden Frauen warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Denise beschloss, erst einmal gar nichts zu sagen. Immerhin war es eine Sache zwischen ihren Eltern. Doch die Angst in ihr, etwas Wichtiges zu verlieren, den einzigen wirklich sicheren Platz in ihrem Leben, wurde immer größer. »Kann ich dir helfen, Mami? Wenn nicht, würde ich mit Sam eine Runde drehen. Ich glaube, es wird gut sein, wenn ich eine Weile für mich habe und ihr für euch, zum Nachdenken und Besprechen.«

»Mach das, Denise. Falls du deinen Bruder besuchen willst, bestelle ihm einen schönen Gruß von mir.« Eva nickte ihrer Tochter zu, was heißen sollte, dass sie genau das von ihrer Tochter erwartete. Plötzlich war sie überzeugt davon, dass nur noch Raoul ihr helfen konnte. Pierre hatte seinen kritischen Blick offenbar gänzlich verloren.

»In Ordnung, Mamsi.« Denise umarmte spontan ihre Mutter. »Halt die Ohren steif«, flüsterte sie ihr ins Ohr, dann verließ sie eilig die Küche, um in ihr Zimmer zu gehen und sich umzuziehen. Sie wollte nur noch flüchten, weg aus dem Haus, in dem sie bis vor wenigen Stunden noch so glücklich gewesen war. Instinktiv spürte sie, dass sich dunkle Wolken über ihrem Elternhaus zusammenbrauten. Und es war kein Wind in Sicht, der diese Wolken vertreiben konnte.

*

»Toll, dass du gleich am Telefon bist, Clara. Ich hatte schon befürchtet, dass du nicht zu Hause bist. Ich wollte nur vermelden, dass wir gut angekommen sind, Tutu und ich. Er hat prima durchgehalten, der tapfere kleine Kerl.« Karin räkelte sich auf dem Sofa im Gästezimmer. Sie fühlte sich ausgesprochen wohl. Einen Moment lang lauschte sie, dann begann sie erneut zu lachen. »Mach dir keine Sorgen, Clara. Mein gestriger Auftritt war spektakulär. Die ganze Familie war versammelt. Ich hätte den Zeitpunkt nicht besser wählen können. Pierre war so lieb und hat mich zum Essen eingeladen. Zuerst dachte ich, mein lieber Sohn wird sich auf mich stürzen und hinauswerfen, doch seine Frau, sie ist übrigens hochschwanger, hat ihn mit Gesten beruhigt.«

Denise, die gerade in ihr Zimmer hatte gehen wollen, hörte das fröhliche Geplapper des von ihr nicht gerade willkommen geheißenen Gastes. Eigentlich war sie von Natur aus nicht sehr neugierig, doch in diesem Falle blieb sie stehen und lauschte. Karins Worte klangen gar nicht so wie die einer todkranken Frau, stellte sie fest, und ihre Angst vor einer unbekannten Gefahr wuchs noch mehr. Es war offensichtlich, dass Raouls Mutter etwas im Schilde führte.

»Ich kann nicht sagen, wie lange ich bleiben werde. Es kommt darauf an, was die Frau des Hauses zu meiner Anwesenheit sagt, und vor allem, was sie in diesem Haus überhaupt zu melden hat. Pierre war früher ein starker Mann, der immer sagte, was zu tun war. Inzwischen scheint er etwas Federn gelassen zu haben, doch ich hoffe darauf, dass er zumindest seine Durchsetzungskraft bewahren konnte. Sollte dies der Fall sein, werde ich wohl etwas länger bleiben.« Sie kicherte.

Denise hatte genug gehört. Jetzt wusste sie, dass ihre Ängste begründet waren. Doch wem sollte sie davon erzählen? Der Mutter? Sie würde sie nur unnötig ängstigen, ohne dass sie gezielt gegensteuern konnte. Dem Vater? So wie der gestern seine erste Frau angesehen hatte, würde er ihr vermutlich nicht glauben. Ihr blieb also nur noch Raoul, denn der wollte mit seiner leiblichen Mutter nichts zu tun haben.

Heute konnte Denise den wunderschönen Weg durch die Felder und Wiesen nicht genießen. Sie hatte es sehr eilig. Sam, die fröhliche Hündin, konnte gar nicht verstehen, dass dieses Mal nicht gespielt wurde. Immer wieder brachte sie kleinere Äste und hoffte, dass Denise sie werfen würde. Als diese jedoch nicht darauf reagierte, gab sie auf und schnüffelte etwas lustlos an ihren gewohnten Plätzen.

Raoul und Catherine saßen beim Frühstück. »Du kommst gerade recht, Denise. Sag bloß, du hast zu Hause nichts bekommen. Du siehst aus, als hätte dir jemand gehörig die Suppe verhagelt.« Raoul grinste, doch es lag keine Fröhlichkeit in seinem Gesicht. »Im Augenblick fühle ich mich nicht sehr zu Hause in meinem Leben. Allem Anschein nach geht es dir auch nicht anders. Diese Frau hat etwas zerstört, was man nicht so einfach reparieren kann.«

Denise ließ sich stöhnend auf den Stuhl fallen. »Das kann nicht gut gehen«, sagte sie nur und machte Sam von der Leine los, während Raoul ihr eine Tasse holte.

»Magst du Kaffee oder lieber Wasser?«

Wie erwachend schaute Denise ihren Bruder an. »Ich … Ich glaube, Kaffee wäre günstiger. Ich brauche etwas, das meine Lebensgeister wieder aufweckt.«

»So schlimm sieht es aus?« ­Catherine kaute an ihrem Brötchen. Man konnte ihr ansehen, dass sie in dieser Nacht ziemlich wenig geschlafen hatte. Sie war blass, und unter ihren Augen lagen tiefe Schatten. »Wie ging es denn weiter, nachdem wir gegangen waren?«

»Nicht viel anders als vorher«, antwortete Denise nach kurzer Überlegung. Dankbar nahm sie den Kaffee entgegen und trank die erste Tasse in einem Zug leer. Sie spürte, wie tatsächlich langsam ihre Lebensgeister zurückkehrten. »Karin hat viel geredet, aber eigentlich nichts gesagt. Mam und ich sind noch genauso klug oder dumm wie vorher. Paps hing gebannt an ihren Lippen, als würde ihn tatsächlich interessieren, was sie erzählte.«

»Was hatte sie denn so Wichtiges zu erzählen, dass sie es nicht sagen konnte, als wir noch da waren?«, fragte Raoul verwundert.

»Nichts«, antwortete Denise einfach. »Sie hat nichts erzählt, zumindest war über ihr Leben nicht viel zu erfahren. Weshalb sie plötzlich bei uns hereingeschneit ist, hat sie überhaupt nicht erwähnt. Gerade das aber hätte uns brennend interessiert.«

»Warum habt ihr sie eingeladen?«, fragte Catherine und lehnte sich zurück. Sie hatte sich so sehr auf ihr leckeres Frühstück gefreut, doch nach ein paar Bissen war ihr Hals in letzter Zeit wie zugeschnürt. Bei keiner ihrer drei vorhergehenden Schwangerschaften hatte sie solch starke Beschwerden gehabt wie dieses Mal. Dazu kam, dass ihr Bauch bereits so dick war, als würde sie mit Zwillingen kurz vor der Niederkunft stehen, was jedoch nicht der Fall war.

Denise zuckte die Schultern. »Ich hab keine Ahnung. Als Karin jammervoll meinte, sie würde wohl im Auto übernachten müssen, hat Paps ihr sofort unser Gästezimmer angeboten, allerdings vorerst nur für eine Nacht.«

»Und das glaubt er? Sie will bestimmt länger bleiben.« Raoul lachte freudlos auf. »So wie ich Karin in Erinnerung habe, geht sie über Leichen, wenn sie etwas haben will. Vermutlich ist ihr Leben nicht ganz so verlaufen, wie sie es sich in ihren jugendlichen Träumen ausgemalt hat. Inzwischen dürfte sie kapiert haben, dass sie etwas ändern muss. Dafür kommt ihr unsere Familie gerade recht. Auf diese Weise würde sie ohne Anstrengung ein warmes Plätzchen und eine erstklassige Versorgung bekommen, ohne dass sie etwas dafür tun muss. Und das alles auf Kosten unserer Familie.« Sein Gesicht rötete sich vor Zorn.

Catherine legte für einen Moment lang beruhigend eine Hand auf den Arm ihres Mannes. »Steigere dich nicht so hinein, Raoul. Du brauchst deine Kräfte für deine eigene Familie. Pierre wird schon wissen, was zu tun ist. Wenn er eine falsche Entscheidung trifft, ist immer noch Eva da. Sie passt auf ihre Familie auf wie eine Löwin. Du musst dir also keine Sorgen machen.«

Raoul schüttelte die Hand seiner Frau zornig ab. »Du kennst meinen Vater nicht. Er hat damals sehr lange um Karin gelitten, und auch wenn ich überzeugt davon bin, dass er Eva sehr liebt, bin ich mir doch nicht ganz sicher, ob er Karin wirklich komplett aus seinem Herzen geschnitten hat. Ich habe seine Blicke gesehen, bewundernd und gleichzeitig besorgt. Da ist noch ein Rest, und der wird uns allen in der nächsten Zeit ganz schön zu schaffen machen.«

Denise verschluckte sich fast an ihrem Brötchen. Raoul sprach gelassen ihre geheimsten Befürchtungen aus, als wären sie bereits in Erfüllung gegangen. »Das meinst du doch nicht wirklich. Bitte, Raoul, mach mir keine Angst. Mir ist ohnehin schon den ganzen Morgen übel. Ich möchte wissen, was deine Mutter … entschuldige bitte, was Karin mit ihrem Besuch bezweckt. Sie sieht rein äußerlich ja wirklich sehr krank aus.«

»Also, mir hat sie leidgetan.« Catherine seufzte verhalten auf. »Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn es einem nicht gut geht. Diese Schwangerschaft verlangt mir wirklich alles ab. Und so wie Karin aussieht, scheint in ihrem Inneren auch etwas zu nagen, das ihr nach und nach das Leben entzieht.«

Denise dachte nach. Dann nickte sie. »Vielleicht hast du ja recht. Ich werde mich vorläufig nicht einmischen, denn es ist Sache unserer Eltern. Allerdings habe ich heute Morgen ein Gespräch belauscht, das Karin vermutlich mit einer Freundin geführt hat. Das klang gar nicht danach, dass sie sich so schlimm krank fühlt. Ich hatte eher den Eindruck, als würde sie sich diebisch darüber freuen, dass unser Vater ihr so freundlich entgegengekommen ist.«

»Genau das habe ich auch vermutet.« Raoul presste die Lippen zusammen. Zu gern hätte er ganz anders reagiert, vielleicht mit einem Zornesausbruch oder alten Beschuldigungen, doch er wollte weder Catherine noch Denise unnötig aufregen. Es reichte völlig, wenn er sich vor seinem geistigen Auge die furchtbarsten Folgen ausmalte.

»Kaut ihr noch immer am Besuch unserer Großmutter herum? Ich finde, sie ist eine arme, kranke Frau, auf die man Rücksicht nehmen sollte.« Louis, der 13-jährige Sohn des Paares, hatte die gemütlich eingerichtete Wohnküche betreten und griff sich nun ebenfalls ein Brötchen. »Was spricht dagegen, wenn wir eine Großmutter bekommen, die auch so aussieht? Eva ist doch noch viel zu jung, um als Oma durchzugehen.« Er kicherte in sich hinein.

Catherine verbiss sich ein Lachen. Ohne es zu ahnen, hatte ihr ältester Sohn genau das ausgesprochen, was sie vorhin ebenfalls gedacht hatte. »Louis, du sollst doch nicht so respektlos reden, auch wenn du recht hast. Großmutter Karin ist eine offenbar sehr kranke Frau. Auch wenn man ihr normalerweise die Krankheit nicht glaubt, sieht man sie ihr deutlich an. Da gibt es kein Leugnen.«

»Ich finde, diese Frau bekommt von uns allen viel zu viel Aufmerksamkeit. Das hat sie nicht verdient. Sie hat aus reiner Selbstsucht ihre Familie zerstört. Jetzt kommt sie unerwartet und uneingeladen daher und ist schon wieder eifrig damit beschäftigt, mit miesen Tricks auch diese Familie kaputt zu machen. Warum ist unser Vater nicht Manns genug, sie einfach wegzuschicken?« Wütend warf Raoul den Rest seines Brötchens auf den Teller zurück. Man konnte ihm ansehen, dass er am liebsten noch viel mehr gesagt hätte.

»Würdest du dich trauen, das zu tun, was dein Herz dir befiehlt, dann hätte sie nichts zu lachen, stimmt’s?« Denise fand die Situation eigentlich zum Lachen, wenn sie nicht so ernst gewesen wäre. Instinktiv spürte sie, dass der ganzen Familie gewaltiges Unheil drohte. »Was können wir tun?«

Ihr Bruder zuckte die Schultern. »Uns sind die Hände gebunden. Das ist Sache der Eltern. Eva darf sich das nicht gefallen lassen. Wenn sie nicht aufpasst, hat sie bald in ihrem eigenen Haus nichts mehr zu sagen. Ich erinnere mich noch gut an Karin, überall, wo sie auftauchte, hinterließ sie Schutt und Asche. Sie hat ein Händchen dafür, alles kaputt zu machen. Wenn ich nur wüsste, was unser Vater so denkt. Mein erster Eindruck gestern war jedenfalls, dass er ihren Besuch irgendwie positiv bewertete. Das erschüttert mich zutiefst.«

»Den Eindruck hatte ich leider auch.« Denise versuchte die Angst zu unterdrücken, die plötzlich in ihr hochstieg. Ihre kleine heile Welt war gehörig ins Wanken geraten. »Soll ich mit Papa reden? Vielleicht hört er auf mich.«

»Unser Vater hört auf niemanden, nur auf sein Herz«, knurrte Raoul. »Und genau das ist bei dieser Frau fehl am Platz. Ich hoffe nur, wir irren uns. Aber das werden wir bald erfahren. Spätestens heute Nachmittag sollte Karin weg sein. Halt mich bitte auf dem Laufenden, Denise.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muss los. Sollte schon längst beim Kunden sein. Wir hören uns heute Abend.« Hastig erhob er sich, hauchte seiner Frau einen liebevollen Kuss auf die Stirn, wuschelte in den dichten Locken seines Sohnes und warf Denise eine hastige Kusshand zu. Dann war er auch schon verschwunden.

»Weißt du mehr als ich?«

Nachdenklich blickte Denise ihre Schwägerin an. »Was meinst du? Denkst du, dein Mann erzählt mir mehr als dir?«

»Das nicht.« Catherine schüttelte den Kopf. »Es könnte doch immerhin sein, dass euer Vater ein wenig mitteilsamer ist als sein Sohn. Redet ihr denn zu Hause nie über alte Geschichten?«

»Bei diesem Thema ist unser Vater sehr verschlossen. Mam hat einige Male versucht, ein bisschen was aus ihm herauszulocken, doch wenn sie zu viel fragt, wird er böse. Ich wüsste gern, was damals alles vorgefallen ist. Es ist schon seltsam, dass Raoul gar so aggressiv reagiert, wenn die Sprache auf seine leibliche Mutter fällt.«

»Eigentlich finde ich sie gar nicht so übel. Was denkst du?« Nachdenklich streichelte Catherine über ihren Bauch. »Immerhin wird dieses Kind Gene auch von seiner Großmutter haben, genau wie unsere drei anderen. Ich habe gestern versucht, gewisse Ähnlichkeiten zwischen ihr und unseren Kindern zu entdecken, aber da war nichts.«

»Sei froh, Catherine. Ich glaube nicht, dass Raoul sehr erfreut wäre, wenn eure Kinder große Ähnlichkeit mit Karin hätten. Und für eines der Kinder, das diese Ähnlichkeit hätte, wäre es bestimmt nicht von Vorteil. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich Raouls Aggressivität dann irgendwie auch auf das Kind konzentrieren würde. ­Raoul ist ein toller Mensch, und ich liebe ihn sehr. Immerhin ist er mein Bruder. Doch ich kenne auch seine Ausbrüche, wenn er sich aufregt. Es war früher schon so, dass er manches Mal über das Ziel hinausgeschossen ist.«

Catherine nickte. »Diese Ausbrüche haben wir alle ebenfalls schon über uns ergehen lassen müssen. Zum Glück hat er sich bis jetzt immer von mir bremsen lassen. Doch es ging auch nie um so etwas Ernstes wie um seine leibliche Mutter. Findest du es schlimm, dass ich bereits darüber nachgedacht habe, wie es wäre, wenn Karin eine Weile bei uns bleiben würde? Sie könnte mir im Haushalt helfen und sich um die Kinder kümmern. Ich schaffe es einfach nicht mehr, allen Anforderungen gerecht zu werden.«

»Ich kann dir doch helfen.«

»Du tust schon so viel für uns, Denise. Langsam solltest du daran denken, dass du ein eigenes Leben vor dir hast. Du kannst nicht immer nur für andere Menschen da sein.«

»Es macht mir Spaß. Du brauchst Hilfe, und ich spiele gern bei euch das Hausmütterchen, wenn ich nicht gerade in der Schule bin. Du wirst ohnehin bald deine Pflichten wieder selbst übernehmen können.« Denise begann den Frühstückstisch abzuräumen. »Soll ich etwas für das Mittagessen vorbereiten? Du müsstest nur noch am Nachmittag den Herd einschalten, dann könnt ihr gleich essen, wenn Raoul nach Hause kommt.«

Catherine lachte, doch der Ernst in ihren Augen blieb. »Du solltest endlich eine eigene Familie gründen. Heirate und bekomme ganz viele Kinder, das ist genau das, was dich glücklich machen kann. Ich meine das ernst«, fügte sie hinzu, als Denise etwas verlegen lachte. »Keiner kann so gut mit Kindern umgehen wie du, und wenn jemand Hilfe braucht, wer ist dann zur Stelle? Denise Montand, die barmherzige Samariterin.«

Denise spürte, wie es ihr heiß ins Gesicht schoss. Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass die Schwägerin irgendwie recht hatte, was sie jedoch nicht so gern mochte. Sie senkte den Blick und versuchte ein Lachen.

»Ein guter Witz«, murmelte sie vor sich hin. »Ich bin Tänzerin, das heißt, ich will es werden. Es gibt nichts Schöneres, als mit dem Wind zu tanzen, sich seinem Rhythmus anzupassen, seinen Körper so intensiv zu spüren, als sei er eins mit den Klängen der Natur.«

»Und Marcel? Sieht er das auch so?«

»Marcel? Was hat er denn damit zu tun?«

»Ich dachte …« Jetzt war es an Catherine, verlegen zu sein. »Seid ihr nicht zusammen?«

»Was ist ›zusammen‹? Wir sind Freunde.«

»Nicht mehr?«

»Ich mag Marcel, und irgendwie hab ich schon darüber nachgedacht, wie es mit uns weitergehen soll. Doch so weit, dass ich ihn zum Vater meiner Kinder machen möchte, sind wir noch lange nicht. Ich liebe meine Freiheit und werde sie ganz bestimmt so schnell nicht aufgeben.«

»Wann musst du nach Hause? Ich hatte gehofft, wir finden gemeinsam eine Lösung für Karin, denn wenn Raoul dabei ist, wird es einfach zu emotional.« Hastig versuchte Catherine, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Sie hatte gemerkt, dass Denise dieses Thema ihrer Zukunft ziemlich unangenehm war. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte beide Hände auf ihren Bauch. »Wenn ich nur nicht so hilflos wäre«, jammerte sie, wurde aber gleich wieder fröhlich. »Es wird ein wunderbares Kind, wenn es erst einmal geboren ist«, sagte sie lächelnd. »Ich wollte, es wäre schon so weit.«