Spezialeinsatz Nr. 1 - Zwei Military Action Thriller - Pete Hackett - E-Book

Spezialeinsatz Nr. 1 - Zwei Military Action Thriller E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Operation Mubato: Sierra Leone, ein Paradies im Bürgerkrieg. Seit vielen Jahren ist es unruhig im Land. Die aktuelle Amtszeit Präsident Mubatos ist eine Farce, jeder seiner Beschlüsse wird im Keim von der Opposition erstickt. Doch die Situation eskaliert noch weiter, der Präsident wird von seinen Gegnern entführt und verschleppt und ein neuer Machthaber eingesetzt, der das Land weiter zu destabilisieren droht. Das STTA-Team muss eingreifen, bevor abermals eine Welle von Gewalt über der Bevölkerung hereinbricht. Mission Peacemaker: "Die Friedensarbeit im Kongo eskaliert, die Rebellen um Jean Kasavubu haben die UN-Botschaft unter Beschuss genommen, sowie einen Regierungsstützpunkt umstellt. Mehrere Botschafter, Zivilisten und Soldaten sitzen fest, die Regierung möchte offiziell nicht eingreifen, um den Konflikt nicht noch weiter eskalieren zu lassen. Inwiefern verdeckt vorgegangen wird, ist CBN nicht bekannt. Gott stehe den armen Seelen bei." - CBN Nachrichtensprecherin Zwei packende Thriller um eine militärische Sondereinheit - in Szene gesetzt von Erfolgsautor Pete Hackett.

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Seitenzahl: 250

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Kommando Spezialeinsatz Nr. 1

Zwei Military Action Thriller

Operation Mubato / Mission Peacemaker

von Pete Hackett

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172175

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Operation Mubato

Mission Peacemaker

Operation Mubato

Durch den Regierungspalast in Freetown peitschten Schüsse. Schritte trampelten, als die aufständische Soldaten durch die Räume stürmten. Menschen schrien gequält, brüllten Angst und Not hinaus, wurden schwer verwundet und starben. Die Leibwache des Präsidenten wurde niedergekämpft. Es war furchtbar, es gab weder Gnade noch Erbarmen, das Blut floss in Strömen. Schließlich entdeckten die Rebellen Joseph Mubato, den Präsidenten, der sich in seinem feudal eingerichteten Arbeitszimmer versteckt hatte.

Er wurde gestoßen und geschubst und mitleidlos aus dem Palast getrieben. Im Hof des Regierungspalastes wurde er genötigt, in einen Jeep zu steigen. Ein Mann, der neben ihm Platz nahm, bedrohte ihn mit einer Pistole.

»Wohin bringen Sie mich?« Die Stimme Mubatos klang gepresst. Der Präsident sprach englisch. Seine Augen verrieten, wie tief das Entsetzen in ihm steckte. Zum Entsetzen gesellte sich die grenzenlose Verzweiflung.

»Schnauze!«

Mubato, der erste frei gewählte Regierungspräsident von Sierra Leone, zuckte zusammen. Es sah ganz so aus, als wäre diese Ära vorbei.

Es war Donnerstag, der 2. September 2004. Mehr als 50 Regierungssoldaten waren bei dem Überfall ums Leben gekommen. Mubato wurden die Augen verbunden. Die Fahrt dauerte stundenlang. Es ging über unausgebaute Straßen und die Insassen des Jeeps wurden durch und durch geschüttelt.

Nach mehreren Stunden war die Fahrt zu Ende. Mubato wurde die Augenbinde abgenommen. Er schaute sich um und registrierte, dass er sich in einem Lager mitten im Dschungel befand. Flache Baracken, ein Wachturm, einige Militärfahrzeuge, Schneidedraht– das war Mubatos erster Eindruck. Er nahm alles in sich auf, verarbeitete es, und die Angst vor dem, was ihn erwartete, stieg wie ein Schrei in ihm auf und würgte ihn mit unsichtbaren Händen.

»Aussteigen!« Der Mann, der neben Mubato im Jeep saß, stieß ihn mit der Pistole an. Mubato kletterte mit weichen Knien aus dem Wagen. Auch der Fahrer, der Beifahrer und der Mann, der ihn in Schach gehalten hatte, stiegen aus. Ein Befehl erschallte und sofort eilte eine Gruppe Männer in Tarnanzügen heran. Mubato wurde brutal gepackt und fortgeschleppt.

Sie zerrten ihn in eine der Hütten und trieben ihn in einen kleinen Raum. Das kleine, quadratische Fenster war vergittert. Eine Pritsche stand an der Wand, ein Latrineneimer in der Ecke. Es roch penetrant nach Chlorkalk. Die Tür wurde hinter Mubato zugeworfen und verriegelt. Es war eine solide Tür aus dicken Bohlen, die mit eisernen Bändern versehen war. Im Flur vor dem Verlies wurden zwei Wachleute mit Gewehren postiert.

Mubato erfasste müde Resignation, denn er spürte, wie sehr er zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her gerissen wurde. Er wollte in den drei Jahren, die er nun regierte, das Land aus der Krise führen, den Bürgerkrieg beenden und in der Welt anerkannt werden. Doch sein Sinnen und Trachten wurde vom ersten Tag an boykottiert, seine Rechnung war nicht aufgegangen. Im Land gab es Strömungen, die den Willen der demokratischen Regierung unterwanderten und ins Gegenteil verkehrten. Das war die bittere Realität.

Mubato duckte sich unwillkürlich unter dem Anprall der Erkenntnis, dass er verloren hatte.

Er stand vor den Trümmern einer Illusion. Hoffnungslosigkeit erfasste ihn und ließ ihn unwillkürlich stöhnen– ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen.

*

Der Auftrag lautete:

1. Befreien Sie Joseph Mubato und bringen Sie ihn nach Liberia.

2. Töten Sie Ahmad Sankoh, den General, der sich selbst zum Präsidenten ernannt hat.

Obwohl der CIA bekannt gewesen war, dass in Sierra Leone ein Putsch der Militärs bevorstand, hatte sie ihn nicht verhindern können. Jetzt ging es darum, den Schaden zu begrenzen, das Leben des demokratischen Präsidenten zu retten und ihn wieder als Staatsoberhaupt einzusetzen. Die CIA schickte Timothy Manson und Richard Osborne nach Sierra Leone.

Der Codename des Zweimannteams lautete Alpha 1. Ein dritter Mann namens Tejan Saidu, der sich bei den Aufständischen eingeschlichen hatte, arbeitete mit ihnen zusammen. Sein Rufname war Omega 1.

Die beiden CIA-Agents gaben sich als Mitarbeiter der London Times aus. Sie waren mit entsprechenden Papieren ausgestattet. Die neu eingesetzte Regierung gestattete es, dass Manson und Osborne das Lager, in dem Mubato festgehalten wurde, besuchten. Mit einem Hubschrauber wurden sie in den Dschungel geflogen. Sie durften Mubato sehen, aber keine Bilder von ihm machen. Auch ein Interview mit ihm wurde ihnen verwehrt. Ihnen wurde in einem Gespräch mit dem Lagerkommandanten erklärt, dass Mubato zu einer eigenen Sicherheit inhaftiert war, denn es waren Anschläge auf sein Leben zu befürchten.

Das war natürlich eine fadenscheinige Begründung. Joseph Mubato war beliebt gewesen bei der Bevölkerung. Wenn ihm jemand nach dem Leben trachtete, dann die neue Regierung mit Ahmad Sankoh an der Spitze. Nicht umsonst hatte die CIA zwei ihrer zuverlässigsten Agents nach Sierra Leone geschickt.

Die Agents wussten jetzt, wo Mubato festgehalten wurde.

Es ging ihm den Umständen entsprechend gut. Zumindest äußerlich war er unversehrt.

Zurück in Freetown nahmen sie in Mansons Hotelzimmer per Funk Verbindung mit Tejan Saidu auf. »Hier Alpha 1. Wir sind um Mitternacht bei dem Lager im Dschungel. Um Punkt 24 Uhr schalten sie das Stromaggregat ab. Wenn wir eindringen, darf kein einziger Scheinwerfer mehr funktionieren. Omega 1, bestätigen Sie.«

Saidu wiederholte, was Alpha 1 von sich gegeben hatte und endete: »Verstanden, Alpha 1. Over.«

»Over.«

Manson stellte eine Verbindung mit Monrovia, Liberia, her. Er sagte, als sich jemand meldete: »Hier Alpha 1. Operation Mubato läuft an. Wir haben herausgefunden, wo der Präsident festgehalten wird. Die Befreiungsaktion findet in der Nacht um 2400 statt. Unser Mann im Lager weiß Bescheid. Wir brauchen einen Hubschrauber, um den Präsidenten ausfliegen zu können.«

»Geben Sie uns die Koordinaten durch, Alpha 1, damit wir wissen, wohin wir den Helikopter schicken müssen.«

»Haben Sie was zum Schreiben?«

»Ja.«

»Okay.« Manson gab die Koordinaten durch und beendete anschließend die Verbindung.

In der Nacht fuhren die Agents mit einem gemieteten Land Rover los. Sie gaben sich keinen Illusionen hin; es war ein Himmelfahrtskommando. In dem Lager waren an die 100 Rebellensoldaten stationiert und der geringste Fehler konnte ihnen das Leben kosten.

Sie verließen Freetown. Es war 23 Uhr 30, als sie in der Nähe des Lagers ankamen.

Noch eine halbe Stunde…

Osborne, der gefahren war, stellte den Motor ab und schaltete das Licht aus. Die letzten 800 Yards legten sie zu Fuß zurück. In Sichtweite des Camps versteckten sie sich im Busch. Scheinwerfer auf dem Wachturm und an einigen der Baracken lichteten die Finsternis im Camp. Auf dem Wachturm waren zwei bewaffnete Posten zu sehen. Zwei weitere Wachposten gingen Streife am Drahtzaun entlang, der das Camp begrenzte. Ein Generator, der Strom erzeugte, dröhnte.

Jeder der beiden Agents hatte eine Pistole im Schulterholster, außerdem verfügte jeder von ihnen über ein Handy. Die Nummer der Basis in Monrovia war in beiden Mobiltelefonen gespeichert und ein Knopfdruck genügte, um sie anzuwählen.

Zähflüssig verrann die Zeit. Immer wieder schaute Manson ungeduldig, geradezu rastlos auf seine Armbanduhr.

Schließlich war es 24 Uhr.

Schlagartig versank das Dröhnen des Generators in der Stille und die Scheinwerfer erloschen. Stockdunkle Nacht schlug über dem Camp zusammen– dicht, mit den Augen kaum zu durchdringen, geradezu stofflich und greifbar anmutend. Es war wie ein Kommando. Die beiden Agents rannten geduckt aus ihrem Versteck und erreichten den Zaun. Manson zog eine Seitenschneiderzange aus der Jackentasche und begann, den Draht durchzuzwicken. Schließlich entstand eine Lücke im Zaun, durch die die beiden Agents kriechen konnten.

Geschrei war laut geworden und zwischen den Baracken und Schuppen waren schemenhafte Gestalten wahrzunehmen, die scheinbar kopflos kreuz und quer durch das Camp hasteten. Die beiden Agents verloren keine Zeit und erreichten das Gebäude, in dem Mubato eingesperrt war. Ein Wachposten stand vor der Tür. Osborne schlich leise wie eine Katze von der Seite an den Mann heran, seine Rechte umklammerte den Griff eines Messers. Und jetzt drehte sich der Posten sogar noch halb herum und wandte dem Agent den Rücken zu.

Der Wachposten hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor der Brust. Seine Hände umklammerten Kolbenhals und Schaft der Waffe. Osborne war ausgebildet und wusste, wie er vorzugehen hatte. Mit einem blitzschnellen Schnitt in die rechte Ellenbeuge durchtrennte Osborne die Sehne des Soldaten, so dass er nicht mehr abdrücken konnte. Der linke Arm Osbornes schlang sich gleichzeitig um den Hals des Wachpostens. Im nächsten Moment rammte ihm der Agent das Messer in den Brustkorb. Ein verlöschendes Ächzen brach aus der Kehle des Sterbenden, dann erschlaffte die Gestalt und Osborne ließ sie zu Boden gleiten.

Manson öffnete schon die Tür zu der Baracke. Sie knarrte leise in den Angeln. Die beiden Agents schlüpften ins Innere des Gebäudes. Es war hier finster wie im Schlund der Hölle. Osborne knipste seine Taschenlampe an. Der Lichtkegel huschte durch den Raum und zerrte die beiden Wachleute aus der Dunkelheit. Sie hatten Order, ihren Posten auf keinen Fall zu verlassen– egal, was auch passierte. Sie hielten die Gewehre im Anschlag, doch hatten sie keine Ahnung, wer die Baracke betrat. Sehen konnten sie nichts, denn das Licht der Taschenlampe blendete sie.

Manson schoss zweimal in schneller Folge. Er hatte einen Schalldämpfer auf seine Pistole geschraubt, der die Detonationen verschluckte. Die Soldaten brachen zusammen, ehe sie begriffen, was sich abspielte, bevor ihr Verstand Alarm signalisieren konnte.

Die Tür, vor der die Posten lagen, war mit zwei Riegeln gesichert. Kurz entschlossen schlug Osborne die Riegel zurück. Draußen brüllte eine kippende Stimme irgendwelche Befehle.

Seit dem Eindringen der beiden Agents in die Baracke war keine halbe Minute vergangen. Die Zeit, die ihnen blieb, um Mubato zu befreien, war begrenzt, denn sie hatten keine Ahnung, wann der Generator wieder laufen und Strom erzeugen würde. Sie konnten nur hoffen, dass Omega 1 das Stromaggregat derart beschädigt hatte, dass die Reparatur einige Zeit in Anspruch nahm.

Die Tür schwang auf und der Schein der Taschenlampe umfloss die Gestalt eines Schwarzen mit grauen Haaren. Er saß auf der Kante der Pritsche und schirmte die Augen mit der flachen Hand gegen das Licht ab, das ihn ins Gesicht traf.

»Mubato!«

»Ja. Wer sind Sie?«

»Keine Fragen jetzt. Kommen Sie. Sind Sie in der Lage, zu gehen?«

»Ja.«

»Dann schnell jetzt. Jeder Augenblick ist kostbar.«

Osborne packte Mubato und zerrte ihn zur Tür. Draußen war Geschrei zu hören. Als die Lichter erloschen, war das Lager in Alarmzustand versetzt worden. Im allgemeinen Durcheinander hofften Manson und Osborne, das Lager durch die Lücke im Zaun wieder verlassen zu können.

Sie traten aus der Baracke und sicherten in die Runde.

Da ertönte eine schneidende Stimme: »Stopp! Wir können Sie sehen. Noch einen Schritt, und Sie sind tot.«

Gewehre wurden durchgeladen, und sogleich gingen auch Scheinwerfer an. Osborne und Manson standen im Licht.

Sie waren in eine Falle gegangen.

Manson verlor die Nerven, warf sich herum und spurtete los. Gewehre peitschten und der Agent spürte zwei– drei furchtbare Schläge im Rücken, dann gaben seine Beine nach, er fiel auf die Knie und dann vornüber aufs Gesicht. Im letzten Reflex seines Lebens verkrallten sich seine Finger im Boden.

Schritte trampelten, einige Kommandos wurden laut. Einige Soldaten zerrten Mubato rücksichtslos davon. Der Präsident unternahm nicht einmal den Versuch, sich zu widersetzen. Ein halbes Dutzend Soldaten umringte im selben Moment Osborne, er wurde gepackt, die Pistole, der Dolch und das Handy wurden ihm weggenommen, ein Soldat trat vor ihn hin.

»Schwein!« Der Soldat schlug Osborne die Faust ins Gesicht. Sofort schoss aus Osbornes Nase Blut und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Mit wem habt ihr zusammengearbeitet?«

»Was meinst du?«, fragte Osborne.

»Wer hat den Generator ausgeschaltet?«

»Schlagt mich tot«, knurrte Osborne. »Ich sage es euch nicht«

»Sperrt ihn ein!«

Der Agent wurde in die Baracke geschubst und in einen stockdunklen, fensterlosen Raum gestoßen. Die Tür flog krachend hinter ihm zu, Riegel schepperten und knirschten.

Osborne war allein. Es war derart finster in dem Raum, dass er nicht einmal die Hand vor den Augen sehen konnte. Die Luft war muffig. Die Anspannung in dem Agent löste sich. Er war sich seiner Situation bewusst und dieses Bewusstsein ließ ihn erschauern. Er war verloren. Und einen Augenblick beneidete er Tim Manson, der alles hinter sich hatte. Der Tod war wahrscheinlich eine Gnade gegen das, was ihn erwartete.

Plötzlich kam Osborne Tejan Saidu in den Sinn. Ein Hoffnungsschimmer nistete sich in seinen gequälten Verstand ein. Vielleicht konnte Saidu ihm helfen. Eine Hilfe wäre es schon, wenn er die Basis in Monrovia verständigen würde, durchfuhr es Osborne und die Verlorenheit, die von ihm Besitz ergriffen hatte, wich der Zuversicht, dass seine Lage vielleicht doch nicht ganz aussichtslos war.

Er stellte keine Gedanken darüber an, aus welchem Grund ihre Mission fehlgeschlagen war. Über Fakten nachzudenken, die eingetreten und unabänderlich waren, wäre Zeitvergeudung gewesen. Die Zukunft aber sah finster aus– so finster wie die Nacht, die ihn umgab.

*

Fort Conroy, South Carolina, Hauptquartier des Special Task Team Alpha, Büro des STTA-Oberbefehlshabers

Montag, 0810 ETZ

General Mantofani hatte Colonel John Jarrett in sein Büro gebeten. Der Colonel saß dem General gegenüber. Zwischen ihnen befand sich Mantofanis Schreibtisch.

»Es gibt Arbeit für STTA«, begann der General. »Einsatzort ist Sierra Leone.«

»Sierra Leone?«, echote Jarrett. »Dort hat General Sankoh vor einigen Tagen die Macht an sich gerissen.«

»Genau das ist der Punkt«, antwortete Mantofani nickend. »Es war ein Putsch, der ihn an die Macht brachte. Man kann aber auch Massaker dazu sagen. Die RUF-Rebellen haben vor nichts und niemand halt gemacht. Zivilpersonen und Soldaten wurden gleichermaßen niedergemetzelt. Mehr als 100 Zivilisten wurden mit Macheten geradezu abgeschlachtet.«

»Ich weiß das aus den Nachrichten, Sir. Mit welchem Auftrag soll sich STTA nach Sierra Leone begeben?«

»Die Aufständischen haben Präsident Mubato in ihrer Gewalt. Die CIA hat zwei Agents nach Freetown geschickt, damit sie Mubato befreien und nach Liberia ausfliegen. Leider ging diese Operation schief. Was aus den beiden Agents wurde, ist ungewiss. Sie haben sich nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich hat man sie erwischt und getötet.«

Mantofani sprach es ohne besondere Gemütsregung. Die CIA-Agents hatten einen Job gemacht. Und wo gehobelt wird, da fallen eben Späne…

»Den Part der beiden Agents soll jetzt STTA übernehmen?«

»So ist es, Colonel. Es gilt, Mubato aus der Gewalt der Putschisten zu befreien, aus Sierra Leone zu schaffen und Ahmad Sankoh, den selbsternannten Staatspräsidenten, auszuschalten.«

»Auszuschalten?«

»Sie haben richtig gehört, Colonel. Ich sagte aus-zu-schal-ten.« Mantofani zerlegte das letzte Wort in seine Silben. Seine Augen blickten hart. Er hielt Jarretts Blick stand.

»Verstehe. Wann fliegen wir?«

»Heute noch. Sie werden mit einer Militärmaschine nach Monrovia, Liberia, geflogen, dort steigen Sie um in einen Helikopter, der Sie in den Dschungel befördert.«

Mantofanis Telefon läutete. Der General pflückte den Hörer vom Apparat und hob ihn vor sein Gesicht. Auf dem Monitor war Hermann von Schellhorn zu sehen. Der STTA-Attaché sagte: »Guten Morgen, General. Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«

»Ich kann nicht klagen«, versetzte Mantofani. »Weshalb rufen Sie an, Sir? Doch nicht, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen.«

Hermann von Schellhorn zeigte ein starres Lächeln. »Nein. Omega 1 hat sich in Monrovia gemeldet. Es ist den beiden CIA-Leuten gelungen, in das Lager einzudringen. Allerdings gingen sie in eine Falle. Tim Manson wurde getötet, Osborne befindet sich in der Hand der Rebellen. Omega 1 befürchtet, dass sie Osborne so lange foltern werden, bis er den Namen seines Verbindungsmannes im Lager der Rebellen nennt.«

»Den Namen Tejan Saidu also«, sagte Mantofani. »Kennt er ihn überhaupt? Oder weiß er nur den Codenamen?«

»Er kennt ihn.«

»Bei mir befindet sich Colonel Jarrett«, gab Mantofani zu verstehen. »Ich weise ihn gerade in die Operation Mubato ein. Weiß man, wo der CIA-Mann festgehalten wird?«

»Er wurde nach Freetown gebracht. Wahrscheinlich wird er im Keller des Regierungspalastes gefangen gehalten. Dort sollen auch einige Minister der Regierung Mubato festgehalten werden. Es wird dem STTA-Team also nicht nur die Befreiung Mubatos und Eliminierung Sankohs obliegen, sondern auch die Befreiung Osbornes und der Minister.«

»Das dürfte kaum zu bewältigen sein«, gab Mantofani zu bedenken. »Das STTA-Team muss Sierra Leone unverzüglich verlassen, sobald Mubato frei ist. Zuschlagen und verschwinden ist die Devise. Alles andere würde den Erfolg gefährden.«

»Ich will mich nicht mit Ihnen streiten, Mantofani«, sagte von Schellhorn. »Die Order ist, dass Mubato, Osborne und die Minister Mubatos aus den Händen der Aufständischen zu befreien sind und dass Sankoh auszuschalten ist. Für derlei Jobs wurde STTA installiert. Das Team muss sich eben teilen und an zwei Orten zur gleichen Zeit zuschlagen.«

»Wir werfen die Männer und Frauen also den Wölfen sozusagen zum Fraß vor.«

»Das tun wir bei jedem Einsatz, General«, versetzte von Schellhorn ungerührt. »Heiße Eisen aus dem Feuer zu holen ist die Aufgabe von STTA. Bestellen Sie dem Team die besten Grüße von mir.«

Hermann von Schellhorn unterbrach die Verbindung. Sein Bild verschwand vom Monitor.

Da der Lautsprecher an war, hatte Jarrett alles hören können, was gesprochen worden war. »Wer ist Tejan Saidu?«, fragte er.

»Ein Eingeborener vom Stamm der Mende. Sein Codename ist Omega 1. Er arbeitet undercover für die CIA. Man hat ihn in Ahmad Sankohs Armee eingeschleust.«

»Wir wurden vorhin unterbrochen, Sir. Sie sagten, dass wir mit einer Militärmaschine nach Monrovia geflogen und mit einem Helikopter in den Dschungel befördert werden.«

»Sehr richtig, Colonel. Aber das gilt nach von Schellhorns Anruf nicht mehr. Wir müssen umdenken. Sie sind sieben Männer und Frauen. Saidu könnte als achter Mann fungieren. Sie müssen Kontakt mit ihm aufnehmen. Das hieße, es könnten zwei Gruppen mit jeweils vier Leuten operieren.«

»Wir brauchen einen Plan vom Regierungspalast«, gab Jarrett zu verstehen. »Denn wir haben keine Ahnung, wie der Keller angeordnet ist und wo Osborne sowie die Minister Mubatos festgehalten werden. Wenn wir in den Palast eingedrungen sind, muss es Schlag auf Schlag gehen. Wir können uns nicht damit aufhalten, Raum für Raum nach den Gefangenen zu durchsuchen.«

»Wie gedenken Sie in den Palast zu kommen?«

»Ich habe noch keine Idee, Sir. Einfach durch den Haupteingang werden wir wohl kaum spazieren können.« Jarrett zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Daher wäre es wichtig zu wissen, wie der Bau gestaltet ist. Eventuell gibt es Nebentüren, die nicht bewacht werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der Palast über Geheimgänge verfügt…«

»Das werden Sie nur vor Ort auskundschaften können, Colonel«, erklärte Mantofani. »Der Plan des Palastes liegt sicherlich irgendwo in einem Tresor verwahrt. Und die Erbauer des Palastes sind längst gestorben.«

Jarrett erhob sich. »Wann genau fliegen wir, Sir?«

»Um 1700, Colonel.« Auch Mantofanis Gestalt wuchs hinter dem Schreibtisch in die Höhe. Er reichte Jarrett die Hand. »Viel Glück, John, Ihnen und Ihrem Team. Kommen Sie gesund wieder.«

»Ich werde mein Möglichstes tun, Sir.« Jarrett schüttelte die Hand. »Noch eine Frage, Sir– wenn es gestattet ist…«

»Fragen Sie, Colonel.«

»Liegt die Liquidierung Sankohs im Interesse der Vereinten Nationen, oder spannt uns jemand vor seinen Karren?«

»Sie meinen die USA.«

»Speziell die CIA, Sir.«

»Ich weiß es nicht, Colonel. Es ist ein Befehl, den von Schellhorn erteilte. Und er erhält seine Weisungen in der Regel von den Vereinten Nationen.«

»Es ist ein Mordbefehl.«

»Ich kann verstehen, dass Sie nicht begeistert sind, Colonel. Aber ich kann es nicht ändern.«

»Klar, Sir.« Jarrett salutierte, machte kehrt und verließ Mantofanis Büro.

*

Keller des Regierungspalastes in Freetown, Sierra Leone,

Eine kalte Neonbeleuchtung sorgte für Licht. Richard Osborne war auf einen Stuhl gefesselt. Um ihn herum standen einige Soldaten der RUF.

Bei der RUF handelt es sich um die Revolutionäre Vereinigte Front, eine Rebellenbewegung, die seit Jahren gegen die Regierungsarmee um die Vormachtstellung in Sierra Leone kämpfte. Mit dem Sturz Präsident Mubatos hatte sie die Macht übernommen. Die RUF kontrollierte fast das gesamte Land und finanzierte ihren Krieg ausschließlich mit Diamanten, so genannten Blutdiamanten. Im Juli des Jahres 2000 hatte der Weltsicherheitsrat den Handel mit Diamanten aus Sierra Leone verboten. Das Geschäft mit den blutigen Diamanten florierte trotzdem…

Die Soldaten trugen Kampfanzüge. Es handelte sich um Eingeborene. Osbornes Gesicht war verschwollen und wies Blutergüsse sowie kleine Platzwunden auf. Einer der Soldaten, ein Sergeant, knirschte: »Du wirst uns jetzt sagen, wer der verdammte Verräter ist, den ihr bei uns eingeschleust habt. Oder das, was du bisher erlitten hast, ist ein Honigschlecken gegen das, was wir noch mit dir anstellen werden.«

»Ich kann nichts sagen«, ächzte Osborne. »Es gibt keinen Verbindungsmann. Warum glaubt ihr mir nicht?«

»Weil jemand in der Nacht, um Punkt 24 Uhr, das Stromaggregat abgestellt hat. Wer ist der Mann? Nenn uns seinen Namen.«

Der Sergeant griff in die Haare Osbornes und bog den Kopf des Agents brutal in den Nacken. Ein Laut des Schmerzes entrang sich Osborne, seine Lippen sprangen auseinander, ein Gurgeln entrang sich seiner Kehle, er keuchte: »Es gibt keinen Verbündeten. Den Generator haben wir ausgeschalten, mein Kollege und ich. Unser Auftrag war es, Präsident Mubato zu befreien und nach Monrovia auszufliegen. Mehr kann ich euch nicht sagen.«

Der Sergeant schlug mit der linken Hand zu. Bretterhart landete der Handrücken auf Osbornes Mund. Osborne schrie gequält auf. Der Griff in seinen Haaren verstärkte sich und sein Kopf wurde noch weiter in den Nacken gebogen. Und dann klatschte die Hand ein zweites Mal in Osbornes Gesicht. »Rede endlich!«

Ein Captain, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, zog seine Pistole, repetierte sie, trat vor Osborne hin und setzte ihm die Mündung auf die Stirn. »Mach den Mund auf!«, forderte er, eine tödliche Drohung im Tonfall.

»Es gibt nichts zu sagen.« Osborne verdrehte die Augen und schielte auf die Hand, die die Pistole hielt. Dumpf schlug sein Herz in der Brust. Er verspürte Angst– nüchterne, logische Angst. Doch er war dazu ausgebildet worden, sie nicht zu zeigen und selbst in der ausweglosesten Situation die Nerven zu bewahren.

»Ich schieße dir das Hirn aus dem Schädel!«

Der verhörende Sergeant rammte ihm die Faust in den Leib. Der Schlag drückte Osborne die Luft aus den Lungen und er japste wie ein Erstickender. Die Augen traten ihm aus den Höhlen. Plötzlich schlug der Captain mit der Pistole zu. Osbornes Nasenbein brach. Blut schoss aus seinen Nasenlöchern und rann ihm in den Mund. Ein Röcheln entrang sich ihm.

Der Captain trat zurück. »Sperrt ihn wieder ein und sorgt dafür, dass er nicht schläft. Wir machen ihn mürbe. Entweder redet er, oder er wird wahnsinnig.«

Osborne wurde von dem Stuhl losgebunden und in die Höhe gezerrt. Zwei der Soldaten nahmen ihn in die Mitte und schleppten ihn weg. Das Verlies, in das sie ihn brachten, war drei Schritte lang und drei Schritte breit. Es gab kein einziges Möbelstück. Ein Neonstab, den ein Drahtgitter schützte, sorgte für grelles, fast weißes Licht. Es gab weder ein Bett, noch einen Stuhl, noch sonst etwas. Der Untergrund war blanker Beton, die Wände waren weiß gekalkt und kahl.

Osborne wurde in das Verlies gestoßen. Er stürzte zu Boden. Die Tür flog krachend ins Schloss. Ein Schlüssel knirschte, dann schepperten Riegel. Hämmernde Schritte entfernten sich.

Der Agent wischte sich mit dem Handrücken über die aufgeschlagenen Lippen. Sein Handrücken war blutbesudelt, Blut tropfte von seinem Kinn auf seine Hemdbrust. Er war am Ende. Und es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis er den Namen ihres Verbindungsmannes preis gab und auch alle anderen Fragen bereitwillig beantwortete, auf die er bisher geschwiegen hatte. Auf die Dauer war es ihm nicht möglich, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität anzuschwimmen.

Die kahle Nüchternheit in dem kleinen Raum verstärkte das Gefühl von Unsicherheit, Verlorenheit und Angst. Ein dumpfer Laut, ein Stöhnen, ein Aufbäumen gegen das Begreifen, dass er keine Chance hatte, entrang sich Osborne.

*

Fort Conroy, South Carolina, Hauptquartier des Special Task Team Alpha, Tagungsraum 2, Briefing mit Colonel Jarrett und dem STTA-Team,

Montag, 0832 ETZ

Sergeant Alfredo Rossero war wieder einmal zu spät gekommen. Um 0830 war der Beginn des Briefings angesagt.

»Wo kommen Sie her, Sergeant?«, fragte der Colonel streng und schaute demonstrativ auf seine Uhr.

Rossero nahm Haltung an. »Sir, meine Uhr geht falsch. Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen, Sir.«

»Das will ich hoffen, Sergeant. Setzen Sie sich.«

Rossero ließ sich neben Mark Schnurrer nieder und machte ein unglückliches Gesicht. Das spöttische Lächeln seiner Teamkollegen war ihm nicht entgangen. Es traf ihn. Ja, es ärgerte ihn, weil er sich vor versammelter Mannschaft wieder einmal rechtfertigen hatte müssen.

»Beginnen wir«, sagte der Colonel. »Es geht um einen neuen Einsatz, Leute. In Sierra Leone wurde die Regierung gestürzt. General Sankoh, der die Macht an sich gerissen hat, will Mubato, den bisherigen Präsidenten, hinrichten lassen. Dagegen haben die Vereinten Nationen einiges einzuwenden. Mubato war der erste frei gewählte Präsident in dem afrikanischen Staat.« Jarrett ließ seine Worte kurz wirken, um dann mit erhobener Stimme fortzufahren: »Zwei Agents der CIA haben bereits versucht, Mubato zu befreien, doch sie fielen den Aufständischen in die Hände. Einer wurde erschossen, der andere ist Gefangener der neuen Regierung. Außerdem befinden sich vier Minister der Regierung Mubato in der Gewalt der Rebellen.«

Jarrett machte eine Pause und ließ den Blick über die Angehörigen seines Teams gleiten. Da war Mark Schnurrer, sein Stellvertreter. Neben ihm saß Rossero, der Nahkampfspezialist aus Italien. Außer ihnen waren noch Pierre Dupont, der Kommunikationsexperte, Dr. Ina Longtree, die Ärztin, Angel Morales und Corporal Wladimir Iwanow, der schweigsame Motorisierungsexperte aus dem fernen Sibirien, anwesend.

Allen Unkenrufen zum Trotz hatte sich STTA durchgesetzt. Die Männer und Frauen hatten bewiesen, dass sie ihr Geld wert waren. Nahezu jeder ihrer Einsätze war bisher mit einem Erfolg gekrönt gewesen.

»Es gilt, den Präsidenten, den CIA-Agent und die Minister aus den Händen der Rebellen zu befreien und aus dem Land zu schaffen«, fuhr Jarrett fort. »Von einem Verbindungsmann wissen wir, dass Mubato in einem Dschungelcamp festgehalten wird. Der CIA-Agent und die Minister sind im Keller des Regierungspalastes in Freetown eingesperrt.«

»Das bedeutet, dass wir an zwei Orten gleichzeitig operieren müssen«, wandte Lieutenant Mark Schnurrer ein.

»So ist es«, erwiderte Jarrett nickend. »An zwei Orten gleichzeitig.« Er sprach die vier Worte abgehackt und verlieh ihnen damit eine besondere Betonung. »Die Architektur des Regierungspalastes ist uns allerdings unbekannt. Wir werden auch nicht die Zeit haben, Raum für Raum nach den Gefangenen zu durchsuchen. Es gilt also, herauszufinden, wo genau die Minister und der CIA-Agent festgehalten werden. Erst wenn die örtlichen Gegebenheiten feststehen, können wir uns an die eigentliche Befreiungsaktion machen.«

Jarrett blickte in skeptische Gesichter.

»Wie sollen wir die architektonischen Gegebenheiten auskundschaften, Sir?«, fragte Mark Schnurrer. »Wir können doch nicht einfach in den Bau spazieren und uns im Keller umsehen. Ohne Plan dürfte das ein ziemliches Problem ergeben.«

»Es gibt einen Verbindungsmann in den Reihen der Aufständischen. Sein Name ist Tejan Saidu. Mit ihm müssen wir Kontakt aufnehmen. Er ist ein Eingeborener. Wenn er im Regierungspalast die notwendigen Feststellungen treffen kann, wäre das eine große Hilfe für uns. Der Mann befindet sich allerdings in dem Dschungelcamp, in dem Mubato festgehalten wird.«

»Es besteht auch die Gefahr, dass der CIA-Agent redet und den Verbindungsmann verrät«, meinte Pierre Dupont, der Franzose. »Dann wird er für uns kaum von Nutzen sein.«

»Dann müssen wir uns anderweitig behelfen«, erklärte Jarrett. »Von General Mantofani weiß ich, dass sich Manson und Osborne als Journalisten mit entsprechenden Pässen in das Dschungelcamp einschlichen. Ähnlich müssten wir dann auch vorgehen.«

»Nachdem sich die Journalisten als CIA-Agents entpuppt haben, werden die Rebellen nicht mehr so leicht zu täuschen sein«, streute Schnurrer seine Bedenken aus.

»Wir müssen es auf uns zukommen lassen«, versetzte Colonel Jarrett. »Zunächst war geplant, dass wir mit einer Militärmaschine nach Monrovia in Liberia fliegen, dort sollten wir von einem Helikopter aufgenommen und in den Dschungel gebracht werden. Der Helikopter hätte uns nach erfolgreicher Befreiung des Präsidenten wieder aufgenommen und zurück nach Monrovia geflogen.«

»Das wird sich, nachdem wir gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten operieren müssen, nicht mehr machen lassen«, konstatierte Alfredo Rossero.

»Womit Sie recht haben, Sergeant«, erwiderte Jarrett. »Drum habe ich mir gedacht, dass die eine Gruppe von uns mit dem Helikopter in den Dschungel geflogen wird, während ein anderer Hubschrauber die andere Gruppe in die Hauptstadt bringt und auf dem Dach oder im Hof des Regierungspalastes absetzt. Die örtlichen Gegebenheiten und Umstände müssen wir allerdings noch klären. Vielleicht gibt es sogar einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Gebäudes.« Jarrett zuckte mit den Achseln. »Natürlich muss das Timing haargenau abgestimmt werden. Die beste Zeit für den Zugriff ist meiner Meinung nach in der zweiten Nachthälfte.«

»Wann soll das Unternehmen stattfinden?«, fragte Schnurrer.

»Wir fliegen heute um 1700 von hier ab und werden am Zielort mit Tejan Saidu Verbindung aufnehmen. Er muss unter irgendeinem Vorwand das Dschungelcamp verlassen und für uns die Feststellungen im Regierungspalast treffen. Saidu wird der Gruppe angegliedert, die den CIA-Agent und die Minister befreien. Das werden ich, Lieutenant Dupont und Dr. Longtree sein. Sobald wir wissen, wo die Gefangenen festgehalten werden, schlagen wir zu. Sie, Schnurrer, führen die andere Gruppe mit Sergeant Morales, Sergeant Rossero und Corporal Iwanow. Wir werden miteinander in Verbindung stehen und zeitgleich zugreifen.«

»Das hört sich alles wunderbar an«, flüsterte Rossero. »In der Theorie sind der Präsident, der CIA-Mann und die Minister Mubatos so gut wie frei und wir sind alle in Sicherheit. Wie aber wird es in der Praxis aussehen?«

»Wenn sie etwas zu sagen haben, Sergeant Rossero, dann bringen Sie es doch bitte laut und deutlich vor, damit wir anderen es auch hören können«, rief Jarrett energisch und hatte seinen Blick auf den Italiener gerichtet.

»Es ist nichts, Sir«, beeilte sich Rossero zu erklären und zog den Kopf ein. Er schien regelrecht auf seinem Stuhl zu schrumpfen. »Ich habe nur laut gedacht.« Er lächelte entschuldigend.

»Lassen Sie uns an ihren Gedankengängen teilhaben, Sergeant«, forderte der Colonel unerbittlich. »Also…!«

Rossero atmete tief durch. »Ich meinte nur, dass es ein ziemlich schwieriges Unternehmen werden wird, Sir. Uns fehlen einige Informationen, von denen das Gelingen unseres Einsatzes abhängt. Ob wir diese Informationen vor Ort erhalten, ist ausgesprochen fraglich.«

»Ich muss Ihnen recht geben, Sergeant«, sagte der Colonel. »Aber um Schwierigkeiten zu meistern hat man ein Team von Spezialisten zusammengestellt, dem auch Sie angehören.«

»Ich weiß, Sir. Entschuldigen Sie die Störung.«

»Schon gut.« Jarrett winkte ab. Er war nicht ernsthaft böse auf Rossero. Im Gegenteil. Ihm war der etwas oberflächliche Italiener sogar ausgesprochen sympathisch. Wenn es darauf ankam, war auf ihn hundertprozentig Verlass. Und nur das zählte in dieser Gruppe.