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»Star Song Track 02: Von Liebe leben« Folge 2 von 5 »Ich sage zwar immer, dass ich eine Familie möchte, aber ich wüsste nicht, wie ich jemals Ehefrau oder Mutter sein könnte. Vielleicht bin ich nicht einmal in der Lage, jemanden so zu lieben, wie man seine Familie lieben muss.« Adam denkt eine Minute lang nach und antwortet dann langsam und vorsichtig: »Das ist alles nicht deine Schuld. Die Monster haben dir das angetan. Sie ließen dich glauben, dass die Menschen, die du liebst, nicht immer für dich da sein werden. Das ist der Grund, warum du dich zurückhältst.« Er hält inne, seine dunklen Augen durchbohren mich mit der Intensität, die er immer wieder an den Tag legt. »Ich weiß, was du durchgemacht hast, was du verloren hast. Ich weiß, was du willst. Ich würde dir all das geben, wenn ich könnte.« Adam hat Zugang zu Menschen und Orten, an denen beide Regierungen interessiert sind, und Kate verfügt über die Fähigkeiten und das Wissen, um dies zu nutzen. Sie arbeiten auf Wunsch ihrer Regierungen zusammen und entwickeln bald eine intensive Beziehung. Sie bringt ihm das Fachwissen, um sich in der internationalen Musikindustrie zurechtzufinden, und er bringt ihr die Wärme, nach der sie sich immer gesehnt hat. Doch die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit lassen sich nicht so einfach auslöschen. Sie bilden eine unüberwindbare Mauer zwischen Kate und ihren wahren Gefühlen ...
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Georgia Rains
STAR SONG
Track 02: Von Liebe leben
Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Baumann
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Busan
Kapitel 2
Seoul
Kapitel 3
Stars sind genau wie wir
Kapitel 4
Gefahr
Kapitel 5
Unklare Absichten
Kapitel 6
Zeit zu gehen
Kapitel 7
Team A-Z
Kapitel 8
Schwarzarbeit
Kapitel 9
Von Liebe leben
Kapitel 10
Gute und schlechte Aufmerksamkeit
Kapitel 11
Der Mann
Kapitel 12
Seine Berührungszonen für Frauen
Kapitel 13
Die Auserwählten
Kapitel 14
Freundschaft
Leseprobe
Kapitel 1
Unerreichbar
Die Star Song Serie
Impressum
In der First Class ist eine zehnstündige Reise über Nacht nicht ganz so schlimm, aber immer noch ätzend. Ich schalte mein Tablet ein, bezahle für anständiges W-LAN und versuche, so viel wie möglich über Adams Termine herauszufinden. Ich möchte mein Geld wert sein.
Adam steht wieder im Kreuzfeuer der Unterhaltungsmedien, als ich um die Mittagszeit am verabredeten Ort eintreffe, im Kartoffelsack und mit fiesem Jetlag.
Das Konzert in Omsk und unser Gespräch danach sind mir noch frisch im Gedächtnis, deshalb bin ich nicht nur erschöpft, sondern auch nervös. Aber als ich höre, dass diese Jagdhunde hinter ihm her sind, überkommt mich ein Anflug von Beschützerinstinkt.
Ich nehme meinen Platz hinter seiner Schulter ein und drücke ihm den Ohrstöpsel in die Hand.
»Keine Sorge, ich bin da.«
Er atmet auf.
Einige TV-Moderatoren bedrängen Adam wegen des asiatischen Teils seiner eurasischen Identität und fragen, ob sein Musikstil zu eurozentrisch ist. Das istwirklich unter der Gürtellinie. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er sagte, dass die Verbreitung seiner Kultur für ihn so wichtig sei. Was für ein Haufen Idioten.
Ich verstehe jedoch die gespaltene Persönlichkeit Südkoreas, wenn es um den Westen geht. Obwohl die südkoreanische Unterhaltungsindustrie und die gesamte Wirtschaft unter dem Einfluss des Westens einen Aufschwung erlebt haben, gibt es auch Gegenstimmen.
Ich kann ihm sofort eine Metapher geben, die das Publikum verstehen wird.
»Sogar die Königsgarde von Naegeumwi benutzte ausländische Gewehre.«
Adam setzt sie perfekt ein.
Die ersten beiden Tage stehen ganz im Zeichen der Medien. Radiosender, Fernsehsender, Interviews für Print- und Webmagazine. Das Tempo ist zügig, aber überschaubar. Adam und ich sind ein eingespieltes Team. Wir machen genau da weiter, wo wir bei den SMAs aufgehört haben. Die Journalisten versuchen, ihn dazu zu bringen, das Falsche zu sagen. Ich helfe ihm, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Sie versuchen, in seinem Privatleben herumzuschnüffeln. Klugerweise weigert er sich, darüber zu sprechen.
Er beantwortet die gleichen Fragen eine Million Mal.
»Wie groß ist Ihr Stimmumfang?«
»Ich weiß es nicht; meine stimmlichen Fähigkeiten sind nur ein Werkzeug, mit dem ich meine Zuhörer auf eine emotionale Reise mitnehme.«
»Wie lange singen Sie schon?«
»Ich habe schon gesungen, bevor ich sprechen konnte.«
»Wie sind Sie so gut geworden?«
»Zwanzig Jahre Ausbildung und Übung.«
»Welche Musikrichtungen mögen Sie?«
»Pop, Rock, Rap, Metal, Volkslieder, Oper, Klassik, Neoklassik. Alles davon.«
»Was sind Ihre Karrierepläne?«
»Diesen Teil der Tournee abschließen, mein Album fertigstellen, die letzten beiden Teile der Tournee durchführen und dann sehen wir weiter.«
»Was ist Ihre Lieblings-K-Pop-Gruppe?«
»Es gibt zu viele gute, als dass ich mich für eine entscheiden könnte.«
»Was würden Sie Ihren koreanischen Fans gerne sagen?«
»Dass ich sie liebhabe und es kaum erwarten kann, bei ihnen zu sein.«
»Wann werden Sie heiraten und eine Familie gründen?«
»Nicht, bevor ich dreißig bin.«
Er gibt immer wieder dieselben Antworten, mit unendlicher Geduld und Anmut, und gewinnt dadurch nach und nach alle für sich.
Adam leuchtet so hell, dass ich von dem Strahlen völlig in den Schatten gedrängt werde. Ich bin es gewohnt, bei meiner diplomatischen Arbeit nicht beachtet zu werden, aber in der Welt der Unterhaltung wird das Personal hundertmal mehr ignoriert. Der diplomatische Assistent von heute ist vielleicht der Verbindungsmann von morgen, aber die kleinen Monde eines Sterns werden nie irgendjemand sein.
Wenn wir arbeiten, bin ich sogar für ihn unsichtbar. Ich flüstere, flüstere, flüstere ihm ins Ohr, aber er redet nicht mit mir und sieht mich, soweit ich das beurteilen kann, nicht einmal an. Er hört mir und allen anderen zu, tut, was man von ihm verlangt, und bewahrt diese unerschütterliche Fassung und Anmut.
Zum Glück ist er nur ein netter Kerl und macht nicht wieder einen auf sexy Tier. Und im Laufe der Tage wird klar, dass seine bescheidene, rücksichtsvolle Persönlichkeit echt ist. Selbst wenn er müde oder hungrig ist und ich erwarten würde, dass die Fassade bröckelt, tut sie das nicht.
Ich mag ihn mehr und mehr.
Ich dachte, ich würde auf dieser Reise etwas Zeit mit Amelia und den anderen verbringen, aber Adam und ich sind so beschäftigt, dass wir die anderen nur sehen, wenn sie zu unseren Terminen mitkommen – und an den paar Abenden, an denen wir alle zusammen im Hotel zu Abend essen. Ansonsten gibt es nur uns beide. Wir sind von sieben Uhr morgens bis zum Ende der Reise ununterbrochen zusammen. Der Rest der Gruppe kann sich die Sandstrände und türkisfarbenen Buchten von Busan ansehen, aber wir haben keine Zeit für Freizeitvergnügen.
Bei einer solchen Arbeit muss man sich abwechselnd beeilen und abwarten, und wir werden ständig in dem Luxus-SUV, den RMR zur Verfügung stellt, durch die Gegend gekarrt. Am nächsten Morgen schlängelt sich das Auto langsam durch den Berufsverkehr, sodass wir Zeit haben, bei einem Tee zu plaudern. Ein echtes Gespräch ist eine nette Abwechslung.
»Erzählen Sie davon, wie Sie sind aufgewachsen in Amerika.«
»Das bin ich nicht, nicht wirklich. Ich habe in Europa gelebt, bis ich zehn war. Mein Vater war stellvertretender Staatssekretär im US-Büro für Europäische und Eurasische Angelegenheiten, und meine Mutter war Assistentin in der Amerikanischen Botschaft in Madrid. Dort haben sie sich kennengelernt und geheiratet. Madrid war unser Zuhause, aber wir waren die meiste Zeit auf Reisen. Ich habe meine Kindheit damit verbracht, auf dem Schoß von Botschaftern und Premierministern des ganzen Kontinents zu sitzen. Als ich in die USA zog, wusste ich nicht einmal, in wie vielen Ländern ich gewesen war.« So einfach es auch ist, mit ihm zu reden, ich bin noch nicht bereit, ihm zu sagen, warum ich umgezogen bin.
»Das ist interessant. Bei mir das Gegenteil. Als ich Kind war, lebten wir in Kleinstadt. Mein Vater gab mir Klavierunterricht, als ich zwei Jahre alt war, und mit fünf ging ich zu Musikschule. Als ich zehn war, zogen wir nach Izmara, um Zugang zu besserer Musikschule zu bekommen, aber erst mit fünfzehn war ich zum ersten Mal außerhalb Sanzharistan.«
Der Geländewagen fährt über eine Bodenwelle. Mein Becher ist zu voll. Brühend heißer Tee spritzt durch das Loch im Deckel, verbrennt meine Hand und lässt mich scharf Luft holen.
Adam nimmt mir den Becher mit einem »tsss« aus der Hand und stellt ihn in einen Becherhalter neben seinen eigenen. Er wechselt ins Russische. »Sind Sie verletzt?«
»Nein, geht schon.«
Er nimmt meine Hand und betrachtet den rot leuchtenden Fleck, den der Tee hinterlassen hat. Er schüttelt den Kopf, runzelt die Stirn und trocknet mir plötzlich die Hand mit einer Serviette. Das ist so … fürsorglich. Es ist mir völlig fremd, dass sich jemand auf diese Weise um mich kümmert, aber für ihn scheint es so alltäglich zu sein, dass er nicht mit der Wimper zuckt.
Er nimmt den Deckel von seinem Becher ab und kippt etwas von meinem Tee in seinen Becher, um die Gefahr weiterer Verbrennungen durch Spritzer zu vermeiden.
Wie anmaßend! Aber auch süß. Und effektiv, ich kann mich also nicht beschweren. Was für ein seltsames Gefühl.
Er gibt mir die Tasse zurück. »Dadurch haben Sie wohl angefangen, Sprachen zu lernen.«
»Ja, dadurch habe ich Spanisch, Französisch und Italienisch gelernt. Meine Kindheit war fantastisch. Na ja, außer, dass ich keine Freunde hatte, weil wir so viel gereist sind.«
»Ja, ich verstehe. Das ist traurig. Ich habe noch viele Freunde aus meiner Kindheit.«
»Ihre Freunde haben Sie sehr gern.«
Sein Lächeln ist warm. »Ja. Ich habe sie auch gern. Sehr gern.«
Ich erzähle ihm von meinem Kunstunterricht im Prado und davon, dass die schönsten Parks und Plätze Europas meine Spielplätze waren. Er ist ganz aus dem Häuschen, als er erfährt, dass ich meine erste »Musikstunde« im Alter von fünf Jahren hatte, als ich auf der Klavierbank saß, während mir der Musik-Act auf der Geburtstagsfeier einer spanischen Baronin ein Volkslied beibrachte. Es war Plácido Domingo. Adam ist ein großer Fan von einem der größten Opernstars.
Adam erzählt mir von zwanzig Jahren Musikschule und internationalen Wettbewerben in der ganzen östlichen Hemisphäre. Chor, Musiktheater, Rockbands, sogar Oper. Er schlug sich als Hochzeitssänger und Special Guest bei sanzharischen Varieté-Shows durch. Dann die russische Silvester-Varieté-Show, wo er in letzter Minute für einen legendären Sänger einsprang, der krank geworden war. Adam sollte eigentlich nur eine kleine Rolle in einem anderen Teil der Show haben, aber ein Produzent wusste, was er konnte, und gab ihm den Platz. An diesem Abend sang er drei Lieder, die ihn über Nacht berühmt machten. Er musste sich schnell daran gewöhnen, eine Berühmtheit zu sein, und seither ist er immer berühmter geworden.
Es stellt sich heraus, dass wir uns in vielerlei Hinsicht ähnlicher sind, als ich gedacht hätte. Adams Fähigkeiten und sein Erfolg sind kein Zufall, genauso wenig wie meine. Obwohl wir beide jung sind, haben wir hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir waren beide fleißige Schüler. Wir sind ehrgeizig. Wir sind über lange Zeiträume intensiv gereist. Wir beklagen uns darüber, wie anstrengend das ist, wie deprimierend Hotels nach einer Weile werden. Ich erzähle ihm von den Orten, an denen ich als Dolmetscherin war. Er war an vielen der gleichen Orte als Künstler. Wir wissen viel über die Flughäfen und nichts über die Ausflugsziele. Da wir beide beruflich viel unterwegs sind, gehört das einfach dazu.
Unsere Unterschiede sind jedoch erheblich. Adam will die ganze Zeit unter Menschen sein, während ich ein Einzelgänger bin. Er liebt es, vor einer Menschenmenge zu stehen, während ich den Schatten bevorzuge. Trotz meiner europäischen Kindheit bin ich Amerikanerin, während er durch und durch Sanzharer und sehr stolz auf sein Land und seine Kultur ist. Ich bin grob gesagt christlich, aber mein Glaube ist inklusiv, und ich denke nicht viel darüber nach. Er ist Moslem, und seine religiösen Überzeugungen und kulturellen Traditionen leiten ihn in allen Dingen.
Es scheint seltsam, dass wir aus so völlig unterschiedlichen Welten kommen und dennoch so viel gemeinsam haben können. So nah und doch so fern.
♪♫
Beim Konzert in Busan fühle ich mich nicht mehr so sehr als Eindringling hinter der Bühne. Adam steht wieder im Auge des Tornados, während sein Team ihn verwandelt. Heute Abend ist er eher ein Popstar als ein Rockstar. Auch das Programm ist hier mehr auf Pop ausgerichtet; die härteren Songs aus Omsk sind nichts für dieses Publikum.
Diesmal gehe ich zu ihm, bevor die Show beginnt. Ich weiß jetzt, dass diese Grüße und guten Wünsche seiner Fans ihn stärken und ihm Kraft und Mut geben, hinauszugehen und alles zu geben. Ich freue mich, fühle mich sogar geehrt, einen kleinen Beitrag leisten zu können.
Aber jetzt, wo ich ihn besser kenne, kann ich auf keinen Fall zusehen, wie er zwei Stunden lang mit seinem Publikum Sex hat. Ich bleibe während der Show in seiner Garderobe, wo ich seine himmlische Stimme hören kann, aber seinen leidenschaftlichen Gesichtsausdruck nicht sehen muss.
Trotz der feindseligen Medien ist das Publikum hier fantastisch, die Zuschauer unterstützen Adam mit all ihren Gefühlen. Nach der Show sagt mir Amelia, dass er das braucht, um all seine Hemmungen abzulegen und sich voll und ganz zu offenbaren, wie er es heute Abend getan hat, sagt sie. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn der Auftritt in Omsk keine vollständige Selbstentblößung war, was zum Teufel hat er dann heute Abend getan? Einen echten Orgasmus auf der Bühne gehabt?
Als Adam zurückkommt, sprüht er vor Begeisterung und Leidenschaft, lodernd wie eine Flamme, glorreich. Verschwunden ist alle Bescheidenheit. Er ist der Star, und er weiß es. Seine Energie und Präsenz sprengen die Wände des Raumes und walzen jeden platt. Unser Gespräch nach dem Omsk-Konzert wird nun in die richtige Perspektive gerückt. Das war tatsächlich nur die Euphorie nach der Show, die nichts mit mir zu tun hatte. Was für eine Erleichterung.
Einige ortsansässige Fanclubleiterinnen, die das Privileg hatten, die Garderobe zu schmücken, dürfen nun den Künstler treffen. Wenn ich Adam mit seinen Fans aus nächster Nähe beobachte, wirken sie so, als würden Anhänger eines Kultes ihrem Gott begegnen. Während ich dolmetsche, mildere ich ihre Worte ein wenig ab, aber ihre Gesichter und ihre Körpersprache kann man nicht abschwächen.
Selbst im Moment seines Ruhms ist Adam immer noch freundlich zu ihnen. Er hat sie wirklich gern. Er ist so dankbar für ihre Unterstützung, dass er sich aufrichtig bei ihnen bedankt, Fotos mit ihnen macht, ihre Hände hält und ihnen mit einem brennenden Laserblitz-Lächeln in die Augen schaut.
Die Schlange der Menschen, die ein Selfie oder ein Autogramm wollen, die ihn berühren wollen, die ihm sagen wollen, wie sehr sie ihn lieben, die ihm Geschenke und Blumen geben wollen, scheint endlos. Erst nachdem er sich um alle gekümmert hat, entführen die Planeten den Star und bringen ihn in sein Hotel, während der Rest von uns hinterherstolpert.
Seoul. Das Epizentrum der asiatischen Unterhaltungsindustrie.
Die RMR-Betreuer scheuchen Adam von morgens bis abends herum, und ich folge ihnen auf Schritt und Tritt. Busan war im Vergleich zu dem Theater hier entspannt, die SMAs waren gar nichts dagegen. Es ist ein Irrsinn: pausenlos Auftritte, Interviews, Fotoshootings, Last-Minute-Promos für sein Konzert.
Adam nimmt an Fernsehsendungen teil und spielt Spiele. In den Sendungen muss er Plätzchen backen, Geschirr bemalen, alberne Kostüme und Hüte tragen und versuchen, Koreanisch zu sprechen. Für mein westliches Empfinden wirkt das, als wollte man ihn lächerlich machen. Aber jetzt, wo ich hier bin, spielt Adam fröhlich mit und ist sich sicher, dass er nicht verspottet wird.
Am ersten Tag hat er drei verschiedene Fotoshootings. Eins ist für einen Fernsehauftritt in zwei Tagen, eins für ein koreanisches Modehaus, eins für einen Juwelier. Die Shootings sind ein Sturm aus Glätteisen, Augenbrauenstiften, Lippenpinseln und Öltupfern, Kleiderständern, Schwärmen von Stylisten, Fotografen und Assistenten, dann endlose Posen und die Überprüfung der Ergebnisse auf den Kameradisplays.
Beim Modeln gibt es weder Würde noch Privatsphäre. Wie immer bin ich an seiner Seite und drehe ihm hastig den Rücken zu, während sie ihn bis auf die Unterhose ausziehen und ihm das anziehen, was sie gerade verkaufen. Wie würden seine Fans reagieren, wenn sie wüssten, dass ich nur einen Meter von ihrem fast nackten Popstar entfernt stehe? Adam ist daran gewöhnt, aber für mich ist das verdammt unangenehm.
Und er ist außerordentlich gut im Modeln und bringt mit seinen verführerischen Gesichtsausdrücken die Kameralinsen zum Schmelzen. Es ist nicht so schlimm, wie ihn auf der Bühne zu sehen, weil es ganz offensichtlich alles nur gespielt ist, aber ich muss trotzdem wegschauen. Dieser Mann weiß nur zu gut, was er tut.
Die koreanischen Stylisten verdienen eine verdammte Medaille. Adam sieht absolut umwerfend aus, von Jeans und T-Shirt über einen 20.000 Dollar teuren Tweed-Smoking bis hin zu einem S&M-inspirierten schwarzen Lederoutfit mit Trenchcoat, Handschuhen und einer Menge unnötiger Riemen und Metallringe. Puh.
Mit einer Größe von 1,90 Metern, dazu Schönheit, Ruhm und wahnsinnigem Talent, ist Adam natürlich ins Visier aller großen Marken geraten. Bei jedem Shooting tritt jemand an Dilshad heran, um Adam für etwas anderes unter Vertrag zu nehmen. Ich renne zwischen Adam und Dilshad hin und her und versuche, ihnen beiden zu helfen. Dann sagen die Fotografen: »Okay, ich glaube, wir haben es«, und wir eilen los, um das Ganze an einem anderen Ort zu wiederholen.
Über das ständige Getöse der Fans und Fotografen, die nach ihm rufen, dringen mehrere Sprachen gleichzeitig zu uns. Je nachdem, wer mithört, flüstere ich ihm etwas auf Englisch oder Russisch zu, warne ihn vor Fangfragen, sage ihm, wer die Influencer sind und wer egal ist.
Die Zuneigung von Adams Freunden ergibt jetzt absolut Sinn. Trotz seines Star-Appeals, der alles in den Schatten stellt, wirkt er abseits der Bühne überhaupt nicht wie ein Promi. Adam ist bodenständig, und es ist bemerkenswert einfach, mit ihm zusammen zu sein. Diese Woche wäre hundsmiserabel, wenn er sich wie der Star verhalten würde, der er ist.
Ich bin dauererschöpft und schlafe jede Nacht fast ein, bevor ich ins Bett gehe.