2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €
»Star Song Track 05: Höre auf dein Herz« Folge 5 von 5 - Der Serienabschluss! »Geh nicht weg.« Ich klinge wie ein Häufchen Elend, aber das ist mir egal. »Das werde ich nicht.« Er sieht mich ein paar Sekunden lang an, sein Gesicht ist ernst, dann legt er sich zu mir, die Kissen bilden eine weiche Barrikade zwischen uns. »Schlaf jetzt. Morgen früh wird alles besser sein.« Seine Hand, die nun meine hält, ist wie ein Rettungsring. Mein Herz und mein Atem werden langsamer. »Danke, dass du dich um mich kümmerst.« »Ich habe doch versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde. Und das tue ich auch.« Nachdem Kate nur knapp einer Katastrophe entgangen ist, sieht alles anders aus. Sie bekommt einen Vorgeschmack darauf, wie es wäre, mit Adam zusammen zu sein, aber sie ist hin- und hergerissen zwischen den Karrierezielen, die sie ihr ganzes Leben lang verfolgt hat, ihrem Pflichtgefühl gegenüber ihren Eltern, ihren Gefühlen für Adam und ihrer Angst, alle zu verlieren, die sie liebt. Kann die rationale Kate auf ihr Herz hören? Und selbst wenn sie das kann, kann sie ihrem Herz auch folgen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Georgia Rains
STAR SONG
Track 05: Höre auf dein Herz
Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Baumann
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Rettung
Kapitel 2
Tag und Nacht
Kapitel 3
Heilung
Kapitel 4
Mit Adam zusammensein
Kapitel 5
Auf mein Herz hören
Kapitel 6
Segen
Kapitel 7
Liebe und Komplikationen
Kapitel 8
Was ich nicht wusste
Kapitel 9
Hmm, geheimnisvoll
Kapitel 10
Umzug
Kapitel 11
Was Adam getan hat
Kapitel 12
Endlich
Kapitel 13
Familienangelegenheiten
Kapitel 14
Anfang
Kapitel 15
Sein größter Fan
Die Star Song Serie
Nachwort der Autorin
Danksagung der Autorin
Danksagung der Herausgeberin
Impressum
Der schraubstockähnliche Griff um meinen Arm lockert sich. Ich bin frei. Ich trete Wasser, ohne zu wissen, in welche Richtung ich schwimmen soll, aber mein Kopf durchbricht die Oberfläche. Ich schlucke Luft und eiskaltes, schmutziges Wasser. Ein Stück der Tür ist noch zu sehen. Ich will versuchen, hinzukommen – die Menschen dort drin! –, aber Hände zerren mich weg. Die Öffnung zwischen der Decke und dem Wasser wird immer kleiner. Die Hände ziehen mich hindurch.
Einige der Rettungsinseln sind schon weit weg, einige direkt neben mir. Waren es fünf Minuten? Dreißig? Schreiende Menschen zerren mich an meinem zerschmetterten Arm in eine Insel. Der Schmerz explodiert in weißem Rauschen.
♪♫
Ich liege auf einer ebenen Fläche unter dem dunklen, offenen Himmel. Über mir schwingen Glühbirnen an Kabeln. Menschen knien über mich gebeugt. Ich friere und brenne abwechselnd. Mein Arm ist wie tausend Supernovae, die explodieren. Mein Rücken fühlt sich fast genauso schlimm an. Irgendetwas stimmt nicht mit meinem Kopf.
♪♫
Ich bin in einem höhlenartigen, schmerzhaft hellen, weißen Raum, über mir laufen lackierte Rohre und Lüftungsschächte entlang. Jemand macht etwas mit meinem verletzten Arm. Ein Infusionsbeutel kommt ins Blickfeld. Verschwommene Gesichter drängen sich um mich herum. Der Schmerz verschwindet im glückseligen Nichts, dann erlischt das Licht.
♪♫
Geräusche, Bewegung, Summen, der Geruch von Alkohol und Jod, Schmerzen, Stimmen, die immer wieder auftauchen, während ich zwischen dämmrigem Wachzustand und Schlaf hin- und hergleite. Maschinen. Menschen. Sind es Stunden oder Tage? Wieder Dunkelheit. Und wieder. Und wieder.
♪♫
Ich sitze in einem Rollstuhl, kann meinen Arm nicht spüren und meinen Kopf nicht heben. Ich bin mit Betäubungsmitteln vollgepumpt. Ich kann nicht denken. Eine Art hölzerner Steg ist unter meinen Füßen, dann Beton. Meine Augen wollen nicht offenbleiben. Selbst das Atmen fällt mir schwer. Die Menschen drängen sich um mich herum, rempeln mich an. Der strenge Körpergeruch widert mich an, und laute Stimmen in Sprachen, die ich zwar erkenne, aber nicht verstehen kann, kratzen an meinem Gehirn. Es wird geredet, geschrien, geschluchzt. Papiere werden vor mir hin- und hergereicht. Zu viel Aktivität und Lärm.
Hände berühren meine Knie. Jemand kniet zu meinen Füßen. Ein Gesicht kommt in den Fokus.
Es ist Adam.
Er sieht schrecklich aus. Er ist so wunderschön.
Alles tut weh.
Ist das ein Hotel? Ich liege in einem Bett unter einer goldglänzenden Tagesdecke. Überladene, raumhohe Wandbehänge, Quasten und Tücher. Vergoldete Lampen. Ein glänzender, lackierter Holzschreibtisch an einer Wand neben einem Ohrensessel. Der Raum ist dunkel, bis auf etwas Licht, das durch eine offene Tür hereinfällt.
Leise Stimmen kommen durch die Tür. Ist das sanzharisch? Ich versuche mich aufzusetzen, aber ein stechender Schmerz in meinem Arm und meinem Rücken hält mich zurück. Ich kann nur laut rufen. »Sálem?« Nicht laut genug. Ich atme mehrmals schmerzhaft ein und versuche es erneut. »Sálem?«
Es gibt einen Aufruhr, dann erscheinen Leute in der Tür. Adams Eltern. Eine Sekunde später drängelt er sich an ihnen vorbei in den Raum. Er ist ein totales Wrack, blass, unrasiert, ungepflegt, dunkle Ringe unter den Augen. Er setzt sich neben mich auf die Bettkante.
»Wo bin ich?« Ich kann nur Englisch.
»Bei mir zu Hause.«
»Was ist passiert?« Meine Stimme ist rau und heiser.
»Deine Fähre ist gesunken. Man hat dich gerettet und nach China gebracht. Ich bin hingeflogen und habe dich hergeholt.«
Flüchtige Bilder, die ich nicht zuordnen kann, blitzen in meinem Kopf auf: Boote, ein Flugzeug, ein Krankenwagen? Aber die bleibenden Bilder überholen sie: Kinder in flackernden Lichtern, Wasser und Flammen, verängstigte Gesichter, Menschen, die in der Dunkelheit verschwinden.
Heiße Tränen laufen über meine Wangen.
Adams Eltern stehen mit mitfühlenden Blicken in der Tür. Mit der Hand, die ich noch bewegen kann, ziehe ich ein Laken bis zu meinen Augen und verstecke mich darunter, während es meine Tränen aufsaugt. Adam streicht mit seiner Hand an meiner Hüfte hin und her.
»Es ist okay. Es ist vorbei. Du bist hier in Sicherheit«, murmelt Adam mir immer wieder zu und sagt beruhigende Dinge. Seine Stimme lullt mich wieder in den Schlaf.
Ich bin unter Wasser und friere, dann tauche ich auf, als ich Schreie höre. Die Arme strecken sich nach mir aus, aber ich stecke fest und kann sie nicht erreichen. Hände umklammern meine Füße, ziehen mich nach unten und halten mich unter Wasser. Der Schraubstock, der meinen Arm umklammert, breitet sich über meine Brust und meine Beine aus und hält mich in der Dunkelheit fest, unter Wasser, ohne dass ich atmen kann. Ich werde hier sterben, in Gesellschaft von Monstern, die versuchen, mich zu ertränken.
Ich wache plötzlich auf, allein. Obwohl ich auf dem Schiff keine Angst hatte, bin ich jetzt starr vor Angst, mein Herz klopft so stark, dass es weh tut. Mir kommen wieder die Tränen.
Eine Uhr zeigt an, dass es drei Uhr morgens ist. Von draußen sind immer noch Stimmen zu hören, also zwinge ich mich, aufzustehen, obwohl jeder Muskel danach schreit, dass ich liegenbleibe. Als ich die Decke wegschiebe, breche ich in Schweiß aus. Ich trage einen hässlichen, rosa Krankenhauskittel, meine eigenen Klamotten sind weg, mein Arm ruht in einer klobigen Schiene, aber mein Armreif ist wie durch ein Wunder noch an meinem anderen Handgelenk. Ich humple zur Tür, halte mich am Kopfende des Bettes und dann an einem Stuhl fest und lehne mich gegen den Türrahmen.
Adam, immer noch unordentlich, immer noch in denselben Klamotten, unterhält sich mit Ismail in einer großen Küche direkt vor der Tür.
Meine Stimme zittert: »Ich will da drin nicht alleine sein.«
Beide sehen erschrocken zu mir herüber. Adam kommt sofort zu mir und schlingt sanft seine Arme um meine brennenden Schultern. Die Erleichterung verdrängt etwas von meiner Angst. Er sagt etwas auf sanzharisch zu seinem Vater, ein Hauch von Trotz in seiner Stimme. Nachdem sie ein paar Sätze gewechselt haben, tätschelt Ismail meine gesunde Schulter, wie Adam es manchmal tut, und geht dann eine Treppe hinauf.
»Komm, ich bleibe bei dir.«
Adam hilft mir ins Bett und deckt mich zu. Er stopft eine Menge Kissen um mich herum, damit ich nicht auf die verletzte Seite rolle, und lässt sich dann in einen Stuhl fallen.
Ich schaue ihn mit Tränen in den Augen an. »Du bist zu weit weg.«
Er steht auf und klettert neben mich auf das Bett. »Ich bleibe direkt neben dir. Du brauchst keine Angst zu haben.«
»Geh nicht weg.« Ich klinge wie ein Häufchen Elend, aber das ist mir egal.
»Das werde ich nicht.« Er sieht mich ein paar Sekunden lang an, sein Gesicht ist ernst, dann legt er sich zu mir, die Kissen bilden eine weiche Barrikade zwischen uns. »Schlaf jetzt. Morgen früh wird alles besser sein.«
Seine Hand, die nun meine hält, ist wie ein Rettungsring. Mein Herz und mein Atem werden langsamer. »Danke, dass du dich um mich kümmerst.«
»Ich habe doch versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde. Und das tue ich auch.«
♪♫
Als ich aufwache, schläft Adam neben mir. Er liegt auf der Decke, unter der ich liege. Wenn ich ihn schlafen sehe, wird mein Herz immer ganz weich. Aber mit ihm aufzuwachen, ist zehnmal schöner.
Heller Sonnenschein dringt durch die Scheiben hinter den eleganten Vorhängen und wirft ein warmes Lichtquadrat auf uns.
Adam öffnet die Augen. Nachdem er mich einen langen Moment ansieht, stützt er sich auf seinen Ellbogen.
»Guten Morgen.«
Unsere Hände sind immer noch ineinander verschränkt. Adam, der immer noch fertig aussieht, aber weniger erschöpft, beugt sich vor und küsst meine Hand. Was für eine süße Geste. »Wie geht es dir? Was brauchst du?«
Ich mache eine Bestandsaufnahme. Mein Rücken fühlt sich an, als wäre er zerrissen worden, mein Arm und meine Schulter sind abwechselnd taub und brennen, mein Kopf schmerzt, jeder Muskel pocht. »Ich brauche eine Schmerztablette.« Sogar meine Stimme tut weh.
Adam rollt sich aus dem Bett und geht zum Schreibtisch hinüber, wo eine Reihe von Medikamentenflaschen zusammen mit einigen Papieren und medizinischem Zeug auf ihn warten. Das erklärt den antiseptischen Geruch. Er liest die Fläschchen, dann kippt er eines auf seine Handfläche. Er kommt zurück zum Bett und hilft mir, mich aufzusetzen, was höllisch weh tut.
»Hier. Gewöhn dich aber nicht an die.« Ich stecke mir die Tablette in den Mund und nehme einen Schluck Wasser aus dem Plastikbecher, den er mir hinhält.
Ich muss aufs Klo und bin erleichtert, dass Fatima aufgetaucht ist. Sie trägt einen langen, roten Morgenmantel mit goldenen Stickereien auf der Vorderseite, ihr langes, schwarzes Haar fällt offen über ihren Rücken, sie ist weder geschminkt noch trägt sie Schmuck. So sieht also die Königin zu Hause bei ihrer Familie aus.
Denn dort bin ich gerade. In Adams Haus, bei Adams Familie. Meine Gedanken sind wolkig, schwer zu fassen.
Adam umarmt sie lange, sein Kinn liegt auf ihrem Kopf.
Seine Mutter schnieft weinerlich. »Geh Tee holen. Lass mich ihr helfen.« Sie spricht Russisch für mich.
Fatima hilft mir aufzustehen. Heute Morgen – oder Nachmittag, ich weiß nicht, was davon – bin ich noch steifer und schmerzempfindlicher als gestern Abend. Mir ist schwindelig und ich atme schwer vor Schmerzen, und die Tränen fließen wieder. Fatima stützt mich, während wir in das angrenzende Badezimmer schlurfen, das wie das Schlafzimmer aus Marmor und im Stil eines Hotels gehalten ist.
»Ich bin so froh, dass du hier bist, Kate. Ich weiß nicht, was wir getan hätten, wenn Adam dich nicht hätte nach Hause bringen können.«
Die Schiene, die meinen Arm festhält, erschwert die Sache, aber ich kann mich gerade noch so selbstständig um meine Angelegenheiten kümmern. Danach setzt mich Fatima auf eine Bank vor dem Waschbecken und kämmt mir das vom Meerwasser verfilzte Haar. Ich brauche dringend eine Dusche, aber das schaffe ich nicht.
Adams kleine Schwester Aruzhan kommt herein und trägt eine große Keramikschüssel mit den typischen sanzharischen Verzierungen. Sie ist eine Mini-Version ihrer Mutter, nur, dass ihr langes Haar braun und ihr langer Bademantel rosa ist. Sie hilft Fatima, mein Gesicht und meine Hände zu waschen.
Aruzhan füllt die Schüssel mit warmem Wasser und stellt sie auf den Boden. Dann, in einer überwältigenden Geste der Zärtlichkeit, kniet sich Fatima vor mich auf den Boden. Sie stellt meine schmutzigen Füße in die Schüssel und wäscht sie, während sie sich Zeit nimmt, sanft, vorsichtig und gründlich. Danach fühle ich mich viel menschlicher.
Fatima und Aruzhan helfen mir zurück ins Bett, wo ich mich vorsichtig aufsetze und meinen schmerzenden Rücken gegen einen Stapel Kissen lehne. Adams Großmutter kommt mit einem Tablett mit Tee und Broten herein. Obwohl meine Kehle zu sehr schmerzt, um zu essen, trinke ich den Tee.
Die Frauen erklären, was hier vor sich ging, während ich bewusstlos war. Der Notruf ging gegen einundzwanzig Uhr raus. Die Familie war in der Küche, zusammen mit Rashid, der zur Arbeit rübergekommen war, als die Nachricht kam. Zuerst wussten sie nicht, warum Adam plötzlich versuchte, mich anzurufen. Als ich nicht antwortete, gab er den Zettel mit meiner Reiseroute an seinen Vater weiter, und Ismail übernahm die Leitung. Innerhalb einer Minute wussten sie, dass es meine Fähre war.
Die Frauen bleiben sachlich und vermeiden es, die Reaktionen der anderen zu beschreiben. Der körperliche Schmerz lässt nach, als die Tablette anfängt zu wirken – aber diese Geschichte zu hören, ist genauso schmerzhaft.
Mit siebenhundert Menschen an Bord war die Katastrophe doppelt so groß wie ein Flugzeugabsturz. Die Familie versammelte sich vor dem Fernseher und wartete darauf, herauszufinden, wie schlimm es war. Nach einer weiteren Viertelstunde kam das Video der koreanischen Militärjets, die den Unglücksort überflogen hatten. Die Fähre war verschwunden, das Wasser war voller Trümmer, Ladung, Rettungsbooten und Leichen.
Rashid und Ismail riefen ihre Leute an, damit sie vorbeikommen.
Obwohl es mich nicht überrascht, dass unsere Freunde sich hier versammelten, bin ich doch sehr gerührt, als ich erfahre, dass ein Dutzend weiterer Freunde und Verwandte der Familie ebenfalls gekommen sind, um mit Adam und unseren Freunden zu wachen. Mehr als dreißig Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gewesen sein muss. Die Frauen erzählen mir nur, dass der Gebetsraum rege genutzt wurde. Adams Großmutter hat sich die ganze Zeit über die Tränen abgewischt. Die Tränen sind nicht meinetwegen. Sie sind wegen Adam.
Nach einer weiteren Stunde traf das Rettungsschiff ein. Die Retter holten Hunderte von Menschen, sowohl Lebende als auch Tote, an Bord. In den Nachrichten wurde der Heimathafen des Schiffes genannt. Ismail rief daraufhin Peter Sokolow in Moskau an und bat ihn, seinen Privatjet nach Izmara zu schicken, damit Adam ohne Linienflüge und Zwischenlandungen dorthin fliegen konnte.
Gegen Mitternacht wurde in den Nachrichten eine Telefonnummer genannt, die man anrufen sollte. Als sie durchkamen, konnte niemand die aufgezeichnete chinesische Nachricht verstehen. Sie versuchten es weiter und klebten vor dem Fernseher. Dann, nach zwei Uhr morgens, rief eine chinesische Nummer Amelia an. Die Stimme am anderen Ende sprach Englisch. Richtig, Amelia ist meine Kontaktperson für Notfälle. Adam nahm den Anruf entgegen. Dann: Jubel, Tränen, Umarmungen.
Adam und Ismail starteten um vier Uhr morgens, flogen zehn Stunden, holten mich ab und brachten mich heute früh nach Hause.
Als ich das höre, kommen mir wieder die Tränen. Ich trauere um die Toten und die Menschen, die sie verloren haben, und um all die Menschen, die stundenlang in Todesangst darauf gewartet haben, etwas zu erfahren. Viele Familien warten zweifellos immer noch, und die Hoffnung schwindet eineinhalb Tage später.
Aruzhan rutscht auf dem Bett zu mir herüber und umarmt mich. Nach einer Minute lösen größere, stärkere Arme ihre ab. Adam hält mich fest, bis mein Weinen nachlässt.
Ich drücke mein Gesicht an seine Schulter. »Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.«
Adam küsst meinen Kopf. »Mir tut es leid, dass du nie wieder ohne mich irgendwo hingehen darfst.«
Die erste Woche ist verschwommen. Ich schlafe die meiste Zeit. Eine Krankenschwester kommt anfangs jeden Tag zu Besuch, kontrolliert die Verbände, misst die Werte und erklärt Adam meine Verletzungen, während ich versuche, zu folgen.
Ich habe eine Gehirnerschütterung, weshalb ich mich an so wenig erinnere und nicht mehr klar denken kann. Das Rezept dafür ist viel Schlaf, kein Stress und keine wichtigen Entscheidungen mindestens zwei Wochen lang.
Mein Rücken hat viele Risswunden, aber nichts allzu Ernstes. Obwohl meine Rippen bei jedem tiefen Atemzug vor Schmerz brennen, sind sie nicht gebrochen. Mein Arm hat einige Brüche, aber keine verschobenen Knochen. Die Krankenschwester ersetzt die sperrige Schiene durch eine Bandage und sagt, ich solle den Arm drei Wochen lang nicht benutzen, danach müsse ich nur noch vorsichtig sein. Meine Schulter war nicht ganz ausgekugelt. Ich hatte Glück.
In meinem nebligen Kopf versuche ich herauszufinden, wie ich mir diese Verletzungen zugezogen habe. Ich sitze im Bett, schaue aus dem Fenster und denke laut nach.
»Ich muss mir den Rücken verletzt haben, als ich das erste Mal fiel und auf der Wand landete. Was auch immer auf mich gefallen ist, hat meine Gehirnerschütterung verursacht. Wäre ich bewusstlos geworden, wäre ich mit Sicherheit ertrunken. Die Aktion hat mir wahrscheinlich auch den Arm gebrochen. Ich wette, ich habe mir die Schulter verletzt, als ich versucht habe, mich zu befreien, als ich unter Wasser war …«
Von der anderen Seite des Raumes ertönt ein leises, gequältes Geräusch. Adam sieht mich vom Schreibtisch aus an, entsetzt, die Fäuste fest an die Brust geballt. Von da an halte ich meine Erinnerungen für ihn vage, so, wie man seine Erinnerungen für mich vage hält.
♪♫
Amelia kommt nach einem weiteren Tag vorbei. Sie ist in meine Wohnung gegangen und hat alle weichen Sachen mit Stretch mitgebracht, die ich besitze, und, Gott sei Dank, auch meine eigene, frische Unterwäsche.
Nach einigem Weinen und vorsichtigem Umarmen helfen sie und Fatima mir beim Duschen. Ich bin so schwach, dass ich mich im Sitzen an Fatima festhalten muss, während Amelia mir die Haare wäscht.