Star Song Track 03: Kleiner Mond - Georgia Rains - E-Book
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Georgia Rains

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Beschreibung

»Star Song Track 03: Kleiner Mond« Folge 3 von 5 »Was bin ich denn in eurem Sonnensystem?«, fragt Peter. »Planet, jeder ist ein Planet«, antwortet Adam. »Die Band? Die Tänzer?« »Alles Planeten.« »Kate?« Adam zuckt mit den Schultern, lächelt und antwortet dann, so beiläufig wie nur irgend möglich: »Nun, bei Kate ist es anders. Sie ist ein Komet. Schön, aber sie fliegt nur an uns vorbei.« Er macht eine wegwerfende Geste, um anzudeuten, dass ich in der Ferne verschwinde, und winkt dann zum Abschied. Kulturelle Unterschiede, Sprache, Religion ... Kate muss sich immer wieder vor Augen führen, dass sie eine Außenseiterin ist, die nie dazugehören wird. Sanzharistan ist nur ein Umweg, sie wird nicht bleiben. Adam und sie sind Kollegen, ein eingespieltes Team, mehr nicht. Es wäre vielleicht einfach, wenn Adam einfach nur gutaussehend und talentiert wäre, aber nicht auch freundlich und fürsorglich. Der Star zieht sie in seine Umlaufbahn, und je intensiver die Freundschaft wird, desto gefährlicher wird die Konstellation. Ein normaler Arbeitstag verwandelt sich in einen Albtraum, als alles um sie herum zusammenbricht und sie schmerzlich daran erinnert wird, warum sie eine Mauer um ihr Herz gebaut hatte ...

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Georgia Rains

 

STAR SONG

 

Track 03: Kleiner Mond

 

 

Roman

 

Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Baumann

 

 

 

Kapitelübersicht

 

Kapitel 1

Unerreichbar

Kapitel 2

Seine königliche Heißblütigkeit

Kapitel 3

Ernsthafte Spionagearbeit

Kapitel 4

Der Tschernow-Auftrag

Kapitel 5

Tuánjié

Kapitel 6

Karten, Kirschen und Kohläpfel

Kapitel 7

Ich bin ein Problem

Kapitel 8

Auftrag in Seoul

Kapitel 9

Überraschung

Kapitel 10

Die Gegendarstellung

Kapitel 11

Der Preis

Kapitel 12

Kleiner Mond

Kapitel 13

Bienvenido a América del Sur

Kapitel 14

Liebe und Spionage

Kapitel 15

Auftrag in Bogotá

Kapitel 16

Los Angeles

Leseprobe

Kapitel 1

Ein Date

Die Star Song Serie

Impressum

Kapitel 1

Unerreichbar

 

Großer Gott. Ernsthaft? Obwohl dies nicht meine Aufgabe ist, sitze ich an meinem Schreibtisch und schaue am Ende des Tages auf einer von Adams Fanseiten vorbei, um zu sehen, ob Frieden im Königreich herrscht. Es herrscht in der Tat Frieden, und ich schwelge in Bildern vom »Körperteil des Tages«. Als Adam hereinkommt, klicke ich schnell wieder weg. Ich habe zwar kein schlechtes Gewissen, aber es sieht trotzdem so aus, als ob ich etwas verheimlichen würde.

»Was?«, fragt er.

»Nichts.«

»Was guckst du so?«

»Das brauchst du nicht zu sehen.«

»Was denn? Zeig her.«

Ich stoße ein verärgertes Schnaufen aus. »Heute sind es deine Wimpern.« Ich klicke zurück und scrolle durch eine Aufnahme nach der anderen von, genau, seinen Wimpern. Seine Fans sind meistens respektvoll, aber einige dieser Fotomontagen sind nicht für Kinder geeignet. Er beugt sich über meine Schulter, um die Bilder zu inspizieren, und senkt sein Gesicht direkt neben meins. Ich werfe heimlich einen Blick darauf. Um Himmels willen, das sind doch nur Wimpern. Sicher, sie sind üppig und so … und der Kontrast zu seiner Haut lässt ihre Länge noch stärker hervortreten, aber man muss nicht gleich eine Riesensache daraus machen. Er presst die Lippen zusammen und stößt ein leises Kichern durch die Nase aus.

Ich schüttele den Kopf. »Herrje, geh weg.«

Er tätschelt mir den Rücken. »Danke, dass du das ertragen hast.«

Ich habe meinen besten Freund in der letzten Woche kaum gesehen. Er war ein paar Tage lang völlig verschwunden, nachdem er sich mit seinem Vater im Konferenzraum gestritten hatte. Außerdem hat der Ramadan begonnen, sodass er die Abende zu Hause mit seiner Familie und nicht mit unseren Freunden verbringt. Er ist ein paar Mal für kurze Pausen vom Studio ins Büro gekommen, aber er isst tagsüber nichts, also hat er keine Ausrede, um hier abzuhängen.

Heute Abend jedoch geben Saraiya und Mohamed eine große Party zu ihrem ersten Jahrestag. Saraiya und ich sind uns viel näher gekommen, seit ich im Team bin. Ihre Familie ist traditionell, ähnlich wie die von Adam. Mohamed ist tagsüber ein Immobilienmakler und abends ein Mullah mit einer kleinen Schar Schüler. Als er im fortgeschrittenen Alter von zweiunddreißig Jahren bereit war zu heiraten, suchte er sich eine zweiundzwanzigjährige sanzharische Schönheit und heiratete sie zehn Wochen später. Adam wird zweifellos das Gleiche tun.

Sie leben bei Mohameds Familie, so, wie Adam und seine zukünftige junge, sanzharische Schönheit bei seiner Familie leben werden. Mohameds Eltern sind außer sich vor Freude über ihr erstes Enkelkind. Wie es Tradition ist, werden sie einen großen Teil der Verantwortung für die Erziehung des Kindes übernehmen.

Normalerweise kann ich selbst zu unseren Treffen fahren, aber Mohameds Familie wohnt eine Stunde entfernt. Adam wird mich heute Abend fahren, damit wir die Gelegenheit haben, uns ohne Ablenkungen oder Unterbrechungen zu unterhalten. Ich freue mich darauf und auch auf die Party. Nach unserem Gespräch in Moskau habe ich das Gefühl, dass ich loslassen und meine Beziehungen mehr genießen sollte. Ich kann immer noch nicht vergessen, dass dies nicht von Dauer sein wird, aber ich fange wirklich an, Amelia, Saraiya, Elena und ihre Ehemänner zu lieben. Und Adam, natürlich.

Ich glaube nicht, dass ich heute Abend in der Nähe dieser Freunde und Familien diesen vertrauten, schmerzhaften Stich verspüren werde. Ich fühle langsam, dass ich dazugehöre.

 

♪♫

 

Abendmahlzeiten während des Ramadan können beeindruckend sein, und in Verbindung mit einem Hochzeitstag wird dieses Iftar-Festmahl sehr üppig ausfallen. Saraiya hat mich gebeten, ein amerikanisches Gericht mitzubringen. Ich kann zwar nicht gut kochen, aber backen. Meine erste Wahl war ein New Yorker Käsekuchen, aber was hier als Frischkäse durchgeht, ist nicht dasselbe. Das einzige andere, was mir einfällt, ist der Zucchinikuchen meiner Großmutter. Ich habe keine entsprechenden Geräte bei mir zu Hause, also muss ich früh zu Saraiya gehen und ihn dort backen.

Unterwegs machen Adam und ich einen Zwischenstopp zum Einkaufen. An solche häuslichen Besorgungen ist er nicht gewöhnt. Die Gemüseabteilung ist ein Mysterium für ihn.

»Warum kaufst du Zucchini?«

»Sie sind für den Kuchen.«

»Du tust Gemüse in deinen Kuchen?« Er rümpft angewidert die Nase.

»Hast du noch nie etwas von Kürbiskuchen gehört?«

»Igitt! Gemüsekuchen?«

»Wenn ich noch da bin, mache ich dir im November einen.«

»Nein danke, das ist eklig.«

»Das ist besser als gekochter Ziegenkopf.« Diese hochgeschätzte Delikatesse aus Sanzharistan musste ich auf Elenas Hochzeit probieren.

»Ich kann nicht zustimmen.«

»Such uns ein paar Erdbeeren. Kiwis auch, wenn es welche gibt.«

Sobald er weggeht, bemerke ich, dass alle Anwesenden ihn verstohlen beobachten. Ich habe mich so sehr an Adam gewöhnt, dass ich vergessen habe, wie außergewöhnlich meine alltägliche Interaktion mit dem berühmtesten Prominenten des Landes auf Außenstehende wirken würde.

Ich packe meine Zucchini ein und sehe ihn drüben bei den Früchten. Ihm sind die Blicke der Menschen ebenfalls nicht entgangen. Er schnappt sich, was wir brauchen, und wir verschwinden schnell und ohne aufgehalten zu werden.

Als wir wieder in seinem Geländewagen sitzen, habe ich das Gefühl, wir wären nur knapp entkommen. »Es tut mir leid«, sage ich. »Ich habe es vergessen.«

Adam schüttelt den Kopf, als er den Motor anlässt. »Ich habe nicht nachgedacht.«

 

♪♫

 

Die Männer schauen misstrauisch von der anderen Seite der Kücheninsel aus zu, wie ich zwei Tassen geraspelte Zucchini in den ansonsten einwandfreien Kuchenteig rühre.

Saraiyas Küche ist ein Zoo, durchdrungen von den Gerüchen gebratenen Fleisches und brodelnder Eintöpfe. Alle sind nach einem Tag des Fastens am Verhungern. Die Frauen kochen, scheuchen Kinder und Männer weg und bereiten das Festmahl vor, während ich Kuchenteig auf Backbleche gieße und sie in den Ofen schiebe.

Adam schüttelt angewidert den Kopf und scrollt durch sein Telefon. Dann schnappt er nach Luft.

»Song Choji hat meinen Instagram-Beitrag kommentiert!«

Saraiya und ich fahren beide herum. »Was?«

Saraiya war durch ihre Schwangerschaft so erschöpft, dass ich ihr anbot, mehr Verantwortung für die sozialen Medien zu übernehmen, damit sie ihre Arbeitszeit reduzieren konnte. Während sie mich anlernte, vertraute ich ihr meinen Flirt mit Choji an. Wie jeder auf der Welt liebt sie M-POWER und zehrt von meiner Aufregung. Für die gesamte Instagram-Kommunikation mit ihm bin jetzt ausschließlich ich zuständig.

Ich sprinte um die Insel und reiße Adam das Telefon aus der Hand. »Hey!«, widerspricht er.

Saraiya und ich beugen uns darüber.

Heute hat Saraiya einen Clip von Adam gepostet, wie er »Live on Love« im Studio aufnimmt, mit der Bildunterschrift »Zeit, nach einer Location für das Musikvideo zu suchen.«

Choji hat geantwortet.

»Kommt nach Seoul. Wir haben alles. Es ist schon zu lange her. #liveonlove #nightlife #parks #dining #dancing #horsebackriding«

Ah! Das ist eine Nachricht an mich. Es klingt fast so, als würde er andeuten, dass er mit mir ausgehen würde, wenn wir dort sind. Aber genauso wichtig ist, dass »Live on Love« durch seinen Kommentar einen ordentlichen Schub kriegen wird. M-POWERs Fan-Legionen werden es sich ansehen. Das ist eine große Sache für Adam.

Saraiya und ich kichern wie Schulmädchen. »Oh mein Gott! Wie sollen wir antworten?« Choji hat wahrscheinlich hundert Frauen, mit denen er auf diese Weise flirtet, aber ich genieße es trotzdem.

Adam geht wahrscheinlich davon aus, dass es sich dabei um ein normales Schwärmen handelt. »Gib das her!« Er nimmt sein Telefon zurück. »Verrückte Mädels.«

»Danke, Bruder, ich werde es meinem Regisseur gegenüber erwähnen. Seoul ist wunderschön.«

Choji wird wissen, dass es nicht von mir ist. Ich schmolle, als Adam weggeht.

Heute Abend bleibe ich nicht an meinem üblichen Platz an Adams Schulter. Auch wenn wir gemeinsam zu dieser Party gekommen sind, habe ich das Gefühl, dass ich seine Zeit nicht in Anspruch nehmen muss, solange wir hier sind, weil ich weiß, dass wir gemeinsam gehen. Es gibt genug andere Leute, die seine Aufmerksamkeit wollen. Wir werden uns auf dem Heimweg über alles Interessante unterhalten.

Adam und ich werfen uns nur gelegentlich einen Blick zu. Alles ist in Ordnung, uns beiden geht es gut, wir machen weiter mit dem, was wir gerade tun. Das ist ein beruhigendes Gefühl.

Elena und Saraiya sind beste Freundinnen, seit sie Teenager sind. Das heißt, was Saraiya weiß, weiß auch Elena. Und was Elena weiß, weiß auch Lukpan. Und tatsächlich, nach dem Abendessen entkommt meine Choji-Katze aus dem Sack. Adam, Lukpan im Schlepptau, findet mich bei Saraiya und spricht mich ungläubig an. »Läuft da was mit Song Choji? War die Nachricht für dich?«

Ich sehe Saraiya anklagend an, während sie ihre Hände leugnend hebt. »Ich war es nicht!«

»Lukpan hat es mir erzählt. Stimmt das?«

Ich war auf diese Konfrontation nicht vorbereitet und habe keine Erklärung vorbereitet. »Ich werde mir an dir ein Beispiel nehmen und mich weigern, persönliche Fragen zu beantworten.«

»Oh, nein, das wirst du nicht. Meine Freunde wissen alle, was in meinem Privatleben vor sich geht.«

»Tun wir das?«, fragt Lukpan.

Ich deute auf Lukpan. »Siehst du. Ich mache von meinem Recht Gebrauch, zu schweigen.«

»Sind die Gerüchte über euch beide wahr?«

Mir wird heiß – zweifellos, weil ich rot werde. »Gerüchte über euch beide« klingt nach viel mehr, als es sollte. »Woher weißt du das?«

»Glaubst du, ich lebe hinter dem Mond?«

»Ja, ein wenig.«

»Nun, das tue ich nicht. Ich habe gesehen, was die Leute nach der Expo über euch gesagt haben. Und vergiss nicht, dass ich gesehen habe, wie er dich angefasst hat. Und jetzt? Was ist hier los?«

Zeit, seinen Fragen auszuweichen. »Ernsthaft, was soll ich mit ihm am Laufen haben? Er ist eine Million Meilen weit weg und eine Million Meilen außerhalb meiner Liga. Choji und ich haben uns nur ein paar Mal getroffen und ... ein paar Mal kommuniziert.«

Adam verschränkt die Arme. »Was meinst du mit ›kommuniziert‹? Du hast mit ihm fünf Sekunden bei den SMAs und fünf Minuten auf der Expo gesprochen.«

»Wir sind uns schon vorher begegnet. Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, dass ich beim M-POWER-Gipfel in Rom gearbeitet habe?«

Ich hatte erwartet, dass er überrascht sein würde, aber er scheint wirklich verblüfft zu sein. »Ihr kanntet euch schon bei den SMAs?«

»Kennen ist eine Übertreibung.«

Adam zeigt mit dem Finger auf mich, steht auf und beugt sich über mich. »Ich verbiete dir, mein Instagram zu benutzen, um mit Choji zu chatten. Zwing mich nicht, ihn zu blockieren.«

»Gut. Dann ist unser Gespräch jetzt beendet.« Ich wende mich an Lukpan und hebe den Kopf hoch. »Das Gespräch mit deiner reizenden Frau ist allerdings noch nicht beendet.«

Saraiya und ich machen uns auf die Suche nach Elena. Als ich mich zurückziehe, ruft mir Adam hinterher: »Und wir werden das Video auch nicht in Seoul drehen!«

Wir finden Elena in Saraiyas riesigem Wohnzimmer vor einem hoch aufragenden Steinkamin. »Mensch, Elena, du hast mich ja schön in die Pfanne gehauen, weil ich mit Choji gechattet habe!«

»Lukpan! Verdammt noch mal!«

»Ist schon gut. Ich habe mich geweigert, irgendwelche Fragen zu beantworten. Aber mein Spaß ist vorbei. Adam hat mir verboten, weiterzumachen.«

»Warum kümmerst du dich überhaupt um Choji, wenn du Adam hast?«

»Was? Das ist etwas ganz anderes. Ich ›habe‹ Adam nicht. Außerdem … Hast du dir Choji mal angeguckt?« Ich ziehe vielsagend eine Augenbraue hoch.

»Hast du dir Adam mal angeguckt?«, erwidert Elena. Sie ist so süß. Sie versucht nicht einmal, ihre Verliebtheit zu verbergen. Armer Lukpan. »Bist du sicher, dass es etwas ganz anderes ist? Adams gesamte Fangemeinde ist eifersüchtig auf dich.«

»Ach Quatsch. Das ist lächerlich.«

Wie ich trinken auch meine beiden schwangeren Freundinnen Limonade aus Weingläsern. Saraiya nimmt einen Schluck aus ihrem Glas und neigt nachdenklich den Kopf. »Na ja ...«, sagt sie und denkt offenbar, dass das gar nicht so lächerlich ist.

»Adam ist wie mein schwuler BFF. Völlig anders.«

»Adam ist nicht schwul!«, ruft Elena aus. Sanzharistan ist in solchen Dingen immer noch ein wenig rückständig.

»Was ist ein BFF?«, fragt Saraiya.

»BFF bedeutet best friend forever, bester Freund aller Zeiten. Eine Frau kann mit einem schwulen Mann eng befreundet sein, weil es keine Möglichkeit gibt, dass etwas passiert. So ist es auch bei mir und Adam. Es gibt ein Dutzend Gründe, warum zwischen uns nie etwas passieren wird. Also …« Ich zucke mit den Schultern. »… können wir Freunde sein, ohne uns darüber Gedanken zu machen.«

Das macht Elena neugierig. »Dann fühlst du dich nicht zu ihm hingezogen? Wenn du Choji magst, dann hast du, anders als die meisten Amerikaner, nichts gegen Asiaten.«

Die Verallgemeinerung über die Amerikaner überhöre ich geflissentlich. »Sicher, aber ich schiebe das beiseite, wie wir es alle tun.«

»Du bist eine stärkere Frau als ich. Wenn ich jeden Tag neben ihm säße, könnte ich nicht mehr klar denken. Ich würde schwanger werden, wenn ich neben ihm säße. Schwanger, obwohl ich schon schwanger bin.«

»Elena, du bist ’ne Nummer!« Obwohl die Kakophonie von Gesprächen und Musik hier drinnen viel Schutz bietet, senke ich meine Stimme und lehne mich zu ihr. »Okay, ich gebe zu, dass ich mir zuerst Sorgen gemacht habe. Aber so schwer ist das gar nicht. Wir verbringen jetzt so viel Zeit miteinander, dass ich mich daran gewöhnt habe. Außerdem muss ich regelmäßig zugucken, wie Seine Königliche Heißblütigkeit geschminkt und mit Haarspray konserviert wird. Das nimmt viel von der Magie der Ergebnisse.«

Elena schaut ihn sehnsüchtig durch den Raum an, wo er mit einer Gruppe von Mohameds Schülern für Fotos posiert. »Vergiss das alles. Er ist am schönsten, wenn er so ist wie heute Abend.«

Wir sehen alle hin. Adam ist ganz natürlich und leger, aber nett gekleidet, in kuschlig weichen Stoffen und Farben, sein Haar aus dem Gesicht, sein perfektes Profil perfekt in Szene gesetzt. Jetzt, wo ich hinsehe, merke ich, dass er Zeit in sein Aussehen investiert hat. Verdammt, er ist heute Abend besonders gut aussehend. Danke für nichts, Elena.

Adam bemerkt uns und schaut zu uns herüber. Obwohl er es gewohnt ist, angestarrt zu werden, ist es zweifellos amüsant, dass wir drei ihn so genau beobachten. Als sich unsere Blicke treffen, zuckt er leicht zusammen und nur ich erkenne, dass es sich um ein verstecktes Lachen handelt. Ich schaue nach unten und beiße mir auf die Lippen, um ihn nicht zu entlarven.

»Das spielt keine Rolle. Er ist völlig unerreichbar.«

»Er ist erreichbar«, korrigiert Saraiya.

»Für die schönen, jungen Mädchen deines Landes, sicher, eines Tages, aber für mich Ausländerin?« Ich drücke meine Hand theatralisch auf die Brust. »Niemals. Aber selbst wenn er es wäre, sind wir glücklich damit, Freunde zu sein.«

»Wenn du meinst«, sagt Saraiya.

»Jetzt fang du nicht auch noch an. Du solltest besser als jeder andere wissen, dass ich von Choji besessen bin.«

»Das stimmt allerdings. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss Gastgeberin sein.«

Den Rest des Abends verbringen Elena und ich in geselliger Runde und schlemmen uns durch das Festmahl. Unter den interessanten Leuten, mit denen ich rede, sind auch ein paar Männer, die in Frage kommen, aber wie üblich kommen sie nach einem ersten Gespräch nicht wieder.

In der Zwischenzeit möchte jeder auf der Party ein paar Minuten mit Adam verbringen. Er kommt ihnen allen entgegen. Am Ende des Abends macht er sich auf den Weg in die Küche, wo ich mich unter den Frauen befinde, die eifrig dabei sind, die Essensreste einzupacken. Er beäugt den Rest meines Kuchens und seufzt resigniert.

»Du musst ihn nicht probieren.«

»Natürlich muss ich das.«

Er stützt sich mit den Ellbogen auf den Tresen, nimmt eine Gabel und schaut den Kuchen an wie ein zum Tode Verurteilter. Zögernd nimmt er einen Bissen und legt dann den Kopf zur Seite. »Oh. Schmeckt gut.«

»Du brauchst nicht so höflich zu sein.«

»Ich meine es ernst, wirklich.« Er nimmt einen größeren Bissen. »Echt lecker. Ich will so einen zum Geburtstag. Bäckst du einen für mich?«

Das geht runter wie Öl. »Wann?«

»Sechster August.«

Zu diesem Zeitpunkt werde ich immer noch im Team sein, irgendwo in Südamerika.

»Dann ja, es wäre mir eine Ehre, deinen Geburtstagskuchen zu backen.«

 

♪♫

 

Als wir aufbrechen, ist es spät für mich, etwa zwei Uhr morgens. So zufrieden und entspannt habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich zurückdenken kann. Während die Lichter in der Dunkelheit vorbeiflackern und das Brummen des Motors seine übliche Wirkung auf mich hat, fällt es mir schwer, wach zu bleiben. Adam schaltet das Radio an, eine sanfte Stimme, die auf sanzharisch singt, fast wie ein Wiegenlied. Nach einigen Sekunden erkenne ich, dass er es selbst ist.

So etwas habe ich in seinem Repertoire noch nicht gehört. »Was ist das?«

Er lächelt und blickt zu mir herüber. »Speziell für meine Freundin.«

Ich wache verschlafen auf, als Adam meine Tür öffnet. Jetzt ist es fast drei Uhr morgens. Ich fummele meinen Sicherheitsgurt ab und steige unsicher auf das Trittbrett. »Warum ist dieser blöde Wagen so hoch?«, murmle ich. Adam legt seine Hände auf meine Taille und hilft mir, herunterzuklettern, während ich mich mit einer Hand an seinem Arm abstütze.

Oh, das ist ein weiches Hemd, aber darunter ist er nicht weich … Im Halbschlaf und verwirrt falle ich auf ihn drauf und stoße mit dem Gesicht gegen seine Brust. »Au!«

Adam schaut gebieterisch auf mich herab. »Ich habe heute Abend sehr viel über dich gelernt.«

»Was?« Ich reibe mir die Nase, während ich zu ihm aufschaue.

»Du kannst gut backen, du hast eine Affäre mit Song Choji, und ich bin dein schwuler, bester Freund.«

Elena, mein Gott! Kannst du nicht mal für eine Minute deinen Mund halten? Aber es ist okay, er tut nur so, als ob er beleidigt wäre.

Ich kichere. »So ziemlich.«

»Nun, du kannst selbst zu deiner Tür gehen.« Er nimmt seine Hände von meiner Taille.

»Wir sehen uns Montag am Flughafen.«

»Vielleicht werde ich dich vorher entlassen«, spottet er.

»Pfff. »Ich stolpere zu meinem Gebäude und drehe mich dann vor den großen Glastüren um. Adam steht immer noch neben dem Wagen und achtet darauf, dass ich reingehe. Ich rufe ihm zu. »Hey, bist du wach genug, um nach Hause zu fahren?«

»Ja, mir geht’s gut. Warum, würdest du deinen besten Freund sonst reinbitten?« Von jedem anderen hätte das nach einem eindeutigen Angebot geklungen. Aber Adam würde das nie tun.

»Nein, ich würde dir sonst sagen, dass du in deinem großen, dämlichen Auto schlafen sollst. Gute Nacht.«

»Schlaf gut, Kate.«

 

Kapitel 2

Seine königliche Heißblütigkeit

 

Ich bin glücklicher als je zuvor.

Ich hatte noch nie einen solchen Job und ein solches Sozialleben, und es ist traumhaft, dass beides so eng miteinander verbunden ist, als würde ich in einer WG mit all meinen besten Freunden arbeiten.

Und die Arbeit läuft so gut. Das enge Zusammensein mit Adam hebt meine Arbeit auf ein ganz neues Niveau. Wenn wir im Flow sind, fühle ich mich wie eine Erweiterung von Adams Verstand. Die kleinsten Veränderungen in seiner Körpersprache verraten mir, wann er sich wohlfühlt und wann er Unterstützung braucht. Ich weiß, was ich sagen muss und wie ich ihm helfen kann, mit dem umzugehen, was gerade passiert.

Adam sagt, wenn ich für ihn dolmetsche, hat er manchmal das Gefühl, die fremde Sprache selbst zu verstehen. Wenn ich ihm Hinweise gebe und er spricht, sagt er manchmal meine eigenen, unausgesprochenen Gedanken. Manchmal ist es so, als würden wir gar nicht als getrennte Menschen existieren. Manchmal, wenn wir uns am Ende eines intensiven Tages trennen, habe ich das seltsame Gefühl, dass die fehlende Verbindung über mein Headset der unnormale Zustand ist.

Als ich die Stelle antrat, wusste ich natürlich, dass ich eng mit ihm zusammenarbeiten würde, aber ich hätte nie erwartet, dass er sowohl in meinem beruflichen als auch in meinem privaten Leben eine so zentrale Rolle spielen würde. Dass Adam mir näher steht als jeder andere, ist nicht so seltsam, aber erstaunlicherweise habe ich das Gefühl, dass ich ihm jetzt näher stehe als jeder andere, außer seiner Familie und seinen ältesten Freunden.

---ENDE DER LESEPROBE---