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Die Kultserie Star Trek: Voyager führt uns auf eine sieben Jahre dauernde Odyssee durch den Delta-Quadranten. Gestrandet in der Ferne suchen Captain Kathryn Janeway und ihre Crew unermüdlich nach einem Weg in die Heimat. Auf ihrer langen Reise müssen sie immer wieder großen Gefahren trotzen und die Festigkeit ihrer Werte unter Beweis stellen. Dieses Buch blickt auf die letzte große Star Trek-Serie des 24. Jahrhunderts zurück. Für welche Themen steht sie? Wer sind ihre Protagonisten? Welche Veränderungen durchläuft die Serie? Und wie lässt sich Star Trek: Voyager aus heutiger Sicht beurteilen?
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Seitenzahl: 484
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„Drei Dinge darf man als Captain nie vergessen. Steck dein Hemd in die Hose, geh mit dem Schiff unter und lass niemals ein Mitglied deiner Crew im Stich.“
- Kathryn Janeway inDas ungewisse Dunkel
Vorwort:
Eine Serie vom Verloren-gehen und Selbst-finden
– Serienhintergründe –
Konzept, Cast, Quoten
Die
Voyager
-Mission: Eckdaten im Überblick
Reise im fremden Quadranten: Rekonstruktion des
Voyager
-Kurses
Storyelemente und Völker
– Rewatch –
Pilotfilm
Der Fürsorger
: Am Gestade der neuen Welt
Season 1 - 3: Ein großes Versprechen und viele verpasste Chancen
Season 4 - 7: Späte Kurskorrekturen und neue Horizonte
Finale
Endspiel
: Im Hauruck zurück nachhause
Ein Isik für deine Gedanken: Die andere Sicht auf die Dinge
Die
Top-20
unter 172 Episoden
– Weitere Abenteuer –
Reich an Möglichkeiten: Nicht realisierte Drehbücher
Begleitende
Voyager
-Romanabenteuer zu Serienzeiten
– Die Figuren –
Die Hauptfiguren
Wiederkehrende Gastcharaktere
Beziehungskisten:
Top-10
Kommandotandem: Janeway - Chakotay
Heimatsehnsucht vs. Prinzipientreue: Janeways politische Entscheidungen und Interventionen
Die Motive der Verräterin: Seskas Geheimlogbuch
– Die
U.S.S. Voyager
–
Das Schiff
Die
Voyager
-Flotte
Verschleiß, Verlust, Anpassung
– Andere Raumschiffe –
Schiffe der Sternenflotte
Schiffe der Borg
– Maquis –
Kämpfer der aussichtslosen Sache: Hintergründe des Cardassia- und Maquis-Konflikts in
Star Trek
Revolutionäre fern der Heimat: Der Maquis in
Voyager
– Borg –
Gnadenlose Supermacht: Das Borg-Kollektiv
Begegnungen des Grauens: Borg-Chronologie
Feinde der Utopie: Die Borg in
Star Trek
–
Voyager
neu gedacht –
Voyager
modernisiert: Wie könnte es aussehen?
Heimkehren, um aufzubrechen: Der
Voyager
-Relaunch
Ein Multiversum an Möglichkeiten: Die vielen
Voyager
-Zukünfte
Nachwort:
Der letzte Zipfel der ‚guten, alten Zeit‘
Es war der 23. Mai im Jahre 2001. So ziemlich auf den Tag genau ist es nun 20 Jahre her, dass mit dem Eventzweiteiler Endspiel die finale Folge von Star Trek: Voyager auf dem Paramount-Network UPN ausgestrahlt wurde. Nach sieben Jahren der Odyssee im fernen Delta-Quadranten endete die Serie mit einer ebenso überraschenden wie bombastischen Rückkehr an die Gestade der heimatlichen Föderation. Damit ging zugleich – nach The Next Generation (1987-1994, im Folgenden ‚TNG‘ abgekürzt) und Deep Space Nine (1993-1999, im Folgenden ‚DS9‘ abgekürzt) – die letzte im 24. Jahrhundert angesiedelte Star Trek-Serie zu Ende, die unter der Producer-Ägide von Rick Berman das Erbe von Franchise-Urvater Gene Roddenberry fortgeführt hatte. Es würde mit Enterprise (2001-2005) noch für einige Jahre ein Prequel über die Ursprünge der Föderation folgen, doch anders als den Vorgängerserien würden diesem Star Trek-Sprössling keine sieben Jahre Laufzeit mehr vergönnt sein, und nach Enterprise würde es dann sogar mit dem Ende der Ära Berman länger vollständig still um das Phänomen Star Trek werden.
Insoweit lässt sich wahrscheinlich sagen, dass mit Voyager jene Phase zu Ende ging, als noch alles in Ordnung war und Star Trek sich vergleichsweise eigenständig und mit der nötigen Seelenruhe auf seinen unterschiedlichen Schauplätzen und Themengebieten entfalten, ja auch kreativ ausprobieren konnte. Angefangen mit TNG anno 1987 lief über anderthalb Dekaden ununterbrochen mindestens eine der drei genannten Shows rund um die futuristischen Abenteuer der Captains Picard, Sisko und Janeway, ganz zu schweigen von den Kinofilmen der Classic- und TNG-Crews, die alle paar Jahre auf den Zuschauermarkt gebracht wurden.
Dies war ein Star Trek vor dem 11. September 2001, der politkulturell und gesellschaftlich heftige Schockwellen aussandte und auch die Serienlandschaft kommender Jahre und Jahrzehnte nachhaltig umpflügte. Voyagers Heimkehr stand genau am Ende der ‚guten, alten Zeit‘, die vom Fall des Eisernen Vorhangs und von einem markanten Fortschritts- und Technologieoptimismus geprägt worden war. Ähnlich wie Francis Fukuyama in seinem berühmten Essay vom Ende der Geschichte schrieb, war das Star Trek unter Rick Berman und seinen verantwortlichen Showrunnern von der Prämisse getragen, dass die Zukunft trotz aller Schwierigkeiten und Bedrohungen ein verheißungsvoller Ort ist, den es gilt zu entdecken und durch intelligente und humanistisch orientierte Lösungen zu kultivieren. Plakativ gesprochen: Star Trek stand für das Gute, für ein helles Morgen.
Spätestens nachdem die Twin Towers in New York in sich zusammenstürzten, erhielt im Sci-Fi-Genre eine erheblich düsterere Sicht auf ferne Dekaden und Jahrhunderte massiv Auftrieb. Erste Anzeichen einer Abschwächung der positiven Star Trek-Utopie waren bereits im dritten ST-Sprössling Deep Space Nine zu besichtigen gewesen, und auch in Voyager hatten sie unverkennbar Einzug gehalten. Dennoch ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass trotz solcher ersten Zeichen eines gesellschaftlichen Paradigmenwechsels auch Voyager die Fackel von Zivilisation, Neugier, Völkerverständigung und Zuversicht in Bezug auf die Möglichkeiten der Wissenschaft und Technik weiter hochhielt.
In insgesamt 172 Episoden bekamen wir eine ganze Palette von Beispielen dafür geboten, was es bedeutet, trotz großer externer Herausforderungen und Nöte zu moralischen Grundsätzen zu stehen und einem inneren Kompass zu folgen. Captain Janeway und ihre im Delta-Quadranten gestrandete Mannschaft mussten sich nicht nur auf eigene Faust durch ein raues Gebiet der Milchstraße ihren Weg bahnen, sondern trafen während ihrer langen, verworrenen Reise immer wieder auf Situationen, in denen sie unter Beweis stellen mussten, inwiefern dort draußen die hehren Prinzipien der Sternenflotte überhaupt (noch) galten. Ich würde sagen, dass dies – in konsequenter Fortführung der Vorgängershows TNG und DS9 – die stärksten Momente von Voyager waren (‚courage under fire‘). Und natürlich fand sich auf dem kleinen, versprengten Föderationsraumschiff auch eine Art zusammengewürfelte Schicksalsgemeinschaft aus teils sehr unterschiedlichen Individuen, die erst lernen mussten, miteinander klarzukommen und die Einheit in Vielfalt auf eine neuartige Weise zu verinnerlichen. Auf ihrem steinigen Weg in Richtung Heimat stieß die Voyager auf neue Personen, die teilweise – manche zeitweilig, manche dauerhaft – zu Weggefährten wurden. Die Voyager war damit in ihrem Innern eine Integrationsgemeinschaft wie unter dem Brennglas, die demonstrieren musste, wie weit ihre Bereitschaft und Fähigkeit reichte, auch alten Kontrahenten und Feinden (u.a. Maquis, Borg) die Hand zu reichen und sich unter einem gemeinsamen Ziel zu versammeln.
Ich weiß noch genau, als ich damals zum ersten Mal auf Star Trek: Voyager aufmerksam wurde. Es war irgendeines dieser Neunziger-Jahre-Fanhefte, die heute zu großen Teilen verschwunden sind. Auf der Titelseite sahen mir eine entschlossen dreinblickende Frau in Kommandouniform sowie ein bunter, verschlagen grinsender Alien mit Paradiesvogellook entgegen…und da war auch ein brandneues, ungewohnt stromlinienförmiges Raumschiff, das sogleich Aufmerksamkeit zu wecken wusste. Eine neue Star Trek-Serie? So schnell? Diesmal mit einer Frau als Kommandantin? Zuerst glaubte ich, hier werde vielleicht eine weitere Enterprise vom Stapel laufen (immerhin haben wir ja bereits so einige Kähne mit diesem Namen kennenlernen dürfen), aber im vorliegenden Fall war das mitnichten so: Das hier – die U.S.S. Voyager NCC-74656 – war ein neues, eigenständiges Schiff. Das erste genuine Protagonisten-Raumschiff einer Star Trek-Serie, das nicht Enterprise hieß. Das musste doch etwas bedeuten, oder? Hinzu kam, dass besagtes Schiff nicht nur diesen innovativen Namen trug, welcher Erinnerungen an die berühmten Voyager 1- und -2-Sonden weckte, sondern dass der Name zugleich das Programm der Serie sein sollte.
Eine ausgedehnte Reise durch einen äußerst fernen Abschnitt der Galaxis. Ein Schiff ohne sicheren Hafen, ohne Ressourcen, ohne Rückfallposition. War das nicht ein radikales, erfrischend anderes Konzept? Für Star Trek-Verhältnisse war es das allemal, denn bislang hatten die Entdeckungsreisen und sonstigen Abenteuer stets innerhalb oder jedenfalls in der näheren Umgebung der Föderationsgrenzen stattgefunden. Voyager aber trat an, mit dieser Tradition zu brechen und dort draußen das ST-Universum gewissermaßen neu zu begründen. Das empfand ich als ausgesprochen verlockend. So startete ich dereinst mit großer Neugier und Appetit in diese vierte Inkarnation aus dem Hause Paramount.
Heute, Jahrzehnte nach der Produktion der vierten Star Trek-Serie, ist es natürlich leicht, ein eiliges, allzu plakatives Urteil über die Dinge zu fällen. Man könnte sagen, dass Voyager nicht nur optisch, sondern auch als Erzeugnis der Popkultur und des Sci-Fi-Genres sichtlich gealtert und entsprechend nicht mehr ganz am Puls der Zeit ist (Stichwort ‚Zeitgeist‘, Stichwort ‚horizontales Erzählen‘….). Man könnte vielleicht sogar die Behauptung wagen, dass im direkten Vergleich andere Star Trek-Produktionen wie Deep Space Nine aufgrund ihrer schattierteren und komplexeren Erzählung in der Gegenwart weniger angegraut wirken als Voyager. Ich möchte mich aber davor hüten, irgendwelche Urteile mit dem Holzhammer zu fällen. Stattdessen möchte ich in diesem Buch versuchen, eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen zu leisten, was die Serie bestimmt und ausgemacht hat – und auch dessen, was sie hätte ausmachen können (vorhin sprach ich aus gutem Grund von Potenzial).
So möchte ich ganz verschiedene, vorwiegend inhalts-, handlungs- und charakterbetonte Dimensionen und Aspekte der Serie beleuchten und damit zu einem kritischen, aber einigermaßen abgewogenen Fazit über sie kommen. Es soll darum gehen, Voyager mit offenen Augen zu sichten und einer Analyse ohne Scheuklappen zu unterziehen. Weder soll außer Acht gelassen werden, was die Serie in ihren hellen Stunden zustande gebracht hat noch worin ihre Versäumnisse liegen. Dieses Buch ist entsprechend angefüllt mit Zusammenfassungen und Übersichten, Gedanken und Analysen, eben meinen ganz persönlichen Interpretationen zu einer Serie, die ich vielleicht gerade wegen ihrer Unvollkommenheit über die Jahre ganz besonders zu schätzen gelernt habe. Es ist die vielleicht letzte Star Trek-Serie, die in ihrer Gesamtbetrachtung noch für mehr stand als bloße Abenteuer und Action, sondern für ein Weltbild, wie es mit Gene Roddenberrys klassischer Serie ursprünglich in den 1960er Jahren seinen Ausgang genommen hatte.
- Der Autor, im Mai 2021
Anmerkung zur 2. Auflage:
In der zweiten Auflage dieses Buches wurden einige Kapitel hinzugefügt. Dazu zählen der Abschnitt zu nicht realisierten Drehbüchern, die Besprechung der wiederkehrenden Gastcharaktere sowie der in Voyager präsentierten Sternenflotten-Schiffe und das Kapitel über die Borg als Hauptgegner in der Serie. Ferner wurden bestehende Kapitel leicht ausgebaut sowie einige kleinere Fehler korrigiert.
Die zweite Auflage beinhaltet zudem einige Grafiken, die mir von Stefan Rösner (www.voyager-relaunch.de) freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden: die Illustration der Voyager-Hauptcrew (Seite →) und des Schiffes selbst (am Beginn jedes Kapitels, z.B. Seite →).
- April 2022
Anmerkung zur 3. Auflage:
In der dritten Auflage wurde das Buch nochmals erheblich erweitert. Nebst weiterer Überarbeitung sind v.a. folgende Elemente hinzugekommen bzw. wurden ausgebaut:
Rekonstruktion des
Voyager
-Kurses (neu)
Storyelemente und Völker (erweitert)
Besprechung des Finales
Endspiel
(erweitert)
Ein Standpunkt namens ‚Ein Isik für deine Gedanken: Die andere Sicht auf die Dinge‘, wo
Voyager
-Experte Stefan Rösner sich mit eigener Haltung und Argumenten zu meinen Staffelbesprechungen positioniert (neu). Stefan Rösner hat mit mir zusammen ein ausführliches Sachbuch zum
Voyager
-Relaunch verfasst (siehe Seite
→
ff.).
Seskas Geheimlogbuch (neu)
Begleitende
Voyager
-Romanabenteuer zu Serienzeiten (neu)
‚Beziehungskisten‘ (erweitert)
Abschnitt ‚
U.S.S. Voyager
‘ (erweitert)
Borg-Artikel (erweitert)
Die anderen
Voyager
-Zukünfte (neu)
Frei erfunden aus meiner Vorstellung, habe ich jedem Abschnitt des Buches eine fiktive Szene vorangestellt. Diese Szenen widmen sich verschiedenen VOY-Charakteren und sind fast alle im Zeitraum des Pilotfilms angesiedelt. Im Sinne der Schaffung von etwas Atmosphäre und Background reizte mich der Gedanke eines solchen Add-ons, zumal mir im Piloten gewisse Szenen immer gefehlt haben.
- Oktober 2024
Anmerkung: Dieses Buch ist nicht im Auftrag oder durch Unterstützung bzw. Veranlassung von Produzenten der Star Trek-Serien oder zusammenhängenden Merchandise-Artikeln entstanden. Es handelt sich ausschließlich um Meinungen und Interpretationen des Autors. Star Trek™ und sämtliche verwandten Markennamen sind eingetragene Warenzeichen von CBS Studios Inc. und Paramount Pictures.
„Setzen Sie einen Kurs … nachhause.“
- Kathryn Janeway inDer Fürsorger & Endspiel
~
Sternzeit: 47834,6 | 1. 11. 2370
Kathryn Janeway war eigentlich viel zu beschäftigt, um sich eine Verschnaufpause zu gönnen. An Bord der U.S.S. Bonestell NCC-31600-A, die sie seit dem Unglück von Captain Tombath vor vier Wochen kommissarisch befehligte, standen umfassende Umbaumaßnahmen an. Nachdem sich die Sternenflotte in den Kopf gesetzt hatte, den alten Kreuzern der Excelsior-Klasse noch einmal eine Frischzellenkur zu spendieren, war die Bonestell in den heimatlichen Hafen zurückbeordert worden. In einem der Trockendocks über dem Erdorbit wurde das Schiff derzeit auseinandergenommen, und mit ein wenig Glück würde sie bereits in wenigen Wochen runderneuert wieder auf große Fahrt gehen.
Doch bis dahin standen Janeway und ihrer Crew einige aufreibende Arbeitstage im Drei-Schichten-Takt ins Haus. Bei so einer Generalüberholung mochte in der Theorie alles perfekt sein – in der Praxis konnte vieles schief gehen. Daher war die Anwesenheit des Captains unverzichtbar, jedenfalls wenn es nach Janeway ging. Es mochte Kommandanten geben, die sich einen schlanken Fuß machten, während ihr Schiff in seine Einzelteile zerlegt und neu zusammengebaut wurde. Sie gehörte nicht dazu. Owen Paris hatte sie nicht zum Schönwetteroffizier erzogen.
Aus diesem Grund war die Einladung von Morris Patterson definitiv zur Unzeit gekommen. Ihr alter Akademie-Professor, inzwischen ein hoch dekorierter Vize-Admiral, hatte darauf bestanden, mit ihr eine kleine Shuttlespritztour innerhalb des Sol-Systems zu machen. Janeway hatte natürlich nach dem Anlass gefragt, doch Patterson gab sich äußerst schmalsilbig. Er hatte lediglich gesagt, sie müsse ihm in dieser Angelegenheit einfach vertrauen und solle an Bord der Fähre gehen, die in einer halben Stunde an der Steuerbordseite der Bonestell andocken werde. „Ist das ein Befehl?“, hatte Janeway sich erkundigt, woraufhin Patterson mit warmem Lächeln erwiderte: „Die Bitte eines alten Freundes.“
Eine Bitte. Angesichts ihrer derzeitigen Verpflichtungen hätte sie vermutlich die meisten Bitten dieser Art ausgeschlagen, doch nicht, wenn sie von dem Mann kam, der sie an der Akademie ‚entdeckt‘ und mit Owen Paris bekannt gemacht hatte. Sie hatte Morris Patterson viel zu verdanken, und es war weit mehr als nur der Umstand, ihre Begeisterung für Astrophysik geweckt zu haben. Also hatte Janeway sich bei ihrem Chefingenieur für die nächsten Stunden entschuldigt, wohlwissend, dass die Bonestell in dieser kritischen Phase nicht einmal einen regulären Ersten Offizier besaß, der sie vertreten konnte. Ihr guter Freund Tuvok, der nach dem Ausfall von Captain Tombath, auf den Posten des XO nachgerückt war, hatte kurzfristig eine Abkommandierung durch den Geheimdienst der Sternenflotte erfahren, um eine Widerstandszelle des Maquis zu unterwandern. Für die Zeit, die Janeway nicht an Bord war, hatte also ihr Chief das Sagen an Bord. Sie vertraute ihm. Es würde schon alles glatt laufen.
Das Shuttle legte pünktlich auf die Minute an. Janeway passierte die Luftschleuse und war überrascht, nur Patterson an Bord anzutreffen. Er strahlte wie ein Winterhöhlenbär und ließ es sich nicht nehmen, sie herzlich zu umarmen. Als sie sich voneinander gelöst hatten, bemerkte Janeway, wenn ein Admiral mutterseelenallein auf einen Besuch vorbeikomme, könne es niemals um eine Routineangelegenheit gehen. Patterson räumte ein, dass er das nicht verneinen könne, ließ sich jedoch weiterhin nicht in die Karten schauen. Stattdessen bat er Janeway, auf dem Sitz des Copiloten Platz zu nehmen und den Flug zu genießen. Sie seufzte und tat, wie ihr geheißen, obwohl sie bezweifelte, dass ein derartiger Trip ins Ungewisse ein Genuss werden konnte. Tatsächlich hasste sie es, über etwas im Dunkeln gelassen zu werden. Sie mochte diese Art von Überraschungen nicht, war sie doch jemand, der stets Wert darauf legte, die Kontrolle zu haben.
Während des Flugs sprach Patterson nicht viel, was ein weiterer ungewöhnlicher Aspekt ihres Wiedersehens war. Janeway kannte den Mann abseits des Offiziellen als leidenschaftlichen Plauderer, aber die Art von Schweigsamkeit, die er heute an den Tag legte, wollte nicht recht zu ihrem alten Mentor passen.
Zum Glück nahm der Flug nicht lange in Anspruch. Bereits nach einer Viertelstunde stellte sich heraus, dass Patterson einen Kurs auf den Marsorbit eingeschlagen hatte. Während die einstmals ‚Roter Planet‘ genannte, inzwischen seit Jahrhunderten erdähnlich terrageformte Welt beständig im Fenster anschwoll, spürte Janeway jähe Ungeduld in sich aufsteigen. Sie erneuerte ihre Frage, was er mit ihr vorhabe, doch Patterson entpuppte sich als wahrer Sadist – eine Seite, die sie nicht an ihm kannte. Er schwieg beharrlich wie ein Grab.
Zuletzt tauchte das Shuttle in den dichten Strom von Arbeitskapseln, Wartungsrobotern, Ausrüstungs- und Frachttransportern ein, die die gewaltigen Werftkomplexe von Utopia Planitia umschwirrten, einer der größten Planungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsstätten der Sternenflotte in der gesamten Föderation. Spätestens jetzt ahnte Janeway, dass Pattersons Ziel irgendwo innerhalb des Areals der zwei Dutzend Trockendocks und Raumbasen des Ingenieurscorps liegen musste.
Sie sollte sich nicht irren. Mit einem überraschenden Sinn für Dramatik hatte Patterson die Fähre so manövriert, dass eines der Raumschiffe in einem an Backbord gelegenen Raumdock bis zum letzten Moment vor Janeways Blicken verborgen blieb. Jetzt aber geriet es in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit, als der laterale Schub eine langsame Drehung des Shuttles bewirkte.
Janeway sah nichts anderes. Die Zeit schien sich für einen Augenblick auszudehnen. Das feingliedrige Gitterwerk des Gerüstes, in dem das noch nicht vollkommen fertiggestellte Schiff schwebte, schien gar nicht zu existieren. Nichts schien es in diesem Moment zu geben außer diesem Raumer, und falls doch, dann waren das Raumdock und die vielen an ihm und um es herum glühenden Lichter nur eine mit funkelnden Edelsteinen gespickte Skulptur im All, deren Zweck allein darin bestand, Symmetrie und Schönheit dieses einen Schiffes hervorzuheben. Seine schnittige Eleganz unterschied sich von dem Erscheinungsbild anderer Sternenflotten-Schiffe, die sie kannte. In diesen Sekunden glaubte Janeway, einen Gepard zu sehen oder einen Orca, schnell, unermüdlich und doch voller Anmut.
Endlich brach Patterson sein Schweigen, und er tat es mit sichtlicher Freude. „Das ist die Voyager.“, sprach er. „Intrepid-Klasse. Sie ist nach dem erfolgreichen Test des Intrepid-Prototypen das erste reguläre Schiff ihrer Klasse.“
Janeway war gar nicht aufgefallen, wie sie sich von ihrem Platz erhoben hatte, um das Schiff noch besser in Augenschein nehmen zu können. „Ich wusste nichts von einer solchen Schiffsklasse.“
„Das Oberkommando wollte es nicht an die große Glocke hängen, ehe die Bauphase noch nicht abgeschlossen wurde.“, entgegnete Patterson. „Aber ich bin schon jetzt davon überzeugt, dass die Voyager das Zeug dazu hat, die Flotte zu revolutionieren. Wenn sich die Hoffnungen der Ingenieure erfüllen, wird sie mit einer regulären Höchstgeschwindigkeit von Warp neun Komma neun sieben fünf unterwegs sein können.“
Janeways Augen wurden größer. „Neun Komma neun sieben fünf?“, wiederholte sie erstaunt.
„Oh, sie hat noch einiges mehr zu bieten.“, fuhr Patterson schmunzelnd fort. „Das Impuls- und Manövertriebwerk ist in Verbindung mit den Navigationssensoren so leistungsfähig, dass sie auch in gefährlichen Raumregionen, wie zum Beispiel Plasmastürmen, operieren kann… Sie ist das erste Schiff dieser Größenordnung, das standardmäßig für Atmosphärenflüge geeignet ist…“
Das Shuttle flog nun dicht am gewölbten Bug vorbei, um anschließend eine Flanke des prächtigen Schiffes zu passieren. Janeway nahm alle Einzelheiten in sich auf und merkte, wie sehr sie von der Voyager fasziniert war. Die niedrig angebrachten Warpgondeln an den kurzen Stutzen deuteten auf ein Antriebspotenzial hin, das weit über die Kapazität der Bonestell und anderer Raumer hinausging. Der glatte Übergang zwischen primärem und sekundärem Rumpf wirkte aerodynamisch im Vergleich mit den meisten anderen Sternenflotten-Einheiten.
„Und um das Wichtigste nicht zu verschweigen: Bei der Voyager sind einige traditionelle isolineare Schaltkreissysteme durch bioneurale Gelpacks ersetzt worden, die synthetische Nervenzellen enthalten. Sie organisieren Informationen besser, und dadurch wird die Reaktionszeit erheblich reduziert.“
Janeway stand für einen Augenblick die Kinnlade offen. „Ich wusste, dass die Sternenflotte mit bioneuralen Schaltsystemen experimentiert, aber ich hatte keine Ahnung, dass sie schon so weit ist, sie in einem Schiff zu verbauen…“ Instinktiv schnappte sie nach Luft. „Wann wird sie startklar sein?“
„Vorausgesetzt, wir bleiben im Zeitplan: Vielleicht schon in sechs oder sieben Monaten.“ Plötzlich spürte Janeway, wie Patterson eine Hand auf ihren Arm legte, eine warme, väterliche Berührung. „Und nun schlage ich vor, Sie setzen sich wieder, Kathryn.“ Infolge dieser Aufforderung drehte sie den Kopf und suchte seinen Blick. Der verhieß ein kommendes Paradies. „Sie wird Ihr Schiff sein. Sie werden die Voyager zu den Sternen führen.“
Als Star Trek: Deep Space Nine erstmals über die Mattscheiben flimmerte, hatte die Serie rund um die im Zentrum stehende Raumstation ein klares Ziel: Mit dem bajoranischen Sektor und dem angrenzenden cardassianischen Raum sollte ein bislang nahezu unbekannter Fleck des Alls näher beleuchtet werden – inklusive Ausflügen in den noch weit fremdartigeren Gamma-Quadranten durch das neu entdeckte Wurmloch. Nicht nur Commander Benjamin Sisko kam von der Anlage der Serie ursprünglich her, um wenigstens als Teil seiner Jobbeschreibung Entdecker zu sein. Wie drückte es Dr. Julian Bashir im Pilotfilm doch gleich aus: Er wollte absichtlich in die „entlegenste Gegend der Galaxis“ auf einen der „abgelegensten Außenposten der Sternenflotte“ gehen, um Heldengeschichten zu schreiben. Für die Autoren der Serie war damals wohl noch nicht absehbar, dass sich DS9 in späteren Staffeln immer mehr zum gefühlten Mittelpunkt des Star Trek-Universums entwickeln und alles, was Rang und Namen hat, auf diese Station kommen würde. Die Prämisse von DS9 verschob sich somit immer mehr in Richtung einer fast schon innenpolitischen Serie. Einer solchen Entwicklung sollte das vierte Spinoff, Star Trek: Voyager, unbedingt vorbeugen. Diesmal wollte man in die Wildnis gehen und in der Wildnis bleiben.
Ein neuer Anfang ohne Lust auf Experimente
Paramount glaubte fest daran, dass es möglich sein würde, an den Hype von The Next Generation anzuknüpfen, wenn man dessen Grundkonzept replizierte und vitalisierte. Der entsprechende Auftrag, eine solche Serie zu planen, erging in der ersten Hälfte der 1990er Jahre an Executive Producer Rick Berman. Der Franchise-Patriarch nahm den Ruf an und zog relativ schnell von DS9 weiter, weil ihm die schwächelnden Quoten des Raumstation-Spin-offs Sorgen bereiteten. Berman formulierte frühzeitig klare Vorstellungen, was eine neue ST-Show erfüllen musste, um breitere Fankreise anzuziehen. Mit der Rückkehr zu einer Raumschiff- und Entdeckerserie sollte es in der Tat direktere Anknüpfungspunkte an The Next Generation geben, doch Berman betonte zugleich auch Unterschiede. Durch eine – ähnlich wie bei DS9 – gemischte Crew sollte es an Bord genügend Konfliktpotenzial und innere Spannungen geben, und es sollte sichergestellt werden, dass dieses Schiff wirklich sehr weit draußen unterwegs war – so weit, dass gar kein (durchgehender) Kontakt mit der Sternenflotte bestand. Ein Novum.
Gemeinsam mit Michael Piller und Jeri Taylor arbeitete Berman das Konzept aus. Dieses sollte stärker weg vom Bekannten und mehr dem Unbekannten gewidmet sein. Man sah die große Chance, Worldbuilding von der Pike auf betreiben zu können. Das Schiff, um das es gehen sollte, würde sich in einer Situation ohne schnellen Ausweg wiederfinden. Es wurde ein konkretes Szenario daraus: Es verschlägt eine zusammengewürfelte Mannschaft aus Sternenflotte und Maquis-Rebellen auf der brandneuen U.S.S. Voyager in die Tiefen des Delta-Quadranten, 70.000 Lichtjahre (und damit gut 75 Jahre bei maximaler Warpgeschwindigkeit) von der Heimat entfernt. An und für sich eine schier unüberbrückbare Entfernung. Das Ziel: Nachhause kommen, irgendwie. Damit ist der Name des titelgebenden Schiffes auch zugleich Programm. Die Ausgangsidee war damals frisch und vielversprechend, denn sie bot Stoff für neue, unverbrauchte Geschichten, wobei es anders als bei DS9 keine politisch motivierte Story war, die das Weltgeschehen in irgendeiner Weise widerspiegeln konnte. Nein, VOY sollte überwiegend getragen sein von inhaltlichen Orientierungen innerhalb des Star Trek-Franchise, weniger von externen Impulsen. Doch in einer Zeit voller dichter, verselbstständigter Unterhaltungswelten mochte das auch in Ordnung so sein.
Zum ersten Mal durfte eine Frau im Stuhl des Captains Platz nehmen: Kathryn Janeway. Nach dem ersten schwarzen Captain war eine weibliche Besetzung zwar absolut folgerichtig, doch zum Zeitpunkt, als VOY produziert wurde, längst keine Revolution mehr. Dennoch würde VOY gerade durch die Frau an der Spitze viele junge Zuschauerinnen gewinnen, die Captain Janeway als eine Art von Role Model begriffen und sich von ihr inspirieren ließen. Man kann wahrhaft von einem Glücksfall sprechen, dass die aus dem Theater bekannte Kate Mulgrew – eigentlich die Zweitplatzierte im Castingwettbewerb – letztlich die Rolle erhielt, nachdem die zunächst ausgewählte Frankokanadierin Geneviève Bujold einen Rückzieher vom Set gemacht hatte, da sie mit dem Konzept einer wissenschafts- und technikaffinen Sci-Fi-Serie zu sehr fremdelte.
Weil VOY zu ordentlichen Stücken in den Fußstapfen von TNG wandeln sollte, war es nahe liegend, den Cast gegenüber früheren Serien organisch weiterzuentwickeln, also Altbewährtes und Neues zu mischen. So entschieden Berman, Piller und Taylor, mit dem XO Chakotay (Robert Beltran) einen Abkömmling eines in der Entmilitarisierten Zone angesiedelten Indianervolkes (TNG-Episode Am Ende der Reise), mit dem Sicherheitschef Tuvok (Tim Russ) einen vollblütigen Vulkanier und mit der Chefingenieurin B’Elanna Torres (Roxann Dawson) eine Halbklingonin im Ensemble der Hauptfiguren unterzubringen. Auch der Navigator Tom Paris (Robert Duncan McNeill) war genau genommen der TNG-Folge Ein missglücktes Manöver entlehnt und sollte ursprünglich Nicholas Locarno heißen – ein Schritt, der dann aber aus strittigen Gründen nicht vollzogen wurde, wohingegen die Lebenswege von Paris und Locarno sich doch auffallend ähneln. Die Idee, nun ein medizinisches Hologramm (Robert Picardo) als permanentes Castmitglied zu verankern, war gegenüber einer Vorlage wie dem Androiden Data aus TNG konsequent und versprach neue Lektionen in punkto Erforschung von Menschsein und Menschwerdung. Mit Harry Kim (Garrett Wang) war das Nesthäkchen der Serie gefunden; ein frisch gebackener Jungoffizier, den es gleich auf seiner allerersten Mission in die entlegenen Weiten des Alls verschlägt. Für eine Prise Exotik wiederum sorgten die zwei Figuren, die erst auf der anderen Seite der Galaxis die Voyager besteigen: der ordentlich herumgekommene Talaxianer Neelix (Ethan Phillips), der eine Nische aus Schiffskoch, Moraloffizier und Fremdenführer besetzen wird, und die Ocampa Kes (Jennifer Lien), Vertreterin eines Volkes, das bloß neun Jahre alt wird. Man holte sich also ausgerechnet eine Stubenfliege unter den vielen denkbaren Spezies des Delta-Quadranten an Bord.
Kein verflixtes siebtes Jahr, aber stete Wechsel
Die Serie würde, wie auch ihre beiden Vorgängerinnen, insgesamt sieben Staffeln erreichen. Im Hinblick auf die Inhalte der 172 Episoden bot VOY ein Potpourri an unterschiedlichsten Themen: Erforschung fremder Phänomene im Weltraum, (zunehmend) Action, Gerichts- und Aushandlungsepisoden, Auseinandersetzung mit politischen und religiösen Fragen, kulturelle Differenzen, Mystery, Ermittlungen und charakterzentrierte Geschichten. Eher beiläufig entdeckte die Serie ein gewisses komödiantisches Element, wie es von TNG und DS9 nicht so explizit praktiziert worden war. Ab der vierten Staffel würde sich VOY wiederum stark verändern, dann mit den Borg als rotem Faden sowie einer deutlich risikobereiteren Captain Janeway.
Neben den ausführenden Produzenten Rick Berman, Jeri Taylor und Michael Piller (welcher die Rolle des Showrunners übernahm), setzte sich der Writers Room überwiegend aus Personen zusammen, die sich bereits unter TNG einen Namen gemacht hatten, darunter Brannon Braga, Naren Shankar, Joe Menosky oder David Kemper. Ronald D. Moore, der zuerst für TNG und dann für DS9 engagiert war, würde sich nur ein sehr kurzes Intermezzo bei VOY geben, die Limitationen der Show monieren und später abseits von Star Trek vor allem durch das Remake von Battlestar Galactica auffallen (das ebenfalls eine Odyssee thematisiert, jedoch ganz anders und weit kompromissloser als VOY). Es würde allerdings bezeichnend sein, dass es alle paar Jahre zu einem Wechsel auf dem Posten des tonangebenden Serienproduzenten kommen würde: Nach dem zweiten Jahr zog sich Piller zurück und übergab das Zepter an Jeri Taylor, die zu Beginn von Season fünf an Braga weiterreichen würde. Letzterer würde in der Abschlussseason aufgrund seiner leitenden Funktion bei der Produktion von Enterprise an Kenneth Biller übergeben.
Sonderstatus auf UPN: Fluch oder Segen?
VOY war bereits vor seiner Ausstrahlung zum ersten großen Flaggschiff des brandneuen hauseigenen Paramount-Networks UPN (United Paramount Network) auserkoren worden. UPN brauchte damals – ähnlich, wie es später im Streaming-Zeitalter House of Cards für Netflix sein sollte – ein vorzeigbares Premiumprodukt. Vor dem Hintergrund ist das Bestreben Bermans, mit der neuen Serie von vorneherein klare Verbindungslinien zu TNG zu schaffen und VOY in eine direkte Nachfolge der Erfolgsserie zu stellen, jedenfalls unter ökonomischen Gesichtspunkten nachvollziehbar.
Für eine Star Trek-Serie bedeutete die neue UPN-Lösung eine erhebliche Veränderung der Vermarktungsstruktur, denn alle früheren Shows waren in Syndication ausgestrahlt, also an regionale Networks weiterverkauft worden. Nun aber wurde eine Star Trek-Serie mit dieser Frontliner-Stellung exklusiv an einen Sender gebunden. Das zog zunächst veritable Vorteile nach sich: Anders als im Fall von DS9 wurde VOY ansehnlich beworben und erhielt einen prominenten, stabilen Sendeplatz.
Es wird gemunkelt, dass Captain Janeway und ihre Besatzung die vollen sieben Produktionsjahre möglicherweise nur deshalb absolvieren konnten, weil VOY einen Sonderstatus auf UPN erhalten hatte. Denn betrachtet man die Entwicklung der Einschaltquoten, so muss doch konstatiert werden, dass diese über die einzelnen Seasons hinweg und trotz kleinerer und größerer Kursverschiebungen recht kontinuierlich im Schwinden begriffen waren. Zum Vergleich: Schauten noch mehr als 21 Millionen Menschen den Pilotfilm, reduzierte sich diese Quote zum Ende des zweiten Jahres auf etwas mehr als 8 Millionen. In der fünften Staffel wurde die 5-Millionen-Marke noch gehalten, dann aber im letzten Jahr unterschritten. Gemessen an dem enormen Interesse zu Serienbeginn hatte sich die Zuschauerzahl also auf einen harten Kern von gut einem Viertel verringert, wenngleich sie in den letzten Jahren weitgehend stabil gehalten werden konnte. Immerhin gewann die Serie mit dem Eventzweiteiler Endspiel noch einmal eine beträchtliche Zahl an Zuschauern zurück (8,8 Millionen).
Solche Einbußen bei den Quoten, wie sie VOY (und im Übrigen auch DS9) widerfuhren, sind an und für sich in der Serienlandschaft nichts Ungewöhnliches – nur der seiner Zeit weitgehend konkurrenzlose Sci-Fi-Pionier The Next Generation hatte gegen den allgemeinen Trend in jedem neuen Jahr Zuschauer hinzugewonnen (eine Ausnahmeerscheinung!). Doch anders als in den 1980er Jahren war der Markt zehn Jahre später mit Sci-Fi-Kreationen prall gefüllt, und die Star Trek-Serien jagten sich zu einem guten Teil durchaus gegenseitig Zuschauer ab. Sieben Jahre Laufzeit zu absolvieren war also zu diesem Zeitpunkt keine Sache mehr, die man blind voraussetzen konnte. Ohne seine feste Einplanung auf UPN hätte es im Bereich des Möglichen liegen können, dass die VOY vielleicht schon am Ende des sechsten Jahres in die Heimat eingelaufen wäre.
Man wird deshalb festhalten können, dass UPNs längerfristiges Interesse an einer Markenkern-Serie ganz sicher eine Art von Sicherheitsgarantie für VOY darstellte. Diese Sicherheitsgarantie sollte sich für die fünfte Star Trek-Serie Enterprise zu einer regelrechten Todesfalle verwandeln. Denn UPN entwickelte sich nicht so prächtig wie es Paramount ursprünglich geplant hatte. Da der Sender von vorneherein beträchtliche Reichweitenprobleme hatte, insgesamt an Aufmerksamkeit vonseiten der Zuschauer einbüßte und bald darauf selbst vom Markt verschwand, zog die Exklusivverortung – gesalzen mit einer Portion Star Trek-Übersättigung und Produzentenermattung – ENT im Sommer 2005 nach lediglich vier Staffeln in die vorzeitige Absetzung. VOY hatte also am Ende womöglich einfach nur das Glück gehabt, früher gekommen zu sein.
In welchen Etappen verlief die beschwerliche Odyssee der Voyager im Delta-Quadranten? Was erlebte sie dort? Mit welchen Völkern trat sie in Kontakt, und welche Kenntnisse erwarb sie? Wie hat sich die Crewstärke über die Jahre hinweg entwickelt, und wer kam neu an Bord? Die folgende Auflistung führt die wichtigsten Eckdaten der langen Reise auf.
Dauer der Reise: 7 Jahre, 2371 – 2378
Zurückgelegte Strecke: ca. 70.000 Lichtjahre
Neu entdeckte Spezies: 413
Direkter (Erst)Kontakt mit neuen Spezies: mindestens 160
Neue Technologien/Schiffskomponenten und wissenschaftliche Erkenntnisse (u.a.):
Crewstärke bei Start (2371): 153
1
Crewstärke bei Rückkehr (2378): 154
Neu gewonnene Besatzungsmitglieder
Verstorbene Besatzungsmitglieder: 39 (davon 32 Sternenflotte, 7 Maquis)
1 Referenz: Janeways Aussage in 7x11: Zersplittert. Die Soll-Crewstärke der Voyager beträgt 141 (vgl. Der Fürsorger).
2 Personen mit gemischtem Erbgut (u.a. B’Elanna Torres und Naomi Wildman) werden hier als Menschen gewertet.
Die Flugroute der Voyager zu visualisieren, ist angesichts des eher dürftigen Umgangs der Serie mit stellarkartografischen Fragen und des Erzählmodus in unverbundenen Einzelepisoden eine schwierige Angelegenheit. Dennoch lässt sich eine gewisse Vorstellung entwickeln, wie der Raum entlang der Reiseroute der Voyager in etwa beschaffen sein könnte. Zudem ist es hilfreich, sich anhand von Karten zu vergewissern, wie die einzelnen Reiseetappen aussahen und welche wichtigen Begegnungen bzw. Einschnitte sich im Laufe des Flugs ergaben. Hierzu habe ich ein paar allgemeine Karten erstellt, die die Route in drei Abschnitten betrachten.
Allgemein lässt sich sagen, dass der Delta-Quadrant (oder jedenfalls das, was die Voyager von ihm sieht) sich markant vom Alpha- und Beta-Quadranten unterscheidet. Der Delta-Quadrant erscheint wie ein Flickenteppich, in denen sich zahlreiche kleinere Völker, Staaten und andere Entitäten in einem anarchischen Zustand befinden. Es fehlt an Ordnungssystemen, und es gibt eine Reihe von nomadenhaften Völkern, die teils weit verstreut sind (u.a. Kazon, Hirogen, Malon, Talaxianer). Mittendrin verläuft das riesige Territorium der Borg und breitet sich wie ein immer weiter wuchernder Tumor in verschiedene Richtungen aus. Das Kollektiv interessiert sich jedoch längst nicht für alle Spezies, weshalb sein Territorium teils zwar relativ dicht an bestimmten Welten verläuft, diese aber von ihm links liegen gelassen werden.
Wie sich einige Völker im Delta-Quadranten dermaßen weit verteilen konnten, bleibt in der Serie eine ungeklärte Frage. Allerdings lassen sich gewisse Erklärungen hierfür anführen. Die Episode Die Zähne des Drachen deutet erstmals an, dass der Delta-Quadrant in weiten Teilen von einer Art Unterraum durchzogen ist, also ungewöhnlichen Subraumkanälen, die die Raumzeit massiv falten und damit Abkürzungen möglich machen. Die Vaadwaur haben sich dieser einst bedient, um Macht und Herrschaft auszuüben. Auch könnte man mutmaßen, dass bestimmte Völker sich über die Transwarpkanäle der Borg so weit im Delta-Quadranten verteilt haben. Immerhin sehen wir räumlich massiv ausgebreitete Hirogen-Fraktionen, aber etwa auch Vertreter der Malon und einige Talaxianer werden weit abseits ihrer jeweiligen Heimatwelten angetroffen.
Betrachtung des Voyager-Kurses im galaktischen Maßstab
Reiseroute 2371 (Der Fürsorger) bis 2373 (Charakterelemente); zurückgelegte Strecke: ca. 1.600 Lichtjahre
Reiseroute 2374 (Die Gabe) bis 2375 (Dreißig Tage); zurückgelegte Strecke: ca. 22.500 Lichtjahre
Reiseroute 2375 (Kontrapunkt) bis 2378 (Endspiel); zurückgelegte Strecke: ca. 22.500 Lichtjahre (plus 22.000 Lichtjahre durch Borg-Transwarpknoten)
Gibt es so etwas wie wiederkehrende Handlungs- oder Storyelemente in Voyager? Vornehmlich ist die Serie ganz klar dominiert durch Einzelepisoden, ab und zu ergänzt durch bombastische Zweiteiler, aber natürlich bestehen gewisse Stränge von Setting- und Charakterkontinuität, die sich anhand bestimmter Spezies und Figuren festmachen lassen, denen Captain Janeway und Co. im Laufe ihrer Zeit im Delta-Quadranten begegnen. Hierzu soll im Folgenden eine kleine Übersicht und Einordnung der wichtigsten dieser Arcs geboten werden. Bei dieser Gelegenheit sollen auch die wichtigsten Völker in VOY kompakt vorgestellt werden.
Kazon-/Seska-Episoden
Die Kazon sind ein clan- und nomadenartig organisiertes Volk, das einst von den Trabe versklavt wurde, sich dann gegen sie erhob und ihre Unterdrücker in die Flucht schlug. Auf diese Weise gelangten die Kazon ziemlich schlagartig in den Besitz fortschrittlicher Technologie und mächtiger Waffensysteme und kontrollieren seither einen vergleichsweise großen, aber schlecht entwickelten Raumbereich im näheren und ferneren Umfeld von Ocampa. Aufgrund ihrer wilden, aggressiven, territorialen und vergleichsweise primitiven Kultur sind sie nur teilweise in der Lage, ihre technologischen Möglichkeiten zur längerfristigen Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen zu nutzen. Vielmehr sind die Kazon darauf angewiesen, Rohstoffe, Nahrung, Medizin und Militärgerät von anderen Völkern zu stehlen; selbst Wasser ist bei manchen Gruppierungen ein rares Gut. Nach dem Sieg über die Trabe sind die Kazon wieder in einzelne Sekten zerfallen, die offen miteinander um Macht und Einfluss rivalisieren.
Als mit der Voyager ein für Kazon-Verhältnisse extrem fortschrittliches Raumschiff durch den Fürsorger in ihr Einflussgebiet geholt wird, dauert es nicht lange, bis die Kazon ein ausgemachtes Interesse an der Sternenflotten-Technologie entwickeln. Komponenten wie Replikatoren und Transportertechnologie gedenken die einzelnen Sekten im Kampf gegeneinander als Waffe einzusetzen, von den effektiven Defensivsystemen der Sternenflotte ganz zu schweigen. An und für sich wären die Kazon trotz ihrer Überzahl nur schwerlich in der Lage, der Voyager ernsthaft gefährlich zu werden. Dies ändert sich erst, als im ersten Jahr nach der Strandung im Delta-Quadranten mit Seska ein Crewmitglied der Voyager zu Maje Jal Culluh von den Kazon-Nistrim überläuft. Seska hat dies zunächst nicht vorgehabt, sondern beabsichtigte, den Nistrim für eine sichere Passage durch den Kazon-Raum und eine vorübergehende Waffenallianz hinter Captain Janeways Rücken Technologie von der Voyager weiterzugeben. Als Seska – ihrerseits in Wahrheit eine cardassianische Geheimagentin, die sich als Maquis unter Chakotays Besatzung mischte – bei ihren geheimen Aktivitäten entlarvt wird, sieht sie sich gezwungen, das Schiff überstürzt zu verlassen. Unter den patriarchalen Kazon ist die Verräterin gezwungen, sich Maje Culluh anzudienen. Um ihr Überleben zu sichern und Macht zu erlangen, unterstützt sie nun Culluhs Vorhaben, die Voyager zu erobern und als Machtinstrument für die Nistrim zu vereinnahmen. Culluh schwebt dabei der größenwahnsinnige Plan vor, mithilfe des Sternenflotten-Schiffes eine Dominanz der Nistrim unter den Kazon-Sekten herbeizuführen und weitere Völker zu unterwerfen. Durch Seskas weitreichende Kenntnisse (auch in Bezug auf Chakotays Schwächen, der mal ihr Geliebter war) gelingt es ihr zum Ende des zweiten Jahres tatsächlich, die Voyager in eine Falle zu locken und in den Besitz von Culluh zu bringen, wenn auch nur kurz.
Die Erfahrungen mit den Kazon sind für die Voyager in ihren ersten Jahren prägend und werden – neben den Kontakten mit den Vidiianern – zu bleibenden Erinnerungen, was es bedeutet, in einem anarchisch strukturierten Teil des Alls vollständig auf sich allein gestellt zu sein. Aufgrund dieser permanenten Bedrohungslage muss sich Janeway – auch aus ihrer eigenen Mannschaft heraus – die Frage gefallen lassen, ob es richtig ist, hundertprozentig zu den eigenen Prinzipien zu stehen, wenn die Föderation so weit entfernt und das eigene Überleben derart existenziell gefährdet ist. Gemeint ist insbesondere die Nichteinmischungsdirektive der Sternenflotte, an der sie zunächst eisern festhält und derzufolge eine Weitergabe von Sternenflotten-Technologie eine unrechtmäßige und unberechenbare Beeinflussung anderer Kulturen sowie des regionalen Mächtegleichgewichts bedeutet. Zudem stellt sich mit Fortgang der Kazon-Bedrohung die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, zum eigenen Schutz ein zeitweiliges Bündnis mit bestimmten Partnern aufzubauen, was wiederum bedeutet, einen Austausch von vorab definierten Gütern zum gegenseitigen Nutzen zu organisieren. Beide Erfahrungen werden Janeway und ihre Crew machen, nicht immer unbedingt mit gutem Ausgang. Erst das endgültige Verlassen des Kazon-Raums wird der Voyager eine erste, echte Erleichterung bringen. Doch neue, teilweise weit gefährlichere Spezies erwarten sie dafür auf ihren kommenden Reiseetappen…
Wichtige Episoden:
1x01/1x02
Der Fürsorger
1x11
Der Verrat
2x02
Der Namenlose
2x11
Das Signal
2x14
Allianzen
2x20
Der Verräter
2x26/3x01
Der Kampf ums Dasein
Der Heimkehr-Bogen
In der Serie finden sich immer wieder Episoden, in denen es um die Möglichkeit geht, aufgrund von technologischen Apparaturen (man nehme etwa den Raumtrajektor der Sikarianer) oder Raumphänomenen (Wurmlöcher und ähnliches mehr) in die Heimat zurückzukehren bzw. zumindest einen temporären oder dauerhaften Kontakt in die Föderation aufzubauen. Diese Folgen, die ich lose unter dem Begriff ‚Heimkehr-Bogen‘ fassen würde, stehen oftmals auch symbolisch für den Fortschritt der beschwerlichen Voyager-Reise durch den Delta-Quadranten. Gibt es anfangs nämlich keinerlei Kommunikation mit der Sternenflotte und geht diese zunächst davon aus, dass die Voyager in den Badlands zerstört worden sei, ergibt sich ab Staffel vier ein zunächst sporadischer, dann zunehmend regulärer Gesprächskanal zur Erde (wiederum durch eine Kombination technologischer und stellarer Phänomene).
Gepaart mit solchen Etappenzielen auf dem Weg zur Rückkehr sind sehr persönliche Geschichten. Einerseits erfahren die Besatzungsmitglieder, wie das Leben in der Heimat weitergegangen ist, nachdem die Voyager als vermisst gemeldet und nach und nach alle Hoffnung auf ihre Rückkehr aufgegeben wurden. Für Captain Janeway bedeutet es beispielsweise, zu hören, dass ihr Verlobter inzwischen mit einer anderen Frau zusammenlebt und die Tür in ihr altes Leben damit zugeschlagen zu sein scheint. Chakotay und B’Elanna Torres wiederum müssen begreifen, dass in der Zeit ihrer Strandung auf der anderen Seite der Galaxis eine gewaltige Macht aus dem Gamma-Quadranten (Dominion genannt) zusammen mit den Cardassianern sämtliche Maquis-Kolonien und damit die meisten ihrer Freunde und Verbündeten ausgelöscht hat.
Andererseits stellen sich, je näher man der Heimat kommt, einige Figuren die Frage, wie ihr Leben nach einer Rückkehr in den Alpha-Quadranten beschaffen sein, was sie anders oder besser machen könnten. Man nehme hier beispielsweise Tom Paris, der stets ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem autoritätsgebietenden Vater Owen – seines Zeichens ranghoher Sternenflotten-Admiral – hatte. Durch seine Läuterung an Bord der Voyager ist Tom gefestigt genug, um seinem Vater anders gegenüberzutreten, aber natürlich bleiben eine Menge Fragen, wie die eigene Zukunft aussehen könnte, wenn man eines Tages zuhause anlangen sollte. Seven of Nine wiederum wurde als Kind von den Borg assimiliert, hat damit den größten Teil ihres Lebens als Drohne des kybernetischen Kollektivs verbracht und erst aufgrund ihrer Befreiung durch Janeway ihre Individualität zurückerlangt. Die Aussicht, eines Tages ihre frühere Heimatwelt wieder zu erreichen, wo Milliarden Personen anstatt der 150 Crewmitglieder der Voyager leben, ist nicht nur ein Anlass zur Freude, sondern produziert auch Unsicherheit und Zweifel. Wird man sie dort akzeptieren? Welche Möglichkeiten, ihr neu gewonnenes Leben zu entwickeln, wird sie haben?
Für alle an Bord der Voyager gilt, dass insbesondere die Episoden des Heimkehr-Bogens sie zunehmend als Zwischenweltler markieren: Auf der einen Seite sehnen sich alle nach der Rückkehr in die Heimat, die den ständigen Fixpunkt ihrer Irrfahrt ausmacht, auf der anderen Seite stellt man mit Fortgang der Odyssee immer mehr fest, dass man in Wahrheit möglicherweise längst sein Zuhause und neues Leben auf der Voyager gefunden hat. Dieses Spannungsverhältnis auszuhalten ist nicht einfach und gehört eindeutig zu dem Besseren, was die Serie zu bieten hat. Es ist bezeichnend, dass der in der Ferne isoliert dahinziehenden Besatzung auf der Erde ein wichtiger Verbündeter zuwächst, der selbst ein Außenseiter ist: der aus TNG bekannte neurotische Ingenieur Reginald Barclay, welcher sein Herz an eine Besatzung zu ketten beginnt, die er überhaupt nicht kennt.
Wichtige Episoden:
1x01/02
Der Fürsorger
1x07
Das Nadelöhr
1x10
Das oberste Gesetz
2x10
Suspiria
4x14
Flaschenpost
4x15
Jäger
4x26
In Furcht und Hoffnung
6x10
Das Pfadfinder-Projekt
Vidiianer-Episoden
Die Vidiianische Solidarität stellt zusammen mit den Kazon die zwei großen wiederkehrenden Bedrohungen dar, denen sich die Crew der Voyager in ihren ersten Jahren ausgesetzt sieht. Zwar erhalten die Vidiianer in der Serie nicht die gleiche Betonung wie das wilde Sektenvolk, sind jedoch in ihrer Präsentation furchteinflößender. Einst waren sie nämlich ein hoch entwickeltes, kulturell gebildetes und friedliebendes Volk, ehe sie von einer heimtückischen und unheilbaren Krankheit – Fresszelle genannt – befallen wurden. Um ihr eigenes Überleben zu sichern, gaben die Vidiianer Stück für Stück ihre moralischen Grundsätze auf – und verwandelten sich in etwas, das nur als Organ- und Körperjäger bezeichnet werden kann. Mithilfe der Körperteile anderer Spezies können sie ihr eigenes Leben verlängern und erhalten möglicherweise neue Bausteine, wie sie sich gegen die grausame Erkrankung immunisieren könnten. Die von ihnen benutzten, weit entwickelten Handwaffen sind nicht darauf ausgelegt, das Ziel zu töten, sondern es ‚abzuernten‘. Die Zielperson wird betäubt, anschließend werden integrierte Sensoren genutzt, um das Organsystem zu analysieren. Nützliche Körperteile können mit einem ebenfalls integrierten Transporter sofort aus dem Körper gebeamt werden.
Die Vidiianer sind ein dramatisches Beispiel dafür, wie dünn die zivilisatorische Tünche einer vermeintlich hoch entwickelten Kultur ist und was mit dieser passieren kann, wenn sie in eine Situation gerät, in der ihre gesamte Existenz nur noch von einer Seuche bestimmt wird. In gewisser Weise stellen sie damit eine extremere Variation der in TNG und dann in DS9 übernommenen Cardassianer dar, die ihrerseits ihre friedliche Kultur opferten und zu einer brutalen Militärgesellschaft wurden, als Umwelt- und Hungersnöte ihre Welt an den Rand des Abgrunds drängten. Einigen der vidiianischen Figuren, denen die Besatzung der Voyager im Laufe der Zeit begegnet, ist anzumerken, dass sie Bedauern und sogar einen gewissen Selbstekel über die negative Verwandlung ihrer Kultur sowie ihre Ausbeutung anderer Völker verspüren. Insofern steht hinter dem Horror über die zombiehaften Wesen und dem von ihnen praktizierten Organhandel eine tiefe Tragik. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass die Vidiianer noch stärker ausgeleuchtet und ihnen der Vorzug vor den Kazon gegeben worden wäre.
Wichtige Episoden:
1x05
Transplantationen
1x14
Von Angesicht zu Angesicht
2x19
Lebensanzeichen
2x21
Die Verdoppelung
Borg-/Seven of Nine-Episoden
Die Borg, die Geißel der Galaxis, angetreten, ganze Völker im Universum ihres freien Willens zu berauben und sich einzuverleiben. Ihre Konzeption war dereinst in TNG (Zeitsprung mit Q, In den Händen der Borg/Angriffsziel Erde) ein Paukenschlag und raubte vielen Zuschauern den Atem. Das Borg-Kollektiv ist eine erschreckend mächtige Zivilisation künstlich verbesserter Humanoide, die eine Symbiose aus Organik und Technik eingehen und mithilfe kybernetischer Implantate sowohl ihre technologischen als auch körperlichen Fähigkeiten bemerkenswert erweitern.
In TNG tauchten die Borg lediglich selten auf. Ihre Inszenierungen wurden – nicht zuletzt aus Budgetgründen – sorgsam dosiert, sodass eine Aura des Mysteriösen die hybriden Wesen umwehte. Diese Linie gibt VOY in seiner zweiten Serienhälfte dezidiert auf. Zunächst zaghafter, dann aber mit ganzer Wucht steuert das versprengte Sternenflotten-Schiff mitten in den Hoheitsraum der Borg hinein. Spätestens ab dem fünften Jahr gibt es einen ganzen Haufen Begegnungen, und angesichts der kompromisslosen und expansiven Haltung des Kollektivs sind diese natürlich kaum friedlicher Natur. Im Zuge der zahlreichen Borg-Zwischenfälle und -krisen erfahren wir gerade in VOY eine Menge Neues über Identität, Hintergründe und Funktionsweise der Borg-Gemeinschaft, über verborgene Eigenheiten und sogar Schwachstellen. Wir stellen aber auch fest, dass die Borg sich in ihrem grenzenlosen Machtanspruch überheben können, wie ihr Konflikt mit Spezies 8472 – einer hoch entwickelten telepathischen Rasse aus einem fluiden Raum – eindrucksvoll belegt. Dass die Borg zum exponierten Dauerbrenner der fortgeschrittenen Voyager-Heimfahrt werden, kommt nicht von irgendwoher: Immerhin ist mit Seven of Nine der große Neuzugang des Casts selbst jahrzehntelang in der Gewalt der Borg gewesen.
Besonders interessant sind deshalb gerade jene Episoden, die die übergeordnete Borg-Bedrohung mit der Figur von Seven verknüpfen, genauer gesagt mit den Hintergründen ihrer Assimilierung und ihrer De-Assimilierung an Bord der Voyager, aber auch ihrer allmählichen Menschwerdung. Die Macher waren so klug, Parallelen zum stilbildenden Kinofilm Der Erste Kontakt zu ziehen und damit nicht nur das neue, gruselige Erscheinungsbild der Borg zu übernehmen, sondern auch die Figur der Borg-Königin (wenn auch teilweise schauspielerisch anders besetzt). So ergibt sich unter dem Strich ein schillerndes Panorama über die Komplexität des Hive-Bewusstseins und damit der Herrschaft im Kollektiv, aber auch über die Bedrohungslage. Allerdings tendiert VOY zunehmend dahin, die Borg als kybernetische Diktatur unter der Knute einer größenwahnsinnigen Herrscherin darzustellen, was die Darstellung aus TNG empfindlich konterkariert. Abgesehen davon sorgen die Begegnungen mit den größten Widersachern der Föderation für enorm spannungs- und actiongeladene Momente, etwa wenn Captain Janeway eine wackelige Allianz mit den Borg gegen Spezies 8472 eingehen möchte oder wenn sie die überlegene Transwarp-Technologie des Kollektivs als Beuteobjekt ausfindig macht, um schneller in die Heimat zurückzukommen. Komisch, wenn es um die Borg geht, scheinen Sternenflotten-Grundsätze nicht mehr zu gelten…
Wichtige Episoden:
3x26/4x01
Skorpion
4x06
Der schwarze Vogel
5x02
Die Drohne
5x07
Das Vinculum
5x15/16
Das ungewisse Dunkel
6x02
Überlebensinstinkt
6x16
Kollektiv
6x26/7x01
Unimatrix Zero
7x25/26
Endspiel
Hirogen-Episoden
Ersetzen die Borg ab dem vierten Reisejahr der Voyager die Kazon als Hauptgegner, so treten die Hirogen wiederum an die Stelle der Vidiianer. Das Volk der durchschnittlich über zwei Meter großen Hirogen hat sich aufgrund seiner nomadischen Lebensweise im Laufe von Jahrtausenden im Delta-Quadranten extrem weitläufig verstreut und ist in weitgehend unabhängigen Gruppen bzw. Clanen organisiert. Als Spezies, deren einziger relevanter Lebensinhalt die Jagd zu sein scheint, sind die Hirogen äußerst aggressiv und vergleichsweise weit entwickelt. Sie legen es darauf an, Beute zu identifizieren und anzugreifen, deren Bezwingung und Inbesitznahme Ruhm und Ehre verspricht.
Anders als andere auf Kampf und Eroberung ausgerichtete Kulturen wie die Klingonen kennen die Hirogen im Umgang mit ihren Gegnern (die oft mit Beute gleichgesetzt wird) keinerlei Ehrprinzipien. Das bedeutet, dass sie ihre Beute als reine Objekte betrachten, unabhängig davon, ob die Zielpersonen intelligent sind oder mächtiger als sie selbst. Aufgrund der Tatsache, dass sie die meisten anderen Humanoiden nicht als gleichwertig ansehen, ist es schwer, mit den Hirogen in einen Dialog zu treten, da sie es vermeiden, mit ihrer Beute zu sprechen, oft arrogant auf sie herabschauen und sie zu einer Art Ware degradieren, die einen bestimmten Zweck zu erfüllen hat. Damit geht übrigens einher, dass Hirogen-Krieger ihre Trophäen an Bord ihrer Schiffe ausstellen, die insofern nicht nur Wohnort, Kampf- und Jagdeinheiten, sondern auch Statussymbole – Ausweise ihrer Tüchtigkeit als Jäger – darstellen. Biologische Trophäen, die erlegt wurden, werden speziell präpariert und ausgestellt.
Da die unterschiedlichen Hirogen-Rudel in losem Kontakt zueinander stehen, kann es vorkommen, dass sich die verschiedenen Jägerverbände von Zeit zu Zeit vereinigen, wenn besonders schwierige Beute gejagt bzw. bezwungen werden soll oder auch um Bedrohungen gemeinsam abzuwenden. Zu diesem Zweck nutzten sie über lange Zeit ein antikes, extrem leistungsfähiges Relaisnetzwerk, welches weite Teile des südlichen Delta- und oberen Beta-Quadranten durchzieht. Mutmaßlich stammt das Netzwerk nicht von ihnen, sondern wurde vor sehr langer Zeit von einem anderen hoch entwickelten Volk (das wahrscheinlich ausgestorben ist und eventuell von ihnen gejagt wurde) in Besitz genommen.
Wie auch im Fall der Kazon und der Vidiianer sind die Hirogen eine Variation des Motivs, wie Freiwild gejagt zu werden. Hirogen-Rudel können überall lauern, sich gegen die Voyager verbünden und aus dem Hinterhalt angreifen. Einmal gelingt es ihnen sogar, die Voyager einzunehmen und die Crew für ein perfides, brutales Trainingsprogramm zu missbrauchen.
Wichtige Episoden:
4x14
Flaschenpost
4x15
Jäger
4x16
Die Beute
4x18/19
Das Tötungsspiel
6x15
Tsunkatse
7x09/10
Fleisch und Blut
Q-Episoden
Dreimal macht die Voyager Erfahrungen mit dem omnipotenten Q-Kontinuum, allem voran ihrem prominentesten und wohl eigensinnigsten Vertreter. Das Kontinuum ist ein extradimensionaler Lebensraum, den der menschliche Verstand nicht zu begreifen imstande ist. Für die Q, die es sich herausnehmen, andere Völker nach ihren Qualitäten zu beurteilen, haben Zeit und Raum keine Bedeutung, weswegen sie sich ohne Verzögerung von jedem beliebigen Ort (und jeder beliebigen Zeit) des Universums zu einem anderen transportieren können.
Die erste Begegnung mit den Q hat die Voyager in ihrem zweiten Reisejahr, als einer der Abkömmlinge dieser allmächtigen Spezies den Wunsch hat, nach ewigem Leben zu sterben. Janeway erklärt sich bereit, an Bord ihres Schiffes eine Art von Verhandlung über die Todessehnsucht des entsprechenden Q abzuhalten. Jener aus TNG bekannte Q – Picards liebster Schurke – tritt dabei als Repräsentant des Kontinuums auf, obgleich er in dieser Episode ein ganz persönliches Interesse an Janeway und ihrem Schiff entwickelt. Im weiteren Verlauf wird Janeway in nicht mehr und nicht weniger als einen Q-Bürgerkrieg hineingezogen werden und Qs verzogenem Sohn (man höre und staune, die Q können sich nun fortpflanzen!) eine Lektion in Sachen Anstand und Disziplin verpassen. Qs erkennbare romantische Zuneigung wird von Janeway nie erwidert werden – vielleicht eine Ursache, weshalb Q es unterlässt, die Voyager einfach nachhause zu schnipsen. Nun ja, die Wege des Allmächtigen sind unergründlich…
Wichtige Episoden:
2x18
Todessehnsucht
3x11
Die „Q“-Krise
7x19
Q2
Abenteuer auf dem Holodeck
Seitdem Captain Jean-Luc Picard auf dem Holodeck in die Rolle des fiktiven Ermittlers Dixon Hill schlüpfte, sind Abenteuer im lebensechten 3D-Umgebungssimulator Teil des Grundinventars von Star Trek-Serien des 24. Jahrhunderts. Bezeichnenderweise sind solche Geschichten allzu häufig dadurch geprägt, dass der Computer von externer Quelle manipuliert wurde oder Amok läuft, die Sicherheitsprotokolle durch irgendwelche Gründe außer Kraft gesetzt werden und sich die auf dem Holodeck Eingeschlossenen somit in einer gefährlichen Situation wiederfinden. VOY ist mit solchen holografischen Quests angefüllt wie keine andere Franchise-Inkarnation. Im Chez Sandrine entspannt Tom Paris und bringt der Doktor Seven of Nine Lektionen über Menschlichkeit bei; in der Rekonstruktion eines alten Herrenhauses erlebt Kathryn Janeway romantische Abenteuer; Harry Kim spielt in seiner Freizeit die Beowulf-Sage nach; zusammen mit Tom Paris durchlebt er in Schwarz-Weiß trashige Captain Proton-Abenteuer (hier stellt VOY als Science-Fiction-Serie modernen Typs bewusst einen Bezug zur Anfangsphase der Sci-Fi im TV her); Tuvok simuliert im Rebellion Alpha-Szenario die Möglichkeit einer Maquis-Revolte an Bord; in Phasen der Orientierungslosigkeit und des Zweifels ob des Kurses der Voyager sucht Captain Janeway Rat bei Leonardo da Vinci, in dessen urigen Atelier sie eine Werkbank bekleidet; später findet sie auch Gefallen am Wirt der irischen Kleinstadt aus dem 19. Jahrhundert namens Fair Haven; Naomi Wildman spielt auf dem Holodeck das Programm Flotters Abenteuer; und schließlich sperren die Hirogen die Voyager-Besatzung in ein Kriegsszenario aus dem Zweiten Weltkrieg, um dort die Jagd zu üben.
Die Liste ließe sich noch deutlich erweitern. Mehr noch als auf der Enterprise-D in TNG scheint die Welt der Holografie an Bord der Voyager ein ausgeprägtes Eigenleben zu haben. Und denken wir an den Holodoc, der seine ersten Schritte in Richtung Persönlichkeitswerdung aufgrund seines noch fehlenden mobilen Emitters erst einmal nur auf dem Holodeck erproben kann, ist der Umgebungssimulator nicht einfach nur ein Ort für Erholung und Abenteuer, sondern buchstäblich ein Reich der Selbstfindung, an dessen Ende ein revolutionsträchtiges Werk wie Photonen brauchen Freiheit steht.
Wichtige Episoden:
1x06
Der mysteriöse Nebel
2x03
Das Holo-Syndrom
2x06
Die Raumverzerrung
1x12
Helden und Dämonen
3x22
Das wirkliche Leben
3x25
Rebellion Alpha
4x18/19
Das Tötungsspiel
4x23
Der Zeitzeuge
5x05
Es war einmal
5x08
Inhumane Praktiken
5x12
Chaoticas Braut
5x22
Liebe inmitten der Sterne
6x04
Dame, Doktor, As, Spion
7x09/10
Fleisch und Blut
7x18
Menschliche Fehler
Zeitreise-Episoden
Seit der originalen Serie rund um Kirk, Spock und Dr. McCoy stehen Zeitreise-Geschichten auf dem Star Trek-Pflichtprogramm. VOY hat von derlei Episoden, in denen die Zeitlinie tangiert und von Janeway und Co. wieder hergestellt werden muss, eine ganze Phalanx zu bieten. In der Regel geht es also darum, den ursprünglichen temporalen Verlauf zu bewahren. Die Moral von der Geschichte ist häufig, dass ein Herumspielen an den vermeintlichen Gesetzen der Temporalmechanik zum eigenen Vorteil am Ende nur ins Chaos mündet. Die Zeit ist tückisch; sie hat ihre Launen. Besonders gut symbolisiert dies der skrupellose Krenim-Wissenschaftler Annorax in Ein Jahr Hölle. Annorax hat eine Zeitwaffe entwickelt, mit der er bestrebt ist, das Krenim-Imperium stärker und größer zu machen. Doch je öfter er das Vernichtungsinstrument einsetzt, desto mehr entzieht sich das Ergebnis seinen Wünschen – es scheint keine klaren Gesetzmäßigkeiten zu geben. Nicht nur lässt Annorax durch den Einsatz seiner Waffe das Krenim-Imperium zu einem bedeutungslosen Gebilde verkümmern; auch löscht er bei einem frühen Versuch eine Kolonie aus, auf der sich seine Frau befindet. Annorax versucht seine Fehlschläge mit neuen und wieder neuen Abschüssen seiner Zeitwaffe zu korrigieren, doch mit jedem weiteren Einsatz entfernt er sich von seinem Ziel, abgesehen von den verheerenden Konsequenzen für andere Welten und Zivilisationen.
Dies ist vielleicht das beste Beispiel in VOY, wie verhängnisvoll Eingriffe in die Zeitlinie ausfallen können. Man sollte besser die Finger davon lassen und sich nicht anschicken, Gott zu spielen. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr schnell verändert, wenn temporale ‚Kontaminationen‘ stattfinden – das dürfen wir anhand unserer eigenen Entwicklung auf der Erde in Vor dem Ende der Zukunft feststellen, nachdem ein Zeitschiff in High Sierras in Kalifornien abstürzt.
Wichtige Episoden:
1x04
Subraumspalten
2x05
Der Zeitstrom
3x08/09
Vor dem Ende der Zukunft
3x21
Temporale Sprünge
4x08/09
Ein Jahr Hölle
5x06
Temporale Paradoxie
5x24
Zeitschiff Relativity
6x23
Voller Wut
7x11
Zersplittert
7x25/26
Endspiel
Episoden rund um Menschwerdung und Emanzipation
In guter Trek-Tradition präsentiert uns VOY in seinem Figurenaufgebot Charaktere, die – gleichsam als funktionale Autisten in der menschlichen Gemeinschaft – erst einen langen Weg in Richtung Individualität beschreiten, die sich selbst finden und austesten müssen. In der Serie gilt dies zunächst allem voran für den künstlich geschaffenen Holodoktor, der zu Beginn der Serie nicht mehr als ein nützliches Werkzeug für medizinische Notfälle ist und sich peu à peu über die einzelnen Staffeln hinweg zu einer vollwertigen Persönlichkeit entwickelt, welche von ihren Kameraden ernst genommen und – trotz oder gerade wegen ihrer Marotten – geschätzt wird. Aufgrund der Sondersituation eines in Der Fürsorger verlorenen medizinischen Stabes und der Strandung im entlegenen Delta-Quadranten ist es dem MHN vergönnt, dauerhaft aktiviert zu sein und Freiheiten für sich in Anspruch zu nehmen, von denen seine Artgenossen im Alpha-Quadranten nur träumen können. Auf diese Weise kann er, bestärkt von Janeway, in den ersten VOY-Jahren zunächst sich selbst und seine Potenziale als eigenständige Person erkunden. Ab Staffel vier übernimmt er dann zusammen mit dem Captain die Rolle eines Mentors und Förderers von Seven of Nine. Die Ex-Borg wurde in Kindheitstagen vom Kollektiv assimiliert und hat entsprechend enormen Aufholbedarf mit Blick auf ihre volle Menschwerdung. Die Episoden in dieser Kategorie bieten deutliche Analogien zu dem, was in TNG der Android Data über die einzelnen Staffeln hinweg an Erfahrungen macht, die ihn immer mehr zu einem eigenständigen Charakter reifen lassen. In VOY sind sie aber durch das ungleiche Tandem Doktor/Seven oftmals auch ziemlich komisch. Neben diesem Strang findet der Doktor zum Ende der Serie sein Schaffensreich immer mehr in einem Wirken für die Liberalisierung der Föderationsgesetze und mehr Freiheitsrechte für holografische Lebensformen…und natürlich in seinen unvergesslichen Gesangsdarbietungen.
Wichtige Episoden:
1x12
Helden und Dämonen
2x03
Das Holo-Syndrom
2x19
Lebensanzeichen
3x18
Charakterelemente
3x22
Das wirkliche Leben
5x22
Liebe inmitten der Sterne
6x04
Dame, Doktor, As, Spion
6x13
Der Virtuose
7x09/10
Fleisch und Blut
7x18
Menschliche Fehler
7x20
Die Veröffentlichung
Episoden rund um Charakterkulturen
Mit B’Elanna Torres haben wir in VOY eine Figur, die ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer klingonischen Mutter sowie zur Kultur und Lebensweise der Klingonen hat. So wie TNG und DS9 die klingonische Kultur nach und nach erforscht und ausgebaut haben, fügt VOY diesem inzwischen komplexen Bild weitere Facetten hinzu, wenn auch in geringerem Maße. Man denke insbesondere an mythologisch aufgeladene Themen wie die Barke der Toten oder die Legende der Kuvah’Magh. Einzig mag es den Zuschauer dann und wann ein wenig verwundern, weshalb gerade ein Schiff, das eigentlich Zigtausende Lichtjahre vom Klingonischen Reich entfernt ist, doch so viele Berührungspunkte mit ihm hat.