Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Steffa Matt, die begabte und feinsinnige Tochter eines Gebirgsbauern, lernt in der Abgeschiedenheit ihres Sennerinnendaseins einen Münchner Künstler kennen, der die Schönheit des Kleinen Walsertales malt. Dieses Bild soll sein Meisterwerk werden. Immer stärker wird das feine, unverdorbene Naturkind von der Liebe zu Tobias Heidemann erfüllt. Eines Tages verlässt er sie, kehrt nach München zurück, um von dort aus ins Ausland zu reisen. Mit der Erkenntnis, dass sie Mutter seines Kindes werden würde, beginnt für Steffa ein bitterer Leidensweg. Sie wird von der eigenen Mutter verstoßen. Aber auf wunderbare Weise, wird sie mit der prächtigen Mutter Tobias Heidemanns zusammengeführt. Die Verbindung mit ihr wird für Steffa zu großem inneren Gewinn, denn Frau Heidemann ist es gegeben, über Abgründe des Hasses und der Unversöhnlichkeit Brücken der Liebe zu schlagen. Sehr wertvoll wird die Erzählung durch den Hinweis auf Christus, der das zerstoßene Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Elisabeth Dreisbach (1904 - 1996) zählt zu den beliebtesten christlichen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre zahlreichen Romane und Erzählungen erreichten ein Millionenpublikum. Sie schrieb spannende, glaubensfördernde und ermutigende Geschichten für alle Altersstufen. Unzählig Leserinnen und Leser bezeugen wie sehr sie die Bücher bewegt und im Glauben gestärkt haben.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 246
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Steffa Matt
Ein Frauenschicksal aus dem HochgebirgeBand 8
Elisabeth Dreisbach
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Elisabeth Dreisbach
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-129-9
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.
Herzlichen Dank, dass Sie dieses eBook aus dem Folgen Verlag erworben haben.
Haben Sie Anregungen oder finden Sie einen Fehler, dann schreiben Sie uns bitte.
Folgen Verlag, [email protected]
Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie informiert über:
Neuerscheinungen aus dem Folgen Verlag und anderen christlichen Verlagen
Neuigkeiten zu unseren Autoren
Angebote und mehr
http://www.cebooks.de/newsletter
Elisabeth Dreisbach (auch: Elisabeth Sauter-Dreisbach; * 20. April 1904 in Hamburg; † 14. Juni 1996 in Bad Überkingen) war eine deutsche Erzieherin, Missionarin und Schriftstellerin.
Elisabeth Dreisbach absolvierte – unterbrochen von einer schweren Erkrankung – eine Ausbildung zur Erzieherin in Königsberg und Berlin. Sie war anschließend auf dem Gebiet der Sozialarbeit tätig. Später besuchte sie die Ausbildungsschule der Heilsarmee – der ihre Eltern angehört hatten – wechselte dann aber zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg, für die sie in den Bereichen Innere Mission und Evangelisation wirkte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Dreisbach in Geislingen an der Steige ein Heim für Flüchtlingskinder, in dem im Laufe der Jahre 1500 Kinder betreut wurden. Dreisbach lebte zuletzt in Bad Überkingen.
Elisabeth Dreisbach war neben ihrer sozialen und missionarischen Tätigkeit Verfasserin zahlreicher Romane und Erzählungen – teilweise für Kinder und Jugendliche – die geprägt waren vom sozialen Engagement und vom christlichen Glauben der Autorin.1
1 Quelle: wikipedia.org
Titelblatt
Impressum
Autor
Steffa Matt
Unsere Empfehlungen
Das war ein Glitzern und Blinken, als hätte sich die Staffelalp zu einem Fest geschmückt. An jedem Blümlein am Weg, an jedem Grashalm auf den saftig grünen Matten hingen wie glasklare Diamanten unzählige Tautropfen, in denen sich tausendfach die Sonnenstrahlen brachen. Und diese Luft da oben, so würzig und rein! Ein solcher Morgen im Bergland ist wie ein Geschenk aus der Hand des Schöpfers.
Obwohl es heute Sonntag war, stand Steffa Matt, die junge Sennerin, schon zu früher Stunde vor ihrer Hütte und blickte sinnend ins Tal. Sie hatte wieder einmal eine schwere Nacht gehabt? dunkle, unheilvolle Gedanken, deren sie sich nicht erwehren konnte, ließen sie keine rechte Ruhe finden. Das war in letzter Zeit oft so gewesen. Schließlich wurde es ihr tröstlich, als das Zwitschern der Vögel das Erwachen des Morgens kündete. Sie war aus dem Bett gesprungen und zum Brunnen vor der Hütte geeilt, um Morgenwäsche zu halten. Ah, wie sie das klare Quellwasser liebte!
So erfrischt, erlebte sie den wundervollen Sonnenaufgang. Dieses überwältigende Schauspiel war für Steffa nichts Neues, da der frühe Morgen sie ja täglich an ihre Pflichten rief; aber dennoch war ihr das Erwachen des Tages, dieses sieghafte Aufsteigen der Sonne jedes Mal ein neues Erleben und ein Geschenk.
So stand sie auch jetzt, atmete tief auf, als wolle sie den letzten Rest des unheimlichen Bangens, das sie während der ganzen Nacht gequält hatte, von sich schütteln. – Ob es ihr wohl gelang?
„Wie schön, wie wunderschön!“ sagte sie und blickte im Genuss dieser reinen Freuden um sich.
Steffa war ein Kind der Berge, war hier im Walsertal aufgewachsen und noch nie über ihr Tal hinausgekommen. Trotzdem war sie des Schauens und Bewunderns bisher nie müde geworden. Dass man an solch gewaltiger Schönheit der Natur unberührt Vorbeigehen konnte, war ihr unbegreiflich. Einmal, es war im letzten Schuljahr gewesen, hatte sie das Glühen der drei Schafalpen in solch ein Entzücken versetzt, dass sie eine ihrer Schulkameradinnen, die neben ihr ging, am Arm gefasst und auf die leuchtenden Bergriesen hingewiesen hatte: „Sieh doch, wie wunderbar!“ Diese aber hatte sie erstaunt angesehen und fast geringschätzig gemeint: „Nein, wie du tust; das hat mein doch schon tausendmal gesehen.“ Dann begann die Freundin von dem teuren Stoff zu sprechen, den ihr die Mutter zu einem neuen Trachtenrock gekauft hatte. Darüber zu sprechen erschien ihr lohnender, als sich in Naturschwärmereien zu ergehen. – Da war in Steffas Augen plötzlich ein Licht erloschen. Fremd hatte sie die Gespielin angeblickt und war schweigend davongegangen. Die andere aber hatte hinter ihr hergerufen: „Geh, du bist fad!“
So oder ähnlich war es dann noch manchmal gewesen. Oft hatte Steffa unverstanden abseits gestanden, weil sie, obwohl sie mit den andern aufgewachsen war, innerlich in einer ganz andern Welt lebte als diese.
Seit sie ganz hier oben auf der Alm lebte, war sie noch weit inniger mit all dieser Gottesschönheit verbunden. Ganz gewiss gab es auf der weiten Erde kein schöneres Plätzchen als die Staffelalp. – Kein Wunder, dass Tobias hier oben auch wieder froh geworden war! Tobias! – Da war es wieder, was sich so schwer auf ihr Herz legte und selbst vor dem strahlendsten Sonnenschein und all dem Wundervollen rings um sie her nicht weichen wollte. – Und nun machten sich ihre unruhigen und sehnsuchtsvollen Gedanken wieder auf den Weg in die Ferne–zu eng wurde es ihnen im lieblichen Heimattal. Wo weilte er, dem sie sich so gerne anvertraut hätte? – Sie war allein mit all dem Bangen und Sorgen, allein mit der Last, die sie trug. Und sie würde wohl auch ihre schwere Stunde allein durchleben müssen, ohne eine Hand auf ihrer Stirne und die Nähe eines geliebten Menschen zu fühlen, um dessentwillen man willig alles Schwere auf sich nahm.
In den ungezählten Tautropfen erlosch das strahlende Funkeln. Der Himmel hatte sich bewölkt, die Sonne war hinter einer Wand verschwunden. Müde wandte sich Steffa Matt zur Hütte, um ihre Tagespflichten aufzunehmen.
*
In dem stets mit frischen Blumen geschmückten Herrgottswinkel der Sennhütte stand auf einem schmalen Wandbrett ein kleines, hölzernes Kästchen, in dem Steffa Matts heimlichste Gedanken wohlverwahrt lagen. Ganz unten im Kästchen befand sich der Brief, den sie vor etlichen Monaten geschrieben hatte. Darauf lag das schwarze Büchlein, in das sie gewöhnlich des Sonntagnachmittags ihre Eintragungen machte. Auf der ersten Seite des Büchleins stand in sauberen, klaren Schriftzügen: An Tobias Heidemann! Der Inhalt des Briefes aber lautete so:
Lieber Tobias!
Nun dauert es nur noch kurze Zeit, bis unser Kind geboren wird – unser Kind – Dein Kind, von dessen Dasein Du nichts weißt. Ich schreibe diesen Brief, weil es doch möglich wäre, dass ich bei der Geburt sterbe. Zwar möchte ich leben – leben für das Kind, an dem wir uns versündigt haben. In all den bangen Wochen, die hinter mir liegen, ist es mir klar geworden, welch großes Unrecht es ist, ein Kind ins Leben zu stellen, ohne dass man ihm Heimat und Familie bieten kann. Wenn ich ihm erhalten bleibe, dann soll es wahrlich nicht heimatlos sein. Mein Leben, mein ganzes Sinnen und Denken soll ihm gehören. Ich habe der Mutter Gottes gelobt, auf jedes eigene Glück zu verzichten und nur allein für das Kind da zu sein, damit es nie fühlen soll, dass es kein Elternhaus hat. Sieh, Tobias, daran hätten wir beide denken müssen! Aber wir dachten nur an uns und nicht an das Kind, weil wir gar nicht mit ihm rechneten. Und das ist unsere Schuld an ihm. Nun sind wir nicht einmal imstande, ihm das zu geben, was sein gutes Recht ist: Heimat und Familienleben.
Ich weiß nicht, wo ich Dich suchen soll. Vielleicht hast Du es vergessen, mir Deine Anschrift zurückzulassen, oder deine Gründe dabei gehabt, sie mir zu verschweigen. Ich könnte zwar leicht drunten im Gasthof nach Dir forschen, aber dann würde ich unser Geheimnis verraten, und meine Mutter würde es sicher erfahren. Davor möchte ich Dich bewahren. Auch will ich mich nicht aufdrängen und ruhig warten, bis Du von selbst wieder zu mir kommst. In der Zeit des einsamen Wartens habe ich oft daran denken müssen, dass Du einmal gesagt hast, nichts sei schlimmer, als wenn sich Liebe in Verachtung wandle. Damals dachte ich diesem Wort nicht weiter nach. Ich war ein Kind und bin wohl erst im Wissen um mein Mutterwerden verständiger geworden. Heute nun glaube ich zu wissen, dass Du nicht frei, nicht ungebunden bist. Du hast ein Weib und kannst nicht los von ihm, sonst wärest Du gewiss wieder zu mir zurückgekehrt. Wenn dem so ist, dann sind wir doppelt schuldig geworden, schuldig an Deiner Frau, schuldig an unserem Kind. Ich bitte Gott, dass er mir meine Liebe zu Dir verzeihe, falls sie ein Unrecht war. – Nun habe ich Tag und Nacht nur eine Sorge: die Sorge um das Kind. Ach, wenn ich ihm nur erhalten bliebe. Wie wollte ich es mit Liebe umgeben und alles tun, damit es nichts entbehre, obgleich ich ihm Vaterliebe und väterlichen Schutz nie werde ersetzen können.
Sollte ich sterben müssen, so bitte ich Dich, nimm Dich Deines Kindes an. Ich habe auch meiner Mutter einen Brief geschrieben und sie gebeten, nach Dir zu suchen, damit Du Dich um das Kind kümmerst und es nicht etwa ohne Mutter- und Vaterliebe aufwachsen lässest. Ich weiß, Du wirst meine letzte Bitte achten, weil Du mich liebgehabt hast.
Hab Dank und sei von Herzen gegrüßt von Deiner Steffa.
Auf den ersten Seiten des schwarzen Büchleins war zu lesen:
Gott hat meine Bitte erhört. Ich lebe und bin meinem Kinde erhalten geblieben. Ein Büblein ist's, ein herziges, liebes Büblein mit blauen Augen und einem Grübchen im Kinn. Ich muss weinen vor lauter Glückseligkeit, dass dieses kleine Menschenkind mir, mir ganz allein gehört. Nein, so ist's nicht ganz recht. Seinem Vater gehört es auch, aber er weiß ja nichts von ihm, seinem lieben, kleinen Sohn. Mir hat das Herz gebrannt, ihm zu schreiben; ich meinte, er müsse es wissen, dass ihm ein Kind geschenkt worden sei – aber ich wage es nicht. Irgendetwas hält mich zurück. Ich komme von dem Gedanken nicht los, dass er eine Frau hat. Gesagt hat er mir's zwar nicht, aber ich meine es doch zu wissen. Nein, ich kann's ihm nicht mitteilen, dass mein kleiner Jos da ist. Schließlich freut's ihn gar nicht, und seine Frau, wenn er eine solche hat, würde ganz gewiss nicht mit guten Gedanken an das Kind denken. Das aber ertrüge ich nicht. – Und außerdem: die Mutter würde es niemals zugeben, dass ich mit dem Fremden, den sie hasst, weil er, wie sie immer wieder sagt, mich in's Unglück gestürzt hat, Verbindung suchte.
Das alles will mir das Herz schwer machen. Ich weiß oft nicht, was ich tun soll. Ich kann nun einmal nicht in Groll an Tobias denken. Von Herzen lieb gehabt hab' ich ihn, und kann ihn mir niemals als einen schlechten Menschen vorstellen. Ist es ein Unrecht, dass ich ihm noch heute gut bin? Gott mög’ mir's verzeihen.
Nun habe ich mein Kind. Für dieses Kind, meinen kleinen Jos, will ich leben, will ihm eine gute Mutter sein. Gott helfe mir!
Auf dem nächsten Blatt standen nur wenige Zeilen.
Ich bin wieder auf, und gleich gibt's Arbeit genug. Jeden Tag macht mich das Kind glücklicher. Es hat heute zum ersten Mal gelächelt. Wenn das sein Vater sehen könnte! Für ihn will ich diese Zeilen schreiben.
Vielleicht, dass er doch einmal wieder meinen Weg kreuzt, und dann ist er froh, wenn ich ihn auf diese Weise an meinem Erleben mit unserem Kind teilnehmen lasse. – O Tobias!
Die Heiligenwirtin hat mich nicht besucht. Sie grollt mir, wie alle anderen. Ja, wenn Josis Vater einer der Unsrigen aus den Bergen wäre, mich heiraten und mir meine Ehre wiedergeben würde! Aber so halten sie mich alle für schlecht. Die Verachtung tut weh. Aber ich will tapfer sein, für dich, mein Kind, für dich! Schlecht sein wollte deine Mutter nie.
Ich kann es kaum erwarten, bis ich mit Jos auf die Alp gehen kann. Wie schön wird das sein: wir beide allein dort oben!
So oft Steffa Matt ihren kleinen Jungen, der in der alten Korbwiege schlummerte, ansah, forschte sie, ob sich in dessen lieblichem Gesichtchen nicht bereits jetzt etwas von der Art seines Vaters widerspiegele, und hoffte, dass solche Merkmale immer mehr und stärker zum Vorschein kommen möchten.
Sie wusste so wenig von dem Vater ihres Kindes – und wusste doch alles. Ein Suchender war er gewesen und war es wohl heute noch. Oft, wenn der kleine Jos seine Augen aufschlug, die groß und von tiefem Blau waren, wenn er – kaum vier Monate alt – fragend und staunend um sich blickte, hinauf in die Wipfel der Tannen, unter die Steffa bei gutem Wetter die Wiege trug, oder hinüber in die Weite der Berge, oder wenn er in das liebevoll über ihn geneigte Antlitz seiner Mutter sah, dann meinte sie schon jetzt zu wissen, dass auch er einmal zu den Suchenden gehören werde.
Steffa neigte sinnend den Kopf, auf dem die dunklen Flechten wie eine Krone ruhten. Ein Seufzer entstieg ihrer Brust. War nicht auch sie eine Suchende? – Waren es nicht alle Menschen? Alle? – Was wusste sie von den anderen? – Ja, die da unten in den Dörfern wohnten, mit denen sie in den neunzehn Jahren ihres Lebens zusammengelebt hatte, die kannte sie wohl, so wie man eben einen Menschen kennt, dem man fast täglich begegnet, mit dem man auf der Schulbank gesessen, mit dem man die Kühe auf die Alp getrieben und die Milch ins Tal hinuntergetragen hat. – Waren dies auch Suchende? – Es war unter ihnen nicht üblich, über solche Dinge zu reden. Aber warum sollte es ihnen anders ergehen als ihr, die mitten unter ihnen lebte? – Oder lebte sie doch abseits von ihnen? Oft schien es ihr so, als gehöre sie gar nicht mehr zu ihnen. War sie nicht selbst der eigenen Mutter fremd geworden?
Es kam wohl darauf an, was man suchte. Sie wusste es wohl, das Suchen der Mädchen ihres Alters war auf eine gute Heirat gerichtet. Da wurde Geldstück um Geldstück zurückgelegt zur Anschaffung einer ausreichenden Aussteuer; da regten sich die Hände, um Truhen und Kästen vollzukriegen. Das war Inhalt und Ziel ihrer Wünsche. So sah ihr Suchen aus. Und die Burschen dachten ähnlich: ein Stall voll Kühe, genügend Weideland, eine schaffige Frau, die womöglich etwas Vermögen zubrachte – danach strebten sie. – Und die anderen? Die Älteren, Gereiften? Hatten die aufgehört zu suchen? Waren sie zufrieden mit dem, was ihr mühereiches Leben ihnen einbrachte? – Was sich in Steffa immer wieder regte, was sie suchte, war mehr als das. Und Tobias, der Vater des kleinen Jos?
Er war ja in allem so ganz anders gewesen als die übrigen Menschen, die sie bis dahin kennengelernt hatte.
Und nun war er fort, – weit fort, in der Welt, die sich jenseits der heimatlichen Berge ausbreitete, die ihre Tore nie für sie, das Kind der Alpen, öffnen würde. Die Städte und Dörfer jenseits der Berge waren ihr unbekannt. Die Mutter hatte sie bisher in ihrer unbesorgten Art daran gehindert, weiter als in das drei Stunden abwärts gelegene Oberstdorf zu kommen. „Teufelsstätte“ nannte die Mutter die Welt außerhalb der heimatlichen Berge. Nie, nie sollte ihre Tochter dieses Land betreten. So wusste Steffa nicht viel von den Menschen draußen. Manches war ihr wohl aus Büchern bekannt geworden. Aber die Mutter hatte immer behauptet, darauf könne man nicht gehen, Papier sei geduldig, und es gebe keine größeren Lügner als diese Federfuchser. Es musste ja freilich schlimm zugehen da draußen, sonst wäre Tobias dort doch heimisch gewesen und hätte nicht mit seiner großen Sehnsucht in die Einsamkeit der Berge zu flüchten brauchen.
Ein Schatten senkte sich auf das Gesicht der jungen Mutter, die, noch immer über die Wiege gebeugt, schweigend das schlafende Kind betrachtete. Über das kleine Gesichtchen in dem rot-weiß gewürfelten Kissen irrte einen Augenblick ein süßes Lächeln. Es genügte, um Steffas Sorgen zu verscheuchen. Nur selten nahmen die schweren Gedanken so stark von ihr Besitz, dass sie sich nicht von ihnen zu befreien vermochte. Auch jetzt raffte sie sich auf, warf den schön geformten Kopf zurück, hob die Wiege mit kräftigem Griff auf und trug sie tiefer in den Schatten der alten Bäume, die schützend ihre Äste über den kleinen Schläfer breiteten. Dann schritt Steffa lautlos auf ihren bloßen Füßen über den moosbewachsenen Boden und durch das taufrische Gras hinüber zu drei dort weidenden Schafen. Eines der Tiere war erst gestern auf die Alp heraufgebracht worden und noch nicht ganz heimisch. Sie musste ab und zu nach ihm sehen. Die beiden älteren liefen ihr blockend entgegen, drängten ihre Köpfe an Steffas Knie und ließen sich von ihr liebkosen. Das Neue guckte blöde herüber, ließ es sich jedoch auch gefallen, dass die Sennerin seinen Kopf kraulte.
Steffa warf einen Blick hinauf zur Hochalm, wo die Kühe weideten. Harmonisch tönte das vielstimmige Geläute der Kuhglocken. Da oben war alles in Ordnung. Sie konnte beruhigt zurück zur Hütte gehen, wo noch mancherlei Arbeit auf sie wartete. Aber sie kam nur bis zum Kapellchen. Es war wieder einmal ein Tag, an dem sie nicht loskam von den Erinnerungen der Vergangenheit, und gerade das Kapellchen mahnte immer wieder an das erste Zusammentreffen mit Tobias.
Steffa trat näher zu dem kleinen Steinhäuschen, das, kaum einen Meter hoch, als Schutz für die Alp an den Wegrand gebaut war. Die an der Vorderseite eingebaute offene Nische zeigte ein eigenartiges Gemälde, ein Landschaftsbild, das dem der nächsten Umgebung merklich glich. Vor dieser Landschaft stand das Muttergottesbild, zu dessen Füßen ein zierliches Mooskränzchen niedergelegt war.
Hier, an diesem kleinen Bergaltar, war Tobias ihr zum ersten Male begegnet. Im Mai des vergangenen Jahres war es gewesen. Der Frühling war verhältnismäßig zeitig ins Land gezogen. Man hatte das Vieh früher als üblich auf die Alpen getrieben. Die Bergmatten waren mit blauem Enzian wie besät, weiße Berganemonen und zartfarbene Krokusse blühten überreich. Sie, Steffa, war wie jedes Mal nach dem Aufstieg vom Tal von aller Schönheit um sie her wie berauscht. Aus überfrohem, dankerfülltem Herzen hatte sie der Gottesmutter einen Blumenstrauß gebracht, und damit schien es ihr noch nicht genug zu sein. Sie war gegangen, hatte ihre Schürze mit den blauen Sternen des Enzians gefüllt und sich damit vor dem Kapellchen niedergelassen, um ein Blumengewinde zu flechten. Wie ein Kind hatte sie sich am Gelingen ihres Werkes gefreut, nicht ahnend, dass halb verborgen hinter den Stämmen der Tanne einer saß, der sie beobachtete und versuchte, mit flüchtigen Strichen das schöne Bild, das sich ihm bot, in seinem Zeichenblock festzuhalten. In dem Augenblick, als sie sich erheben und ihr Blumenband um das Kapellchen schlingen wollte, rief eine Stimme: „Sitzen bleiben, bitte, nur noch einen Augenblick!“
Steffa war wieder in die sitzende Stellung zurückgesunken, den Blick fragend in die Richtung sendend, aus der die Bitte an ihr Ohr gedrungen war.
Von da ab hatte der Maler sich beinahe täglich eingefunden. Gerade hier oben auf der Staffelalp hatte man einen herrlichen Ausblick in die gegenüberliegenden Schafalpen, deren würdige Häupter mit Schnee bedeckt blieben, wenn die Alpmatten schon längst im Schmucke unzähliger Blumen prangten.
Steffa begriff das Entzücken des Fremden beim Anblick der Landschaft nur zu gut, ging ihr selbst doch nichts über die Staffelalp, in deren Hintergrund der Heuberg mit seinen weiten Weiden sich hinzog. Zu beiden Seiten der Hütte Steffas standen mächtige Tannen wie treue Wächter. Die Hütte selbst schmiegte sich in eine Buchtung des Berges, welche die prächtige Aussicht hinunter ins Tal freigab. Dort lag Mittelberg, das Heimatdorf Steffas.
An der gegenüberliegenden Seite erhob sich die Bergkette mit ihren schroffen Felswänden, von denen aus die saftig grünen Matten talwärts strebten. Unten im Tal schäumte die Breitach, die im Mai wie ein silbernes Band im Schein der Sonne glänzte, tosend, wühlend, aufgepeitscht und aufgeregt von dem sich jedes Jahr wiederholenden Frühjahrserlebnis, das mit Föhn und Schneeschmelze Lawinen verursachte.
Hier wolle er malen, hatte Tobias Heidemann gesagt, nachdem er, in das prachtvolle Naturbild versunken, eine ganze Weile schweigend gestanden hatte. – Das müsse sein Meisterstück werden. Und Steffa hatte lebhaft zugestimmt. Ja, es gäbe gewiss kein schöneres Plätzchen, und er müsse es malen, wie es am Abend sei, kurz bevor die Sonne den Bergen Gute Nacht sage und ihre ganze Glut und Farbenpracht über sie ergieße. Verwundert hatte Tobias das Mädchen angesehen. Woher kam diesem Kind der Berge solche Ausdrucksweise?
„Wie heißt du?“ fragte er.
„Steffa“, antwortete sie und blickte ihn freimütig an. „Steffa Matt.“
Das war der Anfang gewesen. Nach dieser ersten Begegnung war der Maler Tag für Tag herauf gestiegen. Er wohnte in einem Hirschecker Gasthaus und wollte den Sommer im Walsertal verbringen, um für seine Bilder Motive zu sammeln, reine, unverfälschte Motive, die ihm helfen sollten, etwas von der gewaltigen Harmonie der Bergwelt hinauszutragen in die Städte mit ihrem Lärm, mit ihrer ewigen Hast und Unruhe, um den Menschen zu sagen: Seht, es gibt noch etwas anderes als das, was ihr Glück nennt; es gibt noch reine, unverdorbene Schönheit. Das war es, was er wollte. So hatte er gesprochen, und Steffa hatte ihm ernsthaft zugehört.
„Ich kenne die Städte jenseits unserer Berge nicht“, hatte sie erwidert, „aber ich weiß, dass es nirgends schöner sein kann als bei uns. Erzählet mir etwas, Herr, von dem Leben da draußen.“
Er aber hatte mit einer müden Handbewegung geantwortet, so, als schiene er sie nicht zu lieben, die Welt jenseits der Berge. – Ob die Mutter doch Recht hatte?
Steffa war dann ihrer gewohnten Arbeit nachgegangen. Es gab ja ständig zu tun. Die zehn Kühe der „Drei Heiligen“ wollten versorgt sein, die Milch musste ins Tal befördert, der Käse zubereitet und gepresst werden. Die Sennerei forderte ihre ganze Kraft. Aber es war für Steffa ein gänzlich neues und beglückendes Gefühl, den schaffenden Maler unter den Tannen drüben am Rande des Wäldchens sitzen zu wissen. Sie war Fremde gewöhnt. Zu jeder Jahreszeit stellten sie sich ein. Sie brachten Geld ins Tal. Trotzdem liebte man sie nicht sonderlich. Ihr häufiges, oft überlegenes Fragen über Dinge der Landwirtschaft und örtliche Sitten und Gebräuche wirkte abstoßend. Dabei kamen sie sich furchtbar wichtig vor, wenn sie in ihrer sportlichen Ausrüstung die ersten Anhöhen des Gebirges bestiegen und von da ihre Ansichtskarten in die Welt schickten. Es war ihnen abzuspüren, wie hoch sie ihre „Leistungen“ einschätzten. Natürlich waren längst nicht alle so; aber eine gewisse Zurückhaltung wurde fast allen gegenüber beobachtet. Steffa selbst war Fremden gegenüber stets scheu gewesen. Die Mutter wollte es schon nicht anders. Außerdem lag es nicht in ihrer Art, sich schnell irgendjemand anzuschließen.
Mit Tobias aber war es von Anfang an anders gewesen. Wohl sprachen sie in den ersten Tagen nicht viel miteinander. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Essen und Trinken darüber vergaß. Dann trug sie Milch und Käse zu seiner Staffelei.
„Herr, Ihr habt seit Stunden nichts zu euch genommen.“ Er dankte ihr solche Fürsorge mit warmem Blick, ließ sich jedoch nicht stören und arbeitete unermüdlich weiter. Nur wenn Nebel oder Regenwolken ihm die Sicht hinderten, ließ er sich in ein Gespräch ein, und es zeigte sich, dass er ein ernstdenkender Mensch war, den das Leben schweigsam und verschlossen gemacht haben musste. Einzelheiten erzählte er nie. Aber Steffa empfand mit ihrem reinen, unverdorbenen Gemüt, dass des Fremden Leben viel Schweres barg, übrigens blieb er ihr nicht lange ein Fremder. Täglich freute sie sich auf sein Kommen, schaute schon in der Morgenfrühe nach ihm aus und spornte ihn, ohne es selbst zu wissen durch ihr warmes Interesse und ihr erstaunliches Urteil zu froher Arbeit an.
So entspann sich ungesucht ein Freundschaftsverhältnis zwischen diesem weltfremden Kind der Berge und dem weltflüchtigen Manne, der den Lärm und die Unrast der Städte mied, weil ihm das Leben, wie er glaubte, übel mitgespielt hatte.
Tobias Heidemann kam aus München. Die Kunst war sein Lebensinhalt. Als junger Mann hatte er den Weltkrieg mitgemacht, war ernst und grüblerisch aus ihm zurückgekehrt und hatte gehofft, Marietta Concordi, die Sängerin, könne ihm wieder zur Lebensfreude verhelfen. Sie wurde seine Frau. Die Kunst hatte die beiden zusammengeführt. Wäre es die Liebe gewesen, das Bündnis hätte von längerem Bestand sein müssen. Aber schon bald nach der Eheschließung erkannte Heidemann seinen großen Irrtum. Er hatte wohl lange noch gehofft, sie würden den Weg zueinander finden, würden sich gegenseitig verstehen lernen und sich einer dem anderen anpassen; aber das schien aussichtslos zu sein, zumal Marietta ihn betrog. Vor einigen Monaten hatte sie ihn nun endgültig verlassen, um an der Seite eines anderen Mannes glücklich zu werden, der, wie sie ihm mitteilte, ihrer Wesensart größeres Verstehen entgegenbrachte. Das allerdings mochte schon stimmen, denn ihm, Tobias, war es unmöglich geworden, ihrem sprunghaften Denken und Handeln gegenüber Verständnis aufzubringen. Aber in eine Scheidung einzuwilligen, wie sie das wollte, vermochte er nicht so ohne weiteres. Sie konnte ihn darin nicht begreifen; ihm aber wollte der Gedanke nicht eingehen, ein Versprechen aufzuheben, das fürs ganze Leben gegeben war.
Nun hatte er sich in diese Bergwelt zurückgezogen, war bewusst den Menschen aus dem Wege gegangen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Und nun begegnete ihm Steffa, dieses Kind der Berge, mit dem lauteren, unverdorbenen Herzen, mit ihren klaren, unverbogenen Ansichten. Es musste eine Lust sein, dieses begabte Menschenkind zu bilden! Aber würde es dadurch nicht seine feine Ursprünglichkeit und natürliche Frische verlieren? Nie sprach Tobias zu Steffa von den Enttäuschungen seines Lebens, nie erwähnte er seine Frau. Er fürchtete, sie würde dadurch erschreckt werden und sich von ihm zurückziehen, oder ihm doch nicht mehr so harmlos und fröhlich wie bisher begegnen können. – So saßen sie oft plaudernd zusammen und freuten sich an der sie umgebenden Schönheit. Die Blätter seines Skizzenbuches gaben Steffa auf alle mögliche Art wieder. Tobias hatte sie gezeichnet, wie sie Kühe von der Weide holt. Die gutgepflegten stattlichen Tiere drängen sich um ihre Hüterin; Steffa hat ihre Arme um den Hals zweier Jungtiere gelegt und schreitet singend zwischen ihnen einher. Dabei sieht sie nicht aus wie eine grobe Kuhmagd, sondern wie ein zierliches Naturkind, das sich in seiner schönen Heimat wie in einem Königreich fühlt. Tobias' Stift hat sie auch festgehalten, wie sie mit der Milchbütte auf dem Rücken talwärts steigt. Schwer ist die Last, hat sie doch täglich zweimal mehr als dreißig Liter zur unteren Alp zu tragen, von wo aus die Milch mit der kleinen Hand- Seilbahn ins Dorf befördert wird. Steffas Gang ist trotz der Bürde elastisch und ihr Haupt frei erhoben. – Sie ist ein prächtiges Mädchen.
Das Gemälde war längst fertiggestellt. Heidemann glaubte, dass es sein bestes Werk sei. Er hätte jetzt die Staffelalp meiden können, aber es fehlte ihm etwas, wenn er Steffa nur wenige Tage nicht sah. Das müsste Marietta wissen I Er versuchte einen Vergleich zwischen beiden zu ziehen, ließ aber im gleichen Augenblick wieder davon ab. Marietta, die stolze Schönheit, gehörte einer gänzlich anderen Welt an als Steffa. Was ihn wohl so zu diesem einfachen Bergkind hinzog? Es musste Steffas lautere Natürlichkeit sein, die nach all den Enttäuschungen mit seiner Frau so wohltuend und beruhigend auf ihn wirkte. Aber er wollte sich jetzt darüber nicht den Kopf zerbrechen, er wollte die Schönheit dieser Sommertage genießen, ohne sich mit Problemen zu befassen.
Und doch ertappte er sich immer wieder dabei, wie seine Gedanken mit Steffa gingen. Es lag ihm gänzlich fern, mit dem Mädchen irgendwie ein leichtes Spiel treiben zu wollen. Wie hätte er das auch vermocht! Wenn Steffas Kinderaugen ihn so vertrauend anblickten, fühlte er jedes Mal, wie unrecht es wäre, ein solches Vertrauen zu missbrauchen. Vielleicht mehr unbewusst empfand Tobias dann auch, wie echte, reine Weiblichkeit den Mann in seinen Schranken hält und das Gute in ihm stärkt. Dass er sich mit seiner Frage an Steffa, ob es nicht gefährlich sei, so ganz allein hier oben in den Bergen zu wohnen, doch zu weit vorgewagt hatte, ahnte Tobias nicht gleich. „Herr, wer sollte mir hier etwas tun? Es ist mir bisher noch kein arger Mensch begegnet.“ So hatte Steffa erwidert und dabei erstaunt den Maler angesehen, um gleich darauf ihre Hütte mit einem warmen Blick zu umfassen. Tobias aber sah zur Seite.
Steffas Sennhütte war im Vergleich zu anderen in der Gegend ein wahres Schmuckkästchen. In der wohl rauchgeschwärzten, aber blitzsauberen Küche glänzte der große Kupferkessel spiegelblank über der offenen Feuerstelle. Sauber geordnet stand das wenige Geschirr auf dem Wandbrett. Tisch und Stuhl waren weiß gescheuert und auf dem felsigen Boden wurde kein Schmutz geduldet. Die gleiche Sauberkeit herrschte in der an die Küche sich anschließenden kleinen Stube. Die Einrichtung war denkbar einfach, aber Steffa verstand doch, ihr kleines Heim wohnlich einzurichten und zu schmücken. Blau-weiß karierte Vorhänge zierten die winzigen Fensterscheiben, und auf dem groben Tisch grüßte stets ein frischer Strauß Alpenblumen. Dann blieb noch die schmale Kammer, in der sich Steffas sauberes Bett und der uralte Schrank mit den buntbemalten Türen befanden. In der Stubenecke durfte natürlich der Herrgottswinkel, das Kruzifix mit dem hölzernen Rosenkranz, nicht fehlen. Von der Küche aus konnte man durch eine kleine Türe in den Stall gelangen. Dieser war im weiten Umkreis der gepflegteste. „Auch die Tiere wollen ihre Ordnung haben“, sagte Steffa. „Auf der Alp gilt die Fürsorge in erster Linie ihnen.“
Tobias Heidemann bewunderte Steffa im Stillen. Ihm erschien ihre Arbeit für ein achtzehnjähriges Mädchen viel zu schwer, und er begriff nicht, wie Steffa all ihre Pflichten mit einer geradezu spielenden Leichtigkeit erfüllte. Es musste doch gewiss anstrengend sein, täglich zweimal zehn Kühe und drei Schafe zu melken, die Tiere zu versorgen und den Stall in Ordnung zu halten. Sie aber lachte, wenn Tobias das aussprach: „Dabei habe ich schon als Achtjährige geholfen.“
Eines Tages hatte Heidemann gebeten: ,,Steffa, erzähle mir doch einmal von deiner Kindheit. Leben deine Eltern noch? Hast du noch mehr Geschwister? Jetzt komme ich täglich hier herauf und weiß eigentlich gar nichts von dir.“