Summa Theologica, Band 10: Tertia Pars, Quaestiones 50 - 90 - Thomas von Aquin - E-Book

Summa Theologica, Band 10: Tertia Pars, Quaestiones 50 - 90 E-Book

Thomas von Aquin

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Beschreibung

Die Summa Theologica (übersetzt "Zusammenfassung der Theologie"), oft einfach als Summa bezeichnet, ist das bekannteste Werk von Thomas von Aquin (1225-1274), einem scholastischen Theologen und Kirchendoktor. Sie stellt ein Kompendium der wichtigsten theologischen Lehren der katholischen Kirche dar, das als Leitfaden für Theologiestudenten, Seminaristen und Laien dienen soll. Die Themen der "Summa", in denen die Argumentation für fast alle Inhalte der christlichen Theologie im Abendland dargelegt wird, folgen dem folgenden Zyklus: Gott, die Schöpfung, der Mensch, die Bestimmung des Menschen, Christus, die Sakramente und zurück zu Gott. Obwohl sie unvollendet ist, gehört die "Summa" nicht nur zu den Klassikern der Philosophiegeschichte, sondern ist eines der einflussreichsten Werke der abendländischen Literatur und bleibt Aquins vollkommenste Schrift, die Frucht seiner reifen Jahre, in der sich das Denken seines ganzen Lebens verdichtet. Der Autor zitiert immer wieder christliche, muslimische, hebräische und heidnische Quellen, darunter die Heilige Schrift, Aristoteles, Augustinus von Hippo, Avicenna, Averroes, Al-Ghazali, Boethius, Johannes von Damaskus, Paulus der Apostel, Pseudo-Dionysius, Maimonides, Anselm von Canterbury, Platon, Cicero und einige andere. Dies ist Band zehn von zehn mit den Quaestiones 50 - 90 der Tertia Pars.

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Seitenzahl: 813

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Summa Theologica

 

Band 10

 

Quaestiones 1 – 90

(Tertia Pars)

 

THOMAS VON AQUIN

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

 

Summa Theologica, Band 10, Thomas von Aquin

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663964

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Quaestio 50. Über den Tod Christi.2

Quaestio 51. Über das Begräbnis Christi.10

Quaestio 52. Das Hinabsteigen zur Hölle.16

Quaestio 53. Über die Auferstehung Christi.26

Quaestio 54. Über die Beschaffenheit des auferstandenen Leibes.32

Quaestio 55. Über das Offenbarwerden der Auferstehung.38

Quaestio 56. Über die verursachende Kraft der Auferstehung des Herrn.49

Quaestio 57. Über die Himmelauffahrt Christi.53

Quaestio 58. Über das Sitzen des Herrn zur Rechten des Vaters.62

Quaestio 59. Über die Richtergewalt Christi.67

Zweite Abhandlung. Die Sakramente und die letzten Dinge.76

Quaestio 60. Das Wesen der Sakramente.76

Quaestio 61. Über die Notwendigkeit der Sakramente.87

Quaestio 62. Über die Hauptwirkung der Sakramente: die Gnade.92

Quaestio 63. Über jene besondere Wirkung der Sakramente die man „Charakter“ nennt.102

Quaestio 64. Die Ursache der Sakramente.112

Quaestio 65. Über die Zahl der Sakramente.126

Quaestio 66. Über das, was zur Taufe gehört.133

Quaestio 67. Über die Spender der Taufe.154

Quaestio 68. Über die Empfänger der Taufe.163

Quaestio 69. Über die Wirkungen der Taufe.178

Quaestio 70. Über die Beschneidung, welche der Taufe als Vorbereitung diente.190

Quaestio 71. Über die Vorbereitungen, welche jetzt die Taufe begleiten.197

Quaestio 72. Die Firmung.203

Quaestio 73. Das Sakrament der Eucharistie an sich.219

Quaestio 74. Über die Materie der Eucharistie in der äußeren Gestalt.227

Quaestio 75. Über die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi.238

Quaestio 76. Über die Art und Weise wie Christus in diesem Sakramente ist.254

Quaestio 77. Über die bestehenbleibenden Akzidentien.266

Quaestio 78. Über die Form des Sakramentes der Eucharistie.281

Quaestio 79. Die Wirkungen des Sakramentes der Eucharistie.294

Quaestio 80. Über das Empfangen der Eucharistie im allgemeinen.305

Quaestio 81. Über die Art und Weise wie Christus das Sakrament nahm.327

Quaestio 82. Über den Minister oder Verwalter dieses Sakramentes. 333

Quaestio 83. Über den Ritus dieses Sakramentes.345

Quaestio 84. Die Buße als Sakrament.367

Quaestio 85. Die Buße als Tugend.382

Quaestio 86. Die Wirkung der Buße mit Rücksicht auf den Nachlass der Todsünden.390

Quaestio 87. Über die Wirkung der Buße rücksichtlich der lässlichen Sünden.399

Quaestio 88. Über die Rückkehr der durch die Taufe nachgelassenen Sünden.404

Quaestio 89. Die Wiedererwerbung der Tugenden durch die Buße.410

Quaestio 90. Über die Teile der Buße im allgemeinen.420

Summa Theologica, Band 10

Bibliographische Angaben:

Summe der Theologie / Die katholische Wahrheit oder die theologische Summa des Thomas von Aquin deutsch wiedergegeben durch Ceslaus Maria Schneider. Verlagsanstalt von G. J. Manz, Regensburg 1886-1892. [12 Bände] 1880

Vorwort des Herausgebers

Sehr geehrter Leser,

die "Summa Theologica" war in ihrer Gänze sicher das herausforderndste Werk innerhalb der Reihe "Die Schriften der Kirchenväter." Es gibt kaum eine Textvorlage, ganz speziell von dieser Schneider-Übersetzung, die diesen Begriff – "Vorlage" – verdient hätte.

Wir haben versucht, so viele Fehler wie möglich auszumerzen. Dennoch ist dieses Werk nicht perfekt, da ein komplettes Korrektorat schlicht nicht wirtschaftlich ist. Bitte sehen Sie uns nach, wenn Sie an der einen oder anderen Stelle über einen Fehler stolpern, insbesondere bei der Umsetzung von griechischen Buchstaben. Thomas von Aquinas war nicht perfekt, seine "Summa" mitnichten, wir sind es schon gar nicht. Wir glauben dennoch, dass das Preis-Leistungsverhältnis dieser Ausgabe stimmt und jeder interessierte Leser auf seine Kosten kommen wird.

Herzlich Grüße,

Ihr Jazzybee Verlag (Jürgen Beck)

 

 

Quaestio 50. Über den Tod Christi.

 

Erster Artikel. Es war zukömmlich, dass Christus starb.

 

a) Dies war nicht zukömmlich. Denn: I. Was das Erste ist und somit an erster Stelle steht im Bereiche einer Seinsart, kann nie das Gegenteil sein; wie das Feuer nie kalt ist. Der Sohn Gottes aber ist der Quell alles Lebens, nach Ps 35.: „Bei Dir ist der Quell des Lebens.“ Also ist es nicht zukömmlich, dass Er sterbe. II. Größer ist der mit dem Tode verbundene Mangel wie der von einer Krankheit herrührende. Christo aber geziemte es nicht, krank zu sein (Chrysost., siehe Kap. 46, Art. 3.); also noch weniger, zu sterben. III. Der Herr sagt (Joh 10.): „Ich bin gekommen, dass sie Leben und überfließendes Leben haben.“ Dazu führt aber nicht der Tod.

Auf der anderen Seite heißt es Joh 11.: „Es ist euch nützlich, dass ein einziger Mensch sterbe für das Volk, damit nicht das ganze Volk zu Grunde gehe.“ Diese Worte sagte aber Kaiphas prophetisch.

b) Ich antworte, es sei zukömmlich gewesen, dass Christus sterbe: 1. Um genugzutun für das Menschengeschlecht, welches nach Gen 2, 17. dem Tode verfallen war; wie Petrus (1 Petr 3, 18.) sagt: „Christus ist gestorben für unsere Sünden;“ — 2. um die Wahrhaftigkeit der angenommenen menschlichen Natur zu zeigen, wie Eusebius (laud. Constant, c. 15.) schreibt: „Wenn Christus, nachdem Er mit den Menschen verkehrt hätte, plötzlich verschwunden wäre fliehend den Tod, so würde Er von allen für ein Phantasiegebilde gehalten worden sein;“ — 3. um uns durch seinen Tod von der Todesfurcht zu befreien; nach Heb 2.: „Er nahm teil an unserem Fleische und Blute, damit Er durch den Tod vernichte jenen, der durch den Tod herrschte (nämlich den Teufel) und befreie diejenigen, die der Knechtschaft aus Furcht vor dem Tode unterlagen;“ — 4. um durch seinen leiblichen Tod uns das Beispiel zu geben, dass wir geistig der Sünde abstürben, deren Ähnlichkeit der Tod ist; wie Paulus sagt (Röm 6.): „Dass Er für die Sünde gestorben ist, das geschah einmal; dass Er aber lebt, das gehört Gott an. So auch sollt ihr abgestorben sein der Sünde und Gott allein angehören und Ihm leben;“ — 5. um durch seine Auferstehung seine den Tod überwindende Kraft zu zeigen und uns die Hoffnung zu geben, ebenfalls aufzuerstehen; danach sagt der Apostel (1 Kor 15.): „Wenn Christus gepredigt wird, dass Er auferstanden ist von den toten; wie können einige unter euch sagen, es gäbe keine Auferstehung der toten!“

c) I. Als Gott ist Christus Quell alles Lebens; als Mensch ist Er gestorben. Deshalb sagt Augustin (cont. Felician. 14.): „Fern sei es, zu meinen, Christus habe so den Tod sich angeeignet, dass Er, insoweit Er in Sich selber Leben ist, das Leben verloren habe; denn wäre dies geschehen, so wäre ausgetrocknet der Quell des Lebens. Er fühlte also den Tod auf Grund der Teilnahme am menschlichen Wollen und hatte von freien Stücken denselben auf Sich genommen. Er verlor dabei nicht die Macht jener Natur, die Alles lebendig macht.“ II. Christus nahm nicht den aus einer Krankheit folgenden Tod an, damit es nicht den Anschein habe als stürbe Er notwendigerweise infolge der Schwäche der Natur. Einen gewaltsamen Tod litt Er, damit sein Tod als ein freiwilliger dastehe. III. Das, was kalt ist, kann manchmal auf Grund von etwas Äußerlichem warm machen, wenn auch nicht seinem inneren Wesen nach. Und so hat Christus durch seinen Tod uns zum Leben geführt, indem sein Tod den unsrigen zerstörte; wie jener, der die Strafe für einen anderen erträgt, dessen Strafe entfernt.

 

Zweiter Artikel. Im Tode Christi ward die Gottheit nicht getrennt vom Fleische.

 

a) Dies scheint aber. Denn: I. Zu Mt 27. (Deus meus, Deus meus) sagt Ambrosius (sup. Luc. 23.): „Es rief laut der Mensch, sterbend durch die Trennung der Gottheit; denn da die Gottheit frei ist vom Tode, konnte da der Tod nicht sein, wenn das Leben nicht fortging; weil das Leben die Gottheit ist.“ II. Wird das Mittlere fortgenommen, so werden die Endpunkte voneinander getrennt. Die Gottheit nun war in Christo geeint mit dem Fleische vermittelst der Seele (Kap. 6, Art. 1.). Schwand also die Seele, so war die Gottheit nicht mehr im Körper Christi. III. Stärker ist die belebende Kraft Gottes wie die der Seele. Der Körper des Herrn aber konnte nicht sterben, wenn die Seele nicht davon getrennt wurde. Also noch weniger konnte er sterben, wenn die Gottheit damit vereint blieb.

Auf der anderen Seite wird das, was der menschlichen Natur eigen ist, nicht vom Sohne Gottes ausgesagt, außer auf Grund der Einigung mit der Person des ewigen Wortes. Es wird aber im Symbolum vom Sohne Gottes ausgesagt, Er sei begraben worden. Also blieb die Gottheit in der Person geeinigt mit dem Fleische.

b) Ich antworte, was Gott aus Gnaden schenkt, werde nie zurückgezogen außer wegen einer Schuld; nach Röm 11.: „Ohne Reue sind die Gaben Gottes und das Berufen.“ Weit höher aber steht die Gnade der Einigung, wonach das Fleisch zur persönlichen Verbindung mit dem ewigen Worte erhoben wurde; wie die heiligmachende Gnade, welche die Gotteskindschaft herstellt. Und ebenso hat die Gnade der Einigung in höherem Grade den Charakter der Dauer wie die heiligmachende Gnade; denn sie bewirkt eine Verbindung in der Person, während die letztere bloß eine Verbindung gemäß der Willensneigung herstellt. Wird also die heiligmachende Gnade nicht ohne eine Sündenschuld entzogen, so noch weniger die Gnade der Einigung. Da nun in Christo keine solche Schuld war, so blieb das Fürsichbestehen (das suppositum oder die hypostasis) des Fleisches durchaus das des göttlichen Wortes, nach dem Tode wie vor dem Tode (Dam. 3. de orth. fide 27 .).

c) I. Dieses Verlassensein ist darauf zu beziehen, dass der Vater Ihn dem Leiden und dem Tode aussetzte. Oder es ist zu verstehen mit Bezug auf das Gebet: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe vorüber dieser Kelch“ (Aug. ep. 140. ). II. Das Wort Gottes ist vermittelst der Seele mit dem Fleische in Christo verbunden; insoweit auf Grund der Seele das Fleisch es in sich hat, zur menschlichen Natur zu gehören, welche der Sohn Gottes annehmen wollte. Nicht aber ist die Seele wie ein Band, welches das Fleisch Christi an die Gottheit knüpfte. Das Fleisch nun hat es von der Seele, dass es zur menschlichen Natur gehört, auch nach dem Tode; insoweit nämlich im Fleische bestehen bleibt eine gewisse Beziehung zur Auferstehung. Also wird durch den Tod die Einigung des Fleisches mit der Gottheit nicht gestört. III. Die Seele hat die Kraft, den Körper zu beleben als innewohnende Wesensform, formaliter; schwindet sie also, so ist der Körper nicht mehr lebend. Die Gottheit aber ist die wirkende Ursache des Lebens; sie ist nicht die Wesensform. Also braucht das Fleisch nicht lebend zu sein und bleibt doch verbunden mit der Person des Wortes; denn Gott wirkt nicht aus Notwendigkeit, sondern wie und was Er will.

 

Dritter Artikel. Im Tode Christi ward die Gottheit nicht von der Seele getrennt.

 

a) Das Gegenteil erhellt aus Folgendem: I. Joh 10. heißt es: „Ich habe die Gewalt, meine Seele einzusetzen oder dahinzugehen; und sie wieder an mich zu nehmen.“ Diese Gewalt aber kann nicht so ausgesagt werden, als ob sie der Körper in Christo hätte. Also gilt dies von der Person des Wortes, die sonach sich von der Seele trennen und selbe wieder an sich nehmen kann. Somit war im Tode die Seele Christi nicht mit der Gottheit. II. Athanasius schreibt (lib. 6. de beat. Verbi): „Verflucht sei, wer nicht bekennt, der Sohn Gottes habe den ganzen Menschen, den Er angenommen, von neuem angenommen und befreit, als Er am dritten Tage von den toten auferstand.“ Also war die Gottheit vor der Auferstehung getrennt vom Leibe und von der Seele, woraus ja „der ganze Mensch“ besteht. III. Wegen der Vereinigung mit dem ganzen Menschen wird der Sohn Gottes „Mensch“ genannt. Blieb also das „Wort“ mit der Seele, die getrennt war vom Leibe, verbunden, so könnte man wahrhaft sagen, der Sohn Gottes sei in dieser Zeit die Seele gewesen. Da also die Seele die Wesensform des Körpers ist, so würde weiterfolgen, der Sohn Gottes sei in jener Zeit, vom Tode Christi bis zur Auferstehung, die Wesensform eines Körpers gewesen; was unmöglich ist. Also war damals die Gottheit getrennt von der Seele Christi. IV. Wäre der Sohn Gottes persönlich verbunden geblieben damals mit dem Leibe und mit der Seele, so wäre innerhalb dieser Zeit der Sohn Gottes zwei Fürsichbestehende gewesen; was unzulässig ist.

Auf der anderen Seite sagt Damascenus (3. de orth. fide 27 .): „Obgleich Christus als Mensch gestorben ist und seine heilige Seele vom fleckenlosen Leibe getrennt war, so blieb doch die Gottheit untrennbar bei Leib und Seele.“

b) Ich antworte, die Seele sei unmittelbarer vereint mit dem „Worte“ wie der Leib. Blieb also der Leib Christi verbunden mit dem „Worte“, dann desto mehr die Seele. Deshalb wird im Symbolum vom Sohne Gottes sowohl ausgesagt: „Er ward begraben,“ wie auch: „Er stieg in die Hölle hinab.“

c) I. Augustin erklärt diese Stelle (tract. 47. in Joan. ) dahin: „Sagen wir, das Wort hätte die Seele eingesetzt, so folgt, dass die Seele einmal getrennt war vom Worte, was falsch ist; denn die Seele ist vom Leibe getrennt worden, nicht aber vom Worte; — sagen wir, die Seele habe sich selber eingesetzt, so würde folgen, sie habe von sich selbst sich getrennt, was absurd ist; — also hat das Fleisch seine Seele eingesetzt; nicht aber aus eigener Gewalt, sondern kraft des in ihm wohnenden „Wortes“; ist ja doch durch den Tod die Gottheit nicht getrennt worden vom Fleische. II. Athanasius will damit sagen, dass in der Auferstehung die Natur des Menschen wieder von neuem ganz und gar, vollständig da gewesen ist; nämlich vollständig durch die Verbindung von Leib und Seele. III. Das Wort Gottes heißt wegen der Verbindung mit der menschlichen Natur nicht: menschliche Natur; sondern wird „Mensch“ genannt. Die Seele und der Leib aber sind die wesentlichen Teile der menschlichen Natur. Also auf Grund der Verbindung mit beiden ist das ewige Wort nicht der Leib und nicht die Seele, sondern ist: „habend Leib und Seele.“ IV. Damascenus antwortet (l. c.): „Dadurch dass im Tode Christi die Seele vom Leibe getrennt ward, ist nicht die eine Person oder das eine Fürsichbestehende in zwei geteilt worden. Denn sowohl der Leib als auch die Seele hatten von Anfang an unter ein und demselben Gesichtspunkte die einige Existenz in der Person des Wortes; und als sie im Tode getrennt wurden, blieb ein jedes von beiden habend das eine einige Fürsichbestehen im Worte. Deshalb blieb das eine einige Fürsichbestehen des Wortes das Fürsichbestehen 1. des Wortes, 2. der Seele, 3. des Leibes. Denn niemals hatte weder die Seele noch der Leib ein eigenes Fürsichbestehen, außer nämlich dem im Worte; immer eine einige Person des Wortes und niemals zwei.“

 

Vierter Artikel. Christus war in der Zeit vom Tode bis zur Auferstehung, schlechthin gesprochen, nicht Mensch.

 

a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Augustin sagt (1. de Trin. 13 ).): „So beschaffen war dieses „Annehmen“, dass es machte, dass Gott Mensch sei und der Mensch Gott.“ Dieses „Annehmen“ aber blieb. II. Nach Aristoteles (9 Ethic. 4 .) „ist jeder Mensch seine Vernunft“. Und so sagen wir ja auch: Heiliger Petrus, bitte für uns; trotzdem da im Himmel nur die Seele Petri ist. Also blieb trotz der Trennung von Leib und Seele der Sohn Gottes Mensch; denn Er war nicht getrennt von der Seele. III. Jeder Priester ist ein Mensch. In jener Zeit aber war Christus Priester; sonst würde es falsch sein zu sagen: „Du bist Priester in Ewigkeit.“

Auf der anderen Seite war in jener Zeit der Leib Christi weder lebendig noch beseelt; also war Christus kein Mensch. Denn fällt das allgemeinere, umfassendere Moment fort, so auch das mehr besondere und beschränkte.

b) Ich antworte, es sei ein Glaubensartikel, dass Christus wahrhaft gestorben ist. Behaupten also das, wodurch die Wahrhaftigkeit des Todes Christi schwindet, ist ein Irrtum gegen den Glauben. Deshalb heißt es im Synodalbriefe des heiligen Cyrillus: „Wenn jemand nicht bekennt, dass Gottes Wort gelitten hat im Fleische, im Fleische gekreuzigt worden ist und den Tod schmeckte im Fleische; — so sei er im Banne.“ Dies gehört aber zur Wahrhaftigkeit des Todes eines Menschen, dass er durch den Tod aufhört, Mensch zu sein; denn der Tod rührt her von der Trennung der Seele, die da vervollständigt den Wesenscharakter des Menschen. Schlechthin also gesprochen, war in der genannten Zeit Christus nicht Mensch. Jedoch kann gesagt werden, Christus sei damals ein toter Mensch gewesen. Manche aber meinten, Christus sei in jener Zeit Mensch gewesen. Sie sprachen damit wohl irrtümliche Worte aus; jedoch verbanden sie nicht mit solchen Worten den Sinn des Irrtums. So nahm Hugo von St. Viktor (2. de sacr. part. 11. cap. 11.) an, Christus sei damals Mensch gewesen. Aber er folgte der Ansicht, der Mensch sei allein die Seele; was falsch ist (I. Kap. 75, Art. 4.). Und Petrus Lombardus sagte gleichermaßen, Christus sei während jener Zeit Mensch gewesen. Aber obwohl er glaubte, die Einigung von Leib und Seele gehöre zum Wesenscharakter des Menschen, so war er doch der Ansicht, dazu dass etwas ein Mensch sei genüge, dass jemand Leib und Seele zusammen habe; mögen nun diese beiden Teile mit Rücksicht aufeinander getrennt sein oder vereinigt; — was nach I. Kap. 75, Art. 4. und hier nach Kap. 2, Art. 5. auch falsch ist.

c) I. Das „Wort“ nahm Seele und Leib als etwas Geeinigtes an; und ein derartiges „Annehmen“ machte, dass Gott Mensch und der Mensch Gott sei. Nun hörte beim Tode dieses „Annehmen“ nicht auf, wohl aber die Einigung von Leib und Seele. II. Der Mensch wird als seine Vernunft bezeichnet; nicht weil die Vernunft der ganze Mensch sei, sondern weil die Vernunft der hauptsächlichere Teil im Menschen ist, von dem die Verfassung und Lage der übrigen Teile abhängt. So kann man von dem Fürsten einer Stadt wie von der ganzen Stadt sprechen; weil die Leitung des Staates in ihm liegt. III. Priester zu sein kommt dem Menschen zu auf Grund seiner Seele, in welche der sakramentale Charakter eingeprägt wird. Diesen verliert also kein Priester durch den Tod und um so weniger Christus.

 

Fünfter Artikel. Es war der Zahl nach schlechthin ein und derselbe Leib, den Christus vor dem Tode und nach dem Tode hatte.

 

a) Das Gegenteil wird bewiesen. Denn: I. Christus war wahrhaft tot wie andere Menschen tot sind. Der Leib aber eines beliebigen anderen Menschen ist nicht schlechthin ein und derselbe der Zahl nach als tot und als lebendig; denn es besteht da ein Unterschied dem Wesen nach. Also ist dies auch so beim Leibe Christi. II. „Was sich der Gattung nach unterscheidet, das unterscheidet sich auch der Zahl nach“ (5 Metaph. ). Der tote Leib Christi und der lebendige Leib Christi aber waren unterschieden der Wesensgattung nach; denn ein totes Auge und ein lebendiges Auge lässt nicht die gleiche Definition zu (2. de anima ; 7 Metaph. ). Also war der tote Leib Christi vom lebenden unterschieden schlechthin der Zahl nach. III. Der Tod ist ein Vergehen. Was aber vergangen ist, das ist dem ganzen substantiellen Sein nach nicht mehr; denn „vergehen“ will besagen eine Änderung vom Sein zum Nichtsein. Also war der tote Körper Christi etwas Anderes wie der lebendige.

Auf der anderen Seite sagt Athanasius (ep. ad Epict.): „Der Leib Christi wurde beschnitten und getragen, er aß und trank, arbeitete und war ans Kreuz geheftet; während das Wort Gottes immer unveränderlich und unkörperlich war; dieser Leib ward in das Grab gelegt.“ Also war es der nämliche Körper der tote und lebendige.

b) Ich antworte; dieses „schlechthin“ (simpliciter) kann 1. genommen werden für das, wozu keine beschränkende Bemerkung hinzugefügt zu werden braucht, damit es richtig verstanden (2. Joan.) werde; also für „absolut“; — und danach war schlechthin der Leib Christi vor und nach dem Tode ganz der gleiche. Denn es wird in dieser Weise etwas als schlechthin dasselbe bezeichnet, was dem Fürsichbestehen, dem suppositum nach, dasselbe bleibt. Da nun im toten und im lebendigen Leibe Christi die eine nämliche Person des Wortes als das fürsichbestehende Moment war, so blieb vor und nach dem Tode der eine nämliche Leib. Danach spricht oben Athanasius. Es wird 2. genommen „schlechthin“ für „ganz und gar“; und so war nicht der nämliche Leib da, insofern etwas Wesentliches für den lebendigen Körper, die Seele, fehlte. Würde also gesagt, dass der Leib des Herrn „ganz und gar“ derselbe geblieben sei, so wäre das Vergehen desselben, ich meine, der Tod geleugnet; was die Ketzerei der Gaianiten ist, nach Isidor (8 Etymol. 5.). Diesbezüglich sagt Damascenus (3. de orth. fide 28 .): „Vergehen bedeutet 1. die Trennung von Leib und Seele; 2. die vollständige Auflösung in die Elemente. Unvergänglich also den Leib des Herrn vor der Auferstehung nennen in der ersten Weise, wie Julianus und Gaianus taten, ist gottlos; denn dann wäre der Herr nicht wahrhaft gestorben und wir nicht wahrhaft erlöst.“ In der zweiten Weise war der Leib des Herrn unvergänglich

c) I. Der Leib eines anderen Menschen bleibt nicht der nämliche dem Fürsichbestehen, der Person nach; und somit ist er nicht schlechthin derselbe. Er ist schlechthin ein und derselbe unter einem gewissen Gesichtspunkte, d. h. dem Stoffe und nicht der Wesensform nach. Der Leib Christi aber behielt sein früheres Fürsichbestehen im „Worte“. II. „Ein und dasselbe der Zahl nach“ will besagen: das nämliche eine Fürsichbestehen. „Ein und dasselbe der Wesensgattung nach“ will besagen: die nämliche eine Wesensform. Wo also das Fürsichbestehen nur eine einzige Natur in sich schließt, da verschwindet mit der Einheit der Wesensgattung oder Natur auch die Einerleiheit der Zahl. Das Wort Gottes aber besteht für sich in zwei Naturen. Obgleich also der Körper Christi nicht der nämliche bleibt nach der Wesensgattung der menschlichen Natur, so bleibt er der nämliche nach dem Fürsichbestehen des „Wortes“. III. Das Vergehen und der Tod kommt Christo nicht zu auf Grund der Person oder des Fürsichbestehens, wonach die Einheit oder Einerleiheit bestimmt wird; sondern gemäß der menschlichen Natur, wonach gefunden wird der Unterschied zwischen Tod und Leben.

 

Sechster Artikel. Der Tod Christi hat gewirkt für unser Heil.

 

a) Er hat gar nichts beigetragen zu unserem Heile. Denn: I. Der Tod ist ein Mangel; kein Mangel aber hat Wirksamkeit. II. Das Leiden hat gewirkt in der Weise des Verdienens. Der Tod aber konnte nichts bei Gott verdienen, insofern er die Trennung der Seele bedingt, die das Prinzip des Verdienens ist. III. Etwas Körperliches wirkt nichts Geistiges. Der Tod Christi aber war etwas Körperliches.

Auf der anderen Seite sagt Augustin (4. de Trin. 3 ).): „Der eine Tod des Herrn war für unseren zweifachen Tod, den der Seele und des Leibes, heilsam.“

b) Ich antworte, der Tod könne betrachtet werden, 1. soweit er im Werden begriffen und 2. insoweit er eingetreten ist. Im ersten Sinne heißt vom Tode Christi sprechen dasselbe wie von seinem Leiden sprechen, insoweit das Leiden zum Tode führte. Und so war der Tod des Herrn Ursache unseres Heiles wie das Leiden (Kap. 49.). Im zweiten Sinne kann der Tod nicht Ursache unseres Heiles sein in der Weise des Verdienens, sondern nur in der Weise der einwirkenden Ursache, insofern nämlich die Gottheit nicht getrennt wurde vom Fleische. Was also geschah mit dem von der Seele getrennten Leib des Herrn, das Alles war für uns heilsam kraft der Gottheit. Nun wird die Art und Weise einer Wirkung beurteilt gemäß der Ähnlichkeit mit der Ursache. Weil also der Tod ein Mangel ist. deshalb ist seine Wirkung die Entfernung alles dessen, was unserem Heile entgegensteht; und dies ist der Tod des Leibes und der Tod der Seele. Und demgemäß wird gesagt, durch den Tod Christi sei zerstört worden in uns der Tod der Seele, die Sünde, nach Röm 4.: „Er ward hingegeben (in den Tod) wegen unserer Sünden;“ und der Tod des Leibes, nach 1 Kor 15.: „Verschlungen ist der Tod im Siege.

c) I. Kraft der mit ihm vereinigten Gottheit hat der tote Leib Jesu zu unserem Heile gewirkt; nicht für sich allein betrachtet. II. Der Tod Christi, als vollendet, hat als wirkende Ursache zu unserem Heile beigetragen. III. Der Leib Christi war das Werkzeug der Gottheit und insoweit wirksam mit Rücksicht auf unsere Seelen.

 

 

Quaestio 51. Über das Begräbnis Christi.

 

Erster Artikel. Es war zukömmlich, dass Christus begraben wurde.

 

a) Dies wird bestritten. Denn: I. Ps 87. heißt es: „Er ward wie ein Mensch ohne Beistand, unter den toten frei.“ Im Grabe aber ist der Leib von allen Seiten eingeschlossen, was das Gegenteil von Freiheit ist. II. Das Begraben Christi kann in nichts zu unserem Heile beigetragen haben. Also war es unzulässig. III. Unzulässig erscheint es, dass der über alle Himmel erhabene Gott in der Erde begraben werde. Was aber dem toten Leibe Christi zukommt, wird auf Grund der persönlichen Einheit Gott zugeschrieben.

Auf der anderen Seite sagt der Herr (Mt 26.): „Ein gutes Werk hat sie an mir getan … Denn da sie mit dieser Salbe meinen Körper salbte, hat sie mich zum Begräbnisse vorbereitet.“

b) Ich antworte, zukömmlich sei es gewesen, dass Christus begraben wurde: 1. Um die Wahrhaftigkeit des Todes zu beweisen; weshalb Mk 15. gelesen wird, dass Pilatus, ehe er das Begraben gestattete, durch genaues Nachforschen sich überzeugt hatte, er sei wirklich tot; — 2. um in uns die Hoffnung der Auferstehung zu beleben, trotzdem wir in das Grab steigen müssen, nach Joh 5.: „Alle, die in den Gräbern sind, werden hören die Stimme des Sohnes Gottes und die sie hören, werden leben;“ — 3. um denen ein Beispiel zu geben, die kraft des Todes Christi geistigerweise den Sünden absterben, die da nämlich „verborgen sind vor den Wirrnissen der Menschen“ (Ps 30), nach Kol 3.: „Tot seid ihr und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ Deshalb werden auch die getauft werden untergetaucht in das Wasser, gleichsam begraben in den Tod Christi, nach Röm 6.: „Begraben sind wir mit Christo durch die Taufe in den Tod.“

c) I. Christus war „frei unter den toten“, weil die Fesseln des Grabes seine Auferstehung nicht hinderten. II. Wie der Tod, so hat auch das Begrabensein Christi wirksam beigetragen zu unserem Heile. Deshalb sagt Hieronymus zu Jes 52. (dabit impiios pro sepultura): „Die Heidenvölker, die gottlos waren, wird Er Gott dem Vater geben; weil Er tot und begraben sie Sich erworben hat;“ und im Kommentar zu Matth.: „Wir stehen auf kraft des Begrabenseins Christi.“ III. In einer Rede auf dem Konzil zu Ephesus (part. 3. c. 9.) heißt es: „Nichts von dem, was für den Menschen heilsam ist, beleidigt Gott oder tut Ihm unrecht; denn es zeigt nicht, dass Gott leidensfähig, wohl aber dass Er barmherzig ist.“

 

Zweiter Artikel. In zukömmlicher Weise ward Christus begraben.

 

a) Dem gegenüber wird geltend gemacht: I. Das Begräbnis soll dem Tode entsprechen. Dieser aber war ein höchst schimpflicher, nach Weish 2.: „Zum schimpflichsten Tode wollen wir Ihn verurteilen.“ Also durfte das Begräbnis nicht ehrenvoll sein; Er durfte nicht von vornehmen begraben werden, wie dies Joseph von Arimathäa war, ein Hauptmann, und Nikodemus, ein Fürst der Juden (Mk 15., Joh 3.). II. Überflüssig war es, dass Nikodemus zum Begräbnisse Christi „mit sich brachte eine Mischung von Myrrhen und Aloe, etwa hundert Pfund“ (Joh 19.); und dass zumal „eine Frau zuvorkam, um seinen Leib für das Begräbnis zu salben“ (Mk 14.). Überflüssiges aber durfte beim Begräbnisse des Herrn nicht sein. III. Es herrscht da zugleich Widerspruch. Denn Joseph umhüllte den Leib nur „mit reiner Leinwand“ (Mt 27.), „nicht mit Seide, Gold, Edelgestein“ (Hieron.); und andererseits werden kostbare Salben verwandt. IV. „Was geschrieben ist, das ist zu unserer Belehrung geschrieben,“ heißt es Röm 15. Dass aber Christus in einem Garten begraben worden ist, in einem fremden und neuen Grabe, das in den Felsen gehauen war, und Ähnliches scheint in nichts uns zu belehren. Also war solches Begraben nicht zukömmlich.

Auf der anderen Seite steht Jes 11.: „Und sein Grab wird herrlich sein.“

b) Ich antworte, die Art und Weise des Begrabens bekräftige 1. unseren Glauben an den Tod und die Auferstehung Christi; — 2. empfiehlt sie die Frömmigkeit derer, die Ihn begruben, nach Augustin (1. de civ. Dei 13. ): „Lobenswerterweise werden erwähnt im Evangelium jene, welche den vom Kreuze herabgenommenen Leib mit Sorgfalt und Ehrenbezeigung umhüllten und begruben;“ — 3. unterrichtet sie jene, welche in Christo sich begraben in den Tod.

c) I. Was den Tod Christi betrifft, so wird empfohlen die Geduld und die Standhaftigkeit dessen, der den Tod erlitt und zwar um so mehr, je schimpflicher der Tod war. Beim ehrenvollen Begraben aber wird erwogen die Kraft des Gestorbenen, der gegen die Absicht seiner Peiniger selbst im Tode noch geehrt wird; und es wird versinnbildet die Andacht der gläubigen, die dem toten Christus dienen würden. II. Zu den Worten des Evangelisten: „Sie begruben Ihn, wie es Sitte ist bei den Juden zu begraben,“ bemerkt Augustin (tract. 120. in Joan. ): „Mit Rücksicht auf die Art und Weise des Begrabens muss man die Sitten beobachten, wie sie bei dem betreffenden Volke gelten. Die Sitte nun bei den Juden war, dass die toten Leiber mit verschiedenen wohlriechenden Salben gesalbt wurden, damit sie länger der Verwesung widerständen.“ „In allen diesen Dingen ist nicht der Gebrauch ein schuldiger, sondern, soweit da Schuld ist, liegt sie in der Eitelkeit dessen, der des Gebrauches sich bedient … Was jedoch bei anderen Personen zu tadeln wäre, ist bei der göttlichen Person das Zeichen einer hohen Sache“ (3. de doctr. christ. 12. ). Denn die Myrrhe und Aloe deuten wegen ihrer Bitterkeit auf die Buße hin, durch welche jemand Christum in sich bewahrt, ohne durch die Sünde verdorben zu werden. Der Geruch der Salben deutet auf den Wohlduft der Tugenden hin. III. Myrrhe und Aloe wurden auf den Leib Christi verwandt, damit er unversehrt bleibe, was etwas Notwendiges zu sein scheint. Dadurch werden wir belehrt, wir könnten Kostbares wie Medizin gebrauchen zur Erhaltung unseres Körpers. Das Einhüllen aber des Körpers gehört zum Anstande; und da sollen wir mit einfachen Stoffen zufrieden sein. Zudem bemerkt Hieronymus: „Jener hüllt in reinem Leinen Jesum ein, der Ihn mit reinem Sinne aufnimmt.“ Und von da her schreibt sich die Sitte der Kirche, „dass das heilige Opfer am Altare nicht auf Seide, nicht auf schöngefärbtem Tuche, sondern auf Leinen, wie es die Erde hervorbringt, gefeiert wird, weil der Leib des Herrn in reinem Leinen begraben wurde“ (c. 44. in Marc.). IV. Christus wird im Garten begraben, damit dadurch bezeichnet werde, durch seinen Tod und sein Begräbnis werden wir vom Tode befreit, der über uns verhängt worden infolge der im Paradiesgarten von Adam begangenen Sünde. In einem fremden Grabe wird der Heiland begraben, „weil Er für das Heil anderer starb, denn das Grab ist die Wohnung des Todes“ (Aug. de sepul.). Dies weist auch auf die überreiche Armut hin, die Christus für uns tragen wollte. Denn der im Leben nicht hatte, wohin das Haupt legen, der wird im Tode in ein fremdes Grab gelegt und in seiner Nacktheit von Joseph bedeckt. In ein neues Grab wird Er gelegt, „damit nicht gesagt würde nach der Auferstehung, es sei ein anderer auferstanden, wenn die anderen Leiber liegen blieben“ (Hieron.). Das neue Grab kann aber auch auf den reinsten Schoß der Jungfrau hinweisen. Denn dadurch werden wir ermahnt, dass wir durch den Tod Christi alle erneuert werden, nachdem der Tod und aller Sündenschmutz vertilgt ist. Das Grab war in den Felsen gehauen, „damit man, wenn es aus vielen Steinen erbaut worden wäre, nicht glaube, es wären am Fundamente Steine weggenommen worden und so hätte man Ihn gestohlen“ (Hieron.). Deshalb konnte auch „der große Stein“, der davor gewälzt war, „nur mit Hilfe vieler entfernt werden“ (l. c.). Wäre Er aber in der Erde begraben gewesen, „so hätten sie gesagt, die Erde haben sie durchgraben und Ihn gestohlen“ (Aug.). Mystisch aber bedeutet dies Alles, „dass durch die Lehre der Apostel in die felsenharten Herzen der Heiden Christus werde hineingetragen werden, die da, ausgehauen durch das Werk der Predigt, roh und neu seien und keinerlei Furcht Gottes vorher zugänglich. Und weil nichts außer Christo in unserem Herzen wohnen soll, wird ein Stein vorgewälzt“ (Hilar. ult. in Matth.). „Alles beim Leibe Jesu ist neu und rein und höchst großartig,“ sagt Origenes (tract. 35. in Matth.).

 

Dritter Artikel. Christi Leib wurde im Grabe nicht zu Staub.

 

a) Dies wird geleugnet. Denn: I. Wie der Tod, so ist das „Zu-Staub-werden“ eine Folge der Sünde Adams, nach Gen 3.: „Staub bist du und zu Staub wirst du werden.“ Christus aber hat den Tod ertragen, damit Er uns vom Tode befreie. Also musste sein Leib zu Staub werden, damit Er uns auch nach dieser Seite hin befreie. II. Der Leib Christi war derselben Natur wie der unsrige. Unser Leib aber fängt gleich nach dem Tode an zu verwesen; weil, sobald die innere natürliche Wärme geschwunden ist, die Wärme von außen einwirkt und Fäulnis verursacht. Also musste dies auch bei Christo der Fall sein. III. Christus wollte begraben werden, damit Er die Hoffnung aufzuerstehen verleihe den begrabenen. Also musste Er auch zu Staub werben, damit Er uns die Hoffnung aufzuerstehen gebe, trotzdem wir zu Staub werden.

Auf der anderen Seite heißt es Ps 15.: „Er wird seinen Heiligen nicht schauen lassen die Verwesung.“

b) Ich antworte; die Verwesung eines jeden Körpers komme von der Schwäche der Natur dieses Körpers, welche die Elemente nicht mehr zusammenhalten kann. Der Tod Christi aber durfte nicht sein von der Schwäche der Natur, damit man nicht glaube, er sei nichts Freiwilliges, sondern etwas Erzwungenes, Notwendiges; weshalb auch Christus nicht an einer Krankheit sterben, sondern einem gewaltsamen Tode unterliegen wollte, dem Er selbst aus freien Stücken entgegenging. Und demgemäß wollte Christus nicht, damit sein Tod nicht natürlicher Schwäche zugeschrieben werde, dass sein Leib auch nur im geringsten verwese; sondern dass derselbe, um die göttliche Kraft darzutun, unversehrt verbleibe. Deshalb sagt Chrysostomus (cont. Gent.): „Während die anderen Menschen leben, ich spreche von jenen, die etwas Großes leisten, gehen die eigenen Taten von statten und gefallen; gehen sie zu Grunde, so gehen diese mit zu Grunde. In Christo aber ist das gerade Gegenteil der Fall: Vor dem Gekreuzigtwerden ist Alles traurig und ohnmächtig; nach dem Tode beginnt aber das Herrliche. Du sollst danach erkennen, nicht ein bloßer Mensch sei gekreuzigt worden.“

c) I. Weder dem Tode noch dessen Folgen war Christus Untertan. Vielmehr hat Er freiwillig den Tod auf Sich genommen wegen unseres Heiles. Wenn aber sein Leib verwest wäre, so würde dies gegen das menschliche Heil sein; denn man würde nicht glauben, dass in Ihm göttliche Kraft gewaltet habe. Darum heißt es anstatt seiner Ps 29.: „Welcher Nutzen in meinem Blute, wenn ich der Verwesung überantwortet werde,“ als ob Er sagte: „Wenn mein Körper fault, so ist verloren der Nutzen meines vergossenen Blutes“ (Aug. in Ps 29.). II. Der Leib Christi für sich war der Verwesung von Natur zugänglich. Aber Christus verdiente, weil ohne Sünde, die Verwesung nicht; und die göttliche Kraft hat Ihn vor der Verwesung behütet sowie sie Ihn auferweckt hat. III. Christus stand durch göttliche Kraft von den toten auf, die ohne Grenzen wirkt. Dass also Christus auferstand, war ein genügender Beweisgrund, dass durch göttliche Kraft die Menschen auferstehen würden, nicht nur aus dem Grabe sondern auch aus der Verwesung.

 

Vierter Artikel. Die Zeit, welche Christus im Grabe zugebracht.

 

a) Christus war nicht bloß einen Tag und zwei Nächte im Grabe. Denn: I. Mt 12. sagt Er selbst: „Wie Jonas war im Bauche des Fisches drei Tage und drei Nächte, so wird der Menschensohn sein im Herzen der Erde drei Tage und drei Nächte.“ II. Gregor sagt (hom. pasch. 21. in Evgl.): „Wie in der Mitternacht Samson die Thore Gazas davontrug, so hat Christus in der Mitternacht die Thore der Hölle davongetragen, indem Er auferstand.“ Also war Er nicht zwei ganze Nächte im Grabe. III. Durch den Tod Christi hat das Licht Gewalt bekommen über die Finsternisse. Also hätte Christus zwei Tage vielmehr im Grabe bleiben sollen und eine Nacht.

Auf der anderen Seite sagt Augustin (4. de Trin. 6 ): „Vom Abende des Begrabenwerdens bis zur Morgenröte der Auferstehung sind sechsunddreißig Stunden verflossen d. i. eine ganze Nacht mit einem ganzen Tage und einer ganzen Nacht.“

b) Ich antworte; die Zeit dass Jesus im Grabe blieb, stelle vor die Wirkung seines Todes. Nun sind wir durch den Tod Christi befreit worden von einem doppelten Tode: dem der Seele und dem des Leibes; und das wird bezeichnet durch die zwei Nächte, die Er im Grabe zubrachte. Sein Tod selber, der nicht aus der Sünde, sondern aus der heiligen Liebe kam, hat nicht den Charakter der Nacht, sondern des Tages; und dies wird bezeichnet durch den ganzen Tag, den Er im Grabe zubrachte.

c) I. Augustin sagt (3. de cons. Evgl. ): „Manche, welche die Redeweise der Schrift nicht verstehen, wollten als Nacht anrechnen jene drei Stunden, in denen „Finsternisse waren über der ganzen Erde;“ und als Tag rechnen sie jene anderen drei Stunden, in welchen der Herr nach seinem Tode am Kreuze hing, wo das Licht wieder leuchtete bis zum Sonnenuntergange. Darauf käme die Nacht des folgenden Sabbath und wenn mit dieser der Tag des Sabbath gezählt wird, so wären zwei Tage und zwei Nächte. Dann folgt die Nacht des folgenden Sonntags, in welcher der Herr auferstand. Es werden sich auch da noch immer nicht drei Tage und drei Nächte ergeben. Es bleibt also übrig, dass wir auf die Redeweise der Schrift achten, wonach unter dem Teile das Ganze verstanden wird.“ Und so würde der erste Tag sein (wenn wir Tag und Nacht im natürlichen Verständnisse als einen Tag nehmen) der letzte Teil des Freitag; der zweite Tag ist ganz mit vierundzwanzig Stunden von Tag und Nacht; und die folgende Nacht gehört zum dritten Tage. „Denn wie die ersten Tage wegen des zukünftigen Abfallens des Menschen vom Lichte, vom Tage aus gerechnet werden bis zur Nacht hin; so fangen diese an, von der Finsternis aus gerechnet zu werden und enden im Tage, im Lichte“ (Aug. 4. de Trin. 6 ).). II. Nach Augustin (l. c.) stand Christus bei der ersten Morgenröte auf, wo etwas Licht erscheint und doch noch viel Finsternis von der Nacht her übrig bleibt. Daher heißt es Joh 20. von den Frauen: „Als noch Finsternis war, kamen sie zum Grabe.“ Und mit Rücksicht darauf sagt Gregor, Christus sei um Mitternacht auferstanden; d. h. nicht gerade in der Mitte der Nacht genau, sondern als noch es Nacht war; — denn jenes Morgengrauen kann Tag genannt werden oder auch Nacht, da es mit Beidem etwas gemein hat. III. Das Licht hat soweit vorgewaltet im Tode Christi, dass es das Dunkel zweier Nächte, nämlich unseres doppelten Todes entfernte.

 

 

Quaestio 52. Das Hinabsteigen zur Hölle.

 

Erster Artikel. Es war zukömmlich, dass Christus zur Hölle hinabstieg.

 

a) Dies war nicht zukömmlich. Denn: I. Augustin sagt (ep. 164. ad Evodium ): „Die Hölle selbst konnte ich nie in der heiligen Schrift als im guten Sinne gebraucht finden.“ Die Seele Christi aber stieg zu keinem Übel oder Verderben hinab, wie ja auch die Seelen der gerechten zu keinem Übel da hinabgestiegen sind. Also durfte Christus nicht in die Hölle hinabsteigen. II. Dieses Hinabsteigen kann Christo nicht zukommen nach der göttlichen Natur, die durchaus unbeweglich ist; — aber auch nicht nach der menschlichen Natur, da nicht erscheint, wie dasselbe hätte das menschliche Heil fördern können, da Er bereits durch sein Leiden uns von Sünde und Strafe befreit hatte; — also war dies gar nicht zukömmlich. III. Die Seele allein kann nicht in die Hölle hinabgestiegen sein; denn das schließt eine Bewegung ein, die der Seele nur auf Grund der Verbindung mit einem Körper oder dem Körper allein zukommen kann.

Auf der anderen Seite steht das Apostolische Symbolum und Eph 4.: „Dass Er aber hinaufsteigt, was will dies sagen, außer dass Er vorher hinabgestiegen ist in die tieferen Teile der Erde,“ wozu die Glosse bemerkt: „in die Hölle.“

b) Ich antworte; es sei zukömmlich gewesen, dass Jesus zur Hölle hinabstieg: 1. Weil Er gekommen war, unsere Strafe zu tragen, damit Er uns von der Strafe befreie, nach Jes 53.: „Wahrhaft unsere Schwächen hat Er getragen und unsere Schmerzen hat Er auf Sich genommen.“ Die Sünde aber war schuld, nicht nur dass der Mensch starb sondern dass er auch in die Hölle stieg. Wie Er also gestorben war, damit Er uns vom Tode befreie; so stieg Er in die Hölle, damit Er uns vor der Hölle bewahre. Deshalb heißt es Hos 13.: „Ich werde dein Tod sein, o Tod; zu Tode werde ich dich beißen, o Hölle.“ 2. Es war dies zukömmlich, damit Er dem durch das Leiden überwundenen Teufel seine gefangenen entreiße, die in der Hölle festgehalten wurden. Deshalb sagt Zacharias (Sach 9, 2.):„Du auch hast wegen des Blutes des Bundes herausgelassen aus dem Sumpfe deine gefangenen;“ und Kol 2. heißt es: „Er hat beraubt die Fürstentümer und Gewalten.“ 3. Wie Er seine Macht auf Erden gezeigt hatte zu seinen Lebzeiten und im Tode’; so sollte Er sie auch in der Hölle zeigen, indem Er dieselbe besuchte und erleuchtete. Deshalb erklärt Augustin zu Ps 23. (attollite): „Fürsten der Hölle; gebrochen ist eure Gewalt, mit der ihr die Menschen in der Hölle festhieltet;“ damit so „im Namen Jesu sich aller Kniee beugen, derer die auf Erden, derer die im Himmel und derer die in der Hölle sind.“

I. Der Name „Hölle“ bringt mit sich das Übel der Strafe, aber nicht das Übel der Schuld. Also schickte es sich, dass der Herr in die Hölle stieg, damit er diese Strafe löse. II. Das Leiden Christi war die allgemeine Ursache des Heiles für die lebendigen und die toten. Diese allgemein umfassende Ursache aber musste zu den besonderen einzelnen Wirkungen angewendet werden. Wie sie also auf die lebenden angewendet wird durch die Sakramente, so ward sie auf die toten angewandt durch das Hinabsteigen in die Hölle. III. Die Seele Christi stieg in die Hölle hinab in jener Weise der Bewegung, wie die Engel sich bewegen; vgl. I. Kap. 53.

 

Zweiter Artikel. Zur Hölle der verdammten stieg Christus nicht hinab.

 

a) Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Denn: I. Sir 24. heißt es aus dem Munde der ewigen Weisheit: „Ich werde durchdringen durch alle tieferen Teile der Erde.“ Dazu gehört aber auch die Hölle der verdammten, nach Ps 62.: „Sie werden eintreten in die tieferen Teile der Erde.“ II. Apg 3. sagt Petrus: „Gott hat Christum von den toten erweckt, nachdem die Schmerzen der Hölle gelöst waren, wie es ja unmöglich war, dass Er konnte dadurch festgehalten werden.“ In der Vorhölle aber litten die Vorväter keine Schmerzen; sondern hatten nur wegen der Erbsünde die Strafe des Verlustes (der seligen Anschauung). Also war Christus in der Hölle der verdammten oder im Fegfeuer. III. 1 Petr 3. heißt es: „Christus hat denen, die im Kerker eingeschlossen waren, gepredigt, im Geiste dahin kommend, die da einstmals ungläubig waren.“ Das war nach Athanasius, als Christus in die Hölle hinabstieg (ad Epictet.). Die ungläubigen aber sind in der Hölle. IV. Augustin sagt (ad Evodium ep. 164. ): „Wenn Christus nach der Schrift nur bis zum Schoße Abrahams gekommen wäre und wenn sie nicht nennte die Hölle und deren Schmerzen; so wäre ich sehr erstaunt, wenn jemand behauptet hätte, Er sei zur Hölle hinabgestiegen. Weil aber ganz ausdrückliche Zeugnisse die Hölle erwähnen und deren Schmerzen, so tritt die Frage entgegen, warum Christus in die Hölle hinabgestiegen sei; — doch nur, um von diesen Schmerzen zu befreien.“ Der Ort der Schmerzen aber ist die Hölle der verdammten. Also stieg Christus dahin hinab. V. Augustin sagt (de resur. serm. 2.): „Christus stieg in die Hölle hinab und befreite alle gerechten, die durch die Erbsünde da festgehaltenwurden.“ Unter diesen war aber auch Job, der von sich sagt (Hiob 17, 16.): „In die tiefste Hölle wird all das Meinige hinabsteigen.“

Auf der anderen Seite heißt es bei Hiob 10.: „Bevor ich dahingehe und nicht zurückkehre; zum finsteren Lande, das bedeckt ist mit dem Dunkel des Todes, wo keine Ordnung, sondern ewiger Schrecken wohnt.“ Keine Gemeinschaft aber ist dem Lichte mit der Finsternis, nach 2 Kor 6. Also stieg Christus, der das Licht ist, nicht hinab zur Hölle der verdammten.

b) Ich antworte; es könne etwas irgendwo sein: 1. Durch das davon Gewirkte; und so stieg Christus in alle Teile der Hölle hinab, aber nicht in gleicher Weise. Denn die Wirkung von seinem Hinabsteigen in die Hölle der verdammten war, dass Er diese beschämte wegen ihres Unglaubens und ihrer Bosheit; die Wirkung im Fegfeuer war, dass Er in ihnen die Hoffnung auf Befreiung und auf die Herrlichkeit belebte; den heiligen Vorvätern flößte Er ein das Licht der ewigen Herrlichkeit. Es ist dann 2. etwas an einem Orte gemäß seinem Wesen; und so stieg Christus bloß hinab in die Vorhölle, wo die gerechten waren, damit Er diese, die Er als Gott heimsuchte mit der Gnade im Innern, auch gemäß seiner Seele heimsuche mit Rücksicht auf den Ort. So war Er an einem einzigen Orte der Hölle, aber seine Wirkung erstreckte sich auf alle Teile der Hölle; wie Er an einem einzigen Orte litt und die Wirkung des Leidens sich erstreckte auf alle Teile der Welt.

c) I. Die Wirkung des Hinabsteigens erstreckte sich auf alle; nur die gerechten aber erleuchtete Er, so dass da, Sir 24., folgt: „Und ich werde erleuchten, die auf Gott hoffen.“ II. Der eine Schmerz ist das Leiden der durch die persönliche, aktuelle Sünde verdienten Strafe, nach Ps 17.: „Die Schmerzen haben mich umgeben.“ Der andere entsteht über die Verschiebung der gehofften Herrlichkeit, nach Spr 13.: „Die aufgeschobene Hoffnung betrübt die Seele.“ Diesen letzteren Schmerz litten auch die heiligen Vorväter, wonach Augustin (I. c.) sagt, „sie beten unter Tränen und Beschwören zu Christo.“ Beide Arten von Schmerzen löste Christus: die einen, indem Er vor ihnen bewahrte, wie der Arzt von einer Krankheit befreit, welche er durch seine Medizin verhütet; — und die anderen, indem Er die Herrlichkeit tatsächlich verlieh. III. Manche beziehen diese Stelle auf das Hinabsteigen Christi in die Hölle, so dass sie das „im Geiste“ (spiritu) auf die Seele Christi richten. Danach sagt Damascenus (3. de orth. fide 19 .): „Wie Christus denen auf der Erde das Evangelium verkündete, so predigte Er auch denen in der Hölle; nicht zwar um die ungläubigen zu bekehren, aber um sie zu beschämen.“ Dieses Predigen ist nichts Anderes als das Offenbarwerden des Glanzes seiner Gottheit in der Wirkung auf die verdammten. Die Erklärung Augustins aber ist besser (ad Evodium). Er bezieht die Stelle auf das Wirken der Gottheit von Anfang der Welt an, so dass der Sinn dieser ist: „Denen, die im Kerker eingeschlossen waren,“ d. h. da sie in der Welt lebten im sterblichen Leibe, der wie ein Kerker für die Seele ist, „predigte Er mit dem Geiste seiner Gottheit kommend“ d. h. durch innere Anmutungen und durch äußere Ermahnungen vermittelst der gerechten; „die da ungläubig waren,“ wie z. B. dem Noe, der da predigte, „dass er auf die Geduld Gottes warte,“ durch welche die Strafe der Sündflut aufgeschoben wurde; weshalb folgt: „in den Tagen des Noe, als die Arche gebaut wurde.“ IV. „Der Busen Abrahams“ war frei von sinnlich wahrnehmbaren Strafen; und danach stellt er die Ruhe vor, so dass ihm danach der Name „Hölle“ nicht zukommt; — er war nicht frei vom Mangel der seligen Anschauung; und so hat er den Namen „Hölle“ und kommt ihm der Schmerz zu. V. Nach Gregor (13. moral. ult.) nennt Job die tiefste Hölle die höheren Teile derselben. „Denn mit Rücksicht auf den Himmel ist diese düstere Luft hier schon „tief“; mit Rücksicht auf die oberen Luftschichten ist die Erde „tief“; und so sind die höheren Teile der wahren Hölle überaus tief mit Rücksicht auf die Oberfläche der Erde, die Luft, den Himmel.“

 

Dritter Artikel. Der ganze Christus war in der Vorhölle.

 

a) Dem gegenüber wird geltend gemacht: I. Der Körper Christi ist ein Teil von Ihm. Dieser war aber nicht in der Hölle. II. Ein Wesen, dessen Teile getrennt sind, kann nicht als ein Ganzes bezeichnet werden. Der Leib und die Seele aber sind Teile der menschlichen Natur und waren getrennt nach dem Tode. Also war nicht der ganze Christus in der Hölle. III. Jenes Ganze ist ganz und gar an einem Orte, von dem kein Teil außerhalb dieses Ortes ist. So war aber Christus nicht in der Hölle, da sein Körper im Grabe war.

Auf der anderen Seite sagt Augustin (3. de symbolo 7.): „Ganz war der Sohn beim Vater, ganz im Himmel, ganz auf der Erde, ganz im Schoße der Jungfrau, ganz am Kreuze, ganz in der Hölle, ganz im Paradiese, wohin Er den Räuber geleitete.“

b) Ich antworte; dass nach dem in I. Kap. 31, Art. 2. Gesagten das männliche Geschlecht hier in solchen Redeweisen bezogen wird auf die Person, das Neutrum auf die Natur. Da nun die Person des ewigen Wortes weder von der Seele noch vom Leibe getrennt worden ist, war Christus nach seinem Tode ganz im Grabe und ganz in der Vorhölle. Denn die ganze Person Christi war da kraft der mit ihr vereinten Seele; und der ganze Christus war ebenso da auf Grund der göttlichen Natur.

c) I. Der im Grabe befindliche Leib ist kein Teil der Person, sondern ein Teil der angenommenen Natur. Und deshalb wird dadurch dass Christi Leib nicht in der Vorhölle war, nicht ausgeschlossen, dass der ganze Christus da gewesen ist; sondern es wird nur gezeigt, es sei da nicht Alles das gewesen, was zur menschlichen Natur gehört. II. Aus Leib und Seele besteht das Ganze der menschlichen Natur, nicht der göttlichen Person. Also blieb nach der Trennung der ganze Christus; aber es blieb nicht das Ganze der menschlichen Natur. III. Die Person Christi ist ganz in jedem Orte; aber nicht ganz und gar, so dass sie von einem Orte eingeschlossen und nicht außerhalb eines solchen bestimmten Ortes wäre; vielmehr können alle Orte zugleich nicht ihre Unermesslichkeit fassen, sie aber umfasst Alles. Das ist aber nur im Bereiche des Körperlichen der Fall, dass es so irgendwo als Ganzes ist, dass nichts vom selben außerhalb sei. Bei Gott findet dies nicht statt. Deshalbsagt Augustin (l. c.): „Wir sagen nicht, Christus sei überall ganz in den verschiedenen Zeiten und Orten, dass Er nun zu dieser Zeit ganz sei da und zu jener Zeit ganz sei dort; Er ist ganz überall immer.“

 

Vierter Artikel. Christus blieb eine Zeit lang in der Hölle.

 

a) Dies wird bestritten. Denn:

I. Christus stieg in die Hölle, um da die Menschen zu befreien. Das aber ist für Gott das Werk eines Augenblicks; denn „leicht ist es vor Gott, auf einmal den armen zu erheben“ (Sir 11.).

II. Augustin sagt (de resur.): „Ohne irgend welchen Verzug sind auf den Befehl unseres Herrn und Heilandes alle eisernen Riegel zerbrochen.“ Deshalb singen die Christum begleitenden Engel: „Entfernet die Thore, ihr Fürsten“ (Ps 23,7 .9 ).

III. Lk 23. sagt der Herr zum Räuber: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein;“ also am selben Tage war bereits Christus im Paradiese. Nicht aber war dies der Fall gemäß dem Leibe, der im Grabe war; sondern gemäß der Seele, die in die Hölle hinabgestiegen war. Also machte Er keinen Aufenthalt in der Hölle.

Auf der anderen Seite heißt es Apg 2.: „Den da Gott auferweckt hat, nachdem die Schmerzen der Hölle gelöst waren, wie dies unmöglich war, dass Er festgehalten werden konnte.“ Also scheint es, Er sei bis zur Auferstehung in der Vorhölle geblieben.

b) Ich antworte; Christus wollte, dass sein Leib im Grabe weile, damit Er unsere Strafen auf Sich nehme; und ebenso wollte Er, dass seine Seele in die Hölle hinabsteige. Der Leib aber blieb zwei Nächte und einen Tag im Grabe, damit die Wahrhaftigkeit seines Todes dargetan werde. Und sonach ist zu glauben, dass seine Seele die nämliche Zeit in der Vorhölle blieb; wonach der Leib aus dem Grabe, die Seele aus der Vorhölle gekommen wäre, um sich bei der Auferstehung wieder zu vereinigen.

c) I. Christus hat die Seelen der heiligen in der Vorhölle sogleich befreit; nicht indem Er sie sogleich aus der Hölle führte, sondern indem Er sie mit dem Lichte der Herrlichkeit erleuchtete in der Vorhölle selber. Jedoch war es zukömmlich, dass Er so lange in der Vorhölle blieb wie sein Leib im Grabe. II. Die Riegel der Hölle sind die Hindernisse, welche auf Grund der Erbsünde die heiligen Vorväter abhielten, die Hölle zu verlassen; diese hat der Herr sogleich gebrochen. Er blieb aber in der Vorhölle aus dem genannten Grunde. III. Dieses Wort des Herrn ist nicht vom irdischen Paradiese zu verstehen, sondern vom geistigen, wo jene sind, die mit dem Lichte der Herrlichkeit durchleuchtet sind. Der gute Räuber also stieg mit dem Heilande hinab in die Hölle, wie ja der Heiland sagt: „Mit mir wirst du im Paradiese sein.“ Er genoss den Lohn des Paradieses; nicht aber war er am Orte des Paradieses.

 

Fünfter Artikel. Christus hat die heiligen Vorväter aus der Vorhölle befreit.

 

a) Dies hat Er bei seinem Hinabsteigen in die Hölle nicht getan. Denn: I. Augustin sagt (ad Evod. ep. 164 ): „Was der Herr den gerechten gebracht hat, als Er in die Hölle stieg, die im Schoße Abrahams waren, weiß ich nicht; von denen Er doch gemäß der wohltuenden Gegenwart seiner Gottheit sich nie getrennt hat.“ Er hätte ihnen aber viel zugebracht, wenn Er sie aus der Vorhölle befreit hätte. Er hat sie also nicht befreit. II. Nur wegen der Sünde ist jemand in der Hölle. Die heiligen Vorväter aber waren durch den Glauben gerechtfertigt von der Sünde, noch während ihres irdischen Lebens. Also bedurften sie keines Befreiers. III. Ist die Ursache geschwunden, so fällt die Wirkung fort. Die Sünde aber war fortgenommen durch das Leiden des Herrn. Also war auch die Wirkung der Sünde fortgefallen: das Verbleiben in der Vorhölle. Und somit hat das Hinabsteigen des Herrn in die Hölle niemanden befreit.

Auf der anderen Seite sagt Augustin (de resur.): „Als Christus in die Hölle hinabstieg, hat Er die eisernen Riegel gebrochen und alle gerechten, die durch die Erbsünde da festgehalten wurden, befreit.“

b) Ich antworte, Christus habe bei seinem Hinabsteigen in die Hölle gewirkt kraft seines Leidens. Sein Leiden aber hat das Menschengeschlecht von der Schuld sowohl wie von der Strafe befreit. Nun litten die Menschen Strafe für die persönlich begangenen Sünden und für die Erbsünde. Die Strafe der letzteren ist der körperliche Tod und der Mangel der seligen Anschauung; denn Gott hat nach der Sünde den Menschen aus dem Paradiese gejagt, dem Er zuvor den Tod angedroht hatte, wenn er sündigte. Christus also hat die heiligen Vorväter von dieser letzten Strafe befreit, der gemäß sie ausgeschlossen waren von der seligen Anschauung. Und da sie deshalb in der Hölle waren, weil ihnen wegen der Sünde Adams der Zutritt zum Himmel verwehrt war, so hat Christus zur Hölle hinabsteigend sie daraus befreit. Deshalb heißt es Sach 9.: „Du aber hast sie im Blute des Bundes herausgeführt aus dem Sumpfe, wo kein Wasser war;“ und Kol 2.: „Er hat entleert die Fürstentümer und Gewalten und sie (die Vorväter Abraham, Isaak, Jakob etc.) hinübergeführt,“ nämlich vom Dunkel zum ewigen Lichte.

c) I. Augustin spricht gegen jene, die meinten, die alten gerechten hätten in der Hölle positiv Schmerzen gehabt. Deshalb hatte er vorausgeschickt: „Sie sagen, der Herr hätte beim Hinabsteigen in die Hölle den Altvätern diese Wohltat noch erwiesen, dass Er sie von Schmerzen befreite. Wie aber Abraham, in dessen Schoß jener arme aufgenommen worden ist, in jenen Schmerzen gewesen sein soll; das sehe ich nicht.“ Und darauf sagt er, „er könne nicht finden, was Christus ihnen da zugebracht haben sollte,“ welche Befreiung nämlich von positiven, empfundenen Schmerzen. Er brachte ihnen aber die Herrlichkeit, welche ihnen bis dahin aufgeschoben worden war. Deshalb heißt es Joh 8.: „Abraham, euer Vater, hat frohlockt, als er meinen Tag sah.“ Und Augustin fügt zur Bestätigung hinzu: „Von denen Er (Christus) auch während deren irdischer Lebenszeit nicht sich entfernt hatte;“ indem vor seiner Ankunft Er in ihnen nämlich die Hoffnung nährte, so dass sie selig waren der Hoffnung nach; wenn auch noch nicht in der Wirklichkeit. II. Die heiligen Väter sind in ihrem irdischen Leben durch den Glauben befreit worden von der Schuld der Erbsünde und der persönlich, begangenen Sünden und ebenso von der Strafe für die letzteren; nicht aber von der Strafe der Erbsünde, die im Mangel der seligen Anschauung besteht, da der Lösepreis noch nicht bezahlt worden war. So werden jetzt bei der Taufe die gläubigen befreit von Schuld und Strafe der Erbsünde und der persönlich begangenen Sünden, soweit der Mangel der Anschauung Gottes in Betracht kommt. Sie bleiben aber noch schuldig jener Strafe der Erbsünde, die im körperlichen Tode besteht; denn sie werden erneuert gemäß dem Geiste, nicht gemäß dem Fleische, nach Röm 8.: „Der Leib ist zwar tot wegen der Sünde, der Geist aber lebt wegen der Rechtfertigung.“ III. Christus verlieh sogleich nach seinem Tode die Frucht seines Leidens den heiligen Vorvätern. Aber diese blieben mit Christo noch in der Hölle; denn die Gegenwart Christi eben war die Vollendung der Herrlichkeit.

 

Sechster Artikel. Christus hat keine verdammten aus der Hölle befreit.

 

a) Dies scheint aber. Denn: I. Jes 24. heißt es: „Wie ein Ährenbündel werden sie zusammengebunden und in den Sumpf geworfen werden und da werden sie eingeschlossen bleiben im Kerker; nach vielen Tagen aber werden sie heimgesucht werden.“ Es ist aber nach Hieronymus hier die Rede von den verdammten, welche die Sterne anbeteten. Sie sind also von Christo heimgesucht d. h. befreit worden. II. Zu Sach 9, 2. sagt Hieronymus: „Du hast sie befreit, die da gefesselt lagen in den Kerkern, wo keine Barmherzigkeit sie erfrischte, wie dies jener reiche erflehte.“ Dies sind aber die verdammten. III. Die Macht Christi war in der Hölle ebenso groß wie in der Welt. Hier in der Welt aber hat Er von jedem Stande einzelne befreit. Also hat Er auch einzelne verdammte befreit.

Auf der anderen Seite sagt zu Hos 13.: „Ich werde dein Tod sein, o Tod; zu Tode beißen werde ich dich, Hölle,“ Hieronymus: „Die auserwählten hat Er herausgeführt, die verworfenen da gelassen.“

b) Ich antworte, Christus habe in der Hölle gewirkt gemäß der Kraft seines Leidens. Jenen allein also verlieh Er die Frucht seines Leidens, die mit Ihm verbunden waren im Glauben und in der heiligen Liebe, durch welche die Sünden weggenommen werden. In der Hölle der verworfenen aber hatten die darin befindlichen entweder nicht den Glauben wie die ungläubigen; oder sie waren nicht gleichförmig der Liebe Christi und somit in ihren Sünden. Also befreite Er sie nicht von ihren Strafen.

c) I. Alle in der Hölle wurden heimgesucht: die einen zu ihrer Befreiung; die anderen zu ihrer Beschämung und Verwirrung, wie die verworfenen. Deshalb heißt es weiter beim Propheten: „Und der Mond wird erröten und schämen wird sich die Sonne.“ Es kann diese „Heimsuchung“ aber auch verstanden werden von der Heimsuchung am jüngsten Gerichte, wo sie noch schwerer werden verdammt werden, nach Weish 1: „Heimsuchen werde ich die Männer, die festgeschlossen sind an ihren Schmutz.“ II. Dies „keine Barmherzigkeit erfrischte sie“ in der Glosse ist zu verstehen von der vollkommenen Befreiung der Väter. III. Die Menschen, so lange sie leben, können sich zum Glauben und zur Liebe bekehren; die verworfenen sind unheilbar befestigt im Bösen. Nicht also an der Macht Christi lag es, dass Er keine verworfenen befreite, sondern an der von der Lage der lebendigen verschiedenen Lage.

 

Siebenter Artikel. Auch die in der Erbschuld gestorbenen Kinder wurden nicht befreit von Christo.

 

a) Das Gegenteil geht aus Folgendem hervor: I. Diese Kinder hatten nur die Erbsünde gleichwie die heiligen Vorväter. Also wurden sie gleich diesen befreit. II. Röm 5. heißt es: „Wie durch einen Menschen viele gestorben sind, so ist auf um so mehrere die Gnade und die Gabe Gottes in der Gnade eines einzigen Menschen, Jesu Christi, übergeflossen.“ Die genannten Kinder aber wurden in der Hölle festgehalten allein wegen der Erbsünde. Also waren sie um so mehr durch die Gnade Christi zu befreien. III. Wie die Taufe kraft des Leidens Christi wirkt, so auch sein Hinabsteigen zur Hölle. In der Taufe aber werden die Kinder von der Erbsünde befreit. Also wurden sie es auch durch sein Hinabsteigen zur Hölle.

Auf der anderen Seite heißt es Röm 3.: „Ihn (Christum) stellte Gott als den Sühner hin durch den Glauben in seinem Blute.“ Die Kinder aber, welche mit der bloßen Erbschuld starben, hatten in keiner Weise teil am Glauben Christi. Also haben sie auch keinen Anteil an der Sühnung.

b) Ich antworte: Nur wer mit dem Leiden des Herrn in Glaube und Liebe vereint war, konnte dessen Wirkung in sich aufnehmen. Die erwähnten Kinder aber hatten keinen eigenen persönlichen Glauben, da sie nicht den Gebrauch des freien Willens besaßen; sie waren auch nicht durch den Glauben der Eltern oder durch ein Sakrament des Glaubens von der Erbsünde befreit. Also befreite sie das Hinabsteigen Christi zur Hölle nicht von dieser. Zudem kann zur Herrlichkeit zugelassen werden, nur wer die heiligmachende Gnade hat; welche wohl die heiligen Altväter besaßen, aber nicht die fraglichen Kinder, nach Röm 6.: „Die Gnade Gottes das ewige Leben.

c) I. Die Vorväter waren für ihre Person durch den Glauben von der Schuld der Erbsünde befreit; nur soweit dieselbe auf die ganze menschliche Natur sich erstreckt, an der sie Anteil hatten, waren sie von der Anschauung ausgeschlossen. Und somit waren sie geeignet, von Christo befreit zu werden, nachdem dieser die Natur reingewaschen. Dies gilt aber nicht von den Kindern. II. Das „mehrere“ beim Apostel ist nicht vergleichsweise der Zahl nach aufzufassen, als ob mehrere durch Christum gerettet worden seien als durch Adam zu Grunde gegangen sind. Es steht dies schlechthin für „viele“. Wie da viele gestorben sind durch Adam, so werden auch viele gerettet durch Christum. Gleichwie aber die Erbsünde nur auf jene sich erstreckt, die von der einwirkenden Kraft des Samens in Adam herstammen, so erstreckt sich die Gnade Christi nur auf jene, welche durch geistige Wiedergeburt Glieder Christi geworden sind; was für die erwähnten Kinder nicht gilt. III. Die Taufe wird den Menschen in diesem Leben gespendet, wo man vom Stande der Sünde in den der Gnade gelangen kann; das Hinabsteigen aber Christi zur Hölle betraf Seelen, die dieses Überganges nicht mehr fähig sind.

 

Achter Artikel. Die Befreiung der Seelen im Fegfeuer.

 

a) Dieselben sind durch das Hinabsteigen Christi zur Hölle befreit worden. Denn: I. Augustin (ad Evod. ep. 169. ) sagt: „Da ganz unbestreitbare Zeugnisse die Hölle erwähnen und Schmerzen, so ist nicht daran zu zweifeln, dass Christus zu jenen Seelen gekommen ist, um sie von Schmerzen zu befreien. Ob Er nun alle befreit hat oder nur jene, die Er solcher Wohltat würdig fand; danach forsche ich noch. Dass aber Christus in der Hölle war und die genannte Wohltat einigen in Schmerzen befindlichen Seelen gespendet hat, daran zweifle ich nicht.“ Den verworfenen nun hat Christus diese Wohltat nicht gespendet; die heiligen Vorväter hatten keine positiven Schmerzen. Also hat Er die Seelen aus dem Fegfeuer befreit. II. Die Gegenwart Christi hatte keine mindere Wirkung wie seine Sakramente. Durch die Sakramente aber, zumal durch die heilige Eucharistie, werden die Seelen aus dem Fegfeuer befreit (s. unten). Also um so mehr durch Christum selber. III. „Die Christus in diesem Leben geheilt hat, hat Er ganz und gar geheilt,“ sagt Augustin (de poenit. 9.). Und Joh 7. sagt der Herr: „Den ganzen Menschen habe ich geheilt am Sabbath.“ Nun befreite der Herr in der Hölle die Seelen von der Strafe des Verlustes (der seligen Anschauung); also auch von den empfindlichen Schmerzen.

Auf der anderen Seite heißt es bei Gregor (13. moral. 15 .): „Da der Herr und Erlöser dadurch dass Er die Thore der Hölle durchdrang die Seelen der auserwählten von da herausgeführt hat, lässt Er nicht zu, dass wir dahin gehen, von wo her Er jene befreit hat.“ Er lässt aber zu, dass wir in das Fegfeuer gehen. Also hat Er daraus keine Seelen befreit.

b) Ich antworte; das Hinabsteigen zur Hölle wirkte befreiend in der Kraft seines Leidens. Dieses Leiden aber hat keine in der Zeit vorübergehende Kraft, sondern eine stete in Ewigkeit dauernde, nach Heb 10, 14. Also hatte damals das Leiden des Herrn keine größere Wirksamkeit wie jetzt. Fanden sich somit im Fegfeuer Seelen, die auch jetzt in dem Zustande wären, kraft des Leidens Christi befreit zu werden, so wurden sie auch damals befreit; die anderen nicht.

c) I. Einige dieser Seelen wurden befreit, die nämlich bereits gereinigt waren oder die durch Glauben und Liebe im Leben es verdient hatten, durch Christum damals befreit zu werden. II. Das Sakrament der heiligen Eucharistie befreit die Seelen im Fegfeuer, insoweit es ein für die Sünde genugtuendes Opfer ist. Das Hinabsteigen Christi zur Hölle aber wirkte nicht in der Weise einer besonderen Genugtuung, sondern ganz so, wie auch jetzt das Leiden Christi wirkt, dessen Kraft damals Christus selber auf die Seelen der heiligen Altväter anwandte. III. Jene Mängel und Krankheiten, von denen Christus während seines irdischen Lebens die Menschen befreite, waren rein persönliche. Der Ausschluss aber von der seligen Anschauung erstreckte sich auf die ganze menschliche Natur. Nichts also steht dem entgegen, dass die Seelen im Fegfeuer nun nicht mehr ausgeschlossen waren, soweit es auf ihre Natur ankam, von der Herrlichkeit; dass sie aber Leiden noch zu tragen hatten wegen persönlich begangener Fehler. Umgekehrt waren ja die heiligen Vorväter vor der Ankunft Christi frei von persönlichen Sünden; nicht aber vom gemeinsamen Mangel.