Summa Theologica, Band 6: Secunda Pars, Quaestiones 1 - 60 - Thomas von Aquin - E-Book

Summa Theologica, Band 6: Secunda Pars, Quaestiones 1 - 60 E-Book

Thomas von Aquin

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Beschreibung

Die Summa Theologica (übersetzt "Zusammenfassung der Theologie"), oft einfach als Summa bezeichnet, ist das bekannteste Werk von Thomas von Aquin (1225-1274), einem scholastischen Theologen und Kirchendoktor. Sie stellt ein Kompendium der wichtigsten theologischen Lehren der katholischen Kirche dar, das als Leitfaden für Theologiestudenten, Seminaristen und Laien dienen soll. Die Themen der "Summa", in denen die Argumentation für fast alle Inhalte der christlichen Theologie im Abendland dargelegt wird, folgen dem folgenden Zyklus: Gott, die Schöpfung, der Mensch, die Bestimmung des Menschen, Christus, die Sakramente und zurück zu Gott. Obwohl sie unvollendet ist, gehört die "Summa" nicht nur zu den Klassikern der Philosophiegeschichte, sondern ist eines der einflussreichsten Werke der abendländischen Literatur und bleibt Aquins vollkommenste Schrift, die Frucht seiner reifen Jahre, in der sich das Denken seines ganzen Lebens verdichtet. Der Autor zitiert immer wieder christliche, muslimische, hebräische und heidnische Quellen, darunter die Heilige Schrift, Aristoteles, Augustinus von Hippo, Avicenna, Averroes, Al-Ghazali, Boethius, Johannes von Damaskus, Paulus der Apostel, Pseudo-Dionysius, Maimonides, Anselm von Canterbury, Platon, Cicero und einige andere. Dies ist Band sechs von zehn mit den Quaestiones 1 - 60 der Secunda Pars.

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Seitenzahl: 792

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Summa Theologica

 

Band 6

 

Quaestiones 1 – 60

(Secunda Pars/ Secundae Partis)

 

THOMAS VON AQUIN

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

 

Summa Theologica, Band 6, Thomas von Aquin

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663926

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

7. Band. Erste Abhandlung. Über die theologischen Tugenden.2

Quaestio 1. Über den Glauben. 4

Quaestio 2. Der Glaubensakt.21

Quaestio 3. Der äußere Glaubensakt.37

Quaestio 4. Die Tugend des Glaubens an sich betrachtet.40

Quaestio 5. Über jene, welche Glauben haben.52

Quaestio 6. Die Ursache des Glaubens.58

Quaestio 7. Die Furcht.61

Quaestio 8. Über die Gabe des Verständnisses. 63

Quaestio 9. Die Gabe der Wissenschaft.73

Quaestio 10. Über den Unglauben im allgemeinen.78

Quaestio 11. Über die Häresie.94

Quaestio 12. Über die Apostasie oder den Abfall vom Glauben.100

Quaestio 13. Über die Sünde der Gotteslästerung im allgemeinen.103

Quaestio 14. Über das Lästern gegen den Heiligen Geist.107

Quaestio 15. Über die Fehler, welche den Gaben der Wissenschaft und des Verständnisses entgegengesetzt sind.114

Quaestio 16. Über die Gebote, welche dem Glauben, dem Wissen, dem Verständnisse entsprechen.118

Quaestio 17. Über die Hoffnung an sich betrachtet.122

Quaestio 18. Der Sitz der Hoffnung.131

Quaestio 19. Über die Gabe der Furcht Gottes.136

Quaestio 20. Über die Verzweiflung.151

Quaestio 21. Über das freventliche Vornehmen oder die Vermessenheit.156

Quaestio 22. Über die Gebote, welche auf die Hoffnung und die Furcht sich beziehen.161

Quaestio 23. Die heilige Liebe an sich getrachtet.164

Quaestio 24. Der Sitz der heiligen Liebe.175

Quaestio 25. Über den Gegenstand der heiligen Liebe.192

Quaestio 26. Über die Ordnung in der heiligen Liebe.204

Quaestio 27. Über die hauptsächliche Tätigkeit der heiligen Liebe: die Zuneigung oder das Lieben.219

Quaestio 28. Über die Freude.228

Quaestio 29. Über den Frieden.232

Quaestio 30. Die Barmherzigkeit.236

Quaestio 31. Über die Wohltätigkeit.242

Quaestio 32. Das Almosen. 246

Quaestio 33. Die brüderliche Zurechtweisung.260

Quaestio 34. Über den Hass gegen Gott.272

Quaestio 35. Über die geistige Trägheit oder Trauer.278

Quaestio 36. Über den Neid.284

Quaestio 37. Über die Zwietracht als den Gegensatz zum Frieden.290

Quaestio 38. Über den Zank.293

Quaestio 39. Über die Spaltung oder das Schisma.296

Quaestio 40. Über den Krieg.301

Quaestio 41. Über den Streit306

Quaestio 42. Über den Aufruhr als Störung des Friedens.309

Quaestio 43. Über das Ärgernis.311

Quaestio 44. Die Gebote der heiligen Liebe.321

Quaestio 45. Über die Gabe der Weisheit.329

Quaestio 46. Über die Torheit als den Gegensatz zur Weisheit.336

Zweite Abhandlung. Die Kardinaltugenden und die Standesvorschriften.339

Quaestio 47. Die Klugheit an und für sich.339

Quaestio 48. Über die Teile der Klugheit,357

Quaestio 49. Die einzelnen Teile, welche als integrale die Klugheit zusammensetzen.360

Quaestio 50. Die subjektiven Teile der Klugheit (s. oben).367

Quaestio 51. Über die zur Klugheit hinzutretenden Tugenden.371

Quaestio 52. Die Gabe des Rates.376

Quaestio 53. Über die der Klugheit entgegenstehenden Laster: Über die Unklugheit.381

Quaestio 54. Über die Nachlässigkeit.388

Quaestio 55. Die der Klugheit scheinbar ähnlichen, aber in Wahrheit ihr entgegengesetzten Laster; und zwar zuerst: Über die Klugheit des Fleisches.391

Quaestio 56. Über die zur Klugheit gehörigen Gebote.399

Quaestio 57. Über das Recht.402

Quaestio 58. Über die Gerechtigkeit.408

Quaestio 59. Über die Ungerechtigkeit.422

Quaestio 60. Über das Urteil.427

Summa Theologica, Band 6

Bibliographische Angaben:

Summe der Theologie / Die katholische Wahrheit oder die theologische Summa des Thomas von Aquin deutsch wiedergegeben durch Ceslaus Maria Schneider. Verlagsanstalt von G. J. Manz, Regensburg 1886-1892. [12 Bände] 1880

Vorwort des Herausgebers

Sehr geehrter Leser,

die "Summa Theologica" war in ihrer Gänze sicher das herausforderndste Werk innerhalb der Reihe "Die Schriften der Kirchenväter." Es gibt kaum eine Textvorlage, ganz speziell von dieser Schneider-Übersetzung, die diesen Begriff – "Vorlage" – verdient hätte.

Wir haben versucht, so viele Fehler wie möglich auszumerzen. Dennoch ist dieses Werk nicht perfekt, da ein komplettes Korrektorat schlicht nicht wirtschaftlich ist. Bitte sehen Sie uns nach, wenn Sie an der einen oder anderen Stelle über einen Fehler stolpern, insbesondere bei der Umsetzung von griechischen Buchstaben. Thomas von Aquinas war nicht perfekt, seine "Summa" mitnichten, wir sind es schon gar nicht. Wir glauben dennoch, dass das Preis-Leistungsverhältnis dieser Ausgabe stimmt und jeder interessierte Leser auf seine Kosten kommen wird.

Herzlich Grüße,

Ihr Jazzybee Verlag (Jürgen Beck)

7. Band. Erste Abhandlung. Über die theologischen Tugenden.

Prooemium. Zweite Abteilung des zweiten Hauptteiles.

Nachdem wir die Tugenden und Laster und Anderes, was zur Moralwissenschaft gehört, im allgemeinen betrachtet haben, müssen wir jetzt das Einzelne im besonderen erwägen. Denn Auseinandersetzungen, welche die Moral betreffen, sind weniger nützlich, so lange sie den Charakter des Allgemeinen tragen, aus dem Grunde weil die Handlungen des Menschen auf einen besonderen einzelnen Zweck gehen und unter besonderen einzelnen Umständen sich vollziehen. Nun kann man in doppelter Weise Einzelnes im Bereiche des Moralischen betrachten: 1. soweit die Materie selbst erwogen wird, nämlich eine Tugend oder ein Laster; und 2. soweit besondere Stände unter den Menschen berücksichtigt werden, wie z. B. der Stand des Oberen und des Untergebenen, der des tätigen oder des beschaulichen Lebens und Ähnliches. Zuerst also werden wir erörtern, was auf alle Menschen sich bezieht in allen Ständen; dann was den besonderen Ständen entspricht, wollten wir nun mit Rücksicht auf den ersten Punkt getrennt behandeln die Tugenden, die Gaben, die Laster, die Gebote, so müssten wir das Nämliche oft wiederholen. Denn wer in genügender weise z. B. dieses Gebot behandeln will: Du sollst nicht ehebrechen, der muss auch den Ehebruch in den Bereich seiner Betrachtung ziehen, der eine gewisse Sünde ist und dessen ausreichende Beurteilung abhängt von der Kenntnis der entgegengesetzten Tugend, wir werden also, um diesen Übelstand der öfteren Wiederholung zu vermeiden, immer in der gleichen Behandlung zusammenfassen die Tugend, die ihr entsprechende Gabe und die entgegenstehenden Laster, zugleich mit den affirmativen und negativen Geboten. Dies ist auch mehr der Natur der Laster selber zukömmlich. Denn Sünden und Laster unterscheiden sich der Gattung nach gemäß dem Gegenstande; und nicht danach dass sie im Herzen, auf der Zunge oder in Werken sind oder dass sie aus Schwäche, Unkenntnis oder Bosheit geschehen. Nun ist es aber der gleiche Gegenstand, mit Rücksicht auf welchen die Tugend recht und gerade vorgeht und das Laster sich von der rechten Richtschnur entfernt. So lässt sich also die ganze Betrachtung der Moralwissenschaft auf die Tugenden zurückführen; diese aber auf sieben, nämlich auf die drei theologischen und die vier Kardinaltugenden. Von den Tugenden in der Vernunft gehört die Klugheit zu den Kardinaltugenden. Die Kunst als Richtschnur der äußeren Kunstfertigkeit (I., II. Kap. 57, Art. 3 u. 4) gehört nicht zur Moral, die sich nur mit dem menschlichen Handeln befasst. Die Weisheit, die Wissenschaft, das Verständnis aber sind Gaben des heiligen Geistes und kommen als solche hier zur Sprache. Die anderen Moraltugenden lassen sich alle auf die Kardinaltugenden zurückführen. (I., II. Kap. 61, Art. 3.) So wird demgemäß nichts übersehen sein.

 

 

Quaestio 1. Über den Glauben

 

Bei den gotteskundlichen Tugenden ist nun die erste Erwägung über den Glauben anzustellen; die zweite über die Hoffnung; die dritte über die Liebe. Beim Glauben aber wird die Erwägung vierfach sein: die erste geht über den Glauben selbst; eine zweite über die sich entsprechenden Gaben des Verstandes und der Wissenschaft; eine dritte über die entgegengesetzten Laster; eine vierte über die Gebote, in deren Bereich diese Tugend fallt. Am Glauben aber ist zuerst sein Gegenstand ins Auge zu fassen; an zweiter Stelle sein Wirkgeschehen; an dritter Stelle die Verhabung des Glaubens. Das erste gehen zehn Fragen an:

 

Erster Artikel. Der Gegenstand des Glaubens ist die erste Wahrheit.

 

a) Dies scheint nicht ausreichend. Denn: I. Was uns zu glauben vorgestellt wird, ist nicht einzig die erste Wahrheit; sondern auch Solches, was zur Menschheit Christi gehört oder zu den Sakramenten oder zur Erschaffung der Kreaturen. II. Glaube und Ungläubigkeit richten sich auf den nämlichen Gegenstand. Wer aber etwas leugnet von dem, was die heilige Schrift sagt, wird bereits als ein Ungläubiger erachtet. Also auf Alles, was in der heiligen Schrift enthalten ist, erstreckt sich der Glaube, worin doch Vieles über Menschen und überhaupt über Geschöpfe gesagt wird. III. Der Glaube erstreckt sich so weit wie die heilige Liebe. Diese aber hat nicht Gott allein, sondern auch den Nächsten zum Gegenstande. Nicht also die erste Wahrheit allein ist Gegenstand des Glaubens.

Auf der anderen Seite sagt Dionysius (7. de div. nom. ): „Der Gegenstand des Glaubens ist die einfache und immer existierende Wahrheit;“ also die erste.

b) Ich antworte, der Gegenstand eines jeden Erkenntniszustandes könne nach zwei Seiten hin betrachtet werden: 1. nach dem materialen Bestände dessen, was erkannt wird; insoweit nämlich das betreffende Ding noch der es zu einem erkennbaren machenden, also eingehender bestimmenden und vollendenden Form bedarf; — 2. nach dem formalen Bestande; insoweit nämlich Jenes erwogen wird, wodurch etwas bestimmt erkennbar hingestellt erscheint. So bilden den materialen Gegenstand der Geometrie die Schlussfolgerungen; den formalen die Beweisgründe, wodurch dieselben als geometrische Wahrheiten erkannt werden; — und für das Auge sind die Körper die materialen Gegenstände, die Farbe ist der formale Gegenstand. Sprechen wir also beim Glauben vom formalen, zum Erkennen bestimmenden Gegenstande, so ist dieser nichts Anderes wie die erste Wahrheit. Denn der bestimmende Grund in Allem, was man glaubt, also in jeglicher Wahrheit, der infolge des Glaubens zugestimmt wird, ist die erste Wahrheit; nämlich der Umstand, dass es von Gott geoffenbart worden. Der vermittelnde Beweisgrund demnach, auf den der Glaube sich stützt, ist die erste Wahrheit selber. Sprechen wir aber von den Gegenständen des Glaubens nach der materialen Seite hin, also insofern etwas bestimmt wird, um erkannt zu werden durch die erste Wahrheit, so ist nicht Gott allein der Gegenstand des Glaubens, sondern vieles Andere; jedoch immer nur, insoweit etwas Beziehung hat zu Gott, insoweit also durch einzelne Wirkungen Gottes der Mensch unterstützt wird, um nach der seligen Anschauung Gottes zu streben. Also auch von dieser Seite her ist am Ende immer die erste Wahrheit es allein, die da Gegenstand des Glaubens ist, inwieweit nämlich etwas einzig als in Beziehung stehend zu Gott geglaubt wird. So ist z. B. der Gegenstand der ärztlichen Wissenschaft die Gesundheit; denn nichts wird von ihr betrachtet außer mit Beziehung auf die Gesundheit.

c) I. Durch die Menschheit Christi, die Sakramente etc. werden wir zu Gott hingeordnet; und wir stimmen diesen Wahrheiten zu auf Grund Gottes als der ersten Wahrheit. II. Ebenso. III. Auch die Liebe liebt den Nächsten wegen Gott; ihr eigentlicher Gegenstand ist also Gott. (Kap. 25.)

 

Zweiter Artikel. Gegenstand des Glaubens sind gewisse aus Subjekt und Prädikat zusammengesetzte Sätze.

 

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die erste Wahrheit, der Gegenstand des Glaubens, ist etwas Unzusammengesetztes. Also. II. Die Darlegung des Glaubens ist im Symbolum enthalten. Da sind aber die Glaubensgegenstände nicht in der Weise von Sätzen niedergelegt, sondern wie Tatsachen. Es wird z. B. nicht gesagt: Gott ist allmächtig; sondern: Ich glaube an Gott den Allmächtigen. Das sind aber nur einfach Ausdrücke und nicht formulierte Sätze. Also. III. Dem Glauben entspricht das Schauen, nach 1 Kor 13.: „Wir sehen jetzt im Rätsel wie durch den Spiegel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich teilweise, dann aber werde ich erkennen wie ich erkannt bin.“ Das Schauen nun hat zum Gegenstande etwas durchaus Einfaches, die göttliche Wesenheit; also auch der Glaube auf dem Pilgerwege.

 Auf der anderen Seite liegt der Glaube in der Mitte zwischen Wissen und Meinen. Was aber in der Mitte liegt gehört derselben Art an wie die beiden äußersten Punkte. Da also Wissen und Meinen sich in Sätzen ausdrücken, so ist dies auch beim Glauben der Fall. Und so ist der Gegenstand des Glaubens etwas Zusammengesetztes; er ist nämlich ausgedrückt in einem aus Subjekt und Prädikat zusammengesetzten Satze.

b) Ich antworte, das Erkannte sei im Erkennenden nach Weise des Erkennenden. Die Weise der menschlichen Vernunft aber in der Erkenntnis ist die, dass sie zusammensetzt und trennt und dass sie so die Wahrheit erkennt; wie I. Kap. 85, Art. 5 zu sehen. Was also an und für sich einfach ist, das erkennt die menschliche Vernunft nur, indem sie in gewisser Weise zusammensetzt; wie die göttliche Vernunft umgekehrt in einfacher Weise erkennt, was an sich zusammengesetzt ist. Wird also der Gegenstand des Glaubens von der Sache aus betrachtet, die man glaubt, so ist er etwas durchaus Einfaches; wird er vom Glaubenden aus betrachtet, so ist er ein aus Subjekt und Prädikat zusammengesetzter Satz.

c) I. Dieser Einwurf geht von der Sache aus, die geglaubt wird. II. Was im Symbolum enthalten ist, das steht da ausgedrückt wie der Abschluss des Glaubensaktes. Der Glaubensakt wird aber abgeschlossen durch die Sache, die geglaubt wird; nicht durch einen Satz. Denn wir bilden nur Sätze zu dem Zwecke, um vermittelst derselben Kenntnis zu haben von den betreffenden Sachen; und wie dies in der Wissenschaft ist, so auch im Glauben. III. Das Schauen in der Heimat vollzieht sich nicht vermittelst eines Satzes, sondern geht auf das Geschaute wie dieses tatsächlich ist; nach 1 Joh 3.: „Wir wissen, wenn Er erscheinen wird, werden wir Ihm ähnlich sein; denn wir werden Ihn schauen, wie Er ist.“ Das ist aber nicht beim Glauben der Fall.

 

Dritter Artikel. Der Glaube kann nichts Falsches enthalten.

 

a) Das Gegenteil wird dargetan: I. Glaube, Hoffnung und Liebe stehen auf der nämlichen Stufe. Viele aber hoffen, das ewige Leben zu erhalten und werden es nicht erhalten; viele auch werden geliebt als gute, die trotzdem nicht gut sind. Also kann man auch etwas glauben, was nicht der Wahrheit entspricht. II. Abraham glaubte, Christus werde geboren werden, nach Joh 8.: „Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er sehen würde meinen Tag; er sah ihn und freute sich.“ Nach den Zeiten Abrahams aber konnte Gott auch nicht Mensch werden; denn allein kraft seines Willens nahm Er Fleisch an. Also konnte falsch sein das, was Abraham glaubte. III. Der Glaube der Alten war, Christus werde geboren werden; und dieser Glaube dauerte bei vielen bis zur Predigt des Evangeliums. Also war es falsch, dies zu glauben von der Zeit der Geburt Christi an bis zur Predigt des Evangeliums. IV. Wenn die Konsekration in der heiligen Messe nicht richtig war, glaubt jener, der da Christum unter den Gestalten von Brot und Wein anbetet, etwas Falsches; denn es ist nur Brot und Wein gegenwärtig, nicht der Leib und das Blut Christi. Also kann der Glaube etwas Falsches enthalten.

Auf der anderen Seite richtet sich keine von den Tugenden, welche die Vernunft vollenden, auf etwas Falsches. Denn das Falsche ist ein Übel für die Vernunft, die Tugend aber geht ihrer Natur nach auf das Gute. Der Glaube nun vervollkommnet die Vernunft. Also kann demselben nichts Falsches innewohnen.

b) Ich antworte, nichts sei in einem Vermögen, in einem Zustande oder in einer Tätigkeit enthalten, außer vermittelst des formalen Grundes im Gegenstande; wie z. B. keine Farbe sichtbar ist für das Auge, außer vermittelst des formalen Grundes für das Sehen, nämlich vermittelst des Lichtes, und wie eine Schlussfolgerung nur gewusst wird vermittelst des Beweisgrundes. Nun ist dieser Formalgrund für den Glauben die erste Wahrheit. Nichts kann also im Glauben enthalten sein, außer insoweit es unter der ersten Wahrheit steht als dem bestimmenden Momente. Unter dieser aber kann nichts Falsches stehen; ebenso wenig wie Sein Nichtsein, das Gute ein Übel sein kann. Der Glaube also kann nichts Falsches enthalten.

c) I. Das Wahre ist wohl das Gut für die Vernunft, nicht aber an sich für den begehrenden Teil. Alle Tugenden, die in der Vernunft ihren Sitz haben, schließen also ganz und gar das Falsche aus; denn zum Wesen der Tugend gehört es, nur auf das Gute sich zu richten. Die Tugenden aber im begehrenden Teile schließen nicht ganz und gar das Falsche aus; denn jemand, der gerecht oder mäßig ist, kann ganz gut eine falsche Meinung haben betreffs dessen, was er tut. Und danach steht der Glaube, der die Vernunft vollendet, nicht auf der gleichen Stufe wie die Hoffnung und die Liebe, welche den Willen vollenden. Und trotzdem kann auch in der Hoffnung nichts Falsches enthalten sein. Denn der da wirklich hofft, meint nicht, er werde gemäß der eigenen natürlichen Kraft das ewige Leben erhalten (das wäre Vermessenheit), sondern gemäß dem Beistande der Gnade. Verharret er nun in dieser Hoffnung, so wird er es erhalten. Ebenso gehört es zur Liebe, Gott zu lieben, in wem auch immer Gott ist. Deshalb kommt es da nicht darauf an, ob in dem, der wegen Gott geliebt wird, nun tatsächlich Gott ist. II. An sich betrachtet war die Menschwerdung nur immer noch möglich und nicht unfehlbar gewiss, auch nach der Zeit Abrahams. Aber nicht in dieser Weise ist sie Gegenstand des Glaubens gewesen, sondern insoweit sie dem Wissen Gottes unterliegt; und so war sie unfehlbar gewiss. III. Zum Glauben gehörte nur, Christus werde zu einer gewissen Zeit geboren werden. Jene Bestimmung der Zeit aber, in welcher der betreffende sich täuschte, war nicht aus dem Glauben, sondern eine Folge menschlicher Berechnung. Darin also konnte Falsches sein. IV. Der Glaube erstreckt sich nicht auf diese bestimmten Brots- und Weingestalten, sondern darauf, dass der Leib und das Blut Jesu gegenwärtig ist, wenn die Konsekration richtig war. Ist Letzteres nicht der Fall, so erstreckt sich damit der Glaube nicht auf etwas Falsches.

 

Vierter Artikel. Etwas Geschautes kann nicht insoweit Gegenstand des Glaubens sein.

 

a) Dagegen heißt es: I. Joh 20.: „Weil du mich geschaut, Thomas, hast du geglaubt.“ Also auf das Nämliche richtet sich das Schauen und das Glauben. II. 1 Kor 13.: „Wir schauen nun durch den Spiegel im Rätsel;“ und der Apostel spricht da vom Glauben. III. Der Glaube ist ein geistiges Licht; durch das Licht aber wird immer etwas geschaut. IV. „Jeder Sinn wird in gewisser Weise als Sehen bezeichnet“ sagt Augustin (de verb. Dom. 33.). Der Glaube aber richtet sich auf das Gehörte nach Röm 10, 17. Also erstreckt sich der Glaube auf die geschauten Dinge.

Auf der anderen Seite sagt Paulus (Heb 11.): „Der Glaube ist der Beweis dessen, was nicht geschaut wird.“

b) Ich antworte, der Glaube sei ein Zustimmen der Vernunft zu dem, was geglaubt wird. Solches Zustimmen geschieht aber 1. deshalb, weil die Vernunft vom Gegenstande selber her zum Zustimmen bestimmt wird; sei es dass dieser unmittelbar durch sich selbst gekannt wird, wie bei den ersten Grundprinzipien, sei es dass derselbe durch Anderes gewusst wird, wie bei den Schlussfolgerungen, welche die Wissenschaft umfasst. Dann stimmt 2. die Vernunft zu etwas zu; nicht als ob der eigens entsprechende Gegenstand sie genügend dafür bestimmte, sondern weil sie mittels freier Wahl weit mehr den einen Teil für wahr hält wie den anderen. Geschieht dies nun mit Zweifel und mit einer gewissen Furcht, der Gegenpart könne wahr sein, so ist dies Meinung; geschieht es mit Gewissheit, ohne solche Furcht, so ist es Glaube. Geschaut nun werden jene Gegenstände, welche von sich aus die Vernunft oder den Sinn bestimmen. Weder Glauben noch Meinen also kann auf etwas Geschautes gehen, mag es um den Sinn oder um die Vernunft sich handeln.

c) I. Thomas hat etwas Anderes geschaut und etwas Anderes geglaubt. Den „Menschen“ hat er geschaut und seinen Glauben an Gott hat er bekannt; denn er sagte: „Mein Herr und mein Gott.“ II. Was im Glauben enthalten ist, das kann in zweifacher Weise betrachtet werden: einmal im besonderen; und so kann nicht das Nämliche zugleich Gegenstand des Glaubens und des Schauens sein; — dann im allgemeinen, nämlich unter dem allgemeinen Gesichtspunkte des Glaubwürdigen; und so ist geschaut das, was jemand glaubt. Denn er würde nicht glauben, wenn er nicht schaute, dass das Nämliche glaubwürdig sei entweder wegen der Evidenz der Wunder und wegen Ähnlichem. III. Das Licht des Glaubens macht, dass man das schaut, was man glaubt; d. h. was man glaubwürdig findet. Denn wie durch andere Zustände von Tugenden der Mensch das schaut, was ihm gemäß jenem Zustande zukömmlich ist; so wird durch den Zustand des Glaubens der menschliche Geist hingeneigt, um zuzustimmen dem, was dem rechten Glauben entspricht und nicht etwas Anderem, IV. Das Gehör richtet sich auf die Worte, welche ausdrücken und bezeichnen, was Gegenstand des Glaubens ist; nicht aber richtet es sich auf die Dinge selbst, welche geglaubt werden; und sonach dürfen solche Dinge nicht geschaut sein.

 

Fünfter Artikel. Die Gegenstände des Glaubens sind nicht Gegenstände des Wissens.

 

a) Dies scheint aber der Fall sein zu können. Denn: I. Was nicht gewusst wird, ist ungekannt. Unwissenheit nämlich steht dem Wissen gegenüber. Was aber Gegenstand des Glaubens ist, das ist nicht ungekannt; denn die Unwissenheit darin ist Ungläubigkeit, nach 1 Tim 1.: „Unwissend tat ich es in Ungläubigkeit.“ Also was geglaubt wird, kann zugleich gewusst werden. II. Wissenschaft erlangt man durch Gründe. Die heiligen Autoren aber begründen das, was sie als zu glauben vorstellen. Also. III. „Der Beweis ist ein Syllogismus, der ein Wissen verursacht.“ Manches aber, was geglaubt wird, beweisen die Philosophen; wie z. B. dass Gott existiert, dass Gott ein einiger ist und Ähnliches. IV. Das Meinen ist vom Wissen weiter entfernt wie das Glauben, da letzteres in der Mitte liegt zwischen Wissen und Meinen. Meinen und Wissen aber kann den nämlichen Gegenstand haben. (1. Post. ult.) Also kann um so mehr der nämliche Gegenstand gewusst und geglaubt werden.

Auf der anderen Seite sagt Gregor (hom. 26. in Evgl.): „Was offenbar erscheint, wird nicht geglaubt, sondern anerkannt.“ Worüber aber Glauben ist, das wird nicht anerkannt oder geschaut; sondern das, was gewusst wird. Also was gewusst wird, das wird nicht geglaubt.

b) Ich antworte, jegliches Wissen werde erlangt vermittelst einiger Prinzipien, welche durch sich selbst bekannt und somit Gegenstand des Wissens sind; was also gewusst wird, das ist immer gewissermaßen geschaut. Es ist aber nicht möglich, dass das Nämliche vom Nämlichen geschaut sei und geglaubt wie oben nachgewiesen. Also kann auch nicht das Nämliche gewusst und geglaubt sein. Es kann jedoch der Fall sein, dass das, was der eine glaubt, der andere weiß. Denn was wir z. B. über die Dreieinigkeit glauben und was wir zu schauen hoffen, nach 1 Kor 12., das schauen bereits die Engel. Und so kann es auch auf dem Pilgerwege vorkommen, dass das, was der eine Mensch bereits weiß, der andere glaubt, welcher davon keinen genügenden Beweis kennt. Was aber insgemein allen als zu glauben vorgestellt wird, das ist für niemanden Gegenstand des Wissens; und das sind Dinge, welche schlechthin und ohne weiteres Gegenstand des Glaubens sind. Glauben und Wissen also richten sich nicht auf das Gleiche.

c) I. Die Ungläubigen sind in Unkenntnis rücksichtlich dessen, was zu glauben ist; weil sie dies weder schauen noch erkennen, dass es glaubenswert sei. Die Gläubigen aber haben davon Kenntnis; nicht als ob sie den Beweisgrund des zu Glaubenden wüssten, sondern sie erkennen, dies sei kraft des Glaubenslichtes zu glauben. II. Die Gründe, welche die Heiligen für die Glaubensgegenstände anführen, sind nicht streng beweisende, sondern offenbaren nur, es sei nicht unmöglich das was der Glaube vorstellt; oder sie gehen von den Prinzipien des Glaubens aus, nämlich von der Autorität der heiligen Schrift, wie Dionysius zeigt. (2. de div. nom. ) Vermittelst dieser Prinzipien aber wird für die Gläubigen in ähnlicher Weise etwas bewiesen, wie aus den durch die natürliche Vernunft bekannten Prinzipien etwas für alle insgemein bewiesen wird. Deshalb ist die Theologie ebenfalls eine Wissenschaft, wie I. Kap. 1, Art. 2 gezeigt worden. III. Was streng bewiesen werden kann, wird zu den Glaubenspunkten nicht deshalb gezählt, weil rücksichtlich dessen schlechthin bei allen Glauben wäre, sondern weil es eine Voraussetzung ist für den Glauben. Und so muss es von denen, welche den Beweis dafür nicht kennen, wenigstens durch den Glauben festgehalten werden. IV. „Von seiten verschiedener Menschen kann rücksichtlich des gleichen Punktes zugleich ein Meinen und ein Wissen bestehen“ (l. c.), wie dies oben auch gesagt worden für das Wissen und Glauben. Von seiten ein und derselben Person aber kann rücksichtlich ein und desselben Gegenstandes wohl ein Meinen und Wissen zugleich bestehen; jedoch dann nach verschiedenen Seiten hin, so dass nämlich jemand über ein und dieselbe Sache eine Eigentümlichkeit oder eine Beziehung bestimmt weiß und von einer anderen Eigentümlichkeit oder Beziehung nur ein Meinen hat. Und ähnlich kann rücksichtlich Gottes jemand wissen, dass Er ein einiger ist; und glauben, dass Er in drei Personen subsistiert. Schlechthin über Ein und dasselbe, d. h. unter ein und derselben Beziehung aber kann nicht zugleich ein Meinen bestehen und ein Wissen; oder Glauben und Wissen. Denn was das bloße Meinen betrifft, so ist es dem Wesen des Wissens entsprechend, dass man der Überzeugung ist, die Sache könne sich nicht anders verhalten; dem Wesen des Meinens jedoch ist es entsprechend, dass man annimmt, die Sache könne sich auch anders verhalten. Was aber den Glauben anbelangt, so ist das Geglaubte wohl auch mit zuverlässiger Gewissheit ausgestattet, jedoch ist da das Gewusste geschaut, das Geglaubte nicht geschaut.

 

Sechster Artikel. Die Unterscheidung des zu Glaubenden in Glaubensartikel ist zulässig.

 

a) Dies scheint unzulässig. Denn: I. Alles, was in der Schrift steht, ist Gegenstand des Glaubens. Dies kann aber wegen der großen Menge nicht in bestimmte Artikel gefasst werden. II. Nicht nach den materialen, zufälligen Gegenständen darf unterschieden werden. Der Formalgrund des zu Glaubenden ist aber immerdar ein und derselbe, Gott als die erste Wahrheit. Also ist da überhaupt keine Unterscheidung möglich. III. „Ein Glaubensartikel ist eine unteilbare Wahrheit, die Gott den Herrn betrifft und von uns Glauben fordert;“ definieren einige. Glauben aber bleibt immer ein freiwilliges Zustimmen: „Keiner glaubt, außer weil er will;“ sagt Augustin. (24. in Joan. ) Von einem Fordern ist da also keine Rede.

 Auf der anderen Seite schreibt Isidor: „Der Glaubensartikel ist die Auffassung der göttlichen Wahrheit und ist auf letztere hin gerichtet.“ Auffassen aber die göttliche Wahrheit kommt uns zu gemäß einer gewissen Unterscheidung; denn was in Gott eins ist, wird vielfaltig in unserer Vernunft. Also muss das zu Glaubende in gewisse Artikel gefasst werden.

b) Ich antworte; der Name „Artikel“ scheint vom griechischen ἄρθρον zu kommen, was da anzeigt ein gewisses Ineinandergefügtsein mehrerer voneinander verschiedenen Teile. Deshalb spricht man bei den Gliedern des Körpers von articuli. Und ebenso werden bei den Griechen in der Grammatik „Artikel“ genannt einzelne Redeteile, welche anderen Ausdrücken und Redeteilen organisch hinzugefügt werden, um deren Geschlecht, Zahl, Fall zu bestimmen. Dasselbe findet statt in der Rhetorik, wo nach Cicero (4 Rhet.) einzelne Teile, die miteinander in harmonischem Zusammenhange stehen, „Artikel“ genannt werden: „Artikel heißt man es, wenn man in kurz abgebrochener Rede einzelne Worte durch gewisses Innehalten der Stimme scheidet, so etwa: Mit Zorn, Sprechen, Gesichtsausdruck hast du deine Gegner erschreckt.“ Insoweit also das vom. Christen zu Glaubende in einzelne Teile geschieden wird, die miteinander in organischem Zusammenhange stehen, wird von Glaubensartikeln gesprochen. Nun ist der Gegenstand des Glaubens etwas „nicht Geschautes“. Wo also etwas entgegentritt, was auf besonderen Grund hin etwas „nicht Geschautes“ ist; da ist ein besonderer Glaubensartikel zu setzen. Wo aber Vieles aus dem nämlichen Grunde gekannt ist oder nicht gekannt, da soll kein Unterschied in den Artikeln gemacht werden. So besteht eine andere Schwierigkeit, um zu glauben und kraft dessen zu erkennen, dass Gott gelitten hat und gestorben ist, wie dafür, um zu glauben, dass Er wieder auferstanden ist. Und deshalb wird der Glaubensartikel des Todes des Herrn unterschieden von seiner Auferstehung. Dass aber der Herr gelitten hat, gestorben und begraben worden ist, das bietet die nämliche Schwierigkeit dar; und so gehört dies zu einem Artikel.

c) I. Manches ist an und für sich Gegenstand des Glaubens; wie jenes Alles, was uns zum ewigen Leben direkt hinordnet, nach Heb 11.: „Der Glaube ist die Grundlage der zu hoffenden Dinge.“ Dazu gehören die drei Personen in Gott, das Geheimnis der Menschwerdung und Ähnliches. Anderes wird in der heiligen Schrift als zu glauben vorgestellt, nur um dieses an sich zu Glaubende offenbar zu machen oder zu erläutern; wie dass Abraham zwei Söhne gehabt hat, dass durch das Anrühren der Gebeine des Elisäus ein Toter auferweckt worden ist u. ähnl.; was Alles erzählt wird, um auf die göttliche Majestät oder die Menschwerdung aufmerksam zu machen. Bloß nach dem an sich zu Glaubenden aber werden Artikel unterschieden. II. Von seiten des geglaubten Gegenstandes ist der Formalgrund für den Glauben nur einer, die erste Wahrheit. Von unserer Seite aber ist der Formalgrund des Glaubens das „Nicht-geschaut-sein“. Und je nachdem hier verschiedene Gründe, weshalb etwas nicht von uns geschaut werden kann, oder verschiedene Schwierigkeiten für den Glauben obwalten, ist eine Unterscheidung in Artikel förderlich. III. Jene Definition wird gemäß einer gewissen Etymologie gegeben, soweit man den Namen „Artikel“ vom Lateinischen ableitet; und nicht, so weit er vom Griechischen kommt. Sie wiegt deshalb nicht schwer. Jedoch besteht immerhin ein Erfordernis, zu glauben, soweit die Notwendigkeit in Betracht kommt welche vom Endzwecke sich ableitet, wie der Apostel sagt: „Wer zu Gott hinan treten will, muss glauben;“ und „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ Damit besteht, dass kein äußerer Zwang zum Glauben treibt, sondern derselbe freiwillig ist.

 

Siebenter Artikel. Die Glaubensartikel nehmen an Zahl zu im Verlaufe der Zeit.

 

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Nach Heb 2. ist „der Glaube die Grundlage der zu hoffenden Dinge.“ Zu jeder Zeit aber ist das Nämliche zu hoffen. II. In den menschlichen Wissenschaften hat in der Aufeinanderfolge der Zeiten eine Zunahme stattgefunden wegen des Mangels an Wissen in jenen, welche zuerst die betreffenden Wissenschaften erfunden haben. (2 Metaph. ) Die Glaubenslehre aber kommt von Gott; „denn sie ist Gottes Geschenk“ Eph 2. Also war sie von Anfang an vollkommen und nahm im Verlaufe der Zeit nicht zu. III. Das Wirken der Natur beginnt immer vom Vollkommenen, wie Boetius sagt. (3. de consol. pros. 10.) Also um so mehr begann das Wirken der Gnade vom Vollkommenen, so dass jene, die den Glauben zuerst lehrten, ihn in höchst vollkommener Weise kannten. IV. Wie zu uns der Glaube Christi vermittelst der Apostel gelangte, so kam im Alten Testamente die Kenntnis des Glaubens von den älteren Vätern zu den späteren: „Frage deinen Vater; und er wird es dir künden.“ Die Apostel aber waren in höchst vollkommener Weise über die Geheimnisse unterrichtet. Denn „sowie der Zeit nach früher, so empfingen sie auch in größerer Vollendung wie die übrigen“ sagt die Glosse zu Röm 8.: „Wir selbst haben die Erstlinge des Geistes.“ Also nahm die Kenntnis des zu Glaubenden mit der Zeit nicht zu.

 Auf der anderen Seite schreibt Gregor (hom. 16. in Ezech.) und Hugo von St. Viktor (1. de sacram. art. 10): „Gemäß der Zunahme der Zeiten nahm zu die Wissenschaft der heiligen Väter“… und: „Je näher sie der Ankunft des Heilandes standen, desto vollkommener haben sie die Sakramente des Heils in sich aufgenommen.“

b) Ich antworte; die Glaubensartikel sind in der Glaubenslehre das, was die durch sich selber bekannten Prinzipien für die natürliche Vernunft sind. Darin wird nun eine gewisse Ordnung gefunden, dass nämlich einzelne solcher Prinzipien in den anderen miteingeschlossen sind. So werden z. B. alle solche Prinzipien auf dieses Grundprinzip zurückgeführt: „Unmöglich ist es, das durchaus Nämliche zugleich zu behaupten und zu verneinen.“ In dieser Weise sind auch alle Glaubensartikel nach Heb 11. eingeschlossen in diesen beiden „zu glauben, dass Gott ist; und dass Er denen, die Ihn suchen, der Belohner ist“ d. h. Sorge trägt für das Heil der Menschen. Denn im „Sein“ Gottes ist Alles eingeschlossen, was wir als in Gott von Ewigkeit existierend glauben, worin also unsere Seligkeit besteht. Im Glauben aber an die Vorsehung ist Alles eingeschlossen, was von Gott zum Heile der Menschen ausgeht, was also der Weg zur Seligkeit ist. Und ähnlich sind wieder in den einen Artikeln andere enthalten, wie im Glauben an die Erlösung eingeschlossen ist der an die Menschwerdung Christi, an sein Leiden etc. Soweit also es die Substanz oder den Inhalt der Artikel angeht, ist keine Zunahme anzuerkennen im Verlaufe der Zeit; denn was die Späteren ausdrücklich bekannten, war enthalten bereits in dem Glauben der Väter. Aber mit Rücksicht auf die ausdrückliche Erklärung des zu Glaubenden wuchs die Zahl der Artikel; denn was von den Späteren mit ausdrücklichen Worten geglaubt wurde, ward nicht von den Vätern mit ausdrücklichen Worten vorgestellt. Deshalb sagt der Herr zu Moses (Ex 6.): „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und meinen Namen Adonai habe ich ihnen nicht angezeigt.“ Und David sagt (Ps 118 ): „Mehr als die Alten habe ich verstanden.“ Ebenso der Apostel (Eph 3.): „In den anderen Geschlechtern ward nicht gekannt das Geheimnis Christi, wie es jetzt den heiligen Aposteln und den Propheten offenbar geworden.“

c) I. Das zu Hoffende war immer dasselbe. Da es aber nur durch Christum erreicht werden konnte, so waren die Menschen um so weiter entfernt von dessen Erreichung, je weiter sie der Zeit nach von Christo entfernt waren. Deshalb sagt Paulus (Heb 11.): „Gemäß dem Glauben sind diese alle verschieden; die Erfüllung der Verheißung ist ihnen nicht geworden, sondern von weitem schauten sie auf dieselbe.“ Je weiter aber etwas entfernt ist, desto unbestimmter wird es gesehen; und deshalb erkannten bestimmter und ausdrücklicher das durch Christum zu Hoffende jene, die Christo näher standen. II. Ein Fortschreiten in der Kenntnis findet 1. statt von seiten des Lehrenden (sei dies einer oder seien es mehrere), der in der Erkenntnis im Laufe der Zeit fortschreitet; und diese Zunahme findet statt in den menschlichen Wissenschaften; — 2. von seiten des Lernenden, dem der Lehrer nicht gleich im Beginne die ganze Kenntnis mitteilt, sondern gemäß der Fassungskraft desselben nach und nach; und so schritten die Menschen fort im Laufe der Zeiten in der Kenntnis des Glaubens. Deshalb vergleicht der Apostel (Gal 3.) den Stand des Alten Testamentes mit der Kindheit. III. Die einwirkende Ursache und der Stoff werden für die Erzeugung erfordert. Gemäß der Ordnung in den wirkenden Ursachen nun ist der Natur nach früher was vollendeter ist; und so nimmt die Natur vom Vollkommenen her ihren Anfang, denn Unvollkommenes wird zur Vollendung geleitet nur durch vorherbestehendes Vollendete. Gemäß der Ordnung aber, wie sie dem Stoffe als der Materialursache zukommt, ist früher das Unvollkommene; und danach geht die Natur vom Unvollkommenen zum Vollkommenen. Nun ist im Bereiche des Glaubens Gott, das vollendete Wissen, wie wirkende Ursache; und der Mensch ist da wie der das Einwirken Gottes aufnehmende Stoff. Also musste vom Unvollkommenen zum Vollendeten hin fortschreiten die Kenntnis des Glaubens. Und obgleich unter den Menschen immer einzelne waren in der Weise der wirkenden Ursache, denn sie waren Lehrer des Glaubens, so wird doch die Offenbarung des Geistes gegeben zum gemeinsamen Besten, wie es 1 Kor 12. heißt. Danach also wurde den alten Vätern so viel Glaubenskenntnis gegeben, wie viel notwendig war, für jene Zeit dem Volke zu lehren; sei es nackt und offen sei es in Figuren. IV. Die letzte Vollendung der Gnade vollzog sich durch Christum, wonach seine Zeit auch „die Fülle der Zeiten“ genannt wird. Wer also Christo näher stand, sei es vorher, wie Johannes der Täufer, sei es nachher, wie die Apostel, haben in höherem Grade teilgenommen an dieser Fülle. So hat auch der Mensch um so mehr Kraft, je näher er der Jugend steht, wo er in der Vollendung ist.

 

Achter Artikel. Die Aufzählung der Artikel ist eine geeignete.

 

a) Sie scheint ungeeignet zu sein. Denn: I. Was wissenschaftlich bewiesen werden kann, muss nicht als Glaubensartikel mitaufgezählt werden. Dass Gott nun ein einiger ist, kann bewiesen werden. Also darf das: „Ich glaube an einen Gott“ kein Glaubensartikel sein. II. Sowohl über die Allweisheit und die Vorsehung Gottes gab es Irrtümer wie über seine Allmacht. Also wird mit Unrecht bloß die Allmacht in den Glaubensartikeln erwähnt. III. Die nämliche ist die Kenntnis, welche auf den Vater und aus den Sohn geht, nach Joh 14 : „Wer mich sieht, sieht auch den Vater.“ Dasselbe gilt vom heiligen Geiste. Also nur ein Glaubensartikel darf mit Bezug darauf sein. IV. Mehrere Glaubensartikel betreffen die Person des heiligen Geistes und mehrere die des Sohnes. Also mussten auch mehrere sich auf die Person des Vaters richten. V. Die Erschaffung wird erwähnt, welche der Person des Vaters zugeeignet (appropriiert) wird; das „Sprechen durch die Propheten“, was der Person des heiligen Geistes zugeeignet wird. Nichts aber wird erwähnt, was der zweiten Person als einer göttlichen entspricht. Das ist aber eine ungeeignete Einteilung. VI. Das Sakrament der Eucharistie, was besondere Schwierigkeiten für den Glauben bietet, wird gar nicht erwähnt.

 Auf der anderen Seite steht die Autorität der Kirche im Apostolischen Symbolum.

b) Ich antworte, an und für sich gehöre zum Glauben das, durch dessen Schauen wir in der Ewigkeit selig sein werden; und das, wodurch wir zur Seligkeit geführt werden. Zweierlei nun werden wir schauen: das Innere der Gottheit und das Geheimnis der Menschheit Christi, wodurch wir Zutritt haben zur Herrlichkeit der Kinder Gottes. (Röm 5.) Deshalb heißt es Joh 17.: „Das ist das ewige Leben, dass sie Dich erkennen, den alleinigen wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesum Christum.“ Einige Glaubensartikel also zuvörderst gehören der Majestät der Gottheit an; und einige dem Geheimnisse der Menschheit Christi, „dem Sakramente der Hingebung“. (1 Tim 4.) Mit Rücksicht auf die Majestät der Gottheit werden nun als zu glauben vorgestellt: 1. die Einheit Gottes, der erste Artikel; 2. die Dreiheit der Personen und danach sind drei Artikel gemäß den drei Personen; 3. einzelne Werke der Gottheit, von denen das erste das Sein der Natur betrifft, die Erschaffung; das zweite das Sein der Gnade, wonach in einem Artikel alles die menschliche Heiligung Betreffende enthalten ist; das dritte das Sein der Herrlichkeit berücksichtigt, wonach ein Artikel die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben vorstellt. So sind also sieben Artikel mit Rücksicht auf die Gottheit. Mit Rücksicht auf die Menschheit Christi sind ebenfalls sieben Artikel, welche betreffen: die Menschwerdung, die Geburt, das Leiden, das Hinabsteigen zur Hölle, die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Wiederkunft am Ende der Welt. Andere unterscheiden nur zwölf Artikel: sechs auf die Gottheit bezügliche und sechs die Menschheit Christi betreffende. Denn die drei Artikel von den drei göttlichen Personen ziehen sie in einen zusammen, weil eine nämliche Kenntnis die drei Personen umfasst. Den einen Artikel aber über die Verherrlichung dehnen sie in zwei aus, in die Auferstehung des Fleisches und die Herrlichkeit der Seele. Ebenso nehmen sie die Menschwerdung und die Geburt in einen zusammen.

c) I. Die unbeschränkte Allmacht und Vorsehung Gottes und dass Er allein anzubeten ist, was Alles die natürliche Vernunft der alten Philosophen nicht erforschen konnte, wird eingeschlossen im Artikel der Einheit Gottes. II. Der Name „Gott“ bereits besagt eine gewisse Vorsehung. (l. Kap. 13, Art. 8.) Die Allmacht aber schließt ein das Wissen und das Wollen. Denn Gott könnte nicht Alles hier unten tun, wenn Er nicht Alles könnte und für Alles vorsorgte. III. Eine einige Kenntnis geht auf den Vater, den Sohn und den heiligen Geist auf Grund des einen Wesens. Mit Rücksicht aber auf die Relationen des Ursprungs wird in der Kenntnis der Person des Vaters gleichsam eingeschlossen die des Sohnes; denn Er wäre nicht Vater, wenn Er keinen Sohn hätte und das Band vom Vater und Sohn ist der heilige Geist. Danach haben jene recht, welche diesbezüglich nur einen Artikel ansetzen. Weil aber betreffs jeder einzelnen Person Manches zu erwägen ist, was nicht bei der anderen sich findet; wie ja auch mit Beziehung darauf verschiedene Irrtümer vorkamen, so kann man hier auch drei besondere Artikel ansetzen. Denn Arius anerkannte den Vater als allmächtig und ewig, aber nicht den Sohn als dem Vater wesensgleich; und deshalb war ein besonderer Artikel über die Gottheit des Sohnes notwendig. Ebenso musste gegen Macedonius die Gottheit des heiligen Geistes ausdrücklich erklärt werden. Und so können auch die Menschwerdung und Geburt, und gleichfalls die Auferstehung und das ewige Leben mit Grund in einem Artikel verbunden werden; denn auf ein und dasselbe haben sie Beziehung; — oder sie können als getrennte Artikel dastehen, insoweit ein jedes dieser Geheimnisse besondere Schwierigkeiten bietet. IV. Der Sohn und der heilige Geist werden zur Heiligung der Kreatur gesandt; was vom Vater nicht gilt. Deshalb sind auf diese beiden Personen mehrere Artikel gerichtet. V. Die Heiligung durch die Gnade und die Vollendung durch die Herrlichkeit geschieht durch die Gabe der heiligen Liebe, die dem heiligen Geiste zugeeignet wird sowie durch die Gabe der Weisheit, die dem Sohne zugeeignet wird. VI. Die Eucharistie ist 1. Sakrament; und danach hat sie den nämlichen Charakter wie die anderen Wirkungen der heiligmachenden Gnade; — 2. ist in ihr kraft eines Wunders der Leib Christi; und so ist sie eingeschlossen in der Allmacht, wie alle anderen Wunderwerke.

 

Neunter Artikel. Die Ordnung der einzelnen Artikel im Symbolum ist zulässig.

 

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die heilige Schrift ist jene Glaubensregel, von welcher es heißt (Dtn 4.): „Ihr sollt zu dem Worte, das ich euch sage, nichts hinzusetzen und nichts fortnehmen.“ Also durfte man kein Symbolum als Glaubensregel aufstellen, nachdem die heilige Schrift bereits herausgegeben worden. II. „Einer ist euer Glaube“ heißt es Eph 4. Also unzulässig ist es, mehrere Symbola vorzustellen. III. Das Bekenntnis des Glaubens, wie es im Symbolum vorliegt, erstreckt sich auf alle Gläubigen. Nur aber jene, welche einen durch die Liebe vollendeten Glauben haben, glauben wahrhaft an Gott. Also ist diese Redeweise: „Ich glaube an einen Gott“ unzulässig. IV. Das Hinabsteigen zur Hölle ist ein Glaubensartikel, wird aber nicht erwähnt im Symbolum der (Nicänischen) Väter. V. Nach Augustin (tract. 39. in Joa. ) „glauben wir dem Petrus oder Paulus; nicht aber darf man sagen, wir glauben an Petrus oder Paulus, sondern nur an Gott glauben wir.“ Unzulässigerweise also steht da im Symbolum: „Ich glaube an eine einige, heilige, katholische, und Apostolische Kirche;“ denn die Kirche ist etwas Geschaffenes. VI. Das Symbolum ist unsere Glaubensregel und muss deshalb allen Gläubigen öffentlich vorgelegt werden. Jedes Symbolum also müsste wie das der Väter in der Messe feierlich abgesungen werden.

 Auf der anderen Seite ist das Symbolum auf die Autorität der Kirche gestützt, die, vom heiligen Geiste geleitet, dem Geiste der Wahrheit, nicht irren kann; wie es Joh 16. heißt: „Wenn jener Geist der Wahrheit kommen wird, wird Er euch alle Wahrheit lehren.“

b) Ich antworte, „der zu Gott herantreten will, müsse glauben.“ (Heb 11.) Damit aber jemand glaube, muss ihm der Glaube vorgestellt werden. Deshalb musste die Wahrheit des Glaubens wie in eins zusammen verbunden werden, damit sie so leichter vorgestellt werde und keiner betreffs ihrer in Unkenntnis bleibe. Diese Sammlung oder Verbindung der Glaubenspunkte nun nennt man eben danach Symbolum.

c) I. Um die Wahrheit aus der Schrift zu schöpfen, muss man viel und lange studieren; denn sie findet sich da zerstreut und manchmal dunkel und verschiedenartig ausgedrückt. Das können aber nicht alle, die in Anderem ihren besonderen Beruf und ihre spezielle Lebensbeschäftigung haben. Deshalb war es gut, aus den Aussprüchen der heiligen Schrift die hauptsächlichen Glaubenspunkte zu sammeln und in eine Einheit zu verbinden, damit so die Kenntnis der Wahrheit allen offen stände. Das heißt aber nicht „zur heiligen Schrift etwas hinzufügen,“ sondern „aus ihr die Heilswahrheit entnehmen.“ II. In allen Symbola ist die nämliche Glaubenswahrheit enthalten. Dort und zu jener Zeit aber musste das Volk mit mehr Sorgfalt belehrt werden, wo Irrtümer auftauchten; damit nicht der Glaube bei den weniger Unterrichteten Schaden leide. Deshalb wurden mehrere Symbola abgefasst, deren Inhalt aber immer der gleiche ist. Nur ist in dem einen mancher Punkt ausdrücklicher erklärt, welcher im anderen weniger ausdrücklich enthalten ist. III. Im Symbolum bekennt die ganze Kirche den Glauben, der in ihr immer seine Vollendung und seine betätigende Form durch die Liebe erhält. Hat ein einzelner diesen lebendigen Glauben nicht, so drückt er durch die Worte aus, dass er danach strebe. IV. Rücksichtlich des Hinabsteigens zur Hölle bestand kein Irrtum bei den Ketzern; und deshalb hatte man nicht notwendig, diesen Punkt weiter zu erklären. Er wird im Symbolum der Väter vorausgesetzt als bekannt durch das Apostolische Symbolum. V. „An eine heilige katholische Kirche“ ist zu verstehen, soweit unser Glaube auf den heiligen Geist sich richtet, der die Kirche heiligt; so dass der Sinn ist: „Ich glaube an den heiligen Geist, der die Kirche heiligt.“ Besser jedoch ist es, dass das „an“ (in) nicht gesetzt wird, sondern nur „ich glaube eine heilige katholische (sanctam Ecclesiam catholicam) Kirche,“ wie auch Papst Leo hat. VI. Das Symbolum der Väter erklärt das Apostolische; und wurde gemacht, als die Kirche bereits Frieden hatte und der Glaube weit offenbar geworden war. Deshalb wird es öffentlich in der Messe gesungen. Das Apostolische Symbolum aber ward herausgegeben zur Zeit der Verfolgung und als der Glaube noch nicht öffentliches Recht genoss. Deshalb wird es gleichsam still gebetet in der Prim und in der Komplett, wie gegen die Finsternisse der vergangenen und zukünftigen Irrtümer.

 

Zehnter Artikel. Dem Papste kommt es zu, das Symbolum zu regeln.

 

a) Das Gegenteil wird dargetan: I. Wegen weiterer Erklärung von Glaubenswahrheiten soll ein neues Symbolum notwendig sein. Diese Notwendigkeit nun bestand wohl im Alten Testamente, wo im Verlaufe der Zeiten gemäß der größeren Nähe der Ankunft Christi die Wahrheit mehr offenbar wurde. Eine solche Ursache existiert aber nicht mehr im Neuen Bunde. Also ist da eine weitere Erklärung der Glaubensartikel nicht notwendig; und damit fällt auch das Recht des Papstes, ein neues Symbolum herauszugeben. II. Im ersten Konzil von Ephesus (p. 2. actio 6, decret. de fide ) heißt es: „Nach dem zu Nicäa vollendeten Symbolum soll nach dem Dekrete dieses heiligen Konzils es keinem freistehen, einen anderen Glauben vorzutragen oder der Schrift anzuvertrauen oder zusammenzusetzen außer jenem, der von den heiligen Vätern zu Nicäa unter Leitung des heiligen Geistes vorgestellt worden ist.“ Dazu wurde die Strafe des Anathems hinzugefügt für jenen, der gegen dieses Dekret handeln würde. Dasselbe wird vom Konzil von Chalcedon wiederholt (p. 2. act. 5 sub fine). Also steht dem Papste nicht das Recht zu, ein Symbolum herauszugeben. III. Athanasius war kein Papst; und hat doch ein Symbolum gemacht, was in der Kirche abgesungen wird. Also handelt es sich hier um kein Vorrecht des Papstes.

 Auf der anderen Seite kann ein allgemeines Konzil, in welchem ja ein neues Symbolum herausgegeben wird, nur kraft der Autorität des Papstes versammelt werden, nach Decret. dist. 17. c. 4 et 5. Also kommt die Herausgabe eines Symbolums dem Papste zu.

b) Ich antworte, eine neue Formulierung des Symbolum sei wie bereits gesagt notwendig wegen neu auftauchender Irrtümer. Zu dessen Autorität also gehört es, ein neues Symbolum aufzustellen, dem es übertragen ist, an letzter entscheidender Stelle zu bestimmen, was Glaubensgegenstand sei, damit dieses von allen unerschütterlich festgehalten werde. Dies ist aber der Papst, an den nach den Dekretalien (extra, de bapt. c. Majores) die größeren und schwierigeren Fragen zu endgültiger Lösung gelangen. Deshalb ist auch vom Herrn (Lk 22.) dem Petrus gesagt worden: „Ich habe für dich gebetet, Petrus, dass dein Glaube niemals wanke; und du, wenn du selbst bekehrt sein wirst, befestige deine Brüder.“ Der Grund davon ist, dass einer muss sein der Glaube in der Kirche, nach 1 Kor 1.: „Das Nämliche sollt ihr Alle sprechen, auf dass in euch keine Spaltungen seien.“ Dies aber könnte nicht erreicht werden, wenn nicht die im Glauben entstehenden Zweifel und Fragen gelöst würden durch jenen, welcher der ganzen Kirche vorsteht; und wenn nicht so dessen Ausspruch festgehalten würde von der ganzen Kirche. Wie also alles Andere, was die ganze Kirche angeht, so gehört auch die Herausgabe eines neuen Symbolum dem Papste zu.

c) I. Die Lehre Christi und der Apostel enthält in genügender Weise die Wahrheit des Glaubens. Weil aber „schlechte Menschen die Apostolische Lehre und die heiligen Schriften verkehrt haben zu ihrem eigenen Verderben“ (2 Petr. ult. ), deshalb war gegen die neu auftauchenden Irrtümer eine neue Erklärung des Glaubens erforderlich. II. Dieses Verbot des Konzils erstreckt sich auf Privatpersonen. Denn ein Konzil kann nicht dem anderen die Macht nehmen, ein neues Symbolum aufzustellen; welches zwar keinen anderen Glauben enthält, wohl aber den nämlichen Glauben mehr und eingehender erklärt. So hat jedes Konzil einen gewissen Punkt in mehr ausdrücklicher Weise erklärt wie dies das vorhergegangene getan hatte wegen des Bedürfnisses, das ein neuer Irrtum bot. Durch die Autorität des Papstes aber werden allgemeine Konzilien versammelt und deren Aussprüche bestätigt. III. Athanasius hat kein Symbolum geschrieben, sondern seine Lehre in einigen kurzen Sätzen zusammengestellt. Die Autorität des Papstes hat diese Zusammenfassung bestätigt; und so gilt dieses Schriftstück gleichsam wie Glaubensregel.

 

 

Quaestio 2. Der Glaubensakt.

 

Erster Artikel. Glauben heißt denkend zustimmen.

 

a) Das Gegenteil ist der Wahrheit näher. Denn: I. Das Denken besagt immerdar ein Untersuchen. „Der Glaube aber ist keine solche Zustimmung, welche in irgend welcher Untersuchung ihren ausreichenden Grund hat,“ sagt Damascenus. (4. de orth. fide c. 12 .) II. Der Glaube ist in der Vernunft. Denken aber ist die Tätigkeit der Denkkraft, die zum sinnlichen Teile gehört, nach I. Kap. 78, Art. 4. Also ist Glauben kein Denken. III. Glauben ist eine Tätigkeit der Vernunft. Zustimmen aber ist nach I., II. Kap. 15, Art. 1 ad III. eine Tätigkeit des Willens. Zustimmend denken also heißt nicht: Glauben.

Auf der anderen Seite steht Augustin (de praed. sanctor. 2. ).

b) Ich antworte, „Denken“ werde genommen 1. gemeinhin für jedes tatsächliche Erwägen seitens der Vernunft, nach Augustin (14. de Trin. 7 ).): „Ich nenne das nun Verstehen, was wir denkend auffassen.“ Denken wird 2. genommen in mehr eingeschränkter Bedeutung für ein Erwägen der Vernunft, was mit einem gewissen Untersuchen verbunden ist, bevor man zur vollendeten Gewissheit der Anschauung gelangt; danach sagt Augustin (15. de Trin. 16 ).): „Gottes Sohn heißt nicht „Gedanke“ oder „Denken“, sondern „Wort“ Gottes. Denn wenn unser Denken dahin gelangt, dass wir wissen; und wenn es demgemäß geformt ist, heißt es unser Wort. Und deshalb muss man das persönliche Wort Gottes so verstehen, dass da kein Denken vorhergeht; als ob etwas nach einem Anderen geformt oder vollendet werden müsste, was vorher unentwickelt gewesen wäre.“ Danach nun ist Denken so recht eigentlich die Tätigkeit des überlegenden Geistes, der noch nicht zur Gewissheit des Schauens gelangt ist. Weil nun eine solche Bewegung sich vollziehen kann mit Rücksicht auf die Auffassungen des Allgemeinen, wie der Vernunft ein derartiges Erwägen entspricht; oder auch mit Rücksicht auf die Auffassungen des an sich Beschränkten und Besonderen, was dem sinnlichen Teile entspricht, so ist „Denken“ zuvörderst eine Tätigkeit der überlegenden Vernunft; — und 3. eine Tätigkeit der sinnlichen Denkkraft. Wird nun „Denken“ in der erstgenannten Weise genommen, so besagt das „denkende Zustimmen“ nicht den ganzen Begriff dessen, was man „Glauben“ nennt. Wird es aber in der zweitgenannten Weise genommen, so ist es durchaus gleichbedeutend mit dem Begriffe „glauben.“ Denn von den Akten der Vernunft schließen manche eine feste Zustimmung ein ohne solches Denken; wie wenn jemand betrachtet das, was er weiß oder erkennt, denn solche Betrachtung besitzt bereits ihre Vollendung und Form. Andere Akte der Vernunft aber schließen ein noch unvollendetes Denken in sich ein ohne feste Zustimmung, wie wenn jemand zweifelt, d. h. zu keinem Gliede eines Gegensatzes hinneigt; oder wenn er mutmaßt, d. h. zu einem Teile des Gegensatzes wohl mehr hinneigt, aber nur auf Grund eines leichten Zeichens; oder wenn er eine Meinung hat, so dass er dem Ja oder dem Nein zwar anhängt, jedoch mit der Furcht, das Gegenteil könne wahr sein. Der Akt des Glaubens aber besagt eine durchaus feste Zustimmung; und kommt da überein mit dem Wissen und Verstehen; — die Kenntnis jedoch, die er bedingt, ist noch nicht vollendet durch offenes Schauen; und darin kommt er überein mit dem Zweifelnden, Mutmaßenden, Meinenden. Und so ist es die eigentliche Bedeutung des Begriffes „glauben“: Zustimmend denken. Danach unterscheidet sich dieser Akt sonach von allen anderen Akten der Vernunft, die das Wahre und Falsche zum Gegenstande haben.

c) I. Der Glaube schließt kein Untersuchen der natürlichen Vernunft ein, was zu einem Beweise dessen führte, was geglaubt wird. Wohl aber schließt er ein Untersuchen dessen ein, wodurch der Mensch zum Glauben angeleitet wird; wie z. B. weil Gott etwas gesagt und durch Wunder bekräftigt hat. II. Das „Denken“ hier bezieht sich nicht auf die sinnliche Denktraft. III. Die Vernunft des Glaubenden wird durch den Willen dazu bestimmt, einem gewissen Punkte anzuhängen. Zustimmen also wird hier für den Vernunftakt genommen, insoweit die Vernunft ihre Bestimmung vom Willen erhält.

 

Zweiter Artikel. Zulässig unterscheidet man Akte des Glaubens nach: „An Gott glauben, Gott glauben und Göttliches glauben.“

 

a) Diese Unterscheidung ist unzulässig. Denn: I. Einem Zustande gehört nur ein Akt zu. Also muss man nicht ihrem Wesen und Inhalt nach mehrere Akte des Glaubens unterscheiden. II. „Gott glauben“ ist gemeinsam jedem Glaubensakte; denn jeder ist begründet in der ersten Wahrheit. Also wird dies unzulässigerweise unterschieden von: „An Gott glauben“ und „Göttliches glauben.“ III. „Göttliches glauben“ kommt auch den Ungläubigen zu; also kann dies keinen eigenen Glaubensakt bilden. IV. Zum Zwecke hin sich bewegen geht den Willen an. Glauben aber ist eine Tätigkeit der Vernunft. Also muss man nicht setzen: „An Gott glauben,“ was eine Bewegung zu Gott hin einschließt.

Auf der anderen Seite hat Augustin diese Unterscheidung (de verb. Dom. serm. 61. c. 2.).

b) Ich antworte; die Tätigkeit eines jeden Vermögens oder Zustandes wird genommen gemäß der Beziehung des Vermögens oder Zustandes zum Gegenstande. Nun kann der Gegenstand des Glaubens betrachtet werden entweder von seiten der Vernunft oder von seiten des Willens, da Glauben ein Akt der Vernunft ist, soweit diese vom Willen her ihre Bestimmung erhält. Von seiten der Vernunft kommt zweierlei in Erwägung. Das Eine ist der materiale Gegenstand des Glaubens, der da ist: „Göttliches glauben.“ Denn nur insoweit unterliegt überhaupt etwas dem Glauben als es zu Gott gehört. Das Andere ist der Formalgrund des Glaubens, weshalb nämlich dem Glauben zugestimmt wird; und danach wird gesagt: „Gott glauben;“ denn weil Gott die erste Wahrheit ist wird geglaubt. Drittens wird der Gegenstand des Glaubens erwogen, insoweit die Vernunft vom Willen her bestimmt ist; und danach setzt man: „An Gott, zu Gott hin glauben.“ Denn die erste Wahrheit als letzter Zweck bezieht sich auf den Willen.

c) I. Diese Unterscheidung will nicht drei Gattungen von Glaubensakten aufstellen, sondern bestimmt die verschiedenen Beziehungen des einen Glaubensaktes zum Gegenstande. II. Ist damit beantwortet. III. Die Ungläubigen glauben nichts Göttliches; auch nicht das Dasein Gottes unter den Verhältnissen und in der Weise wie der Glaube bestimmt. IV. Der Wille bestimmt die Vernunft, dem zu Glaubenden zuzustimmen.

 

Dritter Artikel. Etwas Übernatürliches glauben ist notwendig zum Heile.

 

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Zur Vollendung und somit zum Heile eines jeden Dinges genügt, was ihm seiner Natur nach zukommt. Was aber Glaubensgegenstand ist, überragt die natürliche Vernunft des Menschen, da es nicht erscheint. Also ist es zum Heile nicht erforderlich. II. Mit Gefahr ist es verbunden, Dingen zuzustimmen, über die man nicht urteilen kann, ob sie wahr oder falsch sind, nach Hiob 12.: „Unter scheidet nicht das Ohr die Worte? Die Gegenstände des Glaubens aber lassen sich nicht zurückführen auf die ersten Grundprinzipien, kraft deren man über Alles urteilt. III. Das Heil des Menschen ist in Gott, nach Ps 36 .: „Das Heil der Gerechten aber von Gott.“ „Das Unsichtbare Gottes aber wird als verstanden geschaut vermittelst dessen, was gemacht worden, auch seine ewige Kraft und Gottheit,“ heißt es Röm 1. Also ist da kein Glaube, insofern Glauben kein Schauen ist.

Auf der anderen Seite sagt Paulus (Heb 11.): „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“

b) Ich antworte; bei allen zu einander in geregelter Beziehung stehenden Naturen findet man, dass zur Vollendung der niedrigeren Natur zweierlei beiträgt: Das Eine ist gemäß der eigens entsprechenden Bewegung; das Andere gemäß der Bewegung, die von der höheren Natur kommt. So bewegt sich das Wasser gemäß der seiner Natur eigens entsprechenden Bewegung zum Mittelpunkte; gemäß der Bewegung, die vom Monde kommt, aber bewegt es sich nach Ebbe und Flut um den Mittelpunkt herum. Ähnlich bewegen sich die Planeten gemäß der ihrer Natur eigens entsprechenden Bewegung von Westen nach Osten; gemäß der Bewegung des Erstbeweglichen von Osten nach Westen. Die vernünftige Natur allein aber hat unmittelbare Beziehung zu Gott. Denn die übrigen Naturen reichen nicht heran an etwas Allgemeines, sondern nur an etwas Beschränktes; indem sie an der göttlichen Güte Anteil haben, nur weil sie sind, wie die leblosen Dinge, oder weil sie leben und Beschränktes erkennen, wie die Pflanzen und Tiere. Einzig die vernünftige Natur hat, weil sie den allgemeinen Charakter des Guten und des Seins kennt, unmittelbare Beziehung zum allgemeinen Prinzip des Seins. Die Vollendung der vernünftigen Kreatur also besteht nicht allein darin, was ihr gemäß ihrer Natur zukommt, sondern auch darin, was ihr mitgeteilt wird infolge einer gewissen übernatürlichen Teilnahme an der göttlichen Güte. Deshalb wurde bereits früher gesagt, der letzte Endzweck des Menschen bestehe in der übernatürlichen Anschauung Gottes. Dazu kann der Mensch aber nur gelangen in der Weise eines lernenden, nach Joh 6.: „Jeder, welcher gehört hat vom Vater und gelernt hat, kommt zu mir.“ Solcher Belehrung jedoch wird der Mensch nach dem Maße seiner Natur teilhaft nicht anders wie nach und nach, nicht auf einmal. Um aber zur vollendeten Kenntnis zu gelangen, muss ein jeder solcher lernende anfangen damit, dass er glaube: „Wer lernt, der muss zuerst glauben,“ heißt es bei Aristoteles, (l. Elench. 2. ) Damit also der Mensch zur Vollendung der seligen Anschauung gelange, muss er zuerst Gott glauben, wie der Schüler dem lehrenden Meister. v) I. Weil die Natur des Menschen von einer höheren Natur abhängt, genügt zu ihrer Vollendung nicht die natürliche Kenntnis, sondern es wird auch die übernatürliche erfordert. II. Wie der Mensch kraft des natürlichen Lichtes der Vernunft den Grundprinzipien zustimmt, so hat der tugendhafte kraft der Tugend ein richtiges Urteil über das, was gemäß dieser Tugend ihm zukommt. Und in dieser Weise stimmt der Mensch kraft des ihm eingegossenen Glaubenslichtes den Wahrheiten des Glaubens zu; und nicht dem Gegenteil davon. Deshalb also ist nichts Verdammenswertes in jenen, die in Christo sind, von Ihm nämlich erleuchtet durch den Glauben. III. Der Glaube nimmt in höherer Weise und mehr das Unsichtbare Gottes wahr, wie die natürliche Vernunft, die aus den bloßen Kreaturen aufsteigt zu Gott. Vgl. Sir 3, 25.

 

Vierter Artikel. Über die Notwendigkeit, das zu glauben, was durch die natürliche Vernunft bewiesen werden kann.

 

a) Eine solche Notwendigkeit scheint unzulässig zu sein. Denn: I. In den Werken der Natur gibt es nichts Überflüssiges und noch weit weniger also in den Werken Gottes. Kann man somit zur Kenntnis einer Wahrheit durch die Vernunft gelangen, so ist der Glaube überflüssig. II. Nicht den nämlichen Gegenstand haben Glauben und Wissen. Der Gegenstand des Wissens aber ist das, was kraft der natürlichen Vernunft erforscht werden kann. Also ist dies nicht Gegenstand des Glaubens. III. Alles Wissenswerte hat denselben Wesenscharakter. Muss also das Eine geglaubt werden, dann auch Alles; was unzukömmlich ist.

Auf der anderen Seite ist es notwendig zu glauben, dass Gott ein einiger, dass Er unkörperlich sei. Dies aber beweisen die Philosophen.

b) Ich antworte, aus drei Gründen müsse der Mensch durch den Glauben empfangen das, was auch die natürliche Vernunft erkennt: 1. damit der Mensch schneller zur Kenntnis der göttlichen Wahrheit gelange. Denn die Wissenschaft, welche sich mit Beweisen über Gottes Dasein und über seine Vollkommenheiten befasst, ist die letzte und setzt viele andere Wissenschaften als bereits erkannte voraus. 2. Damit die Kenntnis Gottes ausgedehnter und gemeinsamer werde. Denn viele können sich nicht gut mit diesen Studien abgeben, weil sie entweder wenig Talent oder zahlreiche andere notwendige Beschäftigungen haben oder auch zu träge sind. Die Kenntnis Gottes würde also vielen verloren gehen. 3. Damit dieser Kenntnis über Gott Zuverlässigkeit innewohne. Denn die natürliche Vernunft ist an sich sehr schwach in göttlichen Dingen. Deshalb bestanden da, in der alten Philosophie, auch so viele Irrtümer und gegensätzliche Meinungen. Damit also die Kenntnis Gottes eine zweifellose sei, musste sie nach Weise des Glaubens vorgestellt werden; nämlich wie von Gott selbst gelehrt, der nicht lügen kann.

c) I. Die Untersuchungen der natürlichen Vernunft über Gott genügen nicht dem Menschengeschlechte zur Kenntnis des Göttlichen. Also ist da nichts Überflüssiges. II. Über den nämlichen Gegenstand besteht bei der nämlichen Person kein Wissen und Glauben zugleich. Was aber der eine weiß, kann der andere glauben. III. Nicht alles Wissenswerte ordnet gleichermaßen zur ewigen Seligkeit hin; deshalb wird nicht Alles als Glaubenspunkt vorgestellt.

 

Fünfter Artikel. Der Mensch muss Manches in ausdrücklicher Weise glauben.

 

a) Die fides implicita genügt. Denn: I. Etwas in ausdrücklicher Weise glauben, steht nicht in des Menschen Macht. Röm 10. heißt es nämlich: „Wie sollen sie glauben an den, von welchem sie nicht hörten? Wie aber hören ohne Prediger? Wie aber sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt werden?“ Also genügt der gute Wille im allgemeinen, zu glauben, was vorgestellt wird; und ist niemand verpflichtet, etwas ausdrücklich zu glauben. II. Wie durch den Glauben, so wird der Mensch zu Gott hingeordnet durch die Liebe. Zur ausdrücklichen Beobachtung der Gebote der Liebe aber ist niemand gehalten; dazu genügt die Bereitwilligkeit des Geistes, wie dies klar vorliegt bei dem Gebote Mt 5.: „Wenn dich jemand auf die eine Backe schlägt, so halte ihm die andere hin“ und in anderem Ähnlichen, was Augustin auseinandersetzt in lib. de serm. Dom. in monte c. 19. Also ist gleichermaßen der Mensch nicht gehalten, etwas in ausdrücklicher Weise zu glauben; dafür genügt die Bereitwilligkeit des Geistes. III. Der Glaube besteht in einem gewissen Gehorsam, nach Röm 1.: „Damit dem Glauben gehorcht werde bei allen Völkern.“ Zur Tugend des Gehorsams aber ist nicht erfordert, dass man einzelne Gebote tatsächlich beobachte; sondern es genügt dafür die Bereitwilligkeit des Geistes, nach Ps 118 .: „Bereit bin ich und nicht verwirrt, damit ich Deinen Geboten folge.“ Also ist dies auch der Fall mit dem Glauben.

Auf der anderen Seite sagt Paulus (Heb 11.): „Der zu Gott herantritt, muss glauben, dass Gott ist; und dass Er denen, die Ihn suchen, ein Entgelter ist.“

b) Ich antworte, die Vorschriften des Gesetzes, zu deren Beobachtung der Mensch gehalten ist, werden rücksichtlich der Tugendakte gegeben, welche den Weg bilden zum Heile. Der Tugendakt aber wird bemessen gemäß seiner Beziehung zum Gegenstande. Im Gegenstande der Tugend nun kommt zuerst in Betracht, was an und für sich, in direkter Weise Gegenstand der Tugend ist; was also notwendig erscheint für jeden betreffenden Tugendakt. Und dann kommt an zweiter Stelle in Betracht, was nur als begleitend oder als äußerer Umstand sich zum Gegenstande verhält. So ist der eigentliche und direkte Gegenstand für die Tugend der Stärke der, dass der Mensch Todesgefahren nicht scheut, wenn es das Gemeinbeste gilt. Dass er aber sich bewaffne, mit dem Schwerte in gerechtem Kriege kämpfe oder mit anderen Waffen, das ist nur in begleitender Weise mit dem Gegenstande der Stärke verknüpft. Die Bestimmung des Tugendaktes nun mit Rücksicht auf den direkten Gegenstand der Tugend gehört notwendig zum Gebote, welches auf die betreffende Tugend sich richtet. Die Bestimmung des Tugendaktes aber mit Rücksicht auf die begleitenden, äußeren Umstände des Gegenstandes fällt nicht unter die Notwendigkeit des Gebotes. Wodurch nun der Mensch selig wird, das ist an und für sich direkt Gegenstand des Glaubens; in begleitender Weise verhält sich zu diesem Gegenstande Alles, was die von Gott eingegebene heilige Schrift in sich schließt; wie dass Abraham zwei Söhne hatte, dass David Isaias’ Sohn war u. dgl. Die Glaubensartikel also, welche die ersten Grundprinzipien des Glaubens bilden, ist der Mensch gehalten, in ausdrücklicher Weise zu kennen; in derselben Weise wie er gehalten ist, Glauben zu haben. Das Übrige muss er in der Weise glauben, dass er innerlich bereit ist, Alles für wahr zu halten, was die Schrift in sich einschließt. Steht es jedoch für ihn fest, dass etwas ausdrücklich in der Schrift oder in der Glaubenslehre enthalten ist, so muss er dies ebenfalls in ausdrücklicher Weise glauben.

c) I. Wird gesagt, es sei etwas nicht in der Gewalt des Menschen, insofern er den Beistand der Gnade nicht hat; so ist der Mensch zu Vielem gehalten, was nicht in seiner Gewalt steht ohne die Gnade, die ihn heilt. Glauben aber, den Nächsten und Gott lieben und Ähnliches, das kann er mit der Gnade, „welche allen, denen sie gegeben wird, aus Barmherzigkeit gegeben wird; und denen sie nicht gegeben wird, aus Gerechtigkeit versagt bleibt zur Strafe der vorhergehenden oder wenigstens der Erbsünde,“ nach Augustin (de corr. et gratia c. 5 et 6. ) II. Was an und für sich, direkt, Gegenstand der Liebe ist, das ist der Mensch gehalten, in bestimmter und ausdrücklicher Weise zu lieben; nämlich Gott und den Nächsten. Der Einwurf spricht über solche Dinge, welche nur in begleitender Weise, in Anbetracht der Umstände von Zeit und Ort, Gegenstände der Liebe sind. III. Die Tugend des Gehorsams besteht recht eigentlich im Willen. Damit sie also tatsächlich bestehe, genügt die Bereitwilligkeit des Willens, dem Oberen Untertan zu sein; diese Bereitwilligkeit ist an und für sich, direkt, der Gegenstand des Gehorsams. Dieses oder jenes Gebot im einzelnen verhält sich nur in begleitender Weise oder unter dem Einflüsse äußerer Umstände zum eigentlichen Gegenstande des Gehorsams.

 

Sechster Artikel. Nicht alle sind gleichmäßig gehalten, in ausdrücklicher weise Bestimmtes zu glauben.

 

a) Das Gegenteil scheint offenbar. Denn: I. Zu dem, was notwendig zum Heile gehört, sind alle gleichmäßig gehalten. Der ausdrückliche Glaube rücksichtlich mancher Punkte ist aber zum Heile notwendig. Also. II. Niemand darf darin geprüft werden, was er nicht in ausdrücklicher Weise zu glauben gehalten ist. Bisweilen aber werden selbst Kinder in den geringsten Glaubensartikeln geprüft. Also sind alle verpflichtet, Alles in ausdrücklicher Weise zu glauben. III. Wären die gewöhnlichen Leute nicht gehalten, Alles in ausdrücklicher Weise zu glauben, sondern könnten sie im Glauben der gelehrteren ihren Glauben einschließen, so wäre dies höchst gefahrvoll; denn letztere könnten irren. Also müssen alle ganz gleichermaßen in ausdrücklicher Weise Glauben haben.