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Was soll man tun, wenn statt des Pizzaboten ein Zombie vor der Tür steht? Luis ist neu in der Stadt und nicht auf den Anblick vorbereitet. Er fühlt sich beobachtet von dem Untoten, der in Begleitung eines Teufels und eines Kürbisses in seiner Tür steht.
Eine kleine Halloween-Geschichte für zwischendurch.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Das Wasser prasselte heiß auf seinen Körper. Mit geschlossenen Augen genoss Luis den Moment. Seit Stunden hatte er Möbel geschleppt und Kisten ausgepackt. Er hatte es geschafft, dass sein neues Reich wohnlich war. Nichts war so schrecklich wie ein monatelanges Klettern über volle Kartons. Was getan war, war getan. Zur Belohnung hatte er sich eine Pizza und eine Flasche Wein bestellt. Allein zu feiern machte zwar nicht allzu viel Spaß, doch es war besser, er gewöhnte sich daran. Nach dem Desaster mit seinem Ex-Freund wollte er einen klaren Schnitt. Deshalb hatte er seine Koffer gepackt, einen neuen Job gesucht und war umgezogen. In der kleinen Stadt, in der er sein Leben bisher verbracht hatte, würde er an jeder Straßenecke wieder an Guido erinnert werden. Sich zu begegnen, konnte man nicht vermeiden, zumal die schwule Szene in seinem Heimatort sehr übersichtlich war. Erstaunlicherweise hatte er schnell mehrere Jobangebote und konnte wählen. Vor der Großstadt hatte er ein bisschen Angst, so hatte er gern das Angebot im Kleinstadt-Ableger einer renommierten Werbeagentur angenommen. Bisher war alles perfekt gelaufen. Neue Arbeit, schicke Wohnung, schneller Umzug. Nun war es Zeit, sich von dem alten Leben endgültig zu verabschieden, die Last abzustreifen und positiv in die Zukunft zu schauen. Wenn es nur so einfach wäre, die Erinnerungen an die glücklichen Zeiten zu vergessen. Er hatte immer gedacht, sie wären glücklich, doch anscheinend hatte Guido an seiner Seite etwas gefehlt. Sonst hätte er sich wohl kaum auf die Typen aus der Disco eingelassen.
Resolut drehte Luis den Wasserhahn zu und griff nach seinem Handtuch. Zeit, um nach vorn zu schauen. Was brachte es, einem Kerl hinterher zu trauern, der ihn nach Strich und Faden betrogen hatte?
Luis schlüpfte in eine kurze Schlabberhose und rubbelte seine Haare trocken, als es an der Tür klingelte. Das ging aber schnell! Der einzige Lieferdienst in seiner alten Heimat hatte immer Stunden gebraucht, bis er kam. Seine hiesige Bestellung war noch nicht einmal eine halbe Stunde her.
Er holte sein Portemonnaie aus der Jackentasche im Flur und ging zur Tür. Der Pizzabote war ziemlich ungeduldig und klingelte Sturm. Mit dem feuchten Handtuch um die Schultern, öffnete Luis die Tür.
Erschreckt sprang er einen Schritt zurück, als er die kleine Gruppe gruseliger Gestalten vor sich entdeckte. Ein großer Zombie war flankiert von einem roten Teufel und einem wandelnden Kürbis. Die kleinen Beine, die aus dem Kürbis schauten, waren kaum lang genug, um aufrecht zu stehen, aber das Strahlen des Mädchens mit dem orangefarbenen Gesicht war riesig.
„Süßes oder Saures“, schrien die beiden kleinen Räuber, während der Zombie im Hintergrund blieb. Seltsamerweise fühlte er sich von ihm beobachtet. Wer wollte schon von einem Zombie gemustert werden? Irritiert blieb sein Blick auf der Maske hängen, die das Gesicht verdeckte. Nur das Funkeln der dunkelgrünen Augen konnte er erkennen. Sie wanderten seinen Körper entlang, ohne ein Wort zu sagen. Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie er dastand. Bekleidet einzig mit einer Hose, die er sonst nur zum Schlafen trug, Wassertropfen auf der blanken Brust, die Haare ungekämmt und feucht vom Duschen. Am liebsten hätte er sich in das Handtuch gewickelt und versteckt. Aber das funktionierte mit einem kleinen Frotteetuch nicht.
„Du musst uns etwas Süßes geben, sonst dürfen wir dich ärgern“, sagte der Teufel energisch.
„Musst du“, bekräftigte der Kürbis, „oder wir sind böse zu dir. Das dürfen wir nämlich, wenn du uns nichts gibst. Es ist schließlich Halloween.“