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Eine magische Nacht lang entführt der Tycoon Blake Goldsmith die zarte Tänzerin Saffron in seine Welt – und macht ihr am nächsten Morgen ein verführerisches Angebot: Ein Jahr lang soll Saffron seine Frau spielen. Ein gefährliches Spiel, bei dem ihr Herz aus dem Takt gerät …
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Seitenzahl: 167
IMPRESSUM
Tanz mit mir, bis der Morgen kommt erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Soraya Lane Originaltitel: „Married for Their Miracle Baby“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 429 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Sabine Reinemuth
Umschlagsmotive: Jun / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2023.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751528337
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Blake Goldsmith ließ sich den Whiskey auf der Zunge zergehen. Er genoss das leichte Brennen in seiner Kehle und die angenehme Wärme in seinem Inneren. Er trank nie übermäßig viel, doch der Alkohol half ihm, Galaveranstaltungen wie diese zu überstehen.
Nachdenklich betrachtete er das, was in seinem Glas von dem Eiswürfel übrig geblieben war. Eine schwere Entscheidung, entweder würde er auf einen weiteren Whiskey verzichten oder sich an der dicht besetzten Bar einen holen müssen. Keine der beiden Lösungen sagte ihm zu.
Lieber wollte er raus aus dem Gedränge und etwas frische Luft schnappen. Wie er diese Veranstaltungen hasste! Die Versteigerung musste er noch abwarten, doch anschließend würde er sofort nach Hause gehen.
Wäre er doch im Märchen und hätte einen Wunsch frei! Dann wollte er wieder dort sein, wo er sich am wohlsten gefühlt hatte, am Steuerknüppel seines Hubschraubers und bei den Kameraden in der Armee. Doch wünschen half heutzutage nichts mehr.
Als er im Gedränge versehentlich gegen eine Frau stieß, entschuldigte er sich, ohne sie dabei anzusehen. Er hatte kein Interesse daran, mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Irgendwie wirkten alle gleich.
Obwohl er sich mittlerweile mit seinen geänderten Lebensumständen hätte abfinden müssen, war er dazu nicht in der Lage. Mit seiner Rolle als schwarzes Schaf, das wieder zurück in die heimische Herde gekehrt war, konnte und wollte er sich einfach nicht abfinden.
Blake öffnete die Tür zum Foyer und blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Wow! Unwillkürlich straffte er sich.
Die aufregende Fremde stand allein am Fenster, die bunt illuminierte Skyline des nächtlichen New York im Rücken. Tizianrotes Haar fiel ihr offen über die Schultern, die kirschrot geschminkten, sinnlichen Lippen bildeten einen atemberaubenden Kontrast zu ihrer außergewöhnlich hellen und zarten Haut. Die Frau glich einer von Meisterhand geschaffenen Puppe, denn auch Figur und Haltung waren perfekt. In der einen Hand hielt sie ein volles Champagnerglas, in der anderen eine elegante Clutch.
Unter all den Frauen mit ihren durchgestylten Hochsteckfrisuren, deren Haarlack mit den Pailletten ihrer Kleider um die Wette glänzte, bildete sie die große Ausnahme. Sie war so erfrischend wie die kühle Nachtluft, nach der er sich einige Minuten zuvor so gesehnt hatte.
Blake verschwendete keine Sekunde. Da er nicht wusste, ob sie wirklich solo war oder lediglich auf ihren Begleiter wartete, hieß es, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Obwohl er an keiner festen Partnerschaft interessiert war, sprach nichts gegen einen Flirt mit einer schönen Frau.
Er drängte mehrere Menschen beiseite, die ihm im Weg standen – natürlich nicht, ohne dabei eine halbherzige Entschuldigung zu murmeln. Er wollte nur eins, nämlich möglichst schnell die Frau erreichen, die ihn wie magisch anzog. Was für eine Wende an diesem langweiligen Abend, der für ihn als reiner Pflichttermin begonnen hatte! Er musste sich auf dieser Wohltätigkeitsgala zeigen und ein Kunstwerk ersteigern, weil das gut für das Image des Familienunternehmens war, der Luftcharterfirma Goldsmith Air.
Die faszinierende Fremde lächelte ihn amüsiert an, als er so plötzlich vor ihr auftauchte. Einen Moment lang war Blake verlegen und musste sich räuspern, fing sich jedoch schnell.
„Ich würde Ihnen gerne einen neuen Drink holen.“ Jetzt lächelte auch er. „Anscheinend haben Sie für Champagner nichts übrig, sonst hätten Sie schon längst einen Schluck getrunken.“
Sie lachte und legte den Kopf leicht zurück. Die roten Locken fielen ihr über die Schultern und betonten die helle, zarte Haut, die Blake schon von Weitem aufgefallen war.
„Ganz im Gegenteil, ich liebe Champagner, aber die Stimmung hier …“
„… schlägt einem aufs Gemüt“, ergänzte Blake und nickte.
„Ja, das kann man wohl sagen.“ Sie verzog den Mund, den Blake am liebsten auf der Stelle geküsst hätte.
„Blake“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. „Blake Goldsmith.“
Ihr Händedruck war fest und machte sie ihm noch sympathischer.
„Saffron Wells, meine Freunde nennen mich Saffy.“
„Und was machte eine aufregende Frau wie Sie auf einer derart langweiligen Veranstaltung?“
„Ich hatte meiner Freundin fest versprochen, hier zu erscheinen.“ Sie zuckte die Schultern. „Für sie ist dieser Event von größter Wichtigkeit, da eins ihrer Bilder heute Abend versteigert wird – Claire ist nämlich Künstlerin. Außerdem war es für mich eine Gelegenheit, groß auszugehen, normalerweise lebe ich nämlich sehr zurückgezogen.“
Saffron Wells mochte sich auf dieser Veranstaltung deplatziert vorkommen, doch das sah man ihr nicht an. Ganz im Gegenteil, man hätte meinen können, die Glitzerwelt der High Society sei genau ihre Welt.
Anerkennend betrachtete Blake ihr kurzes, schulterfreies Kleid aus blauem Satin. Er wusste nicht, was er attraktiver fand, ihr Dekolleté oder ihre fantastischen Beine. Und er musste sich beherrschen, Saffron Wells nicht wie ein verzückter Schuljunge anzustarren.
„Und was machen Sie, wenn Sie Ihrer Freundin gerade keinen Gefallen tun?“, erkundigte er sich.
„Nicht viel.“ Ihr Lächeln war plötzlich wie weggewischt. „Ich nehme mir gerade eine Auszeit und arbeite als Barista in einer Espressobar.“
Blake biss sich auf die Lippe. Offensichtlich hatte er genau die falsche Frage gestellt.
„Was Kaffee angeht, bin ich auch äußerst wählerisch und anspruchsvoll“, versuchte er, seinen Fehler wiedergutzumachen, und lächelte sie aufmunternd an. „Die Barista in meinem Lieblingscafé ist die wichtigste Frau in meinem Leben.“
„Und was treiben Sie – außer Kaffee trinken?“
Das Gespräch nahm einen Verlauf, den Blake nicht gewollt, jedoch selbst in Gang gesetzt hatte. Er war ärgerlich auf sich selbst. „Ich arbeite in unserem Familienunternehmen“, erklärte er. „Das ist auch der Grund, weshalb ich überhaupt hier bin. Ich bin geschickt worden.“
„Sie Ärmster!“
„Das kann man wohl sagen.“ Blake war angenehm überrascht. Saffron Wells hatte anscheinend keinen blassen Schimmer, wer er war, und würde daher auch keinen Bericht über das Treffen mit ihm in den sozialen Netzwerken posten. Der Hype um ihn als einen der begehrtesten Junggesellen New Yorks war ihm unerträglich. Bei all den Gerüchten, die über den Tod seines Vaters kursierten, war ihm das Aufsehen doppelt lästig.
Das Gespräch mit Saffron empfand er als Geschenk des Schicksals, es war eine Auszeit, in der er nur er selbst sein durfte und keine Rolle spielen musste. Blake winkte einem Ober mit einem Tablett voller Getränke. Er nahm Saffron das unberührte Glas aus der Hand und gab es zusammen mit seinem leeren Whiskybecher zurück. Dafür nahm er sich zwei Kelche, in denen der Champagner noch perlte.
„Nichts schmeckt schlimmer als abgestandener Champagner.“ Er reichte Saffron eins der Gläser und lächelte gewinnend. „Lassen Sie uns nach draußen gehen.“
Seine Taktik zeigte Erfolg, Saffrons Traurigkeit verflog, und sie nickte erfreut. „Eine fabelhafte Idee, nichts wie raus hier.“
Blake legte ihr die Hand an die Taille und führte sie Richtung Balkon – der wahrscheinlich fest in der Hand von Rauchern war, doch das interessierte ihn nicht. Stickiger als hier im Saal konnte die Luft auch dort nicht sein.
Die gläserne Schiebetür war nur einen Schritt entfernt, als die Lautsprecher eingeschaltet wurden. „Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten …“
Blake stöhnte. Wäre er doch nur eine Sekunde schneller gewesen … Er beugte sich nah an Saffrons Ohr. Wie seidig sich ihr Haar an seinem Kinn anfühlte, wie es duftete! „Sollen wir einfach schwänzen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Erst die Pflicht, dann das Vergnügen.“ Sie zwinkerte ihm zu.
Obwohl er lieber mit ihr auf den Balkon gegangen wäre und per Handy geboten hätte, gab Blake sich geschlagen. Doch um nichts in der Welt hätte er sich von Saffron getrennt, die ihn anscheinend verhext hatte.
Ob das an ihrem roten Haar lag? Zwischen all den meist blonden oder schwarzhaarigen Frauen fiel sie jedenfalls auf. Auch ihre Figur war aufsehenerregend. Saffron war ausgesprochen grazil, ohne dabei jedoch zerbrechlich zu wirken, ihre Beine waren sogar ausgesprochen muskulös. Und ihre Körperhaltung, die ihm schon von Weitem aufgefallen war, wirkte aus der Nähe betrachtet noch anmutiger.
Blake war überzeugt, noch nie einer so schönen und anmutigen Frau begegnet zu sein.
Während Saffron wahrscheinlich gar nichts sah, konnte er mühelos über die Köpfe der anderen Gäste hinweg bis zu Bühne sehen. Der Moderator justierte gerade sein Mikro und redete dann weiter.
„Zuallererst möchte ich mich bei Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen bedanken. Wie Sie wissen, geht es heute Abend darum, möglichst viel Geld zu sammeln, um Kinder aus unterprivilegierten Schichten mit warmer Wintergarderobe auszustatten. Lassen Sie uns also ohne weitere Vorreden mit der Versteigerung beginnen. Das Bild mit der Katalognummer eins bitte auf die Bühne.“
Saffron nippte an ihrem Champagner.
„Das ist von meiner Freundin“, meinte sie. „Sie hat ein ganzes Jahr immer wieder daran gearbeitet, bis es endlich ihren Vorstellungen entsprach.“
Blake zog den zerknitterten Flyer aus der Innentasche seines Smokings und warf einen Blick auf das entsprechende Foto. Er war nicht sonderlich an Kunst interessiert, ihm ging es in erster Linie darum, für einen guten Zweck zu spenden.
Doch dieses Bild gefiel ihm ausgesprochen gut. Der Anblick der bunten Farbwirbel stimmte den Betrachter positiv und optimistisch. Zudem klang die Biografie der Künstlerin vielversprechend, sie schien auf dem besten Weg, sich unter Kennern einen Namen zu machen. Wenn er für ein Bild bot, das im Laufe der Zeit an Wert gewann, schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe: Er spendete für einen wohltätigen Zweck und investierte gleichzeitig in die Zukunft.
Jetzt übernahm der Auktionator das Mikro. „Hiermit eröffne ich die Versteigerung dieses Bildes“, kündigte er an. „Fünfhundert Dollar zum Ersten …“
Blake hob die Hand gerade so hoch, dass sie dem geschulten Blick des Auktionators nicht entging. Bei den anschließenden Geboten nickte er lediglich, um keinerlei Aufmerksamkeit im Saal zu erregen. Selbst Saffron bekam nicht mit, dass Blake es war, der den Preis in die Höhe trieb, weil er sich nicht geschlagen geben wollte.
Bei zehntausend Dollar erhielt er den Zuschlag. Für eine bisher in der Öffentlichkeit noch relativ unbekannte Künstlerin musste es den Durchbruch bedeuten. Auf einer derart prestigeträchtigen Auktion für eines ihrer Werke so einen enormen Preis erzielt zu haben war ein sensationeller Erfolg.
„Claire wird ihr Glück kaum fassen können!“ Strahlend blickte Saffron zu Blake auf. „Unter all den bekannten Künstlern war sie die einzige Außenseiterin und trotzdem …“ Sie kniff die Augen zusammen. „Was ist? Warum lächeln Sie so?“
„Das Bild gehört jetzt mir“, klärte er sie auf. „Hoffentlich wird Ihre Claire eines Tages eine berühmte Künstlerin, dann habe ich eine lustige Anekdote zu erzählen. Außerdem kann ich mich dann damit brüsten, ein großes Talent bereits im Ansatz zu erkennen und mein Geld äußerst klug in Kunst zu investieren.“
Saffron hob ihr Glas und prostete ihm zu. „Sie sind verrückt!“
„Nein, lediglich in Spendierlaune.“
Da Blake seinen Vorsatz, für einen guten Zweck zu spenden, wahr gemacht hatte, konnte er jetzt ruhigen Gewissens gehen. Er legte Saffron die Hand auf den Arm.
„Warten Sie auf dem Balkon auf mich? Ich muss noch die Formalitäten erledigen.“ Eigentlich hatte er noch ein zweites Bild ersteigern wollen, doch stattdessen würde er einen großzügigen Spendenscheck ausstellen.
Sie nickte. „Mache ich.“
Blake zögerte. Würde Saffron die Gelegenheit nutzen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden? Er runzelte die Stirn.
„Sie haben mir gar nicht gesagt, in welcher Espressobar Sie arbeiten“, meinte er.
„Mag sein“, antwortete sie lächelnd.
Blake gab sich geschlagen und trat den Rückzug an, jedoch nicht ohne sich noch etliche Male nach ihr umzudrehen. Normalerweise warfen sich ihm die Frauen an den Hals, angelockt von Ruhm und Reichtum. Saffron war erfrischend anders.
Diese Schönheit war nicht auf Männerfang, und das machte sie noch interessanter. Obendrein schien sie offensichtlich wirklich keinen blassen Schimmer zu haben, wer er war. Das bot ihm eine völlig neue Perspektive: einfach nur er selbst zu sein.
Saffron blickte Blake hinterher, bis er in der Menge verschwand. Sie hatte Claires Einladung zu der Wohltätigkeitsgala nur widerwillig angenommen. Small Talk lag ihr nicht, und außerdem hatte sie sich vor Fragen nach ihrer Verletzung gefürchtet. Bislang hatte sich jedoch niemand sonderlich für sie interessiert. Bis auf Blake.
Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer er war, oder ob sie ihn hätte kennen müssen. Er hatte jedoch Claires Bild gekauft, als wären Ausgaben in dieser Größenordnung nichts Besonderes. Entweder war er sehr reich, oder er handelte im Auftrag eines Großunternehmens. Beides interessierte sie nicht, was sie faszinierte, war Blake als Mann.
Langsam schlenderte sie auf den Balkon. Bis auf ein Liebespaar, das eng umarmt in einer dunklen Ecke stand, war sie allein. Saffron trat ans Geländer, um die Aussicht zu genießen. Sie liebte New York, besonders bei Nacht, sie liebte die bunten Lichter und die Dynamik dieser Stadt, die nie zu schlafen schien. Nur hier fühlte sie sich wirklich zu Hause.
„Nicht erschrecken!“
Langsam drehte Saffron sich um und sah Blake an. Er hielt sein fast leeres Champagnerglas in der Hand, der oberste Knopf seines Hemdes war geöffnet, die Fliege saß schief und seine Smokingjacke stand offen. Er wirkte unbeschreiblich sexy.
„Ich war ganz in den herrlichen Anblick versunken“, erklärte sie. „Ich kann mich an New York einfach nicht sattsehen.“
Blake stellte sich neben sie und betrachtete das Panorama. „Sie sind keine New Yorkerin, oder?“
„Klingt mein Akzent immer noch so deutlich durch?“ Saffron seufzte. Sie war mit sechzehn, also vor zehn Jahren, in die Stadt gekommen und hätte schwören können, so zu sprechen, als sei sie hier geboren worden.
„Wenn man ganz genau hinhört, bemerkt man ab und zu ein leichtes Näseln. Aus welchem Staat kommen Sie?“
„Kentucky, aus einem verschlafenen Nest namens Maysville, dem ich längst den Rücken gekehrt habe, aber das mich anscheinend grundlegend geprägt hat.“
Blake stützte die Arme auf das Geländer und musterte sie ungeniert und voller Bewunderung. Eine innere Stimme riet ihr, sich umzudrehen und zu gehen. Stattdessen hob Saffron selbstbewusst den Kopf.
Von klein auf hatte sie nur für das Ziel gelebt, als Solotänzerin auf der Bühne zu stehen. Sie hatte hart trainiert und auf alle Annehmlichkeiten einer normalen Kindheit und Teenagerzeit verzichtet. Jungen und Partys hatte es für sie nicht gegeben. Doch Blake gefiel ihr. Außerdem war sie in Laune für einen Flirt, weil sie dabei zum ersten Mal in ihrem Leben nicht in Konflikt mit Karriere und Selbstdisziplin geriet.
„Und was macht ein Mädel vom Lande in einer Stadt wie New York?“
Saffron trank einen Schluck. Sie war sich nicht sicher, wie viel oder wie wenig sie Blake über sich verraten sollte. „Das ist eine lange Geschichte.“
Blakes Lächeln und die kleinen Fältchen, die sich dabei in den Augenwinkeln bildeten, waren einfach unwiderstehlich. Dieser Mann mit seinen dunklen Augen, dem fast schwarzen Haar und der sonnengebräunten Haut, seiner athletischen Figur, dem maßgeschneiderten Smoking und dem blütenweißen Hemd war der geborene Verführer.
„Dann erzählen Sie“, forderte er sie auf. „Zufällig habe ich die ganze Nacht Zeit zum Zuhören.“
Seine sonore, leicht rauchige Stimme verursachte Saffron ein angenehmes Prickeln. Sie räusperte sich verlegen.
„Erzählen Sie lieber von sich, das ist bestimmt interessanter.“
Blake lachte. „Anscheinend haben wir uns gesucht und gefunden. Der eine möchte ebenso wenig über sich verraten wie der andere.“
Wieder setzte Saffron ihr Glas an die Lippen. Sie trank mehr als üblich. Bisher hatte sich ihr gesamtes Dasein stets allein um Training und ausgewogene Ernährung gedreht. Wenn sie ausgegangen war oder gefeiert hatte, dann stets mit Kollegen, die den gleichen Verzicht leisten mussten wie sie.
Heute brauchte sie an Disziplin nicht zu denken, und sie fühlte sich herrlich unbeschwert. Das mochte am Champagner liegen oder auch an dem Mann, der neben ihr stand.
Sie sah Blake über den Rand ihres Glases an. „Dann meiden wir doch gewisse Themen einfach“, schlug sie vor. „Zum Beispiel, über meinen Beruf zu reden.“
Diesen einen Abend wollte Saffron in vollen Zügen genießen. Für einige Stunden wollte sie vergessen, wie sehr ihr Bein bei der geringsten Belastung schmerzte. Nur noch wenige Wochen würden ihr in der geliebten Stadt bleiben, denn ihr Traum von einer großen Karriere war geplatzt wie eine Seifenblase.
„Einverstanden. Dann lassen Sie uns irgendwohin gehen, wo wir uns wohler fühlen.“ Er leerte sein Glas in einem Zug. „Dieser Event nach dem Motto sehen und gesehen werden, ödet mich an.“
„Ganz meiner Meinung, ehrlich gesagt bin ich auch enttäuscht. Früher habe ich mir immer vorgestellt, wie aufregend es sein müsste, ansonsten unerreichbare Promis persönlich zu treffen. Doch niemand ist an einem ernsthaften Gespräch interessiert. Allen geht es lediglich darum, sich möglichst vorteilhaft in Szene zu setzen. Sie hungern danach, am nächsten Tag ein Bild von sich in den sozialen Netzwerken zu finden oder in den Klatschspalten der Illustrierten erwähnt zu werden.“
Saffron reichte Blake ihr leeres Glas. Sie hatte genug getrunken, wenn sie schon das Risiko einging, sich mit einem fremden Mann einzulassen, wollte sie wenigstens einen kühlen Kopf bewahren.
Während Blake die Gläser wegbrachte, nutzte sie die Gelegenheit, Claire zu texten.
Hey, Glückwunsch zu deinem tollen Erfolg. Habe ein Date mit dem Typen, der dein Bild gekauft hat. Falls du nichts mehr von mir hörst …
Sie lächelte, als sie die SMS abschickte. Claire würde sterben vor Neugier – oder vielleicht auch ein Gläschen auf sie trinken. Claire wurde nicht müde, ihr immer wieder zu empfehlen, mehr Spaß zu haben und das Leben nicht so ernst zu nehmen. Doch Claire hatte leicht reden, sie war es nicht, die zurück nach Maysville musste, falls es mit dem Tanzen nicht mehr klappte.
Als Ballerina musste sie das Leben ernst nehmen, sonst hätte sie keine Tänzerin werden können. Aber es machte ihr nichts aus, denn sie liebte ihren Beruf und die damit verbundene Disziplin. Sie konnte sich für sich nichts anderes vorstellen.
Ihr Handy summte bereits, als sie es noch nicht ganz verstaut hatte.
Amüsier dich gut. Ich werde ihn schon finden, falls es nötig sein sollte. Xoxo
„Sollen wir gehen?“ Blake bot ihr den Arm an.
„Gern.“ Schnell ließ Saffron das Handy in der Tasche verschwinden und hakte sich ein.
Sie kannte sich selbst nicht mehr. Noch nie war sie mit einem Mann von einer Party verschwunden, den sie dort zum ersten Mal getroffen hatte. Doch seit ihrer Verletzung war nichts mehr so wie früher. Da sie nichts mehr zu verlieren hatte, konnte sie sich Freiheiten erlauben.
Dennoch empfand sie den Gang zur Garderobe als Spießrutenlauf. Sie hatte das Gefühl, im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Entweder war Blake Goldsmith eine bekannte Persönlichkeit, oder sie war überempfindlich und bildete sich nur ein, Aufsehen zu erregen.
„Tanzen Sie gern?“, erkundigte sich Blake.
Tanzen. Gab es in ihrem Leben etwas, das sie lieber tat?
„Manchmal“, antwortete sie vorsichtig, weil sie nicht wusste, worauf er hinauswollte.
„Ich hatte gehofft, Sie würden Nein sagen.“ Mit komischer Verzweiflung sah er sie an.
Saffron lachte, Blake besaß wirklich Humor. „Dann sage ich auch Nein – jedenfalls für heute.“
„Wenn Sie nicht in ein Tanzlokal möchten, können wir auch zu mir gehen.“
Blake spürte, wie sie sich versteifte. Er blieb stehen und sah sie an. „Entschuldigung, so war das nicht gemeint.“
Saffron schluckte. Obwohl ihr nicht so ganz klar war, was sie eigentlich wollte, wusste sie eins genau. Keinesfalls würde sie auf der Stelle mit ihm ins Bett springen. Ob Blake das von ihr erwartete? Sie war sich plötzlich unsicher, ob sie ihn richtig eingeschätzt hatte.