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Noch nie gab es so viele Informationen darüber, wie wir funktionieren und in welcher Welt wir leben. Leider scheinen wir uns in der erkennbaren Vielfalt zu verlieren. Verzweifelt suchen wir nach einfachen Erklärungen, die unsere geistige Überforderung in Grenzen halten. Das macht uns empfänglich für Manipulationen aller Art, die sogar die Unterwerfung als Ausweg aus der Seelenqual attraktiv erscheinen lassen. Doch wie kann man sich selbst in seiner Einzigartigkeit erkennen, ohne den Verstand zu verlieren, und was ist eigentlich die Seele? Diese Frage stellte sich auch der Künstler Horst Grabosch und entwarf aus einer ehrlichen Innenschau heraus ein leicht verständliches Modell des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele. Mit diesem Werkzeugkasten im Gepäck fand er so viele Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, dass er sich entschloss, dieses Buch zu veröffentlichen. Philosophie, Musik, Poesie, Politik und Alltagsgeschichten vermischen sich in seinen Beobachtungen zu einem geradezu berauschenden Erkenntniscocktail.
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Seitenzahl: 249
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Noch nie gab es so viele Informationen darüber, wie wir funktionieren und in welcher Welt wir leben. Leider scheinen wir uns in der erkennbaren Vielfalt zu verlieren. Verzweifelt suchen wir nach einfachen Erklärungen, die unsere geistige Überforderung in Grenzen halten. Das macht uns empfänglich für Manipulationen aller Art, die sogar die Unterwerfung als Ausweg aus der Seelenqual attraktiv erscheinen lassen. Doch wie kann man sich selbst in seiner Einzigartigkeit erkennen, ohne den Verstand zu verlieren, und was ist eigentlich die Seele? Diese Frage stellte sich auch der Künstler Horst Grabosch und entwarf aus einer ehrlichen Innenschau heraus ein leicht verständliches Modell des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele. Mit diesem Werkzeugkasten im Gepäck fand er so viele Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, dass er sich entschloss, dieses Buch zu veröffentlichen. Philosophie, Musik, Poesie, Politik und Alltagsgeschichten vermischen sich in seinen Beobachtungen zu einem geradezu berauschenden Erkenntniscocktail.
Horst Grabosch wurde 1956 in Wanne-Eickel geboren und studierte bis 1979 Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft in Bochum und Köln. 1984 schloss er ein Studium zum Orchestertrompeter an der Folkwang-Musikhochschule in Essen ab. Bis 1997 arbeitete er als freiberuflicher Musiker und musste nach einem Burnout diesen Beruf aufgeben. Danach absolvierte er eine Umschulung zum Informationstechnologen bei Siemens-Nixdorf in München und arbeitete als freiberuflicher Informationstechnologe. Heute lebt er als Produzent von elektronischer Musik und Schriftsteller im bayerischen Oberland.
„Der Sinn des Lebens liegt irgendwo in der Mitte zwischen den Dingen.“
Horst Grabosch
Vorwort
Prolog
Des Pudels Kern
Einlass
Theater hinter den Sternen
Teil 1
Das 3-Sphären-Modell
Der lange Weg
Gott ist eine Fehlkonstruktion
Der Popanz
Kleine Geschichte der Seelendeutung
Meine Seele - Deine Seele
Verbindungen zwischen Körper, Geist und Seele
Das 3-Sphären-Modell
Die 3 Instanzen der Geistessphäre
Die 3 Instanzen der Körpersphäre
Die 3 Instanzen der Seelensphäre
Begriffswolke
Anmerkungen zur Begriffswolke
Das Haus der Familie Meier
Teil 2
Wie das Modell entstand
Der junge Künstler
Kulturschock
Studienjahre
Berufsmusiker
Informationstechnologe und danach
Meine Erleuchtung
Teil 3
Vorbereitung des Tanzbodens
Es ist wie es IST
Der Sinn des Lebens
Traum und Déjà-vu
Risiko und Verantwortung
Das Zeitproblem
Mittelmaß und Vielfalt
Einsamkeit und Erfüllung
Nahtoderlebnisse
Gesundheit und Fitness
Sucht und Disziplin
Erkenne den Fremden in dir
Kreativität und Kunstgenuss
Urteile nicht ohne Not
Sexualität und Liebe
Ahnungen
Der Ring des Lebens
Das große Spiel
Wille und Eklektik
Patchwork
Zero Zoom
Lebenskünstler
Epilog
Der Mallorca Effet
Biochemie
Künstliche Intelligenz
#3SIO
Verweise
Stichwortauswahl mit Erklärungen
Dieses Buch ist aus der Not heraus entstanden. Nach 66 Lebensjahren stellte ich mir die Frage, warum mein Leben so verlaufen ist, wie es sich in der Rückschau darstellte. Eine Frage, die sich viele Menschen mehrmals im Leben stellen. Einige nennen es den Sinn ihres Lebens. Wenn die Frage zum wiederholten Male auftaucht und man keine befriedigende Antwort darauf findet, könnte es an der Methodik des Beantwortungsversuches liegen, oder anders gesagt am Fehlen geeigneter Werkzeuge. Um nicht erneut meine Zeit zu vergeuden, begann ich mit der Erstellung eines eigenen Werkzeugkastens, weil ich trotz intensiver Suche in den Wissenschaften keinen passenden fand. Im Laufe meiner Recherchen fand ich viele Inspirationen und erkannte, dass Wissenschaft zwar eine Hilfe sein kann, aber nur bedingt für die persönliche Introspektion taugt. Das ist die verkürzte Version des Entstehens des Buches, das ich selbst nicht einordnen kann. Es ist mit Sicherheit kein wissenschaftliches Buch, um mich selbst gleich in demütige Deckung zu begeben. Mit Sicherheit ist es aber sinnvoll, denn ich habe nicht nur ein taugliches Werkzeug erfunden, sondern es hat mir viele schicksalhafte Begegnungen mit großen Geistern beschert, die das Buch letztlich zu dem gemacht haben, was immer es ist.
Auf seinem Osterspaziergang begleitet den wissensdurstigen »Faust« aus der gleichnamigen Tragödie von »Johann Wolfgang von Goethe« ein schwarzer Pudel, der sich im Studierzimmer zum Teufel »Mephisto« verwandelt. »Faust« ruft erstaunt aus: „Das also war des Pudels Kern“. Im heutigen alltäglichen Sprachgebrauch verweist diese Redewendung auf den wesentlichen Punkt einer Sache. Wie gern würden wir Menschen im Hinblick auf die Probleme unserer Welt mit all den Kriegen, Hungersnöten und Ungerechtigkeiten den Ausruf von Faust wiederholen, doch wir erkennen meist nur den ‚Teufel im Detail‘. Im großen Maßstab bleibt unser teuflischer Begleiter ein schwarzer Pudel.
Manchmal wird er auch zum Schmetterling, der durch einen Flügelschlag vernichtende Fluten auslösen kann. Dann erschauern wir vor der Vorstellung, dass das große Ganze auch nur aus vielen Details besteht. Diese erbaulichen Gefühle von der Komplexität der Natur haben wir jedoch vornehmlich als unbeteiligter Beobachter. Sobald wir die Szene als Beteiligter betreten, wandelt sich alles zum großen Ärgernis. Dann erkennen wir nämlich, dass wir als wirkmächtige Lebensform Verantwortung tragen. Zunächst verweisen wir zur Entschuldigung auf die Winzigkeit unserer Person im großen Rad des Weltgetriebes: „Ich alleine kann doch nichts ändern“. Diese Haltung ist zu einem der beliebtesten Handlungsmuster in planetaren Gebieten geworden, die im Prinzip rücksichtslos vom Mangel in anderen Gebieten profitieren. Das Muster ist schäbig und verantwortungslos und ein Samenkorn für Kriege. Wegen seiner Universalität ist dieses Muster allerdings wirklich schwer zu besiegen – du kannst also entspannen und erleichtert durchatmen. Du bist entschuldigt.
Da ich selbst diese Schuld auf mich geladen habe, bitte ich auch um Entschuldigung und werde fortan keine weiteren Anklagen mehr verlesen. Allerdings möchte ich auf ein Prinzip hinweisen, das hinter diesem Muster steht, weil es dir helfen könnte. Es ist ein Muster, das wir alle kennen und bereits in der Schmetterlingsszene zu finden ist: „Alles hängt mit allem zusammen“.
In diesem Buch geht es um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Allein für diese Betrachtung ist das Prinzip der Wechselwirkung bereits sehr wichtig, aber noch wichtiger ist es für die Entscheidungen, die wir zur Steigerung unseres Wohlbefindens treffen können. Es ist zu beobachten, dass vornehmlich Ratgeber gefragt sind, die Verbesserungstipps für einzelne Aspekte der individuellen Befindlichkeit anbieten. Es sind beispielsweise Ernährungsratgeber, Yogaanleitungen oder Fitnessprogramme. Diese Ratgeber sind durchaus nützlich, doch aufgrund ihrer Fokussierung erfassen sie nicht das ganze Bild. Vor allem berücksichtigen sie nicht den Gesamtaufwand eines Individuums. Wir haben nur einen Körper mit einem einzigen Gehirn! Was gut von mir gemeint ist, weil es dich umso mehr für viele Unzulänglichkeiten entschuldigt, löst oft einen großen Ärger bei Gesprächspartnern aus. Natürlich fragte ich mich, warum sich die Menschen scheinbar angegriffen fühlen, wenn ich in einem scheinbar harmlosen Detail Spuren eines bösartigen Prinzips entdeckte und darauf aufmerksam machte. Ich glaube, die Antwort gefunden zu haben, und interessanterweise ist es genau das, was ich als gemeinsamen Nenner für viele individuelle Befindlichkeitsstörungen gefunden habe: Überforderung. Der Ärger resultiert aus Eitelkeit. Keiner will zugeben, dass er überfordert ist. Das ist aber keine Schande, sondern ein Ergebnis des rasanten Fortschritts.
Ja, ich glaube, dass fast jeder Mensch momentan überfordert ist. Die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns im Zusammenspiel mit der sozialen Errungenschaft der Arbeitsteilung hat eine Welt geformt, die uns zunehmend aus dem Ruder läuft. Während wir evolutionär noch durch die Ur-Savanne laufen, finden wir uns in einer Welt wieder, die eher für Maschinen geeignet erscheint. Obwohl Widersprüche das Salz unserer Lebenssuppe sind, müssen sie beherrschbar bleiben, um nicht zu Gift zu werden. Wir haben das Ruder so weit aus den Händen gleiten lassen, dass der gesamten Menschheit die Auslöschung droht. Das ist keine Entwicklung der letzten Jahre, sondern eher der letzten Jahrhunderte, aber heute wissen es fast alle Menschen und das erzeugt latente Angst, die enorme geistige Ressourcen auffrisst und unseren Geist lähmt. Diese Ressourcen bräuchten wir eigentlich für die Lösung unserer Probleme, stattdessen brauchen wir sie nun für Reparaturarbeiten an unserer geschundenen Entität. Wir zählen Kalorien, um nicht aus allen Nähten zu platzen, joggen wie die Irren, um nicht am Schreibtisch zu erstarren und konsumieren Drogen, um unseren Zustand überhaupt ertragen zu können.
Vielleicht denkst du gerade: „Jetzt kommt noch jemand daher, der eine weitere Anstrengung anmahnt. Das hat mit gerade noch gefehlt“. Ich will jedoch keine Anstrengung hinzufügen, sondern nur Aufwand austauschen. Ich möchte, dass du in einer Introspektion die Dinge findest, die dir leicht fallen, und die beste Wirkung entfalten. Ich möchte, dass du die Tür zur Seele öffnest, wo nahrhafte Früchte auf dich warten und ich möchte, dass du dein Leben so ordnen kannst, dass du niemals mehr überfordert bist. Eine solche Optimierung deiner Entität, also des Individuums, ist der erste notwendige Schritt zur Rettung unserer Welt. Diese Rettung im zweiten Schritt ist aufgrund der Wechselwirkung zwischen dir und der Umwelt aber ebenso unverzichtbar. Solange das Böse als Erfolgsmuster in unserer Seele lockt, werden sich immer genügend Kandidaten für diesen Weg finden und deine ehrenwerten Rettungsversuche werden an der institutionellen Macht des Bösen zerschellen. Es gibt nur eine Macht, die stärker ist – ein überzeugendes Seelenmuster des besseren Lebens, denn jeder Mensch auf diesem Planeten sehnt sich nach einem guten Leben. An diesem Punkt wird es überraschend einfach, denn global lassen sich die Wünsche hinsichtlich eines guten Lebens auf drei Zutaten reduzieren: Gesundheit, Wohlstand und ein freudvolles Miteinander. 2015 wurde die »Agenda 2030« von allen Mitgliedsstaaten der »UN« (United Nations) verabschiedet. Diese Agenda mit 17 Zielen zur Transformation und Nachhaltigkeit definiert ziemlich genau, was zu tun wäre, aber unglücklicherweise werden diese Ziele von vielen als Utopie gebrandmarkt. In Intellektuellenkreisen droht man sich mit dem Verweis auf diese Agenda lächerlich zu machen, obwohl alle die Notwendigkeit erkennen können. Um den Widerspruch auszuhalten, bedient man sich gern der Ironie oder des Zynismus bei gleichzeitigem Verzicht auf die Suche nach Umsetzungsmaßnahmen. Das gleicht einem Offenbarungseid des Geistes.
Ein dynamisches Individuum braucht keine Verbote oder befehlende Führung, sondern eine Auswahl an Möglichkeiten zum Erreichen eines Zieles. Wenn wir nicht in der Lage sind, ein solch offensichtliches Ziel ernsthaft zu formulieren, können wir auch keine Teilziele auf diesem Weg benennen. In der weiteren Folge können wir auch keine Richtungsentscheidung argumentieren, um einen demokratischen Konsens zu erzielen. Demokratie wird dann zu einem nebulösen ‚Wert‘ ohne Sinn. Autokratie wächst so zu einer gleichwertigen Alternative heran, zumal es die Optimisten mit dem Seelenmuster ‚guter König‘ verbinden. Erst wenn Entscheidungen im Detail die Frage nach dem ‚warum‘ hinsichtlich des formulierten großen Ziels beantworten können, entsteht SINN.
Dieses Buch ist vornehmlich der Optimierung des Individuums gewidmet, aber ohne Blick auf das Ganze ist diese Optimierung nur von begrenztem Wert. Ich wünsche mir, dass du dieses Prinzip verinnerlichst und den schwarzen Pudel im Auge behältst.
Ich bin ein Künstler. Obwohl ich über zwei Jahrzehnte meines Erwerbslebens mit Musik verbracht habe, fiel mir diese Feststellung nie leicht. Zu oft wurde ich als Dienstleister in Sachen ‚Trompetenton‘ nachgefragt. Das Kunstwerk war dabei zur Zeit meines Engagements bereits erschaffen. Erst heute verstehe ich, dass das für das Seelenheil zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind. Natürlich habe ich es geahnt, aber der Erfolg als ‚Dienstleistungstrompeter‘ hat den Seelenschmerz des Künstlers überlagert. Da Erfolg aber auch für ein erfülltes Künstlerleben wichtig ist, vermischten sich Ursache und Wirkung zu einem undurchsichtigen Nebel. Erschwerend kam hinzu, dass sich auch etliche kreative Episoden in die Karriere mischten. Leider hatten die erfolgreichen meistens nicht so viel mit mir zu tun und die eignen Bemühungen waren ziemlich erfolglos. Da sich meine angeborenen Talente bis heute nicht geändert haben, stellt sich die Frage, warum ich heute voller Überzeugung sagen kann, dass ich tatsächlich ein Künstler bin. Die Antwort darauf gibt dieses Buch.
Bei meinen Überlegungen traf ich auf so viele allgemeine Fragen, die gar nichts mit Kunst zu tun haben, dass das Buch für viele Leser interessant sein dürfte. Besonders interessant dürfte es für Menschen sein, die entweder selbst auf der Suche nach einem Lebenssinn sind, oder im Bereich der Erziehung, Schulung und Ausbildung arbeiten.
Die Art meiner Betrachtungen zwischen Poesie und Philosophie macht eine vielfältige Typografie erforderlich, wenn es um Zitate, Begriffsdeutungen, Verweise und wörtliche Rede/Gedanken geht.
Die wörtliche Rede entspricht dem Standard mit dem Doppelpunkt und den gewohnten An- und Abführungszeichen: „wörtliche Rede“.
Die einfachen an- und Abführungszeichen kennzeichnen einen ‚Begriff‘, der zunächst mehrdeutig ist und im Folgetext definiert wird. Die Zeichen fallen für diesen Begriff weg, wenn er im Sinne dieser Definition verwendet wird, oder sich dessen Deutung im allgemeinen Sinn der Umgangssprache durch den Satzzusammenhang ergibt.
Die französischen »Guillemets« kennzeichnen Eigennamen oder Verweise auf eine Namensgebung innerhalb einer Quelle.
Zitate sind kursiv gesetzt. Es können wörtliche Zitate aus Quellen sein, oder auch nur einzelne Begriffe, die so innerhalb dieser Quelle verwendet werden.
Hervorhebungen sind fett gedruckt und durchgehende Großschreibung wird verwendet, wenn ein Begriff auf speziellen Bedeutungsebenen verwendet wird.
Transzendenter Geist:
Hallo?
Ordnender Geist:
Stets zu Diensten.
Transzendenter Geist:
Hast du etwas Zeit? Mich bedrückt da etwas.
Ordnender Geist:
Ein neues Buch, ein Musikstück? Was soll es denn werden?
Transzendenter Geist:
Es geht um etwas Allgemeineres. Ich möchte gern die Seele verstehen, aber mehr auf deiner Ebene, der Ordnung.
Ordnender Geist:
In welcher Form soll ich dir denn meine Sicht darlegen?
Transzendenter Geist:
Du weißt ja, wo meine Stärken liegen. Wie wäre es mit einem Theaterstück?
Ordnender Geist:
Wir sind schon mittendrin. Leg los!
Transzendenter Geist:
Wir sind stets eng beieinander und meine Vorstellung von der Seele ist auch deine. Mit der Zeit wird diese Vorstellung von der Seele allerdings immer blasser und das stellt gewissermaßen meine Daseinsberechtigung in Frage.
Ordnender Geist:
Nun übertreib Mal nicht! Seit einigen Jahren entwirfst du massenweise Kunst, und da ist doch die Seele stark beteiligt. Gut, ich muss die ganzen Ideen dann neben meiner anderen Arbeit produzieren, aber das mache ich doch gern.
Transzendenter Geist:
Höre ich da einen Vorwurf raus? Wird es dir zu viel?
Ordnender Geist:
Es wäre leichter, wenn du genauer wüsstest, warum du etwas empfindest. Insofern kommt mir dein Anliegen sehr gelegen. Aber gehen wir doch ins Detail. Wo genau drückt der Schuh?
Transzendenter Geist:
Ich habe doch hier diese geschlossene Tür, wo ein Schild ‚Gott‘ angebracht ist. Ich weiß nicht mehr genau, was sich dahinter verbirgt, und ich denke, dass es sehr wichtig für uns wäre.
Ordnender Geist:
Die Tür war nicht immer geschlossen. Du hast sie selbst geschlossen und mich gebeten dieses Schild anzubringen. Ich habe eine Menge Informationen von dem, was sich hinter der Tür verbirgt. Allerdings weiß ich nicht, ob diese Informationen noch gültig sind. In meiner täglichen Arbeit passiert es oft, dass ich Informationen überschreiben muss. Unsere Entität nennt das „Lernen“.
Transzendenter Geist:
Was gehört denn alles zu unserer Entität?
Ordnender Geist:
Nun stell dich doch nicht ganz blöd. Du weißt doch genau, dass wir einen Körper haben und alle Instanzen unserer Entität eng zusammenarbeiten. Man nennt es auch Individuum und in Bezug auf unsere Art des Lebens „Mensch“.
Transzendenter Geist:
Du musst nicht laut werden! Du weißt genau, dass ich gern Träume und da gehen die Details etwas verloren. Fasse einfach kurz zusammen, was es mit den Instanzen auf sich hat, dann erinnere ich mich schon wieder.
Ordnender Geist:
Den sinnlichen Geist unter uns kennst du ja wohl. Schließlich baust du deine künstlerischen Ideen auf diesen Bildern, Klängen und anderen Sinneseindrücken auf.
Transzendenter Geist:
Ja klar, und darunter ist der Körper, das weiß ich. Körper und Geist, ‚Body and Soul‘, das weiß doch jeder.
Ordnender Geist:
Ja, so haben wir es als Kind gelernt, aber die Zeit lässt uns lernen. Nebenbei bemerkt heißt ‚Soul‘ Seele und nicht Geist. Ich habe eine detailliertere Ordnung für den Körper geschaffen. Genau wie bei den 3 Instanzen unserer Geistessphäre gibt es 3 Instanzen des Körpers. Unter dem sinnlichen Geist ist der formale Körper. Ich glaube, hier sitzt das EGO, quasi unser Spiegelbild.
Transzendenter Geist:
Oje, das EGO, dieser üble Bursche.
Ordnender Geist:
Das EGO ist der Meister der Beschränktheit und des Popanzes. Du bist nicht ganz unschuldig daran, dass er so übel ist. Hättest du die Tür zur Seele nicht geschlossen, könnte es anders sein. Doch dazu kommen wir später. Eine Instanz darunter ist der funktionale Körper, der das Überleben regelt und uns im Raum beweglich macht. Danach die letzte Körperinstanz, der materielle Körper. Du weißt ja, die Zellen und das ganze Glibberzeugs.
Transzendenter Geist:
Jetzt weiß ich, warum du ordnender Geist heißt. Alles schön ordentlich aufgeteilt. Für mich ist das alles etwas chaotischer, aber das liegt wohl an meiner Rolle.
Ordnender Geist:
Du empfindest stärker das Zusammenspiel der Instanzen und da geht es in der Tat wilder zu als in meiner Ordnung. Ich glaube zwar nicht, dass Instanzen übersprungen werden, aber manchmal geht es rasend schnell die Kette von Körper bis Seele rauf und runter. Jedenfalls so schnell, wie es unser Gehirn momentan leisten kann.
Transzendenter Geist:
Was ist denn in der Kette oberhalb der Seele und unterhalb des materiellen Körpers?
Transzendenter Geist:
Verbinde die beiden Enden der Kette, dann verstehst du es.
Transzendenter Geist (wird still):
Wow! (wieder Stille, dann ...) So, das waren jetzt Körper und Geist, aber was ist jetzt mit der Seele und der Tür, auf der Gott steht.
Ordnender Geist:
Mach sie doch auf und sieh nach.
Transzendenter Geist (lugt durch einen Türspalt) :
Da ist ein einzelnes Kind!
Ordnender Geist:
Das ist das, was du als Erfahrungswert des sinnlichen Geistes kennst. Du selbst kannst ja gar nicht sehen und stellst dir einen formalen Körper vor, aber es ist unsere Seele.
Transzendenter Geist:
Machst du Witze? Das soll die Seele sein?
Ordnender Geist:
Es ist nicht DIE SEELE, sondern UNSERE Seele. Die individuelle Seele. Die Informationen des Erbgutes, unsere Talente und das, was wir im Laufe der Zeit hinzugefügt haben.
Transzendenter Geist:
Die Tür war doch zu, wie sollen wir etwas hinzugefügt haben?
Ordnender Geist:
Das war deine und somit unsere Tür zur Seele, aber keine Tür für die Seele. Seelen kennen keine Türen.
Transzendenter Geist:
Ach ja, ich erinnere mich, das war diese Sache mit Gott. Jenseits von Materie, Ort und Zeit.
Ordnender Geist:
Deshalb sollte auch Gott an der Tür stehen, weil es ein Zeichen für deinen letzten offiziellen Kontakt mit der Seele war. Danach hast du es dir etwas bequem gemacht. Du hast die Seele als deinen Sehnsuchtsort auserkoren, aber übersehen, dass die Instanz jenseitig von Ort und Zeit die ewige Seele ist, zu der wir gar keinen direkten Zugang haben, solange wir leben.
Transzendenter Geist:
Was ist denn die ewige Seele und wieso ‚offizieller Kontakt‘? Gibt es denn auch einen inoffiziellen?
Ordnender Geist:
Natürlich! Es gibt zwar eine Tür, aber keine Wand drumherum. Beispielsweise unsere Kunst und unsere Liebe wurden doch von der universellen Seele beeinflusst.
Transzendenter Geist:
Dann spielte die Tür gar keine Rolle?
Ordnender Geist:
Doch, für mich eine erhebliche!
Transzendenter Geist:
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
Ordnender Geist:
Verstehen ist eh nicht deine größte Stärke, aber ich will es dir erklären. Es macht einen großen Unterschied, ob du nur als Transferbahnhof zur Verfügung stehst, wo die Züge aus Richtung Seele zu mir durchrauschen und ich die Informationen in meinen Entscheidungen unkontrolliert verarbeite, oder ob du aktiv mitarbeitest. Das bedeutet, dass DU die Informationen aufspürst, gewichtest und mir zur Verfügung stellst. Das ist eine nicht unerhebliche Vereinfachung für mich.
Transzendenter Geist:
Aber für uns arbeitet doch dasselbe Gehirn im Körper. Das spart doch dann keinerlei Energie.
Ordnender Geist:
Da irrst du dich. Wenn ich aufgrund der unsortierten Informationen aus der Seelensphäre falsche Entscheidungen treffe, oder gar falsche Aufgaben übernehme, die nur wenig ererbtes Talent als Grundlage haben, so ist der Gesamtaufwand für alle unsere Instanzen wesentlich höher. Das kann in bösen Krankheiten enden.
Transzendenter Geist:
Wir Instanzen sind doch ein Individuum, weshalb übernimmst du nicht einfach die Kommunikation mit der Seele? Das wäre doch der kürzere Weg.
Ordnender Geist:
Weil ich eh schon überfordert bin. Das moderne Leben verlangt mir alles ab. Unser Gehirn kennt Arbeitsteilung, mein Lieber, und solange wir leben, bist du noch nicht bei der ewigen Seele, deinem Sehnsuchtsort, angekommen.
Transzendenter Geist:
Individuelle Seele, universelle Seele und ewige Seele – Seele ist Seele! Warum machst du es denn so kompliziert?
Ordnender Geist:
Weil ich der ORDNENDE Geist bin!
Transzendenter Geist:
Und warum machst du mich erst jetzt auf deine Probleme aufmerksam?
Ordnender Geist:
Es sind UNSERE Probleme! Frag Mal beim Körper nach, der kann dir einiges erzählen.
Transzendenter Geist:
Und was genau soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?
Ordnender Geist:
Öffne die Tür zur individuellen Seele und erforsche sie. Teile mir mit, was du findest. Dann öffnest du die Tür zur universellen Seele, wo du die Gemeinschaft aller Seelen findest. Verbringe dort so viel Zeit, wie du willst, aber lass mich mit dir fühlen. Tausche dich aus und spiele mit den Seelen. Lass und dann von Zeit zu Zeit gemeinsam mit den Engeln tanzen, bis wir endlich in der ewigen Seele aufgehen.
Transzendenter Geist:
Ist das dann unser Tod?
Ordnender Geist:
Unsere Zeit ist dann zu Ende. Man nennt es tatsächlich Tod.
Transzendenter Geist:
Aber wir beide sind Geist und nicht materiell. Vielleicht können wir weiterleben.
Ordnender Geist:
Da wird jetzt das EGO heftig zustimmen, aber leider befindet es sich im formalen Körper, haha, Pech gehabt. Auch wir als Geist sind abhängig von der Zeit, somit wird auch unsere individuelle Seele in den Tod gerissen und am Ende des Universums sogar die universelle Seele. Ewige Seele muss als Sehnsuchtsort reichen, auch wenn wir uns darunter nichts vorstellen können. Deshalb wollen wir ja eifrig mit den Engeln tanzen, damit wir vielleicht einen Vorgeschmack bekommen. Und dann erinnere dich noch an die Verbindungsstelle unserer geschlossenen Kette. Was liegt da unmittelbar neben der ewigen Seele?
Transzendenter Geist:
Meinst du das wirklich alles ernst?
Ordnender Geist:
Wer von uns beiden ist eigentlich der transzendente Geist? Ohne Anstrengung wirst du es nicht herausbekommen. Dann müssten wir leider dumm sterben.
Transzendenter Geist:
Dann mach ich mich Mal an die Arbeit. Zuerst die Tür zur Seele weit aufreißen und durchlüften. Wenn ich dich brauche, melde ich mich wieder.
Ordnender Geist:
Stets zu Diensten.
Innerhalb der Gedankenkette, die zu diesem Buch führte, entspricht dieser Teil dem zweiten Glied. Aber ohne Kenntnis des hier vorgestellten Denkmodells würde man quasi in einem luftleeren Verständnisraum lesen, da sich die Episoden der nächsten Teile auf das 3-Sphären-Modell beziehen.
Warum ich auf Gott im Modell verzichte, und stattdessen den Begriff Seele verwende.
Eine kleine Geschichte der Seelendeutung, die sich auf ein Buch von »François Cheng« bezieht.
Die Präsentation einiger Quellen, die mich inspiriert haben.
Eine Beschreibung des Modells.
Eine Einzel-Betrachtung jeder Sphäre.
Wer andere kennt, ist weise. Wer sich selbst kennt, ist erleuchtet. (Lao Tse)
Seit Kurzem bin ich demnach erleuchtet. Ich würde es zwar nicht so aufgeblasen ausdrücken, aber es läuft aufs Gleiche heraus. Zumindest habe ich mich besser kennen gelernt. Obwohl das nicht unbedingt nach weniger Weihrauch als ‚Erleuchtung‘ riecht, würde ich behaupten, meine Seele gefunden zu haben.
Es geschah nicht über Nacht mit Feenstaub, sondern sukzessive nach einer jahrelangen Suche. Als die Suche begann, wusste ich nicht einmal, wie ich das Objekt meiner Suche nennen sollte. ‚Seele‘ hatte mir immer zu viele verschiedene Deutungen und solange man nur darüber nachdenkt, besteht ja auch nicht die Notwendigkeit, einen Namen für etwas zu finden. Auch ein Kind braucht erst einen Namen, wenn es auf die Welt kommt. Als ich 2022 meinen ersten Roman veröffentlichte, der meine Suche nach Sinn als Leitmotiv hatte, war es dann so weit. Ich entschied mich in diesem Buch für ‚Seele‘ und der Titel lautete dann auch »Der Seele auf der Spur«. Nun war es amtlich. Danach veröffentlichte ich ein Buch, das ich 14 Jahre davor während einer Depression geschrieben hatte. Eine spätere, überarbeitete Fassung trug den Titel: »Seelenwaschanlage« und ich bemerkte zudem, dass die Seele sehr oft in Gedichten und Songs von mir auftauchte. Das war mir gar nicht bewusst, aber ich erkannte nach und nach, dass sich die Suche nach der Seele wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen hat. Und später bemerkte ich, dass ich bereits etliche Antworten auf drängende Fragen über die Beschaffenheit der Seele in meiner Kunst gefunden hatte. Warum hatte ich das vorher nie wahrgenommen?
Während ich darüber nachdachte, schob sich wiederholt Gott ins Blickfeld der Betrachtung, was mich als Christ zwar nicht überraschte, aber eine Vernebelung der Gedankengänge auslöste. Gott war die Nebelmaschine in meinem nach Klarheit und Harmonie suchenden Geist. Dann schaltete ich die Nebelmaschine einfach aus. Jetzt wurde das Bild klarer und ich war erstaunt, dass die Verbindung zum Übersinnlichen stärker statt schwächer wurde und es mir immer besser ging. Plötzlich spürte ich beispielsweise die Bedeutung von Achtsamkeit, die ich aus den buddhistischen Lehren kannte, und ich merkte, wie mein Geist sich öffnete. Für den ‚offenen‘ oder den ‚wachen‘ Geist hatte ich immer geworben, aber nun erkannte ich, dass zuerst mein eigener Geist erwachen musste. Dann offenbarte sich nach und nach eine klare Struktur, eine Ordnung, in der ich mich zurechtfand und die mir neue Kraft und Zuversicht schenkte. In diesem Buch versuche ich ein Bild dieser gedanklichen Struktur für dich zu zeichnen.
Was für viele Gläubige wie eine unverschämte Provokation klingt, ist meine Standortbestimmung. Ich habe lange behauptet, dass ich auf ein fundamentales Gottvertrauen baue. Das Gefühl hat sich nicht wesentlich verändert, aber die Wortwahl gefällt mir nicht mehr.
Ich bin christlich erzogen worden und war ein junger Gläubiger, der sogar in Betracht zog, Pfarrer zu werden. Dann verlor ich etwas den Kontakt zum Glauben, weil sich als Student mein Umfeld wandelte. Ich studierte Germanistik und Philosophie und in der geisteswissenschaftlichen Studentenschaft herrschte die Rebellion gegen das reaktionäre Nachkriegsdeutschland. Da aus dieser Sicht „unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“ vor sich hin moderte, distanzierte ich mich zunehmend von der Kirche. Nach etlichen Studienjahren gründete ich eine Familie und fand mich im üblichen Überlebenskampf samt systemischer Zeitverknappung und Verdrängung der großen Lebensfragen wieder. Über 40 Jahre später verarbeitete ich die ganzen Wirrungen dieser Zeit in meinem Roman »Der Seele auf der Spur«. Es ist durchaus bemerkenswert, dass man offensichtlich zuerst alt werden muss, um die Zeit zu finden, um nach Lebenssinn zu forschen. Aus meinen aktuellen Lektüren habe ich erfahren, dass ich nicht der einzige ältere Mensch bin, der verspätet nach dem sogenannten ‚Sinn des Lebens‘ sucht. Diesen Sinn konnte ich aber in dem, was ich früher Gottvertrauen nannte, nicht mehr finden. In Anlehnung an Platon und andere Philosophen nannte ich dann das zu suchende Objekt ‚Seele‘. Eine einfache Umbenennung war allerdings nicht sehr befriedigend. Also war es naheliegend, zuerst einmal mein Problem mit Gott etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Wenn ich verschiedene Kulturen und Zeitepochen studiere, gibt es Gott in etlichen Ausführungen. In der Antike wüteten gleich mehrere Götter gleichzeitig innerhalb einer einzigen Kultur. Die Götter der Antike und die monotheistischen Götter haben eines gemeinsam: Sie sind immer mächtig, die Monotheistischen werden sogar als ‚allmächtig‘ beschrieben. Da gerade Macht aktuell wieder einmal bösartig missbraucht wird, und Menschenleben im Krieg vernichtet werden, sollte Macht als Allererstes aus dem Kanon der Beschreibungen eines transzendenten Gottes herausfallen. Wenn der Mächtige den Machtlosen beherrscht, quält und tötet, handelt es sich nun einmal um ein bösartiges Prinzip. Da es offensichtlich existiert, darf es natürlich in einem Bild des Übersinnlichen nicht ignoriert werden, aber es darf auch keinesfalls das Zentrum eines solchen Bildes sein. Die Konsequenzen eines solchen machtzentrierten Bildes zeigen sich in den Attentaten von religiösen Fundamentalisten, die sich auf die Macht ihres Gottes berufen. Der Hinweis von einigen Intellektuellen auf die zweifelsohne vorhandene Komplexität unserer Welt als Relativierung der unverzeihlichen Taten, kannmich erstens nicht milde stimmen, und ist zweitens oft nur ein erbärmlicher Versuch, die Religionen vor dem endgültigen Verfall zu retten.
Ich denke, der grundsätzliche Fehler ist beim - im Christentum auch ‚Frohe Botschaft‘ genannten - Bekehrungswahn eingetreten. Bei der Bekehrung stellt sich den Religionsführern die Frage: „Wie bringe ich denn weitgehend ungebildeten Menschen Gott näher?“ Die Antwort war: „Indem ich Gott menschliche Züge verleihe.“ Dabei wurde allerdings nicht der ‚Mensch zum Ebenbild Gottes‘, sondern ‚Gott zum Ebenbild des Menschen‘ – und damit ist bereits jeglicher Anspruch an Transzendenz im sprichwörtlichen Eimer. Konsequenterweise wurde dieser Anspruch dann auch sukzessive begraben und die Religionen verkamen zu einer neuen Instanz weltlicher Macht. Deshalb mussten dann Könige auch gottgleich sein - eine Hand wäscht die andere.
Der ‚Heilige Geist‘ des Christentums unterscheidet sich dann kaum mehr vom Geist des Menschen. Der Geist des Menschen ist aber als immaterielle Instanz des Gehirns unmittelbar mit seinem sterblichen Körper verbunden. Er stirbt mit dem Körper. Was für ein großes Dilemma hinsichtlich der Unsterblichkeitsverheißung! Natürlich kann man nun die Deutungsschraube für den Begriff ‚Geist‘ so weit ins Unbestimmte drehen, bis dichter Nebel die klare Vorstellungskraft unseres menschlichen Geistes verschluckt hat. Da wir aber noch Verstand, Bewusstsein und Seele im Sprachrepertoire haben, kommen wir einer gefährlichen sprachlichen Beliebigkeit nahe. Allein aus diesem Grunde möchte ich meinen Geist in Abgrenzung zur Seele gern nahe beim Körper tragen.
Das Leben nach dem Tode und alle anderen Sehnsüchte jenseits des irdischen Jammertales sind bei dieser Art des Gottvertrauens also eher schlecht aufgehoben. Aber die Sehnsüchte bleiben ja. Wohin nun mit diesen Sehnsüchten? Natürlich bin ich nicht der Erste, der sich mit der Seele alternativ zur Gottesvorstellung beschäftigt, aber unglücklicherweise sehe ich auch beispielsweise bei Platon, René Descartes und William James Konstruktionsfehler, die mich immer wieder zum sterblichen menschlichen Geist führen und dort lande ich wieder in der Sackgasse. Der menschliche Geist kann nicht zum Maßstab für das Übermenschliche werden. Das ist paradox. Das trotzdem zu versuchen, gleicht einer ganz miesen Zaubershow.
Nicht, dass ich den Geist im Sinne von Verstand nicht würdigen würde, aber als Sitz des Unverortbaren scheint er mir einfach ungeeignet. Also habe ich begonnen, dieses Buch zu schreiben. Ich bin mir durchaus der Unverschämtheit des Unterfangens bewusst, wenn ich mich quasi in eine Reihe mit den soeben aufgeführten großen Denkern stelle, aber ich bin es meiner Seele einfach schuldig.