Temptation of a huntress - Tatjana Kronschnabl - E-Book

Temptation of a huntress E-Book

Tatjana Kronschnabl

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Beschreibung

Arrow Cear. Fünfundzwanzig Jahre jung, wohnhaft in New York. Geldeinnahmequelle: Das Jagen von Trollen, Kobolden und Hexen, die in der Welt der Menschen Unruhe stiften.
Als erfolgreiche und berüchtigte Jägerin führt Arrow ein bescheidenes Leben. Sie hält nicht viel vom Zwischenmenschlichen und es stört sie auch nicht, dass die Menschen sich vor ihr fürchten.
Doch während einer Jagd trifft sie auf Cyriel, einen Mann mit einem riesigen und gefährlichen Geheimnis. Von diesem Moment an stehen sämtliche übernatürliche Wesen hinten an. Im Vordergrund stehen von nun an ihr bester Freund Gaven, ihr Feind Cyriel und ihre Vergangenheit, die sie, ob sie will oder nicht, wieder einholt...

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Tatjana Kronschnabl

Temptation of a huntress

Urban Fantasy Roman

Ich widme dieses Buch "ihm". Weil er mein Cyriel ist und mich immer wieder in den Wahnsinn treibt.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

1

Das Mondlicht, welches zwischen den Wolken hindurch brach lieferte nicht all zu viel Licht, doch es genügte um in der eiskalten Nacht zumindest schemenhafte Umrisse ausmachen zu können. Der Geruch von Tod lag in der Luft, mit einer Unternote von Verwesung und Urin.

Eine kleine Wolke aus feinen Eiskristallen bildete sich vor Arrow, als sie genervt ausatmete. Dieser Geruch der ihr in der Nase haftete war ihr nur allzu bekannt, doch noch immer musste sie sich zusammenreißen um ein Würgen zu unterdrücken.

Sie spielte mit dem Messer in ihrer Hand. Diese Gegend, in der sie sich befand, war bekannt für die kleinen und grässlichen Wesen die hier Ärger stifteten.

Die junge, fünfundzwanzigjährige Frau befand sich in der Nähe einer ziemlich großen Kirche. Genau diese Kirche übte sich wie ein Magnet auf all diese mystischen Wesen aus, wegen denen sie nun hier stand. In einer finsteren Gasse, dem Tod wahrscheinlich wieder viel zu nahe.

Arrows stahlgraue Augen fixierten den Schatten, der fast schon tanzend durch die Gasse hüpfte.

Seit einer geschlagenen Stunde nun schon verfolgte sie diese Hexe, welche immer noch nicht hatte erkennen lassen, was sie diese Nacht eigentlich vorhatte.

Die Gilde hatte ihr diesen Auftrag schon vor einer Woche ausgehändigt, aufgrund der vielen geraubten Seelen in letzter Zeit. Die Spur hatte sie zu dieser Hexe geführt, die auf den Namen Accursia hörte.

Die geraubten Seelen hatten alle jungen bis älteren Frauen gehört, die streng gläubig waren und der Kirche so gut wie jeden Tag ein Besuch abstatteten. Hexen bezogen ihre Kraft aus den Seelen solcher Menschen, Frauen wurden dabei bevorzugt, weil sie reinere Seelen besaßen als Männer. Klang lächerlich, doch die Informationen der Gilde waren so gut wie nie falsch.

Doch nicht alle Hexen auf dieser Welt waren schlecht. Einige von ihnen waren bei der Gilde gemeldet. Alle drei Monate war es ihnen gestattet, eine Seele zu absorbieren. Allerdings wurde das alles streng geregelt und die Bedingungen konnten nicht alle Hexen akzeptieren.

Es war an der Gilde die Seelen für die Hexen auszusuchen und auch wurden sie nie aus den Augen gelassen. Wenn es etwas gab das Hexen hassten, dann war es Überwachung.

Logisch also, dass es nur wenige von ihnen gab, die all das in Kauf nahmen, nur um eine lächerliche Seele zu bekommen.

Arrow konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Accursia war der Gilde schon lange ein Dorn im Auge. Schon seit Jahren machte sie Ärger und die Anzahl der entzogenen Seelen, nahm drastisch zu. Arrow kam es so vor als würde diese Hexe etwas planen, doch bisher hatte sie ihren Verdacht noch niemandem mitgeteilt. Man hatte ihr erlaubt, die Hexe jederzeit zu töten, weswegen sie mit sich selbst rang. Es juckte ihr in den Fingern dieser Frau das Licht auszuknipsen, doch einfach so, ohne triftigen Grund konnte sie das nicht bringen. Sie neigte den Kopf.

Andererseits war sie bekannt für ihre Mordlust und ihre herzlose Art, niemand würde sich wundern wenn morgen in der Zeitung stand „Mächtige Hexe von Arrow Cear getötet“ stand.

Ja, die Zeitungen waren ständig voll von neuen Berichten in denen zu lesen war, das erneut ein mystisches Wesen getötet worden war. Die Menschen wussten um die Geheimnisse der Unsterblichen, vieles war ihnen jedoch auch unklar. Die Gilde und ihre einzelnen Mitglieder setzten alles daran, schlechte Nachrichten geheim zu halten. Oft nutzten sie ein Verbrechen, um andere, schlimmere zu vertuschen.

Arrow waren die ganzen Journalisten zuwider. Nie hatte sie auch nur ein Interview gegeben, weshalb sie von den Medien fast schon gefürchtet war. Auch die normalen Bürger der Stadt hatten weitaus mehr als nur Respekt vor ihr. Meistens war es einfach nur Angst, welche sie stehen lassen blieben.

Arrow verkniff es sich, ein Seufzen auszustoßen. Sie durfte jetzt nicht über die möglichen Konsequenzen der Öffentlichkeit nachdenken, sie hatte sich auf die Hexe vor ihr zu konzentrieren.

Ohne noch weiter zu überlegen trat Arrow aus dem Schatten der Nacht.

Mit gezückten Klingen beschloss sie, die Hexe am leben zu lassen. Lebend würde sie vielleicht noch an wichtige Informationen herankommen.

Zielsicher setzte sie zu einem Messerwurf an, doch genau in diesem Moment trat eine weitere Person aus der Dunkelheit und drängte die Hexe zurück.

Arrow konnte es nicht verhindern, das Messer glitt aus ihrer Hand und raste genau auf die fremde Person zu. Sie bemerkte es. Innerhalb Sekundenbruchteilen geschahen mehrere Dinge.

Accurisa wurde gegen die Wand der Gasse gedrängt, dann war das Reißen und Schmatzen von Haut und Fleisch zu hören. Mit einem gellenden Schrei sackte der nun leblose Körper der Hexe zusammen. Gleichzeitig trat die fremde Person ins Mondlicht, wordurch Arrows Messer sie verfehlte. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Mann handelte, der ihr einen eisigen Blick aus den Augenwinkeln zuwarf.

Die junge Frau hielt inne. Dann kochte ihr Blut über.

„Zum Teufel, ist dir eigentlich klar, was du da gerade getan hast?“, brüllte sie mit donnernder Stimme und trabte auf den Mann zu. Zitternd vor Wut packte sie ihn am Kragen und presste ihn gegen die steinerne Hauswand. Der Blick des Mannes ließ erkennen, wie sehr ihm ihr Tonfall missfiel. Seine vollen Lippen, die er zu einer schmalen Linie presste, ließen Arrow erneut inne halten und ihn genauer betrachten.

Er war verdammt groß, überragte sie um fast zwei komplette Köpfe. Dabei war sie vernünftige einen Meter fünfundsechzig groß. Seine tiefgrünen und klaren Augen blitzten wild und gefährlich, wenn das Mondlicht in seine Iriden fiel. Seine Wangenknochen stachen dank der Wut, die langsam in ihm brodelte, noch mehr hervor. Seine alabasterfarbene Haut spannte sich gefährlich über Kiefer und Wangen, mehrmals schluckte er.

Dieser Mann war wild und unberechenbar, um das zu wissen musste die Frau ihn nicht einmal kennen. Ehe sie reagieren konnte, hatte der Mann ihr Kinn gepackt und ihren Kopf mit schmerzhafter Brutalität in den Nacken gelegt.

„Du wagst es, so mit mir zu reden?“, knurrte er so leise, das es einem weitaus mehr Angst einjagte, als ein lautes Brüllen. Seine Stimme klang rau und heiser, als ob er zu laut geschrien und nun keine Stimme mehr hatte.

Arrow erschauerte, konnte es aber glücklicherweise vor dem Mann verbergen. Seine Worte ließen sie jedoch nur noch aufbrausender werden. Mit einem geschickten Griff vergrub sie ihre rechte Hand in seinen kinnlangen, tiefschwarzen Haaren und riss seinen Kopf mit einem Ruck zurück.

Mit der anderen Hand hielt sie ihm, eine mit Stacheln und Fortsätzen überzogene Klinge an den Hals.

„Willst du mir etwa Angst einjagen? Teufel, ich könnte dich hier und jetzt in Stücke reißen, du hältst dich also besser zurück“, hauchte sie mit ihrer, von Natur aus rauchigen Stimme und kam ihm gefährlich nahe. Ihr D-Körbchen rieb sich mittlerweile an seinen steinernen Muskeln, was dem Mann zuckende Mundwinkel bescherte. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass sich an einer gänzlich anderen Stelle ebenfalls etwas zuckend meldete. Ohne Vorwarnung schlang der muskulöse Mann einen Arm um die Taille der Frau. Er beugte sich bedrohlich über sie, wobei er die Zähne bleckte. Sie waren stahlend weiß.

„Es tut mir leid dich beschämen zu müssen, Jägerin, aber gegen mich hast du keine Chance“, raunte er und ließ zu, dass sich seine Lippen zu einem füchsischem Lächeln verzogen.

Ihr folgender Gesichtsausdruck amüsierte ihn. Wild, fuchsteufeldwild, starrte sie ihn an, mit Funken in den stahlgrauen Augen. Ein leises Knurren drang aus ihrer Brust.

Der Mann lachte leise als er den Kopf ein Stück weit in den Nacken legte und tief durch die Nase einatmete.

„Für ein Menschenweib bist du verdammt frech. Allerdings auch echt gefährlich. Wie ist dein Name, Weib?“

Das Knurren in Arrows Brust wurde lauter, mit zuckenden Fingern ritzte sie die Haut des Mannes mit der stachelbesetzten Klinge auf.

„Stellt man sich nicht erst vor, ehe man sein Gegenüber nach dem Namen fragt?“, knurrte sie.

Doch so zickig sie sich in diesem Moment auch gab, der Fremde reagierte nicht so, wie sie es gerne gehabt hätte. Mit dem Arm zog er sie noch dichter an sich, wodurch sich nun auch ihre Unterleiber berührten. Beide brauchten einen Moment, um ihre Sinne zu sammeln.

Arrow hielt die Luft an. Vielleicht konnte sie diesen Typen nicht leiden, doch ihren Körper interessierte das herzlich wenig. Zwischen ihren Beinen pulsierte es und diese Elektrizität in der Luft, ließen ihre Nackenhaare zu Berge stehen. Sein Körper war so herrlich hart und unnachgiebig, ihre weichen Kurven schmiegten sich perfekt an ihn. Doch nichtsdestotrotz, hatte er ihr den Auftrag versaut. Und genau aus diesem Grund war sie gerade so geladen. Das Lächeln auf seinen Lippen wuchs zu einem ausgewachsenen Grinsen heran.

„Ich mache mir nichts aus Höflichkeit und Manieren. Also, verrate mir deinen Namen“, erwiderte er fast schon lachend.

Mit einem lauten Schnauben versuchte Arrow sich aus seinem Arm zu befreien, doch sein Griff war zu fest. Sie war nicht schwach, doch seine Muskeln hielten sie gefangen wie ein Stahlkäfig.

„Ich denk nicht mal dran!“, fauchte sie und zappelte weiter. Doch ihre Kraft reichte nicht aus.

Mit purer Leichtigkeit drehte der Mann die beiden so herum, dass er Arrow an die Wand nagelte. Mit einem tiefen und herrlich männlichen Lachen stützte er sich links und rechts mit den Armen an der Wand ab, wodurch sie eigentlich die Möglichkeit hatte unter seinen Armen hindurch zu huschen, jedoch berührten sich ihre Körper leicht. Jeden Fluchtversuch würde er unterbinden können.

„Dein Mut ist bewundernswert aber auch dumm“, sagte er plötzlich ruhig und nachdenklich.

Er kam nicht drumherum sie eindringlich zu mustern. Sie gefiel ihm.

Ihre kalten, klaren grauen Augen fixierten ihn noch immer mit dieser wilden Entschlossenheit und ihre fein geschnittenen Gesichtszüge entspannten sich nach einer Weile ein wenig. Mit ihrer Zunge befeuchtete sie ihren Schmollmund, dessen Mundwinkel nach unten sackten. Ihre blasse Haut spannte sich über hohe Wangenknochen und gaben insgeheim preis, wie verägert sie noch war.

Beeindruckt über ihre Schönheit strich der Mann ihr eine dünne Strähne ihres rabenschwarzen Haares aus dem Gesicht, welche sich aus ihrem hohen Pferdeschwanz gelöst hatte. Knurrend drehte die Frau ihren Kopf zur Seite.

„Arrow“, murmelte sie. „Ich heiße Arrow.“

Leise lachend fasste der Mann ihr Kinn.

„Ich bin Cyriel. Sehr erfreut, Arrow.“

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Die beiden sahen sich an, nicht wissend was sie nun tun sollten.

„Du hast mir den Auftrag versaut“, herrschte Arrow den Mann schließlich an und schlug ihm mit der Faust auf die Brust. Spöttisch und mit hochgezogenen Brauen warf Cyriel einen Blick auf die Leiche neben ihnen.

„Seit wann haben solche Hexen es verdient am leben zu bleiben?“, fragte er leise und es schien, als würde er einzig und allein mit sich selbst sprechen. Arrow musste zugeben, dass sie fasziniert von diesem Mann war. Doch sie durfte sich nicht täuschen lassen. Es war offensichtlich, dass es sich bei ihm um einen Unsterblichen handelte, er war genau genommen also ihr Feind.

Natürlich gab es auch Unsterbliche, die nicht auf Ärger aus waren und in Ruhe unter den Menschen lebten, doch Arrow hatte keine Ahnung, was genau für ein Wesen er wohl sein mochte. Sie täte gut daran dies herauszufinden, doch auf keinen Fall würde sie ihn danach fragen. Sie wollte nicht neugierig wirken und solange er ihr keinen ernsthaften Ärger bereitete, würde sie ihn auch in Ruhe lassen.

„Scheint, als hättest du sie gut gekannt“, stellte Arrow fest und schlüpfte nun unter seinen Armen hindurch. Sie griff hinter sich und zog ihre Desert Eagle aus dem Bund ihrer ledernen Hose, die sie immer dabei hatte. Sie lud sie nach und richtete den Lauf der Waffe schließlich auf Cyriel.

„Also gut, Cyriel. Du wirst mit mir kommen und dich von der Gilde vernehmen lassen. Leistest du Widerstand, jage ich dir ein paar Kugeln in die Brust“, sprach sie nun ausdruckslos und mit leerem Blick, ganz die Jägerin die sie eigentlich war. Überrascht über die Veränderung, die sie innerhalb weniger Augenblicke überkommen hatte, musterte der Mann sie.

Das war also Arrow, Jägerin und menschliches Mitglied der Gilde. Es dämmerte ihm, als ihm die vielen Zeitungsberichte einfielen die er schon über besagte Frau gelesen hatte. Es hieß, dass sie zu den stärksten und gerissensten Mitgliedern der Gilde gehörte. Allerdings war sie auch die herzloseste und grausamste von ihnen. Ob dies der Realität entsprach oder die Journalisten sich nur zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten, blieb abzuwarten.

Erst während er sie musterte fiel ihm auf, wie viele Waffen sie eigentlich bei sich trug. In ihren wadenhohen und festen Schnürstiefeln steckten scheinbar Dolche, auch das Ende eines Kampfstabes lugte verräterisch heraus. Cyriels Blick glitt höher. Ihre Beine steckten in einer ledernen Hose, die von braunen, scheinbar auch ledernen Riemen und Futteralen umwickelt waren.

In den Taschen und Futteralen befanden sich etliche Messer, vermutlich alle so scharf geschliffen, wie es überhaupt nur möglich war. Für einen Moment ruhte des Mannes Blick auf ihren ausladenden Hüften. Arrow war vielleicht nicht sonderlich groß, dafür waren ihre Kurven umso beeindruckender. Sie trug einen Gürtel mit etlichen, daran befestigten Taschen, von denen Cyriel gar nicht wissen wollte, mit was sie befüllt waren.

Außerdem trug sie einen schwarzen, enganliegenden Pullover mit V-Ausschnitt, der einen köstlichen Blick auf ihr Dekolleté erhaschen ließ. Ihre Taille war verdammt schmal, ihre Brüste dafür umso größer.

Mit unübersehbarem Spott in den Augen, zog Cyriel die Brauen hoch und trat einen Schritt auf die Frau zu.

„Du willst mich erpressen? Tut mir leid, Süße aber da wirst du dir schon etwas besseres einfallen lassen müssen.“

Und mit diesen Worten machte der Mann kehrt. Arrow zögerte keine Sekunde. Sie betätigte den Abzug und mit einem Knall bohrte sich die Kugel in Cyriels rechtes Schulterblatt.

Arrow ließ die Waffe sinken. Der Kerl hatte nicht einmal gezuckt! Die Frau setzte sich in Bewegung um ihn aufzuhalten, doch er war schneller und bereits in der Dunkelheit verschwunden.

Fluchend blieb Arrow mit der Leiche der Hexe zurück.

 

 

2

 

„Schlechte Neuigkeiten, wie ich sehe“, murmelte Gaven und ließ sich neben Arrow, auf einem der Hocker nieder. Die Frau war gerade dabei, ein volles Glas Wodka in einem Zug zu leeren.

Das und ihr verbissener Gesichtsausdruck ließen ihren Kollegen wissen, dass sie schlecht gelaunt war. Und genau daraus schloss er, dass etwas passiert war.Gaven bestellte sich einen Scotch, den er ebenfalls rasch leerte.

„Accursia“, knurrte Arrow lediglich und ballte die Hand zur Faust.

„Hat sie etwas angestellt?“, murmelte ihr Kollege leise, sodass nur sie es hören konnte.

Arrow zog eine Augenbraue in die Höhe.

Gaven war bereits Mitglied in der Gilde, als auch sie beigetreten war. Seine Stärke und abweisende Art hatte sie damals zutiefst beeindruckt, weshalb sie sich ihn als Vorbild genommen hatte.

Erstaunlicherweise war er nur drei Jahre älter als sie. Mittlerweile waren zehn Jahre vergangen und Arrow hatte ihren Meister schon längst um Längen überholt. In all den Jahren waren sie verdammt enge Freunde gewesen, außer sich selbst und gegenseitig hatten sie sonst niemanden.

Allerdings hatte es zwischen ihnen auch schwierige Zeiten gegeben. Unter anderem der Zeitraum, in dem Gaven angefangen hatte Arrow als Frau wahrzunehmen. Natürlich waren sie sich auch nahegekommen. Gaven sah mit seinen strahlend blauen Augen und kupferfarbenen Haaren verdammt gut aus, Arrow war damals nicht gegen ihn abgeneigt gewesen. Außerdem war sie begierig darauf gewesen, Erfahrungen zu sammeln. Nachdem sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte war ihr allerdings klar geworden, dass es so nicht funktionierte. Für sie war er eben nur ein Freund gewesen und sie wollte, dass das auch so blieb. Am Ende war Gaven über sie hinweg gekommen. Doch das alles bereuten sie beide nicht. Sie waren froh um die Erfahrung, die sie gesammelt hatten. Seitdem waren die beiden unzertrennlich.

„Du hast es nicht gehört?“, erwiderte Arrow nun leise und lehnte sich ein Stück zurück.

Gavens Augen verengten sich. Er kannte diesen Tonfall mittlerweile nur all zu gut.

„Oh nein...“, murmelte er und hinderte die Frau nicht daran, laut zu werden.

„Sie ist tot! Aufgespießt, vor meinen Augen, von einem eingebildeten Arschloch!“, schimpfte sie.

Trotz der schlechten Nachrichten konnte Gaven ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Wenn Arrow Gefühle offen zur Schau stellte, dann waren es entweder Wut, Hass oder Verabscheuung. Hin und wieder auch Misstrauen. Die Blicke anderer Gildenmitglieder lagen plötzlich auf ihr.

„Du warst nicht allein in der Gasse?“, murmelte der Mann neben ihr aufmerksam.

Knurrend schüttelte Arrow den Kopf.

„Leider nicht. Der Kerl ist aus dem Nichts aufgetaucht und ich habe keine Ahnung, warum er Accursia getötet hat“, zischte sie.

Drei Tage waren seit diesem Tag vergangen und sie war noch immer in Rage.

„Warum hast du ihn nicht hierher gebracht?“

Gaven rutschte an Arrow heran, bis seine Schulter ihre berührte.

„Wollte ich doch, verdammt!“, knurrte Arrow. „Ich habe ihm sogar eine Kugel in die Schulter gejagt aber das hat ihm nicht das Geringste ausgemacht. Er ist einfach abgehauen!“

Gaven seufzte leise. Sicher hatte die Frau Ärger bekommen, weil sie ihren Auftrag in den Sand gesetzt hatte. Aufmunternd klopfte er ihr auf die Schulter.

„Mach dir nichts draus, Kleines. Bei deinem nächsten Auftrag kannst du deinem Ärger Luft machen.“

 

„Was kann ich für Sie tun?“

Mit ausdruckslosen Augen sah Cyriel die Sekräterin der Gilde an.

„Ich würde sehr gerne eine Beschwerde einreichen“, verkündete er, fast schon feindselig.

Das Gesicht der Frau war mit einem mal aschfahl. Schweißperlen waren ihr auf die Stirn getreten. Sie atmete tief durch und setzte dann eine professionelle Miene auf.

„Worum geht es?“

Eigentlich war eine Beschwerde nichts Besonderes in der Gilde, dass die Blondine namens Farah nun so nervös reagierte, lag einzig und allein an ihrem Gegenüber. Cyriel war nicht nur irgendein Mann. Er war der Mann, der ein milliardenschweres Unternehmen leitete. Keiner wusste um was für ein Unternehmen es sich handelte, doch ständig war in der Zeitung zu lesen, dass er weitere Millionen verdient hatte. Hinzu kam, dass er ein Unsterblicher war. Der Haken an der Sache war, dass ebenfalls niemand wusste was für ein Unsterblicher er überhaupt war.

„Eine ihrer Jägerinnen verliert zu schnell die Kontrolle“, begann er sachlich und legte Farah einen Kuvert auf den Schreibtisch. Die Frau ergriff ihn, öffnete ihn und betrachtete viel zu lange die darin enthaltenen Bilder. Besagte Bilder zeigten die Schussverletzung, die Arrow ihm vor drei Tagen zugefügt hatte. Er unterdrückte das Zucken seiner Lippen. Genau genommen war die verhältnismäßig kleine Verletzung schon narbenlos geheilt, doch er wollte sich einen kleinen Spaß erlauben.

„Können Sie mir den Namen der Jägerin nennen?“, hakte Farah nach. „Auch, wenn ich bereits ahne wer dahinter steckt.“

„Soweit ich weiß, lautet ihr Name Arrow“, erwiderte er ausdruckslos.

Die Frau seufzte.

„Ja, das dachte ich mir“, murmelte sie und rieb sich die Stirn. „Hören Sie, Arrow weiß leider nicht immer, wann sie sich zurückhalten sollte. Ich hoffe doch sehr, wir können das Ganze außergerichtlich klären?“

Cyriel identifizierte den Unterton in ihrer Stimme als Angst. Er lächelte, wenn auch kalt und grausam.

„Natürlich. Mir steht nicht der Sinn danach, Ihnen Ärger zu bereiten.“

Farah lächelte schwach.

„Warten Sie einen Moment“, verlangte sie und schaltete ihr Headset ein. „Farah hier. Schickt Arrow zu mir hoch. Und nehmt ihr die Waffen ab“, befahl sie herrisch. Dann hatte sie die Verbindung gekappt.

Cyriel hustete hinter hervorgehaltener Hand, um ein Lachen zu verbergen. Nachdem er sich beruhigt hatte, wurde sein Gesicht wieder ausdruckslos.

„Ist diese Frau immer so temperamentvoll?“, hakte er unauffällig nach.

Farah überlegte einen Moment.

„Temperamentvoll nicht, nein“, sagte sie schließlich. „Ich habe den Verdacht, dass sie sich einfach nur beweisen will.“

Cyriel hielt inne. Mit diesen Worten hatte er nicht gerechnet. Er räusperte sich.

„Verzeihen Sie mir meine Neugier, eigentlich interessiere ich mich nicht für die Gilde und deren Mitglieder aber erzählen Sie mir etwas über diese Arrow.“

Farahs Augen verengten sich. Die Gilde war teilweise auf Männer wie Cyriel angewiesen, wegen des Geldes, deswegen konnte es nicht schaden ihn als Freund zu wissen.

„Eigentlich geben wir keine Informationen über unsere Mitglieder heraus. Gehe ich richtig der Annahme, dass Sie zu niemandem ein Wort verlieren werden?“

Ganz der Geschäftsmann nickte Cyriel. Er beobachtete Farah dabei, wie sie etwas ausdruckte und es vor ihm auf den Tisch legte. Er betrachtete den Papierbogen und stellte fest, dass es sich um einen Vertrag handelte.

„Seien Sie bitte so nett und unterschreiben das. Ich kann leider kein Risiko eingehen“, sagte Farah leise. Sie befürchtete, er würde er nicht tun. Schmunzelnd überflog Cyriel den Vertrag. Die Bedingungen waren respektabel, er musste einfach nur Stillschweigen bewahren und das konnte er verdammt gut. Er unterschrieb ohne zu zögern und hörte sich dann Farahs Geschichte über Arrow an.

„Wissen Sie, Arrow ist der Gilde beigetreten als sei fünfzehn war. Sie war von Zuhause abgehauen und hatte auf der Straße bereits einiges an Erfahrung gesammelt. Auch was das...Töten betraf. Nur, weil sie aus hartem Holz geschnitzt war, haben wir sie bei uns aufgenommen. Die etlichen Trainingseinheiten schienen ihr nie etwas ausgemacht zu haben, egal wie schwer sie verletzt war, sie behielt immer diesen kalten und ausdruckslosen Gesichtsausdruck. Wir hatten gehofft sie würde sich irgendwann öffnen und ein bisschen über ihr vergangenes Leben reden, doch das ist bis heute nie geschehen. Sie scheint einfach zu viel erlebt zu haben, um sich noch einmal auf jemanden einlassen zu können.“

Schweigen. Der Mann rieb sich das Kinn. Kein Wunder, dass diese Frau immer die Kontrolle behalten wollte. Offensichtlich war ihr die einmal zu oft entrissen worden. Dabei war sie damals nur ein Kind gewesen.

„Wie lange hat sie auf der Straße gelebt?“, hakte er emotionslos nach. Er gab zu, dass die Geschichte der Frau, nein, Arrow an sich, ihn interessierte. Das sie die Kontrolle haben wollte reizte ihn, denn bei einem Mann wie ihm wäre das nicht möglich. Und er wollte wissen, wie sie damit klar kam.

„Ein knappes Jahr“, antwortete die Frau nun. „Sie hat sich alleine durchgeschlagen, dabei schließen die meisten Jugendlichen sich irgendwelchen Gruppen an. Arrow war stark unterernährt als wir sie aufgenommen haben aber Zeugen zufolge war das schon so, als man sie das erste Mal auf der Straße sah.“

Cyriels Blick trübte sich. Er versuchte sich vorzustellen wie sie als junges Mädchen ausgesehen haben musste, zierlich, gar unterernährt und mit eiskalten Augen, die zu viel Blut gesehen hatten. Kaum vorstellbar wenn man bedachte, welch attraktive Frau sie nun war. Selbstbewusst und mit einem Körper, der Männer garantiert ununterbrochen in den Wahnsinn trieb.

Der Mann neigte den Kopf.

„Was ist mit ihrer Familie? Eltern, Geschwister, andere Verwandte.“

Farahs Gesicht blieb ausdruckslos, als sie die Finger ineinander verschränkte.

„Nichts. Mir ist bis heute ein Rätsel, wie so etwas möglich ist aber wir haben bisher nichts über ihre Familie herausfinden können, geschweige denn Kontakt zu ihnen aufnehmen können. Und was Arrow betrifft, die schweigt natürlich wie ein Grab zu diesem Thema. Schnell war die Rede davon, dass sie ihre Familie ermordet haben soll.“

„Und was sagt sie selbst dazu?“, erwiderte Cyriel.

„Nichts“, ertönte es plötzlich hinter ihnen.

Der Mann sah zurück und auch Farahs Blick richtete sich auf Arrow selbst, die gerade die Tür hinter sich zuknallte und mit einem Messer in ihrer Hand spielte.

„Was macht dieser Mann hier?“, knurrte sie.

Farah zog die perfekt geschwungenen Augenbrauen in die Höhe und betrachtete Arrow von Kopf bis Fuß.

„Hatte ich nicht angeordnet, dass sie dir die Waffen abnehmen sollen?“, murmelte sie, bereits jetzt schon genervt. Arrows Mundwinkel zuckten.

„Das muss der Security entgangen sein“, nuschelte sie.

Farah sprang auf.

„Was hast du ihnen nun schon wieder angetan?“, fauchte sie.

Arrow wedelte schweigend mit der Hand. Cyriel mischte sich, an Farah gewandt ein.

„Verzeihung aber ist diese Jägerin öfters betrunken?“, fragte er ausdruckslos, aber mir geblähten Nasenflügeln. Farah hielt augenblicklich inne.

„Betrunken? Wie kommen Sie darauf?“

„Ich rieche es“, knurrte Cyriel.

Er trank gerne mal ein Glas Likör aber der Geruch, wenn jemand zu viel Alkohol getrunken hatte, verursachte jedes Mal auf's Neue einen schwer zu unterdrückenden Würgereiz bei ihm.

Arrow stieß ein Schnauben aus.

„Also bitte, ja? Ich bin nie betrunken“, fauchte sie.

Farah sah den Mann vor sich entschuldigend an.

„Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen aber in den zehn Jahren, in denen Arrow nun schon zur Gilde gehört, war sie nicht ein einziges Mal betrunken.“

Das Knurren in Cyriels Brust wurde lauter.

„Es ist unmöglich als Frau so viel zu trinken, ohne betrunken zu sein!“

Farah ließ sich auf ihren Bürostuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.

Sie ahnte, was nun kommen würde.

„Als Frau?“, donnerte es auch schon durch den Raum.

Blitzschnell griff die Sekretärin nach ihren Kopfhörern, die sie immer griffbereit liegen hatte. Kaum hatte sie diese aufgesetzt, verfolgte sie die fast schon körperliche Auseinandersetzung der beiden. In solchen Momenten kam man Arrow besser nicht in die Quere, das wusste auch Farah.

„Ich glaube, ich hab mich wohl verhört“, knurrte Arrow und zückte mehrere Messer. „Was machst du überhaupt hier?“

Cyriel erhob sich vor Wut schnaubend, wobei er den Stuhl umriss, auf dem er gesessen hatte.

„Ich habe eine Beschwerde gegen dich eingereicht“, schoss er zurück und war in Sekundenbruchteilen bei ihr. Er packte sie grob an den Oberarmen und schüttelte sie, worauf der Geruch des Alkohols noch intensiver in seiner Nase brannte. Als ob er sich verbrannt hätte ließ er von ihr ab, um mehrere Schritte zurückzustolpern. Er presste sich die Hand auf den Mund und schluckte die aufsteigende Galle wieder hinunter.

Arrows Wut legte sich ein Stück weit. Ging es dem Mann nicht gut? Gerne hätte sie sich nach seinem Wohlbefinden erkundigt, doch das konnte sie nicht bringen. Sie musste sich für eine Seite entscheiden. Entweder war sie seine Feindin oder seine Freundin. Und seine Freundin wollte sie eigentlich nicht sein.

„Verzeihung“, sagte sie schließlich ausdruckslos und verließ fluchtartig den Raum.

 

Als Arrow zwei Tage später das Hauptquartier der Gilde verließ, wurde sie von Journalisten belagert. Irgendwie hatten sie Wind von der Sache vor einer Woche bekommen.

Dutzende Fragen drangen an ihr Ohr.

„Wer war Accursia?“

„Stimmt es, dass Sie nicht in der Lage waren diesen Auftrag auszuführen?“

„Stimmt das Gerücht, dass Sie Kontakt zu Cyriel, dem Unternehmer haben?“

Die Frau tat gut daran ihre Wut zu verbergen, dennoch konnte sie das aufsteigende Knurren in ihrer Brust nicht unterdrücken. Sie versuchte sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen, doch es waren so viele, dass sie tatsächlich überlegte ihre Messer zum Einsatz zu bringen.

Gott sei es gedankt, dass ihr diese Entscheidung abgenommen wurde. Ein großer, muskulöser Körper schirmte sie plötzlich von den Menschen ab und schob sie immer weiter, bis sie auch schon in eine schwarze Limousine gestoßen wurde. Keuchend und mit gezückter Klinge wartete sie darauf, dass etwas passierte. Ein bekanntes, arrogant blickendes Gesicht tauchte plötzlich vor ihr auf.

Cyriels Hände umfassten ihr Gesicht, überraschend sanft sahen seine Augen direkt in ihre.

„Du bist blass. Alles okay?“, sprach er leise.

Wütend, weil Arrow wieder einmal keine Kontrolle über die Situation hatte, schlug sie des Mannes Hände weg.

„Natürlich. Ich komme auch gut alleine zurecht, also warum hast du mir geholfen?“, fauchte sie und schob den Dolch wieder zurück an seinen Platz. Nämlich in ihren Stiefel. Sie rückte von ihm ab, bis sie seine Körperwärme nicht mehr spüren, und einen klaren Gedanken fassen konnte.

Cyriel distanzierte sich ebenfalls von ihr und sah nun aus dem Fenster, wo die verdutzten und zurückgebliebenen Jounalisten vor dem Gebäude der Gilde standen.

„Gott, weißt du, was du getan hast?“, hauchte Arrow und blickte ebenfalls nach draußen. „Die Zeitungen werden voll sein, mit neuen Berichten. Sicher gehen sie davon aus, dass wir eine...enge Bindung zueinander haben.“

Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, erwiderte ihn aber nicht. Zu unangenehm war ihr das Ganze.

„Sollen sie doch schreiben, was sie wollen. Und selbst wenn wir eine enge Bindung zueinander hätten, so wie du sagst, was wäre so schlimm daran?“

Seine Stimme wies keinen herrischen Ton auf, so wie sonst wenn sie mit diesem Mann sprach. Viel mehr schien er in Gedanken versunken zu sein und nur ganz nebenbei mit ihr zu sprechen. Auch sie war nicht ganz bei der Sache. Sie hatte andere Dinge im Kopf, jedoch nahm Cyriel einen Großteil ihrer Gedanken ein.

„Zum einen“, begann sie leise, „bin ich gar nicht in der Lage für...irgendeine Bindung. Die gesamte Stadt weiß, wie es um meinen Charakter steht. Wäre es da nicht schwachsinnig zu glauben das ich mit dir...“

Sie verstummte und sah ihn nun an. Peinlich berührt stellte sie fest, dass er sie die ganze Zeit über angesehen haben musste.

„Deinetwegen konnte ich meinen Auftrag nicht ausführen. Du bist arrogant, herrisch und ich betrachte dich als meinen Feind. Wer bist du und was hast du vor? Was willst du von mir? Und wo wollen wir hin?“

Sie hatte so viele Fragen und nicht auf eine einzige eine Antwort. Da! Da war es wieder, dieses wilde Funkeln in Cyriels Augen.

„Ich habe nichts geplant, Jägerin. Ich war einfach nur so nett, dir aus der Masse der Journalisten zu helfen. Ich nehme dich mit zu mir, denn ich bin neugierig auf dich. Lass dich einfach überraschen.“

In Arrow herrschte das totale Chaos. So ungerne sie das auch zugab aber sie hatte Interesse an diesem Mann. Sie wollte wissen wer er eigentlich war und wie er so drauf war und das ginge nur, wenn sie Zeit mit ihm verbringen würde. Allerdings war die andere Hälfte in ihr gegen ihn abgeneigt.

Wenn er in ihrer Nähe war, hatte sie keine Kontrolle mehr. Nicht mal mehr über sich selbst! Und das konnte sie nicht zulassen. Sie musste ihm beweisen, wer sie war. Nämlich eine gefürchtete Jägerin.

„Ich halte das für keine gute Idee“, gab sie ihre Bedenken nun preis. Die Stirn des Mannes legte sich in Falten und der Ausdruk in seinen Augen bewies, dass ihm ihre Worte nicht gefielen.

„Wie kommst du darauf?“, fragte er herausfordernd und funkelte sie, irgendwie amüsiert an.

Der Gesichtsausdruck von Arrow verfinsterte sich.

„Ich könnte hier und jetzt versuchen, dich mit Messern zu durchbohren. Bist du dir wirklich sicher, dass du mich mit zu dir nehmen willst?“, erwiderte sie.

Mit einem Schlag veränderte sich die Stimmung um sie herum. Mit einem verdammt arroganten Gesichtsausdruck lehnte Cyriel sich zurück und lächelte sie an. Arrow wäre in die Luft gegangen, wenn er nur nicht so verdammt sexy ausgesehen hätte.

„Vertrau mir, Kleines, gegen mich hast du nicht den Hauch einer Chance. Aber ich gebe zu, dass mich ein Kampf zwischen dir und mir reizen würde, und zwar immens.“

Seine Stimme, die in diesem Moment einem Knurren nahe kam, verursachte zwischen ihren Beinen schon wieder dieses nervige Pulsieren. Kurzerhand sprang sie neben ihn und packte ihn an der Krawatte. Sie zog ihn zu sich hinunter, bis ihre Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander getrennt waren.

„Ich weiß, du bist ein Unsterblicher aber auch wenn ich nicht weiß, was genau du bist, was lässt dich glauben das ich keine Chance habe?“, hauchte sie wütend.

Sie hasste es, wenn sie unterschätzt wurde. Und dieser Mann traute ihr offenbar gar nichts zu.

Cyriels Blick fiel auf ihre Lippen, die leicht geöffnet waren. Er spielte mit dem Gedanken sie zu küssen, war sich aber ziemlich sicher sich dafür eine zu fangen.

„Was glaubst du, bin ich?“, fragte er schließlich und sah ihr wieder in die Augen.

Langsam ließ Arrow ihn los, worauf Cyriel sich wieder zurücklehnen konnte.

„Genau das ist das Problem. Ich habe keine Ahnung. Bei jedem Unsterblichen gibt es immer irgendeinen Hinweis auf seine Existenz. Aber bei dir nicht! Du siehst aus wie ein ganz normaler Sterblicher, lediglich dein Verhalten und deine Arroganz lassen erahnen, dass du kein Mensch bist. Es kotzt mich an, dass ich nichts über dich weiß.“

Arrow war immer lauter geworden, bis sie am Ende dem Mann einen Schlag auf die Brust verpasste. Cyriel lachte, rau und tief und ergriff das Kinn der Frau.

„Wenn du etwas über mich wissen willst, dann frag mich doch einfach.“

Mit vorgschobener Unterlippe drehte Arrow ihren Kopf zur Seite.

„Vergiss es!“, fauchte sie und schlug seine Hand weg.

Sie würde so gerne aber niemals würde sie ihm ihr Interesse offenbaren.

Erneut lachte Cyriel, dieses mal leise und verführerisch.

„Kannst du nicht einmal deinen Stolz und deine Sturheit beiseite legen, Jägerin?“, raunte er ihr zu und beugte sich wieder zu ihr hinunter.

„Ich kann riechen, wie interessiert du bist.“

Er deutete auf ihren Schritt, worauf Arrow schluckte. Verdammt noch mal, sie kannte keine Unsterblichen, die einen so guten Geruchssinn besaßen. Nun war es an Arrow, eine arrogante Miene aufzusetzen.

„Also bitte, bild dir bloß nichts darauf ein. Du bist nicht der erste Mann, den ich attraktiv finde.“

Cyriel kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Er beschloss, es zu riskieren und packte Arrow an den richtigen Stellen, um sie dann auf seinen Schoß zu ziehen.

„Na, wenigstens gibst du zu, dass du mich attraktiv findest“, sagte er leise und legte ihr die Hand in den Nacken. Arrow erschauerte, das gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Nacken war eine empfindliche Stelle und sie zweifelte keine Sekunde daran, dass dieser Mann ihr Genick ohne zu zögern brechen konnte und auch würde, wenn es darauf ankam. Arrow schwieg, doch ihr Dolch wartete bereits auf seinen Einsatz. Gefährlich scharf drückte sich die Klinge gegen Cyriels Brust.

„Du spielst mit dem Feuer, meine Liebe“, brummte er und funkelte sie wütend an.

Ihre Mundwinkel zuckten.

„Komisch, dabei bist du derjenige, der droht sich zu verbrennen“, erwiderte sie.

Nun fiel auch ihr Blick auf seine Lippen. Oh ja, sie hätte ihn gerne geküsst, das gab sie zu. Aber diesen Gefallen wollte sie ihm nicht tun. Sie war sich sicher, dass er es ihr ewig unter die Nase reiben würde, wenn sie nun schwach werden würde.

„Warum hast du Accursia getötet?“, wechselte sie aprubt das Thema und drückte ihm die Klinge noch fester gegen die Brust. Dieser Themenwechsel gefiel Cyriel ganz und gar nicht, doch er ließ sich darauf ein und lehnte sich ein Stück zurück, wobei er mit der Hand vom Nacken zu ihrem Hals fuhr. Von da an glitten seine Finger tiefer und zogen die Konturen ihrer Silhouette nach. Er schlug einen nachdenklichen Tonfall an, auch wenn er sich lieber Arrows Körper gewidmet hätte, als wie diesem Thema.

„Diese Hexe hat sich in meinem Umfeld einfach viel zu viel zu Schulden kommen lassen und wenn ich wütend bin, hält man sich besser nicht in meiner Nähe auf. Sie wusste zu jedem Zeitpunkt ganz genau was sie tat aber sie war dumm genug, keine Angst vor mir zu haben“, erklärte er, sah ihr dabei aber nicht in die Augen. Seine Augen waren auf ihre Kurven gerichtet, genau genommen auf ihre Brüste, die sich ihm entgegen streckten. Wütend packte Arrow sein Kinn, um sein Gesicht anzuheben.

„Die Menschen, deren Seelen sie geraubt hat hätten gerettet werden können, verdammt noch mal. Was hast du dir dabei gedacht?“, knurrte sie.

„Ich war halt wütend“, war alles, was Cyriel dazu sagte.

Der Moment wurde unterbrochen, denn der Fahrer der Limousine öffnete die Tür und hielt diese mit ausdruckslosem Gesicht offen.

„Wir sind da, Mister Otress“, sagte er monoton.

Arrows Augen verengten sich. Es schien ihn nicht das Geringste zu interessieren, dass sie auf Cyriels Schoß saß. Mit einem geschäftsmäßigen Gesichtsausdruck schob der Mann sie von seinem Schoß und bedeutete ihr, auszusteigen. Der Fahrer reichte ihr die Hand.

„Miss“, begrüßte er sie kurz.

Kaum war sie ausgestiegen, stand Cyriel selbst auch schon hinter ihr. Wie immer waren sie von Papparazzi und Journalisten umgeben, auch wenn das diesmal einzig und allein an Cyriel lag. Doch kaum standen die beiden beieinander, wurde es um sie herum still. Keiner der Journalisten traute sich etwas zu sagen und auch das Blitzlichtgewitter stoppte für einen Moment.

„Arrow!“

Die männliche Stimme kam von links und ein bekanntes Gesicht tauchte in der Menge auf.

„Gaven?“, murmelte die Frau überrascht.

Für gewöhnlich umarmten sie sich zur Begrüßung immer, doch in der Öffentlichkeit hielt Gaven sich zurück. So auch jetzt.

„Was machst du hier?“, fragte er stattdessen und trat an Arrow heran.

Nicht wissend was die Frau antworten sollte, machte sie eine vage Geste mit der Hand.

„Das weiß ich selbst nicht“, sagte sie leise.

Plötzlich schien den Journalisten klar zu werden, in was für einer Situation sie sich befanden. Einer von ihnen trat vor und hielt Cyriel ein Mikro hin.

„Mister Otress, haben sie eine Jägerin arrangiert?“, fragte er laut, um die anderen Stimmen die wirr durcheinander sprachen, in den Hintergrund zu schieben.

„Nein, das habe ich nicht“, antwortete er ausdruckslos.

Der Journalist warf Arrow einen kurzen Blick zu.

„Dann haben sie privaten Kontakt zueinander?“, war auch schon seine nächste Frage.

Cyriel legte Arrow die Hand auf den Rücken und schob sie voran.

„Wer weiß“, antwortete er nun und ließ alle weiteren Fragen unkommentiert. Cyriel schob die Frau immer weiter voran, mit einem entschuldigenden Blick von Arrow, ließen sie Gaven zurück.

Die beiden betraten einen Wolkenkratzer, der von außen nicht erkennen ließ was er im Inneren verbarg. Während Cyriel die Frau durch eine unglaublich luxuriöse Eingangshalle begleitete, fluchte diese innerlich. Machte Cyriel sich einen Spaß daraus sie so sehr in die Öffentlichkeit zu rücken? Arrow ließ den Blick schweifen. Die Eingangshalle dieses Gebäudes erinnerte an ein Hotel. Mehrere Sitzgruppen, ein edler Boden in dem man sich spiegeln konnte und riesige Kronleuchter, die von der Decke hingen.

Cyriel trat mir ihr an einen Empfang, an dem eine zierliche Brünette mit großen, braunen Augen saß.

„Mister Otress“, begrüßte sie Cyriel mit einem förmlichen Nicken.

„Miss“, begrüßte sie dann auch Arrow, die ausdruckslos blieb.

Cyriel lehnte sich gegen den Tresen und deutete auf die Frau an seiner Seite.

„Fertigen Sie eine Aufenthaltsgenehmigung für Arrow an“, sagte er, wieder mit diesem, für ihn typisch herrischen Tonfall. Die Brünette lächelte wissend und legte dem Mann einen Ausweis hin.

„Schon geschehen“, sagte sie schmunzelnd und bedachte die Jägerin mit einem wissenden Lächeln.

Cyriel lächelte ebenfalls, wenn auch schmallippig. Arrow ahnte, dass er in diesem Gebäude permanent den Boss heraushängen ließ. Cyriel schob Arrow die Karte zu.

„Mit diesem Ausweis kommst du jederzeit in dieses Gebäude, achte also gut auf ihn.“

Und mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab.

Die Frau nahm den Ausweis in die Hand und stierte den Mann giftig an. Dabei war es ihr völlig egal, ob sie nur seinen Rücken anstarrte oder nicht.

„Wer sagt denn, dass ich noch einmal hierher kommen werde?“, fauchte sie, worauf Cyriel zähnebleckend über seine Schulter sah.

„Ich bitte dich, Jägerin. Du weißt genauso gut wie ich, dass du viel öfter hier vorbei kommen wirst, als dir lieb sein wird“, knurrte er mit gefährlichem Glitzern in den Augen.

Arrow starrte erst den Ausweis in ihrer Hand an, dann sah sie zur Tür. Am liebsten hätte sie diesen Ausweis wieder auf den Tresen geknallt aber leider lauerten vor der Tür die Journalisten.

Wenn Arrow diesen Leuten aus den Weg gehen wollte, hatte sie keine Wahl als bis in die Nacht hierzubleiben. Erst dann könnte sie eins mit dem Schatten werden und ungesehen von hier verschwinden. Mit einem Schlag wurde der Frau klar, dass Cyriel das geplant haben musste.

Rasch ließ sie den Ausweis in ihrer Hosentasche verschwinden, dann schleuderte sie ein Messer in die Richtung des Mannes.

„Ich bring dich um“, entschied sie finster.

Leider schien Cyriel zu jedem Zeitpunkt ganz genau zu wissen, was sie tat, denn er wirbelte blitzschnell herum und fing das Messer mit bloßer Hand ab.

„Na, wer wird denn da gleich die Kontrolle verlieren?“, schmunzelte er und warf das Messer zurück in ihre Richtung. Auch Arrow fing es geschickt mit der bloßen Hand. Sie knurrte, denn sie hatte keine Ahnung was sie darauf erwidern sollte. Amüsiert über ihre Sprachlosigkeit lachte Cyriel.

Dann ging er auch schon weiter. Arrow hatte keine Wahl, sie folgte dem Mann nachdem sie einen letzten Blick auf die Frau am Tresen geworfen hatte.

„Ich schwöre bei Gott, das wirst du bereuen“, hauchte sie.

Ungeduldig wippte Arrow mit dem Fuß. Hier saß sie also, auf einem schwarzen Ledersofa inmitten eines riesigen Wohnzimmers. Cyriel war unter die Dusche gesprungen, was ihr die Zeit gab sich hier mal ein bisschen umzusehen.

Nicht zu fassen das er eine ganze Etage in diesem Tower für sich alleine hatte. Sie hätter eher damit gerechnet, dass er in einem riesigen Anwesen leben würde, mit lauter Bediensteten und der gleichen. Doch stattdessen war sein Arbeitsplatz auch sein Zuhause. Wieder sah sie sich um.

Das Wohnzimmer war riesig und schien der Zentralpunkt zu sein. Der Raum war klassisch in schwarz und weiß gehalten, mit viel Glas. Die Südwand des Raumes war komplett verglast, sodass man einen unglaublichen Blick auf die Skyline von New York hatte. Dieser Typ musste tatsächlich steinreich sein, um sich so etwas leisten zu können. Beeindruckt wandte sie den Blick von dem Panorama der Stadt ab.

In dem Wohnzimmer befand sich zusätzlich ein riesiger Fernseher, mehrere Vitrinen von denen eine mit etlichen Flaschen Likören gefüllt war und mehrere Skulpturen, die sie in ihren Bann zogen.

Eine von denen, sie stand in der linken Ecke der Glasfront, faszinierte sie besonders.

Sie zeigte einen Drachen, der sich mit ausgebreiteten Flügeln um eine breite Steinsäule wickelte.

Arrow erhob sich und ging auf die Statue zu, die eine beachtliche Größe aufwies und fast schon so groß war, wie sie selbst. Es war, als würde ein Pulsieren von der Statue ausgehen.

Neugierig streckte sie die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen über das kalte und raue Gestein.

Energie kribbelte in ihren Fingern und sie fragte sich, warum das so war. Als Jägerin wusste sie, dass es viele noch immer unvorstellbare Dinge in ihrem Leben gab und diese Energie in der Statue, war eine davon. Sie zog die Hand zurück und betrachtete die Details, des anmutigen Drachens.

Sie stellte sich vor, wie ein Drache wohl aussehen würde wenn es sie wirklich geben würde, wenn diese Statue ein echtes Lebewesen wäre.

Die spitz zulaufenden Schuppen dieses Geschöpfes waren sicher dunkel, dunkelrot oder vielleicht tiefgrau und rau. Wahrscheinlich hart und unnachgiebig wie der Panzer einer Schildkröte. Die Klauen des Drachen waren lang und spitz und wären sie echt, wären sie sicher weitaus schärfer als ihre Messer. Solche Waffen waren einzig und allein fürs Töten gemacht. Arrow ahnte, wie grausam man einen Körper mit solchen Klauen zerfleischen konnte.

Ihr Blick glitt höher, wobei ihre Fingerkuppen die Flügel des Drachen fanden. Sicherlich das beeindruckenste an dieser Kreatur. Riesige Schwingen, die sich wahrscheinlich ledern anfühlen würden und die Luft wie riesige Segel einfingen.

In der Gilde erzählte man sich schon seit Ewigkeiten die Legenden, die sich um Drachen ranken.

Reptilien, die einmal gelebt haben sollen aber irgendwann den Menschen unterlegen gewesen sein sollen. Arrow zweifelte an all diesen Legenden. Angenommen es gab diese Geschöpfe wirklich, wie sollten es ein paar jämmerliche Menschen geschafft haben, sie zu besiegen? Diese himmlischen Wesen erschienen ihr so mächtig, so imposant, dass sie es für möglich hielt das sie gar keine natürlichen Feinde besaßen. Aber wusste schon, ob sie sich nicht irrte? Die Menschen waren schon immer töricht gewesen.

Die Schnauze des Drachen wirkte furchterregend. Weit aufgerissen, mit vielen spitzen Zähnen die ebenfalls einzig und allein auf Fleisch ausgerichtet waren. Die Nüstern waren weit gebläht und Arrow schmunzelte bei dem Gedanken, wie es wohl wirken mochte wenn Rauch aus ihnen steigen würde. Auf dem Kopf des Drachen trohnten zwei gewaltige Hörner, die sich nach hinten bogen und ebenfalls ziemlich spitz waren.

Zum Schluss richtete sich ihr Blick auf die Augen des Drachen. Nicht zu fassen wie detailliert diese waren. Groß, mit schlitzförmigen Pupillen die so aussahen, als würden diese sie nicht aus den Augen lassen. Es mochte zwar lächerlich klingen doch Arrow war sich ziemlich sicher, dass diese Augen golden, oder vielleicht auch grün sein mochten, wären sie denn echt.

Alles in Allem hatte dieser Drache nichts mit denen aus den Darstellungen der östlichen Länder zutun. Auch nicht mit den Fantasyideen der ganzen Autoren und Regisseuren. Dieses Wesen war ein furchterregendes Reptil, welches Albträume bescherte, Arrow aber gleichermaßen auch faszinierte.

„So neugierig, kleine Jägerin?“

Arrow drehte sich um und entdeckte Cyriel, der mitten im Wohnzimmer stand. Die Frau hielt bei seinem Anblick die Luft an. So gut wie nackt stand er da, lediglich mit einem Handtuch um den Hüften, pitschnass und mit tropfenden Haaren. Nun sah sie die Muskeln, die bei jeder Bewegung unter seiner Haut spielten. Nicht ein Gramm Fett konnte sie an ihm ausmachen, nur pure Muskelmasse von makelloser Haut überzogen. Fasziniert betrachtete sie die Wassertropfen, die über seine Haut rannen und jedes Mal aufs neue in den Kuhlen seiner Bauchmuskeln verschwanden.

Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen und hob den Blick, auch wenn sie gerne gewusst hätte was sich unter dem Handtuch befand. Seine Haltung gefiel ihr nicht.

Erhobenen Hauptes stand er vor ihr, die tiefgrünen Augen blitzend vor Hohn und Spott. Er betrachtete sie, als wäre sie seine Beute und sie zweifelte mit einem mal nicht mehr daran, dass dem auch tatsächlich so war. Ihr Herz stolperte. Wie ein Raubtier stand er da, den Blick unausweichlich auf sie gerichtet, als würde er sich jeden Moment auf sie stürzen und zu Boden reißen.

Wie ein Drache., dachte sie und blinzelte.

Dies war sein Revier, da war es nur natürlich das er so entspannt und doch so verstörend lauernd vor ihr stand. Als ob er sagen wollte, flieh ruhig, du hast eh keine Chance.

„Eine atemberaubende Umgebung, in der du lebst“, sagte sie leise und blickte wieder nach draußen, auf die Stadt. Bewusst hatte sie den Blick von dem Mann abgewendet, zu schön war sein Anblick. Sie legte die Hand auf die Glasscheibe und schloss die Augen. Sie hatte so viele Menschen gesehen. Obdachlose, normale Menschen die tagtäglich zur Arbeit gingen, Gildenmitglieder, Einwanderer, Unsterbliche, arme als auch reiche. Aber nie war auch nur einer von ihnen so atemberaubend schön gewesen wie Cyriel. Das war doch nicht normal! Er mochte ja unsterblich sein aber das war doch kein Grund. Plötzlich spürte sie seine Körperwärme an ihrem Rücken und seine nassen Haare, die sie an Wange und Hals kitzelten.

„Wie hast du so gelebt, bevor du der Gilde beigetreten bist?“, fragte er leise.

Es war nicht nötig gewesen ihr diese Frage zu stellen, er wusste ja bereits über ihre Verhältnisse Bescheid. Gut möglich, dass auch sie das ganz genau wusste, sie hatte schließlich gehört, worüber er sich mit Farah unterhalten hatte.

„Jedenfalls bei weitem nicht so wie du“, murmelte sie und drehte sich nun zu ihm um.

Angriffslustig sah sie zu ihm auf. Sie wollte und durfte sich ihm gegenüber nicht schwach zeigen, das hatte sie sich fest versprochen.

„Ziemlich naiv von dir, mich hier stehen zu lassen während du duschst. Ich hätte hier wer weiß was anstellen können“, erklärte sie und stemmte die Hände in die Hüften.

Das sie sich so nahe waren störte beide keineswegs. Cyriel hatte durchaus Interesse daran herauszufinden, wie weit sie bereit war zu gehen. Und auch Arrow wäre nicht abgeneigt gewesen, ihm nahe zu kommen. Wassertropfen fielen ihr auf's Dekolleté als er sich ein Stück vorbeugte und sie mit gebleckten Zähnen anlächelte.

„Ich hätte es gehört, wenn du Dummheiten angestellt hättest.“

Arrow erschauerte. Es fuchste sie, dass sie nicht wusste was für ein Wesen er war. Allem Anschein nach waren seine Sinne bis aufs Äußerste geschärft.

„Du spielst dich ganz schön auf“, knurrte Arrow und stieß ihm den Zeigefinger in die Brust.

Diese war aber überraschend fest, was ihr beinahe ein wolllüstiges Schnurren entlockt hätte.

„Falsch“, erwiderte er. „Ich weiß einfach was ich kann und was nicht. Und du bist mir einfach unterlegen.“

Rasend vor Wut überlegte die Jägerin, was sie nun tun sollte. Ihm eine reinhauen? Ihm eine Klinge in die Brust rammen? Oder einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Mit zusammengezogenen Augenbrauen holte sie schließlich mit der flachen Hand aus.Nachdem sie ihm mit der flachen Hand eine Ohrfeige verpasst hatte, prangte ein roter Fleck in Cyriels Gesicht. Verdutzt rieb er sich die Wange.

„Hach, das hätte ich schon viel eher tun sollen“, seufzte Arrow befreit und blickte lächelnd hinaus, auf die Stadt. Nachdem Cyriel den ersten Schock verdaut hatte, stieg rasende Wut in ihm auf und ließ sein Blut gefährlich brodeln. Er packte die Frau an den Oberarmen und presste sie grob gegen die Glasfront. Für einen Moment blieb Arrow die Luft weg. Sein Griff schmerzte und war fest, wie Stahl. Es würde sie nicht überraschen wenn sie morgen blaue Flecken hatte.

Ein tiefes Knurren war in seiner Brust aufgestiegen und wurde immer lauter. Cyriel fletschte die Zähne und in seinen Augen loderte ein wildes Feuer. Arrow verspürte Angst, doch gab sich keine Blöße und biss die Zähne zusammen. Verzweifelt versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, doch es war zwecklos, er war einfach zu stark.

„Cyriel!“, hauchte sie, doch er schien seinen Namen nicht wahrzunehmen. Stattdessen verstärkte er den Druck auf ihren Körper noch. Hinter ihr ertönte ein verräterisches Knacken.

War Glas etwa so dünn?

„Cyriel, reiß dich zusammen“, flehte sie und sah ihn eindringlich an.

Doch er knurrte nur weiter, drückte ihre Arme noch fester. Dadurch kam Arrow nicht an ihre Waffen. Verdammt noch mal, sie war alles andere als schwach aber solch einem festen Griff war sie noch nie unterlegen.

„Bitte!“

Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal jemanden um etwas gebeten hatte. Doch auch jetzt, nach aller Überwindung die sie das gekostet hatte, gab er sie nicht frei.

Das Glas hinter ihr knirschte und knackte verdächtig weiter, dann brach es und Arrow fiel.

 

3

 

Nicht in der Lage zu schreien streckte sie die Hand aus, ein Reflex gegen den sie nichts tun konnte.

Weit unter ihr konnte sie Schreie und geschockte Laute hören, doch sie selbst brachte keinen Ton heraus. Die Luft drückte auf ihren Körper und sorgte dafür, dass sämtlicher Sauerstoff aus ihren Lungen gepresst wurde. Cyriel stand noch immer an der Glasfront, doch der schleierhafte Blick den seine Augen eben noch aufgewiesen hatte, war verschwunden. Sie sah, wie seine Lippen ihren Namen formten, hören konnte sie allerdings nichts. Tränen waren ihr in die Augen getreten, der Wind peitschte ihr die Haare ins Gesicht, die schneidende Luft zerrte an ihr.

Sie wusste nicht wie hoch dieses Gebäude war, doch all zu lange konnte der freie Fall nicht dauern. In nur wenigen Sekunden würde sie auf dem harten Beton aufprallen, dann wären sämtliche Knochen in ihrem Leib zertrümmert, wenn nicht wäre sie sogar Brei.

Ich will nicht sterben!, dachte sie vezweifelt. Doch dagegen tun konnte sie nichts. Sie war nur ein Mensch, dessen Knochen schon brachen wenn man nur auf ihn drauf treten würde.

Arrow wollte die Augen schließen, doch es ging nicht. Wenn sie schon starb, wollte sie dem Tod mit offenen Augen ins Antlitz sehen.

„Arrow!“

Cyriel schrie ihren Namen, doch er wusste nur zu gut das sie das auch nicht retten würde. Teufel, er hatte die Kontrolle verloren und das nur, weil sie ihm eine Ohrfeige verpasst hatte.

Dieses verdammte Blut!, dachte er, beschämt über seine Abstammung.