Teufelssagen aus der Umgebung von Bern - Christoph Pfister - E-Book

Teufelssagen aus der Umgebung von Bern E-Book

Pfister Christoph

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Beschreibung

Sagen interessieren den Autor seit seiner Jugendzeit. Und aus der lebenslangen Beschäftigung mit Geschichte und Philologie, aber auch mit der Überlieferung der engeren Heimat Bern ist diese Sagensammlung entstanden, mit dem Motiv des Teufels als einigendes Band. Die Geschichten haben alle einen realen landschaftlichen und historischen Hintergrund und schöpfen aus der literarischen und historischen Überlieferung. Die hier vorgelegten Erzählungen beweisen, dass Sagen noch heute faszinieren können.

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Inhalt

Vorwort und Einführung

Die Teufelsfratze auf der Engehalbinsel bei Bern

Der Teufelsstein bei Wabern

Die Teufelsküche im Grauholz

Die Teufelskrallen am Grauholzberg

Die Teufelsgrotte von Geristein

Das Teufelsgeschenk des letzten Thorbergers

Der Zauberjäger vom Thorberg

Der Teufelskuß auf dem Tannensteig

Die Teufelsburdi bei Winzenried oder der schwarze Heiland vom Gurnigel

Der Teufelsbogen oder der Zwingherr bei Hinterfultigen

Die Teufelskrallen an der Falkenfluh

Der Teufel im Turm von Schlosswil

Die Teufelsburg bei Rüti bei Büren

Die Teufelsburdi auf dem Jolimont

Bottis Grab im Grauholz

Die Bücher des Autors

Abbildungen

1: Die Teufelsfratze auf der Engehalbinsel Engehalbinsel

2: Die Teufelsküche im Grauholz

Abbildung 3: Der Viererstein mit den Teufelskrallen im Grauholz

Abbildung 4: Der Schalenstein auf Flühboden

Abbildung 5: Die Teufelsgrotte in Geristein

Abbildung 6: Der Thorberg

Abbildung 7: Der sogenannte Sod auf dem Tannstygli (Tannensteig

)

Abbildung 8: Die Teufelsburdi bei Winzenried

Abbildung 9: Der Zwingherrenbogen bei Hinterfultigen

Abbildung 10: Die Teufelsburg bei Rüti bei Büren

Abbildung 11: Die Teufelsburdi auf dem Jolimont

Abbildung 12: Schlosswil

Vorwort und Einführung

Sagen interessieren mich seit meinen frühen Jahren.

Schon als Kind hörte ich die Sage vom Zwerglistein am Gurten:

Zu jenem bekannten Schalenstein auf einem Moränenzug am Nordostabhang des Gurtens oberhalb von Kleinwabern gibt es eine hübsche Erzählung: Die künstlich angebrachten Vertiefungen an der Oberfläche jenes Findlings hätten einer Familie von Zwergen als Gefäße für die Suppe und den Brei gedient.

Später vernahm ich die Sage vom Hardermannli bei Interlaken.

Da habe ein Riese das Bödeli zwischen Brienzer- und Thunersee unsicher gemacht. Die verstörten Bewohner hätten lange gebraucht um dem unheimlichen Besucher sein Handwerk zu legen. Schließlich sei es ihnen gelungen, den gewaltigen Mann während des Schlafs zu überwältigen und ihm den Kopf abzuhauen. – Und zum Nutzen und Frommen der rechtschaffenen Leute hätten sie das Haupt des Riesen in eine Felswand des Harders eingefügt. – In versteinerter Form kann man die Fratze von Interlaken aus noch heute betrachten.

Märchen interessieren mich ebenfalls. Sie stehen auf der gleichen Ebene wie die Sagen und haben ähnliche Motive und Inhalte.

Die Geschichten von Schneewittchen und den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen, von Aschenputtel und von Dornröschen lassen sich inhaltlich kaum ausschöpfen.

Und sowohl Sagen wie Märchen haben bekanntlich einen wahren Kern. Sie führen zurück in eine rätselhafte und dunkle Vergangenheit.

Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit Geschichte. Auch wenn ich die Kritik an der Geschichte und der Chronologie erst viel später kennenlernte, so kamen mir schon früh Zweifel an den angeblich sonnenklaren Behauptungen über die früheren Zeiten der Menschheit und der Natur.

Hier setzen die Sagen und Märchen ein. Sie erzählen etwas über eine Vergangenheit, von der wir nichts wissen und nie etwas erfahren werden.

Die Märchen verkleiden bestimmte Personen und Zeiten der behaupteten Geschichte in eine Erzählung, die man unmöglich für wahr halten kann: Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Die Sagen hingegen sind geschichtliche Erzählungen. Doch im Unterschied zur Wissenschaft von der Geschichte legen sich die Sagen nicht fest; sie behaupten gewisse Ereignisse und Zeiten nur.

Die literarische Gattung der Märchen und Sagen gewannen für mich über die Jahrzehnte immer mehr an Sympathie, während die gelehrten Dinge verloren.

Allbekannt ist zum Beispiel die Geschichte von Hänsel und Gretel.

Bei der Analyse jenes Märchens erkannte ich, daß jene Erzählung auf Kaiser Augustus und seine Frau anspielt.

In einem Römischen Reich habe es jenen Herrscher also gegeben, während wir Hänsel und Gretel als literarische Erfindungen halten sollen!

Auch die Entstehung der natürlichen Welt ist rätselhaft und stellt unlösbare Fragen.

Nehmen wir als Beispiel die Findlinge in unserer Landschaft.

Wie kamen diese großen Steine aus den Alpen ins Mittelland? Menschen können die viele Tonnen schweren Blöcke nicht bewegt haben. Das müssen übermenschliche Kräfte gewesen sein. Und über solche verfügten nach Meinung der Alten nur Riesen und der Teufel.

Die Sagen fordern uns auf, nachzudenken und nicht vorgefertigte Behauptungen anzunehmen.

Zu den Rätseln der Naturgeschichte kommen diejenigen über den Ursprung der Menschheit.

Seit wann gibt es Menschen und menschliche Kultur im heutigen Sinne?

Wer hat die Pyramiden in Ägypten gebaut, wann und wie?

Und wie erklären wir die Hügelgräber oder Grabhügel in unserer Landschaft? Wie wurden sie aufgeschüttet und von wem?

Die Pfahlbauten stellen ebenfalls unlösbare Rätsel: Weshalb hat man diese hölzernen Plattformen an den Seeufern des Schweizer Mittellands gebaut? Wann war das und wie lange gab es sie?

Dasselbe gilt für die ersten Wehranlagen, die Erdburgen und Erdwerke. Weshalb wurden überall solche errichtet? Und waren die Burgen bewohnt und von wem?

In Burgen rund um Bern suche ich diese Befestigungen in eine kulturelle Entwicklung einzuordnen und wage sogar Zeitstellungen.

Aber wie an anderen Orten und mit anderen Dingen gibt es viele Fragen und wenig Antworten.

Der Mensch jedoch möchte auch dort etwas erfahren, wo es keine Erklärungen gibt; er möchte die Dämmerung und die Nacht der Vergangenheit durchbrechen.

Seit dreißig Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie weit wir tatsächlich Geschichte erfassen können.

Mein Fazit ist kurz gesagt: Die menschliche Fähigkeit, in die Vergangenheit zu blicken, ist beschränkt und nimmt ab, je mehr wir rückwärts schreiten.

Die heutige Menschheit ist weniger als fünfhundert Jahre alt. Und über die Anfänge wissen wir gar nichts. Was vor dreihundert oder auch nur vor zweihundertfünfzig Jahren passierte, können wir nur unzureichend beschreiben.

Das steht in einem vollkommenen Gegensatz zur heutigen Wissenschaft: Diese glaubt über alles Bescheid zu wissen und auch noch in entfernten Zeiten alles zeitlich genau bestimmen zu können.

So etwas nennt man Hybris, menschliche Überheblichkeit.

Da sind Märchen und Sagen ehrlich: Diese kennen keine genauen Daten und abgegrenzte Zeiträume; und für sie sind alle Erscheinungen, Dinge und Ereignisse nur Annahmen.

Besonders die Sagen finden sich nicht außerhalb von Raum und Zeit, sondern haben eine Beziehung zu einem bestimmten Ort und einer bestimmten Landschaft.

Schon in jungen Jahren fühlte ich den Hauch der heimatlichen Landschaft, dem Bernbiet.

Auch wenn Ausbildung, Beruf und andere Interessen manchmal überwogen, so blieb immer eine Ahnung von den rätselhaften Ursprüngen unserer Existenz bestehen.

Einige Sagensammlungen beeinflußten mich besonders.

Allen voran ist das schmale Bändchen Emmentaler Sagen von Hermann Wahlen zu nennen. Mehrere Geschichten daraus finden sich in bearbeiteter Form in der vorliegenden Sammlung.

Die Sagen aus dem Bernbiet von Sergius Golowin hingegen gaben wenig Anregungen.

Dann, um 1996 entdeckte ich die Sage von Johann Rudolf Wyss Der Abend zu Geristein, anfangs der 1820er Jahre erschienen.

Der Fund führte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu einer erneuten Beschäftigung mit diesem Teilgebiet der Literatur. Daraus ist zuletzt diese Schrift entstanden.

Sagen sind gebunden an die Entwicklung der Literatur. Die ersten Sammlungen entstanden um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Dank der Informatik gibt es heute im Netz eine umfassende Sammlung von Märchen und Sagen aus der Schweiz. Aus dieser kann man schöpfen.

Zurück zu Wyss und seinen Abend zu Geristein.

Johann Rudolf Wyss war der Sohn von Johann David Wyss, seines Zeichens Pfarrer in Bern und Autor von Der schweizerische Robinson.

Wyss der Jüngere hat den Robinson-Roman seines Vaters und als erster die Berner Stadtchronik, bekannt als Konrad Justingers Chronik herausgegeben.

Zudem gehörte Wyss zu den Gründern des Almanachs Alpenrosen, welches bis in die 1850er Jahre erschienen ist.

In diesem literarischen Gefäß veröffentlichten neben Wyss auch andere Schriftsteller heimatliche Geschichten.

Der Abend zu Geristein von Johann Rudolf Wyss veranlaßte mich, diese neu herauszugeben.

Das Werk mit Einleitung, Kommentaren und Abbildungen ist gleichzeitig mit diesen Sagen in einer endgültigen Fassung herauskommen.

Doch schon vor fünfundzwanzig Jahren störten mich gewisse Dinge an Wyss‘ Sage über Geristein – und an anderen Erzählungen dieser Art.

Frisch und lebendig wirkt bei Wyss die Rahmenerzählung der drei Männer, die von Bern aus eine Wanderung nach Geristein zur Ruine machen. – Aber schon dort meinte Wyss, er müsse seitenlange gelehrte Exkurse aus der erfundenen Berner Stadtchronik von Justinger einfügen.

Die Sage von Geristein selbst wird auffällig kurz abgehandelt. Man hat den Eindruck, der Abend sei fortgeschritten gewesen, sodaß man sich beeilen mußte.

Zudem ist der Schluß nicht eindeutig, sondern stellt dem Leser zwei Enden vor.

Auch das Motiv des Goldsonnens ist von Wyss reichlich unpassend in die Sage eingefügt.

Und was soll der Schloßherr mit der Adoptivtochter Viola in dem Burgturm von Geristein?

Wyss kannte den Ort, übersah aber offenbar großzügig, daß der Rundturm von Geristein weder Türen noch Fenster hatte, also unbewohnbar war.

Dafür ließ jener Autor das Zitat Überall einsam, doch nirgends verlassen aus seiner Novelle in eine Felswand in Geristein einmeißeln; an anderer Stelle ein unkünstlerisches Relief des unglücklichen Ivo von Bolligen, dem Verehrer der jungen Viola.

Neben Wyss dem Jüngeren ist als Sagenautor Jeremias Gotthelf zu erwähnen. Dieser schrieb um 1840 ebenfalls Beiträge für die genannten Alpenrosen.

Gotthelfs berühmte Novelle Die schwarze Spinne ist vom Charakter her eine Sage. In ihr sind unter anderem Elemente von zwei Emmentaler Burgstellen, nämlich Münnenberg bei Grünenmatt und Bärhegen bei Sumiswald verarbeitet. – Und die Hauptgestalt in jener Erzählung ist der Teufel.

Bei Gotthelfs Roman Der letzte Thorberger ist unsicher, ob es die Sage schon zu seinen Zeiten gegeben hat. – Der Ordnung halber muß gesagt werden, daß jene Erzählung zum schlechtesten gehört, was jener bekannte Emmentaler Autor geschrieben hat.

Die Beschäftigung mit Sagen haben mich veranlaßt zu bestimmen, welche Elemente eine gute Sage enthalten muß, damit man solche Geschichten auch einer heutigen Leserschaft darbringen kann.

Zuerst sollten die wirklichen Dinge stimmen. Man darf nicht wie im Märchen natürliche Gegebenheiten und Bauten in der Landschaft erfinden. – Schließlich will der geneigte Leser den Schilderungen auch heute nachgehen.

Frühere Sagen berichten zum Beispiel manchmal von verschwundenen Städten im Gebirge; beispielsweise im Gebiet der Sieben Hengste und auf dem Hohgant im Emmental.

Doch meine ich, daß solche Geschichten angeregt wurden durch die Sage von Plurs, italienisch Piuro, jenem Ort im Bergell, das wie Pompeji oder Vineta ob seiner Sündhaftigkeit unterging.

Bei den Sagen von Riesen steht sicher der Riese Goliath aus der Bibel dahinter.

Weil eine Sage von angeblich längst vergangenen Zeiten berichtet, ist eine solche Erzählung in einem traditionellen Stil gehalten. – Trotzdem empfiehlt sich für heutige Erwartungen eine behutsame Modernisierung des Wortschatzes und der Ausdrucksweise.

Vor allem verlangt die Moral der alten Sagen eine gewisse Anpassung an heutige Vorstellungen.

Die früheren Erzählungen folgen meistens einem einfachen Schwarz-weiß-Schema: Die Gottesfurcht und der wahre Glaube besiegen die Lasterhaftigkeit und den Wankelmut der Menschen.

Hier kommen wir zum Kern. Die meisten Sagen handeln offen oder verdeckt vom Teufel als der Personifikation des Bösen, des Unglaubens und des Lasters. Dort wo es an moralischer Stärke fehlt, dringt der Gehörnte ein.

Die Aufklärung hat den Teufel aus den Gedanken der Menschen und damit aus der Geschichte vertrieben.

Also müßten letztlich auch die Sagen als literarische Gattung verschwinden.

Dem ist nicht so. Mit Neuerzählungen unter den oben geforderten Bedingungen, können Sagen sich noch heute behaupten. Denn unsere Zivilisation kämpft dauernd mit dem Bösen und Schlechten.

Die Tierwelt braucht den Teufel nicht. Aus der Menschenwelt hingegen läßt sich der Grüne nicht vertreiben.

Die Etymologie erhellt den Sachverhalt ebenfalls.

Das Wort Teufel kommt vom Griechischen diaballein, was durcheinanderbringen und verleumden bedeutet.

Das andere Wort für den Grünen ist Satan. Entvokalisiert ergibt dies STM > S.T(R)M > SANCTAM TROJAM, heiliges Troja.

Die Namen Neapel, Troja und Iljum stehen für eine Vielzahl von Bedeutungen: Ordnung, Regierung, aber auch Gewalt, Unterdrückung und sogar Sünde. Die gleiche Herkunft wie Satan hat das biblische Sodom