Die Ursprünge Berns - Pfister Christoph - E-Book

Die Ursprünge Berns E-Book

Pfister Christoph

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Beschreibung

Berns Ursprünge liegen im Dunkeln. Zwar meinen Historiker und Archäologen eine Menge über die Anfänge der Stadt an der Aare zu wissen. Aber betrachtet man die Dinge genau, so finden wir nur Behauptungen, Sagen und Legenden. Das Buch beschreibt den einzig richtigen Weg, um etwas über das alte Bern zu erfahren. Man geht von der sicheren Geschichtszeit aus und versucht analytisch in die Vorgeschichte hinabzusteigen. Dabei entsteht eine neue und einzigartige Heimatkunde der Stadt Bern und des Bernbiets.

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Mottos

Wir sind in Ansehung der Geschichten unseres Vaterlands auf eine zweifache Weise unglücklich. Nichts fehlt uns weniger als Geschichtsschreiber: Nichts haben wir weniger als gute Geschichtsschreiber. Von unseren ältesten Zeiten haben wir keine gewissen Nachrichten. Die ersten zwei Jahrhunderte unserer Stadt brachten keine Geschichtsschreiber hervor. Die neuen Zeiten hingegen haben viele, allein nur seichte Nachschreiber gezeugt, welche den Namen eines Geschichtsschreibers mißbraucht und entheiliget.

Gottlieb Walther: Critische Prüfung der Geschichte von Ausrottung des Zäringischen Stamms durch Vergiftung zweier Söhnen Berchtolds V.; Bern 1765; Vorrede

Übrigens sind die Schicksale dieser ältesten Begebenheiten des bernischen Gebietes so dunkel, und die Denkmäler, von denen man glaubt, daß sie aus diesen fernen Zeiten herrühren mögen, so unvollständig, daß sich kaum mit einiger Zuversicht von denselben auf irgend etwas mit Bestimmtheit schließen läßt.

Anton von Tillier: Geschichte des eidgenössischen Freistaates Bern von seinem Ursprunge bis zu seinem Untergange im Jahre 1798; Band 1, Bern 1838, 2

Bis zur Gründung der Stadt [Bern] hat sich das Geschehen im Aaregebiet mit großen, aber undeutlichen Zügen eingetragen.

Richard Feller: Geschichte Berns; Band 1, Bern 1946, 11

Bemerkungen

Die Bibelzitate folgen der Zürcher Bibel von 1955.

Die Zitate aus dem älteren Deutsch sind in der Rechtschreibung modernisiert worden.

Die Epochenbezeichnungen der älteren Zeit, besonders „Altertum“ und „Mittelalter“ sind wegen ihres problematischen Charakters häufig in Anführungszeichen gesetzt.

Ebenso sind alle Datumsangaben vor dem Ende des 18. Jahrhunderts, „12. Jahrhundert nach Christus“, „1291“, wegen ihrer Irrelevanz grundsätzlich in Anführungszeichen gesetzt.

Der vielfach genannte Berner Geschichtsschreiber des 18. Jahrhunderts, Michael Stettler soll nicht mit dem gleichnamigen Berner Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts (Bücher: Bernerlob, Neues Bernerlob) verwechselt werden.

LIDAR bedeutet light detection and ranging, eine neuartige digitale Abtastung der Erdoberfläche.

Angaben über bestimmte Himmelsrichtungen im Zusammenhang mit der Landvermessung werden meistens abgekürzt:

Inhalt

Ein neues historisches Bild von Bern

Vom ältesten Bern

Alte Flußumleitungen der Aare

Die Schwurhand der Engehalbinsel

Der Phallus von Bern

Figuren in den Grundrissen von Burgen und Städten

Die Anfänge der Stadt Bern: Nydegg und Zytglogge

Ein römisches Kastell in Bern?

Der Brückenkopf von Ägerten bei Brügg, die Toranlage von Petinesca und eine Kastell-Kette links der Aare im Bernbiet

Die Nydegg und Bern oder Burg und Stadt

Die „mittelalterlichen“ Anfänge der Stadt

Der Ausbau der Stadt

Die Spitalgass-Anomalie und das Ankh-Symbol in der Stadtstruktur von Bern

Der Große Bär oder Große Wagen im Stadtgrundriß von Bern

Die Heiliggeistkirche und das Burgerspital in Bern: Widerlegung der unmöglichen Erbauungsdaten

Das Berner Münster mit der Plattform und deren Vorbilder

Die Stadtansicht von Merian, die Schanzen und die klassizistische Umgestaltung Berns bis 1800

Kauw, ein Berner Maler des späteren 18. Jahrhunderts

Weitere Berner Künstler: Von Dünz über Stettler zu Aberli, Lory und Juillerat

Die Zähringer, ein städtebaulicher Mythos

Alte Mitteilungen über die Entstehung der Stadt Bern

Zur Berner Chronistik

Die unmögliche Berner Handfeste

Die Datierung der Schilling-Bilderchronik

Die Jahrzahlen der älteren Berner Geschichte

Der Gurten als alter Burgberg von Bern

Die heiligen Berge des Bernbiets

Der Frumberg als Vesuv-Berg von Bern

Die Hebräer in Bern

Der Ortsname Bern

Die Aare, ein Karls- und Rom-Fluß

Julius Caesar, die Helvetier und die Berner

Alexander der Große oder Karl der Kühne in Aarberg und in Bern

Die alten Berner in Pamphylien und im Hethiterland

Felstorbogen im Bernbiet

Hohlwege und Gleiswege

Findlinge, Menhire und Schalensteine

Haben Eiszeiten die Findlinge transportiert?

Felsportale oder Felsaufbrüche

Die Entdeckung einer alten Landvermessung

Wohlen, Bremgarten und Muri in Bern und im Aargau

Viereckschanzen und ihre Rätsel

Die alten Spuren auf der Engehalbinsel

Eine Kapelle über einem Tempel oder tausend Jahre wie ein Tag

Ein Jahrhundertfund: Brenodurum

Die Arena in der Enge

Der antike Berner Bär

Zwei Wälle und ein neues Bild der alten Engehalbinsel

Das Doppelquadrat von Bern

Bern und Prag

Warum hat Bern die Waadt verloren?

Von der antiquierten Berner Geschichtswissenschaft

Anhang: Der Autor über sich selbst

Werke des Autors

Tabellen

Tabelle 1: Die Parallelen zwischen den Chronisten Stettler, Anshelm und Justinger

Tabelle 2: Numerologisch bedeutende Jahrzahlen in der erfundenen Berner Geschichte

Abbildungen

Abbildung 1: Das Christoffel-Tor in Bern. Ansicht von Westen

Abbildung 2: Eine vorgeschichtliche Umleitung der Aare im Berner Seeland

Abbildung 3: Der Aarelauf in der Region Bern

Abbildung 4: Die Aareschlaufe von Bern mit einem Plan der Stadt um 1800

Abbildung 5: Das spätrömische Kastell von Solothurn

Abbildung 6: Der befestigte spätrömische Brückenkopf von Ägerten bei Brügg

Abbildung 7: Die Burg Nydegg in Bern

Abbildung 8: Elemente des ältesten Berns

Abbildung 9: Grundriß der Kapelle von Kleinhöchstetten und weiterer romanischer Gotteshäuser im Bernbiet

Abbildung 10: Die Leutkirche in Bern mit ihren Vorgängerbauten

Abbildung 11: Der Christoffelturm mit dem Christoffeltor in Bern

Abbildung 12: Das innere Aarbergertor in Bern

Abbildung 13: Bremgarten bei Bern mit alten Orientierungen und einer Ankh-Linie

Abbildung 14: Der Turm der Heiliggeistkirche in Bern von Nordwesten

Abbildung 15: Das Münster von Bern mit der Plattform. Ansicht vonSüdosten.

Abbildung 16: Die Stadtansicht von Bern von Merian

Abbildung 17: Das klassizistische Untertor in Bern

Abbildung 18: Biedermann: Das Aarberger oder Golatenmattgassentor

Abbildung 19: Das Obertor in Bern

Abbildung 20: Wilhelm Stettler: Die Spitalgasse in Bern von Westen

Abbildung 21: Kauw: Das Marzilitor in Bern mit dem Münster und der Plattform im Hintergrund

Abbildung 22: Die untere Altstadt von Bern mit der Nydegg. Ansicht von Norden

Abbildung 23: Antonius-Figur vom Skulpturenfund der Berner Münsterplattform

Abbildung 24: Wilhelm Stettler: Ansicht auf Bern von Wabern aus

Abbildung 25: Wilhelm Stettler: Das ehemalige Schloß Reichenbach bei Zollikofen

Abbildung 26: Lory: Der Turm von La Tornallaz mit dem Städtchen Avenches im Hintergrund

Abbildung 27: Lory: Die Ruine Geristein (Gerenstein)

Abbildung 28: Lory: Die Ruine Grasburg im Sensetal

Abbildung 29: Juillerat: Die alte Schadau bei Thun mit dem Niesen und der Blümlisalp im Hintergrund

Abbildung 30: Juillerat: Schloß Burgdorf von Westen

Abbildung 31: Titelbild einer kritischen Schrift des späten 18. Jahrhunderts über den Zähringer Mythos

Abbildung 32: Das Denkmal für Herzog Berchtold V. von Zähringen in Bern

Abbildung 33: Titelbild von Johann Rudolf Gruner; „Deliciae urbis Bernae“

Abbildung 34: Phantasie-Figuren in einer Berner Urkunde

Abbildung 35: Ansicht von Bern in der illustrierten Stadtchronik von Justinger (Spiezer Schilling)

Abbildung 36: Der sogenannte Lychleustein bei Oberthal (Detail)

Abbildung 37: Senn: Ansicht des Gurten-Bergs vom Marzili aus

Abbildung 38: Plan der Burgstelle Ägerten am Gurten

Abbildung 39: Die Höhe Tschuggen bei Oberbalm. Ansicht von Nordwesten

Abbildung 40: Der Frumberg von der Schosshalde aus

Abbildung 41: Lory: Der Frumberg von der Schosshalde aus

Abbildung 42: Alte Karte des Gebiets von Bümpliz mit denhebräischen Ortsnamen Jerusalem, Bethlehem und Jordan

Abbildung 43: Das mittlere "antike" Kleinasien mit dem Alexanderzug

Abbildung 44: Der Felstorbogen von Geristein, genannt der "Elefant"

Abbildung 45: Der Felstorbogen der Pierre Pertuis bei Tavannnes(Dachsfelden). Ansicht von Norden

Abbildung 46: Der Zwingherrenbogen im Schwarzwassergraben bei Hinterfultigen

Abbildung 47: Der Gleisweg neben dem Martinsklafter (Toise de Saint-Martin) bei Frinvillier (Friedliswart) im Berner Jura

Abbildung 48: Die Teufelsburdi bei Winzenried auf dem Längenberg. Ansicht von Nordwesten.

Abbildung 49: Der Schalenstein auf dem Flühboden bei Bolligen

Abbildung 50: Der Weg der Teufelsburdi-Findlinge von den Walliser Alpen auf den Jolimont

Abbildung 51: Das Felsportal Teufelsküche im Grauholz bei Bolligen

Abbildung 52: Bremgarten, Muri, Wohlen in Bern und im Aarau

Abbildung 53: Die Viereckschanze im Bremgartenwald bei Bern

Abbildung 54: Der Korridorbau im Thormannbodenwald auf der Engehalbinsel

Abbildung 55: Der gallorömische Vierecktempel I mit der Ägidius-Kapelle auf der Engehalbinsel bei Bern

Abbildung 56: Die Arena auf der Engehalbinsel bei Bern. Grundriß- und Konstruktionsplan

Abbildung 57: Plan der Arena auf der Engehalbinsel bei Bern mit den astronomischen Orientierungen

Abbildung 58: Der Wallbezirk als zentraler Teil der alten Engehalbinsel

Abbildung 59: Die gesicherten Befunde des Oppidums Bremgarten - Enge bei Bern

Abbildung 60: Das Doppelquadrat von Bern

Abbildung 61: Porträt des Autors

Abbildung 62: Der Kirchturm von Oberbalm

Abbildung 1: Das Christoffel-Tor in Bern. Ansicht von Westen

Lithographie von Jean Jacottet (1806 – 1880), um 1860

Im Vordergrund erkennt man das Gittertor, flankiert von zwei Pylonen mit sitzenden Bären, ferner zwei klassizistische Zollhäuser.

Links und rechts ist ferner noch der Schanzengraben erhalten.

Das Gittertor wurde nach 1807 anstelle des abgebrochenen Schanzentors, des Obertors errichtet.

Im Hintergrund erkennt man das Christoffel-Tor mit dem Christoffelturm und links die Heiliggeist-Kirche.

Das Gittertor, die Pylone und die Zollhäuser wurden 1880 abgebrochen, der Schan zengraben aufgefüllt.

Die zwei Bären-Figuren zieren heute den Haupteingang des Historischen Museums am Helvetiaplatz in Bern.

Ein neues historisches Bild von Bern

Das vorliegende Buch erschien erstmals 2002 unter dem Titel Der antike Berner Bär. Die Vorgeschichte einer mächtigen Stadt.

Das Werk faßte des Autors damalige Erkenntnisse über die ältere Vergangenheit Berns zusammen.

Es versteht sich von selbst, daß mit den Jahren immer neuere Aspekte und Einzelheiten dazukamen.

Auch sind die technischen Möglichkeiten der Buchherstellung besser geworden. Es wurde möglich, im Textblock Farbseiten in guter Qualität auf Normalpapier einzufügen. – Und ohne farbige Bilder und Grafiken ist die vorliegende Thematik nicht richtig darzustellen.

Geblieben ist der kritische und neuartige Ansatz zur Betrachtung der älteren Vergangenheit. Er basiert auf der Geschichts- und Chronologiekritik. Diese hat der Autor in den Büchern Die Matrix der alten Geschichte. Eine Einführung in die Geschichts- und Chronologiekritik und Die alten Eidgenossen. Die Entstehung der Schwyzer Eidgenossenschaft im Lichte der Geschichtskritik und die Rolle Berns dargelegt.

Ergänzend sind die neuartigen Erkenntnisse über den Ursprung der Sprachen und der Ortsnamen dazugekommen: Die Ortsnamen der Schweiz. Mit einer Einführung in die vesuvianische Namensgebung Europas.

Viele weitere Themen und Aspekte finden sich auf der Webseite des Autors.

Die Geschichtskritik soll hier nur kurz erklärt werden.

Unser Wissen von der Vergangenheit der Menschheit, aber auch der Kultur und folglich auch der Erde allgemein, nimmt mit zunehmender Entfernung von heute ab. Hinter dem Ende des 18. Jahrhunderts werden alle überlieferten Inhalte und Daten unsicher. Und vor einer Zeitschwelle, die etwa bei dreihundert Jahren vor heute liegt, beginnt die vollständige Geschichtsnacht.

Die schriftliche Überlieferung unserer Kultur fängt im 18. Jahrhundert an. Alles was sich auf ältere Zeiten bezieht, das „Altertum“, das „Mittelalter“, die „Reformation“ und die „Gegenreformation“ ist nach dieser Zeitmarke geschrieben worden.

Die ältere Geschichte ist eine Fälschung, eine Dichtung, eine historische Märchensammlung.

Hinter der genannten Zeitschwelle können wir auch nicht datieren.

Alle Daten vor etwa 1790/1800 sind als falsch anzusehen oder Rückdatierungen.

Um die letztgenannte Zeit aber hat die Stadt Bern, wie wir sie heute und aus Überlieferungen kennen, schon bestanden.

Doch welches sind Berns Ursprünge? Die schriftlichen Zeugnisse versagen bald, je weiter man auf der Zeitsäule hinabsteigt. Wir müssen andere Anhaltspunkte heranziehen, um etwas über die älteren Zeiten zu erfahren.

Und wir dürfen nicht nur die Stadt selbst ansehen, sondern auch die Umgebung. Also sind Blicke die weitere Landschaft nötig. So entstand eine historische Heimatkunde des Bernbiets.

In der Vorgeschichte sind zuerst nicht Texte und Schriften maßgebend, sondern Bilder und manifeste Zeugnisse. Deshalb die vielen Fotos, Bilder und Pläne, die hier eingefügt sind.

Und die verschiedenen Spuren sind in einem Zusammenhang zu sehen. Dann sieht man die alten Römer fast zeitgleich mit den angeblich mittelalterlichen Resten. Und die Reformation fällt noch in das Dunkel der Geschichte, trotz der scheinbar riesigen schriftlichen Überlieferung.

Es braucht Wissen, um etwas über die Ursprünge Berns zu erfahren. Aber man darf sich nicht auf das verlassen, was in den Büchern steht und die Wissenschaftler uns erzählen.

Die Geschichtsnacht über Bern und das Bernbiet wird nicht aufgelöst – weil sie nicht zu erhellen ist. Doch einige Anhaltspunkte und begründete Annahmen können wir gewinnen. Diese Dinge aber sind viel interessanter als das überholte Geschichtsbild, welches uns die bisherigen Bücher präsentieren und die Lehrer in den Schulen und die Professoren an den Hochschulen erzählen.

Sicher ist folgendes: Die Anfänge Berns reichen etwa dreihundert Jahre vor heute auf der Zeitsäule hinab. Die Stadt ist in Jahrzehnten, nicht in Jahrhunderten entstanden.

Die neue Betrachtungsweise der Vorgeschichte Berns regt zum eigenen Denken an. Jeder ist eingeladen mitzumachen an dem spannenden Abstieg in die Vorgeschichte Berns.

Mit der Ausgabe von anfangs 2020 meinte der Autor, das Thema der Ursprünge Berns ganz abgehandelt zu haben.

Es kam anders.

Gleich nach der endgültigen Edition begann der Schreiber, ein Buch Burgen rund um Bern zusammenzustellen.

Ein Werk über das Thema war überfällig. Schon als Schüler, vor über sechzig Jahren, wünschte der Autor, es gäbe ein gutes Burgenbuch über Bern. Aber ein solches konnte nur er verfassen, niemand anderer.

Eine Betrachtung durfte nicht starr an den Kantonsgrenzen enden. Also wurden auch etliche interessante Burgen aus dem Waadtland – ehemals bernisches Gebiet – aufgenommen.

Und seit über sechzig Jahren ist Freiburg der Wohnkanton des Autors. Die Stadt ist näher bei Bern als der Oberaargau. Es war deshalb folgerichtig und gerecht, auch rund zwei Dutzend freiburgische Burgenobjekte einzufügen.

Ein Burgenbuch von fast vierhundert Seiten ist entstanden und behandelt über hundert Objekte im Mittelland zwischen Alpen und Jura

Damit aber ergab sich ein Widerspruch zum Buch über die Ursprünge Berns. Dieses widmete sich ausführlich den Burgen rund um Bern und vermerkte dies ausdrücklich im Untertitel.

Also wurde die Burgenbetrachtung in der Neufassung der Ursprünge Berns ausgelassen.

Die Weglassung ermöglichte nicht nur eine Kürzung des Buchumfangs, sie erforderte eine Überarbeitung des ganzen Werks.

Das Thema der Anfänge Berns wurde gestrafft und im Rahmen des Möglichen logisch besser ausgearbeitet.

Eine gewisse Breite und Vielschichtigkeit der Betrachtung ist geblieben. Die Sache läßt sich nicht eingleisig und streng geordnet darstellen.

Zuerst werden die Ursprünge und die Entwicklung der alten Stadt Bern behandelt.

Dabei wird auch den künstlerischen Darstellungen Berns und seiner näheren Umgebung besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Danach muß auf die erfundene Geschichte Berns eingegangen werden. Dort werden die Zähringer als ein Mythos entlarvt und werden die Chroniken und Urkunden als fingierte Dokumente einer späteren Zeit bloßgestellt.

In einem weiteren Teil geht es zuerst um weitere Dinge der Vorgeschichte Berns, der Alexandersage, den Spuren in Anatolien und der hebräischen Sprache.

Weiter werden alte Spuren in der Umgebung der Stadt und im Bernbiet behandelt: Felstore, Viereckschanzen, Findlinge. Auch eine Kritik der Eiszeit ist angefügt.

Dieser Teil mündet in eine Darstellung der alten Engehalbinsel mit Bremgarten.

Der Verbund aller Elemente – der Stadtentstehung, der alten Spuren in der Landschaft und der Engehalbinsel – läßt die Ursprünge Berns erst im richtigen Licht erscheinen.

Am Schluß folgt eine Betrachtung über Bern und die Waadt und eine Kritik an der bisherigen Geschichtswissenschaft und Archäologie.

Wie schon in der Ausgabe von 2020 findet sich am Ende eine kurze Autobiographie des Verfassers.

Die Anfänge Berns bleiben ein interessantes und anregendes Thema in jeder Hinsicht. Es kann auch in Zukunft neue Erkenntnisse geben.

Vom ältesten Bern

1935 hat der nachmalige Stadtarchivar Hans Strahm ein Buch unter diesem Titel herausgegeben.

Der Ansatz jenes Autors ist gut. Strahm versuchte, „vorzähringische“ Spuren auf dem Gebiet der nachmaligen Stadt Bern zu finden und zusammenzustellen.

Der Ausgangspunkt ist der gleiche, wie in diesem Buch hier.

Also vermutete Strahm ältere Kultstätten auf dem Areal des späteren Münsters und der Heiliggeistkiche. Und er erwähnt alte Spuren in der Nydegg.

Die Schwächen von Strahms Buch treten bald zutage: Er betrachtete nur das Gebiet der heutigen Altstadt und läßt die städtische Umgebung und weitere Zusammenhänge aus.

Auch war die damalige Zeit noch längst nicht reif für eine vertiefte Behandlung des heiklen Themas.

Die verengte Betrachtungsweise wirkte nach:

In Richard Fellers monumentaler, aber mehr als diskutabler Geschichte Berns kommt im ersten Band, der 1946 erschienen ist, der Gurten-Berg und die Engehalbinsel namentlich nicht vor.

Soll der Gurten, heute der Berner Hausberg genannt, für das älteste Bern keinen Zusammenhang gehabt haben?

Und was ist mit der gallorömischen Engehalbinsel? Finden sich dort wirklich keine Verbindungen mit dem späteren Bern?

Schon jetzt wird klar: Mit einer verengten Sichtweise gelangen wir nicht zum ältesten Bern.

Wir müssen eine Vielzahl von Elementen berücksichtigen. Dazu ist ein Blick in die weitere Umgebung der Stadt nötig.

Der chronologische Aspekt kommt hinzu.

Die Engehalbinsel gilt als „gallorömisch“, Bern hingegen als „mittelalterlich“. Aber in der Vorzeit sind vorher und nachher, aber auch gleichzeitig nicht immer eindeutig zu bestimmen. Die Historiker denken allzuoft in fixen kulturellen und zeitlichen Kategorien.

Je weiter wir auf der Zeitsäule hinabsteigen, desto mehr sind wir zu Annahmen gezwungen.

Die Wissenschaft will genaue Daten. Aber in der Vorgeschichte gibt es diese nicht. Ohne Hypothesen geht es nicht.

Und man muß den Gegenstand von verschiedenen Blickwinkeln ansehen.

Sicher sind hier zuerst die Historiker gefordert.

Aber das Problem der heutigen Wissenschaftler ist überall gleich: Man darf nicht nur in einer Domäne bewandert sein, sondern muß viele kennen.

Der Geschichtsforscher muß sich auch in Archäologie, Philologie, Heimatkunde, sogar in Geologie auskennen.

Man muß also Generalist sein, um ein Thema wie die Vorgeschichte eines Landes oder eines Orts richtig anzugehen.

Schon das nächste Kapitel zeigt:

Manchmal ist es nötig, zeitlich und örtlich weit auszuholen und andere Wissensgebiete wie die Hydrologie aufzurufen, um den Gegenstand überhaupt grundlegen zu können.

Und schon im Buch über die Burgen rund um Bern sagte der Autor: Der Computer, das Internet, die Verfügbarkeit von digitalen Geländedaten machten es erst möglich, das vorliegende Thema richtig darzustellen. Vor Jahren und Jahrzehnten wäre es deshalb schon technisch unmöglich gewesen..

Alte Flußumleitungen der Aare

Konventionelle Historiker nehmen an, die Landschaft habe schon seit Jahrtausenden so ausgesehen wie heute. Also folgern sie, seien auch die Namen und die Sprachen ähnlich alt. Und um das Maß voll zu machen, hätte man schon vor langer Zeit Archive und Bibliotheken angelegt, um Schriftstücke für alle Zeiten aufzubewahren.

Aber für uns beginnen die Probleme schon mit dem früheren Landschaftsbild. Haben zum Beispiel die Flüsse vor vielleicht vierhundert Jahren überall den gleichen Lauf gehabt wie heute?

Gerade bei Flußläufen gilt es vorsichtig zu sein.

Bereits in der Vorgeschichte sind Flüsse auf kürzere oder längere Strecken umgelenkt worden.

Über vorgeschichtliche Flußumleitungen gibt es keine zusammenhängenden Darstellungen.

Noch mehr: Das Thema existiert offiziell gar nicht.

Doch in den letzten fünfundzwanzig Jahren hat der Autor von etlichen Beispielen in Europa vernommen.

Und gleichlaufend erkannte er in der Schweiz mehrere alte Flußkorrekturen.

Das flächenmäßig größte Oppidum Süddeutschlands ist jenes von Manching bei Ingolstadt.

In Manching wurden, um die rundliche Form der fünf Kilometer langen Umfassungsmauer zu erreichen, die Paar, ein Nebenfluß der Donau, samt seinem Zufluß, dem Igelsbach, im Bereich der Umwallung umgelenkt.

In Daxlanden, heute ein Stadtteil von Karlsruhe, wurde in alten Zeiten die Alb umgeleitet und zu einer Schlaufe geformt. Das ursprüngliche Flußbett bildete hernach einen Damm, auf welche eine Burg, die Mühlburg erbaut wurde.

Der Ortsname Daxlanden verrät das Werk: Dax enthält Deich, also den Damm, der nötig ist, um einen Fluß in eine andere Richtung zu zwingen.

In der Schweiz ist die Schlaufe der Ergolz bei der Römerstadt Augusta sicher künstlich geschaffen. Wie der Fluß kurz vor seiner Einmündung in den Rhein eine ausgeprägte, nach Osten gerichtete Biegung macht, ist auf natürliche Weise nicht zu erklären.

Aus der Ergolzschlaufe bei Augst gewinnen wir einen ersten Anhaltspunkt: Sie sollte wohl den örtlichen Wasserhaushalt stabilisieren. Denn von einer Wehranlage in jener Flußbiegung ist nichts bekannt.

Eine gewaltige Flußumleitung stellt der Rhein bei Rheinau im Kanton Zürich und Altenburg in Baden-Württemberg dar: Nicht nur wurde aus dem geradlinigen Verlauf eine doppelte Schlaufe gezogen. Man zwang dem Rhein sogar eine rückläufige Richtung auf.

Beide dadurch gewonnenen Flußschleifen wurden durch Abschnittswälle befestigt, die teilweise noch sichtbar sind. So entstand das Doppel-Oppidum Altenburg-Rheinau mit der Klosterinsel in seiner Mitte.

In jener Gegend läßt sich übrigens ein besonderes Lokalklima beobachten. Altenburg-Rheinau hat weniger Gewitter und Regen als das Umland.

Wir kommen zur Aare. Dieser Fluß fließt durch das Bernbiet. Und Bern nennt sich eine Aarestadt.

Die Aare ist ein besonderes, ein unberechenbares Fließgewässer. Die beiden Hochwasser in Bern kurz vor und kurz nach 2000 zeigten auch der Gegenwart, daß mit dem Fluß nicht zu spaßen ist.

Was für uns heute noch gilt, war sicher auch für die ersten Menschen, die Anfänge unserer Kultur der Fall.

Schon vor einigen Jahrhunderten wurde versucht, durch künstliche Veränderungen die Aare zu zähmen.

Irgendwann vor grauer Vorzeit floß die Aare wahrscheinlich geradewegs im Gebiet von Bern nach Nordwesten, um über Urtenen und Schönbühl in die Emme zu münden.

Dann machte die Aare unterhalb von Bern im Gebiet von Bremgarten eine auffällige Richtungsänderung gegen Westen in Richtung des Seelands.

Das Gleiche geschah mit der Sense: Diese floß zuerst geradewegs durch das Wangental gegen Bern zu, um in der Gegend des späteren Marzili in die Aare zu münden.

Aus irgendeiner uns unbekannten Ursache wurde die Sense bei Thörishaus zu einer brüsken Richtungsänderung gegen Westen gezwungen und mündet seitdem bei Laupen in die Saane.

Das Berner Seeland hat einen komplizierten und instabilen Gewässerhaushalt, was in alten Zeiten zu vielen Überschwemmungen führte und die Landwirtschaft und den Verkehr erschwerte.

Das Seeland hat neben den drei Seen von Murten, Neuenburg und Biel drei Flüsse, nämlich die Aare, die Broye und die Zihl, welche das Flachland wässern und entwässern; und jeder kommt aus einer anderen Richtung und stört den allgemeinen Wasserhaushalt.

Die Folge dieser komplizierten Hydrologie des Seelands spürten sicher auch schon die Bewohner der Vorzeit und suchten Abhilfe.

Ursprünglich machte die Aare bei Aarberg und Bargen eine scharfe Biegung nach Südwesten und floß durch das Grosse Moos, um bei Witzwil in den Neuenburger See zu münden.

Doch irgendwann soll die Aare bei Aarberg eine Richtungsänderung gemacht haben und östlich des Bielersees in Richtung Meinisberg und Büren an der Aare geflossen sein, um sich mit der Zihl zu vereinigen und endgültig gegen Nordosten am Jurasüdfuß entlang in Richtung Rhein zu bewegen

Der Verlauf der alten Aare ist noch heute sichtbar, das Rinnsal ein Naturschutzgebiet.

Die Veränderung des Aarelaufs bei Aarberg ist Tatsache. Aber wann war sie?

Der verdiente Ortsnamen- und Vorgeschichtsforscher Otto Marti hat in seinem letzten Buch von 1972 die Hypothese aufgestellt, die Kelten hätten den Lauf der Aare bei Aarberg geändert. (Otto Marti: Aufbruch des Abendlandes; Zürich 1972, 294).

Die vorgeschichtliche Umlenkung der Aare bei Bargen und Aarberg ist aus verschiedenen Hinweisen zu erschließen.

Zuerst ein Ortsname.

Bargen, jenseits der Aare bei Aarberg, ist ein Parakleten-Name, wie er auch in Burg enthalten ist.

Im Französischen gibt es das Wort barrage, was Deich oder Damm bedeutet. Und einen solchen baut, wer einen Fluß umleitet.

Genau bei Bargen aber mußte man die Aare durch die Anlage eines nach Norden gerichteten Dammes vom Weg nach Westen abhalten.

Das zweite Argument ist die „Römerstraße“ zwischen Aventicum und Petinesca.

Dieser Weg ist in der Ebene nordwestlich von Aarberg in ihrer Orientierung erhalten und zieht sich schnurgerade in nordöstlicher Richtung.

Überlegt man sich die Richtung und die geographische Lage dieses Verkehrswegs, so kann man Folgendes schließen:

Die Straße wurde zu einer Zeit gebaut, als die Tiefebene westlich des alten Aarelaufs trocken war. - Der Weg mußte kein Überschwemmungsgebiet queren, was sonst große Kunstbauten nötig gemacht hätte.

Man kann es auch anders ausdrücken: Durch die künstliche Richtungsänderung der Aare bei Aarberg wurde die "Römerstraße" technisch erst möglich.

Der Zweck der Aare-Umleitung bei Bargen war neben der Melioration des Grossen Mooses die Anlage eines sicheren Verkehrswegs durch das Gebiet.

Als weiteres Indiz für die Flußumleitung ist ein alter Hafen, dessen Spuren man jüngst bei der „römischen“ Siedlung Petinesca in Studen bei Biel entdeckte.

Die Trockenlegung des östlichen Seelandes bei Aarberg hat in ihrer Zeit gewirkt.

In nachantiker Zeit – spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts - verlor die vorgeschichtliche Flußumleitung im Grossen Moos ihre Wirkung: Die wachsende Geschiebemenge der Aare unterhalb von Bargen und Aarberg erhöhte den Rückstau von Wasser und führte zu Überschwemmungen.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde bekanntlich der Gewässerhaushalt des Seelandes durch umfangreiche technische Maßnahmen verändert.

Erstens leitete man die Aare durch den Bau eines Kanals zwischen Aarberg und Hagneck in den Bielersee. Dieser diente von nun an als Überlaufbecken bei Überschwemmungen.

Neben einer Begradigung der Broye zwischen Neuenburger- und Murtensee wurde zwischen Nidau und Büren an der Aare der Zihl-Kanal gegraben. Dieser erhöhte die Abflußgeschwindigkeit aus dem meliorierten Gebiet.

Dadurch wurde das Niveau des Bielersees um einige Meter erniedrigt. Seit dieser Zeit ist die Petersinsel durch eine Landverbindung mit Erlach verbunden.

Die Erste Juragewässer-Korrektion stellte in einem gewissen Sinne den Zustand vor der "keltischen" Flußumleitung wieder her.

Auch am Anfang der Geschichtszeit wurde im Bernbiet eine bedeutende Flußumleitung ausgeführt.

Abbildung 2: Eine vorgeschichtliche Umleitung der Aare im Berner Seeland

Grafik: Autor

Ursprünglich floß die Kander auf der linken Seeseite vorbei durch das heutige Glütschbachtal, um unterhalb von Thun in die Aare zu münden.

Die unterschiedliche Fließgeschwindigkeit der beiden Gewässer führten in der Region Thun zu häufigen Überschwemmungen durch Bildung von Rückstau. Eine Flußumlenkung wurde nötig.

Angeblich um 1720 – tatsächlich wohl in den 1760er Jahren – wurde der Hügelrücken des Zwiselbergs durchstochen und die Kander damit in den Thunersee geleitet.

Durch ein Wehr in Thun konnte man so die Abflußmenge der Aare in gewissem Sinne regulieren.

Über die Arbeiten zur Umleitung der Kander gibt es bereits ein altes Gemälde.

Die Schwurhand der Engehalbinsel

Auch in der Region Bern hat es in vorgeschichtlicher Zeit zwei Korrekturen der Aare gegeben, eine im Gebiet der späteren Stadt und eine wenig unterhalb.

Wir betrachten zuerst die spätere Engehalbinsel und ihre Geographie. Die Wissenschaftler erklären dieses Gebiet auf folgende Weise:

Unterhalb von Bern bildet die von Süden heranfließende Aare im Gebiet zwischen dem Viererfeld, Bremgarten, Reichenbach und Papiermühle ein kompliziertes, neun Kilometer langes System von Flußschleifen, das natürlich entstanden sein soll.

Danach schlägt das Gewässer unterhalb von Bremgarten endgültig den Weg nach Westen ein.

Jeder kennt das Aussehen der Engehalbinsel und mancher wird sich schon gewundert haben, weshalb die Aare gerade hier so viele eigenartige Schlingen bildet.

Vielleicht haben sich auch die Geographen insgeheim Fragen gestellt. Weshalb betonen sie, die Flußschleifen der Enge seien natürlich entstanden?

Schaut man sich den Verlauf größerer Flüsse in der Schweiz und in Europa an, so wird bald klar, daß die Flußbiegungen der Aare im Bereich der Enge einmalig sind.

Ein Fluß sucht sich in auf größeren Strecken immer einen mehr oder weniger geraden Lauf.

Abbildung 3: Der Aarelauf in der Region Bern

Ausschnitt aus dem Generalplan des Amtsbezirks Bern von 1819

Schlaufen kommen vor, aber sie haben ihre Ursachen in der Geologie, in Hebungen oder Senkungen. – Und mäandrierende Flüsse finden sich nur in Ebenen.

Nirgends im Schweizer Mittelland macht ein Fluß derart vielfältige Windungen wie auf der Engehalbinsel.

Bisher haben wir festgestellt, wie der Lauf der Aare und seiner Nebengewässer im Gebiet von Thun und im Berner Seeland künstlich verändert wurde.

Könnte nicht auch im Mittellauf der Aare, in der Region Bern, die Richtung der Aare an einer oder mehreren Stellen manipuliert worden sein?

Wir nehmen das Ergebnis vorweg: Die Engehalbinsel ist nicht natürlich entstanden, sondern Ergebnis einer großen Flußumleitung in vorgeschichtlicher Zeit.

Vor dem Erscheinen der heutigen Menschen machte die Aare nördlich von Bern eine einfache Wendung nach Westen.

In der Enge, dort wo man über eine Brücke die Halbinsel betritt und der Tiefenau-Viadukt der Autobahn das Gelände überspannt, muß die ursprüngliche Biegung der Aare nach Westen gesucht werden.

Das fragliche Terrain ist dort noch heute in nordsüdlicher Richtung deutlich abgesenkt. Der ursprüngliche Flußabschnitt wurde also nicht bis zur Höhe der beiden umgebenden Plateaus aufgefüllt.

Bei aller Mühe haben die Urheber dieses gewässertechnischen Vorhabens sicher geschaut, natürliche Geländevorteile auszunutzen, um den Aufwand im Rahmen zu halten.

Im Gebiet der Engehalbinsel bekommt die Aare auf ihrer rechten Seite drei Zuflüsse: die Worblen von Osten, den Steinibach unterhalb von Worblaufen und den Krebsbach bei Reichenbach.

Die Worblen mündet noch heute über einen drei Meter hohen Wasserfall in die Aare. Dieses Gefälle wurde in früherer Zeit zur Anlage von Mühlen ausgenutzt.

Man muß annehmen, daß diese Bäche – der Krebsbach und die Worblen - Teilstücke des Schlaufensystems vorbereitet haben. Also mußte nicht auf der ganzen Länge der Halbinsel ein neues Bett gegraben werden.

Die wichtigste Arbeit war die Verfüllung des etwa fünfhundert Meter langen Flußabschnitts nördlich des Viererfelds, wodurch die Aare zur Umleitung gezwungen wurde.

Die Umlenkung wurde wahrscheinlich nicht gleich nach dem Abschluß der Arbeiten gemacht. Man wartete sicher ein Hochwasser ab. Ein solches nämlich hat allein die Kraft, um einen vorbereiteten Flußlauf im gewünschten Sinne auszuhobeln.

Gewisse Einzelheiten der Flußumleitung sind noch zu diskutieren.

So stellt sich die Frage, wie die Flußschleife von Bremgarten geformt wurde. Deren Nordseite gegen die Aare hin enthält nämlich Felsen, die man in irgendeiner Form in die Umleitung einbeziehen mußte.

Man wollte in Bremgarten eine Flußschleife gestalten, die genau so aussah wie diejenige der Reuss in Bremgarten im aargauischen Freiamt

Die alte Flußkorrektur der Aare nördlich von Bern stellt eine gewaltige bautechnische Leistung dar. Der Arbeitsaufwand war ohne Zweifel größer als für die Umlenkung der Aare bei Aarberg. Denn bei der Enge waren Hügel und Felsen zu überwinden. Das Seeland hingegen ist flach.

Wenn die Erdkunde Hand bieten würde, könnte die Flußumleitung in der Enge auch mit geophysikalischen Mitteln untersucht werden.

Das künstlich geschaffene Schlaufensystem der Engehalbinsel erfüllte wohl mehrere Zwecke.

Zum ersten verringerten die Schlaufen die Fließgeschwindigkeit der Aare. Damit wurde das Seeland entlastet.

Die Flußumleitungen der Aare im Grossen Moos und bei der Enge sind deshalb als zusammenhängend und zeitgleich anzusehen.

Flußschlingen beeinflussen ferner das örtliche Wetter. Bern zieht möglicherweise noch heute unwissentlich klimatische Vorteile aus der vorgeschichtlichen Flußumlenkung.

Und künstlich geschaffene Halbinseln, ein Flußschlaufensystem, bildeten selbstverständlich ideale Plätze zur Anlage von Befestigungen.

Der künstlerische Aspekt einer Flußkorrektur soll nicht vergessen werden.

Wir kommen zur bildlichen Bedeutung der Engehalbinsel.

Viele in alter und neuer Zeit haben sich wohl schon Gedanken über die Form der Engehalbinsel gemacht und vielleicht eine Idee geäußert.

Stellen die Flußschleifen der Engehalbinsel nicht eine gewaltige, nach Norden gerichtete Schwurhand dar?

Diese Figur kommt auch viel in alten Wappen vor. Sie ist also nicht einmalig.

Wo ein Schwur, da müssen auch Schwurgenossen vorhanden sein.

Mit der Flußumlenkung der Aare nördlich von Bern haben sich die frühen Eidgenossen ein monumentales Denkmal gesetzt, dauerhafter als in Stein oder Erz.

Das muß vor der Gründung des „mittelalterlichen“ Berns gewesen sein, in „gallorömischer“ oder noch früherer Zeit.

Die heutigen Menschen haben Mühe, solche vorgeschichtliche Eingriffe in den Lauf von Flüssen zu glauben. Aber wir müssen sie annehmen.

Auch kleinere Flußumlenkungen werden übersehen.

Eine solche haben wir beim Burghügel von Rondchâtel in der Klus bei Péry (Büderich) im Berner Jura vor uns: Dort umfließt die Schüss (La Suze) den rundlichen Burgberg in einem Halbkreis auf der linken Seite. - Aber zweifellos floß das Gewässer ursprünglich rechts und geradlinig am Hügel vorbei.

Der Phallus von Bern

In den 1980er Jahren ist ein Kinderbuch erschienen mit dem Titel: Bern sieht wie ein Walfisch aus.

Man muß offenbar ein kindliches Gemüt haben, um an und für sich offenkundige Bilder zu sehen. Wir haben das eben mit der Engehalbinsel erfahren.

Sicher haben sich schon viele über die merkwürdige Form der Aare in Bern gewundert und Anklänge an eine Figur überlegt.

Ist vielleicht auch der Aarebogen von Bern das Ergebnis einer Flußumleitung?

Die Aareschlaufe von Bern bildet einen schön geformten Sack, nach Westen geöffnet, mit einer ausgeprägten Ost-West-Ausrichtung.

Auffällig ist auch die leichte, nach Norden offene Bogenform.

Die Geologie beeilte sich, die Aareschlinge von Bern als natürlich zu erklären: Diese sei entstanden wegen eines Felsriegels, der von der Grossen Schanze zur Nydegg hinabfalle.

Aber die schiefe Felsbarriere war eine Annahme. Bohrprofile vor fünfzig Jahren ergaben, daß der Untergrund der Altstadt von Bern aus Geschiebe und Schotter, also aus weichem Material besteht.

Abbildung 4: Die Aareschlaufe von Bern mit einem Plan der Stadt um 1800

Der Plan ist um 90° gedreht.

Bearbeitung: Autor

Wie soll man vernünftig erklären, daß die von Süden heranströmende Aare im Marzili eine abrupte Biegung nach Osten macht, statt geradeaus nach Norden zu fließen?

Die Aare bei Bern ist ebenso künstlich umgelenkt worden wie im Bereich der Engehalbinsel.

Und die Flußkorrektur der Aare in Bern ist nicht nur ein Element, sondern die Grundlage der Stadtentwicklung.

Allerdings ist es bei Bern wegen der dichten Bebauung schwierig, eine Umleitung der Aare nachzuweisen. - Besonders fehlen Bohrprofile an kritischen Stellen, die bis zur Höhe der Aare hinabreichen.

Es gibt weitere Anhaltspunkte für eine Aare-Umlenkung in Bern.

Beim Zeitglocken-Turm gab es zwei alte Grabeneinschnitte. Gegen Norden gerichtet war der sogenannte Schüttgraben, an der Stelle des heutigen Kornhausplatzes. - Gegen Süden gab es den Münzgraben. Dieser war bis 1936 offen, bevor er für die Anlage des heutigen Bellevue-Parkings verbaut wurde.

Wie bei der Engehalbinsel ist der ursprüngliche Aarelauf an den erwähnten Stellen also durch Vertiefungen teilweise sichtbar geblieben.

Neben der Anlage eines schlaufenförmigen Flußbettes war die wichtigste und aufwendigste Arbeit bei der Flußumlenkung von Bern die Auffüllung des ursprünglichen Aarelaufs im Gebiet zwischen Käfigturm und Zeitglocken. Man darf annehmen, daß dazu der Hügel der Grossen Schanze, der wohl weiter nach Osten reichte, teilweise abgetragen und als Füllmaterial verwendet wurde.

Beim ursprünglichen Aarelauf ist auch das Marzili zu erwähnen. An der linken Seite des Flußlaufes südlich der Altstadt mündete ehemals der Stadtbach – und in grauer Vorzeit die Sense.

Was stellt die Aareschleife von Bern dar?

Dazu ist es ratsam, den Plan zu drehen, also Osten nach Norden zu stellen.

Die Aareschauife von Bern mit ihrer leicht gebogenen Längsachse zeigt deutlich einen männlichen Geschlechtsteil, einen Phallus.

Damit verstehen wir die hintergründige Absicht der Stadtgründer: Bern sollte ein ruhmreiches Troja, ein rechtgläubiges Neapel darstellen, stark und männlich wie ein Phallus.

Und das „mittelalterliche“ Bern konnte erst gebaut werden, als die Flußumleitung vollendet war.

Die Flußschleife der Aare in Bern ist historisch, nicht geographisch zu erklären. Sie stellt mit der Engehalbinsel im Norden der Stadt das eindrucksvollste Beispiel für Flußumleitungen nördlich der Alpen dar.

Weshalb wollte bis anhin niemand die doch offenkundige Form eines Penis in der Flußschlaufe von Bern erkennen? Ist es Verbildung, Abstumpfung der Sinne oder Scheu, die menschlichen Geschlechtsteile auch nur zu erwähnen? – Man kann vermuten, daß alle genannten Dinge mitspielten.

Figuren in Grundrissen von Städten und Burgen, aber auch Erdzeichnungen und eben künstlich geschaffene Flußläufe sind meistens nicht eindeutig.

Man kann in der Aareschlinge auch einen Walfisch sehen.

Und die spätere alte Stadt mit den Schanzen kann auch ein Füllhorn dargestellt haben.

Sogar eine gesamthafte Betrachtung der Aare in Bern und auf der Engehalbinsel zeigt ein Bild.

Besonders wenn man den Plan oder die Karte um 90° nach links dreht, so stellt der Flußlauf verblüffend deutlich einen Adler mit seinen zwei Flügelbuckeln dar. Der Kopf des Vogels wird dabei von Bern gebildet.

Schon im Bild also stellt sich Bern als eine kaiserliche Stadt dar.

Figuren in den Grundrissen von Burgen und Städten

Wir haben die Figuren erklärt, welche in den Flußschlingen von Bern und der Engehalbinsel zu erkennen sind.

Diese Bemerkungen machen es nötig, wenigstens summarisch einen Überblick zu geben über Figuren in Burgen und alten Städten.

Das Thema wird bei fast jedem behandelten Objekt in Burgen rund um Bern angegangen. – Auch hier darf es nicht fehlen.

Wir wiederholen: Vor der Schrift gab es nur das Bild. Die bisherigen Historiker aber betrachteten nur Texte. Also kamen sie nicht zu einem tieferen Verständnis der Vorgeschichte.

Bei Bern und seiner Landschaft ist es gleich.

Bald werden wir die Stadtansicht von Merian kennenlernen.

Dort werden wir unter anderem ein Füllhorn heraussehen.

Ein solches sieht man auch in der Burgstelle Strassberg bei Büren an der Aare. Der Burghügel Festi in Gerzensee läßt dieses Symbol des Überflusses ebenfalls erkennen.

Am häufigsten finden sich in Grundrissen Tierfiguren. Hier ist fast die gesamte in alten Zeiten bekannte Menagerie vertreten.

In der Nydegg-Burg in Bern erkennt man einen Pferdekopf. Aber es könnte auch ein Eselskopf sein. Auf jenem Tier ist bekanntlich der Heiland in Jerusalem eingeritten.

Der Igel hat die gleiche Etymologie wie Esel, nur daß das S hier zu einem C umgewandelt wurde.

Im Hauptwall der Kramburg bei Gelterfingen am südwestlichen Rand des Belpbergs erkennt man deutlich die Form eines Igels.

Man darf nicht meinen, daß exotische Tiere wie Elefanten, Nilpferde, Walfische und Krokodile hierzulande früher unbekannt gewesen wären.

Dem Elefanten werden wir im Felstorbogen von Geristein begegnen.

Der Walfisch, der den Propheten Jonas verschluckte, findet sich in einer Erdzeichnung am Gestelen-Berg südlich von Thalgut an der Aare.

Die Schnauze eines Krokodils ist überdeutlich im Erdwerk auf der Gisnaufluh oberhalb von Burgdorf zu erkennen.

Ein Nilpferd verbirgt sich im Grundriß der mächtigen Hasenburg bei Vinelz südlich des Bielersees.

Einen Fisch – genauer einen Barsch – zeigt das Erdwerk auf dem Klosterhubel bei Schüpfen.

Ebenfalls einen Fisch sehen wir in der Erdburg Helfenberg bei Lanzenhäusern.

Da ist auch auf die LANZE in dem Ortsnamen hinzuweisen. Mit einer solchen Stichwaffe ist bekanntlich der Heiland getötet worden.

Jener Speer findet sich auch in dem „mittelalterlichen“ Grundriß von Landshut bei Utzenstorf.

Und jenes Wasserschloß sollte richtig LANZEN-Hut heißen.

Einen Delphin zeigt die Burgruine Diessenberg bei Oberdiessbach.

Einen Schwertfisch – oder einen Delphin – stellt die bei Jeremias Gotthelf in seiner Schwarzen Spinne erwähnte Erdburg Bärhegen oberhalb Sumiswald dar.

Wenn schon die Spinne erwähnt wird:

Jenes Tier ist in zwei Burgen bei Rohrbach im Oberaargau dargestellt, nämlich in Rorberg oder Rohrberg und in Kasern oder Altburg.

Der Schwan ist ein Wappentier von Troja. Von ihm ist der häufige Ortsname Schwanden abgeleitet.

Ein Schwan ist deutlich in der Burgstelle Schwanden oder Schwandenberg bei Wynigen im Emmental zu erkennen.

Eine Gans erkennt man in der Burgstelle Liebefels bei Hub bei Krauchthal.

Einen Gänsekopf zeigt das Erdwerk Schwanden oberhalb von Zäziwil, aber auch die Erdburg Zwingherr oder Unter Hegen in der Gemeinde Rüegsau.

Die große Erdburg – vielleicht auch Erdzeichnung – Teufelsburg bei Rüti bei Büren offenbart einen eierlegenden Vogel, wahrscheinlich einen Storch. – Das Ei wird dabei von dem Burghügel dargestellt.

Einen doppelten Falken erkennt man in der Erdburg Frauez oder Frauets bei Signau.

Die Maus ist ein kleines Tier, war aber groß in der Achtung. - Der Name Moses ist davon abgeleitet.

Die Burgstelle Oltigen zeigt eine Maus, ebenfalls der Festihubel oberhalb von Gümmenen.

Die letztere Burg war ursprünglich nach diesem Tier benannt. – Heute erinnert der Weiler MAUSS in der Nähe daran.

In Heidenstatt nördlich von Wynigen läßt sich ein alter befestigter Platz erkennen. Dieser zeigt die Umrisse eines Fischotters, wobei der Schwanz durch einen geschwungenen Hohlweg dargestellt ist.

Zur Hafenstadt Neapel oder Troja gehören Schiffe. Ein solches findet sich auf dem langgezogenen Burghügel im Hüenliwald, zwischen Muri und Allmendingen bei Bern.

Aber auch die Burgruine Wartenstein bei Lauperswil stellt ein Schiff dar, desgleichen Friesenberg bei Wynigen im Emmental.

Schon die alten Römer kannten das Liktorenbeil.

Also findet sich dieses wichtige Werkzeug im Grundriß der Erdburg auf dem Bantiger und in der Burgstelle Bigenthal.

Die Figuren in einem alten Grundriß können mehrdeutig sein. Wie bei vielen Wörtern ist das oft gewollt.

In der Erdburg Fenis oder Hasenburg bei Vinelz etwa ist sicher ein Phallus zu erkennen. Aber ebenso deutlich steckt ein Eber drin. – Und zweifellos ist auch ein Nilpferd eingearbeitet.

Beiläufig: Der Nil ist mitnichten ein exotischer Name: (V)NL > PNL > NPL ergibt NEAPEL.

Unbedingt sind auch die Figuren in dem Erdwerk auf der Hunze bei Kleindietwil im Oberaargau zu erwähnen.

Dort ist zuerst eine Flamme zu erkennen. Diese führt zum jüdischen Lichterfest chanuk’ka, dem etymologischen Ursprung des Flurnamens.

Aber auch eine Heuschrecke ist in der Erdburg zu erkennen. Jenes Tier gehört zu den sieben oder zehn Plagen des Alten Testaments.

Wichtig ist auch die Muschel. Man findet sie vorwiegend in Stadtgrundrissen: Aventicum stellt eine Muschel dar, aber auch das benachbarte Payerne (Peterlingen).

Der Überblick auf die Figuren in Burgen, Erdwerken und Städten ist kurzgehalten. Doch immer müssen wir auf solche Bilder eingehen. Ohne diese wäre die Vorgeschichte leer und unverständlich.

Die Anfänge der Stadt Bern: Nydegg und Zytglogge

Im Gebiet der Engehalbinsel haben sich alte Reste, vor dem „Mittelalter“ anzusetzen, erhalten.

In Bern ist nur ein vorgeschichtlicher Platz sicher nachzuweisen: die Nydegg. – Die anderen Spuren sind durch spätere Bebauungen überdeckt oder eingeebnet worden.

Wollen wir vom ältesten Bern reden, so müssen wir mit Hypothesen arbeiten.

Aber ein ältestes Bern gab es.

Nichts ist abwegiger als die Annahme, der Ort sei unbebaut geblieben, von einem Eichenwald bestanden, so wie das die zähringische Gründungssage vorgaukelt.

Man stelle sich vor: die großen Orte des alten Helvetiens, Basel, Zürich und Genf, hätten seit der Römerzeit und schon vorher bestanden. Nur Bern sei unbebaut und menschenleer gewesen!

In der Aareschleife gab es also die eben erwähnte Nydegg.

Hier kommen wir zur Burgenkunde.

Im Laufe der lebenslangen Beschäftigung mit Burgen ist der Autor zu Erkenntnissen gekommen, die auch für die Entstehung der alten Städte wichtig sind.