Burgen rund um Bern - Christoph Pfister - E-Book

Burgen rund um Bern E-Book

Pfister Christoph

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Beschreibung

Der Autor hat sich als Historiker zeitlebens mit Burgen in der Schweiz und vor allem rund um Bern und in der Westschweiz befasst. Aus diesem Interesse heraus ist das vorliegende Buch entstanden. Das Werk besteht aus einer Einführung in die Burgenkunde des geographischen Umkreises. Hierauf folgt eine Beschreibung von etwa 120 Burgstellen, mit einem vorangestellten Plan oder Bild. Alle Objekte hat der Verfasser teilweise mehrmals besucht. Die Burgen werden dabei unter verschiedenen Aspekten beschrieben: als Wehrbauten, aber auch als figürliche Objekte. Diese Verbindung von Betrachtungsweisen, zusammen mit den vielen farbigen Plänen und Illustrationen machen das Buch unter allen Burgenwerken einzigartig.

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Bemerkungen

Zu den meisten ausgewählten Burgstellen existieren Artikel auf der Webseite des Autors (www.dillum.ch). - Verweise darauf werden nur ausnahmsweise gemacht.

Jahrzahlen vor 1800, ebenfalls alte Kulturepochen („Hallstattzeit”,

„Römerzeit”, „Mittelalter”) sind in Anführungszeichen gesetzt. Damit soll deutlich gemacht werden, daß die Zeitstellungen und Inhalte der älteren Geschichte unzuverlässig oder erfunden sind.

In diesem Buch spielt auch die Etymologie eine Rolle. Eine ausführliche Darstellung der neuen Ortsnamenkunde findet sich in dem Buch des Autors Die Ortsnamen der Schweiz.

Bei den etymologischen Herleitungen eines lateinischen Worts steht der Akkusativ vor dem Nominativ: PRIAMUM, Priamus. Dies deshalb, weil ein Wort meistens im vierten Fall, also mit der Endung M gebraucht wurde.

Für das Deutsche spielt auch Hebräisch eine große Rolle. – Hier sei darauf hingewiesen, daß viele Namen mit einer solchen Etymologie den bestimmten Artikel ha aufweisen.

Flurnamen - damit auch Burgennamen - sind oft nicht fixiert und können sich im Laufe der Zeit ganz oder in der Schreibweise verändern.- Auf Varianten wird im Text hingewiesen.

Häufige Namen wie Zwingherr, Schwanden und andere können zu Verwechslungen führen. Solche werden im Text erwähnt.

Man achte, daß Burgnamen wie Grasburg, Grimmenstein und Wartenstein an mehreren Orten in den deutschen Gebieten vorkommen.

Die alte, die „keltische” Meile oder Leuge mißt 2224 oder 2225 Meter.

LIDAR bedeutet Light (oder: Laser) Detection and Ranging, eine optische Abtastung der Erdoberfläche aus der Luft mittels Laserstrahlen. - Daraus lassen sich digitale Oberflächenmodelle (DOM) und digitale Terrainmodelle (DTM) erstellen.

Einige der selbsterstellten Grafiken weisen zur besseren Verständlichkeit punktierte Höhenkurven auf. Als Flächenfarbe ist allgemein grün gewählt; einige sind braun gehalten.

Inhalt

Erster Teil

Zur Entstehung des vorliegenden Buchs

Die Kritik an der alten Geschichte und Chronologie als Vorbedingung einer Burgenkunde

Materialien und Literatur zur Burgenkunde

Burgenpläne als Grundlage einer Betrachtung

Begriffsbestimmung und Typologie von Burgen: Oppida, Refugien, Erdburgen, Erdwerke, Erdzeichnungen, Kastelle, Steinburgen

Historische Aspekte: Vorgeschichtliche Wehranlagen und Erdwerke, spätrömische Festungsbauten, mittelalterliche Burgen, der Burgenbruch

Figuren in den Grundrissen von Burgen

Die Namen der Burgen

Die alte Landvermessung in den Burgen

Die Auswahl der Burgen rund um Bern

Zweiter Teil

Burgen rund um Bern und in der Westschweiz: Die Auswahl mit Plänen, Bildern und Beschreibungen

Die Bücher des Autors

Abbildungen mit Kommentaren

Abbildung 1: Ägerten am Gurten (Köniz)

Abbildung 2: Alt Aarberg bei Aarberg

Abbildung 3: Alt Allmendingen bei Bern

Abbildung 4: Alt Bubenberg bei Frauenkappelen

Abbildung 5: Alt Burgistein oder Schönegg bei Burgistein

Abbildung 6: Alt Hünigen bei Niederhünigen

Abbildung 7: Bachholen (Brünsberg) bei Oberburg

Abbildung 8: Bärhegen bei Sumiswald

Abbildung 9: Ballmoos bei Wohlen bei Bern

Abbildung 10: Bantiger (Rietlisberg) bei Bolligen

Abbildung 11: Bennewil oder Festi bei Gurzelen

Abbildung 12: Bigenthal bei Walkringen

Abbildung 13: Bollodingen

Abbildung 14: Breitenwald bei Belp

Abbildung 15: Bremgarten bei Bern

Abbildung 16: Büetigen

Abbildung 17: Bürgisweiher oder Weiherköpfli bei Madiswil

Abbildung 18: Burgbühl bei Langnau

Abbildung 19: Diessenberg bei Oberdiessbach

Abbildung 20: Eggliburg bei Rapperswil BE

Abbildung 21: Engehalbinsel bei Bern

Abbildung 22: Fenis oder Hasenburg bei Vinelz (Fénils)

Abbildung 23: Frauets (Frauez) bei Signau

Abbildung 24: Friesenberg bei Wynigen

Abbildung 25: Frumberg bei Allmendingen bei Bern

Abbildung 26: Fuchsmatt bei Madiswil

Abbildung 27: Geristein bei Bolligen

Abbildung 28: Gerzensee (Festi)

Abbildung 29: Gestelen bei Kirchdorf

Abbildung 30: Gisnaufluh (Gysnaufluh) bei Burgdorf

Abbildung 31: Granegg bei Schwarzenburg

Abbildung 32: Grauenstein bei Madiswil

Abbildung 33: Grimmenstein bei Wynigen

Abbildung 34: Gümmenen (Mauss) bei Mühleberg

Abbildung 35: Gutenburg bei Madiswil

Abbildung 36: Heidenfluh bei Hasle bei Burgdorf

Abbildung 37: Heidenstatt bei Wynigen

Abbildung 38: Helfenberg bei Schwarzenburg

Abbildung 39: Helfenstein bei Schwarzenburg

Abbildung 40: Heugraben bei Wohlen bei Bern

Abbildung 41: Hohburg bei Belp

Abbildung 42: Hübeliberg bei Bowil

Abbildung 43: Humberg bei Hermiswil

Abbildung 44: Hunze bei Madiswil

Abbildung 45: Kästlifu(h)ren oder Büfelhölzli bei Vorderfultigen (Rüeggisberg)

Abbildung 46: Kammenegg bei Trachselwald

Abbildung 47: Kasern oder Altburg bei Rohrbach

Abbildung 48: Keltenwall auf dem Jensberg bei Studen

Abbildung 49: Klosterhubel (Schwanden) bei Schüpfen

Abbildung 50: Knebelburg bei Bellmund

Abbildung 51: Kramburg bei Kirchdorf

Abbildung 52: Landshut bei Utzenstorf

Abbildung 53: Liebefels oder Sodfluh bei Krauchthal

Abbildung 54: Moosbergwald (Spichigwald) bei Aarwangen

Abbildung 55: Münnenberg bei Lützelflüh

Abbildung 56: Neu Bubenberg bei Schliern (Köniz)

Abbildung 57: Nydegg in Bern

Abbildung 58: Oberwangen (Köniz)

Abbildung 59: Ochsenweidwald bei Belp

Abbildung 60: Oltigen bei Radelfingen

Abbildung 61: Reckenberg bei Signau

Abbildung 62: Riedburg am Schwarzwasser bei Köniz

Abbildung 63: Ro(h)rberg bei Rohrbach

Abbildung 64: Schmiedslehn (Jegerlehn) bei Lützelfüh

Abbildung 65: Schwanden bei Zäziwil

Abbildung 66: Schwandenberg (Schwanden) bei Wynigen

Abbildung 67: Schwandiburg bei Stettlen

Abbildung 68: Schweinsberg bei Eggiwil

Abbildung 69: Schweinsberg bei Signau

Abbildung 70: Spitzenberg bei Gohl (Langnau im Emmental)

Abbildung 71: Sternenberg bei Scherliau (Köniz)

Abbildung 72: Strassberg bei Büren an der Aare

Abbildung 73: Tannstygli bei Krauchthal

Abbildung 74: Teufelsburg bei Rüti bei Büren

Abbildung 75: Tschuggen bei Oberbalm

Abbildung 76: Uttigen

Abbildung 77: Wartenstein bei Lauperswil

Abbildung 78: Zwigarten bei Langnau BE

Abbildung 79: Zwingherr bei Unter Hegen (Rüegsau)

Abbildung 80: Zwingherrenhoger bei Rüderswil

Abbildung 81: Zwingherrenhubel bei Zäziwil

Abbildung 82: Altisberg bei Biberist SO: Zwingherrenhubel

Abbildung 83: Arconciel (Ergenzach) FR

Abbildung 84: Autigny (Ottenach) FR: Châtillon & Le Ressat (Les Vernex I & II)

Abbildung 85: Balmegg (Rappenstübli) bei Balm bei Messen SO

Abbildung 86: Bonneville bei Engollon NE

Abbildung 87: Chaffa bei Riaz FR

Abbildung 88: Châtillon bei La Sarraz VD (oben) und Eppenberg bei Wöschnau SO (unten)

Abbildung 89: Châtillon-sur-Glâne bei Posieux FR

Abbildung 90: Chavailles bei Cottens FR

Abbildung 91: Courgevaux (Gurwolf) FR: Motte du Châtelard

Abbildung 92: Ecublens VD: Château de la Motte

Abbildung 93: Englisberg bei Granges-Paccot FR

Abbildung 94: Font bei Estavayer-le-Lac FR

Abbildung 95: Freiburg (Fribourg): Burg (Bourg)

Abbildung 96: Hattenberg bei Sankt Ursen FR

Abbildung 97: Illens (Illingen) bei Rossens FR

Abbildung 98: Illens bei Pont (Veveyse) FR

Abbildung 99: Kastels bei Düdingen (Guin) FR

Abbildung 100: La Feyla bei Le Mouret FR

Abbildung 101: La Roche (Zurflüh) FR

Abbildung 102: La Vuardaz bei Ecuvillens FR

Abbildung 103: Layaz bei Goumoëns-le-Jux VD

Abbildung 104: Le Ressat oder Les Corvets bei Châtonnaye FR

Abbildung 105: Neyruz (Les Gottes) FR

Abbildung 106: Ober Maggenberg bei Alterswil FR

Abbildung 107: Pérolles (Pigritz) in Fribourg (Freiburg)

Abbildung 108: Pi Tord (Pitor) bei Marly (Mertenlach) FR

Abbildung 109: Pont-en-Ogoz (Winterlingen) FR

Abbildung 110: Räsch bei Düdingen (Guin) FR

Abbildung 111: Raffort bei Chavannes-sous-Orsonnens FR

Abbildung 112: Ravenel bei Suchy VD (oben) und Villardin (Vuardin) bei Montet FR (unten)

Abbildung 113: Schönfels bei Heitenried FR

Abbildung 114: Seedorf bei Noréaz FR

Abbildung 115: Tornallaz bei Avenches VD

Abbildung 116: Trey VD

Abbildung 117: Vieux Châtel (Altburg) bei Lucens VD

Abbildung 118: Villarzel VD

Abbildung 119: Villarzel VD: Motte

Abbildung 120: Wistenlach (Mont Vully) FR

Abbildung 121: Der Burghügel der Hohburg bei Belp

Abbildung 122: Der Zwingherrenhubel im Altisberg bei Biberist SO

Abbildung 123: Der Bergfried von La Roche FR

Abbildung 124: Der Burgturm von Montagny (Montenach) FR

Abbildung 125: Die Doppeltürme von Pont-en-Ogoz FR

Abbildung 126: Grasburg bei Schwarzenburg: Die vordere Burg mit dem Bergfried

Abbildung 127: Schloß Vufflens (Waadt)

Abbildung 129: Das ehemalige Schloß Reichenbach bei Zollikofen

Abbildung 128: Der Rundturm von Geristein bei Bolligen

Abbildung 130: Schloß Burgdorf von Westen

Abbildung 131: Schloß Holligen in Bern

Erster Teil

Zur Entstehung des vorliegenden Buchs

Das Interesse für Burgen entstand beim Autor zu Schülerzeiten und war verbunden mit einer Begeisterung für Geschichte.

Schon als Dreizehnjähriger besuchte der Schreiber einige bekannte Burgstellen in der Umgebung von Bern: die Schwandiburg bei Stettlen, Geristein, die Hohburg bei Belp, Gümmenen und mehrmals die Burgruine Ägerten am Gurten.

Durch die Geländebegehungen und die Auseinandersetzung mit der Landschaft entstand für den Autor eine Verbundenheit mit der Heimat. Denn Burgen sind nicht isoliert zu sehen. Man muß das ganze Land betrachten.

Das Studium der Geschichte ließ für den Schreiber die Burgen etwas hintanstellen. Dafür kam ein besonderes Interesse am Städtebau auf. Und Burg und Stadt sind zwei Seiten der gleichen Sache, wie wir sehen werden.

Doch weiter besuchte der Verfasser bei Gelegenheit Burgen, ohne besondere Absichten und Fragestellungen.

1989 kam ein erster Anstoß, als der Autor auf dem Gemeindegebiet von Freiburg die teilweise erhaltene Erdburg Pérolles (Pigritz) entdeckte.

Der Einstieg in eine neue Betrachtung der Vorgeschichte, das neue Thema der Geschichts- und Chronologiekritik seit der Mitte der 1990er Jahre, machten die Burgenforschung für den Schreiber zu einem ständigen Begleitthema.

Den Anstoß bildete eine neue Untersuchung der Engehalbinsel bei Bern.

Die „keltischen“ Wälle des Oppidums in der Enge, die gallorömische Arena, die „römischen“ Mauern und die Nähe zum „mittelalterlichen“ Bern verlangten nach einer plausiblen zeitlichen Einordnung.

Nach 2000 verfestigte sich für den Autor das Bild von der Vorgeschichte. Es gelang nun, die verschiedenen Objekte zusammenhängend zu erklären.

Burgen, Schlösser und Wehranlagen erlauben von ihrer Art und ihrem Aussehen her Rückschlüsse auf eine bestimmte Epoche. Wie andere alte Bauten – vor allem Kirchen – stellen sie einen Königsweg dar zu einer ungefähren Einordnung vorgeschichtlicher Kulturen.

Neue Erkenntnisse stellten auch neue Fragen.

In dem vorliegenden Gebiet mußten schon besuchte Burgstellen wieder aufgesucht werden. Und jedes Objekt verbesserte das Bild über die anderen alten Erdwerke und Wehranlagen.

Ein anderer Anstoß kam von der Literatur:

1996 entdeckte der Verfasser die Erzählung Ein Abend zu Gerenstein von Johann Rudolf Wyss, erschienen zuerst im Almanach Alpenrosen von 1824.

Der Autor hat die Novelle in heutiges Deutsch übertragen und neu herausgegeben, in der endgültigen Ausgabe 2019 – zusammen mit Wyss’ Dichtung Der Ritter von Ägerten.

Die umfassende Erklärung und Deutung der Ruinen Geristein und Ägerten brauchte mehr als zwanzig Jahre. – Forschung erfordert nicht nur Arbeit und Fleiß. Man muß auch Zeit vergehen lassen.

2003 richtete der Autor die heute bestehende Webseite ein. Das bedeutete einen Quantensprung in der privaten Forschung. Nun war es möglich, sich in Bild und Text zu äußern.

Für die immer zahlreicheren Burgenartikel im Netz mußte ein eigenes Verzeichnis geschaffen werden. – Heute sind es über hundert Beiträge.

Gleichlaufend begann der Verfasser Bücher zu veröffentlichen.

Die Publikationen waren verfrüht. Die Erkenntnisse verbesserten sich dauernd und führten zu ständigen Neuauflagen.

Erst jetzt kann der Autor behaupten, daß die nunmehr neun Bücher in endgültigen Ausgaben vorliegen.

Auch in dem Hauptwerk Die Matrix der alten Geschichte (2021) wird auf Burgen eingegangen. Dort gilt des Autors Aufmerksamkeit vor allem den Kreuzfahrerburgen der Levante. Deren Struktur und Aussehen lassen sich mit entsprechenden Wehranlagen in Westeuropa vergleichen.

Die Ähnlichkeit etwa der Burgen Saône, Margat und dem Krak des Chevaliers in Syrien, Buffavento auf Zypern, Toprikkale im südlichen Anatolien, dazu etlicher Burgen auf dem Peloponnes wie Clermont oder Argos mit gewissen Burgen in Westeuropa sind unübersehbar.

Der Vergleich des achteckigen Grundrisses des berühmten Castel del Monte in Apulien mit Vailly-sur-Sauldre im Loire-Gebiet in Frankreich wird in dem erwähnten Werk als Illustration wiedergegeben.

Ebenfalls wird in der Matrix die monumentale Burganlage von Coucy im Département Aisne nordöstlich von Paris hervorgehoben. Diese beeinflußte in Einzelheiten sogar die Westschweiz.

Fazit der vergleichenden Betrachtungen war die Verwandtschaft französischer Burgen mit solchen in Unteritalien und in der Levante.

Chronologisch sah der Autor diese Bauwerke im Zeitalter der Gotik und der Kreuzzüge. Und diese waren nach einer revidierten Chronologie um die Mitte des 18. Jahrhunderts anzusetzen.

Seit 2000 begleitet den Autor zudem die Philologie, besonders die Namen- und Ortsnamenkunde. Auch von diesem Gebiet kamen wertvolle Hinweise für die Burgenkunde.

Ohne die Etymologie hätte man zum Beispiel kaum herausfinden können, daß die Burgstelle Gümmenen ursprünglich Maus(s) hieß.

Und vor allem lernte der Verfasser das ganze Ausmaß des Namenkomplexes Rom - Neapel – Troja – Iljum – Vesuv – Priamus - Persien, und so weiter begreifen.

Jede Burg ist grundsätzlich als ein festes Neapel oder Troja oder Iljum zu sehen. – Und in vielen weiteren Worten verstecken sich diese Namen.

Die Burgenforschung bekam eine neue Dimension.

Die Ortsnamenkunde hat sich seit langem zu Betrachtungen über den Ursprung der alten Sprachen erweitert.

Hier bekam der Schreiber schon vor über zehn Jahren die Gewißheit, daß die hebräische Sprache – und auch das heutige Deutsch - in Bern und im Bernbiet entstanden sein muß.

Man kann es auch anders sehen: Es existierte ein anfänglicher Sprachbrei. Aus diesem haben sich Deutsch und Hebräisch gleichzeitig ausgeformt.

Nicht nur die späteren romanischen Sprachen, sowie die Kunstsprachen Griechisch und Lateinisch sind durch den Neapel-Komplex geschaffen worden.

Mehrere Jahre vor dem Ruhestandsalter hatte der Verfasser Gelegenheit, in einem universitären Umfeld historische Detailarbeit zu machen.

Hier bedeutete besonders die Entdeckung der ältesten gedruckten Chroniken – Hartmann Schedel, Sebastian Münster, Johannes Stumpf, Grasser, Schweizer, und anderen - einen Sprung nach vorn.

Die Analyse der Inhalte lieferte dem Autor unschätzbare Hinweise auf die Entstehung des alten Geschichtsbilds.

Beispielsweise hat vorher niemand die Passage über das Ende der Römerzeit in Helvetien in der Schwyzer Chronik von Stumpf gelesen. – Die Beschreibung ist so genau, daß man annehmen muß, der Chronist habe den Wandel in seiner Jugend selbst erlebt.

Die „Römerzeit“ ging also vor gut dreihundert Jahren zu Ende.

Auch für die Burgen und Städte des Bernbiets brachten die obigen Forschungen einige wertvolle Hinweise.

Niemand hatte bisher Rudolf Gruners Buch über das alte Bern auch nur angesehen. Dabei schrieb jener Historiker dort, daß die steinerne Stadt erst in den letzten dreißig Jahren entstanden sei. – Und Gruner ist um 1780 anzusetzen.

Und niemand hat den versteckten Hinweis in Stumpfs Kleiner Schwyzer Chronik zur Kenntnis genommen: Dort sagt der Chronist, daß Büren an der Aare einmal Pyrenestica geheißen habe.

Die Entstehung der Anno Domini-Jahrzahlen wird von der Wissenschaft an den Rand geschoben.

Aber diese kamen nach den Erkenntnissen des Schreibers in den 1740er und 1750er Jahren auf. – Und die frühesten Belege findet man in der Berner Landschaft

Seit 2010 hatte der Autor Zugang zu digitalen Geländedaten. Damit war es endlich möglich geworden, selber hinreichend genaue Pläne von Erdburgen zu erstellen und sich unabhängig zu machen von den Geometern.

Das Werk Die Ursprünge Berns hatte bis 2022 den Untertitel, der von der besonderen Berücksichtigung der Burgen spricht.

Das Buch über Bern und das Bernbiet wurde dauernd redaktionell verbessert. Und bei den Burgen kamen ebenfalls ständig Ergänzungen hinzu.

Im März 2020 schließlich faßte der Schreiber den Entschluß, ein eigenes Buch über Burgen zusammenzustellen.

Dabei erinnert sich der Autor, daß er schon vor sechzig Jahren gewünscht hat, ein gutes Burgenbuch über Bern zu haben. – Aber ein solches mußte er selbst verfassen. Und das erforderte ein ganzes Arbeits- und Forscherleben.

Der Titel stand bereits zu Anfang fest: Seit 2016 gibt es im Netz einen gut besuchten Artikel Burgen rund um Bern.

Ebenfalls seit ein paar Jahren existiert im Netz eine allgemeine Burgenkunde, mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz und von Bern.

Die Arbeit an dem neuen Werk kam zügig voran. Es erschien ein erstes Mal 2021 dann erweitert 2022 und 2023 sogar zweimal.

Trotzdem hat der Autor für diese Ausgabe nochmals vier Objekte aufgenommen.

Parallel zur Redaktion des Burgenbuchs mußte der Verfasser das Werk über die Ursprünge Berns umarbeiten, also vor allem die dort ausgebreitete Burgenkunde herausnehmen.

2022 Ist jenes Buch in einer vollständig überarbeiteten Fassung neu erschienen.

Etwas Unangenehmes ist anzumerken:

Eben als der Autor im März 2020 mit der Arbeit an diesem Werk begann, brach dieser unselige Kronen-Virus-Wahnsinn los und das Land wurde in einen zwangsverordneten Stillstand versetzt.

Der Autor ahnte schon lange etwas.

Auf den letzten zwei Seiten von Die Ursprünge Berns äußert er sich besorgt über die gegenwärtige gesellschaftliche und politische Lage in Europa.

Die Zwangslage seit dem Frühjahr 2020 belastete den Schreiber schwer. – Aber da stand er nicht allein.

Trotz diesen Widrigkeiten ist das Buch erschienen.

Doch ein Schatten von Bitternis bleibt: Weshalb mußte dieser weltweite Irrsinn kommen? – Was wollte diese niederträchtige und menschenfeindliche Hygiene-Diktatur? – Alle diese Maßnahmen waren ohne Sinn und Verstand und führen Gesellschaft und Wirtschaft ins Verderben.

Zeitweise machte sich der Schreiber selber Vorwürfe:

Hat er mit seiner Arbeit vielleicht die bösen Geister aus den Burgruinen geweckt, die sagen wollten, daß die vergangenen Zeiten immer noch eine verhängnisvolle Macht über die Menschen ausübten?

Die Kritik an der alten Geschichte und Chronologie als Vorbedingung einer Burgenkunde

Burgenkunde als Teil der Geschichte ist eine Reise in die Vergangenheit.

Aber unser herkömmliches Bild der weiteren Vergangenheit ist falsch. Je weiter wir auf der Zeitsäule hinabsteigen, desto verschwommener werden die betrachteten Dinge. - Ereignisse und Zeiten kommen durcheinander.

In der Physik spricht man von einer Unschärferelation: Es ist unmöglich bei einem Teilchen gleichzeitig Zeit und Ort zu bestimmen.

Auch in der Geschichte wird jede Aussage über ältere Epochen bald einmal problematisch. Schließlich kommen wir in eine vollkommene Geschichtsnacht, die nuit de temps.

Und unsere Kenntnisse der Vergangenheit samt der Zeitbestimmung schwächen sich nach rückwärts schneller ab, als wir gemeinhin annehmen.

Das offizielle universitäre Bild der Geschichte versagt bei der Betrachtung der weiteren Vergangenheit: Die Wissenschaft fordert sicheres und datierbares Wissen. Aber dieses gibt es dort nicht mehr.

Aus dieser Erkenntnis hat der Autor die Geschichts- und Chronologiekritik formuliert.

Diese ist nicht ein Thema nebenbei, sondern Vorbedingung und Grundlage einer Betrachtung von alten Dingen, also auch von Burgen.

Des Autors Erkenntnisse über die Geschichts- und Chronologiekritik sollen hier kurz zusammengefaßt werden.

Unser Wissen über frühere Epochen wird immer dünner, je weiter wir auf der historischen Zeitsäule hinabsteigen.

Vor dem Jahr 1815 ist unser Wissen über geschichtliche Ereignisse unsicher. Vor 1789 taucht die Kultur fast senkrecht ab in eine vollständige Geschichtsnacht.

Mit Bauwerken – wozu auch die Burgen gehören – können wir durch architektonische Vergleiche noch Epochen unterscheiden und zeitlich schätzen.

Doch auch hier: Etwa dreihundert Jahren vor heute werden Zuweisungen und Schätzungen höchst unsicher und bald unmöglich.

Wir stehen auf dem Weg nach rückwärts zuerst vor einer „Römerzeit“, dann einer „Steinzeit“, also den Anfängen der Kultur. Dort läßt sich nichts mehr sagen. Vermutungen und Annahmen müssen sicheres Wissen ersetzen.

Vielleicht braucht es dies auch nicht. - Der Autor meint, daß die menschliche Kultur oder Zivilisation wohl nicht viel mehr als vierhundert Jahre vor heute hinabreicht.

Sicheres historisches Wissen ist an schriftliche Dokumente und an verläßliche Datierungen gebunden.

Es mag zwar schon vor dreihundert Jahren Inschriften auf Stein, Ton und Metall gegeben haben.

Doch den Beginn der Schriftkultur, damit die Entstehung von Bibliotheken und Archiven, setzt der Autor auf die Zeit um 1760.

Hier sind zwei Dinge anzumerken:

Die ersten Schriftwerke waren gedruckte Bücher. – Handschriften kamen erst später dazu.

Und zweitens sind sowohl deutsche wie hebräische Texte erst in Druckwerken nachweisbar, nicht vorher.

Um diese Zeit sind die heutigen Sprachen ausgeformt worden.

Die Bibel, die Kirchenväter, die griechischen und römischen Klassiker sind also erst um die genannte Zeit geschaffen worden.

Und die schriftliche Überlieferung der ersten paar Generationen – bis 1789, bis 1800 und bis 1815 enthält - von Ausnahmen abgesehen ‑ keine wahre Geschichte. Die Matrix des trojanischen Krieges und andere Textbücher scheinen durch alle Inhalte hindurch.

Auch war die ganze Schrifttradition religiös geprägt, so wie sich auch in den Formen und Grundrissen alter Bauwerke christliche Symbole finden.

Die wahre Geschichte entstand erst, als man die vorgegebenen Formate verließ und weltliche, aktuelle Ereignisse betrachtete.

Auch die Kunst in Form von Gemälden, Aquarellen. Zeichnungen und Musikwerken kann erst um 1760 entstanden sein. – Und ohne Bilder können wir uns alte Zeiten nicht richtig vorstellen.

Dasselbe mit der Chronologie.

Es gibt nur eine verläßliche Jahrzählung, nämlich die Anno Domini‑Datierung (AD). Diese wird seit langem universell und wie selbstverständlich verwendet.

Aber eine verbindliche Jahrzählung mußte zuerst erfunden werden, gleich wie das Alphabet, die Schrift und die Schriftsprachen.

Der Autor ist sich heute sicher: Die heutige Jahrzählung Anno Domini ist gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts aufgekommen.

Vor dieser Zeit ist es im Grunde unstatthaft, mit Anno Domini zu datieren. Man muß sagen „dreihundert Jahre vor heute“, nicht „um 1720“.

Zu dieser neuen Datierung gibt es ein paar wichtige Anmerkungen zu machen:

Die anfängliche AD-Datierung hatte drei arabische Ziffern mit einem Nagel davor, Letzteren las man als großes oder kleines I oder J.

Die ersten solchen Datierungen sind im Bernbiet festzustellen. In Die Ursprünge Berns wird darauf eingegangen.

Man kann sich fragen, weshalb man eine Jahrzählung mit drei oder vier Ziffern einführte und nicht eine, die mit eins begann.

Vielleicht stand hier die Idee des Milleniums dahinter. Der Heiland –etwa in der Person des Mönchs Hildebrand – war ein Kind eines beginnenden Jahrtausends.

Dann gibt es einen anderen Grund: Drei- oder vierstellige Jahrzahlen ermöglichten mehr Spielraum für Zahlenkonstruktionen.

Und vor allem konnte damit eine mehrtausendjährige Geschichtskonstruktion geschaffen werden, von der Geburt Christi bis heute, später sogar vor Christus.

Die ersten gedruckten Chroniken arbeiten schon mit vierstelligen Jahrzahlen, für die Anfänge mit Weltaltern.

Doch noch in den ersten Druckwerken – also nach 1760 - finden sich dreistellige Jahrzahlen mit einem J davor.

Die anfängliche Schriftüberlieferung schuf eine literarische Geschichtserfindung, mit oder ohne Jahrzahlen.

Und kein Chronist bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte ein Interesse daran, wahre Geschichte mit wahren Datierungen aufzuzeichnen.

Historiker, welche auf diese Überlieferung abstellen, auf Chroniken, Urkunden, Register und ähnliche Dokumente, begeben sich auf Glatteis.

Aus der ersten Schriftkultur können wir nur mit Mühe ein paar reale Ereignisse herausfiltern. Und auch diese bleiben inhaltlich und zeitlich nicht exakt bestimmbar.

Ein Burgenbruch zum Beispiel hat stattgefunden. Aber es gab ihn nicht in einem legendären „13. oder 14. Jahrhundert“, sondern kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Also müssen wir klarstellen: Die Burgen, von denen hier gehandelt wird, sind vorgeschichtlich. Wir können sie beschreiben, aber wissen im Grunde wenig über sie.

Eine weitere chronologische Erkenntnis hat sich im Laufe der redaktionellen Arbeit an diesem Buch ergeben:

Die „klassische“ Burgenzeit, wenn man so sagen darf, die Zeit der Erdburgen, Oppida, Kastelle und Steinburgen hat vielleicht etwa hundert Jahre gedauert.

Materialien und Literatur zur Burgenkunde

Das Interesse an alten Burgen erwuchs im Zeitalter der Romantik im beginnenden 19. Jahrhundert.

Aber schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben wir Quellen, die wir für eine Burgenkunde brauchen können.

Es begann mit Plänen und vor allem mit Bildern.

Bern war dabei mit besonderem Glück bedacht.

In dem Werk des Künstlers Albrecht Kauw haben wir eine einzigartige Quelle für das Bild der Burgen zu einer gewissen Zeit.

Kauw schuf für das bernische Regimentsbuch eines Herrn von Erlach eine Sammlung von etwa achtzig Aquarellen von Burgen, Burgruinen und Schlössern des damaligen Standes Bern, also mit dem Waadtland und Teilen des Aargaus.

Einige seiner Darstellungen hat Kauw danach auch in Öl ausgeführt, etwa die Schlösser Toffen, Reichenbach bei Zollikofen, Bremgarten bei Bern und Landshut bei Utzenstorf.

Zwei von Kauw dargestellte Burgruinen sind hier abgebildet: Allmendingen bei Bern und Alt Hünigen bei Konolfingen. - Diese Objekte sind nur durch jenen Künstler überliefert.

Selbstverständlich ist Kauw in die Zeit um und nach 1770 zu setzen und nicht ein Jahrhundert vorher, wie uns die Kunstgeschichte auf Grund falscher Datierungen weismachen will.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gibt es schon recht genaue Pläne und Landkarten. Also ist etwa auf einem Plan der Gemeinde Allmendingen bei Bern sowohl der Frumberg als Burgstelle im Hüenliwald bezeugt und die eben genannte alte Burg in dem Ort selber.

Auf zwei Karten des beginnenden 19. Jahrhunderts ist auch die seit langem verschwundene Burgstelle Englisberg auf dem Längenberg oberhalb von Kehrsatz an ihrem richtigen Ort, westlich der Anstalt Kühlewil, am östlichen Rand des Gummersloch genannten Waldtals verzeichnet.

Um die gleiche Zeit begann mit der Romantik die literarische Wiederentdeckung der alten Burgen.

Der vom Autor behandelte Schriftsteller Johann Rudolf Wyss der Jüngere schrieb, wie er mit anderen Gleichgesinnten einige Burgruinen rund um Bern besuchte: Ägerten, Geristein und die Hohburg.

Angeregt wurde Wyss von dem berühmten englischen Schriftsteller Sir Walter Scott mit seinen Romanen wie Ivanhoe und Kenilworth Castle.

Über die Ruine Ägerten am Gurten, später über Geristein, schrieb Wyss auch Dichtungen, die im Almanach Alpenrosen erschienen.

Die Neuausgabe von diesen zwei Dichtungen durch den Autor ist bereits erwähnt.

Walter Scott wurde nachher selbst von Wyss und seiner Geristein‑Novelle beeinflußt: Also schrieb der Engländer einen historischen Roman, der in den angeblichen Burgunderkriegen spielt. Der Titel des Buchs kann nicht deutlicher sein: Anne of Geierstein.

Nach Wyss’ Tod 1830 setzten andere einheimische Autoren die literarische Bearbeitung von Burgen und Burgengeschichten fort.

Bedeutung hat hier vor allem der berühmte Berner Schriftsteller Jeremias Gotthelf.

In Novellen wie Der letzte Thorberger, Kurt von Koppigen, Sintram und Guntram, Die drei Brüder und auch Die schwarze Spinne erwähnte jener Autor Burgstellen wie Koppigen, Münnenberg und Bärhegen.

Das Interesse, das durch literarische Werke an Burgen geweckt wurde, führte aber weniger zur sachkundigen Beschäftigung mit den alten Zeugnissen, sondern vor allem zu Raubgrabungen, die bis in die jüngste Zeit anhielten.

Um 1840 tat sich als zweiter wichtiger Burgendarsteller der Lithograph Johann Friedrich Wagner hervor. Dieser veröffentlichte, nach Kantonen gegliedert, eine Sammlung von etwa 120 Ansichten von Burgen und Schlössern der Schweiz.

Wagners Ansichten, etwa von Arconciel bei Freiburg, der Tour de la Broye in Moudon (Milden) und von Geristein sind besonders wertvoll.

Die Künstler Gabriel Lory Vater und Sohn, später Johann Rudolf Dill haben ebenfalls einige interessante Bilder von Burgruinen geschaffen.

Nach Bildern und literarischen Werken kamen sachliche Beschreibungen von Burgen auf.

Eine erste halbwegs wissenschaftliche Beschäftigung mit Burgen erfolgte durch Albert Jahn in seiner antiquarisch-topographischen Beschreibung des Kantons Bern von 1850.

Jahn handelte darin von helvetischen, römischen und mittelalterlichen Altertümern, wobei er auch das Kirchen- und Ritterwesen (!), Ortsnamen und Volkssagen einschloß.

Das Werk ist veraltet, aber ein paar Hinweise sind brauchbar. – Besonders fällt Jahns pedantisch genaue Beschreibung der Teufelsburg bei Rüti bei Büren auf.

In der Folgezeit war die Burgenkunde mehr auf einzelne Objekte beschränkt.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte der Lehrer Emanuel Lüthi mit einem Buch über alemannischen Ringwallanlagen in der Westschweiz einen größeren Zusammenhang zu schaffen. Das Werk ist voll von Begeisterung, aber eher wirr.

Eine übergreifende Burgenkunde der Schweiz wurde in den 1930er und 1940er Jahren mit dem Sammelwerk Burgen und Schlösser der Schweiz geschaffen.

Der Kanton Bern wurde dort in drei Teilen abgehandelt: Jura und Seeland, Berner Oberland und Mittelland und Oberaargau.

Die Teile über das Seeland, den Jura und das Oberland sind gut.

Der Teil über das Mittelland und das Oberaargau von Bernhard Schmid und Franz Moser (1942) hingegen ist gut illustriert, aber inhaltlich wertlos.

Die Hohburg bei Belp wird dort zum Beispiel nur in einem Nebensatz erwähnt – innerhalb eines mehrseitigen Artikels über den Ort!

Und bei etlichen Burgstellen nennen Schmid und Moser Standorte vom bloßen Hörensagen:

Ballmoos soll in einem Wald bei dem Weiler bei Jegenstorf gelegen haben. - Und die Burg Frumberg sei in einem Wäldchen bei Muri bei Bern zu suchen.

Als Kuriosum soll Friedrich Burri erwähnt werden, der im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sein ganzes Forscherleben der Grasburg bei Schwarzenburg widmete. – Die Ruine ist bedeutend, aber es gibt noch andere Schlösser!

Seit den 1930er Jahren wurden mehrere Burgstellen durch Ausgrabungen untersucht. – Anfänglich handelte es sich meist um Beschäftigungsprojekte im Rahmen der Wirtschaftskrise.

Der Turm von Oberwangen, die Schwandiburg bei Deisswil, Neu Bubenberg bei Schliern und – nach dem Krieg – die Kerrenburg bei Kernenried, Straßberg bei Büren an der Aare und gegen 1960 Alt Burgistein im Gürbetal und die Riedburg am Schwarzwasser, wurden durch Sondierungen erforscht und darüber Berichte und Pläne veröffentlicht.

Als Kuriosum soll die Untersuchung der Burgstelle Englisberg bei Granges-Paccot nördlich von Freiburg erwähnt werden: Die Ruine wurde 1961 ausgegraben und vermessen. Anschließend mußte sie eingeebnet werden, da sie in das Trassee der Autobahn zu liegen kam.

Allgemein fällt auf, daß das Schweizer Mittelland nie umfassend betrachtet worden ist. Der Jura und die Alpen hingegen sind seit langem gut untersucht. – Graubünden hat zum Beispiel ein altes und ein neues Burgenbuch von Niveau.

Die Burgen in den Alpen und im Jura sind meistens Steinburgen, die sich leichter untersuchen lassen als die große Zahl der Erdburgen im Mittelland.

Die wertvollsten Beiträge zur Berner und Schweizer Burgenkunde kamen vom Schweizerischen Burgenverein. Dieser veranlaßte zwischen 1974 und 1990 eine Burgenkarte der Schweiz in vier Teilen, jeder mit einem Textband, einem Kartenbändchen und einer Übersichtskarte im Maßstab 1:100'000.

Das Bernbiet findet sich dort im Teil 1 und 3.

Die von der Landestopographie herausgegebene Burgenkarte ist noch heute ein brauchbares Hilfsmittel für den Burgenfreund. Das Verzeichnis ist fast vollständig – es fehlen nur einige Burgstellen im Nordwesten von Bern wie Aspitanne, Ballmoos, Chutzenhubel, Heugraben und Sandbühl.

Die Beschreibungen sind summarisch und folgen den unmöglichen archäologischen Kriterien und Zeitstellungen. – Aber das kann man ausblenden.

Die vielen Detailpläne – auch von Städten – sind ebenso wertvoll wie die Beschreibungen.

Trotzdem drängte sich nach einer gewissen Zeit eine Neubearbeitung der Burgenkarte der Schweiz auf. Diese erschien 2007 ebenfalls bei der Landestopographie, nun Swisstopo genannt.

Formal besser als in der alten Karte sind es jetzt zwei Teile - westliche und östliche Schweiz. Die Detailkarten wurden in den Textband integriert, so daß in jedem Teil nur die Übersichtskarte 1: 200’000 beigefügt werden mußte.

Mit der neuen Burgenkarte hat sich der Autor ausführlich befaßt und darüber im Netz eine Rezension geschrieben.

Die neue Karte ist inhaltlich schlechter als die alte. Die Beschreibungen sind oft noch kürzer als vorher.

Dafür werden die Burgstellen mit Epochenangaben und irrelevanter Geschichte regelrecht zugekleistert. Von „bronzezeitlichen“ bis zu „hochmittelalterlichen“ Anlagen finden sich alle möglichen zeitlichen Zuweisungen.

Und wie schon in der alten Burgenkarte wirken ermüdend die dauernden Angaben „urkundlich erwähnt“ oder „keine urkundliche Erwähnung“.

Die neue Karte will alle Burgen in ein pseudohistorisches und absurdes chronologisches Prokrustes-Bett zwängen. – Der Benutzer wird dauernd belästigt und gestört. – Dabei ist bei einer Burg doch zuerst die Anlage von Interesse, nicht die Geschichte.

Man fragt sich manchmal, ob die Verfasser den historischen Schrott, den sie den Burgen anhängen, wirklich glauben.

Als Beispiel sei Diessenberg oberhalb von Oberdiessbach genannt. Der Ort ist schwer zugänglich, trug aber einst eine steinerne Burg.

Vor einigen Jahren stand in einem historischen Artikel, daß die Berner die Burg Diessenberg genau „am Palmsonntag (!), den 14. März 1331“ zerstört hätten.

Die alten Berner müssen Barbaren gewesen sein, daß sie einen hohen christlichen Festtag derart entweihten!

Und nebenbei: Wie hätten die Angreifer den allseitig steilen Felsgrat von Diessenberg besteigen können?

Das zuletzt genannte Datum widerspricht sogar der alten Burgenkarte. Dort steht, Diessenberg habe „1378“ noch bestanden.

Die Forscher verheddern sich im Gestrüpp der erfundenen Geschichte.

Und man merkt, daß die universitären Wissenschaftler die meisten Burgstellen, von denen sie sprechen, nie besucht haben.

Etliche Objekte der alten Burgenkarte, etwa Gestelen bei Kirchdorf, fehlen in der Neuausgabe.

Und weshalb ist Helfenberg bei Lanzenhäusern vergessen worden?

Viele Burgstellen haben von der alten zur neuen Ausgabe den Namen gewechselt. Der Klosterhubel wurde dialektal zum Chlosterhubel, Bärhegen zum Bärhegechnübeli.

Für das Bernbiet gibt es in dem seit fünfzehn Jahren erscheinenden Jahrbuch der Archäologie etliche gute und sachliche Beschreibungen von Burgstellen. Diese werden für eine Burgeninventarisation gemacht.

Ebenfalls ist ein 1996 erschienenes Werk über Stadtmauern in der Schweiz zu erwähnen. Hier finden sich gute Pläne von Altstädten mit Analysen und Bildern. – Stadt und Burg sind bekanntlich verwandt.

In der offiziellen Burgenkunde der universitären und archäologischen Stellen aber scheint sich nichts geändert zu haben. Eher wird die Sache mit noch mehr Pseudogeschichte und noch mehr chronologischen Nonvaleurs aufgemotzt.

Als Beispiel sei auf das neueste Werk verwiesen, das sich mit Schweizer Burgen befaßt.

In dem Sammelband Zeugen vergangener Macht und Herrschaft von 2017 schreiben verschiedene Autoren oft zusammenhanglos über Burgen und Schlösser im In- und Ausland. - Manche Beiträge gehören nicht zum Thema. – Und eine klare redaktionelle Linie ist nicht erkennbar.

Ein einziger Archäologe versucht sich am Thema der alten, der „mittelalterlichen“ Burgen in der Schweiz. Dabei verwirrt er den Leser durch übertriebene Kategorisierungen und fragwürdige begriffliche Unterscheidungen. Nicht zu sprechen von den absurden Epochen und Zeitstellungen, in welche die Objekte gezwängt werden.

Also stand auf dem Lindenhof in Zürich eine „ottonische“ Pfalz. – Aber das „Mittelalter“ hatte doch schon 500 Jahre vorher mit der Zerstörung des spätrömischen Kastells auf jenem Hügel begonnen!

Dann gibt es bei Hergiswil im luzernischen Vorgebiet des Napfs die Erdburg Salbühl.

Dank Ausgrabungen anfangs der 1980er Jahre weiß man jetzt, daß der Hügel von Salbühl „im 10. Jahrhundert AD“ als Burg befestigt wurde, die Anlage „im 12. Jahrhundert AD“ ihren Höhepunkt erreichte und „in der Mitte des 13. Jahrhunderts AD“ aufgelassen wurde. – Und über 700 Jahre später unternahmen die Archäologen Sondierungen auf dem längst vergessenen Burghügel!

Colombier bei Neuenburg hat ebenso abenteuerliche Datierungen.

Es gab in Colombier zuerst eine imposante römerzeitliche Villa, „1. bis 3. Jahrhundert nach Christus“.

Dann wurde über die Fundamente der Villa rustica in der Renaissance das noch heute bestehende Schloß errichtet. Das wären mindestens tausend bis tausendfünfhundert Jahre später: Im ganzen „Mittelalter“ hätte es in Colombier also nichts gegeben!

Der Datierungsschrott ist keine weitere Auseinandersetzung wert. Die offiziellen Zeitstellungen sind absurd und widersprechen sich im Grunde selber.

Doch je weiter von heute, desto genauer die Epochenangaben: Also habe es ottonische, salische, staufische, in Neuenburg auch „rudolfinische“ und im Tessin „langobardische“ Burgentypen gegeben. –Doch nach der Renaissance ist nichts mehr passiert.

Kommen noch die Burgenkategorien in Zeugen vergangener Macht und Herrschaft.

Da seien „im Frühmittelalter“ sogenannte „Höhenburgen“ entstanden. – Aber was war mit den vorgeschichtlichen Höhenbefestigungen –vom Mont Vully (Wistenlach) bis zum Uetliberg?

In jener Epoche hätte man aber auch „befestigte Höhensiedlungen, Erdwerke, Burgwälle“ und „Großburgen“ angelegt,

Nur fehlen Beispiele für solche Anlagen im Mittelland.

Auch fragt man sich, was der Unterschied ist zwischen einer Klein- und einer Großburg?

Und ist eine Erdburg nicht identisch mit einem Erdwerk?

Ferner: Was bedeuten „Herrenhöfe“ und „Mauermantelburgen“? –Hier werden Bautypen und Eigentümer durcheinandergebracht.

Interessant bei allen offiziellen Burgenbeschreibungen ist auch folgender Umstand:

Die Baugeschichte einer Burg und vor allem von erhaltenen Schlössern wie Burgdorf und Laupen wird teilweise bis auf ein Vierteljahrhundert genau bestimmt.

Doch ab etwa „1500“ scheinen in den Burgen und Schlössern keine bedeutenden Umbauten oder Neugestaltungen mehr stattgefunden zu haben.

Damit wird die wahre Geschichte auf den Kopf gestellt. Wenn die Anfänge der Erdburgen vor vielleicht 350 Jahren anzusetzen sind und die der Steinburgen vor 300 Jahren, so befinden wir uns gemäß den Archäologen in einem neuzeitlichen Nirwana.

Es ist wie überall in der falschen alten Geschichte: Die Wissenschaftler sehen eine anfängliche Vollendung und einen langen Abstieg in die Bedeutungslosigkeit.

Vor Jahren holten Schweizer Forscher einen deutschen „Burgenexperten“ ins Bernbiet, damit er die Grasburg bei Schwarzenburg deute.

Das Ergebnis lautete: Die Grasburg sei „spätstaufisch“, etwa in den „1230er Jahren“ entstanden.

Wie steht es mit den gotischen Fenstern dort? Gab es Gotik vor 800 Jahren?

Und die Grasburg soll eine „Reichsburg“ gewesen sein: Welches Reich besaß jenes Schloß?

In den letzten Jahren sind von offizieller universitärer und archäologischer Seite ein paar Objekte untersucht worden, die das Interesse des Verfassers weckten.

In diesem Buch wird unter anderem der große vorgeschichtliche Platz von Ravenel bei Suchy VD erwähnt.

Darüber haben zwei Autoren der Universität Lausanne eine Arbeit verfaßt und dabei auch die Burgruine Trey VD einbezogen.

Die Darlegungen sind gut recherchiert und dokumentiert. Aber man hat Mühe, das Wesentliche und Interessante herauszulesen. Denn die Darstellungen sind überlang und triefen von Rückgriffen auf eine nicht existente antike und mittelalterliche Geschichte.

Fast schon ungeheuerlich vom Umfang und vom Bemühen um Wissenschaftlichkeit ist ein kürzlich erschienenes Werk über den vorgeschichtlichen befestigten Platz von Friburg oder Freyburg, nördlich von Roggwil.

Auf 330 Seiten wird ein 2008 entdecktes und danach über Jahre untersuchtes Oppidum beschrieben. Dieses lag zwischen den kleinen Fließgewässern Rot und Langeten, die unterhalb des Platzes in die Murg münden.

Im Südwesten der Fläche wurde ein Graben und Wall festgestellt. Und im Osten sind noch Spuren der durch Kiesausbeutung stark entstellten Fläche zu sehen. Diesen Eingriffen fiel auch die Erdburg Kilperg oder Chilberg an der Nordostspitze der Anlage zum Opfer.

Die akribische Auflistung aller Funde und Befunde ist einfach zuviel.

Dafür wissen die Verfasser Außerordentliches: Das „spätkeltische“ Oppidum sei „von 90 bis 50 vor Christus“ bewohnt gewesen. – Und vor allem glauben die Forscher zuverlässig beweisen zu können, daß jener Platz den Namen „Morgiodunum“ getragen habe!

Haben die Ausgräber etwa die Innerortstafel jenes Platzes gefunden?

Die universitäre Etymologie hat auch schon früher abenteuerliche „keltische“ Ortsnamen erschlossen. – Beispielweise gehe Murten auf ein „Moriodunum“ zurück!

Der Verfasser dachte zuerst, auch Altreu an der Aare westlich von Solothurn in die Auswahl aufzunehmen. – Aber mehr als zwei Seiten eines ursprünglich rechteckigen Grabens lassen sich dort nicht mehr feststellen. Die Hälfte der Anlage ist durch Veränderungen des Flußlaufs weggespült worden.

Auch über Altreu gibt es neuerdings eine Untersuchung eines jungen Archäologen. Dieser hat durch Sondierungen nachgewiesen, daß es sich hier um ein „mittelalterliches“ Städtchen mit den Massen 180 mal 120 Meter handelte. – Frühere Geschichtsforscher sprachen von einem „römischen Flußkastell“.

Sogar eine alte Brücke über die Aare konnte in Altreu nachgewiesen werden.

Die Ergebnisse der Ausgrabungen kann man annehmen.

Leider bettet der Forscher die Erkenntnisse über Altreu in die abstruse Geschichte von den Guglern ein. Also hätte jenes fremde Reiterheer das kleine Städtchen „1375“ zerstört. – Welche Heldentat, die Einnahme eines Orts mit sechs Wohnhäusern!

Auch das erwähnte Freyburg bei Roggwil sei von dem an die Apokalypse des Johannes gemahnenden Reiterheer der Gugler erobert und niedergebrannt worden.

Die offizielle Geschichtswissenschaft und Archäologie macht es überall gleich: Sie taucht moderne Erkenntnisse in eine unmögliche Geschichte mit ebenso unmöglichen Zeitstellungen.

Offenbar angeregt durch die Forschungen des Autors, versuchten sich in den letzten Jahren auch ein paar Amateure und Dilettanten mit Burgenforschung im Bernbiet – peinlich darauf achtend, den Schreiber nicht zu nennen. – Deren Bemühungen kann man übergehen.

Wenig nützlich sind auch etliche Wikipedia-Artikel über Burgen. Man merkt, daß die Autoren die Objekte meistens nicht kennen, sich mit Abschreiben begnügen.

Hier gibt es Ausnahmen.

Als Beispiel diene der Wikipedia-Artikel über die Ruine Arconciel:

Die Beschreibung der Anlage ist auffallend gut. Kunststück! Der Schreiber hat sich dabei an dem Online-Beitrag des Verfassers über jenes Objekt bedient.

Doch die Wiedergabe der erfundenen Geschichte von Arconciel nimmt in jenem Artikel dreimal mehr Platz ein als die Beschreibung der Burg!

Ebensowenig taugen die Artikel des neuen Historischen Lexikons der Schweiz.

Bei den Berner Burgen wird dem Autor so bald keine Konkurrenz entstehen. Es braucht dazu eben mehr als nur ein oberflächliches Interesse an der Sache.

Burgenpläne als Grundlage einer Betrachtung

Die fundierte Betrachtung von Burgen bedingt zuerst eine persönliche Kenntnis der Objekte.

Für Orte in der näheren oder weiteren Umgebung des Forschers stellt dies kein Problem dar.

Großräumige Vergleiche ohne persönliche Besuche der Anlagen sind nur mit Einschränkungen möglich.

In jedem Fall braucht es für das Studium einer Burg einen möglichst genauen Plan.

Ein guter Burgenplan muß zwei Elemente enthalten: eine Darstellung des Geländes in Höhenkurven und eine genaue Vermessung der Mauerzüge.

Pläne zu erstellen war bis vor einem Jahrzehnt eine Domäne des Geometers. Aber solche Pläne sind aufwendig. Je nach der Größe des Kartenausschnitts braucht es Tage oder Wochen für eine Aufnahme im Gelände. Darauf folgt eine unter Umständen monatelange Bearbeitung und Reinzeichnung des Plans.

Es versteht sich, daß sich nur öffentliche Institutionen solche kostspieligen Pläne leisten können.

Und vorzugsweise wurden Pläne von erhaltenen Schlössern und von Burgruinen erstellt.

Die Erdburgen, die keine oder kaum mehr Mauerspuren zeigen, wurden vernachlässigt.

Das gilt auch für das Gebiet rund um Bern.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre skizzierte der Posthalter Bendicht Moser eine große Anzahl Berner Burgstellen in Gestalt von Schraffen-Plänen. Diese finden sich bis heute in zahllosen Veröffentlichungen wiedergegeben.

Aber die Moser-Pläne haben keinen wissenschaftlichen Wert.

Zwar sind von privater Seite in den letzten Jahrzehnten eine Reihe Burgenpläne entstanden, die aber nicht zugänglich oder in den Archiven der archäologischen Dienste verwahrt sind.

Die konventionellen Pläne der Geometer sind genau. Aber sie stellen das Terrain im heutigen Zustand dar, also mit allen modernen Wegen und Straßen, Steingruben, Häusern und offensichtlichen neueren Veränderungen des Terrains.

Zudem ist es bei den Geometern üblich, „alte“ Geländeformen, also Gräben, Wälle und Burghügel mit Schraffen, „Nägeln“ zu kennzeichnen. – Das aber ist Interpretation, somit diskutabel.

Der Burgenforscher interessiert sich mehr dafür, wie das Objekt früher ausgesehen hat.

Wälle und Gräben, aber auch Burghügel, können im Laufe der Zeit verschliffen werden. Das ist besonders der Fall, wenn das Objekt oder Teile davon außerhalb des Waldes liegen.

Da die meisten Burgstellen im Wald liegen, kommt ein weiteres Problem hinzu: Die heutigen Wälder werden meistens nicht mehr gepflegt. Gestrüpp und – besonders im Emmental – Tannen-Jungwuchs, aber auch liegengelassene umgestürzte Bäume, erschweren eine Begehung und eine Beurteilung des Terrains.

Der private Forscher war also bis vor zwölf oder fünfzehn Jahren benachteiligt. Er mußte die Landeskarten mit ihren Zehn-Meter-Höhenkurven als Grundlage für private Skizzen verwenden.

Doch die genaue Erfassung eines Erdwerks verlangt eine feinere Darstellung des Geländes.

Die Einführung von digitalen Oberflächen- und Terrainmodellen nach 2010 bedeutete eine Revolution. Nun waren nach und nach Plangrundlagen mit Ein-Meter-Höhenkurven und Relieftönung verfügbar.

So kann der Forscher mit der nötigen Computer-Software selbst solche Pläne erstellen.

Die Geländeaufnahmen der ersten Zeit wiesen noch Mängel auf. Man merkte, daß ein Automat das Gelände abtastete.

Also sah man eingeebnete Wälle und Gräben und Hügel, die viel niedriger oder höher waren als in Wirklichkeit.

Oder man sah Hügel, die es nicht gab. Umgekehrt wurde manchmal ein zehn Meter hoher Burghügel ignoriert.

Die heute verfügbaren Geländemodelle sind fortgeschritten, auch für besondere Ansprüche.

Aber nach wie vor gilt der Grundsatz: Selbst digitale Geländeinformationen verlangen eine persönliche Kenntnis des Terrains.

Für die Burgenpläne, die der Autor in diesem Buch und im Netz veröffentlicht, wurden folgende Kriterien angewandt:

Die Topographie soll getreu abgebildet werden.

Allerdings wurden moderne Wege und Straßen, Steinbrüche und andere offensichtliche Verformungen des Geländes nach Möglichkeit retouchiert.

Wälle und Gräben erlaubte sich der Autor manchmal deutlicher auszuzeichnen als sie sich heute darbieten.

Vor allem aber sucht der Verfasser die vorhandenen und vermutlichen Burgenmerkmale durch transparente Flächenfarben zu verdeutlichen.

Burghügel, Wälle und Gräben bekommen durch verschiedene Farbstärken mehr Relief und wirken anschaulicher.

Die Arbeit mit transparenten Farben verlangt viel Geschick. Der Forscher wird zum Künstler und Grafiker.

Die offizielle Archäologie hat eine gewisse Vorliebe für dreidimensionale Darstellungen von Burgen. Diese aber sind mit Vorsicht aufzunehmen: Sie wirken suggestiv, stellen aber letztlich diskutable Rekonstruktionen dar.

Eines ist klar: Den perfekten Burgenplan für alle Ansprüche gibt es nicht. Immer bleibt ein Spielraum des Ermessens übrig.

Neben den Ein-Meter-Höhenkurven sind für großflächige Objekte aus ökonomischen Gründen teilweise andere Plangrundlagen auf der Grundlage von Zehn-Meter Höhenkurven verwendet worden.

Für Geristein wurde in diesem Buch ein existierender Plan verwendet, ebenfalls für Pont-en-Ogoz.

Zuletzt soll die Frage des Planausschnitts erwähnt werden: Wie viel Gelände muß in einen Burgenplan hereingenommen werden?

Der Verfasser hat die Erfahrung gemacht, daß ein zu enger Ausschnitt die richtige Erfassung einer Anlage verunmöglicht.

Zu einer Burg gehört nicht nur Burghügel und Graben, sondern manchmal auch das Vorgelände.

Etliche der hier wiedergegebenen Pläne mußten aus diesem Grunde ein zweites Mal gezeichnet werden.

Begriffsbestimmung und Typologie von Burgen: Oppida, Refugien, Erdburgen, Erdwerke, Erdzeichnungen, Kastelle, Steinburgen

Die Bezeichnungen für Burgen und Wehranlagen führen mitten ins Thema.

Die verschiedenen Begriffe beinhalten dabei schon Charakterisierungen, die nicht immer richtig sind und oft zu falschen Schlüssen führen.

Das deutsche Wort Burg hat den gleichen Ursprung wie Berg:

Dahinter steht der Paraklet, jener Tröster, aber auch Mahner, der in alten Zeiten eine überragende Bedeutung hatte.

Eine Burg ist eine ernste Mahnung, eine Drohung, gleich wie die Namen Neapel, Troja und Iljum.

Die Bezeichnungen für Burg in den romanischen Sprachen und im Englischen führen zu leicht verschiedenen Bedeutungen.

Das englische castle, italienisch castello und französisch château gehen zurück auf das lateinische castellum, auch castrum.

Hier steht das Bild eines römischen Kastells, also dem befestigten Stützpunkt einer militärischen Einheit.

Ein Kastell hatte aus Mörtel gefügte Mauern.

Diese Eigenschaft trifft auch auf eine Steinburg zu.

Wie steht es aber mit einer Erdburg?

Schon in der Westschweiz ist festzustellen, daß etliche Erdwerke vergessen wurden oder unbeachtet geblieben sind. – Man versteht weshalb: Ein château de terre ist im Grunde ein Widerspruch.

Doch gibt es im Französischen noch den Begriff la motte und la motte castrale.

Das französische Wort, das man auch im Deutschen brauchen kann, hat einen vesuvianischen Ursprung:

Die Motte ist häufig rundlich und sieht daher aus wie ein Vulkankegel.

Aber eine Motte bezeichnet im Grunde nur einen Burghügel, nicht eine ganze Erdburg.

Nun gibt es das deutsche Wort Burg auch in den wichtigsten anderen Sprachen des Westens: englisch borough, italienisch borgo, französisch bourg.

Damit ist aber meistens ein Stadtteil, ein Quartier gemeint.

Diese Namen führen zu einem zentralen Punkt der Burgenkunde.

Was ist eine Burg und was ist eine Stadt?

Um die Frage zu beantworten, ist es nötig, einen weiteren Begriff für alte Wehranlagen zu betrachten.

Der Lateiner kennt das Wort oppidum und übersetzt es mit Stadt.

Die Übersetzung ist aber nur halb richtig: Oppidum bedeutet sowohl Stadt wie Burg.

Indem die Forscher nur die Bedeutung von Stadt kannten, kamen sie zu falschen Schlüssen, wenn eine Burg in lateinischen Texten oppidum genannt wurde.

Bei Oltigen an der Aare, aber auch bei der Grasburg bei Schwarzenburg, wurde behauptet, die Wehranlage habe auch ein Städtchen beherbergt.

Wer diese Objekte aber genau studiert, merkt bald, daß dies nicht stimmen kann: In diesen Plätzen ist für eine noch so kleine Siedlung kein Platz.

Wir kommen zu einer wichtigen Erkenntnis:

Eine Burg ist eine Stadt und eine Stadt eine Burg.

Die Größe der Anlage spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist der Charakter als fester Ort.

Das ist an und für sich einsichtig: Noch heute nennt man die Bewohner einer Stadt Burger oder Bürger – wenigstens im Deutschen.

Die Gleichsetzung von Burg und Burger erklärt, weshalb Ende des 18. und im frühen 19. Jahrhundert die Landbewohner gegenüber den Städtern benachteiligt waren: Ohne Burg gibt es keine Bürger.

Bei dieser Gelegenheit soll auch die Etymologie von Stadt erklärt werden. Das jiddische Wort Stetl hat den Ursprung am besten bewahrt:

Der Zusammenhang zwischen Burg und Stadt hilft zum Beispiel, die Anfänge des „mittelalterlichen“ Berns zu erklären.

Am Aare-Übergang bei der Nydegg gab es eine Erdburg. Diese wurde zu einer Steinburg ausgebaut, mit Donjon, Ringmauer und Umfassungsmauern bis zum Fluß. Der Platz beherbergte auch eine städtische Siedlung.

Die älteste Stadt Bern konnte unmöglich bei der Burg Nydegg beginnen: Zwei Burgen oder Städte am gleichen Ort vertrugen sich nicht.

Das erste Bern ist also weiter oben, im Bereich des Zytglogge zu suchen.

In alten Dokumenten wird eine Burg oft ein festes Haus genannt. Auch diese Bezeichnung ist richtig:

Das deutsche Wort Haus hat einen hebräischen Ursprung: ha’os bedeutet die Kraft, die Macht, die Zuflucht, die Burg.

Man versteht somit das englische Sprichwort: My home is my castle.

Es gibt noch eine weitere hebräische Bezeichnung für Burg: tir’ah, mit der Mehrzahl tirah’ot. – Tirol bedeutet also Burgenland.

Gibt es einen Unterschied zwischen Burg und Schloß?

Im heutigen Sprachgebrauch wird mit Schloß eher ein bewohntes burgartiges Gebäude, eine erhaltene Burg bezeichnet.

Wir sprechen von den Schlössern Thun, Laupen, Burgdorf, Trachselwald, Aarwangen, Nidau.

Der Begriff aber ist alt und gleichwertig wie Burg:

Es gibt ein weiteres hebräisches Wort für Mauer oder Burg; sha’ra. Die Mehrzahl shar(a)’ot hat sich im Deutschen erhalten: Eine zerstörte Burg ist nur noch Schrott.

Der Begriff Refugium ist veraltet. Übersetzt bedeutet er Fluchtburg.

Aber die wenigsten Burgen waren groß genug, als daß sie eine große Anzahl Leute mit Hab und Gut und mit Vieh hätten aufnehmen können.

Als Oppida bezeichnet man im heutigen Sprachgebrauch große vorgeschichtliche Wehranlagen. Also kann man den Begriff behalten, ohne ihn zu überschätzen.

Übrigens bedeutet das Wort OPPIDUM (PTM > (N)PTM > NPLM) ebenfalls Neapel, wie so viele alte Namen.

Im Bernbiet gibt es ein Oppligen bei Kiesen. In der Nähe, auf dem Oppligenberg, finden sich die Spuren einer kleinen Erdburg.

Dann haben wir die Begriffe Erdburgen, Erdwerke, Erdzeichnungen, aber auch schon Steinburgen.

Die Unterscheidung der Bezeichnungen wird uns auch in den folgenden Kapiteln beschäftigen.

Allgemein bezeichnen wir mit Erdburgen oder Erdwerken solche Anlagen, die ihre Wehrhaftigkeit allein durch Erdbewegungen, durch Burghügel mit Wällen und Gräben erhielten.

Steinburgen hingegen hatten mit Mörtel verbundene Mauern, im Unterschied zu den früheren Trockenmauern.

Römisches Mauerwerk war zuerst ein bloßes Charakteristikum, kein Hinweis auf eine „Römerzeit“.

Die „Römer“ bauten Stadtmauern auf diese Weise, später Kastelle.

Steinerne Burgen sind später, an den Beginn des „Mittelalters“ anzusetzen.

Erdburgen und Erdwerke haben ungefähr die gleiche Bedeutung.

Allerdings gibt es manchmal Zweifel.

Gewisse Erdwerke kann man unmöglich als Wehranlagen bezeichnen.

Wir kommen zu den Erdzeichnungen, also Figuren, die in die Erdoberfläche eingezeichnet sind.

Für den Autor ist nach und nach eine neue Kategorie der Erdwerke entstanden.

Bei den Erdzeichnungen oder Geoglyphen versagt die konventionelle Betrachtungsweise.