The Years I Dreamed Of You - Maya Hughes - E-Book + Hörbuch

The Years I Dreamed Of You Hörbuch

Maya Hughes

4,0

Beschreibung

"Ich schwor, dass ich versuchen würde, der Mann zu werden, den sie verdient hatte. Auch wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte."

Vier Jahre ist es nun her, seit Darren Keyton seiner großen Highschool-Liebe Bay das Herz gebrochen hat - vier Jahre, seit sie aus seinem Leben verschwunden ist. Doch das Schicksal gibt den beiden eine zweite Chance: Ihre Wege kreuzen sich wieder, als Keytons Footballtrainingslager an Bays Universität stattfindet. Plötzlich hat Keyton die Möglichkeit, seinen Fehler wiedergutzumachen und ihr zu zeigen, wie sehr er sie immer noch liebt. Denn eins weiß Keyton ganz genau: Egal wie schwer es für ihn sein wird, die Last seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen und Bay zurückzugewinnen, er wird nie aufhören, für sie und ihre Liebe zu kämpfen.

"Dares und Bays Geschichte ist wie eine emotionale Achterbahnfahrt, von der du nicht willst, dass sie jemals endet!" HANNA’S BOOK OBSESSIONS

Zweiter Band der LOVING-YOU-Trilogie

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Zeit:10 Std. 46 min

Sprecher:Wiebke BierwagVincent Fallow
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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

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Die Autorin

Die Romane von Maya Hughes bei LYX

Impressum

Maya Hughes

The Years I Dreamed Of You

Roman

Ins Deutsche übertragen von Bianca Dyck

Zu diesem Buch

Nachdem Darren Keyton seiner großen Highschool-Liebe Bay vor vier Jahren das Herz gebrochen hat, ist sie aus seinem Leben verschwunden und hat ihn voller Reue zurückgelassen. Er ist sich sicher, dass er niemals mehr jemanden so lieben kann wie Bay. Aber das Schicksal gibt den beiden eine zweite Chance, denn Keytons Footballtrainingslager findet ausgerechnet an der Universität statt, auf die Bay nun geht. Das gibt Keyton vier Wochen Zeit, sein Verhalten von damals wiedergutzumachen und Bay zu zeigen, dass er sich geändert hat. Bay hingegen will den größten Fehler, den sie je begangen hat, nicht wiederholen: Keyton ihr Herz zu schenken. Als sich für sie jedoch die einmalige Möglichkeit ergibt, ihren Traum von einer Musikkarriere zu verwirklichen, ist es ausgerechnet Keyton, der ihr dabei hilft. Schließlich würde er alles für Bay tun, denn eins weiß Keyton ganz genau: Egal was nötig ist, um Bay zurückzugewinnen, er wird nie aufhören, für ihre Liebe zu kämpfen.

Liebe Leser:innen, dieses Buch enthält Elemente, die potenziell triggern können. Diese sind:

Verarbeitung von Tod, Verlust und Trauer und Schilderungen von toxischem männlichem Verhalten

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis. Euer LYX-Verlag

1

Dare

Die Türen des Krankenwagens wurden zugeschlagen. Ich war frühzeitig zum Trainingslager erschienen, aber der Weg zu meinem Zimmer war durch die Wohnheimleitung und einen Geist aus meiner Vergangenheit verzögert worden. Nach der ganzen Hektik, die Schwangere in einen Krankenwagen zu verfrachten, hing das unterbrochene Wiedersehen mit dieser Frau aus meiner Vergangenheit nun wie eine düstere Wolke über dem neuen Kapitel meines Lebens als Profifootballspieler.

Sie hatte mir einen so wütenden Blick zugeworfen, dass ich mir sicher war, es würde kein erfreuliches Wiedersehen werden. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte nach der Art und Weise, wie wir auseinandergegangen waren.

Hank, der Assistenztrainer der Tight Ends, sprach mit erhobener Stimme, um sich über das Gemurmel der Menge hinweg Gehör zu verschaffen, die sich gebildet hatte, als der Krankenwagen vor dem Gebäude gehalten hatte. Ich hätte jedem seiner Worte angestrengt lauschen sollen. Zweimal am Tag Training. Teammeetings für alle und solche nur für die Offensivspieler. Ernährungsberatung. Krafttraining. Teambuilding-Aktivitäten. Ich musste dazu bereit sein, härter für meinen Platz im Team zu arbeiten, als ich es je zuvor in meinem Leben getan hatte. Ich hätte mir Notizen machen und mir jede Silbe einprägen sollen. Stattdessen konnte ich meinen Blick nicht von der schwarzhaarigen Frau abwenden, die in den letzten vier Jahren jede Nacht meine Träume heimgesucht hatte.

Bay. Ihr Name hallte in meinen Gedanken wider wie ein Gong, der mich bis ins Mark erschütterte. Ihre letzten Worte an mich suchten mich jede Nacht heim und rissen mir wieder und wieder das Herz heraus. Bay.

Sie wandte sich zu mir um, und ihr Blick begegnete meinem. Sehnsucht kollidierte mit Scham wie ein Lastwagen mit einer Tankstelle und explodierte in meiner Brust.

Ich war wie erstarrt, unfähig mich zu bewegen oder zu sprechen. Oder irgendetwas anderes zu tun, als die Frau anzusehen, zu der sie geworden war, seitdem sie mir vor eintausenddreihundertachtundneunzig Tagen den Rücken zugewandt hatte. All die Ansprachen, die ich seit Wochen – seit Monaten – in meinem Kopf eingeübt hatte, blieben mir in der Kehle stecken.

»Keyton«, bellte Hank.

Ich schrak auf und riss den Blick von ihr los. »Sorry, Sir.«

Er schüttelte den Kopf. »Diese Geistesabwesenheit schüttelst du bis morgen besser ab. Bei all der Aufregung habe ich die Schlüssel von der Wohnheimleitung gar nicht erhalten.«

Unwillkürlich machte ich einen Schritt nach vorn und legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn am Losgehen zu hindern. »Keine Sorge, ich kann das erledigen. Ich bin sicher, Sie haben wichtigere Dinge zu tun.«

Seine Augen verengten sich, bevor sich sein Blick aufhellte. »Da hast du recht. Es sollte schon alles auf deinem Zimmer sein. Falls nicht, kann die Wohnheimleitung oder die Teamkoordination dir helfen.«

Damit ging er davon und ließ mich alleine auf dem gepflasterten Hof des Wohnheimgebäudes zurück, das hinter mir von der kalifornischen Sonne beleuchtet wurde. Das siebenstöckige Gebäude aus Glas und Stein würde für die nächsten vier Wochen mein Zuhause sein. Unser Trainingslager.

Ich hatte nie damit gerechnet, hier zu landen. Nur vier Monate zuvor hatte ich in meinem leeren College-Stadthaus gesessen. Das Gebäude war von den vorherigen Bewohnern »Puff« getauft worden, und es war der Ort gewesen, an dem Nerfgun-Gefechte, Grillabende im Garten und andere Dinge stattgefunden hatten, die ich für immer in meiner Erinnerung tragen würde. Aber in jener Nacht war ich allein gewesen.

Ohne die anderen Jungs war mir das Haus vollkommen verlassen vorgekommen. Ich hatte bei laufendem Fernseher neben dem Telefon gesessen und mich gefühlt, als würde mein Herz in einem Schraubstock stecken. Nachdem die erste Runde des Drafts geendet hatte, war jeder Herzschlag eine Herausforderung gewesen. Ich hatte nicht erwartet, in der ersten oder sogar der zweiten Runde aufgerufen zu werden. Über den Bildschirm hatte ich zugesehen, wie zwei meiner Mitbewohner ihre Einladungen ziemlich früh erhalten hatten. Sie hatten dort mit ihren Freundinnen gesessen und waren mit einem breiten Grinsen im Gesicht in den Arm genommen worden. Ihre Namen waren in den ersten zwei Stunden aufgerufen worden.

Ihre Tickets in die Profiliga kamen mit sieben- und achtstelligen Antrittsboni daher.

Und dann, als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, war mein Name in der dritten Runde aufgerufen worden. Ich hatte keine Gruppe von Leuten um mich herum gehabt, die gejubelt und meinen Namen geschrien hatten, so wie die anderen Jungs. Stattdessen hatte ich alleine in meinem Zimmer gesessen und irgendetwas Zusammenhangloses vor mich hin gemurmelt, als das Telefon geklingelt hatte. Wenigstens war so niemand in der Nähe gewesen, um Zeuge des benommenen Ausdrucks zu sein, den ich eine Woche lange im Gesicht getragen hatte.

Der Gedanke, dass das Ganze hier tatsächlich passierte, war mir zu unmöglich erschienen, um ihn an mich heranzulassen. Selbst dann nicht, als das Flugticket nach Kalifornien in meinem Briefkasten gelandet war. Auch nicht, nachdem ich alles von meinem Kram verkauft hatte, was ich nicht quer durchs Land schleppen wollte, und den Rest eingepackt hatte.

Bei jedem einzelnen Schritt hatte ich erwartet, dass mir jemand mitteilen würde, dass das Ganze bloß ein schrecklicher Fehler sei. Oder dass ich nach einer Kopfverletzung in einem Krankenhausbett aufwachen und feststellen würde, dass ich nach wie vor ein Achtzehnjähriger war, der in Greenwood lebte.

Aber die Gefühle, die mich durchströmt hatten, als ich Bay das erste Mal seit unserem Abschluss wiedergesehen hatte, überzeugten mich nun doch davon, dass das hier real war. Ihren stechenden Blick konnte sich mein Gehirn nicht so detailliert ausmalen.

Mit schwitzigen Händen, schmerzhaft zusammengezogenem Magen und staubtrockenem Mund – weitaus schlimmer als bei unserem Spiel mit doppelter Verlängerung im August in Arizona – betrat ich wieder das Gebäude. Die nächsten vier Wochen würden wir gemeinsam innerhalb dieser Wände wohnen.

An den Türen auf beiden Seiten des Gangs standen jeweils zwei Namen und das Logo der L. A. Lions. Das Ganze erinnerte mich stark an den Einzugstag im College – nur dass jeder dieser Namen hier Hunderttausende bis Zigmillionen Dollar erhalten würde anstelle eines Bergs an Schulden, den man anhäufte, um am Ende mit einem Stück Papier in der Hand vom College abzugehen.

Die Gänge waren leer. Der Rest des Teams würde erst morgen am Antrittstag ankommen und die Zimmer füllen, aber ich war einen Tag früher gekommen. Nicht nur, um mich ohne das ganze Durcheinander in Ruhe einrichten zu können, sondern auch, weil ich sonst nirgendwo hinkonnte.

Nach fast drei Jahren mit meiner neuen vorübergehenden Familie, die aus einigen der besten Typen bestand, mit denen ich Football gespielt hatte, waren wir nach dem Abschluss getrennte Wege gegangen. Im einen Moment hatten wir noch zusammen abgehangen, gelacht und getrunken, und im nächsten hatte ich einsam in einem stillen Haus gesessen. Ich war als Letzter abgereist, was bedeutete, dass ich wieder ganz von vorne anfangen musste. Wir würden uns wiedersehen – sie hatten mich bereits dazu genötigt zu versprechen, dass ich nach dem Ende der Saison an einem Gruppenurlaub teilnehmen würde. Aber irgendwann würde ihr Leben hektischer werden und ich würde zurückgelassen werden.

Jetzt hatte ich ein neues Team, und diese Phase würde vielleicht sogar noch schneller vorbei sein. Ich würde das Trainingslager überstehen müssen, während die Gefahr, hinausgeworfen zu werden, stets über mir hing.

Alle anderen verabschiedeten sich vermutlich gerade von ihren Familien, gaben ihren Freundinnen Abschiedsküsse und feierten. Ich hatte einige wirklich großartige Typen zurückgelassen, die Freunde fürs Leben sein würden, allerdings hatte ich mich immer wie eine späte Ergänzung zum Team gefühlt und versucht, Halt zu finden, während alle anderen sich bereits eingelebt hatten. Ich war der Außenseiter. Und jetzt fing ich in einem neuen Team an, in dem ich erst einmal meinen Platz würde finden müssen – wenn es überhaupt einen für mich gab. Doch all diese Sorgen waren verblasst, sobald ich Bay gesehen hatte. Ihr Anblick war wie ein Schlag mit einem Hammer direkt gegen die Brust, der mir das Atmen schwer machte und mich benommen und schwindelig zurückließ.

Ich war davon ausgegangen, dass ich auf diesen Tag vorbereitet war, falls das Universum jemals so gnädig mit mir sein und ihn eintreffen lassen würde. Es war schwierig gewesen, nicht nach ihr zu sehen, geradezu unerträglich, nicht einfach in den sozialen Medien nach ihrem Namen zu suchen und ihr Gesicht zu sehen. Aber es wäre noch schwieriger gewesen, sie draußen in der Welt zu sehen und zu wissen, dass ich von Glück würde reden können, wenn sie mir nicht in die Eier trat, falls wir uns je wiedersehen sollten.

Das Trainingslager würde also noch härter werden, als ich mir vorgestellt hatte. Teammeetings. Spieltraining. Krafttraining. Ich würde Teil eines neuen Teams sein. Und Bay Bishop, das einzige Mädchen, das ich je geliebt hatte, würde den nächsten Monat über nur wenige Schritte entfernt leben. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider: Niemand könnte dich so lieben, wie du bist. Denn du bist ein Arschloch, das nicht anders kann, als die Menschen um sich herum zu zerstören.

Ich stand vor ihrer Tür. Auf einem Zettel stand ihr Name zusammen mit »Wohnheimleitungsassistenz« und ihrer Handynummer darunter. Es war eine andere als die, die noch in meinem Handy eingespeichert war und an die ich über die Jahre Hunderte, wenn nicht Tausende von Nachrichten geschrieben hatte, nur um sie dann wieder zu löschen. Selbst wenn ich sie abgeschickt hätte, hätte sie sie nie erhalten. Hatte sie meinetwegen ihre Nummer geändert? Hatte sie sichergehen wollen, dass ich keine Möglichkeit hatte, sie zu kontaktieren, während sie ihr neues Leben begann? Gab es überhaupt eine Entschuldigung für das, was ich getan hatte?

Als ich endlich die Hand hob, waren die Schatten auf dem Gang bereits länger geworden, hatten sich ausgedehnt und lauerten wie drohende Gestalten in allen Ecken. Dadurch fühlte ich mich kleiner, wie der verkorkste Achtzehnjährige, der nicht das Recht gehabt hatte, ihr die Dinge zu nehmen, die ich ihr genommen hatte.

Ich hatte die Faust erhoben, aber noch bevor ich anklopfen konnte oder es mir noch einmal anders hätte überlegen können, flog die Tür schon auf.

Ihr Kopf schnellte zurück, um meiner gehobenen Hand auszuweichen.

Hastig zog ich die Faust zurück und schob sie verlegen in meine Hosentaschen. »Hi.« Klang das so dumm, wie es mir vorkam?

Sie sog scharf die Luft ein. Und starrte mich an.

Jepp, definitiv. All der Small Talk, die ganzen Ideen, wie ich ein Gespräch hätte beginnen können, blieben mir im Hals stecken. Sie zu fragen, ob sie wie geplant Rechnungswesen als Hauptfach studiert hatte, wie ihr Abschluss gelaufen war – diese belanglosen Informationen wurden von der Wolke überschattet, die seit Jahren über mir hing. Wenn es um Bay ging, lief nie irgendetwas, wie es sollte.

Sie war noch genauso schön, wie ich es in Erinnerung hatte. Ihre Haare waren feucht, und sie roch nach dem Himbeer-Duschgel, das sie schon in der Highschool benutzt hatte.

Verdammt, wenn sie Zeit zum Duschen und Umziehen gehabt hatte, hatte ich schon länger hier draußen gestanden, als ich dachte.

Ihr welliges Haar wurde sowohl von der Feuchtigkeit als auch durch seine Länger beschwert. Es hing ihr jetzt weit über die Schultern. Die Brille war weg. Ihre stechenden champagnerfarbenen Augen verengten sich, während ihr Verstand die Tatsache verarbeitete, dass ich vor ihr stand. Sie war nicht froh, mich zu sehen. Warum sollte sie auch?

»Ich habe dir nichts zu sagen.« Sie stand mit verschränkten Armen im Türrahmen ihres Zimmers.

Ich leckte mir über die Lippen. »Der Schlüssel zu meinem Zimmer.«

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

»Hank hat gesagt, du würdest ihn mir geben.« Ich klammerte mich verzweifelt an diese Ausrede, wobei ich fest damit rechnete, dass sie mich dazu verdammen würde, draußen zu schlafen, bis jemand anderes auftauchte, um nach dem Schlüssel zu fragen.

Stattdessen atmete sie schwer aus und nickte. Ich war noch nie so froh darüber gewesen, frühzeitig da gewesen zu sein, denn so hatte ich ein paar kostbare Minuten in ihrer Gegenwart ergattern können.

Die Tür stieß ihr in den Rücken, als sie sie hinter sich zufallen ließ.

Wir standen dicht voreinander und starrten uns in die Augen. Die Luft um uns herum knisterte auf eine Art, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte, wenn ich in ihrer Nähe gewesen war.

Niemand könnte dich so lieben, wie du bist. Denn du bist ein Arschloch, das nicht anders kann, als die Menschen um sich herum zu zerstören.

Was sollte ich bloß zu ihr sagen, wenn ich ihr nicht einmal sagen konnte, dass sie sich irrte? Es gab so vieles, was ich ihr sagen wollte, aber Worte würden rein gar nichts ausrichten.

Sie schob mich mit der Schulter beiseite und ging an mir vorbei, da ich anscheinend die Fähigkeit verloren hatte, in ihrer Gegenwart normal zu funktionieren. Ein kleiner Beutel mit Reißverschluss hing an ihrem Handgelenk. Auf ihrem Rücken hatte sich ein nasser Fleck gebildet, an der Stelle, wo ihre Haare das marineblaue Oberteil berührten. Ihre Jeans schmiegte sich um ihren Po und ihre kraftvollen Beine, die bei jedem Schritt zu versuchen schienen, einen Krater in den Boden zu stampfen.

Die Zeit der Trennung hatte ihre brodelnde Wut und die Feindseligkeit mir gegenüber offensichtlich nicht mal um ein Grad abkühlen lassen. Das hatte ich zwar auch nicht erwartet, doch vielleicht hatte ein irrationaler Teil von mir dennoch darauf gehofft, dass alles vergessen sein würde oder dass es womöglich nur ein Fiebertraum gewesen war, den ich mir ausgedacht hatte, damit ich ihren Verlust besser verkraften konnte. Und dass sie mir eine dafür verpassen würde, dass ich sie nie angerufen hatte.

Vermutlich hatte ich einen Schlag auf den Kopf zu viel eingesteckt.

Ich beeilte mich, mit ihren schnellen Schritten mitzuhalten. Wir gingen um eine Ecke, und sie schob eine Hand in ihre Hosentasche, um eine Schlüsselkarte herauszuholen und sie vor das Kartenlesegerät zu halten. Neben der Tür hing eine Plakette mit der Aufschrift »Wohnheimleitung«.

»Wie war dein Abschluss? Heiß, nehme ich an. Es ist heiß …« Um nicht an meinem Kragen zu ziehen, ballte ich die Hände an meinen Seiten zu Fäusten.

Sie musterte mich mit versteinerter Miene, die eine klare Botschaft sandte: Sprich verdammt noch mal nicht mit mir.

Die Tür öffnete sich lautlos, und das Licht ging flackernd an. Sie marschierte zu dem durchsichtigen Behälter mit den bunten Ordnern, auf denen Klebezettel befestigt waren.

Mit flinken Fingern sah sie die Box durch, bevor sie einen Ordner herauszog und mit ausdruckslosem Gesicht wieder zu mir zurückkam.

War sie nicht kurz davor, vor Anspannung durchzudrehen? Oder vielleicht war sie eher kurz davor, mir das Gesicht zu zerkratzen oder mir einen raschen Tritt zwischen die Beine zu verpassen.

Sie hielt mir den Ordner entgegen, als würde es sich um einen toten Fisch handeln.

»Hast du schon einen Job gefunden oder bleibst du als Wohnheimleitung hier?«

Die Stille schmerzte mir in den Ohren.

Meine Kehle schnürte sich zu.

Sie ließ den Blick kurz auf den Ordner sinken, bevor sie ihn wieder zu meinem Gesicht hochschnellen ließ.

In diesem Augenblick war mein Mund trockener als die Sahara. Ich griff nach dem Ordner, wobei ich ihre Finger streifte.

Sie riss die Hand zurück, und der Ordner fiel zwischen uns zu Boden.

»Bay.« Es klang wie ein Krächzen, wie das Knarren eines rostigen Tors, dieses Wort, das ich mir vor über einem Jahr verboten hatte auszusprechen. Irgendwie schien es eines der wenigen Wörter zu sein, die ich in ihrer Gegenwart äußern konnte.

»Lass es.« Ihre Stimme klang scharf und endgültig, aber ich konnte ihr nicht so nahe sein, ohne mit ihr zu sprechen.

»Wir müssen reden.« Das Trainingslager würde zermürbende, nicht enden wollende dreißig Tage andauern, auf die ich mich vorbereitet hatte. Aber das bedeutete auch, dass sie mir so viel aus dem Weg gehen konnte, wie sie wollte. Zu wissen, dass sie mir näher war, als sie es seit Jahren gewesen war, ohne dass ich irgendetwas von dem, was ich ihr zu sagen hatte, aussprechen konnte – das würde mich umbringen.

»Wir müssen gar nichts. Diese Sache …« Sie gestikulierte zwischen uns hin und her. »… hat in Greenwood geendet.«

Sie versuchte, sich an mir vorbeizuschieben, doch ich konnte sie nicht gehen lassen, noch nicht. Es gab nicht eine einzige Sache, die ich ihr hätte sagen können, damit sie blieb. Nicht so, wie ich es gerne gewollt hätte. Nicht so, wie sie es verdient hatte.

Sie blickte stur geradeaus und lehnte sich mit der Schulter an den Metallrahmen der Tür.

Ich musste mich zurückziehen. Ich musste ihr den Weg frei machen. Allerdings war das hier womöglich der letzte Moment, den ich in ihrer Nähe verbringen konnte.

»Es tut mir leid.«

Ihr Kopf zuckte zur Seite. Unsere Körper waren sich so nah. Wir atmeten die gleiche Luft, reichten sie zwischen uns hin und her, wie in all den Nächten, in denen ich sie gezeichnet hatte, in denen wir zusammen Filme geguckt hatten oder in denen ich mich einfach wie der glücklichste Kerl auf der Welt gefühlt hatte, weil sie an meiner Seite gewesen war.

»Was für ein verdammtes Pech. Du kannst dir diese Entschuldigung so weit in den Arsch schieben, dass du die Haare auf deinen Fingerknöcheln schmecken kannst.« Ihre Augen blitzten gefährlich. Jeder ihrer Muskeln war angespannt und strahlte genau die Wut aus, die sie gerade mit jeder Silbe zum Ausdruck gebracht hatte.

»Also, das war verdammt bildlich.« Meine Mundwinkel zuckten, da meine Nerven mich im Stich ließen. Sie wirkte wesentlich härter als früher. Vielleicht hatte die Zeit, die sie in meiner Nähe verbracht hatte, dazu geführt.

»Ich wollte, dass du dir ein klares Bild machen kannst.« Ihre Stimme klang leise und giftig.

Ich ließ den Arm sinken und trat ein Stück zurück, bot ihr damit allerdings nach wie vor keinen direkten Fluchtweg. Ich verhielt mich in vielerlei Hinsicht völlig falsch, aber wieder einmal konnte ich einfach nicht anders. »Können wir nicht einfach miteinander reden?«

»Welcher Teil unserer bisherigen Interaktionen lässt dich annehmen, dass ich dir auch nur ein Wort zu sagen habe?«

»Ich … Ich dachte, du würdest vielleicht reden wollen.« Meine Handflächen fühlten sich an, als sollte mir der Schweiß von den Fingerspitzen tropfen. Es gab so viele Dinge, die ich ihr bei unserer nächsten Begegnung hatte sagen wollen. Ich hatte gedacht, mir würde mehr Zeit bleiben, um einen guten Plan parat zu haben, wenn es so weit war. Oder wenigstens ein paar funktionierende Gehirnzellen. »Um reinen Tisch zu machen.«

Ihre Wangen waren auf die gleiche Art gerötet wie früher, wenn ihr aufgefallen war, dass ich sie im Unterricht beobachtete hatte. Oder als ich sie gekitzelt hatte, bis sie mir keuchend befohlen hatte aufzuhören. Oder als wir in unseren Kappen und Roben auf dem Footballfeld gestanden hatten und sie mir gesagt hatte, dass ich verschwinden soll.

»Darüber, wie du mich vor der ganzen Schule gedemütigt hast? Darüber, dass du mit mir geschlafen und mir anschließend das Herz gebrochen hast?« Sie schluckte schwer. »Oder darüber, dass du die Gitarre meines Dads kaputt gemacht hast?« Ihre Stimme brach, und ich wollte mir die eigene Hand abhacken für das, was ich getan hatte.

Die Gitarre ihres Dads. Damals, an diesem sonnigen Sommernachmittag, hatten wir auf dem Feld gestanden, umgeben von unseren Klassenkameraden, und sie hatte gesagt, was ich mit einem Gegenstand angestellt hatte, der eine wertvolle Erinnerung an ihren Vater gewesen war. Und da hatte ich gewusst, dass es vorbei war. Sie würde mir nie vergeben, doch ich musste einfach wissen, ob es ihr gut ging. »Über egal was. Über alles.«

»Es gibt nichts, was du sagen könntest, um diese Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Absolut gar nichts.«

Schritte durchbrachen die Stille in dem zuvor verlassenen Korridor. »Bay, alles okay?«

Ein Typ kam auf uns zu, die Hände hatte er an den Seiten zu Fäusten geballt, so als wäre er bereit, sich für Bay zu prügeln. Ich würde es mit ihm aufnehmen können. Ich hatte die letzten zehn Jahre auf die eine oder andere Art trainiert und war in der Highschool schon oft mit Typen seiner Größe fertiggeworden. Aber ihn windelweich zu prügeln würde im Moment keines meiner Probleme lösen. Dadurch würden es nur verdammt viele mehr werden.

»Ja, ich bin hier fertig. Einer der Footballspieler ist früher angekommen, also habe ich ihm seinen Schlüssel gegeben. Er wollte gerade gehen.« Ihre Worte brannten wie ätzende Säure.

Mit dem Ellenbogen schob sie mich zur Seite, und die Tür, die hinter ihr zufiel, stieß mir gegen die Schulter.

»Wenn du sonst noch irgendwie Hilfe brauchst, wird dir die Teamkoordination sicherlich mit allem Weiteren helfen können.« Ihr Blick wirkte kühl und gleichgültig, ihr Tonfall fest und höflich, so als würde sie mit einem nervigen Fremden sprechen.

Dann ging sie mit dem Typen davon, der uns unterbrochen hatte, ohne ein einziges Mal zurückzublicken.

Jeder ihrer Schritte zog den Schraubstock um mein Herz ein bisschen fester zu.

Ich holte meine Sachen aus dem Auto.

Als ich den Aufzug betrat, vibrierte mein Handy.

Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Seitdem mein Name im Draft genannt worden war, waren es mehr geworden. Meine Nummer zu ändern stand nach dem Trainingslager ganz oben auf meiner Liste. Momentan wollte ich jedoch kein Geld ausgeben, das ich nicht hatte, und die Menge der Nachrichten hatte inzwischen etwas nachgelassen.

Unbekannt: Freut mich, dass du etwas aus dir gemacht hast.

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Ich blockierte die Nummer, so, wie ich es mit allen anderen davor gemacht hatte, und suchte nach meinem Zimmer. Nachdem ich gedraftet worden war, hatte ich viele Nachrichten bekommen, in denen ich um Geld, Tickets, Ausrüstung oder Connections gebeten worden war. Schließlich folgte jedoch eine andere Art von Nachrichten, die ab und zu eintrafen, eingestreut zwischen jenen Bitten, die mittlerweile zu einem dünnen Rinnsal geworden waren. Diese sprachen die dunkle Furcht an, die ich mit unendlich viel Mühe hinter mir gelassen hatte. Sie jagten mir einen Schauer über den Rücken und ließen kalten Schweiß auf meiner Stirn ausbrechen. Sie erinnerten mich daran, woher ich kam und wie sehr ich mich angestrengt hatte, um nie wieder dorthin zurückkehren zu müssen. Ich warf mein Zeug in eins der Schlafzimmer des Zweizimmerapartments, das einen gemeinsamen Wohnbereich und eine Kochnische hatte, und sah mich dabei kaum richtig um. Werbegeschenke der L. A. Lions lagen im ganzen Zimmer verteilt, dazu gab es Pakete mit Informationsmaterial auf dem Kaffeetisch vor dem Flachbildschirm.

Ich holte meine Trainingsklamotten aus der Reisetasche und zog sie an, bevor ich direkt wieder ging.

Auf dem Gang entdeckte ich jemanden in einem Lions-Poloshirt.

»Hey, wo ist der Trainingsbereich?«

Der Typ zuckte erschrocken zusammen. Vielleicht war ich ihm ein bisschen zu sehr auf die Pelle gerückt. Ich wich einen Schritt zurück und entspannte die Hände an meinen Seiten.

»Der … Der Trainingsbereich für das Team hat noch nicht geöffnet, aber das Fitnessstudio auf dem Campus ist offen. Es ist da drüben.« Er zeigte durch das Fenster am Ende des Gangs, das den Blick auf ein zweistöckiges Gebäude auf der anderen Straßenseite freigab.

»Danke.« Ich klopfte ihm auf den Rücken und eilte aus dem Gebäude. Im Fitnessstudio angekommen, ging ich sofort zur Hallenbahn auf der zweiten Etage. Ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, meine eigene Zeit zu übertreffen, pushte ich mich einfach so weit, bis sich meine Beine anfühlten wie Wackelpudding. Als ich völlig außer Atem war und meine Muskeln brannten, begab ich mich in den Bereich mit den Geräten. Ich wählte eine freie Bank, lud die Gewichte auf und drückte die glatte Metallstange so oft nach oben, bis mein letzter Durchgang um ein Haar damit geendet hätte, dass ich meine eigene Luftröhre zerquetschte.

Schwitzend, keuchend und kaum noch in der Lage zu gehen, schleppte ich mich zurück auf mein Zimmer. Es war besser, alles bei einem Work-out rauszulassen, als mich wieder meinen alten Gefühlen hinzugeben. Es war besser, wenn ich mich an den Rand der Erschöpfung trieb, obwohl ich wusste, dass meine Muskeln vor dem Trainingslager Zeit zum Erholen brauchten. Ich hatte keine andere Wahl.

Das kontrollierte und ausgeglichene Leben, an dem ich mich die letzten vier Jahre über festgehalten hatte, löste sich allmählich vor meinen Augen auf. Das Einzige, was noch schwieriger sein würde, als von Bay getrennt zu sein, wäre, ihr so nahe zu sein. Denn egal, was ich tat, sie würde die zerbrechliche Schale niederreißen, die ich über mein Leben gestülpt hatte, um alles zusammenzuhalten. Ich würde für immer in unserer Vergangenheit feststecken, bis ich alles wiedergutgemacht hätte. Bis ich auch nur einen winzigen der Teil der Liebe zurückverdient hatte, die sie mir geschenkt hatte, bevor ich sie zerstört und nichts als Scherben zurückgelassen hatte.

2

Bay

Ich riss mich zusammen, bis ich es aus dem Gebäude geschafft hatte. Das Herz hämmerte mir gegen die Rippen, als wollte es aus seinem Gefängnis ausbrechen. Meine Beine gaben nach, und ich drückte den Rücken an die Steinwand am unteren Ende der Treppe. Nur etwas so Starkes konnte mich jetzt aufrecht halten. Ich stützte die Hände auf die Knie und schnappte nach Luft.

»Was zur Hölle ist hier los? Was hat der Kerl dir getan?« Spencer hielt mich an der Schulter fest und funkelte wütend die Tür an, durch die wir gerade gegangen waren.

Ich tätschelte seine Hand. »Nichts. Er hat gar nichts gemacht. Bin nur einem Geist begegnet.«

»Du kennst ihn.« Er reckte den Hals, als könnte er durch die Glas- und Steinziegel an der Vorderseite des Gebäudes einen Blick auf Dare erhaschen.

Mein Herzschlag beruhigte sich allmählich wieder, und ich fühlte mich nicht länger, als hätte man mich auf ein Laufband gezwungen, das dreißig Kilometer pro Stunde lief. »Aus der Highschool.«

»Und der traurige Hundeblick in seinen Augen?« Er beugte sich vor, um nach den schmutzigen Details zu graben. »Der Ich-trete-dir-gleich-in-die-Eier-Blick in deinen?«

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen hob er das Kinn. »Du warst mit ihm zusammen. Ich bin sicher, er wäre auf der Piratenparty über die Planke gegangen.«

Das krönende Event am Ende unserer Orientierungsphase im ersten Jahr am College war eine Piratenparty gewesen: ein geradezu monströses Schiff aus Pappe, Planschbecken voller blauer Plastikbälle, Leute in billigen Kostümen mit Augenklappen und aufgeklebten Schnurrbärten. Bis heute kursierten epische Geschichten über diesen Abend. Spencer war »über die Planke gegangen«, wobei die Pappe gebrochen war, und bei seinem Fall ins Bällebad hatte er mir beinahe ein blaues Auge verpasst, während ich auf dem Rücken geschwommen war.

»Er hätte das verdammte Piratenschiff zerstört.« Mein Blick verengte sich, und ich funkelte Spencer an. »Okay, wir waren zusammen – oder so was Ähnliches.«

»Du wirkst nicht so, als würdest du auf Sportler stehen.« Er verschränkte die Arme und lehnte sich neben mir an die Wand.

»Woher willst du das wissen?« Ich stieß mich von der Wand ab und ging auf das Parkhaus zu.

»Weiß auch nicht. Wir kennen uns ja erst seit unserem ersten Jahr. Ich würde sagen, solange ich dich kenne, bist du immer nur mit Typen ausgegangen, die genau dem Gegenteil entsprachen.« Seine Augen leuchteten auf, als hätte er gerade eine längst verschollene Schatzkarte entdeckt. »Und er ist der Grund dafür, richtig? Keine durchtrainierten Sportler für unsere Bay. Nö, sie ist nur hinter den Nerds her. Oder Emo-Typen in Jeggings.«

»Das waren Skinny-Jeans.«

Spencer hustete sich in die Hand und gab dabei einen Laut von sich, der verdächtig nach »Jeggings« klang.

»Er hat nichts mit den Typen zu tun, auf die ich stehe. Er hat überhaupt gar nichts mit meinem Leben zu tun. Ich denke nicht mal an ihn.« Ich drückte auf den Knopf an meinem Autoschlüssel, um den Wagen aufzuschließen, bevor ich die Tür öffnete. Als ich mich auf den Sitz plumpsen ließ, stießen meine Zähne aufeinander.

»Sicher.« Spencer öffnete die Beifahrertür und spähte zu mir hinein. »Du denkst kein bisschen an ihn und bist deshalb auch nicht in das falsche Auto eingestiegen.«

Verdutzt musterte ich die Becherhalterung und die verchromte Sonnenbrille auf dem Armaturenbrett. Fluchend sprang ich aus dem Auto. »Wer zum Teufel schließt sein Auto nicht ab?« Ich schlug die Tür zu und schaute mich um, um sicherzugehen, dass der Eigentümer nicht in der Nähe war.

Spencer lachte und schlenderte zu meinem Auto hinüber, das drei Plätze weiter geparkt war.

Mit wütendem Blick fuhr ich mit dem Finger an meiner Kehle entlang, bevor ich in meinen Wagen stieg.

Immer noch lachend öffnete er die Tür und setzte sich.

»Du kannst auch zu Fuß gehen.« Ich verkrampfte die Finger am Lenkrad.

»Miss Er-hat-nichts-mit-den-Typen-zu-tun-auf-die-ich-stehe.«

Ruckartig drückte ich aufs Gas und bremste sofort wieder. Spencer schoss nach vorne, wobei sein Kopf auf das Armaturenbrett aufschlug.

»Arschloch.« Er schnallte sich an und rieb sich die Stirn.

»Musst du gerade sagen.«

»Ich sage ja nur, dass dein Ex, der Profifootballspieler, den nächsten Monat über in deinem Gebäude wohnen wird.«

Wenn mein Herz weiterhin so viele Schläge aussetzte, würde ich damit vermutlich zum Arzt gehen müssen.

»Glaubst du, er würde mir ein Autogramm geben?«

Ich boxte ihm gegen die Schulter. »Ist das jetzt dein Ernst? Ich erleide gerade einen Herzinfarkt und du faselst was von Autogrammen?«

Er lächelte und zwinkerte mir zu. »Erwischt.« Er formte Pistolen mit den Fingern und zielte auf mich, was nur dazu führte, dass ich sie ihm brechen wollte. »Warum erzählst du mir nicht davon? Danach fühlst du dich bestimmt besser.«

»Das bezweifle ich, aber na gut.« Während der Fahrt gab ich ihm die Kurzfassung der ganzen Geschichte. »Im Senior Year hatten wir was miteinander. Ich habe gesungen. Er hat Football gespielt. Wir haben gevögelt. Er hat die Gitarre meines Dads zerstört. Wir haben unseren Abschluss gemacht. Ende.«

Nachdem ich das Auto geparkt hatte, packte er mich am Arm. »Du hast gesungen?«

Ich warf die Hände nach oben. »Das interessiert dich am meisten daran?«

Mit offenem Mund nickte er. »Ich wusste, dass du Gitarre spielst, aber du hast tatsächlich gesungen?«

Ich schloss die Augen, und die Luft, die aus den Lüftungsschlitzen strömte, erinnerte mich an die kalte Brise auf der Hintertreppe, als ich dort das erste Mal mit meiner Gitarre gesessen und entschieden hatte zu singen. Die Energie war durch meine Finger geflossen und die ersten Töne hatten sich angefühlt, als würde ich die rostigen Scharniere eines Koffers öffnen, der randvoll mit alten Erinnerungen war. »Er war der erste Mensch, in dessen Gegenwart ich gesungen habe, abgesehen von meinem Dad.«

»Und er hat dir das Herz gebrochen?«

»Wohl eher zerschmettert, aber ja. Das hat er. Klassische Bad-Boy-trifft-braves-Mädchen-Explosion.«

Traurigkeit und Mitleid füllten seinen Blick. »Die Gitarre konnte nicht repariert werden?«

Ich schüttelte den Kopf. In meinen Augen stiegen Tränen auf. »Sie war vollkommen ruiniert. Als ich die Einzelteile in meinen Armen angesehen habe, konnte ich sie einfach nicht behalten. Selbst wenn ich sie in den Koffer gepackt und so getan hätte, als wäre die Gitarre nicht kaputt …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe sie weggeworfen.« Nur ein Stück nicht. Das einzige intakte Teil. Das Perlmutt-Inlay um das Schallloch herum, auf das ich als Sechsjährige mit einem Filzstift gemalt hatte. Es war mir immer als das zerbrechlichste Teil der Gitarre erschienen, doch irgendwie hatte es überlebt. Meinen Dad hatte das Gekritzel nicht gestört, stattdessen hatte er gesagt, dass es der Gitarre mehr Charakter verliehen hatte. Ich blinzelte die Tränen fort und packte das Lenkrad fester.

»Das ist echt scheiße.« Er schüttelte den Kopf, wodurch seine verstrubbelten blonden Haare noch mehr durcheinandergerieten.

»Was du nicht sagst. Wir sind spät dran. Lass uns gehen.« Ich sprang aus dem Auto. Im Gebäude zeigten wir der Rezeptionistin unsere Mitarbeiterausweise. Sie reichte Spencer ein Klemmbrett mit unseren Aufgaben für den Abend. Er genoss ihre Aufmerksamkeit, während sie mit den Wimpern klimperte und ihm ein flirtendes Lächeln schenkte. Seine zerschlissene Jeans mit den herabhängenden Hosenträgern kam mir mehr als idiotisch vor, aber ihm mangelte es dennoch nie an Frauen, die sofort mit ihren Haarsträhnen spielten, sobald er in der Nähe war.

Ich hingegen war weiterhin unsichtbar. Es war ein Wunder, dass sie nicht noch einmal nach meinem Ausweis fragte, obwohl ich schon seit drei Jahren herkam.

Ich verdrehte die Augen, und wir gingen in den Keller. Die Temperatur sank, als wir die milde kalifornische Sommerluft hinter uns ließen und in die leicht muffige Kellerluft hineintraten.

Wir benutzten unsere Ausweise, um die Tür von Raum 13 zu entriegeln, die sich am Ende eines langen Gangs mit vielen weiteren Türen befand. Unser Studio war kaum größer als ein Wandschrank. Es gab gerade genug Platz für einen Zweisitzer, zwei Drehstühle und die Computermonitore mit dem dazugehörigen, fast wandlangen Mischpult. Und einen übervollen Aschenbecher.

Spencer griff danach und leerte ihn in den Abfalleimer. »Sie könnten wenigstens ein bisschen aufräumen, bevor sie gehen.« Nachdem er sich die Hände an der Hose abgewischt hatte, blätterte er den ersten Zettel auf dem Klemmbrett um. »Hast du was von den Jobs gehört, für die du dich beworben hast? Du gehst am Ende des Monats, oder?«

»Versuchst du jetzt schon, mich loszuwerden?« Ich lachte, aber meine Brust wurde eng. Mit den letzten beiden Angeboten hatte ich so meine Probleme gehabt, aber eines stand noch aus. Genau das, von dem ich wusste, dass sie mich niemals nehmen würden, und bei dem ich um Zugeständnisse gebeten hatte, die eine frischgebackene College-Absolventin gar nicht fordern sollte.

Selbstsabotage an Tisch eins, bitte. Selbstsabotage an Tisch eins.

Die Bewerbungen hatte ich losgeschickt, nachdem Mom mich darüber ausgequetscht hatte, was ich nach dem Abschluss machen wollte. Anscheinend war Couchsurfen, House Hunters gucken und so tun, als müsste ich nicht in der echten Welt leben, keine gute Antwort. Aber noch war ich nicht fort.

»Was steht heute an?« Ich loggte mich im Computer ein und spielte an den Knöpfen und Reglern des virtuellen Soundboards herum.

»Ehefrau eines Basketballspielers. Freundin eines Basketballspielers. Mom eines Footballspielers?« Er kniff die Augen zusammen. »Oder Freundin. Kann ich nicht genau sagen.«

»Die müssen ja irgendwas tun, um ihren Tag zu füllen.«

»Das ist eine Masche, um irgendwann eine Realityshow zu bekommen.«

»Der absolute Traum.« Ich nahm Spencer das Klemmbrett ab, bevor ich die Namen und Notizen überflog. Der Gedanke daran, mein Leben live von Millionen von Leuten mitverfolgen zu lassen, ließ mich erschaudern. »Wie lange wird’s wohl dauern, bis uns die Ohren bluten?«

»Ich würde sagen, bis zum ersten Refrain. Wirst du das hier nicht vermissen, wenn du einen Job hast, bei dem du genug verdienst, um tatsächlich zu überleben?«

»Dieses glamouröse Leben hier?« Ich drehte meinen Stuhl und schlug mir das Knie am Tisch an. Schmerz schoss mein Bein hinauf. Mit einer Grimasse rieb ich mir das Knie. Ich würde es tatsächlich vermissen. Den Geruch des Studios, eine Mischung aus Schaltkreisen, Stahl und Holz, die Geräuschdämpfer an der Wand. Die langen Nächte. Menschen dabei zuzusehen, wie sie Musik machten, auch wenn ich es selbst nicht konnte. Die Aufnahmen zu mischen und sie genau richtig hinzubekommen. »Wie könnte ich das nicht?«

Unsere heutige Kundin kam fünfundvierzig Minuten zu spät zu ihrer zweistündigen Aufnahmesession, und zwar mit einer Gefolgschaft von mindestens fünf Leuten. Die Begleitpersonen wies ich an, im Wartebereich Platz zu nehmen, da mehr als zwei Leute unser winziges Studio in einen Sarg verwandelt hätten.

Als ich wieder zurückkam, hatte Spencer bereits alles vorbereitet, was unsere Kundin in der Aufnahmekabine benötigen würde. Mit den Kopfhörern auf dem Kopf und angeschaltetem Mikrofon starteten wir den Background-Track und gaben ihr das Startsignal zum Singen.

Sobald sie loslegte, schoss ich aus meinem Stuhl hoch, und meine Finger flogen förmlich über die Regler, um den Ton auf unserer Seite der Scheibe herunterzudrehen.

Spencer und ich tauschten einen Blick aus, und ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen. Wenn ein Pfau von einer kettensägenschwingenden Eule ermordet worden wäre, hätte das nicht schrecklicher klingen können. Und die Musik … Falls sie jemanden bezahlt hatte, um die Tracks für sie zu erstellen, sollte sie eine Erstattung und Schadenersatz verlangen.

Aber wir mussten mit dem arbeiten, was wir hatten. Also justierte ich, glich aus, was möglich war, und benutzte so viel Auto-Tune, wie ich konnte. Ich betrat die Kabine und gab ihr ein paar grundlegende Tipps, um das Kreischen auf ein Minimum zu reduzieren.

Zum Glück machte sie so viele Pausen, dass nur etwa fünfzehn Minuten Aufnahmezeit zusammenkamen, in der wir ihr zuhören mussten.

»Ich bin sicher, so was habt ihr vorher noch nie gehört.« Sie nahm die Kopfhörer ab und grinste dabei, als könnte sie Mariah Carey Konkurrenz machen.

Ohne dass das Lächeln auf seinem Gesicht ins Wanken geriet, flüsterte Spencer mir aus dem Mundwinkel zu: »Das hier wird mich noch in meinen Träumen heimsuchen.«

»Meine Alpträume werden Alpträume davon haben.« Auch ich hielt mein Lächeln aufrecht und sagte dann durch die Sprechanlage: »Das kannst du laut sagen. Wenn du willst, hätten wir jetzt das Playback für dich fertig.«

Sie gesellte sich auf unserer Seite zu uns, und ich verschränkte die Arme vor der Brust, damit ich mir nicht die Hände auf die Ohren schlug, als Spencer auf Play drückte. Nachdem sie sich hundertmal selbst mit dem Handy dabei gefilmt hatte, wie sie sich die Tracks anhörte, und ich das Gefühl hatte, dass mir die Ohren bluteten, war unsere Arbeit getan und die Kundin ging.

Wenigstens schien sie mit dem, was wir auf die Beine gestellt hatten, zufrieden zu sein. Ich hätte jemanden dafür ermordet, um wenigstens zehn Prozent ihres Selbstbewusstseins zu besitzen, was ihren Gesang anging.

»Bist du bereit, das alles hier aufzugeben, um Buchhalterin zu werden?« Er drehte sich in seinem Stuhl herum – oder versuchte es zumindest und stieß sich stattdessen das Knie an dem Zweisitzer und am Pult.

»All dieser Glamour, ich weiß, ich weiß.« Trotzdem sah ich mich in dem kleinen Wandschrank um, in dem ich fast zwei Jahre verbracht hatte, und wusste, dass ich ihn vermissen würde. Einfach alles hier. Ich wollte nicht gehen. Manchmal war mir danach, meine Füße in den Boden zu rammen und meine Finger in das durchgesessene, kaputte Ledersofa zu krallen, auf dem Hunderte von hoffnungsvollen Hinterteilen Platz genommen hatten, bis man mich rauswarf. Das Leben eines Studiomusikers konnte großartig sein, wenn es das war, was man wollte.

Ich hatte einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es war, vor anderen Leuten zu singen. Eine winzige Kostprobe, bevor das Kartenhaus in sich zusammengefallen war. Ich konnte nicht mehr so weitermachen und anderen dabei zusehen, wie sie ihren Traum lebten.

Zu versuchen, beide Realitäten parallel zu leben, würde mich langsam umbringen. Ich konnte Buchhalterin sein oder hinter einem Mischpult sitzen und endlos viele Menschen in die Aufnahmekabine gehen sehen. Ich war damit zurechtgekommen, Aufnahmen zu leiten, nach Schema F vorzugehen und so zu tun, als würde es mir reichen, hinter dem Pult zu sitzen. Dann war Dare aufgetaucht und hatte das Gleichgewicht in meinem Leben durcheinandergebracht, indem er mir gezeigt hatte, dass ich vor anderen singen konnte.

Dass er jetzt wieder aufgekreuzt war, war lediglich eine Erinnerung, die ich nicht brauchte. Jetzt hatte der Countdown der Realität für mich eingesetzt. Ich konnte nicht länger so tun, als würde das College für immer weitergehen. Als müsste ich keine Entscheidung treffen und der Verschluss, der sich um meine Stimmbänder gelegt hatte, als mein Dad gestorben war, würde sich auf magische Weise auflösen.

Für ein paar Monate war es so gewesen. Ich hatte in Dares Gegenwart singen können und dann sogar vor der ganzen Schule. Es war unglaublich gewesen, so als könnte ich plötzlich fliegen. Ich war so nah dran gewesen, endlich meinen größten Traum zu verwirklichen. Doch das Ganze hatte in einem schrecklichen, schmerzhaften Absturz geendet, von dem ich mich bis heute nicht erholt hatte. Das Gelächter, der geflüsterte und der nicht geflüsterte Spott – manchmal wachte ich schweißgebadet auf und konnte die Übelkeit in meinem Magen nicht loswerden.

Als ich wieder im Wohnheim ankam, waren das Foyer und die Gänge leer. Banner und Flaggen hingen entlang des Fußgängerwegs und in den Fluren. Je mehr sich die Dinge änderten, desto mehr blieben sie gleich. Es kam mir so vor, als wäre ich zurück in Greenwood, wo Football verehrt wurde und die Spieler unsere Gottheiten waren.

Ich bog um die Ecke und erstarrte. Neben meiner Tür stand Dare an die Wand gelehnt und sah aus, als käme er gerade von einem Filmdreh.

Die letzten vier Jahre hatte er mindestens fünfzehn Kilo an Muskeln zugelegt. Wenn er vorher ausgesehen hatte wie eine aus Stein gemeißelte Statue, wirkte er nun wie aus Stahl geschmiedet. Sein Kiefer war markanter. Er war sogar noch ein paar Zentimeter gewachsen. Es schien so, als wäre er auf seinem Weg, Profispieler zu werden, nicht gestolpert.

Er lebte seinen Traum, während ich unterwegs in die wunderbare Welt der Buchhaltung war. Nicht, dass das etwas Schreckliches war – mein Dad hatte als Buchhalter gearbeitet –, aber es brachte mich nicht so zum Strahlen wie das Musikmachen.

Ich hätte mich nirgendwo verstecken können, und wegen des Antrittstags würde ich morgen früh aufstehen müssen. Wenigstens würde er ab diesem Zeitpunkt zu beschäftigt sein, um sich mit mir abzugeben. Felicia hatte mir erzählt, dass die Spieler an den meisten Tagen von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends Training hatten.

Entschlossen ging ich auf ihn zu. Ich hatte die Absicht, ihn weder anzusehen noch mit ihm zu sprechen.

Er stieß sich von der Wand ab und beobachtete mich, während ich mich näherte.

Mit dem Schlüssel in der Hand ging ich an ihm vorbei und entriegelte meine Tür. Das Lämpchen leuchtete grün auf, und ich griff nach der Türklinke.

Doch bevor ich eintreten konnte, versperrte mir ein Arm den Weg. »Bay. Ich muss mit dir reden.«

»Das interessiert mich kein bisschen.« Ich starrte stur geradeaus, nur dieses Mal sah ich dabei direkt auf seinen Arm. Er war sehnig, und dicke Adern wanden sich über die angespannten Muskeln. Verdammt viel Zeit im Kraftraum.

»Können wir irgendwo hingehen und reden?«

»Klar, morgen früh um zehn.« Der Tagesablauf des Teams war uns schon vorab mitgeteilt worden, damit immer jemand hier war, falls jemand Hilfe benötigte.

Er massierte sich den Nacken. »Morgen ist Antrittstag. Wir müssen uns registrieren lassen. Da kann ich nicht.«

»Och, wie schade. Sieht so aus, als hättest du deine Chance verpasst.«

»Nenn mir eine andere Zeit.«

»Mittags.«

Er presste die Lippen aufeinander und sah enttäuscht aus. »Da hat unser Team ein gemeinsames Mittagessen.«

»Klingt so, als hättest du in den nächsten Wochen wahnsinnig viel zu tun. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich darauf konzentrierst.«

Ich duckte mich unter seinem Arm hindurch und huschte in mein Zimmer, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Dabei achtete ich darauf, ihm nicht die Finger einzuquetschen. Ein schlechtes Gewissen, weil ich seine Karriere zerstört hatte, war das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen konnte.

In der Einzimmerwohnung starrte ich die geschlossene Tür meines Schranks an. Dahinter befand sich eine Gitarre. Nicht die, die mein größter Schatz gewesen war – nein, die lag irgendwo auf einer Müllhalde. Ich krümmte mich auf dem Bett zusammen und hielt mich an dem Kissen fest, in dem ich mein Gesicht vergrub. Ich hätte sie nicht wegwerfen sollen. Ich hätte sie behalten sollen.

Mein Dad hatte sie so sehr geliebt. Er hatte es geliebt, mir beim Spielen zuzusehen und mir neue Akkorde und die Melodien seiner Lieblingssongs beizubringen. Wir hatten oft stundenlang zusammen in meinem Zimmer gesessen und gespielt, bis meine Mom hereingekommen war und uns zum Essen gerufen hatte. Ich hatte mir immer gewünscht, dass er stolz auf mich war, dass er in der ersten Reihe sitzen und mich auftreten sehen würde. Und jetzt konnte ich nicht einmal einen Ton herausbringen.

Der Schlaf übermannte mich rasch, aber dieses Mal hatte ich nicht den üblichen Alptraum. Ich stand singend auf der Bühne, das Rampenlicht war auf mich gerichtet, allerdings stand eine Gestalt im Schatten neben der Bühne und beobachtete mich. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, doch ihr Blick beruhigte meine Nerven und vertrieb den Drang, wegzulaufen und meinen Kopf in den nächstbesten Abfalleimer zu stecken. Daher wusste ich, wer es war. Warum konnte er mich in meinen Träumen immer noch so fühlen lassen?

3

Dare

Der Truck, der mich überrollt hatte, musste noch einige Male vor- und zurückgefahren sein, bevor er davongebraust war. Allerdings war es gar kein Truck gewesen. Ich war selbst daran schuld, dass jeder Muskel meines Körpers vor Schmerz aufschrie, als ich mich im Bett umdrehte.

Selbst in meinem Zimmer konnte ich den Lärm auf dem Gang durch die Betonwände hören. Heute war Antrittstag. Die anderen Spieler des Teams würden heute ankommen, und ich würde meinen Platz im neuen Team und dem neuen Leben finden müssen, auf das ich hingearbeitet hatte, seitdem ich das erste Mal einen Helm angezogen hatte.

Die Tür meines Apartments wurde geöffnet.

Durch meine geschlossene Zimmertür drang eine gedämpfte Stimme, die näher kam. »Verdammt noch mal.«

Dann wurde sie aufgerissen, und ich wurde von einem verschwommenen Umriss getacklet.

Ich reagierte mit einem gezielten Schlag in die Rippen, bevor ich die Hand zurückzog, um für den nächsten Hieb auszuholen.

Der Eindringling ließ von mir ab und stolperte nach hinten vom Bett weg.

»Was zur Hölle, Dare?« Über mir stand Knox Knight, der mich mit schmerzverzerrter Grimasse anstarrte und sich die Seite rieb. Sein Haar war kurz geschoren, und er war einige Zentimeter gewachsen und damit fast so groß wie ich.

»Knox?« Ich setzte mich aufrecht hin und atmete schwer, jetzt wo ich nicht mehr darauf vorbereitet sein musste, mir den Weg aus meinem Zimmer freizukämpfen.

»Wer zum Teufel sollte es denn sonst sein?« Er reichte mir eine Hand.

Ich nahm sie und sprang auf. Dann sah ich ihn an und konnte kaum glauben, dass sämtliche Teile meiner Vergangenheit plötzlich so explosiv aufeinanderprallten. Dann packte ich ihn und zog ihn in eine Umarmung.

»Ach, jetzt erkennst du mich?«, grummelte er, bevor er die Umarmung erwiderte und mir mit der Faust auf den Rücken klopfte.

»Ich wusste nicht mal, dass du hier sein würdest.«

»Tja, das passiert, wenn man erst in der vierten Runde gedraftet wird.« Er ließ mich los und verdrehte die Augen. »Aber als ich unsere Namen an der Tür gesehen habe, konnte ich es kaum glauben. Ich dachte, dass du vielleicht darum gebeten hast.«

»Ich habe nicht mal auf die Namen an der Tür geachtet. Ich war abgelenkt.«

»Von einem besonders begeisterten Fan?« Er grinste in Richtung meines zerwühlten Bettes.

»Nein, ich habe gestern trainiert und bin dann tot ins Bett gefallen.«

Er zog die Augenbrauen zusammen. »Du hast jetzt schon trainiert? Als hätten die nicht vor, uns den nächsten Monat über zu Tode zu schinden.«

»Hilft mir beim Einschlafen.« Ich zuckte mit den Schultern und starrte durch die offene Tür.

»Nach dem heutigen Tag werden wir dieses Problem nicht mehr haben. Das Training wird brutal, aber ich kann es verdammt noch mal kaum erwarten. Zwar werde ich wohl nicht viel Zeit auf dem Feld verbringen, doch wenigstens kann ich behaupten, ein Profispieler zu sein.« Sein Grinsen war ansteckend.

Ich zog ihn für eine weitere Umarmung an mich. »Schön, dich zu sehen, Mann.«

»Wirklich? Kommt mir nämlich gar nicht so vor.« In seinem Blick lag Traurigkeit. Anscheinend schauten mich alle Leute aus meiner Vergangenheit so an, wenn sie mich wiedersahen. »Ich hab dich seit der Woche nach unserem Abschluss nicht mehr gesehen.«

Ich fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare und sah ihn an. »Ich weiß.«

»Du bist nicht mal in den Ferien nach Hause gekommen.«

Und jetzt fühlte ich mich wie ein noch größeres Arschloch. Der glatte Schnitt, den ich nach dem Abschluss gemacht hatte, war wohl nicht so glatt gewesen, wie ich gedacht hatte.

»Ich hätte keinen Ort gehabt, an den ich hätte zurückkehren können.«

Er drückte meine Schulter. »Ich weiß, Mann. Hab das mit deinem Dad gehört. Zum Glück haben der Truck und die Tankstelle den größten Teil des Aufpralls abbekommen. Ich kann immer noch kaum glauben, dass er nur mit ein paar Kratzern davongekommen ist.«

So war es bei den Säufern doch immer. Wenn er jemanden verletzt hätte, dann hätte ich mir das niemals verziehen. Wenigstens war ich sichergegangen, dass er seinen Lebensunterhalt nicht mehr mit Fahren verdienen würde. Ein paar Anrufe hatten dafür genügt.

»Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«

Meine Muskeln verkrampften sich so schlagartig, dass ich dachte, die Sehnen hätten sich vom Knochen gelöst. Er hatte mir einige Briefe geschrieben, die durch das Postsystem des Campus ihren Weg zu mir gefunden hatten. Ich hatte sie weggeworfen, noch bevor ich das Postzimmer verlassen hatte.

Ich fühlte, wie mich die schäumende, wilde, außer Kontrolle geratene Wut überkam, die ich empfunden hatte, als ich wieder einmal über ihm gestanden hatte, nachdem er bei einem weiteren Saufgelage das Bewusstsein verloren hatte. Fast meinte ich, noch immer das Gewicht des Schraubenschlüssels zu spüren, der fest und kalt in meiner Hand gelegen hatte. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seitdem ich die Stadt verlassen habe.«

Knox nickte und ein wenig der Verärgerung wich aus seinem Ausdruck. »Ist vermutlich das Beste.«

»Wie geht es deinen Eltern? Sind sie hier?«

»Nee, habe mich vor dem Flug von ihnen verabschiedet. Bis zum Saisonstart wollen sie sich nichts vornehmen und sie haben mich wissen lassen, dass mein Zimmer immer auf mich wartet, egal was passiert. Sie rechnen nach wie vor damit, dass ich es versaue und nach Hause geschickt werde.« Er lachte.

»Sie wollen dich nur zurück in deinem alten Zimmer haben.«

»Wahrscheinlich.« Er schlug mir mit der Handfläche gegen die Brust.

Würde er jemals verstehen, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass er ein richtiges Zuhause hatte, zu dem er zurückkehren konnte? Dass er Eltern hatte, die stolz auf ihn waren, egal was passierte?

»Bedeutet das alles hier etwa, dass du nicht mehr in meinem Keller übernachten wirst?« Er streckte die Arme zur Seite aus und zeigte auf die kahlen Zimmerwände des College-Apartments.

»Ist nicht gerade eine Fünf-Sterne-Suite.«

»Du weißt, was ich meine. Du bist in der dritten Runde gedraftet worden. Meine Einladung ist quasi per Brieftaube gekommen. Und ich bin mir sicher, dein Antrittsbonus ist um einiges netter als meiner.«

Ich massierte mir den Nacken. »Es war ziemlich unerwartet.«

Grinsend boxte er mir gegen die Schulter. »Bei der Anzahl an Spielen, die ihr an der Fulton U gewonnen habt, weiß ich gar nicht, was du erwartet hast.«

»Nachdem ich die letzten vier Jahre buchstäblich damit zugebracht habe, mein ganzes Zeug wie ein Einsiedlerkrebs durch die Gegend zu schleppen, hätte ich mir so viel Geld nicht mal im Traum vorstellen können. Und das sogar nach den Steuern und dem Anteil meines Agenten.« Ich drückte noch einmal die verspannten Muskeln in meinem Nacken und schüttelte den Kopf. Als der Antrittsbonus auf meinem Konto eingegangen war, hatte ich ihn noch mindestens zwanzig Mal überprüft. Selbst Wochen später erwartete ich nach wie vor, dass jemand von der Bank mich anrief und mir mitteilte, dass es eine Verwechslung gegeben hatte. Ich hatte noch keinen Cent von dem Geld angerührt.

Die Angst, es zu verlieren, war einfach zu groß, nachdem ich so viele Jahre lang gerade so über die Runden gekommen war, indem ich zusätzliche Sandwiches und Cookies aus der Cafeteria geschmuggelt und nie eine kostenlose Mahlzeit abgelehnt hatte.

Die Realität war angsteinflößender als all meine Träume, es im Leben endlich zu etwas zu bringen. Die Sparsamkeit und Hingabe hatten mich hierhergeführt, zum Startpunkt der Karriere eines jeden Football-Spielers. Und sie boten mir die Gelegenheit, im ganz großen Stil zu versagen, auf einer Ebene, auf der ich mich vorher noch nie befunden hatte. Von dem Moment an, wenn wir morgen das Trainingsfeld betraten, würden ununterbrochen Kameras auf uns gerichtet sein.

Wenn ich das hier versaute, gab es keinen anderen Weg mehr, keine zweite Chance. Das hier war meine einzige Möglichkeit, groß rauszukommen.

»Das kannst du laut sagen. Ich suche allerdings nach einem Apartment. Mein Agent hat schon ein paar Wohnungen in Aussicht, die ich mir nach dem Trainingscamp ansehen kann. Wo wirst du im Anschluss wohnen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Habe noch nicht viel darüber nachgedacht, was als Nächstes kommt. Eins nach dem anderen.«

»Der Rest sollte auch bald da sein. Wir sollten uns schon mal einen guten Platz suchen.« Er eilte durch die Tür.

»Wovon zum Teufel sprichst du?«

»Hast du dir noch nie Videos vom Antrittstag angeschaut?« Er bedachte mich mit einem Blick, als hätte ich gerade gesagt, dass ich mein Spielbuch zu Hause vergessen hatte.

»Nein?«

Er warf die Hände in die Luft und marschierte durch den Wohnbereich in sein Schlafzimmer. »Der Tag wird verrückt. Beeil dich und zieh dich an.«

Ich schnappte mir meine Klamotten und zog sie über. Vom Fenster am Ende des Gangs der ersten Etage aus hatte man eine Spitzenaussicht auf die Front des Gebäudes. Über Nacht war der Bereich in das Territorium der Lions verwandelt worden. Vor dem Gebäude hingen überall Banner und Flaggen und die Nummern sämtlicher Spieler lagen auf dem Rasen entlang des Weges. Fans, Reporter und andere Leute, die angesichts des Spektakels neugierig waren, säumten den Rand der Zufahrt.

Spieler, vollgepumpt mit Vorfreude und Testosteron, kamen in Hummer-Geländewagen, einem Batmobil – das womöglich sogar das echte war – und Sportwagen, die mehr wert waren als mein Antrittsbonus, auf den Hof gefahren. Sie stachelten die Menge an.

Dass ich gestern vor dem ganzen Trubel angekommen war, hatte mir die Möglichkeit gegeben, zu Atem zu kommen, nachdem ich quer durchs Land gezogen war. Aber ich würde dem Ganzen nicht lange davonlaufen können. Das hier war jetzt mein neues Leben.

Der Hörsaal mit den nach oben ansteigenden Stuhlreihen war weit über seine Kapazitäten hinaus gefüllt. Sämtliche Sitzplätze waren besetzt, viele Leute standen zudem in den Gängen und entlang der Wand, aber das hier war keine Vorlesung. Es war unsere erste Teamsitzung. Mein erstes professionelles Teammeeting.

Coach Taylor, der Cheftrainer der L. A. Lions, stand unten im Bereich vor dem Rednerpult und ging auf und ab, während er detailliert beschrieb, wie sehr die nächsten vier Wochen eine Rolle dabei spielen konnten, ob unsere Profikarrieren ein abruptes Ende nahmen.

»Es wird Teambuilding-Events geben. Bowling. Karaoke.«

Einige jubelten, andere stöhnten. »Einen Filmabend und ein Konzert. Die werden alle vom Betreuungspersonal koordiniert, das ihr in den Gängen stehen seht. Es reicht nicht, wenn ihr auf dem Feld gut mit euren Teamkollegen zusammenarbeitet. Euch muss bewusst sein, dass ihr euch gegenseitig den Rücken freihalten müsst, und dafür müsst ihr Vertrauen aufbauen. Die Teilnahme an diesen Events ist nicht obligatorisch, aber höchst ratsam.«

Er klopfte sich mit einem zusammengerollten Papierstapel auf die Hand.

»Die Trainer werden die Spielbücher verteilen. Schützt sie mit eurem Leben. Ich will nicht, dass ihr ihnen Apps oder sonst irgendeinen Mist hinzufügt. Sie werden zu einhundert Prozent von den Trainern kontrolliert und können ferngesteuert gelöscht werden, falls sie verlorengehen. Also verliert sie nicht.« Er hielt inne und nahm sich die Zeit jedem einzelnen Spieler im Raum in die Augen zu sehen.

Ein Stapel Tablets in Schutzhüllen mit unseren Namen drauf wurden durchgereicht. D. Keyton.

Meine Finger verkrampften sich an den Rändern der Schutzhülle, und ich atmete schwer aus. Die Realität war fast so angsteinflößend wie der Traum.

»Richtet eine Touch-ID für die Geräte ein, damit nur ihr auf sie zugreifen könnt. Während des Trainingslagers liegt euer gesamter Fokus auf dem Team. Familien, Ehefrauen, Freundinnen, Freunde.« Er räusperte sich. »Fans. Erlaubt niemandem Zutritt zu euren Apartments. Wenn ihr Probleme habt, meldet euch bei eurem Coach oder einem Mitglied des Betreuungspersonals. Wir möchten hier keinen Ärger, noch bevor die Saison überhaupt anfängt. Wir haben so schon genug zu tun, auch ohne das ganze Drama, das ihr alle so gerne verursacht. Die ganzen Ablenkungen von außen werden abgestellt – ihr seid alle hier, um euren Job zu machen. Und eure Teamkameraden verlassen sich darauf, dass ihr diesen ordentlich macht. Wenn ihr gegen die Ausgangssperre verstoßt, setzt ihr nicht nur euren Platz im Team aufs Spiel, sondern auch eure Brieftasche. Ihr bekommt dafür eine Geldstrafe. Ihr könntet euren Platz verlieren oder nicht dazu eingeladen werden, euch uns in dieser Saison anzuschließen. Habt ihr das alle verstanden?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und setzte den typisch mürrischen Blick auf, den ich an der Seitenlinie von so vielen Spielen gesehen habe.

»Steht bitte auf.«

Alle erhoben sich.

»Wenn ihr schon mal in einer Nationalmeisterschaft gespielt habt, bleibt stehen. Alle anderen setzen sich wieder.«

Knox und ich setzten uns, wie fast die Hälfte der Leute im Raum.

»Wenn ihr einen Meisterschaftsring tragt, bleibt stehen. Alle anderen setzen sich.«

Zehn Spieler blieben stehen. Einige davon waren erfahrene Spieler, deren Trikots ich mir in meiner Jugend gekauft und angezogen hätte, wenn ich das Geld dafür gehabt hätte. Jetzt saß ich mit ihnen im selben Raum.

»Kannst du glauben, dass wir tatsächlich hier sind?«, flüsterte Knox. Dabei drückte er meinen Unterarm so fest, dass ich dachte, er würde gleich aufspringen und »All I Do Is Win« oder irgendeinen anderen Motivationssong singen, den wir früher in der Sporthalle gespielt hatten, um alle anzustacheln.

»Nein, aber wir müssen wenigstens so tun als ob«, flüsterte ich zurück.

Ein paar Leute drehten den Kopf in unsere Richtung, und ich blickte hinunter zum Coach.

»Siebzehn Übungsspiele, bevor die Vorsaison anfängt. Wir haben Work-outs und nur siebzehn Trainingsspiele, um aus euch ein funktionierendes Team zu machen. Eure Positionstrainer werden eine Menge von euch verlangen, und ich werde sogar noch mehr von euch erwarten. Vor dem Saisonstart werden wir einige von euch gehen lassen müssen, manche werden im Übungsteam landen. Behaltet das im Hinterkopf, wenn ihr im Fitnessraum seid, eure Übungen macht und euch bei den Übungsspielen den Hintern aufreißt.

Dieses Jahr befinden wir uns nicht im Wiederaufbau. Dieses Jahr sind wir an der Spitze. Gebt auf dem Feld alles und ihr seid dabei, wenn ich diese Ansprache nächstes Jahr wieder halte. Holt euch was zu essen, ruht euch aus. Morgen steht uns ein langer Tag bevor.«

Er entließ das Team. Alle grölten, als wären wir vor unserem letzten Spiel im Umkleideraum und würden uns gegenseitig anstacheln und unser Adrenalin zum Kochen bringen, bevor wir die Saison motiviert angingen. Die Leute strömten aus dem Hörsaal. Rasch bildeten sich Gruppen von Typen, die zusammen zur Highschool oder zur Uni gegangen oder sich schon bei Ligaspielen begegnet waren.

Spieler aus demselben Team, die bereits jahrelang zusammen gespielt hatten, hielten nun mal zusammen. Und dann waren da noch die Neuen. Wir. Jemanden zu haben, mit dem ich abhängen konnte, nahm mir ein Stück weit die Angst und vertrieb das Gefühl von Chaos in meinem Inneren, sodass ich nun wenigstens in der Lage war, mit Knox zur Cafeteria zu gehen.

Einer der Typen von der St. Francis University nickte mit dem Kinn in meine Richtung. Das war dann wohl seine Version eines Hallos. Einst Todfeinde, jetzt Teamkameraden. Es waren schon seltsamere Dinge passiert.

Knox boxte mir gegen die Schulter und musterte all die Typen, mit denen wir die letzten Stunden über in einem Raum gesessen hatten.

Eins musste definitiv gesagt werden: Das Catering eines Profiteams war um Längen besser als alles, was die Fulton U uns je geboten hatte. Ich war noch nicht auf einer Kreuzfahrt gewesen, aber die mit Bergen von Steaks und Lachs beladenen Serviertische schienen mir gut zu einem Luxusliner zu passen. Hier musste man sich keine Sorgen machen, dass man gegen die Regeln der NCAA verstieß, wenn man Krabbenbeine aß, die bei einem gigantischen Buffet angeboten wurden, das den Teamgeist stärken sollte. Von jetzt an würde ich nicht mehr halb verhungert zu Bett gehen müssen. Zumindest bis der gefürchtete Du-bist-raus-Anruf kam.