Top Secret 9 - Der Anschlag - Robert Muchamore - E-Book

Top Secret 9 - Der Anschlag E-Book

Robert Muchamore

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Beschreibung

Schlagkräftig – aufregend – brillant: der neue Fall von CHERUB

Schock für CHERUB: Bei einer Flugzeugexplosion über dem Atlantik sterben 345 Passagiere – brutaler Terroranschlag oder tragischer Unfall? Da bezichtigt überraschend der 12-jährige Fahim Bin Hassam seinen Vater der Tat! Doch die Beweislage spricht dagegen ... Während sich James bei einem Praktikum bewähren muss, versuchen Lauren und Jake herauszufinden, was hinter der mysteriösen Anschuldigung steckt. Undercover freunden sie sich mit Fahim an und geraten in höchste Gefahr.

Überzeugende, sympathische Charaktere und temporeiche Action: "Top Secret" ist brillante Action mit Tiefgang und aktuellen Themen.

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Seitenzahl: 375

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DER AUTOR

Robert Muchamore, Jahrgang 1972, lebt in London und arbeitet dort als Privatdetektiv. Er hasst das Landleben, bärtige Frauen, Ketchup und Mayonnaise, Schnulzfilme und Leute, die zehn Minuten lang an der Bushaltestelle warten und erst dann anfangen, nach Kleingeld zu kramen, wenn sie vor dem Busfahrer stehen. Er hat einen sehr schwarzen Humor und seine Lieblingsfernsehserie ist Jackass.

Inhaltsverzeichnis

DER AUTOR
Was ist CHERUB?Warum Kinder?Wer sind die Kinder?Das CHERUB-PersonalDie CHERUB-T-Shirts
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38EpilogCopyright

Was ist CHERUB?

CHERUB ist Teil des britischen Geheimdienstes. Die Agenten sind zwischen zehn und siebzehn Jahre alt. Meist handelt es sich bei den CHERUB-Agenten um Waisen aus Kinderheimen, die für die Undercover-Arbeit ausgebildet wurden. Sie leben auf dem Campus von CHERUB, einer geheimen Einrichtung irgendwo auf dem Land in England.

Warum Kinder?

Kinder können sehr hilfreich sein. Niemand rechnet damit, dass Kinder Undercover-Einsätze durchführen, daher kommen sie mit vielem durch, was Erwachsenen nicht gelingt.

Wer sind die Kinder?

Auf dem CHERUB-Campus leben etwa dreihundert Kinder. Unser 15-jähriger Held heißt James Adams. Er ist ein angesehenes Mitglied von CHERUB, der bereits mehrere Missionen erfolgreich abgeschlossen hat. Die gebürtige Australierin Dana Smith ist James’ aktuelle Freundin. Zu seinen engsten Freunden auf dem Campus gehören Shakeel Dajani und die eineiigen Zwillinge Callum und Connor O’Reilly.

James’ Schwester Lauren ist zwölf und gilt bereits als eine der besten Agentinnen von CHERUB. Ihre besten Freunde sind Bethany Parker und Greg »Rat« Rathbone.

Das CHERUB-Personal

Die Größe des Geländes, die speziellen Trainingseinrichtungen und die Kombination aus Internat und Geheimdienststelle bringen es mit sich, dass CHERUB mehr Personal als Schüler hat. Dazu gehören Köche und Gärtner ebenso wie Lehrer, Ausbilder, Krankenschwestern, Psychiater und Einsatzspezialisten. CHERUB wird von der Vorsitzenden Zara Asker geleitet.

Die CHERUB-T-Shirts

1

Während Bethany Parkers achtmonatiger Mission hatte sich auf dem CHERUB-Campus einiges getan. Der Weg zum Haupteingang wurde von jungen Bäumen gesäumt, das Hauptgebäude war neu gefliest und auf dem Kies vor dem Missionsvorbereitungsgebäude prangte eine riesige Satellitenschüssel.

Aber dass Bethany wirklich etwas verpasst hatte, sah sie an den anderen Cherubs: Die Mädchen trugen neue Frisuren und ein paar zuvor noch hübsche Jungen hatten jetzt fette Akne im Gesicht, es liefen Agenten herum, die sie noch nie gesehen hatte, und neue Rothemden, die unglaublich winzig zu sein schienen.

Als sie im Erdgeschoss aus dem Aufzug kam, traf Bethany die Betreuerin Meryl Spencer. Die kräftig gebaute Kenianerin strahlte sie herzlich an.

»Schön braun bist du, Bethany. Wir haben viel Gutes von dir gehört.«

Das Kompliment machte Bethany leicht verlegen. »Danke, Meryl ... Ich bin auf der Suche nach Lauren, hast du sie vielleicht gesehen?«

»Wahrscheinlich ist sie in der Autowerkstatt. Da soll so eine Art Rennen stattfinden. Ich glaube, dein Bruder Jake ist auch dabei.«

Bethany fühlte sich ertappt, weil die Suche nach ihrer besten Freundin oberste Priorität hatte – und nicht die nach ihrem kleinen Bruder. Sie rannte einen kurzen Gang entlang, schlüpfte durch die Hintertür des Hauptgebäudes hinaus und lief den Weg zwischen den Allwetter-Tennisanlagen des Campus hindurch. Ihre Combat-Hosen und Stiefel fühlten sich ungewohnt klobig an. In den vergangenen acht Monaten hatte sie an verschiedenen Orten in Brasilien und den Vereinigten Staaten selten mehr als Shorts und Sandalen getragen.

Als sie über die verlassenen Spielfelder lief, ging die Sonne langsam unter. Sie blinzelte gegen das orangefarbene Licht, das durch die Bäume blinkte. Es tat gut, wieder auf dem Campus zu sein. Die kühle Abendluft war eine willkommene Abwechslung zu der feuchten Schwüle der letzten Zeit. Absichtlich pflügte sie durch den matschigsten Teil eines Fußballtors, weil sie sich wohler fühlte, wenn ein wenig vom CHERUB-Campus an ihren nagelneuen Stiefeln klebte. Nachdem sie sich nämlich eine Weile mit ihren alten Stiefeln abgemüht hatte, hatte sie feststellen müssen, dass sie nicht mehr reinpasste.

»Lauren!«, schrie Bethany, als sie über die kleine Anhöhe kam, an deren Fuß sich etwa dreißig Kinder auf einem Parkplatz versammelt hatten. Die meisten sahen zu einer kleinen Werkstatt mit Aluminium-Wänden hinüber. Die drei hangarartigen Tore an der Vorderseite standen weit offen und boten einen Blick auf verschiedene Geräte und vier mehr oder weniger auseinandergenommene Autos.

In dieser Werkstatt wurden alle Fahrzeuge des CHERUB-Fuhrparks aufgerüstet. Sie bekamen stabilere Stoßdämpfer, Satelliten-Ortungssender, leistungsfähigere Motoren, getönte Scheiben und etwas veränderte Armaturen, um die Bedienung für jüngere Fahrer zu erleichtern. Um höchste Zuverlässigkeit zu garantieren, wurden routinemäßige Inspektionen und Reparaturen ebenfalls auf dem Campus durchgeführt und gelegentlich gab es Spezialaufgaben wie den Einbau von versteckten Kammern oder Abhörgeräten.

Einige der Kinder drehten die Köpfe, um zu sehen, wer da gerufen hatte. Lauren Adams stieß einen Schrei aus, als sie ihre beste Freundin erkannte. Sie löste sich aus der Menge und rannte den Hügel hinauf, um sie zu umarmen.

»Meine Güte!«, rief sie fröhlich, als sich die beiden Mädchen in die Arme fielen. »Ich wusste gar nicht, dass du zurückkommst! Warum hast du mir keine SMS geschickt?«

Bethany grinste und gab ein kleines Quieken von sich. »Ich wollte dich überraschen!«

»Seit wann bist du denn aus Brasilien zurück?«

Bethany sah auf die Uhr. »Unser Jet ist vor fünf Stunden an der Royal-Air-Force-Basis in der Nähe gelandet, aber ich musste gleich zu einer dringenden Abschlussbesprechung mit Maureen Evans und dann zur Vorsitzenden.«

Lauren warf einen Blick auf das dunkelblaue CHERUB-T-Shirt. »Und eine Beförderung! Sehr gut!«

»Zara hat gemeint, ich hätte schwarz verdient«, erzählte Bethany. »Aber das bekommt man ja nur für besondere Leistungen bei mehr als einer Mission, egal, wie lange man weg war.«

Lauren nickte mitfühlend, aber insgeheim freute sie sich doch etwas, dass sie immer noch einen höheren Rang hatte als ihre Freundin. »Und wie war die Mission?«

»Harte Arbeit, aber am Ende haben wir es geschafft. Und was ist mit dir? Bist du immer noch suspendiert?«

Lauren zuckte mit den Achseln. »Ich habe ein paar Tage lang Sicherheitstests auf den Airforce-Basen durchgeführt und ein paar neuen Agenten beim Einstieg in eine Mission in Nordirland geholfen, aber von größeren Missionen bin ich immer noch für einen Monat ausgeschlossen.«

»Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht, aber ich wollte es eigentlich für deinen Geburtstag nächste Woche aufheben«, sagte Bethany und hielt dann inne, um neugierig ein kleines Mädchen zu beobachten, das den Hügel hinaufgerannt kam.

»Das ist Coral«, erklärte Lauren, als die Sechsjährige auf sie zu lief. »Ich musste doch zur Strafe im Juniorblock aushelfen. Du weißt schon, die kleinen Rothemden ins Bett bringen und ihnen Geschichten vorlesen und so. Aber es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich immer noch rübergehe und helfe. Das bringt mir immerhin so viele Lernpunkte ein, dass ich keine dämlichen Theater- oder Tanzstunden nehmen muss.«

»Cool«, lächelte Bethany. »Obwohl ich eigentlich nie verstanden habe, was du gegen die Theaterstunden hast.«

Lauren schüttelte den Kopf, während Coral ihre Hand in Laurens Hosentasche schob und sich schüchtern an ihr Bein schmiegte.

»Theater ist so schwachsinnig«, stöhnte Lauren. »Weißt du noch, wie uns Mrs Dickinson eine ganze Stunde lang mit den Armen wedeln ließ und wir so tun mussten, als seien wir Bäume?«

Bethany lachte und ahmte die Stimme der Lehrerin nach: »Atmet tieeeeef und fühlt, wie euer Körper sich bewegt, wenn eure Zweige im Wind schwingen.«

»Das wäre ja noch nicht mal so schlimm gewesen, wenn man wenigstens hätte atmen können«, sagte Lauren. »Aber in diesem Theaterraum gibt es keine Fenster und es stinkt furchtbar nach Schweißfüßen!«

Lauren und Bethany schütteten sich aus vor Lachen, auch wenn das der Witz eigentlich gar nicht wert war – aber es tat einfach gut, wieder zusammen zu sein.

»Coral, das ist meine Freundin Bethany«, stellte Lauren die beiden einander vor und zog das kleine Mädchen hinter ihren Beinen hervor. »Stell dich nicht so an und sag Hallo.«

Bethany hockte sich hin und lächelte die Kleine an.

»Coral ist erst seit ein paar Tagen auf dem Campus«, erklärte Lauren. »Ihr großer Bruder tobt schon mit den anderen Rothemden herum, aber Coral ist ein wenig überfordert. Ich kümmere mich deshalb um sie, bis sie sich etwas eingewöhnt hat.«

»Hallo, Bethany«, sagte Coral und reichte ihr die Hand.

Als sie sie ergriff, bemerkte Bethany Reste von Laurens schwarzem Nagellack auf Corals Fingernägeln. »Du bist aber förmlich«, fand sie. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

Nach der Vorstellung schien Coral weniger schüchtern zu sein. Lauren und Bethany nahmen sie je an eine Hand und zogen sie zwischen sich den Hügel hinunter zu der Gruppe, die sich vor der Autowerkstatt versammelt hatte.

»Was ist da unten eigentlich los?«, fragte Bethany.

»Ach, hauptsächlich geht es darum, dass die Jungs ihr Ego streicheln und sich ein wenig Öl auf die Overalls schmieren«, frotzelte Lauren. »Das Testosteron da drinnen lässt sich fast schon mit dem Messer schneiden.«

»Ich verstehe«, behauptete Bethany, obwohl sie keine Ahnung hatte.

»Sie haben ein paar alte Golfbuggys ausrangiert, mit denen das Personal hier ab und zu auf dem Campus herumfährt«, erzählte Lauren weiter. »Aber anstatt sie zu verschrotten, hat Terry Campbell ein paar der Jungs geholfen, sie mit Motorradmotoren zu Rennwagen umzubauen. Und du weißt ja, wie sich James aufführt, wenn es um irgendetwas geht, was auch nur im Entferntesten mit Motorrädern zu tun hat. Seit wir aus dem Sommercamp zurück sind, habe ich ihn kaum gesehen.«

»Und mein Bruder ist auch dabei?«

Lauren nickte. »Er gehört zu James’ Crew.«

Coral immer noch zwischen sich an den Händen, drängten sich Lauren und Bethany durch die Menge an Kindern und traten durch die offenen Garagentüren in die Werkstatt. Drinnen standen zwei Golfbuggys, umgeben von Jungen in blauen Overalls.

Die Wagen waren verbeult und verrostet, nachdem sie mehr als zehn Jahre lang ihren Dienst auf dem Campusgelände getan hatten. Aber anstatt sie in Würde sterben zu lassen, waren ihnen die Batterien und Elektromotoren entfernt und durch alle möglichen zweifelhaften Accessoires ersetzt worden. James’ Team hatte sich für vier zusätzliche Außenspiegel, Goldfarbe und Ralleystreifen entschieden.

»Was für ein Mist«, behauptete Bethany laut genug, dass sie auch alle hören konnten. Sie stellte sich vor James’ kräftige Beine, die unter dem aufgebockten Wagen hervorschauten.

»Hi Schwesterherz«, begrüßte sie ihr elfjähriger Bruder Jake. »Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«

»Drei Ladungen Dreckwäsche, die kannst du gerne haben.« Bethany umarmte ihn kurz. Im Grunde liebten sie sich wie die meisten Geschwister – aber bei diesen beiden lag der Grund so tief, dass man schon ein U-Boot mit starkem Suchscheinwerfer gebraucht hätte, um ihre Liebe zu entdecken.

James schob sich unter dem Buggy hervor, setzte sich auf und wandte sich an sein dreiköpfiges Team. »Ich habe eine Klemme angebracht und die Verbindungen mit einer halben Rolle Klebeband versiegelt. Da sollten wir keine Probleme mehr mit dem Öldruck haben.«

»Ich bin wieder da, James!«, verkündete Bethany grinsend und streckte übertrieben die Arme aus. »Freust du dich, mich zu sehen?«

James schüttelte verächtlich den Kopf, hob den Buggy an und trat die Wagenheber beiseite, bevor er ihn wieder herunterließ. Er war überrascht, wie verändert Bethany aussah. Sie war acht Zentimeter gewachsen, ihr Busen war um einiges größer geworden, und die Sonnenbräune ließ sie reifer wirken als dreizehn. Noch ein paar Jahre älter, und sie wäre wahrscheinlich genau der Typ Mädchen, das er anmachen würde.

»Hast dich ganz schön verändert«, bemerkte er. James sah sich um und beobachtete, wie Rat und Andrew, den anderen beiden Dreizehnjährigen aus seiner Crew, praktisch die Zunge heraushing.

»Bethany, hör mal hin, wenn wir dieses Baby anlassen. « Rat sprang eifrig zum Cockpit und griff hinein, um auf den Startknopf zu drücken.

»Ich bin näher dran«, rief Andy und lehnte sich von der anderen Seite in den Buggy, woraufhin sie fast mit den Köpfen aneinanderstießen. Andy kam zuerst an den Startknopf und drückte ihn. Es ertönte ein Scheppern, dann folgte eine stinkende Abgaswolke und schließlich ein Dröhnen, das die Metallwände der Werkstatt erzittern ließ.

»Mr Campbell hat uns gezeigt, wie man den Auspuff so manipuliert, dass es möglichst viel Krach macht«, rief Andy, als er Bethanys Reaktion sah.

»Ziemlich cool, was?«, rief Jake über den Lärm hinweg.

2

Karen hatte sechs Coupons aus der Zeitung ausgeschnitten und dann online auf einer überlasteten Internetseite um das Angebot des Jahrhunderts gekämpft: vier Flüge für ein langes Wochenende nach New York zum Weihnachts-Shopping mit ihrem Sohn, ihrer Tochter und ihrer Schwiegermutter.

Das Angebot galt nur für bestimmte Flüge an bestimmten Wochentagen, sodass sie schließlich nur noch Flüge im September ergattert hatte. Und für die musste sie sogar noch mehr bezahlen, um früher zurückfliegen zu können, damit die Kinder nur einen einzigen Schultag verpassten (der Schuldirektor hatte sie angesehen, als würde ein einziger Montag die gesamten Karriereaussichten ihrer Kinder zunichtemachen).

Aber Karen liebte die Vorstellung, mit ihren Kindern nach New York zu fliegen, und es hatte sich gelohnt, wie ein Rottweiler darum zu kämpfen. Trotz der Schlangen beim Check-in, des schrecklichen Essens im Flugzeug und der endlosen Ansteherei bei den Einreisebehörden am Flughafen JFK hatten sie ein schönes Wochenende gehabt.

Sie waren auf dem Empire State Building gewesen, hatten in einem schicken Hotel gewohnt und in einem Outlet-Store zehn Meilen vor der Stadt ein paar Kreditkarten zum Glühen gebracht. Karens Schwiegermutter hatte die Kinder natürlich nach Strich und Faden verwöhnt, sodass die beiden jeden einzelnen Moment der Reise mit zu viel Junkfood und zu wenig Schlaf genießen durften.

Angus war elf und Megan neun. Sie saßen auf den beiden rechten Sitzen der Mittelreihe des Jets, ihre Mutter gleich neben ihnen und die Großmutter am Ende der Reihe. Vor zwei Stunden waren sie von New York abgeflogen, und die Crew hatte das Licht in der Kabine heruntergedimmt und die Temperatur erhöht, damit die Passagiere schlafen konnten. Aber Angus war fasziniert von seinem neuen Gameboy-Spiel und Megan wollte sich auf dem kleinen Bildschirm vor ihr einen Film ansehen. Zwar wäre es ihrer Mutter lieber gewesen, wenn sie etwas Schlaf nachgeholt hätten, aber da Karen vom Fliegen immer entsetzliche Kopfschmerzen bekam, wollte sie sich nicht darüber aufregen, solange die beiden ruhig blieben.

Megan fand die romantische Komödie über einen Biker, der sich nach einem Unfall mit seinem Motorrad in seine Ärztin verliebt, unglaublich witzig. Angus fand sie schon nach fünf Minuten furchtbar langweilig und konzentrierte sich lieber voll und ganz auf seinen Gameboy.

Doch gerade als der Film seinen Höhepunkt erreichte  – der Biker stellt fest, dass all seine Bemühungen, die Ärztin zu beeindrucken, umsonst waren, weil sie ihn tatsächlich um seiner selbst willen liebt –, gab Megans Kopfhörer den Geist auf. Sie griff unter der Armlehne hindurch und zog Angus’ Kopfhörer von seinem Schoß.

»He!«, fuhr der auf und schnappte nach dem Plastikkabel. »Was soll das?«

»Meiner ist kaputt«, erklärte Megan. »Und du brauchst ihn doch nicht.«

»Aber später vielleicht.«

»Dann kannst du ihn ja wieder haben, du Spinner«, sagte Megan und deutete hektisch auf den kleinen Bildschirm vor sich. »Mein Film ist fast zu Ende und ich will den Schluss nicht verpassen.«

Karen schlug die Augen auf und sah verärgert zu ihren Kindern hinüber. »Lasst das, ihr beiden! Angus, gib ihr den Kopfhörer!«

»Aber dann bin ich den ganzen Flug über der Angeschmierte«, beschwerte er sich. »Du weißt doch, wie das läuft. Sie sagt, es ist nur für eine Minute, und dann kriege ich ihn nie mehr zurück!«

Karen nahm ihren eigenen Kopfhörer und hielt ihn hoch. Er war noch in Zellophan eingepackt. »Angus, wenn du nachher Kopfhörer brauchst, bekommst du die hier«, erklärte sie. »Und jetzt hört auf damit. Ihr führt euch auf wie zwei furchtbar verwöhnte Bälger!«

Dabei war Karen nur zu einem Teil böse auf ihre Kinder – zum anderen Teil war sie es auf ihre Schwiegermutter, die ihnen in New York alles hatte durchgehen lassen. Das machte sie immer völlig aufgedreht.

Megan konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, als sie ihrem Bruder den Kopfhörer wegnahm. Doch als sie an dem Kabel zog, verhakte sich der Doppelstecker an der Unterseite seines Gameboys, sodass er ihm vom Schoß glitt und zwischen seinen Füßen auf den Boden rutschte.

»Pass doch auf, du Schlampe!«, knurrte Angus.

Karen riss die Augen auf. »Angus, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deine Schwester nicht so nennen sollst? So etwas sagt man nicht zu einem Mädchen!«

Megan schüttelte den Kopf. »Der ist doch so blöd! Der weiß nicht mal, was das heißt!«

Angus lachte. »Es heißt, dass du dich von Jungs betatschen lässt!«

Bevor Angus recht wusste, was geschah, hatte ihn Karen an seinem nagelneuen New-York-Yankees-Shirt gegriffen und packte seinen Arm. »Hausarrest!«, sagte sie streng. »Ich werde es nicht zulassen, dass du so redest, Angus. Zwei Wochen kein Taschengeld und kein Rugby-Klub!«

»Was?!«, stieß Angus hervor. »Das ist doch totaler Wahnsinn! Ich bin gerade erst ins erste Team gekommen!«

Megan duckte sich so tief, dass sie unter dem ausgestreckten Arm ihrer Mutter hindurch den Film weiter sehen konnte. Als Karen den düsteren Blick einer Frau auf der anderen Seite des Ganges auffing, ließ sie Angus los. Sie kam sich wie eine schlechte Mutter vor, weil sie die Geduld verloren hatte, weil sie Angus hart angepackt hatte und weil sie einen Sohn hatte, der lautstark darüber lästerte, dass seine kleine Schwester angegrapscht wurde.

Angus sah seine Mutter trotzig an. »Dad hat über hundert Pfund für meine neue Ausrüstung bezahlt. Du kannst mir nicht verbieten, hinzugehen.«

»Wart’s nur ab«, drohte Karen und warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, dass sie es ernst meinte. »Wenn ich in deinem Alter solche Ausdrücke verwendet hätte, hätte mich dein Großvater übers Knie gelegt.«

Angus hielt es für besser, seine Mutter nicht noch mehr zu reizen, und hob seinen Gameboy vom Boden auf. Als er mit Megan zu streiten begonnen hatte, hatte er das Spiel angehalten. Aber dann war der Gameboy heruntergefallen und es hatte sich wieder eingeschaltet und jetzt stand auf dem winzigen Display »Game over!«.

»Oh Mann, daran bist du schuld«, beschwerte sich Angus und stieß seiner Schwester den Ellbogen in die Rippen.

»Um Himmels willen, ihr zwei!«, schrie Karen, schnallte den Sitzgurt ab und sprang auf. »Könnt ihr euch nicht mal für fünf Minuten in Ruhe lassen? Megan, komm hierher, wir tauschen die Plätze, damit ich zwischen euch sitze.«

»Aber das ist der Schluss!«, jammerte Megan. »Es sind nur noch zwei Minuten!«

»Sofort!«, tobte Karen, während sie den Sitzgurt ihrer Tochter löste und sie hochzog.

Als sich Megan auf ihren Sitz stellte, bemerkte Karen, dass sie nicht nur das Paar auf den Sitzen vor ihnen geweckt hatte, sondern dass sie aus allen Richtungen Blicke zugeworfen bekam, die eindeutig »schlechte Mutter« ausdrückten. Megan kletterte über die Armlehne auf den Platz ihrer Mutter, ließ sich fallen und versuchte dann verzweifelt, den Kopfhörer wieder einzustöpseln und den richtigen Kanal auf dem Bildschirm zu finden.

Angus schnallte sich ebenfalls ab und trat in den Gang.

»Und wo willst du hin?«, erkundigte sich Karen ärgerlich.

Angus verdrehte die Augen, als sei seine Mutter der dümmste Mensch der Welt. »Na, so weit kann man in einem Flugzeug ja wohl nicht gehen, oder? Was glaubst du denn? Ich muss mal pissen!«

Angus war wütend wegen des Hausarrests. Und die einzige Möglichkeit, es seiner Mutter heimzuzahlen, war, ihre Verlegenheit noch zu vergrößern, indem er das Wort pissen so laut hervorstieß, dass es jeder hören konnte.

Der Elfjährige hatte die Turnschuhe ausgezogen. Aber da eine Flugzeugtoilette nicht unbedingt der sauberste Ort der Welt ist und er keine Lust hatte, mit seinen Socken in irgendwelche Pfützen zu treten, bückte er sich jetzt, um seine Schuhe unter der Fußstütze hervorzuziehen.

Gerade als er seinen Fuß in den rechten Schuh zwängte, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Der Boden erbebte und der Jet legte sich mit einem knirschenden Geräusch auf eine Seite. Angus stieß mit der Hüfte heftig gegen den Sitz auf der anderen Seite des Ganges. Dann verlor er den Boden unter den Füßen und schlug sich den Kopf an einem Klapptisch an, bevor er hilflos über den Schoß von drei Passagieren auf ein Fenster zurutschte.

Kurz bevor er mit dem Kopf voran an der Flugzeugseite aufschlagen konnte, schoss die Hand des Mannes auf dem Mittelsitz hoch und rettete ihn. Der Mann packte ihn mit einer Hand am Hosenbund, hielt ihn mit der anderen an der Brust fest und presste ihn gegen die Sitze vor ihm. Der Aufprall raubte Angus fast den Atem, aber es war immer noch weniger schmerzhaft, als mit dem Kopf gegen das Fenster zu knallen.

Die Hände des Mannes verhinderten auch, dass Angus gegen die Gepäckfächer und Lampen geschleudert wurde, während das Flugzeug weitertrudelte. Der Jet flog jetzt auf dem Kopf und die Leute begannen zu schreien. Angus hing mit den Beinen in der Luft und um ihn herum sausten Plastikbecher, Brillen, Metalltabletts und iPods an die Decke. Die langen Haare der Frau in der Sitzreihe vor ihm hingen in der Luft, und eine der Stewardessen, die den Gang entlanggegangen war, knallte ebenfalls gegen die Decke.

Als das Flugzeug wieder in seine normale Lage zurückkehrte, war die Erleichterung deutlich zu spüren. Obwohl der ganze Jet weiter zitterte, kehrte wieder einigermaßen Normalität ein. Er flog wieder richtig herum, und es sah so aus, als würde das auch so bleiben.

»Bitte alle hinsetzen und anschnallen!«, befahl ein Flugbegleiter nervös, der über die im Gang verstreuten Sachen trat, um seiner angeschlagenen Kollegin zu helfen.

Es wurde merkwürdig still im Jet und einige Leute richteten hilflos den Blick nach oben, als erwarteten sie göttliche Anweisungen.

Angus war zu verdutzt, um etwas zu sagen, während ihn die drei Erwachsenen, über deren Schoß er lag, auf die Füße stellten. Erst als er im Gang stand, bemerkte er verlegen, dass ihm seine Trainingshose in den Kniekehlen hing.

Doch die Passagiere hatten andere Dinge im Kopf, als darauf zu achten, und selbst Megan war zu erschrocken, um zu grinsen, als ihre Mutter Angus wieder auf seinen Platz zog.

»Setz dich und schnall dich fest an, mein Liebling. Ist alles in Ordnung?«

Angus tat vor allem die Brust vom Griff des Mannes weh, aber es war nicht so schlimm und so nickte er seiner Mutter nur beruhigend zu. Dann drehte er sich zu dem untersetzten Mann um, der ihn vor einem hässlichen Schlag auf den Kopf bewahrt hatte, um sich zu bedanken.

»Was ist denn passiert?«, fragte Megan.

Ihre Großmutter legte ihr beruhigend eine Hand aufs Knie. »Wahrscheinlich nur Turbulenzen, Liebes.«

»Aber da war so ein lauter Knall«, wandte Angus besorgt ein. Zugleich sah er sich suchend nach seinem Gameboy um, den er auf dem Sitz hatte liegen lassen.

Eine weibliche Stimme ertönte über den Lautsprecher:

3

Lauren wollte sich gerne etwas intensiver mit Bethany unterhalten und war deshalb froh, als Coral ein paar Spielkameraden fand, um auf dem Parkplatz Fangen zu spielen.

Die beiden Teams von je vier Jungen schoben die Golfbuggys aus der Garage ins Freie. Die meisten von ihnen hatten die Overalls abgelegt und Bethany staunte über James’ Aussehen. Während ihrer Abwesenheit hatte er sich die Haare länger wachsen lassen, jetzt trug er ein Piercing in einem Ohr, ein hochgekrempeltes schwarzes Hemd, zerrissene Designerjeans und Skateboarder-Schuhe mit dicken roten Schuhbändern.

»Was ist denn mit den Fußball-T-Shirts und Trainingshosen passiert?«, fragte Bethany, unfreiwillig von der Veränderung beeindruckt.

»Er geht immer noch mit Dana«, erklärte Lauren. »Sie hat ihn ständig aufgezogen, dass er sich anzieht wie ein Proll, und jetzt ist er total eitel geworden. Hast du gesehen, dass er die beiden obersten Hemdknöpfe offen lässt? Er hat seine Brustmuskeln trainiert und will, dass das jeder sieht.«

»Ist ja krank!«, lachte Bethany.

»Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Sommercamp«, grinste Lauren.

»Ist aber auf jeden Fall eine Verbesserung«, fand Bethany. »Und was ist mit dir und Rat?«

Bethany hatte mehr Erfahrungen mit Jungen als Lauren, die vor Verlegenheit einen Schritt zurückwich. »Wir sind immer noch gute Freunde.«

»Wen interessiert das schon?«, fragte Bethany herausfordernd. »Ich will alles über Zungentango und Finger in verbotenen Kleidungsstücken wissen.«

»Ab und zu machen wir was miteinander«, gab Lauren zu, der die Sache immer unangenehmer wurde, »zum Beispiel, wenn auf einer Geburtstagsparty überall rumgeknutscht wird.«

Aus der Werkstatt erklang ein lauter Ruf, woraufhin alle still wurden und sich zu Terry Campbell umdrehten. Sein langer weißer Bart und sein grob gestrickter Pullover ließen ihn aussehen wie jemand, der am Wochenende an einer Dampflok herumhantiert, aber er war unbestritten der cleverste Mann auf dem Campus.

Als technischer Leiter von CHERUB überwachte Terry alles – von der Reparatur der Kaffeemaschine bis zur Bereitstellung spezieller Missionsausrüstung und dem Schreiben von Software für die vielen Hundert Überwachungskameras und Sensoren, die den Campus vor Eindringlingen schützten.

Terry ermunterte talentierte junge Leute eifrig dazu, selbst Ingenieure zu werden, und leitete in seiner Freizeit gerne Projekte mit einzelnen Gruppen von CHERUB-Agenten. Im Laufe der Jahre hatte er den Teams geholfen, von motorisierten Gleitflugzeugen bis zu solarbetriebenen Getränkekühlern so ziemlich alles herzustellen.

»Hört mal her«, rief Terry ihnen jetzt zu. »Ich habe nach ein paar Berechnungen von Gewicht und Leistung festgestellt, dass diese Carts gut über hundert Stundenkilometer fahren können. Das ist für einen Golfbuggy nicht gerade eine sichere Geschwindigkeit, deshalb werdet ihr kein Rennen direkt gegeneinander fahren, sondern einzeln gegen die Uhr, und dann werden wir ja sehen, wer am schnellsten von hier über den Campus zum Parkplatz hinter dem Dojo und über das Hauptgebäude zurückkommt.«

Enttäuschtes Seufzen ertönte.

»Ist ja langweilig«, beschwerte sich Lauren bei Bethany. »Ich bin eigentlich nur gekommen, um Mord und Totschlag zu sehen.«

Terry brauchte knapp zwanzig Minuten, um am improvisierten Parcours Wachen aufzustellen, die aufpassten, dass niemand von einem der aufgemotzten Carts niedergemäht wurde. Kurz vor Beginn des Rennens kamen noch weitere Kinder und Mitarbeiter zur Garage oder standen in Gruppen entlang der Rennstrecke zusammen.

Rat, mit Sturzhelm und feuerfestem Schutzanzug, schüttelte dem vierzehnjährigen Stuart Russel, der den zweiten Wagen fuhr, die Hand.

»Ich hasse Stuart«, behauptete Bethany. »Warum hat er eigentlich so große Schneidezähne? Er sieht immer aus, als hätte er gerade an einem Baum genagt.«

Lauren grinste. »Shakeel ist der Kapitän der anderen Mannschaft, aber ich denke, wir müssen wohl James, Jake und Rat unterstützen.«

»Das sind schließlich unsere Jungs«, nickte Bethany, holte tief Luft und schrie lautstark: »Los, Team Rat, loooooos!«

Rat kletterte auf den Fahrersitz und Andy half ihm, den Dreipunktgurt anzulegen. Auf Bethanys Ruf wurde prompt Jubel im Publikum laut. Es war schwer zu sagen, aber es hatte den Anschein, als sei James’ Team ein wenig beliebter.

»Wenn du gewinnst, zeig ich dir meine Titten!«, schrie Bethany.

Lauren lachte. Sie hatte ganz vergessen, wozu Bethany fähig war, wenn sie in Fahrt geriet.

Ein Mädchen namens Tiffany – die früher ihre Freundin gewesen war, bis Bethany ihren iPod in die Badewanne geworfen hatte – rief hinter ihnen: »Wer will schon deine Hängetitten sehen, Bethany Parker?«

Im Nu war Bethany auf Tiffany zugestürmt und baute sich vor ihr auf: »Willst du eine aufs Maul?«

Tiffany stemmte die Fäuste in die Hüften. »Versuch’s doch! Wirst schon sehen, was du davon hast!«

Tatsächlich stürzte Bethany sich auf sie. Die allgemeine Aufmerksamkeit wandte sich von dem bevorstehenden Rennen ab und den beiden Dreizehnjährigen zu, die sich mittlerweile im Dreck wälzten. Zwar waren beide im Nahkampf ausgebildet, doch davon war jetzt nicht mehr viel zu erkennen. Wie bei jeder gewöhnlichen Prügelei packten sie sich gegenseitig, rissen sich an den Haaren, kratzten sich mit langen Fingernägeln und ließen Kies aufspritzen.

»Du dreckige Kuh!«, schrie Bethany.

»Red du nur, du sexbesessene Schlampe!«, kreischte Tiffany.

Jake grinste James an. »Ich liebe es, wenn sich Mädchen prügeln. Das ist so witzig!«

Nach einer halben Minute machte sich bemerkbar, dass Bethany in letzter Zeit nicht mehr trainiert hatte und nicht sehr fit war. Sie rang keuchend nach Luft, als Tiffany sie mit den Knien auf den Schultern zu Boden drückte und sich für den ersten Schlag auf den Mund rächte.

Lauren erkannte, dass ihre Freundin kräftig Prügel einstecken würde, und sprang vor, um Tiffany um die Mitte zu packen. Mittlerweile hatte sich Terry Campbell mit seinen beiden Teamkapitänen durch die Zuschauer gekämpft.

»Hört auf, ihr beiden!«, schrie er, als Lauren Tiffany wegzog.

James und Shakeel hielten Bethany fest, die aufgesprungen war und sich wieder auf Tiffany stürzen wollte.

»Lasst mich los!«, tobte sie. »Ich kratz ihr die Augen aus!«

Tiffany betrachtete die beste Freundin ihrer Gegnerin als nicht gerade neutrale Person und begann, nach Lauren zu treten und zu schlagen, bis ein paar der älteren Mädchen eingriffen und sie aufforderten, sich zu beruhigen.

»Hört auf, euch so dämlich aufzuführen!«, brüllte Terry Campbell, während sich Tiffany und Bethany im abendlichen Dämmerlicht wütende Blicke zuschossen. »Noch ein Mucks von euch und ich melde euch beide der Vorsitzenden!«

Tiffany drohte mit dem Finger. »Du hast Glück, dass dich deine Freundin gerettet hat. Noch fünf Sekunden und ich hätte dir den Kiefer gebrochen!«

James hielt Bethany immer noch fest unter den Achseln gepackt und zog sie zurück, als sie sich nach vorne warf und knurrte: »Kein Wunder, Tiffany! Dein fetter Hintern allein wiegt ja schon mehr als ich!«

»Aufhören!«, verlangte James. Er ließ Bethany los, stieß sie dabei aber heftig beiseite, um ihr zu zeigen, dass er stärker war als sie und dass sie nicht weit kommen würde, wenn sie Tiffany noch einmal anzugreifen versuchte.

»Verdammt«, grollte Bethany zornig und fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare, um den Dreck herauszuschütteln. »Ich fasse es nicht, dass sie mich geschafft hat. Ich bin so schwach, ich muss unbedingt wieder trainieren.«

»Sie ist es nicht wert, dass du ihretwegen Strafrunden läufst«, beruhigte Lauren sie und legte eine Hand auf Bethanys Rücken. »Und so schlecht warst du gar nicht. Von deinem ersten Schlag blutet sie immer noch aus ihrer riesigen Klappe.«

»Ich schulde dir was«, stellte Bethany fest. »Wahrscheinlich hätte ich keine Schneidezähne mehr, wenn du sie nicht weggezogen hättest.«

Mittlerweile konzentrierten sich die meisten Leute wieder auf das Rennen. Terry Campbell warf einen Blick zum Himmel, um zu sehen, wie hell es noch war. Dann nahm er eine Stoppuhr aus der Hosentasche. Die Motorradmaschinen starteten und zehn Sekunden später breitete sich eine bläuliche Abgaswolke aus.

»Und wieder ein schwerer Schlag für die Umwelt«, hustete Lauren.

Terry ließ die Hand sinken, um zu zeigen, dass er die Stoppuhr in Betrieb gesetzt hatte, und Rat trat das Gaspedal durch. Als aus der Menge ein paar »Los, Rat!«-Rufe erklangen, breitete sich auf James’ Gesicht ein stolzes Lächeln aus. Alle schienen beeindruckt, dass ein Wagen, der zehn Jahre lang mit fünfzehn Stundenkilometern auf dem Campus herumgeschlichen war, jetzt den Hügel hinaufschoss, dass der Kies unter den Hinterrädern aufspritzte.

»Wir füttern den Motor mit bleifreiem Superbenzin in der höchsten Oktanzahl«, erklärte James den Mädchen, als Jake und Andy zu ihnen traten. »Wir haben die Einspritzanlage so verändert, dass eine reiche Benzinmischung in den Zylinder kommt, um die Leistung zu erhöhen, und dann haben wir den Motorchip gehackt, damit man den Motor höher aufdrehen kann und ...«

»Als ob mich der dämliche Motor interessieren würde, du Freak«, unterbrach ihn Lauren. »Ich bin nur hier, weil ich hoffe, dass etwas explodiert.«

James merkte, wie dämlich er sich anhörte. Terry wartete eine volle Minute, bis er Stuarts Wagen auf die Strecke ließ. Shaks Team hatte das Dach von seinem Wagen montiert, und James registrierte besorgt, dass er dadurch hügelaufwärts stabiler wirkte.

»Na, bereit zu verlieren, Mann?«, grinste Shak und zeigte James den Finger.

Obwohl er ein Jahr jünger war als James, war er bereits größer und ähnlich kräftig gebaut. »Ich bin ja so froh, dass wir das Dach abmontiert haben. Und die neuen Reifen vom Schrottplatz müssten uns wesentlich mehr Zugkraft bringen.«

»Dafür haben wir durch unseren Computerhack mindestens zwanzig PS mehr«, brüstete sich James.

Shak schüttelte übertrieben den Kopf. »Es kommt nicht auf die Power an, Junge. Es kommt darauf an, wie viel du davon auf die Straße bringen kannst!«

Bethany und Lauren sahen einander an und gähnten demonstrativ. Das Dröhnen der aufgemotzten Motoren wurde allmählich leiser.

»Ich glaube, da fand ich es sogar noch besser, als James von Mädchen besessen war«, stellte Lauren fest.

»Dazu fällt mir ein Witz ein«, warf Shakeel fröhlich ein. »Wer will ihn hören?«

»Niemand«, erklärte Jake bestimmt. »Du und deine blöden Witze ...«

»Warum sind Motorräder besser als Frauen?«, überhörte Shak den Einwand geflissentlich.

Lauren schüttelte den Kopf. »Weil man nicht immer um Erlaubnis fragen muss, wenn man sie besteigen will.«

»Den hast du schon gekannt«, bemerkte Shak enttäuscht.

»Du hast ihn gestern Abend beim Essen erzählt«, erinnerte Jake ihn. »Und da war er auch schon nicht lustig.«

»Wo ist eigentlich Dana?«, wollte Shak wissen. »Will deine Kleine nicht sehen, wie dein armseliges Wägelchen und dein Ego gleichzeitig vernichtet werden?«

James zuckte mit den Schultern. »Sie liest irgendein Buch. Sie meinte, ihr sei es recht, wenn ich mich an dem Projekt beteilige, solange sie sich nichts dazu anhören muss und ich erst zu ihr komme, wenn ich mir den Benzingestank abgewaschen habe.«

»Vernünftiges Mädchen«, nickte Lauren, »auch wenn ich ihren Geschmack in Sachen Jungs fraglich finde ...«

»Das ist das coolste an Dana«, erklärte James. »Sie braucht ihren Freiraum, und es macht ihr nichts aus, wenn ich allein was unternehme.«

»Ich dachte, sie wollte mit dir zusammen dieses Praktikum an der Rennstrecke machen?«, fragte Andy.

James nickte. »Ja, wenn sie den anderen Platz bekommt.«

»Was für ein Praktikum?«, wollte Bethany wissen.

Lauren deutete auf James. »Alle Fünfzehn- und Sechzehnjährigen sollen ein zweiwöchiges Arbeitspraktikum machen. Mr Campbell hat James bei einem seiner Kumpel von der Uni untergebracht, der ein Motorrad-Rennteam leitet.«

Jake schüttelte den Kopf. »Der hat ja so ein Glück! Die meisten anderen enden in einer Boutique oder so was Ähnlichem.«

»James hat immer Glück«, behauptete Shak. »Sein Butterbrot fällt garantiert nie auf die gebutterte Seite.«

Plötzlich spitzten alle die Ohren. Das entfernte Motordröhnen stammte von nur noch einer Maschine. Es wurde still, und die beiden Teams sahen sich nervös an und fragten sich, welches Gefährt wohl auf der Strecke geblieben war.

James spürte, wie das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Als er es aufklappte, hörte er die Stimme seiner Freundin.

»Hat der brennende Golfbuggy auf der Straße zum Hauptgebäude vielleicht etwas mit dir zu tun?«, fragte Dana, nicht ohne Schadenfreude bei der Vorstellung, dass James’ ganzer Stolz in Flammen aufging.

»Brennend?«, stieß James hervor. »Kannst du den Fahrer sehen? Ist er in Ordnung? Kannst du erkennen, ob es Rat oder Stuart ist?«

Die Feuermeldung versetzte James in Panik. Bevor Rat gestartet war, hatte er noch eine defekte Benzinleitung ersetzt. Falls er dabei etwas falsch gemacht hatte, konnte sie leicht bersten und das Fahrzeug in Brand setzen, wenn das austretende Benzin auf das heiße Motorgehäuse tropfte.

Lauren wurde von den beiden Teams beiseitegestoßen, die sich um James’ Handy zu drängen versuchten.

»Es ist ein ganzes Stück weit weg«, berichtete Dana. »Sieht aus, als ob es dem Fahrer gut ginge, und ein paar Angestellte rennen mit Feuerlöschern hin.«

James wollte unbedingt wissen, ob es sein Wagen war.

»Kannst du nicht hinlaufen, damit du mehr siehst?«

»Ich bin oben in meinem Zimmer«, erklärte Dana. »Ich muss mir erst Hosen anziehen und auf den Lift warten. Aber da fällt mir noch etwas ein. Der erste Buggy, der vorbeigefahren ist, hatte ein Dach, und der hier anscheinend nicht.«

James grinste breit. »Vor diesem ist ein Buggy mit Dach vorbeigefahren?«

Bei diesen Worten begannen auch Andy und Jake zu grinsen.

»Ganz bestimmt.«

»Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?«, stöhnte James auf. »Mein Wagen hat ein Dach, Shaks Team hat das Dach abgesägt.«

Shak hatte keine Lust, sich die Häme von James und seinen Teamkollegen anzuhören. Er rannte lieber los, um sich um seinen angeschlagenen Buggy zu kümmern, mit seinen beiden jüngeren Assistenten im Schlepptau.

»Sollte man nicht ein wenig Mitgefühl für Shaks Team aufbringen?«, fragte James, lachte dann laut los und klatschte Jake ab. »Nein!«

Während James’ Team sich umarmte und vor Freude herumhüpfte, beendete Rat seine Runde um den Campus und fuhr den Hügel hinauf. Er hatte den flammenden Untergang seines Rivalen mit angesehen und fuhr vorsichtig zurück, ohne ein unnötiges Risiko einzugehen.

James und seine Crew waren zwar ziemlich aufgeregt, doch die Zuschauer verließen das Gelände eher unzufrieden. Sie hatten über eine Stunde auf das Rennen gewartet. Und dann hatten sie nicht einmal ein richtiges Rennen geboten bekommen. Den Brand hätten sie von ihren Zimmerfenstern aus besser sehen können.

»Langweilig«, konstatierte Lauren auf dem Rückweg.

4

Für einen kurzen Augenblick schien es, als wäre alles wieder normal. Die Flugzeugpassagiere waren erschrocken, ein paar suchten in den Gängen und unter den Sitzen nach ihren Handys. Im Gang zwischen der Economy- und der Businessclass beugte sich ein asiatischer Arzt über die Stewardess, die sich bei dem Sturz an die Decke den Nacken verrenkt hatte.

Doch am Rumpf des Jets strömte die Luft lautstark entlang und die Passagiere beunruhigte das anhaltende Rütteln. Da die Piloten keine Zeit hatten, seitlich aus den Fenstern zu sehen, gingen die Flugbegleiter durch die Gänge und baten die Passagiere auf den Fenstersitzen, nach Ungewöhnlichem Ausschau zu halten. Angus sah seine Großmutter eine der Stewardessen am Arm berühren. Sie blieb stehen und drehte sich um.

»Wird es bald noch eine Durchsage geben?«, wollte sie wissen.

Die Stewardess hatte genauso viel Angst wie alle anderen, bemühte sich aber, das nicht zu zeigen. »Die Piloten versuchen herauszufinden, was den Knall verursacht hat und warum das Flugzeug gerollt ist. Sobald wir wissen, was los ist, geben wir Ihnen Bescheid.«

Am anderen Ende der Vierersitzreihe versuchte Angus immer noch, seinen Gameboy irgendwo auf dem Fußboden zu entdecken, während sich sein Toilettendrang verstärkte. Karen hielt ihre Kinder zu beiden Seiten neben sich an der Hand.

Als das Flugzeug ein weiteres Mal ächzte, hielt sie sie noch ein wenig fester. Die leichten Kabinenwände bogen sich so sehr, dass mehrere Gepäckfächer aufsprangen und der Inhalt in die Gänge stürzte.

Ein Amerikaner sprang plötzlich von seinem Fensterplatz auf und rief der Stewardess zu: »Ma’am, ich glaube, da ist eben etwas abgebrochen!«

»Konnten Sie sehen, was es war?«, fragte die Stewardess eindringlich und lief zu ihm. »Sind Sie ganz sicher?«

»Ziemlich sicher«, nickte der Mann. »Wir sind sehr schnell, aber da war ganz bestimmt etwas. Es war fast nur ein Blinken im Sonnenlicht.«

»Ich glaube, ich habe auch etwas gesehen«, warf eine Frau in der Reihe dahinter ein. »Es ist, wie er sagt. Es war rechteckig. Ein Stück Metall oder so etwas.«

Die Stewardess nickte. »Ich gehe ins Cockpit und melde es dem Piloten.« Dann rief sie laut: »Könnten diejenigen auf den Fensterplätzen bitte weiter darauf achten, ob etwas Ungewöhnliches passiert?«

Angus war ein wenig erleichtert, als die Worte »Bitte auf Durchsagen achten« von dem LCD-Bildschirm vor ihm verschwanden. Vielleicht dachten die Piloten ja, dass wieder alles in Ordnung war. Er zog die Hand aus der seiner Mutter und suchte nach dem Kanal mit der Fluginformation.

Auf dem Bildschirm hatte der rote Streifen hinter dem Flugzeug einen Bogen gemacht und die Nase ihrer Maschine zeigte wieder in Richtung Nordamerika.

»Wir haben gewendet«, stellte er fest.

Megan schaltete schnell ihren eigenen Monitor an, um den Informationskanal zu sehen. Gleichzeitig bemerkte eine Frau vor ihnen alarmiert: »Wir verlieren an Höhe! Viertausend Meter!«

Angus beobachtete ihre Position über dem Nordatlantik. Er sah, wie weit sie seit ihrem Start in New York geflogen waren, und schätzte, dass sie noch mindestens eine Stunde vom Festland entfernt waren, selbst wenn es dort direkt einen Flughafen geben sollte.

Eine aufmunternde Stimme erklang durch den Lautsprecher und alle wurden still.

»Hier spricht Maxine, Ihre Copilotin. Wir versuchen immer noch herauszufinden, was genau mit unserem Flugzeug geschehen ist, aber ich kann bestätigen, dass es sich aufgrund eines Fehlers im Hydrauliksystem nur noch schwer steuern lässt. Wir haben unseren Flug daher erfolgreich zum nächsten Flughafen umgeleitet und werden vorsichtshalber in voraussichtlich achtundfünfzig Minuten in Neufundland landen. Damit Sie sich etwas entspannen können, haben wir das Unterhaltungsprogramm wieder eingeschaltet. Wir möchten Sie aber bitten, für den Rest des Fluges angeschnallt zu bleiben.«

Die Copilotin klang nicht beunruhigt. Wieder griff Karen nach den Händen ihrer Kinder, doch diesmal berührte sie sie nur leicht, anstatt sie fest zu packen.

»Aber ich platze gleich!«, beschwerte sich Angus.

Megan sah zu ihm hinüber und brachte ein Lächeln zustande. »Was ist nur los mit euch Jungs? Alle zwei Minuten müsst ihr aufs Klo.«

Karen brachte mehr Verständnis für ihn auf. »Wenn es wirklich dringend ist, fragen wir die Stewardess, wenn sie das nächste Mal vorbeikommt.«

Angus sah auf seinen Monitor und stellte fest, dass das Flugzeug weitere fünfhundert Meter an Höhe verloren hatte. »Wir sinken immer noch«, bemerkte er.

Seine Großmutter neigte sich vor und erklärte ihm: »Die Piloten ändern ständig die Flughöhe, um Turbulenzen auszugleichen. Als ich vor ein paar Jahren einmal über Australien flog, um deine Tante Marian zu besuchen, war es so schlimm, dass deinem Großvater das Gebiss aus dem Mund fiel.«

Karen hatte die Geschichte schon gehört, die Kinder aber kannten sie noch nicht und fanden sie zum totlachen.

»Gebisse sind total krass!«, rief Angus. »Weißt du noch, wie wir im Hotel waren, und da stand es auf Grandpas Nachttisch?«

Megan schauderte. »Erinnere mich bloß nicht daran!«

Angus fühlte sich gleich besser, als er wusste, wohin sie flogen, und wie um zu beweisen, dass seine Großmutter recht hatte, sah er die Zahlen auf dem Display vor sich steigen. »Wir sind wieder auf viertausend.«

»Oh verdammt!«, rief ein großer Liverpooler in einem Polohemd. »Stewardess!«

Angus sah in den Gang und bemerkte den Mann, der ein Dutzend Reihen vor ihm von seinem Sitz gesprungen war. Auch in den umliegenden Reihen erhoben sich einige Passagiere. Es war zu unruhig, als dass man einzelne Leute hätte verstehen können, aber die Neuigkeiten verbreiteten sich in Windeseile durch das Flugzeug.

»Was hat er gesagt?«

»Wer?«

»Da drüben. Etwas von einem Riss.«

»Ein großer Riss in der Tragfläche?«

»Oh Gott! Du machst doch Witze, oder?«

»Da ist ein Riss im Flügel!«

»Was ist da los?«

Diese Information traf Angus wie der Amboss den Cartoonhasen. Der Ehering seiner Mutter grub sich in sein Handgelenk, aber er beschwerte sich nicht. Die Stewardess lief zum Cockpit, und Angus bemerkte, dass sie wieder an Höhe verloren.

»Meine Damen und Herren, hier spricht Maxine, Ihre Copilotin«, erklang es aus dem Lautsprecher, aber diesmal weit weniger gefasst. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir Informationen über ernsthafte Mängel im Flugzeugrumpf erhalten haben. Wir können es zwar noch einigermaßen steuern, aber es ist uns im Moment nicht möglich, die Flughöhe beizubehalten. Wir stehen mit den Ingenieuren an unserem Stützpunkt in London in Verbindung und tun, was wir können, aber ich muss Sie bitten, der Besatzung sorgfältig zuzuhören, die Ihnen den Gebrauch der Schwimmwesten erklären wird.«

»Ich sterbe«, entfuhr es Megan. Diesen Satz stieß die Neunjährige normalerweise aus, wenn sie ein Glas Milch auf einem neuen Teppich verschüttet oder eine CD ihres Dads zerkratzt hatte. Aber diesmal schien es keine Übertreibung zu sein.

Angus beobachtete, wie die Zahlen auf seinem Display unter zweitausend Meter sanken, während ein Steward eine Lautsprecherdurchsage machte: »Wir möchten jetzt alle Passagiere bitten, ihre Schwimmwesten unter den Sitzen hervorzuholen und über den Kopf zu ziehen, für den Fall einer Landung im Wasser. Bitte die Schwimmwesten nicht – ich wiederhole nicht – aufblasen, bevor Sie das Flugzeug verlassen haben. Bitte legen Sie nichts auf den Schoß und achten Sie auf Anweisungen aus dem Cockpit. Sie müssen sich darauf vorbereiten, die Notlandehaltung einzunehmen, sobald man es Ihnen sagt. Die Besatzung wird jetzt ihre Plätze einnehmen und kann den Passagieren keine weitere Hilfe leisten.«